1897 / 45 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 22 Feb 1897 18:00:01 GMT) scan diff

im Osten mit der Wiesenmelioration, die bahnbrechend fein kann, vor- geht. Schon aus dem Grunde erscheint es zweckmäßig, daß die Staatsverwaltung zeigt, ob, wie und was auf diesem Gebiet ge- schaffen werden kann.

Aber ein zweiter Grund dürfte noch maßgebender sein : Trakehnen soll und muß meines Erachtens auf der Höhe erhalten werden, auf welcher es bisher stand. Um das zu können, soll man niht sparen, wo es nicht nôthig und rathsam erscheint. Unrathsam spart man aber, wenn man, während man von eigenem Areal gutes Pferdefutter selbst ziehen könnte, das niht thut, dagegen für s{chweres Geld zukauft. Und fo, meine Herren, liegt die Sache. Ich unter- schreibe jedes Wort, was der Herr Finanz-Minister überein- stimmend mit mir bei der generellen Etatsberathung gesagt hat. Es ift nothwendig, zweckmäßig und sparsam, wenn die Wiesenmelioration zweckentsprehend ausgeführt wird. Aber, meine Herren, völlig neu ist mir die Behauptung des Herrn Vorredners, daß Heu, welches mit künst- lihen Düngemitteln erzeugt sei, für Pferde {hädlih sei. (Zurufe rets.) Jh glaube bestimmt zu wissen, daß überall, im Osten wie im Westen, Wiesen und Weiden, auf denen Pferde weiden, mit Kali gedüngt werden, ohne daß s{hädlihe Folgen eintreten. Daß Chilisalpeter unter Um- ständen Thieren, beispielsweise Hasen, {chädlich ist, ist bekannt, aber daß Kali und Superphoëphat für die Thiere nachtheilig sein foll, ift mir neu für welche Behauptung ich den Beweis erwarten muß. Bisher wird nah meiner Erfahrung das auf Kunstwiesen mit künstliher Düngung erzeugte Heu besonders bevorzugt. In den Staatsrevieren, in denen ein größerer Wildstand \sih befindet, werden Moor- und andere Wiesen, um den Wildstand zu füttern, mit Kali, Superphosphat und Chilisalpeter gedüngt, und es bekommt das dem Wilde aus- gezeichnet. Pferde und Wild werden in diefer Beziehung aber wahr- \ck(einlich ähnli fonstruiert sein. Ich glaube daher, daß die Be- hauptung des Herrn Vorredners irrig ist.

Meine Herren, ih bitte dringend, unterstüßen Sie, wie es die Budgetkommission einstimmig gethan hat, die Bestrebungen der Staatéregierung, Trakehnen im allgemeinen auf der bisherigen Höhe zu erhalten, die dortigen wirthschaftlihen Verhältnisse zu bessern und dort soweit möglih eine dur§aus raticnelle mustergültige Land- und MWiesenwirthschaft herzustellen.

Abg. von Puttkamer-Plauth (kons.): Das warmblütige Pferd brauht Weide. Solche Weiden haben wir in Westpreußen, und wir haben uns bemüht, unsere warmblütige Pferdezucht auf eine ähnliche Höhe zu bringen wie in Ostpreußen. Die Staatsregierung ist auch hierin entgegengekommen ; ein {hneller Erfolg ist aber für diese Generation kaum zu erwarten. Es geht hier so wie bei der Forst- kultur. Es ist zu hedauern, daß \sich eine Agitation zur Unterstüßung der faltblütigen Pferdezucht in Westpreußen herausgebildet hat. Die Abkörung der s{hlechten Hengste ist ein großes Verdienst des Ober- Präsidenten um die Landwirthschaft Westpreußens.

Abg. Freiberr v on Dobeneck: Ich habe Herrn von Oettingen garnicht genannt und nur auf die Denkschrift des Etats Bezug ge- Aba Schnaubert (konf.) glaubt, daß die Landwirthschaft Ost- preußens von der Pferdezuht überhaupt keine Vortheile zu erwarten habe und diese nur eine Liebhaberei sei. Die Zahl und Qualität der von Trakehnen gelieferten Hauptbeshäler sei seit Jahrzehnten zurüd- gegangen infolge des Mangels an gutem Heu.

Abg. von Puttkamer -Plauth (konf.) kann nicht begreifen, wie man angesihts der großen Zahl edler Zuchtpferde in Ostpreußen von etner Liebhaberei \prehen könne.

Abg. Schnaubert weist darauf hin, daß den Züchtern nur ein kleiner Theil der gezogenen Fohlen abgenommen werde; das wisse jeder Remontezüchter.

Zum Ankauf von Pferden 2c. wird eine Million Mark verlangt.

Abg. Herold (Zentr.) wünscht eine größere Vermehrung guter Beschäler für das Landgestüt in Westfalen. Wenn auch das Stuten- material si verbessere, so werde die westfälishe Pferdezucht auch zu einer größeren Blüthe kommen.

Abg. von Werdeck empfiehlt die Beschaffung warmblütigen Materials.

Ober-Landstallmeister Graf von Lehndorff bemerkt, daß diese Ausgabe für warm- und kaltblütige Pferde bestimmt sei.

Das Ordinarium wird bewilligt.

Unter den einmaligen und außerordentlichen Aus- gaben figuriert eine Ausgabe von 126 400 A zum Neubau von acht Vier-Familienwohnungen bei dem Hauptgestüt Trakehnen.

Abg. Freiherr von Dobeneck beantragt, statt dessen nur 63 200 A zu bewilligen, weil er bezweifelt, daß sämmtlihe Wohnungen in {lechtem Zustande feien.

j Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hamme r- tein:

Meine Herren! Der Herr Referent fagte, es sei in der Budget- kommission als ein Vorwurf gegen die Staatsverwaltung hervor- gehoben, daß die Gestütverwaltung theurer als Private baute. Diese Thatsache ist an sih richtig, aber ein Vorwurf ist daraus der Staats- verwaltung nicht zu machen, weil zweifelles der Privatmann billiger bauen kann und muß als eine öffentlihe Verwaltung. Das läßt sch einmal beim besten Willen nicht ändern.

Ich bitte Sie dringend, den Antrag des Herrn Abg. von Dobeneck abzulehnen. Erstens würden Sie mit Ihrem eigenen Beschluß in Widerspruch treten; denn Sie haben bereits die Vermehrung der Gestütwärter um 38 beschlossen, und für diese müssen doch auch Woh- nungen beschafft werden ; und {on daraus könnte ih folgern, daß die 32 Wohnungen gewährt werden müssen. Aber Herr Landrath Schnaubert hat und ih trete dessen Darlegungen vollständig bei zutreffend ausgeführt, daß die Verkbältnisse, wie sie sich allmählich in Trakehnen gestaltet haben, nah verschiedenen Richtungen unhaltbar seien. Nicht alle Wohnungen dort find baufällig oder nicht mehr reparaturfähig, aber der größte Theil ist es. Daß es unwirth- schaftlich ist, auf Erhaltung von Gebäuden Geldmittel zu verwenden, wenn deren Reparatur zu theuer, is doch bekannt. Aber ih wieder- hole auch bier : die sozialen Bedürfnisse schreiten vorwärts, man muß ihnen Rechnung tragen, sonst erleidet man Schaden. Bisher war es noch möglich, Wärter zu bekommen, die in einer Wohnung lebten, die aus einer Stube, einer Kammer und einem kleinen Feuerherd bestand. Diese wenigen Räume mußten sie für sih und ihre Familie ich will mal sagen, für fünf Kinder benugen, aber daneben besteht die Verpflichtung, einen Scharwerker und ODrittgänger in dieser Wohnung mit unterzubringen. An diese Verhältnisse war man früher in Ostpreußen gewöhnt und hat sie ertragen, jeyt aber, wo der Zuzug von Osten nah Westen geht, wo die Leute von dem Westen nah dem Osten wieder zurückziehen, andere Ver- hältnisse kennen gelernt haben, steigern sih die Ansprüche und sie nehmen mit den ‘alten Verhältnissen niht mehr vorlieb und verlassen

gebend. Vom sozialpolitishen Standpunkt aus sind die bestehenden Zustände unhaltbar, niht menshenwürdig, des Staates niht würdig. Derartige Wohnungsverhältnisse dürfen vom Standpunkt der Sittlichkeit, vom Standpunkt der Sanitätspolizei aus niht geduldet werden. Der Staat muß auch in dieser Beziehung bahnbrehend an die Spiße treten. Der Staat fördert überall die Bestrebungen, die Wohnungsverhält- nisse der arbeitenden Bevölkerung zu heben und zu bessern, i erinnere an die Thätigkeit der Alters- und Invaliditätsversicherungs-Ansftalten auf diesem Gebiet. Dann ist es aber doch au Aufgabe des Staates, auch in seiner eigenen Verwaltung derartige Zustände, wie sie fich in der Trakehner Verwaltung noch vorfinden, zu beseitigen. Meine Herren, machen Sie sich do einmal klar, daß in einem folchen Hause eine anfsteckende Krankheit ausbriht, in einer Stube und Kammer, in der so viel Menschen zusammen wohnen, da muß doh die ganze Familie angesteckt werden ; denken Sie sich, daß jemänd im Hause stirbt, wo sollen die Leute mit der Leiche bleiben, wenn die ganze Familie, 8—10 Perfonen, nur auf zwei Räume be- \chränkt ist? Da müssen die Lebenden während der Zeit, wo die Leiche noch über der Erde ist, mit dieser Tag und Na&t in demselben Raum verweilen. Das sind doch unhaltbare Zustände. Der Herr Finanz-Minister ist in dieser Beziehung mit mir vollständig einver- standen und bereit, auch im künftigen Jahre die nothwendigen Mittel für die Wohnungsreform zu bewilligen. Er hat in seiner Etatsrede darauf hingewiesen, und will man eingreifen, so muß man auch ener- gis eingreifen. Die Forderung aber für die Achifamilienhäuser müßsen Sie konsequenterweise shon deëhalb bewilligen, weil Sie das Wärter- personal vermehrt haben. (Bravo!)

Abg. Schnaubert glaubt, daß die Bauten unaufshiebbar find.

Abg. Gamp (fr. konf.) will die Position an si nicht bekämpfen, meint aber, daß man die Gebäude billiger bauen könne. Der Fiskus brauche durchaus nicht theurer zu bauen als der Private, wenn er die Bauten in Generalentreprise gebe. i f Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammer- tein: :

Meine Herren! Damit könnte sih die Staatsregierung einver- standen erklären, daß für jede Wohnung etwa 800 (an der Gesammt- summe abgestrihen werden, Wir haben seit Einbringung der Vorlage die Erfahrung gemaht wir haben bereits ein solhes Haus gebaut daß 800 4 zu ersparen sind. Also damit könnte ich au einver- standen sein. Ich rathe aber dringend ab, Achtfamilienhäuser statt Vierfamilienhäuser zu bauen. In sozialer Beziehung sind Achtfamilien- häuser nicht anräthlih. (Sehr richtig!) Wir beantragen in gegenwärtiger Vorlage auch in einem Fall die Mittel für ein Achtfamilienhaus. Wir sind dort leider dazu wegen der Plaßfrage genöthigt, , weil für zwei Gebäude kein Raum vorhanden is. Aber in sozialer und sozial- politisher Beziehung sind die großen Arbeiterkafernen und dahin rechne ich ein Achtfamilien-Wohnhaus niht empfehlenêwerth. An ih ift das Ideal nach meiner Auffassung, daß man möglihst für jede Arbeiterfamilie ein getrenntes Haus baut. Das ist aber zu theuer, deshalb nicht durchführbar. Im Often empfiehlt sich wegen des strengen Klimas auch wohl kaum das Ein-Familienhaus wegen der vielen Außenwände.

Die Vorschläge des Herrn Gamp bezüglich der Kostenersparniß sind uns niht neu. Wir haben folche Bauten vielfa bereits in Entreprise, Es werden für die Abnahme auh nit solhe exorbitante Forderungen gestellt, wie das Herr Gamp annimmt. Wir haben in der landwirth- schaftlichen Verwaltung seit Jahr und Tag auf diesem Gebiet nah allen Ritungen Versuche angestellt, um zweckmäßig und billig zu bauen. Wir bauen nicht immer nah der Schablone, weder in der Forst- und Domanial- noch in der Gestütverwaltung. Ein gewisses, erfahrungsmäßig si gebildet habendes Bausystem besteht allerdings, von welchem häufig auch aus Gründen der Zweckmäßig- feit und Billigkeit abgewihen wird. Streng hält die landwirtbschaftlize Verwaltung aber daran feft, daß ohne jeden Luxus solide, aber billig gebaut werden soll ; in dieser Richtung sind die Regierungs-Baubeamten, die ausführenden Organe, mit strengster Weisung versehen. Die Bauten sollen lediglich zu dem Zweck, dem sie dienen follen, als Viehställe für die rihtige und zweckmäßige Auf- nahme von Vieh u. \. w., eingerichtet und gebaut werden. Es liegt aber in der Natur der Sache, daß eine Staatsverwaltung {on wegen der vielen erwachsenden Aufsihtskosten und wegen allem, was damit sonst verbunden ist, theurer wie der Privatmann baut.

Ich bitte Sie also, die beantragte Summe vielleicht, abzüglich 800 M für jedes der Achtfamilienhäuser zu bewilligen.

Abg. von Arnim (kons.) telt den Vermittelungsantrag, 96 000 Æ zu bewilligen.

Abg. Wallbrech1 (nl.) tritt für den Kommissioneantrag ein.

Das Haus bewilligt die Position nah dem Kommissions- antrag, Der Rest des Gestüts-Etats wird ohne erhebliche Debatte bewilligt.

Schluß nah 41/4 Uhr. Nächste Sizung Montag 11 Uhr. (Kleinere Vorlagen, Lehrerbesoldungsgeseß.)

Nr. 7 des „Centralblatts für das Deutsche Reich“, berausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 19. Februar, hat folgenden Inhalt : 1) Konsulat-Wesen: Ernennung; enaGGaguna zur Vornahme von Zivilstands-Akten. 2) Finanz-Wesen: Nach- weisung der Einnahmen des Reichs vom 1. April 1896 bis Gnde SFanuar 1897. 3) Polizei-Wesen: Auêweisung von Ausländern aus dem Reichagebiet.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Der Verkehr auf den Wasserstraßen Berlins im Jahre 1896

hat troy frühzeitig eingetretenen Winters gegen das Vorjahr zuge- rommen. Eine erheblihe Steigerung, nämlich von 480 687 auf 689 285 t, ist, wie das „Zentralbl. der Bauverw.* berichtet, bezüglich des Durchgangéverkehrs eingetreten, während sih das Gesammtgewicht der angekommenen Güter von 4 640787 auf 4795772 t, das der abgegangenen Güter von 482 310 auf 483 552 t vermehrt hat.

Das Gesammtgewicht betrug in Tonnen:

1888 1891 1894 1895 1896

a. durhgehende 326111 427581 650397 480687 689 285 b. ana oE mene 4 229 540 4 777 073 4 534 420 4 640787 4 795 772 c. abgegangene 339 748 396668 496342 482310 483552

Die Anzahl der Schiffe betrug :

1888 1891 367 4219 595754 4161 4 473

1894 1895 1896

. durhgehende

Der sogenannte Lokalverk eh r, der die angekommenen un! ariolccuan Me umfaßt, betrug in Tonnen: d ab, 1886 1891 1894 1895 1896 3 928 740 5 173741 5030762 5123097 5 279 324,

ift also während der leßten sech8 Jahre nicht erbeblih gestiegen, aber gegenüber früheren Jahren eine bedeutende Zunahme. Es a hierbei auch beahtet werden, daß die Löshpläße der Vororte an Be, deutung mehr und mehr gewonnen, aber in den obigen Angaben, die sus RUE n Y Weichbild von Berlin beziehen, keine Berücksichtigung gefunden haben. | i ;

Die große Zunahme der Anzahl der Schiffe ift überwiegend dur ersonendampfer hervorgerufen worden, die zur Vermittlung des erkehrs mit der Gewerbeausstellung im Treptower Park dienten

aber nicht den erhofften Erfolg erzielten. k

Die Anzahl der abgegangenen Personendampfer ift nämli gegenüber dem Vorjahre von 7343 auf 27 546 gestiegen, während die Scleppdampfer die verhältnißmäßig bedeutende Zunahme von 5469 auf 9763 zeigen. Demgegenüber ist betreffs der Segelschiffe eine Ab. nahme von 33 926 auf 33 547 Stück (davon 29 391 unbeladen) mit 4 937 351 & Tragfähigkeit zu verzeichnen.

Unter den angekommenen Schiffen befanden ih 27 475 Per, sonendampfer, 9767 Schleppdampfer, 694 Güter-Dampfschiffe (gegen nur 628 im Jahre 1895) mit einer Tragfähigkeit von 73 374 t, be- laden mit 52657 & Gütern, und 33818 Segelschiffe (davon 2657 unbeladen) mit einer Tragfähigkeit von 5018314 t, beladen mit 4743 115 t Gütern.

Unter den durchgehenden Schiffen waren 114 Shlepp- dampfer, 29 Güter-Dampfschiffe (gegen nur 2 im Jahre 1895) mit 1070 t Gütern und 4330 Segelschiffe (davon 110 unbeladen) mit 688 215 t Gütecn.

Die angekommenen Schiffe waren mit Ausnahme von 169, die abgegangenen mit Ausnahme von 67 und die durhgebenden mit Aus- Sabime von 6 österreichishen sämmtli deutsche Schiffe.

An Flößen sind

durhgefahren

Anzabl Tonnen- Anzahl Tonnen-

der Flöße gehalt der Flöße gehalt

1894 72 14 904

10 063 122 1895 20 2828 116 10 942 1896 33 3 633.

7 022 63 An Gütern angekommen sind zu Berg:

angekommen

im Ganzen 2913 577 t, ¿u Thal: 1882196; an Gütern abgegangen find: zu Berg 191 728, zu Thal 291 825 t; an Gütern durchgegangen sind: zu Berg 249 751, zu Thal 439534 t.

Die alkoholishen Getränke und die Trunkenheits- geseßgebung in Oesterreich.

In der „Statistishen Monatsschrift, herausgegeben von der K. K, Statistischen Zentral-Kommission in Wien“ (Neue Folge, 1. Jahr- gang, X. Heft), wird eine Abhandlung veröffentliht über „Pro- duktion und Ausschank alkoholhaltiger Getränke und die Trunkenheitsgeseßgebung in Oesterreih*, von Dr. F. C. PresI, K. K. Ober-Bezirksarzt und korrespondierendem Mitgkied der K. K. Statistischen Zentral-Kommission, welhe in drei Abschnitten zuerst die „Produktion von Bier, Wein und Branntwein®*, dann den „Branntweinausschank“ und endlich die „Trunkenheitsgesezgebung“ be- behandelt. Der Inhalt bietet in seinen thatsählihen Darlegungen vieles, was auch über die Grenzen Oesterreichs hinaus von praktischem íInteresse sein dürfte, und es ersheint deshalb am Play, einiges daraus es einem weiteren Lejerfreise in Deutschland zur Kenntniß zu ringen.

Was zunächst die Erzeugung und den Verbrauch von Bier, Wein und Branntwein anbelangt, und zwar wieder in erster Linie die Erzeugung und den Verbrauch von Bier, so weist der Verfasser aus der Statistik nah, daß im ganzen Staat die Biererzeugung in der Zeit von 1881/82 bis 1892/93 um 39,40/9 gestiegen ist, und zwar in Nieder-Oesterreih um 34,4 %/, in Ober-Oesterreih um 31 9/9, in Salz- burg um 39 9/0, in Steiermark um 46,9 9/0, in Kärnten um 52,8 9/0, in Krain um 799%/0, im Küstenlande um 63,98 °/o, in Tirol und Vorarlberg um 23,8 9%/0, in Böhmen um 390%%, in Mähren um 36,3 9/0, in Schlesien um 55 9/0, in Galizien um 549/60, in der Buko- wina um 87 9/0. : S

Der Inlandsverbrauch an Bier wird, wie folgt, berehnet :

1881/82 1892/93 a H ETGEO 480 16 247 666 Nettoerport über die Zolllinie. . „, 8337377 579 945 Nettoexport nah Un¿aarn ... „111625 244 708 Inlandéverbrauchß . 11 206 478 15 423 033,

Soweit die Biersteuerrestituticao Schlüsse zuläßt, wird das Bier meist in dem Erzeugungslande selbst getrunken und weist nur noch Böhmen einen bedeutenden, und zwar seit 1880/81 stark angewachsenen Export auf. Der Verfasser bezeichnet es als eine erfreuliche Er- scheinung, „daß troß der vermehrten Produktion und der verbältniß- mäßigen Theuerung dieses Volksgetränks doch das Produkt zumeist von der einheimishen Bevölkerung verbraubt wird“.

An Wein wurden erzeugt in ganz Oesterreich 1881 3 036 014 11 und 1894 3774917 hl. Ünter Berüdsichtigung des bedeutenden Imports von Wein is der Inlandsverbrauch von 1881 bis 1894 um 37 9/0 gestiegen. „Der Wein hat aber thatsählih" bemerkt der Verfasser „die Bedeutung eines Volksgetränks nur im Küsten- lande, in Dalmatien und einigen Theilen von Nieder-Oesterreih, Steiermark, Tirol und Vorarlberg; in den übrigen Ländern ift er nur ein Luxusgetränk und vom Bier fast voliständig verdrängt worden.

Bezüglih des Branntweins ist der Verfasser noch weniger in der Lage, die im Julande als Getränk verbrauhte Menge zu berechnen. Die fabrikmäßige Produktion ist in dem Zeitraum 1881/82 bis 1892/93 im ganzen Reiche um 82 9/6 gestiegen, am meisten im Küsten- lande (um 305 9/6) und Galizien (123 9/0), während fie in Salzburg (um 4209/9) und in Tirol und Vorarlberg (14 °/6) zurückgegangen isl, Die Produktion der bäuerlicen Brennereien zum eigenen Gebrau ift im gleihen Zeitraum in Ober-Oesterreih um 6206 Hektoliter, in Salzburg um 20, in Steiermark um 460, in Käcnten um 292, in Krain um 237, im Küstenlande um 4564, in Tirol und Vorarlberg um 189, in Mähren um 423, in Dalmatien um 2135 und im ganzen Reiche um 8056 Hektoliter gestiegen, nur in Nieder-Desterreich um 883 zurüdckgegangen. 2

Als f Multat der Untersuhung ergiebt sch nach dem Verfasser Folgendes : : : Ae:

1) In allen Ländern, mit Ausnahme von Dalmatien, ist die Bierproduktion und der Bierverbrauh im Steigen und das Bier ein „wahres Volkägetränk“. „Seine Produktion is vom hyzienischen Standpunkt aus zu fördern und dahin zu wirken, daß es wohlfeiler wird, weil es das alkoholreinste Volksgetränk is und au vielen Nährftoff enthält.“ | j ,

2) Nur in dem Küftenlande und Dalmatien hat die Wein- produktion zugenommen; in Nieder-Oesterreich, Steiermark un Tirol hat fie sih ziemli erhalten. In Böhmen und Mähren kommt der Wein als Volksgetränk nicht in Betracht, in den übrigen Ländern hat seine Erzeugung sehr abgenommen oder ganz aufgehört. Die Weineinfuhr hat in den leßten Jahren bedeutend zugenommen.

3) Mit Ausnahme von Tirol hat die Branntweinproduk- tion zugenommen, und zwar namentlih in den Ländern, in denen dif Weinproduktion zu Grunde gegangen, das Bier aber wegen seiner * Kostspieligkeit und der geringen Bierindustrie-noh nicht ein Volksgetran geworden ist. i

Was den Branutweinausschauk anbelangt, so unterscheide man in Oesterreih nach dem Gesey drei Kategorien: den Handel ° vershlossenen Gefäßen, den Ausschank an Siyz- und Stehgäft oder über die Gasse in unvershlofsenen Gefäßen und den K verscleiß in unvershlossenen Gefäßen, jedoch nur in Mengen U

mindestens § Liter und niht zum Genuß in den Räumlichkeiten d Verschleißers. Der Handel ift ein freies Gewerbe, zum Al

Erzeugtes Bier .

. angekommene 46307 46599 44324 47984 71754

event, die Heimath. Aber nicht allein dieser Gesichtspunkt ist maß-

, abgegangene 46187 45754 43762 47369 71539

chanf und zum Kleinverschleiß if eine behördlihe Konzession nöthig. Nach den Angaben des Verfassers waren vorhanden in

Kleinverscleiß- stätten

1893 1273 11988 1298 7988 189 161 47 615 305 22% 5 278 Fr 198 8 10 Küstenland . 51 7 E

Tirel und Vor- 342 3958 987

arlberg 1392 4278 5296 382 762 92594 123 111 SET T 324 224 143 268 548 1100 88 54 102 1 537 66 98 26 23

im Reiche . .…. 88 833 9664 5800 8152 18098 Wenn die einshlägigen Geseße von 1881 und 1885 den Ge- meinden größere Rehte zur Ershwerung der Konzessionierung von Scankstätten verliehen hatten, so hat sih die Erwartung, daß dadur eine Verminderung des Branntweinausshanks werde bewirkt werden, nah des Ss Ansicht nicht erfüllt. Besonders sehe man, daß die „Handelsstätten" fi seit 12 Jahren mehr als verdoppelt hätten. „Infolge dieses Mißerfolges des Geseyes“ bemerkt der Ver- fasser —, „der sih namentlich durch die ershreckende Zunahme der Trunksuht in einzelnen Ländern kundgiebt, haben in den leßten Jahren fast alle Landtage Resolutionen gefaßt, in denen die Regie- rung aufgefordert wird, ähnlich dem Geseu für Galizien und die Hees vom Jahre 1877 ein Reiché-Trunkenheitsgesey heraus- ugeben. i eber die Trunkenheitsgesegebung endli bemerkt der Ver- fasser u. a. Folgendes: „In den legten Jahren ist die österreichische Regierung mit Gefeyentwürfen zur Bekämpfung bezw. Beseitigung der aus dem Uebergenufse alkotolischer Getränke entstehenden sozialen Vebelstände hervorgetreten, und es liegen diese Geseßentwürfe dem Reichs- rath zur Beschlußfassung vor. Es is wohl selbstverständlich, und niemand kann verlangen, daß man das Trinken durch Geseße abschaffe. Doch hat der Staat unbestritten das Recht, ja die Pflicht, als oberster Hüter der körperlichen und sittlihen Woh!fakrt der Bevölkerung eine epidemiihe Ausbreitung des Mißbrauchs der alkoholishen Getränke zu bekämpfen, die Folgen dieses Mißbrauches durch geseßlihe Be- stimmungen zu beseitigen oder wenigstens zu mildern.“

Auf die weiteren, zum theil statistischen Damtegungen über die Folgen der Trunksucht in hygienisher und krimineller Beziehung näher einzugehen, ift hier nicht mögli. Es sei darauf, wie auf die Mir- theilungen des Verfassers über die Trunkenheitsgefeßgebung in anderen Staaten ausdrücklich verwiesen. Der Interessent findet hier jeden- falls eine höchst dankenéwerthe Zusammenstellung der wichtigeren Erscheinungen und Momente auf diesem Gebiet. In Nachftehendem seien nur no kurz einige Angaben über die öfterreihische Trunkenheits- geseygebung mitgetheilt.

as für Galizien und die Bukowina geltende Geseß vom 19. Juli 1877 trahtet, wie der Verfafser sagt, durch Straf- bestimmungen die „döffentlihe, Aergerniß erregende Trunkenheit“ und die „absihtlihe Verseßung Anderer in den Zustand der Trunkenheit“, endlich die „Verab- reihung von eistiaen Getränken an Unmündige“ zu bestrafen. er Verfasser erhoffft von folhen Geseßen an sich auch die neuen Gesegzesvorsbläge für das Reich stehen wesentlich auf dem gleichen Boden —, wie es scheint, feine allzu günstige Wirkung. Sympathisher begrüßt er den im legten Jahre von der Regierung eingebrachten Gesetent- wurf, betreffend die Errichtung öffentlicher Trinker- asyle. Der Gesetzentwurf gliedert diese Trinkerasyle an die Zwangsarkbeit8anstalten an, wobei jedoch eine Absonderung von den „übrigen Zwänglingen“ nah dem Gutachten des Obersten Sanitäts-Raths für unerläßli gehalten wird und genügende Pflege dur psychiatrish vorgebildete Aerzte vorgesehen werden soll. Daß, wie der Gesetz- entwurf annimmt, derartige Anstalten freiwillig aufgesucht werden dürften, glaubt der Verfasser niht, und er sieht namentli deshalb die Angliederung der Asyle an die Na Salzen als ein nicht einwandfreies Experiment an. Nach dem Entwurf foll nämlich der Trinker in dem Asyle entweder auf Grund rihterlihen Aus- spruchs detiniert werden 9) oder der Eintritt „freiwillig“ erfolgen 21). Die zwangsweise Detinierung soll ein- treten 3), wenn wie der Verfasser sagt jemand während des leßten Jahres dreimal wegen Trunkenheit gerichtlih bestraft ift, oder wenn die Feen wegen „regelmäßigen oder periodishen unmäßigen Genusses alkoholisher Getränke geistig erkrankt war, ihre geistige Klarheit iwarx wieder erlangt hat, aber noch nicht die genügende Fähigkeit besißt zur Selbstbeherrschung und zum Widerstande gegen die Trunksuht", endlih auch „wenn eine folhe Person auch obne eigentliche geistige Erkrankung gemeingefährlich ist". Die ununter- brochene Detinierung tarf nicht länger als zwei Jahre dauern.

„In Erfüllung dieser Aufgabe“ fo schließt die Abhandlung ewerden diese Anstalten gemeinsam mit einer strengeren Gesehgebung über die Verleihung von Schankgerechtigkeiten, bygieniser Ueber- wachung der Schanklokalitäten, erhöhter Volksbildung und kei ziel- bewußtem Zusammenwirken der Behörden und der Bevölkerung wirk- same Waffen sein zur Bekämpfung der Trunksucht.*

dels- Tâtien

1882 1893

5 974 396 123

1079

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Rubr und in Oberschlesien. An der Ruhr find am 20. d. M. gestellt 14 181, nicht cechtzeitig gestellt keine Wagen. In Obershlefien sind am 20. d. M. gestellt 4704, nit recht- ¡eitig gestellt keine Wagen.

| Zwangs8-Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 11 Berlin standen am 18. Februar die nahbezeihneten Grundstüdte zur Versteigerung : Grund- stück zu Groß. Lichterfelde, angeblih Dahlemerstraße 77, Ete Dürerstraße, belegen, dem Königlichen Polizei - Hauptmann a. D. urt von Hartmann zu Lieberwalde gehörig; Fläte 12,06 a; Nugzungswerth 4890 46; für das Meistgebot von 78 050 & wurde der Kaufmann Hugo Buslepp zu Heiligenbeil, O.-Pr., Ersteher. Das Verfahren der Zwangsver steigerung des im Grundbuche von Sch öneberg Band 39 Blatt Nr. 1459 auf den Namen des Arhi- tekten Carl Otto Mertens zu Charlottenburg eingetragenen, zu Hhöneberg belegenen Grundstücks ist eingestellt; die Termine am

0. März und 3. April 1897 fallen fort.

, Ausweis über den Verkehr aufdem Berliner Schlacht- biehmarkt vom 20. Februar 1897. Auftrieb und Markt- preise nah Schlahtgewiht mit Ausnahme der Schweine, welche nah

bendgewicht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 4733 Stüdk. (Durchschnittspreis für 100 kg.) 1. Qualität 106—112 #, I1. Qualität

2—102 %, 111. Qualität 82—88 #, 1V. Qualität 70—80 A Auftrieb 9822 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.)

100 #4, Landschweine: a. gute 94—98 , E E Ar 92 E l e ch "6% E Nes

G G VET /o Tara, Bakonyer —,— ei kg Lara bro Stück. Kälber. Auftrieb 1126 Stück._ (Durch]cnitts- preis für 1 kg.) 1. Qualität 1,08—1,14 4, 11. Qualität 0,90— (D %, 111. Qual. 0,70—0,84 A Scha f e. Auftrieb 10 834 Stück. (7arGsnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 0,84—0,96 4, 11. Qualität

(9—0,80 4, 111. Qualität

Berlin, 20. Februar. (Wochenbericht für Stärke, Stärke- sabrikate und Hülsenfrüchte von Mar Sabersky, Berlin W. 8.) artoffelstärke 17{—17} M, Ia. Kartoffelmehl 17¿—17} A,

weine. Mecklenburger geringere

ITa. Kartoffelmebl 15}—16 4, Feuhte Kartoffelstärke, Frachtparität Berlin 9,70 4, Gelber Syrup i é, Kap.-Syrup 21}—22 M, Export 22}— 23 #4, Kartoffelzucker gelb 20—204 #4, Kartoffelzucker fap. 213—224 Æ, Rum-Kuleur 32—33 Æ, Bier-Kuleur 32—33 M, Dextrin gelb und weiß Ia. 23—24 4, do. sekunda 21i—22 M, Weizenstärke (kleinst.) 34—35 M, do. (großft.) 39—40 Æ#, Hallesche und Schlesische 41—42 4, NReiéstärke (Strahlen) 50—52 A, do. (Stücken) 49—50 4, Maisftärke-Mehl 40—41 #, Schabestärke 395— 36 M, Viktoria-Erbsen 16—20 , Kochherbsen 15—19 Æ, grüne Erbsen 16—20 M, Futter-Erbsen 12—13 #4, inl. weiße Bohnen 24—26 M, Flahbohnen 24—27 #4, Ungar. Bohnen 20—22 , Galiz.-rufs. Bohnen 18—20 Æ#, große Linfen 34—48 #4, mittel do. 28—34 M, feine do. 20—26 M, weiße Hirse 16—20 H, gelber Senf 22—30 Æ, Hanfkörner 17}—19 4, Winterrübsen 23—23# M, blauer Mohn 22—26 #, weißer do. 40—48 #Æ, Winterraps N A, Buchweizen 13—16 #, Wien 14—16 4, Pferde- bohnen 13—14 A, Leinsaat 19—20 #4, Mais loko 9}—105 4, Kümmel 44—50 #, prima inl. Leinkuhen 14—15} ÆAÆ, do. ruff. do. 12—132 A, Rapékuchen 123—13+4 A, pa. Marseill. Erdnußkuchen 15è—174 #, pa. doppelt gesiebtes Baumwolien-Saatmehl 58—62 °/0 134—15 Æ, pa. helle getr. Biertreber 28—34%/ 10}—11 A, pa. getr. Getreideschlempe 30—36 9% 12—13 #, pa. getr. Mais- Weizenshlempe 35—37 2% 13[—145 Æ, pa. getr. Maisshlempe 40—45 9% 12t—14 46, Malzkeime 9}—10} #4, Roggenkleie 9—9§ , Weizenkleie 9—9} A (Alles per 100 kg ab Babn Berlin beî Partien von mindestens 10 000 kg.)

Am Sonnabend trat hiex in Berlin der Aus\chuß des Deutschen Handelstages zu einer Sizung zusammen. An erster Stelle gelangte ein Antrag der Handelskammern zu Meh und Straße burg wegen Abänderung des § 23 der Konkursordnung zur Berathung, wobei es sih um gezogene, niht acceptierte Wechsel handelt. Dem Antrage, zu dem Dr. Vosberg-Rekow das Referat übernommen hatte, wurde abgelehnt. Den zweiten Punkt der Tagesordnung bildet die Verhandlung über eine geseßlißhe NRegelung des Checkwesens; Referent war hier Kommerzien-Rath Weidert-München. Der Ausschuß spra sih dahin aus, daß solhe Regelung jeßt nicht so dringend sei, um gegenwärtig Anträge an die Reichsregierung zu rihten. Es folgte die Berathung über die Veranstaltung einer Er- hebung über den Einfluß der Gefängnißarbeit auf den freien Gewerbe- betrieb im Anschluß an ein Ersuchen des Verbandes der Handels- unb Gewerbevereine im Herzogthum Oldenburg. Der Ausschuß beschloß die vorläufige Ablehnung des Antrages. Der Antrag der Handelskammer zu Osnabrü, auf Errichtung eincsReichs-Handelsmuseums hinzuarbeiten, wurde in dem Sinne erledigt, daß der Ausshuß beschloß, dem Antrag jeßt keine Folge zu aeben. Ein Gesuch des Vereins deutsher Im- mobilienmakler, betreffend die Regelung der Rechtsverhältnisse der Immobilienmakler, wurde in Uebereinstimmung mit dem Re- ferat des Dr. Vosberg-Rekow vom Aus\chuß abgelehnt. Weiter wandte sich die Berathung dem Entwurf eines Handels- geseßbuhs zu. Der Ausschuß beschloß, in einer erneuten Eingabe an die Kommission des Reichëétages für Berathung des Handelsgesey- bus nochmals auf die Wichtigkeit der zu § 3 Abs. 2 beantragten Abänderung hinzuweisen. Von der Einberufung einer Plenarver- sammlung des Handelstages wurde Abstand genommen.

In èer vorgestrigen Sitzung des Aufsichtsraths der Aktien- gesellshaft Ludw. Loewe u. Co. wurde von der Direktion der Abschluß des Lergangolen Jahres vorgelegt. Derselbe weist einen Gewinn von 3374617 A (gegen 2955 284 in 1895) auf, wovon nah dem Vorschlage der Direktion 940 837 4 (gegen 974 610 in 1895) zu Abschreibnngen verwendet werden follen. Von dem ver- bleibenden Reingewinn wird der Aufsichtsrath empfehlen, eine Dividende von 24 % (gegen 20% in 1895) zur Vertheilung zu bringen, dem Spezial-Reservefonds einen Betrag von 400 000 4 (im Vorjahre 100 000), sowie der Ludw. Loewe-Stiftung (Pensions- und Unterstüßungskaffe) einen solhen von 50000 4 (wie im Vorjahre) zu überweisen. Die ordentliche Generalversammlung wird auf den 20. März einberufen.

In der vorgestrigen Sitzung des Aufsichtsraths der Deut - \hen Genossenschaftsbank vonSoergel, Parrisius u. Co. in Berlin wurde von den persönlich haftenden Gesellschaftern der Abschluß für das Rechnungsjahr 1896 vorgelegt. Das Getoinn- und Verlust-Konto zeigt folgende Ziffern: In der Einnahme: Zinsen- Konto 370 395 4 (1895 365 941 4), Diskonto-Konto 288 155 M (1895 225 924 4), Effekten-Konto 279 896 M (1895 257 365 4), Provisions-Konto 376 469 4 (1895 355 374 4), Konto für Be- theiligung 273 107 A nah Rückstellung von 225 000 46 auf diese 48107 (1895 194586 M), Devisen-Konto 17 624 4 (1895 13 974 A), Kupons- und Sorten-Konto 3826 (1895 3326 M), Haus-Ertrags8-Konto 4594 4 (1895 7865 4), Kommandite Frank- furt a. M. 437118 M (1895 447 265 46), in Summa 1 826 187 M (1895 1 871 623 4). In der Ausgabe: Unkosten-Konto 328 544 A (1895 316 921 4), Abschreibungen für Umbauten im Geschäftéhause, auf Garantieleistung für die Berliner Gewerbe-Ausftellung 1896 und Verschiedenes 75090 4 (1895 151 000 M), in Summa 403 635 (1895 467921 c). Es verbleibt demnach ein Gewinn von 1422552 M gegen 1403 702 . im Jahre 1895. Der Aufsichtsrath beschloß, der zum 20. März d. J. einzuberufenden Generalversammlung M OE einer Dividende von 6 °/6, wie im Vorjabre, vor- zushlagen.

Katechismus des Börsen- und Bankwesens. Auf Grund der Bestimmungen des neuen Börsen- und Depotgeseßes be- arbeitet von Georg Schweiger. Verlag von I. I. Weber in Leipzig. In Original-Leinenband 2 4 50 „4. Das Büchlein des durchaus fachverständigen Verfassers stellt iva einen Wegweiser dar, der den Fahleuten und Privatkapitalisten auf allen mit dem Börsen- und Bankwesen zusammenhängenden Angelegenheiten ein willfommener und nüßlicher Führer sein wird. Das in einfacher, leiht verständliher Sprache abgefaßte Buch ist dazu bestimmt, sowohl den angehenden Banktechniker als auch den Kapitalisten mit den Ein- richtungen und Ufancen der Effektenbörse, den verschiedenen Zweigen des Bankgeschäftes und den wichtigsten Bestimmungen des Börsengeseßzes und des Depotgeseßes, welche beide in vollem Umfange mit zum Abdruck gelangt sind, vertraut zu machen. Der Verfasser hat sih bemüht, in feiner Darstellung des Emissions- und Gründungéwesens den Lesern eine Richtschnur für die Beurthei- lung solher Werthpapiere zu bieten, die besondere Beachtung ver- dienen. Ferner hat er die Einrichtung der Reichsbank in klarer über- sihtliher Darstebung erörtert und hierdurch sein Buch für alle die- jenigen werthvoll gemaht, welhe mit diesem Institut in Verkehr treten. Ueber die tehnischen Ausdrücke im Bank- und Börsenwesen erhält man schnell und leiht durch eine dem Buche beigefügte lexiko- graphishe Aufführung dieser Kunstausdrücke Aufschluß, wodurch das Verständniß der ganzen Materie wesentli erleihtert wird.

Vom gvariGlel den Eisen- und Zinkmarkt be- rihtet die „Schl. Ztg.“: Die Geschäftslage auf dem oberschlesischen Eisenmarkte während der leßten Woche unterschied sih kaum von der- jenigen der vorangegangenen Woche. Für Roheisen herrshte eine außergewöhnlih lebhafte Nachfrage, die sehr feste Preise zeitigte. Be- sonders gesucht ist Puddelroheisen, welhes für das zweite Semester mit 60 4 für die Tonne kaum noch E sein dürfte, aber au Gießerei-Roheisen war_ in der legten Zeit derart begehrt, daß die Preistendenz für diese Qualität als befriedigend bezeichnet werden kann, obglei sich die Notierungen immer noch unter denjenigen für Puddel- und Stahleiscn bewegen. Das Erzge\häft geht vorläufig noch \chwach vor sih. Das Walzeisengesch äft zeigte einen normalen Umfang bei durchaus festen Preisen, doch gingen Spezifikationen während der Berichhtswohe etwas {chwächer ein als bisher. Dies hat zwar wenig zu sagen, weil die Werke mit Austragen zur Früh- jahrslieferung noch ausreichend beseßt sind und deshalb niht nöthi haben, auf neue Ordres zu warten. Neue Geschäfte find na der letzten Freiderhäpung nur in seltenen Fällen zu stande ge- kommen, weil der Großhandel noch über billigere Schlüsse ver- fügt und die Entwickelung des Srüdlahrageschäfts abwartet, bevor

er weitere Engagements eingeht. Der Absaß in Stab- und Band- cisen vollzieht ih in Mesciedizender Weise, zumal auh russisherseits

größere Belialungen, namentlich für die gröberen Sorten eingehen. m Sage! châft liegen die Verhältnisse unverändert günftig; die vom dem Syndikat der vereinigten Grobblehwalzwerike beschlossene Preibervobung von 2,50 % für Schweißeisenblehe und von 95 K ür Flußeisenblehe hat keine Abshwähung der Kauflust hervor- gerufen. In Trägern is die Nachfrage unausgesezt sehr rege, und die Preise hierfür zeigen Neigung zu weiterer Aufwärts- bewegung. Auch für alle anderen Sorten von Bau- und Façon- eisen herrshi ungewöhnlih großer G: es werden deshalb die Preise fest behauptet. Das Geschäft in Draht und Drahtwaaren geht flott; eine weitere Steigerung der Preise wird für nit aus- eshlofsen gehalten. Der Markt in gewalzten und gegofsenen

öhren behielt seine Festigkeit bei. Die Situation bei den Ma - \hinenfabriken und My hat sich in keiner Weise geändert. Die Marktlage für Zink ift andauernd gut; auch die Verladungen e: sih troß der ungünstigen Jahreszeit günstig. Die Preise ür Roh- und Walzzink bleiben fest. Blei erfreut fi einer regel- mäßigen Nachfrage.

Die Nummer 73 der „Verhandlungen, Mittheilungen und Berichte des Centralverbandes deutscher Indu- strieller“, welhe vom Geschäftsführer H. A. Bueck, Berlin W., herausgegeben werden, hat folgenden Inhalt: 1) Bericht über die am 3. Februar 1897 in Berlin abgebaltene Sißung des Aueschusjes. 2) Bericht über die am 3. und 4. Februar 1897 in Berlin abgehaltene Versammlung der Delegirten. 3) Zum internationalen Wettbewerb B ae und Handel. 4) Deutsch-russishe ZoUkonferenz, Berlin

_— Wie „W. T. B.“ aus Frankfurt a. M. berichtet, beträgt der Reingewinn der Adler-Fahrrad-Werke, vormals Heinrich Kleyer, für 1895/96 949 843 M gegen 676 544 \ im Vorjahre ; zu Abschreibungen wurden 158 245 # gegen 91531 4 im Vorjahre verwendet. Der Aufsichtêrath s{chlägt die Vertheilung einer Dividende von 16 9/6 gegen 15 9% im Vorjahre vor.

In der ordentlichen Generalversammlung der Westfälischen Bank in Bielefeld wurde die für das Jahr 1896 aufgestellte Bilanz fowie die vorgeshlagene Gewinnvertheilung genehmigt. Die ausscheidenden Mitglieder des Aufsichtsraths wurden wiedergewählt. Der vom Aufsichtsrath mit dem Banquier Heinri Ofthoff in Biele- feld abgeshlossene Vertrag über Einbringung seines Bankgeschäfts Osthoff u. Brinkhoff sowie die erforderlihe Erhöhung des_Grund- kapitals um eine Million Mark und die hierdurh bedingte Statuten- änderung der 3 und 18 fanden die Genehmigung der Versammlung. Die auf 6 9/6 für die alten Aktien und 3 9/6 für die neuen Aktien fest- gesezte Dividende gelangt von heute ab zur Auszahlung.

Der Aufsihtsrath der Sächsischen Bank in Dresden

hat beschlossen, der auf den 22, März einzuberufenden General- versammlung die Vertheilung einer Dividende von 5} 9/0 vorzuschlagen ; im Vorjahre wurden 4 9/6 Gewinn vertheilt. _ Die Direktion und der Verwaltungsrath der Deutschen A R gn Aa Meiningen haben beshlofsen, der bevor- tehenden Generalversammlun die Vertheilung einer Dividende von 6 9/0, wie im Vorjahre, vorzuslagen.

Die Generalversammlung der Hypothekenbank in Ham- burg genehmigte die vorgeshlagene Dividende von 8 9/9, welche sofort zahlbar ist, und erledigte die Tagesordnung ohne Debatte,

Wie die „Hamb. Börsenh.“ meldet, ist die Dividende der Deutschen Dampfschiffahrts-Gesellshaft „Kosmos“ in Hamburg für das abgelaufene Geschäftsjahr auf 11% gegen 89/9 im Vorjahre festgeseßt worden.

In der vorgestrigen Aufsichtsrathssigung der Norddeutschen Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei wurde die Ver- theilung einer Dividende von 20 9/6 für das Jahr 1896 vorbehaltlich der Genehmigung der Generalversammlung beshlossen.

Stettin, 20. Februar. (W. T. B.) Nach Privatermittelungen wurde im freien Verkehr notiert: Weizen loko 163—165, Roggen loko 119—121, Hafer loko 128—133, Rüböl Februar 59,29, Spiritus loko 37,70, Petroleum loko —,—.

Breslau, 20. Februar. (W. T. B.) (Schluß-Kurse.) Schl. 34 9/0 L.-Pfdbr. Litt. A. 100,30, Breslauer Diskontobank 118,00, Bres- lauer Wechslerbank 104,20, Kreditaktien 224,50 ult., Schles. Bankverein 128,00, Breél. Spritfbr. 134,00, Donnersmarck 148,50, Kattowißer 159,25, Oberschl. Eis. 93,00, Caro Hegenscheidt Akt. 127,00, Dbershl. P. 3. 135,00, Opp. Zement 149,50, Giesel Zem, 133,00, L. Ind. Kramsta 143,00, Schles. Zement 189,50, Sl. Zinkh.-A. 203,75, Laurahütte 160,75, Bresl. Delfbr. 106,50.

Produktenmarkt. Spiritus per 100 1 1009/6 exkl. 50 M Verbrauchsabgaben pr. Februar 56,10 Gd,, do. do. 70 4 Verbrauchs- abgaben pr. Februar 36,60 bez.

Magdeburg, 20. Februar. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl. von 92 9/9 —,—, Kornzucker exïl. 88 "/9 Rendement 9,70—9,85. Nachprodukte erklufive 75%/0 Rendement 7,35 —7,90. Ruhig. Brotraffinade 1 23,25. Brotraffinade 11 25,00. Gem. Raffinade mit Faß 23,00—23,75. Gem. Melis 1 mit Faß 22,29. Rubig. NRohzucker 1. Produkt Transito fr. a. B. Hamburg pr.

ebruar 9,15 bez., 9,174 Br., pxr. März 9,12} Gd., 9,15 Br., pr. pril 9,17} Gd., 9,20 Br., pr. Mai 9,25 Gd., 9,27è Br., pr. Juli

9,374 Gd., 9,40 Br. Ruhig. Frankfurt a. M., 20. Februar. (W. T. B.) (Schluß-Kurfe.) 81,15, Wiener do. 169,97,

Lond. Wechs. 20,42, Pariser do. 3% Neiché-A. 97,70, Unif. Egypter 105,30, Italiener 88,10, 39/o port. Anl. 24,00, 59% amort. Rum. 100,60, 4 9/9 ruff. Konf. 102,50, 4 9/0 Russ. 1894 65,80, 49/9 Spanier 62,00, Mainzer 118,60, Mittel- meerb. 93 30, Darmstädter 155,50, Diskonto-Komtnandit 203,50, Dresdner Bank 154,10, Mitteld. Kredit 117,00, Oefterr. Kreditakt. 3028, Oest.-Ung. Bank 809,00, Reichsbank 157,00, Laurahütte 161,50, Westeregeln 173,50, Höchster Farbwerke 430,00, Privatdiskont 3.

Effekten-Sozietät. (Schluß.) Desterr. Kreditaktien 2997, Gotthardbahn 162,50, Diskonto-Komm. 201,00, Laurahütte —,—, Portugiesen —,—, Jtalien. Mittelmeerb. 93,00, Schweizer Nordost- bahn 130,50, Ftalienische Méridionaux 124,00, Merikaner 93,20, Italiener 87,40.

Köln, 20. Februar. (W. T. B.) Getreidemarkt. In Weizen, Roggen, Hafer kein Handel. Rüböl loko 60,00, per Mai 58,70.

Dresden, 20. Februar. (W. T. B.) 39/% Sächj. Rente 96,80, 34 0/6 do. Staatsanl. 101,30, Dresdn. Stadtanl. v. 93 102,00, Allg, deutsche Kredit —,—, Dresd. Kreditanstalt 134,50, Dresdner Bank —,—, Leipziger Bank —,—, S: Bank 122,60, Dresd. Straßen- bahn 202,25, Sächs.-Böhm. Dampf|chifffahrts-Ges. 237,00, Dresdn. Baugesellsh, 199,75, Bergmann Elektr.-A. 256,00, Gußstahlkugelfabr. 425,00, Gleftrizitätswerk 179,00, Germania, Schwalbe 155,50. F A 20. Februar. (W. T. B.) (Schluß - Kurse.) 3 % Sächsische Rente 97 00, 3} 9% do. Anleihe 101,55, Zeißer Paraffin- und Solarôl - Fabrik 104,50, Mansfelder Kuxe 940,00, Leipziger Kreditanstalt-Aktien 210,00, Kredit- und Sparbank zu Leipzig 117,00, pi er Bankaktien 177,50, Leipziger Hypothekenbank 146,50, Sächsische Bankaktien 123,60, Sächsishe Boden-Kreditanstalt 120,00, Leipziger Baumwollspinnerei - Aktien 166,00, Leipziger Kammgarn- spinnerei - Aktien —,—, Kammgarnspinnerei Stöhr u. Co. 177,50, Wernhausener Kammgarnspinnerei , Altenburger Alktien- brauerei 240,00, Zuckerraffinerie Halle-Aktien 109,50, rode Leipziger Straßenbahn 216,00, Leipziger Elektrishe Straßenbahn 160,20 Thüringische Gasgesellschafts-“ ktien 201,00, Deutsche Spigenfabrik Sto, Leipziger Elektrizitätswerke 135,00. Böhmische Nordbahn-

en —,—. Kammzug-Terminhandel. La Plata. Grundmuster B. E Februar 3,10 4, pr. März 3,10 4, pr. April 3,10 F, pr.

ai 3,10 4, pr. Juni 3,10 4, pr. Juli 3,12} , pr. Au ust

3,124 #4, pr. September 3,15 4, pr. Oktober 3,15 #4, pr. No- vember 3,15 #4, pr. Dezember 3,15 4, pr. Januar 3,15 ns 15000. Schwach. Bremen, 20. Februar. (W. T. B.) Börsen - Schlußbericht. Raffiniertes F troleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum- Börse.) Behauptet. Loko 5,80 Br. Schmalz. Schr fest. Wilcox

22 &S, Armour fhield 22 &§, Cudahy 234 Ù Choice Grocery 234 A, White label 23} F. Spe. Fest. hort clear middl.