1919 / 32 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 07 Feb 1919 18:00:01 GMT) scan diff

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eber die Ginfuhr von Büchern, Flugschriften,

Vio Büren nud üalichen Drucksachen in das besepte links- rhitnishe Gebiet ließ der Verband folgende Bestimmung dergon,, geben : „Soweit die Zulassung von Drudtsachen nicht bereits erlau! ist, müssen von solchen Veröffentlihungen je. d Exemplare an das „(Comiié interallió de Luxembourg (sectian da la SAnaRre, zur Zensur eingesandt werden. ‘Die gegenwärtig im Schulunter1i t benußten Bücher können ohne Sondererlaubnis eingefübrt w rden, dagegen sind neue Auflagen der Zensur vorzulegen. Die Besa AH0n behörden behalten sich jedoch das Recht vor, bereits im Ge rau ) befindlihe Bücher uud Lehrbücher zu verbieten und einzuziehen, falls sie nah ih1éèr Ansicht die O Heeres oder die Achtung por

alliierten Regierungen beeinträchtigen. i : 1 Die deutsche Köntintillion ersuchte die Alliierten, ausgedienten aktiven Unterofti{teren, die sh um Zioilstellen bemühen, die Einreise in das beieyte Gebiet zu erleihtern. i

Deutschersei:s wurde nochmals auf den S agel mit deutschen Bantnoten von Holland n.a ch elgien hingewie'en. Die belgische Negierung wurde um Eikflärung gebeten, unter welden Bedingungen nach Ab1auf der vereinbarten Umtau'ch- fcist für Martwerte noch Umwechslungen vorgenommen worden find und welche Höbe diese nachträglihen Umwechslungen erreicht haben. Troßtem die Mark in-Beigien bereits Anfang Januar eingezogen ein sollte, würcten auch jegt nos Mzxknoten umgewechelt, u, a. bei

Bánque Nation-le de FHelgique.

d Die d ut\de Kommission protestierte neuerdings energisch gegen dle Verhaftung von deutschen Stag ang e ri Gen duch die Entente, die im Besiy von rechtmäßig erworbegen bee ichiagnahmten französischen und belgishen Maschiren find. Ste ber- langte nvcmals die jofortige Freigabe der Verhaiteten. Die deutsche Kommi sion ‘erheb’ ferner Einspruch dagegen, daß dle irausiGen Besäßu gsbehörden in Elsaß-Lothringen entgegen dem Waffenstill- ftandeabtommen immer voh deutshe Bürger zur Verantwortung ziehen weil sie an der Zwangéverwaltung und Beschlagnahme des Ve1mögens allitirter Staatsangehöriger beteiligt waren. /

«Auf! die deutsche Bitte, -die früheren Gefangenenlager in Rastatt, Darmstadt, Limburg und Mannheim von den B sazungétruppen räumen zu lassen, ließ Marschall Fo ere Tren; daß diese Lager besetzt blieben, um darin nöôtigenfalls (Flfaß- Lothringer aus. Gesundheitsrücksihten untezbringen zu tönnen.

Die auch in der Presse bekanntgewordenen Mitteilungen über mangelnde Erteilung von Aufträgen und die Zurül- ziehung bereits vergebener Aufträge haben dem Zentral r at in seiner vorgestriaen Sitzung, wie „Wolffs Telegraphenbür o berichtet Viranlassung gegeben, diese Dinae einer gründlichen Besprechung, zu unterzi-hen, . und er beabsichtigt, sie demnächst gemeinsam mit dem preußishen Ministerium und den be- treffenden Staalssekretären zu besprechen.

"Die zahllosen Schiebungen, die beim Verkauf von Heeres gut, insbesondere von Pferden, vorgekommen find, haben viele Klaaen veranlaßt. Jm Anschluß daran wurde be- n einem Antrage des. Kriegsministernums zuzustimmen, as sür die He1beischaffung zu umecht erworbenen Heeresguts Prämien vorschlögt. - Von verschiedenen Seiten ist dem Zentralrat die Aufforderung zugegangen, gegen derazutige Machenschaft-n mit allen Mitteln vorzugehen. |

* Uber die Art der We1buna der Freiwilligen wird vielfoch geklagt, ebenso über die Unordnung in der Aufstellung der* eivzelnen Truppenteile sür den Grenzschug. Werbung vnd Organisierung der Truppen erfolaen häufig dur einzelne Oifiziere auf eigene Faust, ohne Berücksichtigung größerer Gesichtspunkte. Ucber diese leßteren Angelegenheiten beab- sichtigt der Zentralrat mit den zuständigen Stellen in Be- spuechungen einzutreten. '

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Dem Zentralrat sind in leßter Zeit sehr viele Klagen ur bd Anzeigen über Mißstände bei Ve1steigerungen von Heeresgut zugegaugen Desgleichen auh über Versteige- rungen ur d Veikäufe so'her Gegenstönde die aus Diebstählen und Schiebungen herrühren. Wie „Wolfs Telegraphenbüro mitlteilt, steht der Zentralrat auf dem Standpunkt, daß hiergegen mit aller Schärfe vorgegongen werden mvß. Er hat deshalb den Rat der Volksheauftragten gebeten, alle Behörden darauf hinzuweisen, gegen solches Verfahren mit oller Strenge der gesèßlichen Bestimmungen vorzugehen. Hierzu beizutragen ift auh die Pflicht aller Konirollorgane. Havdelt es sih um Verfehlungen von Amtepersonen oder Kontrollorganen selbst, so muß de'en Entfernung vnverzüglich erfolgen unb sie der g!\sepl hen Abmteilung zugeführt werden. Es kann nicht an-

ehen, daß sich unlautere Clemente an dem Heeresgut, das tationaleigentum ist, zum Echaden der Allgemeinheit bereichern. Sofern der Bevölkerung solche Tatsachen bekannt werden, wird fie gebeten, diese mit genügendem Beweismaterial (Zeugen u)w.) unter Namensnennung der zuständigen Stelle (K. M.) zuc Kenntnis zu bringen.

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Dr. Vikior Naumann, der dem Reiche während des Krieges wertvolle Dienste in der auswärtigen Politik geleistet ht, ist, wie „W. T B.“ mitteilt, unter Verleihung des Titels eines Gesandien zum Düiektor der Nachrichtenabteilung des Auswäiti;,en Amtes erzaannt worden.

Bei den hier in den leßten Tagen mit Vertretern des polnischen Obersten Volksrats in Posen stattgehabten Verhandlungen erklärte die preußische Regierung, einer amtlichen, von „Wo'ffs Telegrophenbüi: 0“ verbreiteten Mit- teilung zufolge, im Einversländn1s mit der Reichsregierung, daß die durch die jüngste Entwicklung in der Pro- vinz Posen entstandene Lage tin keiner Weise den Entscheidungen des Friedens\chlusses vorzugreifen vermöge, daß gemäß dem Waffen #st llstandsvertrag im Osten die Reichsgrenzen vom August 1914 avzue' kennen seien, und daß innerha!b dieser Grenzen die staatlihe Souoeränität beim Deutschen Reich bezw. preußischen Staat liege. Jn Konsequenz dieser Rechislage hielt die Preußishe Regieruna das Vorhandensein einer polnischen Armee unter polnischer Befehl8gewalt innerhalb der deutschen Reich8grenzen sür unmöglih und forderte ihre Auflösung. Ferner fo1 derte sie die Wiede'einsezung der preußischen Behöiden, soweit sie an der Ausübung: ihrer Umtetätigkeit durch die Polen behindert seien, und erklärte, nur solche Behörden für zuständig eg ep zu können; die von der p eußischen Regierung ‘eingeseßt seien oder anerkannt

würden. Die: Bepollgzächtigten des. polnischen Obersten Völks-.

rats- erfannten. zwar ben Rechtsstandpunkt - der. preuß1schen Regierung na | daraus préußiscberseits: En Forderungen ans gesichis der“ tatsächlichen durch. die entstandene Bewegung 2in-

getretenen Verhältnisse niht erfüllen zu können. Jus-

der: formálen Seite hin--an, erklärten aber die

besondere lehvien sie die verlangte sofortige Woffennieder- lecung ab Statt dessen s{h]ugen sie vur, die Ver handlungen auf zwei Wochen zu vertagen und während dieser Heit beider- seits die Kampfhandlungen einzustellen, Die preußische Regierung hat darauf im Eiaverständnis mit der Reichsletitung dem polnischen Obersten Volksrat mitgeteilt, daß die Ein- stellung der Kampfhandlungen pur unter der Bedingung be- willigt werden könne, daß feine polnishen bewaffneten Formationen innerhalb der déutshen Reichsgrenzen ver- blieben.

Das „Wol!ffsce Telegrapher büro“ verbreitet nachstehende amiliche Mi1teilung ver Obersten Heeresleitung über unsere Truppen im Osten: D

Seit dem 3. Februar liegt--der Ostschuß in der Hand der Obersten Heeresleitun-. Die Lage üt vor allem -im Baluikum immer noch jehr ernst. Zwar ift es gelungen, den Ansturm der Sowjettruppen am Windau-Abschniti zunächst zum Hatten zu bringen. És Uegen jedoch Anzeichen dafür vor, daß der Gegner nur Verstärkungen beran- Pebt, um dann seinen Vo1imarsch mit e1neuliT Kraft fortzulegen. Der Besiy von Libau scheint das nächste Ziel der Sowje1trux pen zu sein. Auch südlich des Baltikun's ijt es uns gelungen, unjere Linien zu behaup1en und damit die Grenzen von Ostpreußen und die für den Abtraneport so überaus wichtige Bahn Brest- Litewsk— Groß; Prostfem zu sichern. Kowno, G1odno, Bia1ystok und Brest-Litowèek sind in unjerem Besitze. Die Räumung der Ukfraine ist am 12.. Februar beendet. Es if gelurgen, alle Truppen bis aus die in Odessa und Nikolajewtk abgeschnittenen zurückzuführen. Am 9. Februar passierte der leßte Zug: in Richtung Kiew mit Teilen der sädjisch-n 92. Intanteriedivision Pawurs, (8 steht zu hoffen, daß bei weiterem guten. Fontschreiten der Näumung sämtliche Truppen am 20. Februar mit Ausnahme des Grenzichußes die Veichsgrenze iberschritten haben twerden. :

E Bie Ül erbandiuint n mit der Entente über den Akbtranêport der im Schwa1ze-Meer-Gebiet und in der Türkei befindlichen Trurpen haben nunmehr zum Ubschluß getührt. Der Abtransport ¿zur See ist genehmigr. Da ter erforderliche Scbifföraum nichk zur Sielle ist, wird jedo noch geraume Zeit bis zum endgültigen Abtransport vergehen.

Ueber die Lage an unserer Ostgrenze liegen folgende Meldungen des „Wolffichen Telegraphenbür os“ vor: A

Königsberg i. Pr., 6. Februar. Wie aus zuverlässiger Quelle gemeldet wird, ist Telsz e, etwa 60 Kilometer von der ost- preußischen Grenze, am 3. Febwuar von starken regulären und ôrtlihen Bolschewisten beseyt worden, von denen Teile nah Süden und Westen marschieren.

Bromberg, 6. Februar. In der Gegend von Neu Smolin und Antonsdort stärkere “Patrouillengefechte. In den übrigen Abschnitten nur geringe Pattouillentätigkeit.

Nawit| ch, 6. Kbruar. Der Ab\schnittskommandeur veröffent- lit folgenden Gefehtsbericht vom d. und6. Februar: Der Feind griff am 5. Februar um 2 Uhr 30 Minuten mit starken Krätt-n Sarnowko und die zwischen Derchel und Eolednice nach Sa1nowto sührende Straße an. Unter Mithilfe der polnischen Ein- wohner von Sarnowko gelang es dem Feind, das Dorf zu nehmen und von dort aus bis Sarne weiter vorzudringen. Von Sarne aus, das von Often uyd Nordosten her genommen wurde, brach dexr Feind in Friedrihswtilir - ein, wo er jedo sofort im Gegenstoß unter starken Verlusten und Einbuße an Gefangenen zurückgetrieben wurde. Auch La\chin mußte unter dem starken DruE_des Feindes von Komarcbewo her vorübergehend geräumt werden. Um 9 Uhr war der Ort jedoch wieder nah träftigem Gegenstoß in unserem Besiß. Ein mit Uebermacht gegen Gichenbtonn geführter fetndliher Anzriff wurde glait abgewiesen. Der Feind erlitt st(ake Verluste und licß Waffen zurü. Bis 11 Uhr Vormittags waren außer Sarne und Sarnowko alle Orte wieder in unserer Hand. Cin Panzerzug aus Lissa beteiligte sh hervorragend an den Kämpfen. Verstärkungen stnd unterwegs. Alle anderen Be- richte über die Kämpfe bei Rawitsch entsprechen nicht der Wahrheit.

Zwischen dem Vollzugsrat des A? beiterrais und den Ver- tretern der vereinigten Beamten- und Berufsorganisationen in Düsseldorf sind Verhandlungen gestern wieder aufgenommen worden, Laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ ist auf Grund dè1selben der Generalstreik und die Auf- forderung zur vorläufigen Zurückhaltung von Geldzahlungen und Steuern an die Stadlkasse aufgehoben worden. Die Bürgerschaft wird aufgefordert, ihre bisherige Tätig- keit sofort wieder aufzunehmen, Die Aufhebung des Generalstreiks erfolgte, nahdem der Vollzugsrat zu- gesichert hatte, daß die Presse- und Versammlungs- freiheit gewährleistet wird und weitero Eingriffe in die persönliche Freiheit und dos Eigentum der Einwohner nicht beabsichtigt find. Der Vollzugs1at e klärt weiter, daß- die Wahlen zur Stadtoe1wal!ung durch seine Anhängerschafst niht gestört werden uvd daß die Jnteressen der Gesamtheit der Bürgerschaft nach b: stem Können wahrgenommen und Än- regungen hierzu von jeder Seite gegeben werden dürfen. Die vom Vollzugsrat abgeseßten Beamten bleiben in ihren Aemtern. Die Forderungen der Polizei und der Eisenbahnbeamten find vom Vollzugs1rat alsbald zu erfüllen.

N der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reihs- und Staatsanzeigers“ werdén die Ergebnisse der am 4. De- zember v. J. im Deutschen Reich veranstalteten Viehzählung veröffentlicht.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Der Staatsminister von Bassewiß ist, wie „Wolfss Telegraphenbüro“ weldet, zuüückgetrelen und mit der vor- läufigen Führung der Geschäfte der Volksbeauftragte Ab- geordnete Schauder betraut worden.

Hamburg.

Oa der gesamten Beamtenschafst und den Partei- orga. isationen sind laut Meloung des „Wolffschen Telegraphen- büros“ Einigungs8§verhandlungen geführt worden, die ‘zu dem E gebnis gesührt haben, daß die Entwaffnung der gesamten Arbeiterschaft umgehend vor- genommen und Truppensendungen nach Bremen rückgärgig gemacht werden. Die Leben3minelloger stehen außer Kon- trolle des A.- vnd S.-Rates - Hamburgs vnd werden nicht

- mehr bewacht. Der A.- und S.-Rat verpflichtet sich, keinerlei

Maßnahmen zu treffen, die gegen die Regierung gerichtet sind. Die Beamtenorganisatiónen wez den: zu allen Verhandlungen ; zugezogen. Der Zentralrat der Beamten: tilt u. a- mit, : daß die Verhandlüngen ‘keine völlige Kläiung gebracht hätten, daß aber die Beamten unter Berüksichtigurg der weitgeher- den Schädigungen durch den Streik die Arbeit wieder auf-

genommen hätten.

Bremen.

Die neue vorläufige Regierung hat laut Meldung des „Wolfsshen Telegraphenbüros“ folgende Verfügung erlassen:

Alle seit ter Revolution auf Anweisung der Regierung Cbert- Scheidemann dur das Kuicgémin'sterium * erlassenen Versügun,en und Ano1dnuygen, die von den bitherizgen Machthabern ncht an- erfannt wurden, und deren Dutführung damit nidt vollzogen ist, treten unverzüglih in Kraft. Alle militäni chen Stellen Bremens haben daber ohne Verzögerung alle Bestimmungen des Kriegs ministeriums, die jeßt neh ihre Gültigkeit Haben, duchzuführen.

Die geflüchteten E partakisten haben si, wie „Boet manns Telegraphenbüro“ meldet, in leine Gruppen verteilt und ziehen sih 1eh!éseitig der Weser auf den Londstrafen in Richtung auf Bremerhaven zurück. Aus verschiedenen Îtleinen Ortschoften, die sie passiert haben, liegen Meldungen über gewalt- same Requirierungen vnd Belästigungen der Bevölkerung vor. Weitere Kämpfe mit ihnen find nicht bekonnt geworden. Ju- zwischen ist eine große Anzahl von Waffen und Munition sei ens der Regierungstruppen aufgefunden wo1den, von denen aber ein großer Teil unbrauhbar gemacht war. Ja den hiesigen Große betrieben der Jndustrie ist die Arbeit gestern vur zum Teil wi der aufgenommen worden. Während auf den Atlaswerken dem Aufs ruf der provisorischen Regierung nah Wiederaufnahme der Arbeit fait resilos enisprochen worden ist, haben die Arbeiter der Nftiongesellschaft „Weser“ und die der Hansa. Lloydwerke an der Belegung der Anlagen mit einer militärishen Wache Anstand genommen und deren Zurückziehung gefordert. z

Deutsche Natioualversammlung.

Eröffnung im Nationaltheater zu Weimar am Donnerstag, dem 6. Februar 1919.

(Bericht von „Wolffs Telegraphenbüro“.)

Der Sizurgssaal ist hon vor der Eröffnung voll beseßt, sämiliche Zuhöier1äume find überfüllt. An den Tischen für die Voiksbeaustragten und Staatssefretäre und sür die Ver- treter der einzelstaailihen Regierungen haben die A tragten Ebert, Scheidemann, Landsberg und Wissell, der Staaioselretär Erzberger, die preußischen Mirister Hirsch uad Dr. Südetum, der Unterjstaatsselretär Baake und andere Plaß genommen.

Um 31/, Uhr Nachmittags eröffnet der Volksbeaustragte Ebert die Versamm!ung mit folgender Ansprache:

Meine Damen und Herren! Die Reichsregierung begrüßt dur mid bie veifassunggebende Veisammlung der deutschen Nation. Be- sonders herz 1ch begrüße ih die Frauen, die zum ersten Male glelch- berechtigt im Reidspalament eriheinen. Die provisorische Regierung vèrdankt ihr Mandat der YFevolution, fie wird es in: die Hände: der* Nationalvecsammlung zurücklegen. ( Beifall.) '

In der Revolution erhob sich das deutsche Volk gegen eine ‘ver- altete, zusammenbrechende Gewalther1 schaft. (Zischen rechts.) Sobald das Selbstbestimmungsrecht des Deut'chen. gesichert ist, kehrt (8 zurück auf den Weg der Geseßmäßiykeit" Nur ‘auf der „breiten Heerstraße der parlamentarischen Beratung und Beschlußfassung lassen fh die unaufschiebbaren Veränderungen auf wirt- schaftlihem und sozialem Gebiete "vorwärts bringen, ohne das Reih und feine Wirtscha'tslage zugrunde zu rickten.: (Sehr wahr!) Deshalb begrüßt die Regierung in dieser National- versammlung den höchsten und einzigen Souverän in Deutschland. (Beifall.) Mit den alten Königen und Fiünsten yon'Gottcs Gnaden ift es für immer vo1hei. (Lebhat\ter Beifall links, Ziscken reh, wiederholter starter Beifall links, Ruf, 1echts: Abwarten!) Wir verwehren niemandem eine sentimentale Eitinnerungsteéier, aber so gewiß diese Nationalversammlung eine große r: pubiikanische Mehrbeit hat, so gewiß sind die alten, Gott g gebenen Abhängigteiten füv immer beseitigt. Das deutsche Volk ist frei, bleibt hei und regiert in alle Zukunft sih selbst. (Zuruf bei den U. Soz; : Mit Noske.) Drese Freiheit ist der einzige Trost, der ‘tem deuishen Volke ge- blieben ist, der einzige Weg, auf dem es fich aus dem Blutsumpf d.s Krieges und der Niederlage wieder herausarbeiten fann.

Wir haben den Krieg verloren. Diese Ta!sache ift keine Folge ter Revolution, (Rufe rechts: Oho! Rufe links: N: in, niemals!) Meine Herren und Damen! Es war die Kaiserliche Regierung des Prinzen Mox von Baden, die den Waffenstillstand einleitete, der uns wehrlos machte. (Zuruf : Ludendorff hat es'gemacht!) Nach dem Zu- samwenbruch unserer Verbündeten und angesihts der miiitärischen und wi1tschastlichen Lage konnte sie nicht ande1s handeln. (Sehr wahr!) Die Nevolution lehnt die Verantwortung ab für das Elend, -in das die veikehrte Politik der alten Gewalien und der Uebermut der Militaristen das deutsde BVolf gestürzt hat. Sehr wahr! Lebhafter Beifall bei den Soz., Widerspruch rechts.) Sie ist auch nicht verant- worilih für unsere \@chwere rebensmittelnot. (Sehr wahr! Wioder- spruch und Zuruf: Soidatenräte!) :

Vie Tatsache, daß wir durh die Hungerblockade viele Hundert- tausende von Menschenleben verloren haben, daß ihr Hunder1tausende von Männern, Frauen, Kindern und Greifen zum Ovfer getallen sind, tôtet die Redensart, daß wir ohne die Revolution mit uniéren Leb-nsmitteln ausgereicht hätten. Nicderlage und Lebensmittelnot haben uns den gegneri\hen Mächten ausgeliefert. Aver nicht nur uns, auch unsere Eegner hat der Krieg ungebeuèr erihöpft. Aus dem Gefühl tber Erichöpfung bei - unseren . Finden ent- springt ihr Bestreben, sich schadlos zu" halten: am “deutschen Volke, wird der Ausbeutungsgedanke in das Friedenswerk hinetn- getragen. Diese Nache- und Vergewaltigungspläne fordern den schärfsten Protest heraus. (bhafte allieitige ‘Zustimmung.) Das ‘deutsche Volk kann nicht auf 29, 40 oder 60 Jahre zum Lohniklaven anderer Läude' gemacht weiden. (Erneutex lebbafier Beifall und Zustimmung.) Das furchtbare Unglück des Krieges für ganz Europa kann nur wieder aut gemaht werden dur Handinhandgehen -dèr Völker. (Beifall und Zustimmung.)

Angesich1s des Massenelends der Völker, angesichts des Massen- elends auf allen Seiten erscheint die Schuldfiage beinahe klein. Gleicwohl is das deutsche Volk ent'lossen, selbst alle zur Veran1wortung zu ziehen, denen ein absichtliches Verschulden oder eine absichtlihe Niederiraht nachgewielin werden kann. Aber man joll nit diejenigen strafen, die selbst Ovfer- waren, Opfer des Krieges, Opfer unserer früheren Unfreiheit. (Sehr wahr! bet den Soziaidemokratèn.) Weshalb haben, nach ihren eigenen Zeugnissen, unsere Gegner gekämpft? Um: den Kaiserismus zu vernichten, Es gibt ihn nicht mehr, “er ist für immer. erledigt. Die Tatsache dieser Nationalversammlung selbst zeigt' es. Sie haben gekämpft, um „den Militarismus zu zerstören“. Cr. ist in Trümmer gestürzt. und. wird nicht mehr entstehen. (Zuruf bei dèn U. Soz. : Sie riten ihn wieder aut!) Für „Gerechtigkeit, Freiheit und etnen

Dauertrieden“ haben unsere Gegner nah ihren feierlichen Pro- -

flamationen kämpfen wollen. Die Waffenstillstantsbedingungen

aber sind bisher unerhôrt hart gewesen und s{onungslo3 durhgz}ührt

worden, ¿F 1% l Elsaß wird ohne weiteres als französisches Land behandelt. Die von uns auégeschriebenen. Wahlen zur Na: ionalve:sammlung sind widerrechtli¡{ch verhindert worden (Pfuirufe), die Deutschen werden aus dem Lände-getrieben. (erneute Pfutrufe), und tht Besiy wird sequestriert. Das beseßte lUinksrheinishe Gebiet wird vom übrigen Deutschland abs geichlossen. (Zuruf bei den-U."Soz.: Weimär witd auch ie Die Bestimmung des Waffenstillstandsvertrages, daß keine dffentuiche

E zangézeit zu überwinden. Wir haben alles. getan, um das Wirt-

“Uher Brüderlichkeit

Werte verschleudett werden sollen, wird ungeheuer auszuweiten ge- suht zu einer allgemeinen geldwirtshaft lichen Tersfiannag des deutschen Volkes. Während wir längst außerstande sind, den Waffen- gang zu erneuern, werden unsere 800 000 Kriegsgefangenen noch im ner zurückgehalten und F von C Zusfammenbruch.- und barter Zwangsarbeit aufs \chwerste bedroht. (Pfuirufe! Rufe auf der äußersten Linke: : Wir behalten ja die Nussen n noch!) Aus diesem Akt der Gewaltpolitik \pricht kein Geitt der Versöhnlichkeit. (Zustimmung.) -

__ Die Waffenstillstandsbedingungen wurden damit begründet, daß fie dem alten Yegime der Hohenzollern auferlegt waren. Wie will man es rechtfertigen, daß man sie der jungen fozialistishen Republik fortdauernd verschärft, obwohl wir alle Kräfte ein'egen, den uns auf- erlegten schweren Verpflichtungen gerecht zu werden. Wir warnen die Gegner, uns nicht zum Aeußersten zu treiben. Wie General Winterfeldt könnte eines Tages jede deutsche egierung gezwungen sein; auf weitere Mitwirkung an den Friedensverhandlungen zu ver- ichten und den Geanern die ganze Lait der Verantwortung für die Neugestaltung der Welt zuzuschieben. (Bewegung.) Man stelle uns nicht vor die verhängnievolle Wahl zwischen Verhungern und Schmach. Auch eine logaliltile Volksregierung unt gerade diese muß daran ens ieber ärgste Entbebrung als Entehrung! (Lebhafte Zu- timmung.) Wenn zu den Millionen, die im Kriege alles verloren baben und nichts mebr zu verlieren befürhtea, auch noch diejenigen men, die glaubten, Deutschland habe nihts zu verlieren, dann wird sih unwiderstehlih die Taktik der Verzweiflung dursetßen.

Im Vertrauen auf die Grundsäße des Präsidenten Wilson hat Deutichland die Waffen niedergelegt. Jeßt gebe man uns den Wilson-Frieden, auf den wir Anspruch haben. (Beifall.) Unsere freie Volksrepublik, das ganze deutsche Volk erstrebt nichts anderes, als gleihberechtigt in den Bund der Völker einzutreten und sh dort durh Fleiß und Tüchtigkeit eine geahtete Stellurg zu erwerben. (Allgemeine Zustimmung.) Deutschland kann der Welt noch vieles leisten. Ein Deutscher hat den Arbeitern aller Völker den wissen- scattlihen Sozialiemus . geschenkt. Wir find auf dem Wege, der Weit noch: einmal sozialistisch voranzuschreiten, indem wir dienen dem Sozialiémus, der allein Dauer haben kann, der den- Wohlstand und die Kultur des Volkes erhebt, dem Sozialiömus der werdenden Wirklichkeit. Wir wenden uns noch einmal an alle Völker der Welt mit dem dringenden Appell, dem deutschen Volk Gerechtigkeit wider- fahren zu lassen, durch Vergewaltigung unseres Volkes und unferer Wirtschaft nicht zu vernichten, was sich trogdem hoffnungsvoll bei uns anbahnt. Das deutihe Volk hat sih sein Selbstbestimmungs- recht im Innern erkämpft, es kann es ießt nach außen nicht preis- eben. Wir können auch n!cht darauf verzichten, die ganze deutsche Nation im ahmen eines Reiches zu einigen. (Beifall)

Unsere deutsh-österreihisden Brüder haben auf ihrer National- versammlung bereits am 12. November y. F. sich als Teil der groß- deutschen Republik“ erklärt (Beifall), jeßt hat die deutsch. österreichische Nitionalversammlung erneut unter stürmischer Begeisterung uns ihren Gruß entboten- und die Hoffnung: ausgesprochen, daß es unserer und ibrer Nationalversammlung gelingen wird, das Band, das die Gewalt 1366 zerrissen hat, wieder zu knüpften (Beifall); Deut\h-Oesterreich muß mit dem Mutterlande für alle Zeit vereinigt w rden. (Beifall.) Jh bin sicher, im Sinne der gesamten National- versammlung zu \prehen, wenn ih diese historishe Kund- gebung autichtig und voll Freude begrüße und sie mit herz- erwidere. (Lebhafter Beifall.) Unsere Stammes- und Schicfsalsgenossen dürfen versichert sein, daß wir sie im ‘neuen Reich der teutschen Nation mit offenen Armen und Herzen willkommen heißen. (Beifall.) Sie gehören zu uns, und wir gehören zu ihnen. (Beitall.) Jch darf au die Erwartung aussprecen, daß die Nationalversammlung der künftigen Neichs1egierung die Gr- mächtigung geben wird, baldigst mit der Regierung des deutsch- österreichishen Freistaa!s über den endgültigen Zusammenschluß zu verhandeln. (Beifall) Dann soll kein Grenzptahl mehr zwitchen uy8 stehen, dann wollen wir wirkli sein ein einig Volk von Brüdern. (Lbhafter Beifall )

Deutschland darf nicht wieder dem alten Elend der Zersplitte- rung und Vertengung anhbeimfallen. Geschihte und Vergangenheit bemmen.- zwar ‘die Bildung eines straf zentrausierten Cinheitestaats, aber die verscbiedenen Stämme und Dialekte müssen zu einer Nation vaud zu einer Sprache’ zusammenklingen. (Beifall.) Nur eine große einheitliche Entwicklungsmögl1chkeit unseres Wirtschaftslebens, ein poli1isch aktionsjähiges, testgetügtes, einiges Deutsch1and kann die Zukunft unseres Volkes sicherstellen. (Beifall.)

Die provisorische Regierung hat einc sehr üble Erbschaft ange- treten. Wir waren die Konkursverwalter des alten Rezimes. (Sehr wahr! lints. Wiederspruh rechts. Verstärkte Zustimmung links.) Wir haben, ot un» ‘gefördert vom Zentrairat der - deutschen Arbeiter- und Soldatenräte (Widerspruch und Lachen rechts. Der Redner wiederholt nahdrücklich die en Worte. Lebhafte Zuslimmung Links), unsere Kratt eingeseßt, die Gefahr und das Elend der Ueber-

1chastsleben wieder in Gang zu bringen. (Widerspruch rechts.) Diese fortgesegten Unterbrechung: n (zur Rechten gewandt) lassen wahrlich erkennen, daß Ste in dieser {weren Zeit, die Deutschland in den legten Wochen und Monaten durchgemacht hat, herzlih wenig gelernt baben. (Stürmische Zustimmung links.) Wenn der Erfolg unserer A1beit mcht unteren Wün\chen entsprah, so müssen die Gründe gereht gewürdigt werden. Viele Unternehmer haben, ver- wöôhnt durch die hohen, sicheren Gewinne, die ihnen die Krie4s8wirishaft in dem alten monarci\chen, protektionistischen Staat ve'schaffte, es verabsäumt, die notwendige Initiative zu entfalten. Wir richten deshalb an die Unternehmer den dringenden Appell, die Wiederbelebung der Produktion mit allen Kräften zu fördern. (Beifal.) Auf der anderen Seite rufen wir die Arbeiterschaft auf, alle Kräite zur Arbeit anzu\pannen, die allein uns retten kann. (Zu- stimmung.) Wir haben Verjtändnis für die jeelishen Stimmungen derer, die, na) übermäßiger Kraftausgabe in der Kriegszeit, jet eine En1!spannung suchen, ir wissen, wie \chwer es denen, die jahrelang im Felde gelebt haben, sein muß, sich wieder in die friedliche Arbeit bineinzufinden. Aber es muß sein. Wir müssen arbeiten und Werte schaffen, sonst gehen wir zugrunde. (Zustimmung.) Sozialismus ist nach unserer Auffassung nur möglich, wenn die Set etne genügend hohe Stufe der Arbeitsleistung innehält. ozial18mus8 ist uns Vrganisation, Ordnung und Solidarität, nicht Cigenmächtigkeit, Wider spenstigkeit und Zerstörung. (Sehr richtig! bei den Soz.) Auch der alte Staat hätte es niht vermeiden können, zur Deckung der ungeheuren Kriegéschulden die Staatswirtschaft weiter auszubauen. In der Zeit der allgemeinen Not darf es für Privatmonopole und mühelosen Kapitalprofit feinen Raum mehr geben. (Sehr richtig! bei den Soz.) Deshalb wollen wir plan- mäßig den Profit da ausschalten, wo die wirtschaftliche Entwicklung ein Gewerbe zur Vergesellshaftung reif gemacht hat. (Bravo! Unks).

Sorgenvoll blickt uns die Zukunft an, Wir vertrauen aber troß alledem auf die unverwüstlihe Schaffenékraft der deutschen Nation. (Biifall.) Die alten Grundlagen der deutsen Machtstillung sind für immer zerbrohen. Die preußische Hegemonie, das Hobenzollernsche Heer, die Politik der \chimmernden Wehr sind bei uns für alle U- kunft unmöglich gemacht. Wie der 9. November 1918 angeknüpft hat an den 18. März 1848, \o müssen wir hier in Weimar die Wandlung vollziehen vom Impvperialismus zum Jdealismus, von der Weltmaht zur geistigen Größe. (Beifall) Es charafterisiet dunhaus die nur auf. äußeren Glanz gestellte Zeit der - Wühelminischen- ‘Aera: das. valsatada. Wort, daß: die flaifsischen deutshen Denker und Dichter nur im Kranichzug über fie hinweggezogen seien, Jeßt muß: der Geist von Weimar, der Geist der großen Philosophen und Dichter wieder unfer Leben erfüllen, es er\üllen- mit dem Gei“e, der im zweiten Teile des Faust und in Wiihelm Meisters Wanderjahten niedergelegt ist: niht ins Unend-

- der- parlamentarishen Demokratie an der Regierung mitzu-

Hand ins praktische Leben hineingreifen, denn der Mensch; der zur schwankenden Zeit auch- s{chwankend gesinnt ift, der vermehrt das Nebel und leiter-es weiter und weiter. Aber wer fest auf dem Sinn beharrt, der bildet die Welt sih (Beifall).

So wollen wir an die Arbeit geben, unser großes Ziel fest vor Augen: das Recht des deutschen Volkes zu wahren, in Deutichland eine starke Demofratie zu verankern und sie mit wahrem sozialen Geist und sozialer Art zu erfüllen. (Beifall.) So wollen wir wahr- machen, was Fichte der deutschen Nation als ihre Bestimmung gegeben hat. Wir wollen errichten ein Reih des Néchtes und- der Wahrhaftigkeit, gegründet auf Gleichheit alles dessen, was Menjchen- antliß trägt. (Lebhafter Beifall und Händeklatshen bei der Mehrheit.)

Hierauf nimmt Abgeordneter Pfannkuch. Mitglied der foziaidemotratishen Mehrheitspartei, den Präsidentenfiz ein und teilt dem Hause mit, daß nach den bisherigen Feststellungen er als am 28. November 1841 geboren das älteite Mitglied der Versammlung und daher berufen ist, den Präsidentenfitz bis zur erfolgten Konstituierung der Versammlung einzunehmen. A1s Alterspräsident richtet er an die Versammlung folgende Ansprache:

Ich bekenne, dke Uebernahme der Würde des. Alterspräsidenten

an meinem Lebensabend bereitet mir eine große Freude und Genug- tuung. Den deutshen Volkéftaat, das Ideal, dem ih seit meiner frühesten Jugend mit aller Kraft und Hingabe gedient habe, sehe ih der Verwirklihung entgegenreifen. Sie wollen deshalb in mir Altem nur den Vertreter des ewig jungen Gedankens der Volksfreiheit seben, welche dur diefe Nationalversammlung in Deutschland zur Wüirkiichteit geworden ist. Wir steben an einex Schicksalswendung dées deutschen Volks. Die alten Gewaiten, die Deu1shland vor dem Krieg regierten, stüßten sich nicht auf den ausgesprohenen Willen der Volts- mehrheit, jondern erhoben den Anspruch, aus eigenem Recht zu re- gieren, durch eine besondere göttlihe Berufung. Jett ist das deutshe Volk jein eigener Heir, seine eigene oberite Gewalt geworden, cs muß die große Prüfung bestehen, ob es reif ift, in &rerheit zu leben, oder ob es wiederum unter die brutale Gewalt- herrschaft einer Minderbeit \sih beugen muß. Diese National- verjammlung ist der Ausdruck des Willens der deutschen Nation, fie allein hat von heute an in Deutschland zu entscheiden, sie allein trägt die Verantwortung für Deutschlands Zukunft. Von der Durchsezung der allgemeinen Anerkennung der Beschlüsse dieser Veisammlung hängt es ab, ob das deutsche Volk in Zukunft fich lelbst in eei regieren wird. Die- Nationalversammlung ist die deutsche Vemokratie selbst. Wer ihr die unumshränkte Gewalt zu \{chmälern fuht, der frevelt an des deutshen Volkes Majestät und Freiheit. (Zustimmung.) Wenn der Wille dec großen Mehr- heit des deutshen Volkes entscheidet, dann muß es diesem auch gelingen, \sich in fozialer Hinsicht aus dem {weren Sturz, den ‘es erlitten, wieder zu- erheben, um \ich einen-- ehrenvollen Plaß im Bunde der freien Völker zu sichern. - Ungeheuer aroß ist die Aufgabe, das deutsche Volk aus allen diesen Nöôten zu erretten. Sie, meine Damen und Herren, find die Bereiter der deutschen Zukunft. Was Deu shland wahrhaft groß gemacht hat war nie das Werk seiner Fürsten, sondern stets das Werk. jeines Volkes (Beifall und. Wider- \spruh). Davon zeugt die Entwicklung Weimars zur Kunststadt. Auch des Volkes politische Größe, die nur bestehen kann in vorbild- licher Freiheit und in mustergüitigen sozialen Zuständen, konnte und kann nit das Werk des Gottesgnadentums sein, das deutsche Volk muß sich seine Größe felbst erarbeiten. Dazu sind Ste berufen, und die ganze oeutsde Nation innerhalb und außerhalb der alten MNeichsgrenzen blickt erwartungsvoll auf diese Versamnt- lung. Setten wir würdig uascrer ungeheueren Aufgaben, und tun wir alle unsere Pflicht mit der Liebe zum deutschen Volïe und zur deut\hen Freiheit, die unter aller Herzen und und Köpfe erfüllt. Deutschland foll wieder groß werden in der Welt. nicht durch Gewalttaten in Kriegen, sondern dur die be- treiende Gewalt des Friedens. Mögen Ihre Beratungen dazu bei- tragen, Deutschlands Se1bstbestimmungsre{t nach innen und nah außen zu retten und zu_ bewahren. Lassen Sie sch in Jhren Be- ratungen und Beschluß{assungen stets leiten von dem Grundsah: Alles für das Volk und alles dur das Volk. Das ist der Se ens- wunsh, mit dem ich die Tagung der Nationalversammlung eröffne (Beifall). Meine Damen und Herren, ich \&lage Ihnen nun vor, die Geschäftsordnurg des Reichstags einschließli der in der Ver- fassung enthaltenen Bestimmungen der Geschäftsordnung als provisorishe Geschättêordnung anzunehmen unter Fortfall der Bestimmungen über die Abteilungen. Ein Widerspruch erfolgt nicht, mein Vorschlag i angenommen. Nach § 1 der Oas ernenne ich. zu prooisorischen Schrift- führern die Abgg. Fischer-Berlin (Soz.), Dr. Neumann-Hofer (Dem.), Dr. Pfeiffer (Zentr.) und Malkewiß (deuts{nat.). J bitte die gènannten Herren, hier oben auf dem Podiura Plaß zu nehmen. Nach: § 9 der Geschäftsordnung baben wi: nunmehr den Namens- aufruf vorzunehmen, um die Anwe'enbett der oeschlußfähigen Anzahl von Mitgliedern der Nationalversammlung jetzustellen. Ich bitte die Herren Schrift{ührer, diesen Namensautruf vorzunehmen.

Der Namensaufruf ergibt die Anwesenheit von 397 Ab- geordneten ; die Mehrheit beträ„t 211; die Nationalversammlung ist daher beschlußfähig.

Alterspräsident Pfannkuch beraumt die nächste Sißung auf Freitag, 3 Uhr, an. (Tagesordnung: Wahl des Pre sidenten, der Vizepräsidenten und der Schriftführer.)

Schluß gegen 5 Uhr.

Die sozialdemokratishe Fraktion der National- versammlung hat folgenden Antrag eingebracht:

„Die deutsche Nationalversammlung erhebt am Beginn ihrer Beratungen Protest gegen die Zurückhaltung der'deut- schen Kriegs- und P G LAN Lan es über den Abschluß des Waffenstillstands bînaus, während die Gefangenen der Aliiierten bis zum leßten Mann in die Heimat zurückehiten. Sie ruft das Gewissen der Welt, sie ruft die Neutralen und alle mens{hitch Denkenden ouf, sih mit ihr zu vereinigen in der Forderung, den Gefangenen die Heimat, den Familien den Gatten und Vater zurück- zugeben, die, jahrelang von den Angehörigen getrennt, mit Ungeduld der Erlôsung aus der Gefängenschaft harren. Die deutsche National- versammlung sendet den Brüdern jerseits der Grenze ihren dankbaren Gruß und die ernste Versicherung, daß sie nit ruht, bis ihr Recht zur alsbaldigen Befreiung anerkannt ist.“

Parlamentarische Nachrichteu.

Die Anfrage der sozialdemokratishen Fraktion, ob die S attag der Unabhängigen Sozialdemokraten bereit ei, unter Ablehnung ihrer Trugtaktik nah den Grundsäßen

wirken, ist, wie- der „Vorwärts“ mitteili, von den Unab- Jenn dur folgendes Schreiben ablehnend . beantwortet worden: i !

ph Jhr Schreiben vom b. Fébruar erwidern wir fölgendes : Für die raktion der U. S: ÞP. D. kóamt der Eintritt’ in dié: Re- gerad solange nit {n Frage, bis die egenwärtigé Gewaltherrschaft eseitigt ist und bis die \ämtlihen Mitglieder dér Regterung nicht

Tiche s{chweifen und sich nicht- ins CTheoretishe verlieren, nit zaudern und nicht Sind , sondern mit klärem Blick und fester

, betätigen, dic demofratishen und sozialistischen Excrungenschaften dex | Revolution gegen die Bourgeo1sie und gegen die Wilifärautofratie sicher zu ftellen.

ie Fraktion der U. S. P. D. Friß Geyer.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Einkommen und Vermögen in ciner Hand in Preußen 1897—1917.

Die preußische CEinkommensteuer- und Ergänzungssteuerstatistik gibt, - wenn au nur in beschränktem Maße, Auskunft über das Zu- saminentreffen von, Einkommen und Vermögen in einec Hand. Jan der neuesten hierauf bezüglichen Veröffentlihung des preußis{en Statistischen Landeeamits - (Statistishe Korrespondenz 1919, Nr. 3) wird zunächst dargestelt, wte. sich die ein Eintommen bis zu 900 #4 und die mehr als.900 6 Einkommen beziehenden Selh- ständigen einmal, -foweit fie kein Vermögen - oder ncht ein 6000 # übersteigendes, und Fe, soweit sie ein über 6000 # hinaus- gebendes Vermögen besipen, auf: die Gesamtheit der Haushaltungs- vorstände und Einzelwinschaster als der für den selbständigen Gin- tommen8- und Vermögenserwerb überhaupt in Betracht kommenden Go verteilen, mit anderen Worten: in weichem Umfange Perjoncn. mit einem das - sogenannie Exijtenzminimum über- \chreitenden Ginfommen oder ohne folhes zugleid über nennenêwertes, mehr als einen bloßen - Notpfennig tür scklech1e Zeiten aus« machendes Vermögen verfügen- oder nicht. Dabei darf freilih nicht unberücksichtigt bleiben, daß fich im Zeitraum 1897/1917 die Bedeutung eines Eiukommens von 900 4 wie eines Vermögens von 6000 6 infolge der allgemeinen Entwertung des Geldes erbeblih geändert hat, und daß im Laufe der Zeit niht sowohl zuf Ein- tommens- und Vermögen8mehrung als - vielmehr auf größerer Ver- vollfommnung- der Veranlagung, insbesondere z. B. auf besserer Er- fassung des Arbeitseintommens infolge der Ergänzungsgesetzz von 1906 und 1907 beruhende Verschiebungen in den Veranlagungsergebn: sen eingetteten find, die die Vergleichbarkeit der ver|chicdenen Jahreszahlen stôren, wenn auch nit aufheben.

Vom Tausend aller Haushaltungsvorstände und Einzelwirtschafter hatten

kein | ein Tein ein Cinkommen Einkommen Einkommen Einkommen

On Don Don _ von Aubtre über 900 A über 900.46, über 900, über 900 M

und kein aber fein aber ein und ein Vermögen von über 6000 1B ck 722 155 21 100 1B. 701 175 24 100 I 658 217 24 100 I. 628 248 24 100 B. 590 326 32 102 1D DLT 353 18 112 IDIA % 4T5 391 16 118 1017 007 »* 361 14 128. Hiernach bat der Bruchteil: der sel bjiändigen- Personen

N

ohneGinkommen und Vermögen von steuerbarer Hohe, der im Jahre 1897 neck arnähernd drei Viertel der Gefsamtheit der Haushaltungsvorstände und Einrizeiwirtschafter betrug, seitdem bis zum Jahre 1914 (Friedensstand), in dêin er unter die Hälfte dieser sank, anhaltend abgenontmen, um von 1914 auf 1017, also während des Krieges, wieder auf etwas mebr als die Oülste anzusteigen. În dbieser- Zeit ist die Gesamt.abl der Selbständigen ohne Vermögen von über 6000 von 866 auf 858 vT aller Haushaltungsvorstände und Einzelwirtschafter zurücktgegangen;z gestiegen ist aberunter ibnen die Zahi derer, tie kein steuerpflihtiges Ginkommen von über 900 4 haben, und zwar in der Hauptsache als Folge zablreicher Einberufungen zum Heeres- dienst, durch die die Betrofferen vieifah ihr bisheriges Einkommen, namentlich also Arbeitseinkemmen, ganz oder teiiweite verloren hatten, während ihr Militäreinfkommen, auch wenn es allein oder in Verbindung mit ibrem übrigen Einkommen 900 # überstieg, gemäß §9 Ziffer 3 des Cinkommensteuerge\eßes der Besteuerung nicht unterlag. Immerhin läßt aber auch für die Gesamtzeit von 1897 bis 1917 der bedeutende N ückgang der Personenicbiht ohne steuerbares Gintommen und Verimnögen einen günstigen Schluß auf die allgemeine wir1schaftlide Lage der Bevölkerung zu.

Das gilt auch von der Bewegong der Zahl der Personen mit einem 900 # übersteigenden Einkommen, aber ohne Vermögen von über 6000 M, die sch von noch richt einem Sechstel aller Hautbaltungévorstände und Einzel- wirtschafter im Jahre 1897 ununterbrochen auf fast zwei Fünttel im Zahre 1914, d. i. um rund das UAnderthalbfae., h ob, während des Krieges bis 1917 aber aus der bereits erwähnten Ursache auf etwas über ‘ein Drittel, d. i. ungefähr auf den Stand von. 1911, zurü ck- ging. Diese Emwicklung tennzeichaet im allgemeinen die steigende Bedeutung des unfundierten Arbeitseinkommens, großenteils wobl' bedingt durch die neuzeitlien Wir1schaftsverhältnisse (Konzentration des werbenden Kapitals der Handels- und Gewerbebetriebe usmw.), die es der großen Masse dec C1nwerbêtätigen viel eher ermöglichen, ein über das sog. Eristenzminimum hinausgehendes Einkommen zu erwerben, als ein Vermözen von über 6000 anzusammeln und nh zu erhaiten. Diese F&rscheinung ist vom sozialen Standpunkte insofern zu begrüßen, als fie offenbart, daß bei uns in steigendem Maße auch ovne Unterstützung durch Kapital und Grundbesiß die Möglichkeit besteht, lédiglih durch Kopf- oder Handarbeit ein aus- reihendes Einkommen zu erlangen. Hand in Hand damit geht anderseits die auch durch die letzte Berufs- und Gewerbezählung bé- stätigte Tatsache, daß das Unternehmertum, also tie Klasse der wirktlich Selbständigen, in- Handel und In- dultrie im Vêérhältnts zur. Zahl dex nichtselb- ständig Erwerbstätigen wesentlich seltener ge- morden ist. Das recht beträchtlihe Ansteigen der leßteren Zahl von 1905 auf 1908 (um 78 yT) düifte großentei!s auf der durch die eingangs erwähnten Ergänzungsgeseße ecingetüh1ten Verpflichtung der Arbeitgeber zur Ausküinfterteiiung über die Lohn- und Gehalts- verhältnisse der von ihnen beschäftigten Arbeitnehmer beruhen.

Von den beiden folgenden Gruppen der Selbständigen mit einem 60004 übersteigenden Vermögen, die sich zusammen von 124 vT aller Haushaltunaëvornände und Einzel“ wirtichafter zu Beginn der Berichtszeit auf 134 vT im Jahre 1914 und 142 vT im Jahre 1917 verm ehrt haben, zeigt die Gruppe der darunter befindlißen Perfonen- mitEinkommen von nicht mehr als 900 #, nachdem in den Jahren 1897 bis 1905 mit 24 vT ihre Besezung keiner Verschiebung unterworfen war, eine rüdläufi g e Bewegung ihres. Anteilsverhältnisses; dieses stellte sich im Jahre 13914 A aus 16, im. Sahre 1917

„auf 14 vT- aller Haushaltungövorstände und Einzelwüirtschafter.

Diese Personen, bei denen. es sich zumeist um Erwerbs. lose, mit mäßigem Vermögen, wie Witwen, Waisen usw., handelt, find naturgemäß unter den vier Gruppen der Uebersicht am chwächsten vertreten.“ Ümgektehrt “ist die Verhältniszahl der Per- onen mit über 900 4-Ginkommen. und zugleich mit über- 6000 # Vermögen neuerdings in beträchtlicem Aufsteigen begriffenz sie machte in den Jahren 1897 bis 1905 leiGmäßig ein Zehntel aller Haushaltungbövorsiände und Einzelwirt- {chafter as und hob si hierauf wohl unter dem Einfluß gebesscrter Wir [Gallopeidaltaisse bis 1917 ununterbrochen auf 128 vT, al o auf

“bec eit!

Gliedert man noch die Einkommen von mehr als 900 4 in die beiden Gruppen von über 900 bis 3000 und über 3000 Æ, fo hatten pom Tausend aller Haushaltungs3vorstände und

nur das Bekenntnis ablegen, sondern auch den entschlossenen Willen

Einzelwirtschafter

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