1897 / 18 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 21 Jan 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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E, M E

© -ünferBorlage mit-ber Bora? f eide bingeriefea, unte tiefer

nung, daß neben diesen nothwendigen Auégaben für die Verftäkung

von der Finanzlage Preußens die Rede sfsein, und wir sind alle der Meinung, daß die Finanzlage gegenwärtig diese Ver- wendung von etwa 20 Millionen Mak wirklich gestattet. Wir wissen aber nit, 0b dén ñächsten Jahten diese Mözlichfeit ncch in dem Maße yothanden fein wird. Es wäre daher ein fehr \ckchlechtcr Troft für die Beamten, zu fagen: vorläufig wollen wir die Sathe ucchi#al vertagen.

Nun hat der Herr Abg. von Kardorff auf den Zasammenhang

“Zusammenhang ift ja ganz offenbar vorhanden. Jh glaube nicht, däß es irgendwie zuläsfig wäre, einseitig wenigstens für längere Zeit die Reichsbeamten azders ¿u behandela_wés. dis-preußischen Beamten. | I muß zugeben, taß die Aufbesserung der preußischen Beamten- gebälter rückwirkt für das Reich, ein Gleiches ¿zu thun. Aber, meine Hérren, ih fann nicht die Ansicht theilen, daß die Lage im Reich gegenwärtig so sei, daß das Reich außer stande wäre, Preußen in diéser Bezichung zu folgen.

Meixe Herren, der Herr Abg. von Kardorff hat darauf hingewiesen, daß die Ausgaben gerade im Reich in dicfem Jahre eine sehr bébcutendé Steigerung crfahren. Zum wesentlichen Theil find diese Ausçaben, auf die er hingewiesen hat, aber dech nur einmalige, zum andern Theil find sie aber, besonders in Betreff der Marine, von der Beschaffenheit, daß sie, wie ih mit dem Abg. von Kardorff annehme, als durhaus nothwendig bitrahtet werden müssen und unter allen Umständen nicht abgelehnt werden follien.

Meine Herren, der Herr Atg. Dr. Bachem hat darauf hinge- wiesen ih werde darauf nacher noch zurückommen daß, wenn die Einzelstaaten so lax in der Bewilligung von Ausgaben seien, die das Reih zu machen kabe, sie au die Kosten diefer Aus- gaben zu tragen hätten. Die preußische Regierung hai mit vceller Ueberlegung und voller Ueberzeugung die Vorlace der Reicsregierung wegen Vermehrung und Verstärkung unferer Marine geuchmigt, selbst auf das Risiko hin, daß wéfentlich Preußen in Be- zug auf die Deckung der Kosten einzuwirken bat. Es giebt gewisse Ausgaben, die man unter allen Umständen ma@ben muß, meine Herren, und wir sind überzeugt gewefen, daß der beffere Shuß und die befsere Vertheidigung vnserer Küsten, der bessere Süß und eine energischere Vertretung uiserer großen fommerziellen Interessen in der ganzen Welt die Verstärkung und Verincbhrung unserer Flotte dringend erheische. Aber roh mehr: wir haben in der preußischen Staaiéregierung nie den geringsten Zweifel gehabt, daß die Mittel des deutscken Volkes im vollen Maße hinreichen, die schr mäßigen Forderungen, die in dieser Beziehung geftellt find, zu erfüllen.

Nun aber is doch die Neichs-Finanzverwa2ltung selbft der Mei-

unserer Webrkraft au nah Lage der Reibéfinanzen die Durführung der Verbéfserung der Beamienbesoldungen, die im Reihe übrigens nur die Hâlfte der Kosten wie Preußen beträgt, möglich sei, und ih glaube, wenn die verbündeten Regierungen si die Konsequenzen nah der beutigen mangelhaften Ordnung der finarziellen Verbältniffe des Reichs zu den Einzelstaaten ihrerseits klar gema§i baben, daf möôgliGerweise dadur ein ungünstiges Verhältniß der Ueberweifungen zu den Matrikularumlagen hetbeigcführt werden kann, fo könnten die Herren Abgeordneten im Reichstage sich auch dabei beruhigen.

Meine Herren, die Bemerkungen des Herrn Abg. von Kardorff über die gestrige Verhandlung im Reichstage, die er uns besser und klarer dargélegt hat, wie ih es aus den Zeitungen habe erschen föñnen, veranlaffen mi, gewissermaßen veifönlih noch einige Worte daran zu knüpfen. Man hat, wenn ih das rihtig aus den Berichten der Zeitungen habe erkennen können, im Reichstage mir den Vorwurf geinächt, daß i dein Zentrum vorwerfe, es wolle die Franckenftein' sche Klaufél é!nfah aufheben. Der Herr Graf von Posadowsky bat, wo- für ih ihm dankbar bin, sofort das Mißverständniß sck@on beridtigt.

Dann hat wan angedeutet, als wenn ich gegen die bessere und regélmäßigere und organishéte Schuldentilgung im Reiche roâre. Ich erinnere die Herren dagegen hier daxan, daß ih {on dem Herrn Abg. Richter gegenüber in der bestimmtesten Weise ausgesprochen habe, daß ih nicht entfernt ein Gégnex einér regelinäßigen Schulden- tilgung im Reiche fei. Also in dein Punkte sind wir vollständig einig. Wogegen ih mih nur ausgesproheu habe, ift, daß die Ein- führung der Schuldentilgung im Neiche, wo cs sich um Schulden háudelt, die für Reichszwecke gemacht sind, ledigli) auf Kosten der Einzelstaaten gemat werde. Ich bhäbe den Wunsch auëgespro@en, daß bei sold;zen Steigungen von Ausgaben entweder das Reich seine Einnahmen vermchrè, oder, soweit dies nothwendig oder möglich ift, feine Autgaben so einrihte, däß die Verringerung der bisber nah der FrandFenstein’{@en Klausel den Einzelstaaten zustehenden Ueber- weisungen auch eine entfprehende Nückwirkung hat auf die Forderungen, die das Reich an die Einzelstaaten stellt, nämli auf die Matrikular- uinlagen. Meine Herren, meine Bemetkung, daß das Zentrum si in dieser Beziehung geändert habe in Bezug der Bebandlung der finanziellen Verhältnisse des Reichs zu den Einzelstaaten, knüpft an die Aeußerungen an, die hier gefallen waren. Wenn uns hier gesagt wird, daß niht das Reich unberehtigte Forderungen die Einzelstaaten stellt, sondern daß umgekehrt die Einzelstaaten das Reich ausgepovert bâtten, daß für die Vermehrung der Reichs: ausgaben ja wesentli die verbündeten Regierungen verantwortlih feicn, warum sie nicht sparsamer ihre Voclagen einrichten, und daß sie ih die Konsequenzen gefallen lassén müßten, für eine durch sie selbft vexanlaßte Vermehrung von Ausgaben nun auch ihrerseits die Mittel aufzutreiben, da war ih bérechtigt, allerdings von einer Aenderung der Stellung des Zentrums zu sprechen!

Meine Herren, die verbühbeten Regierungen {lagen Ausgaben vor niht namens der Einzelstaaten, sondern namens des Reichs. Sie haben das gefeßliche Recht im Bundesrath und die geseßlihe Pflicht, das Reich zu vertreten, und die Ausgabèn, die sié vorshlagen, find eben deswegen Reichsausgaben. Daß zur Aufgabe und Kompetenz des Neichs die Landeétvertheidigung zu Wasser und zu Lande gehört, ist dech wohl vollkommen zweifellos. Man kann also nicht sagen: Zhr erhöht die Ausgaben willkürlih zu Euren eigenen Lasten. Nein, wir wünschen eben rur, taß eine bessere Vertheilong von Einnahmen und Autgaben zwischen Nei und Einzelstaaten fstattfinte.

Meine Herren, die Versuche, die in dieser Beziehung früher ge- naht find, sind bisher gescheitert. Graf Posadowély bat geflecrn {on darauf hingewiesen, daß die vcrbündeten Regierungen dem Reichs- tage fogar angeboten haben, auf ale Ueberweisungen zu verzichten, die gesammten eigenen Einnahmen des Reichs dem Reiche zu belassen, voraus

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Wir wollen uns “also niht an den Reichseinnahmen bereichern; wir wünschen äur, baß unsete Finanzen nitht fortwährend in Dérgute gebracht werden dur unvorhergesehene Eingriffe des Reichs, durch Schwankungen der Ueberweisungen und der Matrikularumlagen. Ich habe dem Abg. Richter gegenüber auédrüdcklih gesagt, ih sei von jeher der Meinung gewesen, daß auch die schwankenden Ucberweisungen für die Einzelstaaten nicht wünshenswerth find fefte, limitierte Üéber- weisungen, gewissermaßen Renten, davon ist ia nit mehr die Rede; “es handel” fith “beute inf Tiéberfbeunden, Die bon eier Sthe andern s{wanken; fie bringen die Finanzen der Einzelstaaten gerade so gut in Verwirrung und in Gefahr, wie die schwankenden Matrikular- _umlagen. 2eßtere_allerdino& hund net-imbit- größerem Mañßz: denn man fann fi eber noch gefallen lafsen ein lacrum cessans als ein damnum emergens. Liéber wili ich doch weniger empfangen als mehr zahlen müssen darüber if ja gar kein Zweifel.

Wenn nun der Herr Abg. Kardorff uns bier einen Beriót er: stattet hat über die Intentionen, die jeßt bei den maßgebenden Par- teien im Reich anscheiäend vorhanden find (Zuruf des Abg. Richter: Unrichtig !), wenigstens einen Schritt nah der bezeihneten Richtung thun, fo wird das niemand mehr mit Freuden begrüßen wie ich selbs und die ganze preußishe Regierung. Ein jeder Schritt nah der bezeihneten Richtung, die nah meiner Meinung für eine gedeiblihe Entwickelung, nicht bloß des Finanzwesens in Deutschland, im Reich und in den Einzelstaaten, sondern für die ganze staatsrech:lihe Korftruktion unseres Vaterlandes von der größten Wichtigkeit ift, jeder Schritt, der uns dem Ziel in dieser Be- ziebung näher fübrt, kann auf die Untersiüßung der preußi- schen Regierung rechnen, und die Bestrebungen der Reicêregie- rung nach der Richtung bin haben den vollen Beifall der preußischen Regierung. Wir erkennen in dieser Beziehung überbaupt kcinen Gegensaß zwishen den Interessen der Einzelftaaten und dem Reich, die Interessen sind durchaus hbarmcnisch. Das Reich kann niht gedeihén obne die Einzelstaaten und ebensowenig um: gekeh1t. Also wenn sol2£e Bestrebungen im Reichstag \ich geltend maten, wenn die Reichsregierung in dieser Be- ziebung Maßregeln vors&lägt, so kann darauf mit Be- stimmtheit gerechnet werden, daß diese Schritte, diese Maßnahmen die volle Unterftüßung der vreußishen Regierung und auch namentli meine Unterstüßung vom finanziellen Standpunkt finden werden. So- viel hierüber !

Meine Herren, ich will nur in Beziehung auf die Gehalts- verbefserungen roch zwei Worte sagen. Ih knipfe an an die Aeußerungen des Herrn Justiz-Minifters. Er hat sehr deutli zu erkennen gegeben, daß cr für die Richter mehr gewünscht Eâtte, aber auch anerkannt, daß bei cinem folden Werft nidt jeder cinzelne Minister alle seine Wüns@e befriedigt bekommen kann, daß das zusammenhängende Fragen sind, daß die übrigen Ressorts, ebenso wie er felbff, manhe Wünsche hätten preiétgeben müssen in den Berathungen im Staats - Ministerium. Ich kann das leßtère namentlich in jeder Beziehung bestätigen. Wenn der Herr Minifter des Innern und der Herr Kultos - Minister, die mir gerade nabe sind, bier darlegen wollten, was sie für ihre Refsorts gefordert und niht erlangi haben, so würde tas bald zeigen, taß es ihnen niht anders gegangen ist, als dem Herrn Justiz-Minister. (Lachen links.) Es kann auch ein solches Werk, wie ih {on von vornherein sagte, garniht anders als auf dem Boden des Vergleihes, der Kompromisse zu ftande kommen, und ih bleibe dabei \teben, daß auch in der Budgetkommission si zeigen wird, daß alle diese s{önen Theorien undurchführbar sind. Aber noch auf einèn Gesihtspunkt mödhte ih hinweisen. Ich babe jiwar gesagt und bleibe dabei steben, daß die Würde und Stellung von zwei Beamtenkategorien niht unbedingt abhänge von geringen Differenzen in ihrem Sehalt, und daß man nit sagen kann, die cinen würden in ihrer Ehre und Würde geschädigt, wenn cine andere Beamtenklasse einen etwas böberen Gehaltsfay bekommt odér bereits bat. Aber darüber ist andererseits kein Zweifel, daß diese ganze Vorlage fehr wesentlich mit der gesammten, in Preußen beftchenden Beamten- bierarbie zusammenbängt, daß die Fragen der Organisation unseres ganzen Beamtenthums nah allen Richtungen nit unabhängig sind von der Ordnung des Gebaltswesens. Aber die Organisation des Beamtenthuw8 if Sache der Exekutive im erften Grade, und die Aufrechterhaltung einer bestehenden, altbewährten Beamtenbierarchie hat in einem Staate wie Preußen die größte Bedeutung.

Ich sage das nicht, meine Herren, um in irgend #finezer Weise Ihr Budgetrccht zu beschränken, sondern nur Sie zu bitten, auf diefen Gesichtspunkt bei der Stellung zur Staatêërezierungund zur Vorlage die nöthige Nücksicht zu nebmen. Es können Aenderungen getroffen werden, die der Staatsregierung es vôllig unmöglih machen, troß ihres dringenden Wunsches, den Beamten gerecht zu werden, die Vorlage zu acceptieren, und zwar vor allem aus den eben angeführten Gründen. Ich hoffe aber, daß solWe Erwägungen nit entscheidend sein werden in den weiteren Verhandlungen. Ich hoffe noch immer, daß, wie fo viele andere schwierige Fragen gerade in diesem hoben Hause in einer auf gegen- seitigem Einvernehmen beruhenden Einigung erledigt worden sind, es mit der vorliegenden Vorlage ebenso gehen wird.

Abg. Stöcker: In der Profefsorenfrage bandelt es fich darum, eine gerechtere Vertheilung der Einnabmen zu erzielen. Einzelne Profefforen hätten niht so große Einnahmen, wenn sie nicht Prüfungs- fommifsare wären, und einzelne Mediziner auch nicht, wenn fie nicht die großen Klinifen als Unterlage bâtten. Man solite die Eat- scheidung der Frage vertagen, bis man fch mehr informiert hat. Die Hauptsache wäre die Festlegung eines bestimmten Lebrplanes. Der Etat selbft giebt uns ein recht befriedigendes Bild. Wir vcrdanfen diefen günftigen Etat dem Aufblüben der deutshen Industrie und dem auffteigenden Verkehr. Die Börse gehört zu diesen Faktoren nicht, fie ist böchfiens ein notbwendiges Uebel, im Getreide-Termin- handel ift sie sogar ein überflüffigeë Uebel. Leider ift aus unserem Bolke des Geistes immer mehr ein Volk des Mammons geworden. Der Striie der Produktenbörse ift interessant, aber nidt Schuld des Gesfeges. Die Landwirthe mögen nur die Preise festsetzen, die Börse wird {on kommen, wenn es etwas zu verdienen giebt. “Man hat die Börse mit Bienen verglihen. Bon diesen haben fie höchstens das Summen, sie arbeiten mit fremdem Honig. Daß man den Groß- grundbesfig als fozialen Roué und die Börs: als einen jugend- frischen Ilingling hinstellt, ist doch mebr, als der deutshe Michel sich bieten lass:n sollte. Der landwirthschaftlihe Nothstand drückt auch den Bauer und den W:-sten. Es ist pvolitishe Verblendung, wenn man dem die Augen vershliezt. Wir wollen tie Landwirthschaft und ibre Bevölkerung \{ügen; mit dicsem Schutz teht und fällt das alte Preugen. Ebenso muß dem Handw-crkt geholfen werden. ! Für die Pflege des mittleren tehnishen Fahwesens müßten im Interesse der Handwerker größere Mittel in den Etat eingestellt werten.

‘fallenden „Bemmten-cult böôbungen bedaht werden.

in einer sebr prefären Lage befinden. Au die Kanileigebilfen

d übel daran. Die Diätarstellen isten vermehrt werden. Die sige Zet der slehrer an-den hs Lehranstalten erbeist eine Vermehrung der etatsm en. So lange

Staat und Kirche zusammenbängen, muß der Staat au den

Geistlichen bei!pringen, namentlih denen auf dem Lande, der S bat hierzu nah Einziehung der Kirhengüter eine moralische Bat

p Unser Wahlrecht

1e L Sunstèa des Geldsackes noch verschoben, “¿Et Tas alige. meine direkte Wablrecht bringt eine Guter Sie Agitation zu Wege. Der plutokratishe Charakter des Wahlrechts darf jedenfalls nicht auêgedehnt werden, und den Arbeitern muß eine an emesene ¡—Vettretung“gestGerf" weben. Was die Vereine—tetrifft, etra von Kardorff den fozialdemofratishes Ideen doch zu viel zy an sollte diese Gefahren nit übertreiben. Beim Etat des Kultus, Minifteriums möchte ich den Minister bitten, auf die Erritung einer evangelisch - chriftlich - sozialen Professur Bedacht zu nehmen, In der Frage Leck-r:-Lützow verstehe ih nit, daß ein Blatt wie das „Berliner Tageblatt* zu offiziellen Mittheilungen hat benußt werden können. Die Regierung sollte ledigli in ihrem „Neichs- und Staats, Anzeiger“ das ofen sagen, was sie zu sagen hat. Das wird auf unsere Bevölkerung seinen Einfluß niht ve:fehlen. Das „Berliner Tageblatt“ tbut in der Duellfrage {on fo, als ob es mitregiere. Die Regierung tritt der Prefse viel zu nabe und räumt ibr viel zu viel Einfluß ein; wie hätte fonft cin unreifer Junge mit scinem gek-ickten Tert:anerrüdcken daran denken können, Minister stürzen zu wollen? Jch erinnere an Beshimpfungen des früheren Reichs. fanzlers, auch meiner Person dur eine gewisse undeutshe Preffe. Wir haben im Punkte der Schmälerung der persönliten Ebre die s{chlehteste Presse der Welt. Hier muß ein Wandel eintreten und wieder der teutsche Geist ein„iehen. Ohne persönlihe Ehre keine

öffentliche Ehre! j

Aktg. Motty (Pole) beklagt sich über den Aufwand von Mitteln im Etat zur Unterîstügung des Deutschthums in den gemiichten Landes, theilen. Für Postn solle eine neue Difsiriktskommifsarftelle geschaffen werden, obwobl man mit diefem Ueberwachungsinstitut so ichlechte Erfahrungen gemacht babe, wie der jeßige Ober-Präsident von Posen selbft anerkannt babe. Der Noth der Landwirthschaft könne dur Parzellierung größerer Güter entgegengetreten werden. Zu tadeln aber sei es, daß diz Negierung den polzishen Parzellenerwerbern unnöthige Schwierigkeiten mache. In Bezug auf die Gehaltêverbefserungen [4 es zu bedauern, daß die Ribtec {l-chter geftellt werden zollten als die Verwaltungsbeamten. Die Polen bätten sch der historischen eisernen Nothwendigkeit gefügt und an den Staatéaufgaben mitgearbeitet, Die Regierung solle aber au das unverjährbare Recht ibrer Nationalität réfpeftieren und die Polen als gleihberechtigte Bürger anerfennen. Es habe Cériften- und Judenrerfolgungen gegeben; jeßt gebe es Poleaverfolgungen auf dem Gebiete der Schule und der Religion. Neuerdings habe ein 2ljähriger Lebrer polnischen Kindern befoblen, das Vaterunser erft polnis und dann deuts zu beten, und sie gezütigt, als sie sich defsen geweigert bâtten. Polnische Lieder dürfe die Militärmusik niht mehr spielen, Rekruten würden bestraft, wenn sie si außerhalb des Dienstes polnis unterhielten. Man vemübe si, durch Polizeibeamte die Polen anzw s{mwärzen, das habe der Piozeß Leckert - Lüßow zu Tage gefördert, Lüge und Verleumdung feien dabei die Waffen. Zu diesen Lügen g?böôre die perfide Behauptung, daß die Polen sih von Preußen los reißen wollten. Mache man etwa den Hannoveranern den gleichen Vorwurf? Ein Schrei der Entrüstung gebe nit nur durch die pol- nische, fondern auch dur die verständige deutshe Bevölkerung üb die jeßige Beunrubigungepolitik, die den wirthschaftlihen Aufschwung verhindere. Man möge den betretenen Weg verlassen und der Schaden gut maden, fo lange es Zeit sei.

Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten D. Dr. Bosse:

Meine Herren! Ih boffe, daß ih mit dem hohen Hause den Eindruck tbeile, den ich bei dieser Etatsdebatte bekcmmen babe daß wir selten im Abgeordnetenhause drei Tage lang eine Géeneral- besprehung des Etats gehört haben, die sich so fortlaufend auf einer vornehmen Höbe, auf einem großen politischen Niveau gehalten bat und deshalb hatte ih mi ents&lofsen, obwohl au aus meinem Etat Einzelheiten bier vorgekommen sind, diese -möglist bis zur zweiten Lefung und bis zur Verbandlung in der Budgetkommission zurü& zuftelen und bier in die Debatte mit Einzelheiten überbaupt nitt einzugreifen, um nit das Niveau derselben, wie das natür lich ift bei Einzelheiten, berabzudrücken. Das würde ih aus durhgefüßbrt baben; ih würde au selbst eine Satz, die mir außferordentlih am Herzen liegt, die auch von den Herren Abgg. Dr. Sattler, Richter und Freiherrn von Zedliy erwähnt ist, die Medizinalreform, bier mit Stillschweigen übergangen haben. Die Sache ist in vollem Gange. Der Herr Abg. Richter hat ganj richtig berauSgefunden, taß sie nur deshalb im Etat nicht erscheint, weil sie in voller Vorbereitung ist, und wir demnähft hoffen, mit einer Vorlage und weitergebhenden Dingen, als es in diesem Jahre möglih gewesen wäre, an- Sie berantreten zu können. Jh werde wenn nöthig, in der zweiten Lesung wie in der Budgetkommission mich über diese Frage sehr gera weiter auslafsen, Ihnen ansgiebigf Auskurft ertheilen. Wenn der Herr Abg. Dr. Satiler sich gewundert bat, daß es über die Medizinalreform in der Preffe fo ftill geworden wäre, fo nehme ih do an, daß wir darüber einig sind, daß wir nit wünschen können, daß, solange cine Gesetzgebung nicht fertig ift, wir uns hinstellen und in der Preffe das Tamtam s{lagen. (Sehr richtig! rechts.) Das kann ih nit; das will ih nicht, und das wird au Herr Dr. Saitler nit wollen ; darin sind wir, glaube ih, beide einig.

So werde ih dem Programm, das ih mir gemaht habe, trez bleiben und alles Andere bei seite lassen ; aber auf die Rede des Herrr Abg. Motty fann ih beim béften Willen niht shweigen. Darin war so viel Irriges, so viel Falshes (Widerspru bei den Polen) und fo viel von den bier {on leider für uns zur Gewöhnuns gewordenen polnishen Angriffen gegen das Deuts%thum, daß es mr als Schwäche gedeutet werden würde, wenn ih darauf nit antworte würde. (Bravo! rets.) Ih werde Ihnen darauf antworten; ib werde, wenn Sie es verlangen, auf jedes Wort, das Sie gesagt haber, eingeben.

Herr Abg. Motty, Sie baden hier den Deutschen die Frage 20! gelegt: quousque tandem, Catilina, abutere patientia nostíra* Ih will Ihnen eine andere Frage aus Cicero vorlegen: quis tuleri Gracchos de seditione querentes! (Sebr rihtig redié. Wider spra bei den Polen.) Das ift die Frage, die wir an Sie mit vellez Recht zu richten haben. Sie haben zu Ihrer Frage weder Ret noch Anlaß. a

Nun, meine Herrn, was die polnischen Dinge anlangt, so ift der Fall mit tem Schulkinde, ven dem der Herr Abz. Motty gesproŸ2 bat, mir nit bekannt; er ist au niht amtlich an mi herangetteÆ und wern es sich fo verhält, worüber ih nichts weiß und worüber ih nichis fagen fann, woran ih auch nicht ¡zweifeln wie Herr Mot:y es vorgetragen hat, so bin ih i N daß das Kind nicht bestraft ist, weil es das Baterunser nit hätte deuts beten können, sondern weil es sich geweige:t hat, dem 2

gesetzt natürli, daß mit den Matrikularumlagen ebenso verfahren werde

Bezliglih der Beamten möchte ih Sicherheit haben, daß die wirklih

des Lehrers zu gehoren. (Lachen bei den Polen und im Zentram)-

Gehalitan E fe dabei an die_ Eisenbahn - Unterbeamten in Berlin, “die

es ift für zin Kind viel withtiger, daß e2 Gehorsarn

es geläufig Polnisch lernt, unter allen Umftänden für

: Kind, und dieses Kind if ganz gewiß ein

preußisches Kind; denn es gebört einer vreußishen Schule an. Ih darauf noch einmal zurü.

Meine Herren, ih möchte mih aber in der Sache garnicht er-

, wir haben dazu gar feinen Grund. Es hat fih in unserer

t ist Zin. Ideal, die Steuerreform bat M Politik in Bezug auf, die polnischen Angelegenbeiten, die polnische

Sprachenfrage, den Betrieb des Pökiifhên und T? Deutichèn in den | Saulen der drei in Betracht kommenden Provinzen niht das Mindeste geändert. Aber, meine Herren, es hat si auf Seite der polauishea

-—Sigitaiton * finbebtngt “efiras “grändeat. -(Widersua beiwdriPolemr) 7

Die Aenderung liegt darin, daß erftens der aggressive Charakter der poluischen Agitation gegen das Deutshthum und gegen die Regierung im Laufe der leßten Jahre, namentlich des leßten Jahres, viel s{ärfer hervorgetretcn ift als je zuvor. Ih frage jeden Herktn, der diz polnischen Zeikung®artikel einigermaßen verfolgt hat, ob er mir darin nicht zuftizmen wird.

Meine Herren, was ih in dem erften Jahre, als ich hier mit einer Polendebatte überras@t wurde, {on gesagt habe, das wieder- hole ih: wir find niht die Angreifer. (Widerspru bei den Polen.) Mir sind es, die unser gutes Recht vertheidigen gegen die aggresfive und zum theil revolutionäre Agitation der Polen. (Bravo! reckts. Widerspruch bei den Polen.) Meine Herren, die Polen richten offener, heftiger und [eidenshazftliher als je zuvor ihre Offensive gegen das Deutsthum, namentlih gegen die deutswe Sprache. Nun ift es außer allen Zweifel, daß diz polnische Agitation, namentli in der Presse und in den Versammlungen, mehr als früher tas national- polnische Begehren in den Vordergrund gestellt und mit ausdrücklichen Warten, was bis vor etwa Jakbren nie der Fall gewesen ift, auf die Wiederherstellung eines polnishen Reichs oder Staats cfen bin- gewiesen hat. (Lachen bei ten Polen.)

Meine Herren, die polnische Agitation richtet ihre Versuche, preußishe Unterthanea zur Betheiligung an diesen Vellcitäten zu verführen, auch gegen folhe Landsleute, die scit Jahrhunderten niczt mehr zu Polen gehö:t baben. Sie hat namentli in Oberschlesien Srund und Boden gefaßt durch Emissäre, die zum theil aus anderen preußiîcheca Provinzen gekommen sind. Meine Herren, daß wir uns dagegen wehren, daß wir unseren Besiß {üßzen, das ift unsere einfache Pflicht und Schuldigkeit (Bravo!), das versteht sih ganz von felbst.

Nein, meine Herren, wir find es nicht gewesen, die eine neue und unnôtbige Schärfe in diese Dinge bineingetragen haben; das sind die polnischen Agitatoren, die diefe Verbältniffe in einer Weise behandelt baben, die das deutsche Gefühl mit der tiefen Gntrüftung erfüllen einußte. Meine Herren, daß wir folhen leidenscafilihen und, ih füge aanz unbedenklih hinzu: unklugen Angriffen auf das bestehende Recht thatk:äftig entgegengetreten find, daß wir ihnen unter allen Umständen mit allen uns zu Gebote stebcnten gefehz- lien Mitteln entzegenireten werden, das versteht sich doch ganz von selbst; und daß man daran überhaupt hat zweifeln können auf nationalpolnifYer oder auf einer den Polen günstig gesinnten Seite, das ist der einzige Punkt dabei, über den ih mih einigermaßen wundere. Meine Herren, es ift einfa unsere Pflicht, in der Provinz Posen und in Weftvreußen, wie Oberschlesien das Recht zu schüßen; das Recht aber ift das, daß diese Landestheile zu Preußen gehören, daß die Bevölkerung dieser Landestheile in erster Linie die preußische Staatetangebörigkeit und die deutsch2 Neichs- angebörigkeit besißt, daß es fich dabei wohl um polnisch redende Deutsche und Preußen handelt, aber nit um eine Natio- nalität, der wir die Organisation zugestehen könnten, mit der fie unsern Staat zerstören müßte und gegen unseren Staat feindfelige Angriffe richtet; meine Herren, das fällt uns garniht im Traume ein.

Wir werden niht aufhören, das will ich ausdrücklih bervor- beben, die preußischen Unterthanen polnisGer Zunge mit voller Gerechtigkeit zu bebandeln; fi: follen in allen berechtiat:n Interessen geschüßt werden wie jeder loyale Staatsbürger, wenn er sich den Gesezen gemäg benimmt. Aber, meine Herren, wir werden allen ungesetlihen Bestrebungen mit allen uns durch Recht und Gesez gegebenen Mitteln unna&sihtliG entgegentreten, und wir werden das Net und die Autorität unferes Staates wahren und geltend maten jedem gegerüber, ver diese unsere beiligsten Güter anzutafien wagt. (Bravo !)

Meine Herren, mögen die Angriffe kommen, von welcher Seite fie wollen, darin werden uns weder Drobungen, noch Lockungen, weder sentimentale Redenéarten, noch vrovokatorisde Demonstrationen, weder die Unwabrheiten der sogenannten nationalpolnischen Presse, noch die feindseligen Nadelstiche einzelner polnish grfinnter Herren beirren, die in diese Verhältnisse in der That eine Feindseligkeit hineingetragen haben, die unter Angehörigen desselben Landes nicht exiftieren follte.

Meine Herren, die pclnischen Agitatoren sind auf höchst bedenk- lihem Wege. Man hat wiederholt auch do:t von Schwankungen der Staatsregierung gesprochen, ohne diesen {weren Vorwurf irgendwie zu fubstantiieren. Ich erkläre hiermit, daß ein folwes Schwanken absolut nicht existiert. Die Staatéregierung if sich ibrer Pflicht in dieser Beziehung vollkommen bewußt und, meine Herren, wir werden rubig, aber zielbewußt, gerecht und ohne Furt und Sheu unseren pflihtmäßigen Weg weiter gehen. Die Polen wecden wobl tbun, si in dieser Beziehung keinen Jllusionen hinzugeben ; sie werden mit aen nicht auf dem Boden der bestehenden Recktsordnung stehenden Bestrebungen einem unbeugsamen Widerstande begegnen. (Bravo !) Und, meine Herren, da auch übec die Ziele Unklarßeit zu beftehen scheint bei den Herren, die davon reden, daß wir einer polnischen Nationalität als solhen, also in ihrer Organisation, staatlihen Schuß gewähren sollten, so geftatten Sie mir einfah zu sagen, daß für uns, für die preußishe Regierung, auch für die Unterritsverwaltung, nah wie vor für die Lösung der Aufgabe, die uns dort den Polen gegen- über auferlegt ist, das maßgebend bleibt und bleiben wird, was der verewigte Ober-Präsident und Minister Flottwell {hon im Jahre 1841 in seiner mit Recht berühmten Denkschrift folgendermaßen prä- zisiert hat ih bitte um die Erlaubniß, die paar Worte verlesen ¿u dürfen —; er präzisiert diese Aufgabe dabin :

die innige Verbindung der Provinz Posen mit dem preußischen Staat dadurch zu fördern und zu befestigen, daß die ihren polnischen Einwohnern eigenthümlichen Richtungen, Gewohnheiten, Neigungen, die einer folhen Verbindung widerstreben, allmählih beseitigt, daß dagegen die Elemente tes deutschen Lebens in seinen materiellen und geistigen Beziehungen immer mehr in ihc verbreitet und damit endli die gänzlihe Vereinigung beider Nationalitäten als der

e.

S6éluß dieser Aufgabe dur das entshiedene Hervortreten deutscher

Kultur erlangt werden möge. Nun, meine Herren, das find genau diejelben Ziele, die wir ver- folgen. Daß eine solde Aufgabe nihi von heute auf morgen gelöst werden kann, daß dazu Fahrzehnte, ja vielleicht Jahrhunderte gehören, darüber kann niht ter mindeste Zweifel sein. Es gehört aber dazu eine feste, eine konsequente, eine thatkräftige Hand, die fih nicht ins Bockshorn jagen läßt durch die Redensarten, die von feiten dex | Polen uns êntgegengefchörudert Weben. nb, meine Herren, das werden wir niht tbun; wir werden auf dem Wege, den wir vor

unserem Gewissen, vor Gott und den Menschen als recht erkannt } ; teen s : fittenfietcich “gam s aben, Weitec gsben, und hofentlih -wird-er- 2n8-und aut die Polen 4 bupustt Personen im Hüttenbetrieb (Eisen- und Stahlgewin-

zu einem guten Ziel bringen. (Bravo! rechts. Zischen bei den Polen. Erneutes Bravo! rets.)

Abg. Wallbrecht (nl.): Herr Stöcker beklagte si äber unsere sckilehte Presse. Gegen Beleidigungen giebt es Gerichte, man muß aber au die Prozesse durchfübren. Unsere Presse ift immer noch die beste der Welt. Dr. Friedbe:g bat nicht gegen das Herrenhaus als folhes gesproczen, sondern gegen die einseitige Vertretung einzelner Familien. Einverftanden bin ih aber mit Herrn Stöcker in Bezug auf die Förderung der mittleren Fahschulen. An eine Rentabilität der Kanäle hat, das möchte ih dem Grafen Limburg sagen, niemand gedaht; den Vortheil haben aber niht die Interessenten allein, fondern wir alle. Unsere niederen Beamten sind allerdings :u niedrig besoldet. Was foll ein Vater von neun Kindern mit 9009 # an- fangen? Unsere Unterbeamten in den großen Städten stehen ih viel s{lechter als die Arbeiter. Auch andere Beamte, wie die Polizei- Lieutenants und Schugkeute, find ¿u {let dotiert. Die Vorlage entbält in dieser Beziehung eine große Menge von Ungleichbeiten, die die Unzufriedenheit der Beamten nit vermindern wird.

Hierauf wird die Berathung vertagt.

Schluß 31/4 Uhr. Nächste Sißung: Donnerstag 11 Uhr. (Fortseßung der Etatsberathung.) :

Statiftik und Volkswirthschaft.

Die foziale Zusammensetzung der Bevölkerung in Deutschland. S

So erbeblich schon die Eigenthümlihfeiten in der Arbeitsftellung für tie drei großen Berufsklafsen der Landwirthschaft, der Industrie und des Handels und Verkehrs bervortreten, so werden fe do von denen noch übertroffen, welhe die Berufsgrupven und vollends die Berufêarten zu erkennen geben. Um daher von diesen für das wirth- shafilihe Gedeihen der Bevölkerung fo tief eingreifenden Er- \cheinur gen eine deutliwere Vorstellung zu erlangen, empfieblt es fi, in die genauere beruflihe Gliederung einzudringen. Was die Berufs- grubpven angedt, fo befinden si, wenn man die im Gewerbe ihres Hausbaïtungsvorftandes thâtizen Familienangehörigen, welhe nit eigentlide Gewerbvêgebilfen sind, beiseite läßt, unter 100 Berufs- thâtigen :

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Frwerbs- thätige über- haupt

sammt

Technisch gebildete gelernte ungelernte

tlfeper]onen insge

O

Betriebsbeamte, Rechnungspersonal|

Aufsichts-, Bureau- |

Selbjtändige, leitendt Beamte

1.

8 292 692 111 926 108 462

8 047 583

24 721

8 281 230

567 774

Landwirtbschaft x... Forstroirthihast . : Kunst- u. Handelêgärtnerei Landwiithschaft u. Thierzucht Fischerei Industrie 2c. Bergbau, Hütten- u. Sa- linenwesen Fabrikanten, Fabrifarbeiter, ._ Gesellen und Gehilfen, deren nähere Erwerbêethä- tigkeit zweifelbaft bleibt Induftrie derSteine u.Erden Chemische Indzstrie . olygrapbiîhe Gewerbe Berwerthung der forstwirtf- schaftliheaNebenprodukte, Herstellung derLenchtitoffe, Fette, Dele u. Firaiffe . Papier-Induftrie L: Baugewerbe Mttallverarbeitung Textil-Industrie ¿ Herstellung von Maschinen, Werkzeugen, Instrumenten und Apparaten x Nahrungs- u. Genußmittel- Industrie Leder-Industrie . Industrie der Holz- und Schnigstoffe Künstier (Kunstmaler und -Bildhauer) und fkünft- lerifch2 Betriebe für ge- werblihe Zwecke. . . . 36,2 Bekleidungë- u. Reinigung®- Industrie 56,0) Boe u: Vetkehr . . 136,1 Handelsgawerbe 48,0] Waarenhandel . . . . 147,8 Geldtandel 17,71 82, Versicherungëgewerbe. . . 28,2171, Verkehrêgewerbe. . . .. 13,4 Beberbergung u. Erquidung 135,71 52, Blickt wan hier zunächst auf die beiden ersten Rubriken, auf das Verhältniß der Selbftändizen zu deu Hilfspersonen überhaupt, so springen die außerordentlihen Abweihungen in der durhschnittlichen Größe der Betriebsgestaltung sofort in die Augen. Vornehmlich hat dies in der Industrie statt, in welcher der Bergbau, das Hütten- und Salinenwesen und die Bekleidungs- und Reinigungsgewerdbe diejenigen Gruppen bezeichnen, welche sih durch tea höchsten und den niedrigsten Betriebsumfang hervorthun. In einem Unternehmen der ersteren Gruppe, welhe sich so recht als eine solhe des Groß- betriebes offenbart, sind im Durchschnitt 258 mal so viele Hilfefräfte thätig als in einem der leßteren. An den Bergbau und das Hüttenwesen reiht wean man die _Zu- fallégruppe der Fabrikanten, Fabrikarbeiter, Gesellen und Gebilfen, deren nähere Erwerbstbätigkeit niht ermittelt werden konnte, beiscite läßt feine der übrigen Gruppen entfernt heran. Die Betriebe der Industrie ter Steine nnd Erden, die ihm am nächsten stehen, haben eine 15 mal s{chwächere Beseßung. Nächst ihnen kommen noch die chemi'che Jadustrie, die polyzraphishen Gewerbe, die Verwerthung der forstwirth}chaftlihen Nebenprodukte und die Herstellung von Leuchtstcffen (Gasaastalten 2c.) mit einer gesteigerten Ver-

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29 961 501 315 102 923 119 291

42 997 135 863

1 353 447 862 035 945 191

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1513 124 2 338 508 1 205 133 997 269 33 689 25 384 615 331 „N 492 660

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Hilfspersonen in Betracht. Ein mittleres Ver-

Papier utte, das Baugewerbe, die

extilindustrie und di *ftellung

G Werten , Instrumenten - und pparaten

ein, während außer den Bekleidungs- und Reinigungsgewerben be- sonders die fünstlerishen Betriebe für gewerblihe Zwecke, die Jn- dustrie der Holz- und Schnißstoffe, die Lederinduftrie sowie die Nab- rungs- und Genußmittelindustrie auf Kleinbetries hinweisen. Unter den einzelnen Berufsarten ragt am weiteften die Gewinnung von -Stein- und-Braunfkoblen, Koks, As hervor, in der auf 1 Sölbsländigen bew. leitenden Beamten 496 Hilfs- personen entfallen. Wenn auch nit so anfebhnli, so doch immer noch groß ist die Zabl der in abbängiger Stellung beschäftigten

nung): 204 auf 1 Sekbftändigen. Ihm folgen die Gewinnung und Aufbereitung von Erzen mit 129 Hilfskräften auf 1 Unternehmer, die Verfertigung der Spielwaaren aus Kautshuck mit 93, die Salz- gewinnung mit 85, die Eisengießerei und Enmaillierung von Eisen mit 66, die Glashütten mit 62, die Rübenzuckerfabrikation und Zuckerraffinerie mit 58, die Schhwarz- und Weißblehberstellung mit 55, die Fabrikation von Explcsivstoffen und Zündwaaren mit 50 Hilfs- personen auf 1 Unternehmer, Au Fie wird man noch zu den großen Unternehmungen zu zählen haben. Als Betrieb mittlerer Größe wird man die Geschäfte anschen fönnen, in denen zwischen 20 und 50 Ge- bilfen aller Art Beshästigung finden. Dies sind auf dem Gebiete der Industrie namentli die Verfertigung von Gammi- und Guttapercha- waaren (39), die Gas8anstalten (33), die Verfertigung von Papier und Pappe (31), die Zubereitung von Spinnstoffen (27), die Verfertigung von Streibfetern (26), die Betriebe der Eisendrabtzieher (25), die Verfertigung von Schußwaffen, die Fay?nce- und Porzellanfabri- kation und -veredelung (24), die Ziegelei und Thonröhßrenfabrikation, die Lehm- und Thongräberei, die Spinnerei, Zwirnerei und Watten- fabrikation (23), die Herstellung von Farbenmaterialien, Kobke- und Bleistiftfabrikation, die Herstellung künstlicher Düngstoffe, sowie der Stiffsbau L Hilféperfonen). Geht man noch weiter hinunter, etwa bis zu 6 Gehilfen, fo erfaßt man son zum theil eine handwerkêmäßige Betriebsform. Zu dieser Stufe gehören die Erzeugung und Ver- arbeitung von Metalllegierungen, die Verfertigung von Lampen und anderen nicht eleftrishen Beleuhtungsapparatea, die Gewinnung von Kies und Sand, Herstellung von Kalk, Zement 2c. (18), die Tuch- macher (17), die Verfertigung von Maschinen, Werkzeugen 2c., die Spiegelglas- und Spiegelfabrikation, die Marmor-, Stein- und Schieferbrüche (16), die Verfertigung von gefärbtem und lackiertem Leder (15), die Bleicherei, Druckerei und Appretur, die Herstellung chemischer, pharmazeutisher und photographischer Präparate (14), die Verarbeitung unedler Metalle mit Ausnahme von Cifen, die Betriebe der Elcktro- techniker, die Herstellung von elefktcishen Maschinen, Apparaten, An- lagen 2c. (13), die Blehwaarenfab:ikation, die Wachstuch-, T und Treibriemenfabrikation, die Herstellung von vegetabilishen Nahb- rungsmitteln (Nudeln und Maccaroni, Stärke und Stärkesyrup, Kakao, Cbokolade, Kaffeesurrogate, komprimierte Gemüse, Konserven) (12), die Verfertigung von feinen Thonwaaren, Steinzeug, Terralith- und Siderolithwaaren, die Schlofserei einshließlich der Verfertigung von feuerfesten Geldshränken (11), die Gewerbe dex Gürtler, Bronzeure, Neugolt- und Neusilberarbciter, Metallknopf- macher (10), die Wagenbauanstalten (auch für CEisenbahn- und Postwagen), die Verfertigung von Zementwaaren, Zementguß und Gipsdielen, die Torfgräberei und die Torfbereitung (9), die Betriebe der Roth- und Gelbgießer, die Verfertigung von Näge!n, Schrauben, Nieten, Ketten, Drahtseilen 2c., die Näh- und Stecknadel-, Nadlerwaaren-, Drahtgewebe- und Drahtwaaren- fabrikation, die Delmühlen, die Färberei und die Holzzurichtung und -Konfervierung (8), das Gewerbe der Steinmetßen, Steinhauer, die Glaêveredelung, Glasbläserei vor der Lampe, die Betriebe der Gold- und Silbershläger und -Drahtzieher, die Münzstätten und Präge- anstalten, die Verfertigung von Mineral- und ätherishen Oelen, Fetten und Firnissen, Verarbeitung von Harzen, die Brauerei und Mälzerei (7), die Tabackfabrikation, die Wasserversorgung, Wasserwerke, Eisbereitung, -Bewahrung und -Verforgung, Fabri- fation von Tünstligem Mineralwasser, die Gerberei und die Veredelung und Vergoldung von Holz- und Shniy- waaren (Spiegel-, Bilderrahmen 2c.) (6 Gehilfen auf einen Unter- nehmer). Die übrige große Menge der Zweige des Gewerbefleißes begnügt fih mit der Verwendung von weniger als 6 Hilfsperfonen und trägt demuach einen deutlichen kleingewerblihen Stempel. Viele Industriezweige erscheinen in der Statistik jedoch nur deshalb mit so geringer Arbeiterzahl in den einzelnen Betrieben, weil zu den Selbständigen auch folhe Gewerbetreibenden gerechnet werden sind, die in der eigenen Wohnung für ein fremdes Geschäft zu Haus für fremde Rechnung arbeiten. Ihre Zahl ift oft recht erbeblich. So sind von den 12128 Betrieben der Pofamentenfabrikation nicht weniger als 81,7% hausëindustrielle, von den 1284 der Gummi- und Haarflehterei und -Weberei 74,8%, von den 113554 der Weberei 74,7%, von den 1590 der Verfertigung von Kravatten _ und Hofenträgern 70%, von den 17612 der Hâäkelei, Stickerei und Spißenfabrikation 67,8 9/6, von den 1740 der Verfertigung von Korfets 67,7 0/9, von den 29 200 der Strickerei und Wirkerei (Strumpfwaarenfabrikation) 65,9 %/, von den 16 361 der Herstellung fertiger Kleider und Wäsche (Konfektion) 63,6 9/6, von den 5023 der Handshuhmacher 63,3 9%, von den 3000 der Bleicherei, Druckerei und Appretur 51,4°/0, von den 1312 der Glasveredelung und Glasbläserei vor der Lampe 48,7 9/9, von den 1317 der Ver- fertigung von Spielwaaren aus Metall 47%, von den 1419 der Verfertigung von Stiften, Nägeln, Schrauben, Nieten, Ketten, Draût- feilen 2. 46,3 9/0, von den 7161 der Spinnerei, Zwirnerei und Watten- fabrikation 45,1 9/0, von den 1760 der Fayence- und Porzellanfabrikation und «Veredelung 44,3 9/6, von den 20 090 der Tabackfabrikation 43,4 °/0, von 3628 der Tuchaacher 18,8 9/9, von den 909 Betrieben der Her- stellung von Farbematerialien, Koble- und Bleistiftfabrifation 16,20/, und von den 190 381 Nähberinnen arbeiten 15,7 9%, von den 261 141 Scneidern und Schneiderinnen 13,99% in der eigenen Wohnung für fremde Geschäfte. Sieht man sich in diesen Industriezweigen nur den Kreis der bauptberuflich für eigene Nehnung Erwerbsthätigen an, so mahen sich noch ansehnlihe Mittelbetriebe geltend; es kommen ¿. B. in den übrig bleibenden 980 Unternehmungen der Fayence: und Porzellanfabrikation und -Veredelung im Durchschnitt 43 Hilfspersonen auf einen Arbeitgeber, in 3930 der Spinneret, Zwirnerei und Wattenfabrikation 42, in 1459 der Bleicherei, ODruckerei und Appretur 30, in 762 der Herstellung von Farbematerialien, Koble- und Bleistiftfabrikation 24 und in 2945 Betrieben der Tuch- macher 21, in 762 der Herstellung vos Stiften, Nägeln, Schrauben, Nieten, Ketten, Drahtseilen 2c. 15, in 673 der Glaëveredelung und Glasbläserei vor der Lampe 14, in 562 der Verfertigung von Korsets 12, in 11400 der Tabackfabrikation durchschnittlich 11, in 28752 der Weberei 10, in 2324 der Posamentenfabrikation 9, in 168 der Ver- fertigung von Spielwaaren aus Metall 7 und in 5978 Betrieben der Hersteliung fertiger Kleider und Wäsche (Konfektion) 6 Hilfs- ersonen. Y In der Klafse des Handels und Verkehrs sind die Verschieden- heiten der Gruppen längst nicht von folchem Belang wie in der Industrie. Immerhin hebt sich der Straßenbahnbetrieb mit 143 Arbeitnehmern auf einen Arbeitgeber bezw. leitenden Beamten sichtlich über die übrigen Gruppen hinaus, während der Waaren- und Produfktenhandel in stehendem Geschäftsbetrieb eine so geringfügige Berwendung von fremden Hilfspersonen aufweist, daß sie die Ziffer der Selbständigen kaum erreihen. Es kann daraus gefolgert werden, daß in nit wenigen Fällen der Waarenhandel in kleinstem Umfange, d. h. ohne jeglihe ständige Mitwirkung fremder Perfonen, höchstens unterstützt dur die gelegentlihe oder beiläufige Betheiligung von —- besonders weiblihen Familienangehörigen, betrieben wird. Dem Straßenbzhabetrieb am nächsten steht der Éisenbabnbetrieb mit 46 Arbeitnehmern auf einen leitenden Beamten (Direktionsmitglied, öInspektor, Betcicbs- und Stations-Vorsteher). Eine immer noch

*) S. die Nrn 309 und 310 d. Bl. vom 30. und 31. Dezember v. X., sowie 4 und 17 vom 6. und 20. Januar d, I.

hohe Stellung nehmen ferner der Se eTa Hi mit 18 Hilfoperfonen auf einen leitenden Beamten, die ndels-Hilfsgewerbe der Stauer,

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