1897 / 30 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 04 Feb 1897 18:00:01 GMT) scan diff

11. Februar, im „Aigemeen Verkooplokaal“ zu Rotterdam: Verfteigerun L zu einer noch lemuseheuten Stunde von 6915 Paten Java-, 330 Pa en Marila- und 25 Körben geschnittenem Sumatra- Taba; 2) um 2 Uhr von 300 Packen Sumatra- und 50 Paten Java- und anderem Taback.

Serbien.

15. Februar. Direktion der serbischen Staatsbahnen in Bel-

rad: Lieferung von 8 Stück Gummispiral-Saugshläuchen à 3 m ang, 102 mm Durchmesser, 8 Stück messingenen S{lau(hverschrau- bungen, 102 mm Durchmesser, 2 Stück lackierten Saugkörben, 102 mm Durchmesser. Adresse: „Angebot behufs Lieferung von Kautschuk- \{hläuchen u. dergl. An die Direktion der ferbishen Staatsbahuen in Belgrad.“ Jedes Angebot muß eine 10 Dinar-Stemyelmarke tragen. Kaution 300 Din., Lieferungsfrist 1 Monat nach Bestellung; bei der n werden 19/9 und 19/0 der Gesammtsumme in Abzug gebracht.

Verkehrs-Anstalten.

Gijedser, 3. Februar. (W. T. B.) Der am 1. d. M. bei Giedser-Leuhtthurm gestrandete Postdampfer „Edda“ ift wieder flottgebraht und hierher eingeshleppt worden.

Krefeld, 3. Februar. (W. T. p Die Trajektstörung S pyck- Welle ift seit heute Nachmittag 2 Uhr beseitigt.

Bremen, 4. Februar: (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. RPD. „Sachsen“, n. Ost-Asien best, 2. Febr. Nm. Ouessant passiert. PD. „Stuttgart“, n. New-York best., 2. Febr. Nm. Lizard passiert. SD. „Trave“ 2. Febr. Mitt. v. New-York n. d. Weser abgeg. SD. „Havel“, n. New-York best., 3. Febr. Vm. Eastbourne passiert. SD. „Werra“ 3. Febr. Nm. Alerand rien angek. D. „Karlsruhe“, v. New-York komm., 3. Febr. Vm. Eastbourne passiert. RPD. „Bayern *, v. Oft- Asien komm., 3. Febr. Mrgs. Genua angek. PD. „Graf Bis- marck*, v. Brafilien komm., 3. Febr. Nm. Antwerpen angekomm.

London, 3. Februar. (W. T. B.) Castle-Linie. D. „Doune Castle“ Dienstag auf Heimreise von Kapstadt abgeg- angen. D. „Methven Castle“ heute auf der Heimreise in London angekommen.

__ MRotterdam, 3. Februar. (W. T. B.) Holland-Amerika- Linie. D. „Obdam“, von New-York nach Notterdam, heute Nachmittag Beach y Head passiert. V. , Maasdam*“, von Rotter- dam nah New-York, heute Nachmittag von Rotterdam - abgegangen. D. „Spaarndam“, von New-York nah Rotterdam, beute Nach- mittag in Notter dam angekommen.

Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause wird morgen Flotow's Oper „Martha“ in folgender Beseßung gegeben : Lady Durham : Fräulein Dietrich; Nancy : Frau Göte; Lord Midcklefort : Herr Schmidt ; Lyonel : Herr Naval ; Plumket : Herr Bey.

Im Königlihen Schauspielhause geht morgen zum 100. Mal Shakespeare’'s „Komödie der Irrungen“ in Scene. Die Herren Matkowsky und Vollmer, die Damen von Hochenburger und von Mayburg spielen darin die Hauptrollen. Hierauf folgt „Der ein- gebildete Kranke“ von Moliòre, in welhem Herr Vollmer und Frau Conrad in den Hauptrollen auftreten.

Im Central-Theater gelangt am Sonntag die angekündigte theatralishe Revue unter dem Titel „Ein fideler Abend“ zur ersten Aufführung.

Mannigfaltiges.

«Dem Magistrat lag in seiner gestrigen außerordentlichen Sitzung der Plan des Geheimen Bauraths Dr. Hobrecht zur Kanali- sierung des Nadialsystems X1 zur Genehmigung vor. Das Radial-

Keilhack : „Eine Wanderung durch die Bulkangebiete Ftaliens, Jélands

für Naturkunde (Insekten) dur den 22. Februar, Abends 8 Uhr, in den Germania-Festsälen Laune, straße 103): Vortrag des Herrn Professor Dr. Müllenhoff : ,

Genossenshaftsleben der Thiere“. (Eintritt für Jedermann frei.) Anmeldungen zum Beitritt nimmt der Schaßmeister der Gesellschaft Herr Konsul N. Seifert, Berlin C., Neue Grünstraße 11, entgegen.

syftem X1 wird von ten Ortschaften Pankow, Neu-Weißensee und Lichtenberg. begremt po wurde vom Magiftrat unverändert ge- nehm Die Stadtverordneten Versammlung wird demnächst durh eine Vorlage des Magistrats ersucht werden, idre Zustimmung zur In- angriffnabme dieser Anlage, durch deren Ausführung einem frü An- trage der Stadtverordneten-Versammlung entsprochen wird, zu ertheilen. Zunächst sollen diejenigen Straßen erworben werden, welche zur Anlage der Ausführungskanäle für die Abwäfser erforderlih werden. Als erfte Baurate, welche vorläufig avs der Kanalisationsanleihe- gedeckt werden soll, wird die Summe von 3 300 000 M gefordert. nächst ge- langte der Spezial-Ctat der Gemeindeshulen pro 1897/98 zur Berathung und Annahme. Derselbe {ließt in Einnahme mit 103172 Æ, in Ausgabe mit 11442246 Æ ab, erfordert also einen Zuschuß aus der Stadthauptkasse von 11 339 074 A4 Die Ein- nahmen * bestehen im wesentli&en aus Miethen und den Scul- versäumnißstrafen. Leßtere konnten von Jahr zu Jahr herabgeseßt werden ; jeßt sind nur 4000 Æ eingestellt gegen 5000 «A im Vor- ahre, 6000 4 im Jahre 1895/96. -Zur Zeit sind 3520 Klassen vor- anden. Die Durhschnittsfrequenz beträgt für die oberen Klassen 50 Schüler, für die mittleren 60 und für die unteren 70 Schüler. Es sfoll dahin es werden, allmäblich die Frequenz aller Klafsen auf 50 üler herabzuseßen. Endlih wurde der Spezial- Etat für das Armenwesen in Einnahme auf 692 200, in Ausgabe auf 8 216 600 Æ festgestelt. Die Ginnahmen bestehen im wesentlichen in von auswärtigen Armenverbänden erstatteten Unterstüßungen. Unter den Ausgaben sind in diesem Jahre zum leßten Mal "20 000 46 zum Kartoffelbau dur Arme aufgefübrt, wofür Aerfelder gepahtet und an Arme in kleinen Parzellen . vertheilt werden ; da diese Ein- rihtung sih jedoch niht bewährt hat, soll sie aufgegeben werden.

_ Gestern Abend hielt Herr Professor Dr. Kny- Berlin in dem wissenschaftlichen Theater der alten „Urania“ über die Bewegung im

flanzenreih einen Vortrag, den er dur geeignete Demonstrationen mittels des Projektion8apparates sehr interefsant gestaltete. Er ging zunächst auf das Leben in der Le ein und wies auf die Bewegungen des Protoplasmas hin unter Vorführung geeigneter typisher Bilder, so u. a. von Elodea canadensis, Vaucheria sessilis u. a. Das Wandern des Protoplasma-Leibes bei den Schleimpilzen, namentlih von Physarum albipes, erregte die Aufmerksamkeit der Zuhörerschaft in besonders hohem Male, Zum Schluß sprach der Vortragende über die Bewegungen der Nährstoffe bei den höheren Pflanzen. Der nicht nur sehr lehrreihe, sondern au an Unterhaltungéstoff reiche Vortrag fand bei den Hörern lebhaften Beifall, aber bedauerlicher Weise war ihre Zahl nit sehr groß.

In der lezten Sißung der „Deutschen Gesellschaft von Freunden der Photographie“ wurde Herr Geheimer Sanitäts- Rath Dr. Tobold zum Ersten Vorsitzenden, a Major von Western- bagen zum Zweiten und Herr Major Beschnidt zum Dritten Vor- sißenden, Herr Direktor Schulß-Hencke zum Ersten und Herr Dr. Brehm zum Zweiten Schriftführer gewählt. Herr Direktor Schultz-Hencke referierte in einem Experimentalvortrag über die Frage, inwieweit das Acetylengas-Liht zu photographishen Zwecken verwendbar sei.

Die „Deutsche Gesellschaft für volksthümlicheNatur- kunde“ hat für den laufenden Monat folgendes Programm auf- gestellt : Mittwoch, den 10. Februar, Abends 8 Ubr, im Bürgersaale des Rathhauses : Vortrag des Königlichen Landes-Geologen Herrn Dr.

und der Sandwichinseln" mit Projektionsbildern. Sonntag, den 14. Februar, Mittags 12 Uhr: ua durch das Königliche Museum Herrn Kustos Kolbe. Montag,

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Schauspielhaus. ment B. 6. Vorstellung.

Breslau, 4. Februar. Der Expreßzug Nr. Abend in A b 6-an der f Men m arti Ucaca, Di Pe Gen di Dlaldire d

wurden dem nachfolgenden Nr, 7 übeckomiaen weiler dreivierielltüoeige, Brrspita e 1E Ubr K OMRen, Sitink

Köln, 3. Februar. Der Rhein steigt bier, dem „W. T. B.“ zufolge, ftündlih um 9 cm. ‘Infolge des ftarken Schmelzens des Schnees steigen alle Nebenflüfse des Rheins und führen diesem ge- waltige Wasjermassen zu. Bei Koblenz steigt der Rhein stündlich um 6 cm. Die Mosel hat ‘die niedrigeren Stadttheile von Trier bereits unter Wasser geseßt und s{willt immer mehr-an. é

Koblenz, 4. Februar. Wegen des Hohwassers haben di Bewohner der an der Mosel liegenden S dser pa Feier doiont,

Lübedck, 3. Februar. Eine Anzahl von Fischerbooten aus C df Bu L Rar Bd R eee

a die Lage fehr ftritisch- ist, haben die er No ale ‘ausgi s Ein Eisbrecher ist zur Hilfeleistung in See GotngeE E

Straßburg, 4. Februar. Infolge des jüngst eingetretenen Thauwetters führen die meisten Flüsse im Elsaß Hochwasser. Der Rhein hat bei Hüningen, die Fl bei Colmar heute früh mit 4,91 bezw. 4,75 m den Höhepunkt erreiht. Beide Flüsse fallen langsam. Zwischen Sundhofen und Andolsheim ist gestern, wie das „Elsässer Tageblatt“ meldet, der Damm der Ill gebrochen. Bahn- verkehr zwischen Horburg und Munzenheim is unterbrochen; in Andolsheim ftürzten zwei Häuser ein.

Paris, 3. Februar. Die Seine if in der vergangenen Nackt plöglih beträchtilih gestiegen; einige von den auf Ven Si lagernden Waaren wurden fortgeshwemmt. Nah Meldungen aus den Provinzen sind avch dort zahlreihe Flüsse erheblich angewachsen. Man befürchtet Verheerungen.

Rom, 3. Februar. Die Studenten von Rom verhielten sich beute, nachdem die Universität geshlofsen worden ift, ruhig. Wie „W. T. B.* meldet, hielten fie eine Versammlung ab, um ihre Solidarität mit den bestraften Genossen zu erklären, beschlossen aber, den geseßlihen Boden nicht zu verlassen und öffentliche Kundgebungen hinfort zu meiden. Der akademishe Nath der Universität Mace- rata hat beschlossen, die Universität wegen der Solidaritätskund- aebungen für die römischen Studenten zu shließen. In Palermo kam es feitens der Studenten zu lärmenden Auftritten; der Rektor befahl die Schließung der Universität. An den anderen italienischen Universitäten wurden die Vorträge geb alten und fanden Ordnungs- \törungen nicht statt.

__ Barcelona, 3. Februar. Jn einer Parfümeriefabrik in der Sepulvedastraße fand beute früh eine Kessel-Explosion statt. Der Maschinist und zwei Arbeiter wurden getödtet, ein Arbeiter verwundet. Der Unfall ereignete sid, ehe tie Fabrikarbeiter ein- getroffen waren.

__ Bern, 4 Februar. Pedte hat sich, nahdem in der Naht Freft eingetreten, überall in der |chweizeri schen Hochebene und in den Alpen das Wetter aufgeklärt. Das Wasser der Flüsse geht zurü; der Pegelstand des Rheins bei Basel (vgl. Nr. 29 d. Bl.) ift seit gestern Abend unverändert.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

36. Vorstellung. Sonder-Abonne-

Zum 100. Male: Die Neues Theater.

Stiffbauerdauinm 4 a. / 5.

Elly Finger-Baileti, Natalie Lechner-Bäuer, Lucy Herbert-CampbvelUl.

Morgens.

Wetterbericht vom 4. Februar, 8s Uhr

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Stationen. Wind. Wetter.

„|Boc. auf 0Gr. Temperatur in 9 Celfius

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hedeckt heiter wolkenlos heiter1) wolkenlos beiter Schnee Schnee

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Belmullet . . Aberdeen Christiansund OSOD Kopenhagen . WNW Stockholm . W aparanda . N t. Petersbg. B Mosfau .

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Cork, Queens- town Cherbourg . elder 761 E e 0D amburg . . | 760 winemünde | 758 Neufahrwasser| 755 Memel .…. | 751 Münster. . . | 760 Karlsruhe . . | 762 |SW Wiesbaden . | 761 till München .. | 762 |\SW Chemniy .… | 764 |SSO : Berlin 761 |WNW 4 Wien | 764 NW 2\wolkenlos Breslau . | 761 |\WNW 3\|bedeckt Triest ..…. | 760 |OSO 1 halb bev. s, Dunst. 2?) Nachts Schnee. ?) Schnee. #4) Nachts nee.

3\wolkig bedeckt bedectt heiter rwoolfenlos

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Uebersicht der Witterung.

Eine Zone mit hohem Luftdruck erstreckt si von den Shetlandsinseln südostwärts über die Alpen hinaus, das Gebiet nördlicher bis westlicher Luft- eno im Osten von demjenigen südlicher und üdöstliher Winde im Westen \cheidend. In Deutschland, wo stellenweise Niederschlag gefallen ist, ift das Wetter kälter und heiter, in den südwestlichen Gebietstheilen herrscht noch Thauwetter, dagegen in Norddeutschland liegt die Temperatur bis zu 9 Grad

unter Null. Deutsche Seewarte.

Theater.

Königliche Schauspiele. Freitag: Opern- haus. 32, Vorstellung. Martha. Romantisch- komishe Oper in 4 Akten von Friedrih von Flotow. Text (theilweise nah dem Plane des Saint Georges) von Wilhelm Friedrih. Dirigent: Musikdirektor Steinmann. - Anfang 74 Uhr.

Komödie der Jrrungen. Lustspiel in 3 Auf- zügen von William Shakespeare. Für die Bühne eingerihtet von Karl von Holtei. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Der ein- ebildete Kranke. Lustspiel in 3 Aufzügen von Jean Baptiste Molière, mit Benußung der Wolf Graf Baudissin'shen Ueberseßzung. In Scene geseßi vom Ober-NRegisseur Max Grube. Anfang 74 Uhr.

Sonnabend: Opernhaus. 33. Vorstellung. Bajazzi. (Pagliacci) Oper in 2 Akten und einem Prolog. Musik und Dichtung von R. Leoncavallo, deutsch von Ludwig Hartmann. Phantasien im Bremer Nathóôkeller. Phantastishes Tanzbild, frei nah Wilhelm Hauff, von Emil Gracb. Musik von Atolf Steinmann. Anfang 7# Uhr. |

Schauspielhaus. 37. Vorstellung. Die Zeisige. Lustspiel in 4 Aufzügen von Heinri Heinemann. Anfang 75 Uhr.

Deutsches Theater. Freitag: Die versunkene Glocke. Anfang 74 Uhr. CTeja. Fritchen.

Sonnabend: Morituri. Das Ewig-Mäunuliche.) Sonntag, Nachmittags 24 Uhr: Die Jüdin von S Abends 74 Uhr: Die versunkene ocke.

Berliner Theater. Freitag (21. Abonnements- Borstellung): Zum ersten Male: Mutterrechte. Anfang 74 Uhr.

Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Aschenbrödel. 7 Ap F, gw j G Des

Sonntag, Nachmittags r: König Heiurich. Abends 74 Uhr: Mutterrechte. v N

Lessing-Theater. Freitag: Die Wieder- kehr. Hierauf :

Niobe. i i: Anfang 73 de iobe. (Louise Dumont.)

Sonnabend: Zum ersten Male: Das Ordenus- band. (Le Ruban.) Schwank in 3 Aufzügen von Georges Feydeau und M. Desvalliòres, deutsch von Ha De e

onntag, Nachmittags 3 Uhr (volksthümliche reise): Der Fall Clémenceau. Abenbs ¿ Uhr: Das Orden®sband.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- Enrg. Freitag: Leßte Aufführung. Die Franuen- jäger. (Le Dindon.) Gchwan?k in 3 Aften von Georges Feydeau, überseßt und für die deutsche 7e UE bearbeitet von Benno Jacobson. Anfang

r.

Sonnabend: Zum erften Male: Affsociés, Schwank in 3 Akten von Leon Gaudillot. von Max Schönau. L E

Di e?tion : Sigmund Lautenburg. Freitag: Marcelle. „Komödie in 4 Akten von Bictorien Sardou. Für die deutsGe Bühne bearbeitet von E Lindau. In Scene geseßt von Sigmund autenburg. Anfang 74 Uhr.

Sonnabend und folgende Tage: Marcelle.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen : Die Grille.

Schiller-Theater. Freitag, Abends 8 Uhr: Der Millioueubauer. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Ein Volksfeind.

Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn- hof Zoologischer Garten.) Freitag: Der Raub der Sabiuerinnen. Anfang 7{ Uhr.

Sonnabend: Der Raub der Sabinerinnen.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr : Bei halben Preisen" Die wilde Jagd. Abefits 7} Uhr: Der Naub der Sabinerinnen.

Theater Unter den Linden. Bchreastr. 55/57. Direction: Julius Frißshe. Freitag: Die schöne Helena. Komische Operette in 3 Akten von Meilhac und Halévy, deutsch von I. Hoppe. Musik von Jacques Offenbach. Dirigent: Herr Kapellmeister Korolanyi. Hierauf: Pierrot als Nekrut. Pantomimishe Balletscene von Greco Poggiolesi. Musik von M. Dahms. Anfang 74 Uhr.

Sonnabend, den 6. Februar: Dritter großer Maskenball.

Sonntag, Nahmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Der Bettelfstudeut.

Thalia-Theater (vorm. Adolph EGrnst-Theater). Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann. Freitag: Frau Lieutenant. Vaudeville in 3 Akten von Paul Ferrier und Antony Mars. Deutsch von Hermann Hirshel. Musik von Gaston Serpette und Victor Roger. Anfang 7# Uhr.

Freitag, Nachmittags 3 Uhr: Trilby.

Sonnabend und folgende Tage: Frau Lieutcunaut-.

Bentral - Theater. Alte Jakobstraße 30. Direktion: Richard Schuly. Freitag: Emil Thomas a. S. Eine wilde Sache. Anfang Ä Ubr.

Sonnabend: Zum leßten Male: enefiz für Robert Guthery. Eine wilde Sache.

Konzerte.

Konzerthaus. Karl Meyder - Konzert. Freitag: Virtuosen-Abend.

Saal Bechstein. Freitag, Anfang 74 Uhr:

Pirkus Renz. Karlstraße. (Jubiläums-

Saison 1896/97.) Freitag, Abends 74 Uhr: Außerordentliche Vorftellung. Aufführung der Novität: Durcbshlagender Erfolg! Aus der Mappe eines Riesengebirgs-Phantaften. Eine romantish-phantastishe Handlung von Direktor Fr. Renz und dem Greßherzoglich hessischen Hof-Ballet- meister August Siems. Komische Scenen ! Gebirgs- epifoden! Hochinteressanter Schlitten-Korso auf die steilen Anhöhen! Staunenerregende Auffahrt eines dahinjagenden Viererzuges, der mit Vlitzesschuelle den über vierzig Fuß hohen Verg errciht. (Erregt jedesmal die größte Sensation!) Höchster Triumph der heutigen Zirkus- kunst! Naturgetreue Hörnerschlittenfahrt im Riesen- (0e: Im Neiche des Geisterfürsten : Zauberisches

allet.

Sonnabend, Abends 74 Uhr: „Anus der Mappe eines Riesengebirgs-Phautaften“‘.

Sonntag: Zwei grofie Vorstelluugen. Nach- mittags 4 Uhr (ermäßigte Preise und 1 Kind unter 10 Jahren frei): Luftige Blätter! Finale: Großes elektrisches Ballet. Aber ds 74 Uhr: Aus der Mappe cines Riesengebirgs: Phantasten.

S T O O I R E I T E t I S C SE e E Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Mimi von Stammer mit Hrn. Licut. Otto von Pflugk-Cottewitß (Dresden).

Verehelicht: Hr. Dr. med. August von &ck mit E Elise Auerbach (Naffau a. L. Godesberg.

a. Nh.).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Oberförster Kirchner (Oberf. Grünheide). Hrn. Regierungs-Asseffor Haase (Elbing). Eine Tochter: Hrn. Gejstüts- Direktor Werner (Rastenburg). Verw. Fr. Sascha von Dedcker, geb. Glade (Schloß Bober- tein b. Schildau a. B.).

Gestorben: Hr. Amtsrath August Eger (Franken- felde b. Haselberg, Mark). Hr. Ober-Amtmann Herrmann Gravenhorst (Klosternaundorf b. Allstedt). Verw. Fr. Oberlehrer Lina Schulz, geb. Bychel- berg (Berlin). Mathilde Gräfin von Westarp, geb. Gräfin Pückler (München). Hr. Oberst z. D. und Flügel-Adjutant Karl von Peny (Neu- streliß). Hr. Landgerichts - Rath a. D. Rudolf Hirs (Breslau). : :

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Arens Buchdruckerei und Verlags- Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32,

Sieben Beilagen

Lx. Quartett-Abend von Marie Soldat-Roeger,

(einschließlih Börsen-Beilage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

.M¿ 30.

Berlin, Donnerstag, den 4. Februar

Berichte von deutschen Fruchtmärkten.

Qualität

| mittel |

gering

(100 kg)

| s j i - e | drigsies

A M

j nie- | hôd- | nie- drigster | fter | drigfter

gut shnitts- Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner

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16,30 16,40 16,30 16,40 18,42 16,50 20,50 15,30 17,25

Insterburg Prenzlau Stargard . . . | j | us R | | T Bromberg . . - i Limburg a. L. 18,30 Schweinfurt . 16,25 ei? M raunschweig . ; Brumath . | 17,00

16,00

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11,80 13,61

11,40 12,80 13,50 14,20

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Insterburg . renzlau . . . rankfurt a. O. .

Stargard .

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| 12,10

| 11,65 11,20

| 13,61 | 13,50 | 14,00 | 12,00 | 13,20

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13,68 14,00

12,20 | 13.60

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Insterburg | 12,59 renzlau | 12,00 targard . . . 12,60

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Schweinfurt . | 15,35

Pfullendorf | 12,00

Braunschwe g . 13,50

Brumath . | 13,40

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| 12,00 | 12,50 13,60

| 12,90

13,20 12,40 13,00 14,00 13,40 12,30 12,60 13,02 12,30 13,70 14/%

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Insterburg . Elbing. . .. renzlau-. . ankfurt a. O. . targard . Lissa. .. Paderborn ; Limburg a. L. fullendorf Braunschweig Brumath

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16,33 16,40 16,40 18,35

18,30 17,00

11,25 12,00 12,30 12,20 11,90 11,40 12,80 13,68 14,00

12,20 13/80

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12,13 11,80 11,31 12,80 13,62

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37 12,33 13,40

13.00 38 | 12,67 n 96 | 1273 11,23 73 | 11,23 15,85 : z ; 14,00 496 | 12,46 14,50 i ; 14,00 5360 | 13,40

13,20 105 12,80 87 13/00 ; i 14,00 i i 13,40 21 270 12,50 8 99 12,60 50 630 13,02 6 72 13/00 47 562

13,17 12,00 -

12,86 12,40 12,60 12,84

11,94 | 1210| 26. 1.

13,70 j . . è ; s 14,50 200 2 800 14,000 ] 14,40 28,1. 125

Bemerkungen.

3. Februar. Paderborn Zufuhr durh Schneefall beeinträchtigt.

Stolp wegen zu geringer Zufuhr keine Notierungen

Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitget eilt. Der Durch-

shnittspreìis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

Deutscher Reichstag. 166. Sigzung vom 3. Februar 1897, 1 Uhr.

Auf der Tagesordnung steht zunächst die erste Berathung des Entwurfs einer Grundbuchordnung.

Staatssekretär des Reichs - Justizamis Dr. Nieberding:

Meine Herren! Die Grundbuchordnung, die heute im Entwurfe vor Ihnen liegt, ist bestimmt, eines der wichtigsten, aber auch eines der s{chwierigsten Kapitel aus unserem neuen bürgerlichen Recht zur Durchführung bringen zu helfen, nämlich das Immobiliar- Fachenrehi. Mehr wie auf anderen Gebieten werden wir auf diesem Gebiete des gemeinsamen Liegenschaftsrehts genöthigt sein, in die bisherigen Formen des Rechtsverkehrs einzugreifen und in die sich ans{ließenden, auf die Regelung der Eigenthums- und Belaftungs- verbältnisse des Grundbesißes hinzielenden gerihtlihen und sonstigen Verwaltungseinrihtungen. Mehr wie anderswo sind wir also hier zur besonderen Vorsicht genöthigt, und wir haben es uns angelegen sein lafsen, den Entwurf, der vor Ihnen liegt, in reiflichster Weise zu prüfen : einerseits, um die für das bürgerlihe Neht unentbehrliche Rechtseinheit wirksam zur Ausführung zu bringen, andererseits, um den Einrichtungen der einzelnen Bundesstaaten und den Gewohn- Yeiten ihrer Bevölkerung niht mehr Abbruch zu thun, als “es durch den Zweck der Rechtseinheit unbedingt geboten ist. Dies is der Grund, weshalb die gegenwärtige Vorlage erft jeßt, später, als wir es eigent- lih gewünscht hätten, zu Jhrer Berathung gelangt.?

Daës Liegenschaftsreht unseres Bürgerlihen Geseybuchs beruht auf dem Grundsaye, daß das Eigenthum und die Belastung der Grundftücke eingetragen werden sfsollen in öffentlihe Bücher. Wir müssen also Bestimmungen haben über die Art, wie diese Bücher an- zulegen find, und über die Art, wie sie geführt werden müssen. Darüber, wie die Bücher angelegt werden sollen, durch welche Behörden, in welhem Verfahren, auf Grund welcher Unterlagen und unter welchen Kontrolen, hat das Einführungsgeseß zum Bürgerlichen Geseßbuch dem Landesreht die Entscheidung vorbehalten; und es konnte au wohl nit anders handeln, weil es \ich hier vielfah um sehr ab- weichente partikularrechtlihe Eiurihtungen und Zustände handelt, die von dem Standpunkt der Reichsgeseßgebung aus sih kaum maßgebend beurtheilen lassen. Aber auf der anderen Seite umfaßt das formale Grundbuchreht auch eine Menge von Gesichtspunkten, die eine ein- "beitlihe Regelung unbedingt erheischen, wenn niht das materielle Recht, das wir im Bürgerlichen Gesegbuch geschaffen, dem wir dort zur

Einheit verholfen haben, in seiner Einheit sih wieder verflüchtigen soll unter der Einwirkung partikularrechtliher Nehtsnormen formaler Art. Die Frage, wie die Eintragungen in das Grundbuch vor sich gehen sollen, Eintragungen, die ja, wenn sie ihre Bedeutung für ganz Deutsch- land behaupten follen, auch in ganz Deutschland nah ihrem rechtlihen Werthe müssen geprüft werden können ; die Frage, wie die Urkunden über die Eintragungen, also vornehmlich die Hypothekenbriefe, ge- staltet sein sollen, wenn diesen Urkunden, wie dies im Interesse der Nechtssicherheit und im Interesse des Bodenkredits liegt ihr Verkehr in ganz Deutschland gesichert sein foll; die Frage, welhe Nechts- wirkungen sich an die verschiedenen Verfügungen der mit der Be- arbeitung des Grundbuchs betrauten Behörden knüpfen, in welchem Verfahren und von welhen Instanzen die Betheiligten ihre Anträge, ihre Ansprüche auf gewisse Eintragungen und ihre Verwahrungen und Proteste gegen gewisse Eintragungen geltend machen sollen : das sind Gesichtspunkte, in denen wir unbedingt einheitlihe Grundsäße für das ganze Reich haben müssen, wenn wir nicht das Gegentheil von dem herbeiführen wollen, was beabsihtigt war, als wir ein ein- heitlihes Liegenschaftsreht für Deutschland s{chufen. Deshalb hat das Einführungsgesey zum Bürgerlihen Geseßbuch dahin Vorsorge ge- troffen, daß von Neich8wegen eine Grundbuchordnung geschaffen werden soll, die gleichzeitig mit dem Bürgerlichen Geseßbuch in Kraft zu treten hat.

Dieser Forderung des Reichsgeseßes foll die heutige Vorlage genügen. Ihrem Inhalte nah beruht sie auf den Grundsätzen des Preußischen Grundbuhrehts. Das Preußishe Grundbuchreht ist jeßt nahezu 25 Jahre in Geltung; es hat unbestreitbar und unbestritten im Großen und Ganzen einen sehr wohlthätigen Einfluß ausgeübt; seine Grundsäße haben sich in einem großen Theil der Nachbar- staaten Preußens ebenfalls eingeführt. Wir dürfen gegenwärtig sagen, daß dasjenige, was die Grundlage des vorliegenden Entwurfs bildet, nicht nur preußisches, sondern norddeutshes Recht darstellt.

Wenn der Entwurf in manchen Punkten von dem geltenden Recht Preußens und den verwandten Rechten anderer Bundesftaaten abweicht, so hat das zum theil seinen Grund in den Konsequenzen, die die abweichenden Bestimmungen im Liegenschaftsreht des Bürger- lichen Gefeßbuhs auch nach der formalen Seite nothwendig nah sid) ziehen müssen; zum theil beruht es in den Erfahrungen und Er- gebnifsen der Rechtsprehung, die bei der Anwendung des bestehenden Rechts gemacht worden sind, und die wir benußen mußten, um

Irrthümern, Zweifeln und Viißverständnissen den Weg zu verlegen.

1897.

Im übrigen unterscheidet sih der Entwurf von den Grundbuch- ordnungen, die gegenwärtig in Deutschland auf verwandtem Rechts- boden bestehen, vornehmlich dadur, daß er den Gegenftand nicht ershöpfend regelt, sondern daß er in einer verbältnißmäßig nicht fleinen Anzahl von Punkten noch Ergänzungsgeseße für die Einzel- staaten vorbehält oder doch nothwendig macht. Das ift vielleiht von dem tehnishen Standpunkt nicht ganz erwünscht; vom politischen Standpunkt können wir nicht anders handeln, wenn wir niht in unnöthiger Weise in die Verhältnisse der einzelnen Staaten ein- greifen wollen. Wir haben zu berücksihtigen, daß die bestehenden Einrichtungen , wie ih hon vorher bemerkt habe, gerade auf diefem Gebiet in den einzelnen Staaten beträhtlih von einander abweichen, daß eine zu sehr und unnöthig durchgreifende Hand auf diesem Gebiet von seiten der Verwaltung und bei der Bevölkerung ganz außer- ordentli \chwer empfunden werden würde. Rücksichten der Politik legen uns die Verpflichtung auf, hier shonend und vorsichtig vorzu- gehen, wenn wir nicht die Gefahr herbeiführen wollen, daß sich mit dem Zeitpunkt, wo das Bürgerlihe Gefeßbuh in das Leben ein- treten soll, Verstimmungen und Besorgnisse in der Bevölkerung ver- breiten, die das Gegentheil von dem bewirken, was wir wünschen müssen: Vertrauen in das neue Recht.

Meine Herren, von diesem Gesichtspunkt aus bitte ih Sie, vor allem den Entwurf da zu prüfen, wo er nach Jhrer Meinung in ziemlich weitgehender Weise noch Vorbehalte zu Gunsten des Ein- greifens des Landrehts maht. Auf das Sachlihe des Entwurfs gehe ih hier niht ein; der Inhalt ist wesentlih tehnischer Art, und infolgedessen, wie ih nicht leugnen will, mit einer gewissen Langweilig- keit behaftet. Aber, meine Herren, ein gutes formales Grundbuchrechti das dürfen wir nicht verkennen is von weittragender wirth- \chaftliher Bedeutung; es erhöht die Rehtssicherheit des Verkehrs, 68 vermehrt den Kredit des Grundbesites, es kommt also dem Handel und Wandel und andererseits auch dem landwirthschaftlihen Betrieb zu gute. Wir haben uns bemüht, nah beiden Richtungen hin das Beste zu leisten, und ih kann Sie nur bitten, nah beiden Gesichtspunkten auch von Jhrer Seite den Entwurf wohlwollend prüfen zu wollen. (Bravo!)

Abg. Spahn (Zentr.): Meine Freunde theilen den Stand- punkt des Staatssekretärs vollkommen, daß nur das Nothwendigste reihsgeseßlich geordnet werden muß, während die Einzelheiten den Einzelstaaten überlassca bleiben. Troß des Einverständnisses mit der Vorlage können wir aber dieselbe niht im Plenum berathen, sondern beantragen, die Vorlage der Kommission zu überweisen, welhe mit der Vorlage über die Zwangsversteigerung beschäftigt ist. Die Ein- heitlichkeit muß jedenfalls so gestaltet sein, daß die Auszüge aus den Grundbüchern Überall verständlich find, damit der Norddeutsche ver- steht, was in den süddeutschen Grundbüchern eingetragen ist. Die Hastung des Staats für den entstehenden Schaden ist nicht aus-

edehnt genug, wenn sie sich auf Fahrlässigkeit und Absichtlichkeit beschränkt, Es muß die allgemeine Haftpfliht eintreten; der Staat muß auch eintreten für Versehen der unzurechnungsfähigen Beamten, Redner verbreitet si dann über einige Einzelheiten des Verfahrens.

Abg. Himburg (d. kons.): Meine Freunde sind damit ein- verstanden, daß die Vorlage \sih an die preußishe Geseßgebung angeschlossen hat, sie wünschen nur eine Verbesserung bezügli der Einsichtnahme der Grundbücher, die möglichst erleihtert werden foll. Wir beantragen ebenfalls die Ueberweisung der Vorlage an die Kom- mission, welche sich mit der Zwangsversteigerung beschäftigt.

Abg. Kauffmann (fr. Volksp.) schließt sich diesem Antrage an. Die Vorlage sei nicht als eine vollständige Grundbuchordnung E betrachten, sondern He gebe nur allgemeine Regeln für den Verkehr mit den Grundbüchern, über Eintragung, Löschung 2. Die Ein- richtung des Grundbuchs selbst fei aber den Einzelstaaten überlaffen. Das Ideal wäre ja eine volständig einheitliche Regelung der Grund- bücher, aber dadurch würden die Volfsgewohnheiten allzu stark be- einträhtigt ; an lokalen Einrichtungen hänge das Volî mit großer Hartnäckigkeit, es bestehe zum Beispiel in Berlin noch ein besonderes Grundbu für die Hasenhaide und für die Weinberge. Der Verkehr mit den Grundbüchern müsse einbeitlih geregelt werden. Ein wih- tiger Punkt sei die Einsichtnahme in die Grundbücher; jeßt werde sie nur dem gestattet, der ein Rechtsinterefse an dem Grundstück nah- weise. Der § 10 müsse erweitert werten, damit die Einsichtnahme jedem Interessenten ge|tattet werde. Daß der Staat die Haftpflicht übernehme und dem Beamten gegenüber nur den Regreß behalte, während der Staat bisher nur subsidiär verpflihtet gewesen, sei ein Fortschritt. Redner legt es den Landes-Justizbehörden aus Herz, bei der Auswahl der Grundbuchrihter namentlich zum Zeitpunkt der Einführung dieses neuen Geseßes sehr vorsichtig zu sein. Ï

Abg. Dr. Pieschel (nl): Jm Auftrage meiner politischen Aende habe -ich zu erklären, daß wir dem Geseßentwurf durchaus sympathisch gegenüberstehen, daß wir zwar Bedenken in Einzelheiten haben, aber hoffen, daß diese in der Kommission werden erledigt werden können, und daß wir uns dem Antrage auf Ueberweisung der Vorlage an die erwähnte Zwangsvollstrekungskommission anschließen. Wir begrüßen die Vorlage, weil sie fi innerhalb der Grenzen bält, die au bet der Preußishen Grundbuchordnung festgehalten worden sind, weil sie die Prinzipien der Publizität, Spezialität und Legalität beahtet. Das Prinzip der Publizität ist nicht nur überall voll auf- recht erhalten, sondern auch in zwei Punkten wesentlih erweitert. Der Entwurf erleichtert die Einsicht in das Grundbuch insofern, als er nur verlangt, daß der Antragsteller sein rechtliches Jnuteresse dem Grundbuchamt darlegt. Daß aber derjenige, der ein derartiges Interesse hat, auch eine Abschrift verlangen kann, scheint mir zu weit zu geben ; es kann damit auch ein Mißbrauch getrieben werden, indessen wird ih ein Weg finden lassen, um dieses Bedenken zu beseitigen. Es wäre mir am liebsten, wenn es in irgend einer Weise ermöglicht werden könnte, Grundbuhamt und Kataster zu verbinden. Allerdings verkenne ih die großen Schwierigkeiten einer folhen Vereinigung niht. Ein neuer Grundsay wird dur dieses Gefeß insofern ein- geführt, als die Berehtigung an einem Grundstück niht bloß ein- getragen wird bei dem liegenden Grundstück, sondern au bei dem- jenigen Grundstück, zu welhem die Berechtigung gehört. Das trägt sehr zur Spezialität bei. Ein Vorzug ist es auh, daß der Gesep- entwurf wesentlihe Erleichterungen der Eintragungen feststellt und damit eine Reihe von Prozessen vermeidet. Der Geseßentwutf bewegt si auf derselben Linie, wie das Bürgerliche Gefeygbuh. Gr wird die Einheitlichkeit des Gerichtsverfahrens auch auf diesem Gebiete durhführen, und deshalb werden wir für die Vorlage stimmen. :

Abg. Dr. von Buchka (d. kons.) spriht als Vertreter eines Einzelstaats, in dem die Verhältnisse anders lägen als in Preußen. Wenn die ‘verbündeten Regierungen auch nah Möglichkeit die be- sonderen Verhältnisse der Einzelstaaten geschont hätten, so würde doh die Aenderung manche MRNEENE hervorbringen. Redner geht dann im einzelnen auf die mecklenburgishen Verhältnisse ein.