1819 / 30 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 13 Apr 1819 18:00:01 GMT) scan diff

völlige Gleichstellung der Katholiken ésnne, bei einem großen Theil der

tglieder, so wie bei dem größten Theil des Volkes der vorzüglichste Grund. Das regierende Haus ist, seitdem der Mannstamm der Stuarts ‘gänzlich erlo: \chen, von dieser Seite der früheren Besorgniße zwar MTerCoten: ader man darf sich doch nicht verwundern, daß die lange ' it, vor den Machinationen und Verschwörungen der Anhänger eines Prätenden- tengeschlechtes auf der Hut seyn zu müßen, in der Regentenfamilie einen dem Katholicismus abgeneig- ten, wenn auch nicht feindseligen, Karakter gegründet habe. Schon wegen des Glaubensbekenntnißes also werden sich dieser völligen Emancipation Schwier1g- keiten von Seiten der Regierung und des Volkes ent: gegenstellen, die schwerlich so leicht zu beseitigen sind *).

Menn aber auch der Geist des Friedens, der Duld- samfeit, des Evangeliums, die Protestanten vermö: e, îch ihrer Obermacht zu begeben und ihre katholischen Bruder in die vollste Gemein schast alier Rechte auf: zunehmen: sto stellr sich do von Seiten der protejtan: tischen Grundeigenthümer in Jrland ein Hinderniß entgegen, welches die Religionsbedenfen bei weitem

überwiegtk. 4 S j Als Hein r ich VIII. von der Römischen Kirche abfiel, ließ er im Jahre 1556 durch das Jrländische Parlament ‘dieselben Maasregeln wider den Papst bekannt mac;en,

die er durch das Englische betrieden hatte. Der Geist: lichkeit mißfiel dieser Abfall um #d méhr, da er sie ihrer Güter beraubte y indem das Parlament die auf- gehobenen Klöster für königliche Domainen erélärte. Die National: Jrländer, bei weitèm noch nicht unter: joht, und in Haß gegen ihre Eroberer, die Englän- der, befangen, wurden von der mißvergnügten Geisi- lichkeit in diesem Haße und ia der Anhänglichkeit an die Nömische Kirche bestärkt. Der Pabst sandte seic 1541 Jesuiten nach Jrland, durch welche die Háäupt:- linge der Nation în ihrem Entschluße, zur Vertheidi: gung der angeerbten Religion und Freiheit gemein: \same Sache zu machen, noch mehr befestigt wurden. Mur wenige wurden wankend, und ertannten Heine ris Oberherr(haft an. Als daher unter seinem Nachfolger Eduard dèm VI, die Reformation selbst in England und Frland zu Stande gebracht wurde, fand fie in Jrland dea heftigsten Widerspruch. Jn dem ‘Fleineren, England unterwürfigen Theile, wärd die ka: tholische Geistlichkeit ihrer Stellen entsebt, die von der neuen Englischen Geistlichkeit eingenommen wur? “den. Die Dürftigkeit, worin die erste gerieth, ver: mehrte den Haß gegen die Keber; und die Englisctè Regierung in dem größeren Theile der Jnsel, wo ihre Herrschaft noch gar nicht befestigt war, feine wirf- samen Anordnungen treffen konnte: so blieben dié Na: tional - Jrländer auf der ganzen Insel bei der tat: lischen Kirche. Iwar wurden unter der Regierung der Konigin Maria im Jahr 1556 durch das Parla: ment alle Beschlüsie wider das katholische Giaubens: befanniniÿ umgestoßen und hiedurch eine Annäherung an Englond bewirtt, aber diese Regierung war von kurzer Dauer, und die Königin ElisabetH stellte die Reformation wieder her. Sie fand beim Antritte ihrer Regierung etwa den dritten Theil dec Jnsel, der von Engiischen Kolonisten bewohnt wurde, unter-

*) Jm vorigen Jahr hat ein Vikar der bischöflichen Kiré “chè, “Samuel W ix eine Schrift „Ueber die Vortheile, welche ein Koncilium der Englischen und Römischen Kir- chè zu Beseitigung der Religions - Verschiedenheiten und zu Herstellung der Einigkeit im Friedensbunde her- ‘vorbringen würde“ bekannt gemacht, wörin er förmlich ‘auf ein Kencilium beider Kirchèn und ‘auf deu Verz- su einer Ve: einigung anträgt. Wenk Mr. Wix von. der Hierarchie des Papstthums nur einigen Bes: ‘grif hätte, so würde es ihm nicht haben entgehen Fôns

_nen, daß schon die Verfaßung seines Vaterlandes in direktem Widerspruh mit solcher Vereinigung stehè, und nur wenn der Papst protéstantish würde, konnte sie zu Stande kommen, was man ihm doch nicht zumu-

then wird.

Kirche durch die E werden

- dete Jakob I. durch eine weise Geseßgebung.

- keit und des Volkes wirkten

würfig, und nur in diesem Theile konnten ihre Reli- gionsverorcnungen volizogen werden. Jn den üdrigen zwei Dritteln blieb ales vei den alten Sitten, dem alten Glauben und den

einmischte,

worfen, nachdem die legte im Fahr 1596 erfolgte von Papst und Spanien unterstlitte Empörung des Däup:: lings O Neal, Grafen von Tirone, durch deßen Besiegung gedämpft war. Die Civilifation der Natidò: nal - Jrländer, welche Elisabeth angefangen, vollen: Im Jahre 1615 ward das erste allgemeine Parlament ge: halten, in deßen Unterhause fast die Hälfte aus Ka: tholifken bestand.

bisherigen Fehden gegen Eng: land, die nunmehr, da sich der Religionsfanatiamus | um fo unversöhnlicer wurden. Erst gegen | das Ende ihres Lebens, 1603, ward die Insel unter: |

Aber die Gesinnungen der Geiflich: |

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entgegen. Die presbyterianifchen Geistlichen erklär: ten den fatholishen Gottesdienst für Abgotterei ; die Katholiken unterhielten geheime Verbindungen in Spa-:

der Regierung feindlich}

nien und Rom. Untex der Regierung Karls Lk. be:

chen, hielten Proceßionen, stifteten Klöster und“ ein Seminarium. Die Statthalterschaft sah sich genî: thigt, ernsthafte Maasregeln dagegen zu nehmen , di den gegenseitigen Groll vermehrten. Endlich brach im Jahre 1641 cine heumlih angelegte Verschroörung wi: der die Protestanteù aus. In der Provinz Uliter- ward ohne Unterschied Alles, selbs das Vieh der Prote|tän: ten ermordet; in’den andern Provinzen weniger ail: gemein. Wan zählt, wahrscheinlich übertrieben, daß 200,000 Protestanten in diesem Blutbade umgekommen.

Das Englische Parlament beshloß deshalo, das de: katholische Gottesdienst durchaus nicht mehr geduldet, fein kacholischer Geistlicher im Lande gelitten, und alle Jrlánderc, die an der Empörung Theil genommen, ihres Eigenthums verlustig seyn sollten. Kromwel besiegte die Empörer, und 5 Millionen Afres Grund: Eigenthum wurden konfiscirt, und an Protestanten vertheilt. So wurde der Besißstand auf der ganzen Jnsel verändert. Man gab jedoch F der eingezogenen Güter unter der Regierung Karls 11. im Jahre 1664 zurück. Jakob 11. gab seinem Plane, die katholisch: Kirche herzustellen, besonders in Frland eine große Ausdehnung. Seine Maasregeln hatten die Folge, daf,

protestantischen Jrländer sich für Wilhelm erklärten. Die Katholiken blieben dem König Jakob getreu, der, als er selbs von der Insel Besiy genommen hatte, eine völlige Gewißenfreiheit, und das Grund : Eigei thum der Protestanten zn erhalten versprah. Aber zu schwach gegen das blindhaßende Parlament, das aus fast lauter Katholiken bestand, und durch die Zu-

mächtigten sie sich sogar einiger protestantischen Kir: |

| übeileg! er

als Wilhelm von Oranien gegen ihn auftrat, die |

Kronik des Tages. Berlin, vom 1353. April.

Kammethetrn- Würde zu ertheilen gerußet.

I,

Yaris, vom 5. April. Die Anklagekammer des königlichen Gerichtshofes hieselbst hat heute erfannt, daß die Herrn Fa yàu, der den Herrn von Saint Marcellin, und Härty von Pierrebourg, der den Herrn von Saint Aulaîire im Zweikampf ge- tédtet, wegen Todschlages vor den Aßisenhof zu stellen. Das Tribunal der ersten Juftanz hatte geurtheilt, daß Bors (also Mord), der die Todessttafe | nah sich zieht, vcchanden se), und es hatte diesem l gemß die peisónliche Verhafcung verfügt. Dieses ist vom foniglichen GBerichtshdfe niht genchmiget, dagègen | abèr auch der Einwand dèr Angektlagtèn, däß das Strafgeserbuch wegen des Zweikampfes gar nichts ver- ordnet habe, verworfen, und in den gleichlautenden Gründen der Erkenntniße ausgeführt worden, daß ein im Zweikampf verübter Todschlag, als eine besondre

dringlichkeit des Französischen Gesandten bewogen, be: willigte er die Zurücnahme des konfiscirten Grund: Eigenthums von den protestantischen Besißern, und die Aechtung von 2,400 Protestanten; unweise M aas: regeln, deren Folgen im Haße der beiden Partheien noch jeyt zu spüren sind. Er verlor das Reich nah der Schlacht am VBoyne. Wilhelm erêlárte alle Felánder, die dem Könige Jakob angehangen, far R bellen, und fonfiscirte ihr Vermögen. So verlor? die facholischen Jrländer wiederum über 3 M:illioà Akres, die damals zu 2,685,000 Pfd. angesczlagen wur den. Also zweimal innerhalb 40 Jahren wurden die a! ten Besser aus ihrem Eigenthume ausgestoßen : un? diese Erinnerungen sind es, welche die protestantischen Jrländer fürchten, wenn fie dec völligen Emancipation der Katholiken widersprechen. Daß der alte Haß nich! erloschen, beweisen die Begebenheiten der J. 1796 b. 1790.

Man zählt in Jrland et;oa 5 Millionen & inwoh: ner, von denen F; Katholiken. Unter den Grund : E véren bistoire de la sìtuation de VAngleterce a Ler lanvier 1416, Doch ist dieses Verhäl1niß schwer: lich richtig. Burke rechnete zu sciner Zeit ungefäh! dén 5ren Theil Protestanten. Landeigenthum hab?!

| die Katholiken auch wahrscheinlich mehr.)

A 4 mot

genthümern machen sie etwa den 1oten Theil. (Mono f

Gattung, in den allgemeinen Bestimmungen des Gesezes allèrdings enthalten st:y, daß er aber nicht als ein Mord behandelt werden könnè, weil die Heraus: foderuzg oder die Annahme des Zweikampfes nicht noth- wendig die Absicht voraussebe, dèn Gegner zu tödten, Und daß es dem Urtheile der Jury vorbehalten bleiben müße, die Gründe der Vertheidigung zu würdigen. Die Witwe des Marschals Brüne hat wider die Mörder ihres Mannes zu Avignon eine Anklage ein: gereizt. Jn einer, dem Könige befonders übergebenen Vorstellung, erzählt sie, daß der Marschal, als er sich duf seiner Reise von Toulon nach Paris im Jahre 1815 qu Avignon vor einer aufgebrachten Volksmenge aus dem Wagen ins Posthaus geflüchtet, unter den Hän- den von Mördern gefallen sey, die alles Widerstandes don Seiten des beherzten Postmeisters ungeachtet in vas Haus eingedrungen ; daß die Mörder seinen Leichz

„am in den Strom geworfen, und, als er, an das Ufer

E Bank von zween mitleidigen Soldaten in die Etde verscharrt worden, ihn wieder ausgegraben und

Se. Majèstät der König haben dem Grafen Adalbert v. Hagen die

Allgemeine

faats - Zeitung.

f

Stück. Berlin, den 1zten April 1819.

I. Amklichè Nachrichten.

Se. Königl. Majestät haben den bisherigen : Regierungs - Aßeßor Müller in Berlin, zum Re- | gierungsrath in Köslin allergnädigst zn ernennen ge: | ruhet.

|

Zeitungs-Nachrichten.

den Raubthieren Preis gegeben hätten. Sie trägt dar auf an, die Untersuhung in Paris führen zu laßen weil in Avignon, dieser ungastfreundlichen Stadt, das Ansehn der Gesehe verachtet und der Obrigkeit kein Gehorsam geleistet werde, wobei sie sih auf eine Bitt: schrift einiger Einwohner vom 23. März bezieht, welche die Auflôfung der dortigen Nationalgarde nachsuchen, weil sie im Angesichte der verübten Verbrechen, infondecbeit auch der Ermordung des Marschals Brüne, unbe- weglich geblieben sey. Die Mörder selbst hat sie in ihrer dem Justizminister eingereichten Klagè genannt Sämmtliche Marschälle haben ihr Gesuch beim Könige R und Seine Majestät haben bereits befohlen, L U i L :

E wider die Mörder in Paris geführt

In dex Kammer der Pairs hat Boißy d’An: glas ein Gesuch unterstüßt, die Mitglieder der De- putirten - Kammer für die Kosten der Reise und des Aufenthalts in Paris zu entschädigen.

Die Unruhen in Niswnes sind bis jeßt nicht ieder- gekehrt. Dagegen hat sich die obrigkeitlicthe Behörde in Strasburg am 29. v. M. bewogen gefunden, we- gen eines am 28. vorgefallenen groben Exceßes das dortige Theater auf unbestimmte Zeit zu schlie- ßen. Man hat, heißt es, das Junnere des Hauses ganz zerstört, Eiue erste Sängerin aus Paris, die den Erwartungen nicht entsprah und ausgepfiffen wurde, soll die nächste Veranlaßung gegeben haben. Nach anderen Nachrichten ist das Publikum mit dem Schauspiel - Direktor unzufrieden. Die Zöglinge der Medicin - uud Rechtsschulen werden wieder als die Urheber des Lärms angegeben.

Eine unsrer Zeitungen bemerkt, daß die Methode des wechselseitigen Unterrichts ‘bereits im 17ten Jahr- hunderte in Frankreih von den Jesuiten mit vielem

Beifalle getrieben worden.