1919 / 119 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 26 May 1919 18:00:01 GMT) scan diff

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Kk. Kuicgsdeschädigien- und

fie un Ministerruum des Q « Prdertlide. Und außeror m. Wanderarmenwe?en,

Aidsitstinnenkolonien, | : N. Warseupflege und Borufévormumü saft, 0; Prwaibélosenunterstüßung.

Em übrigen gehen die in einzelnen Gesezzon vorgesebenen Ju- fbändigleiten ven Ministern inseweit auf das Ministerium für AoItE- 1oßlfabrt über, als die betreffenden saliden Aufgaben nab Vors stehendem jeßt von diesem wxtbrzunebmen sind,

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Wiriogbhinterbliebenenfürsorge, soweit arbeitet wurde,

de Armenpflege,

MWanderarbeitsstätton, Ardoils:- UnF

Porn bis

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# Dle Aussüllung gewisser Lückcn, die bel der dur Not-

gese erfolgten Neuordnung des preußishen Kom- murialwahlrechts offen geblieben find, so] laut Meldung des „Wolffschen Telegrephenbüro3" alsbald erfolgen. Zunächst hat die preußische Staatsreziecung beschlofjen, der Landesver- fammlung vorzuschlagen, die Wählbarkeit von Frauen zu Magistraten ciozusühren und Stadioerorbnuetenwahlen in den bisher davon angenommenen Gebieten zu ermöglichen, soweit

die politischen Verhölinifse dies çestaiten,

Im Mirifterium des Janern ist dem „Wolffschen Telc- :

grapzenbüre“ zufolge nadsteh2ndes, von der Christlichen Volks- partei, der Deutschzn demokratischen, der Deutschnationalen und der Sozialdemok: atischen Partei unterzeichnetis Telegramm aus Kattowi eingelaufen: ;

Mehr als hunterttaufend Oberscklefier deutscher und pelnisder Runge aus Kattowiß Stadt ‘und Land. beute bier unter freiem Himmel versammelt, erklären: Keine Gewalt der Erde darf unsere oberiMlefisde Heimat vom deutschen Vaterlande abtrennen. Keine deutsche Grenzmark in Oft und ‘West darf preiêgegeben werden. Unsere Arbeit muß frei bkeiben vom Frondienst für gewissenlose Mächte. Die Würde des gesamien Voikes darf nicht angetastet werden durch entehrende Friedenébedingungen; wir stehen treu zur Regieruna in ihrem EntsGluß, fi cinem Scmadlfrieden nicht zu beugen. In diefer Stunde bédster. Gefabr fordern wir, daß ihr un- verrüdbares Ziel bleibe: ein Friede des Nets und der Frethcit.

Die deut;:hen Volksräte von Wissek und Um- gegend haben mezen der Friedensbedingungen folgende Sinspruchsenticließung g faßt: :

Die Friedenébedingungen find, soweit b'sher bckannt; nadckte brutaie Gewali, Au! dietem Untergrunde lätt ih der von uns an- aeftiebte Uusgleich zni hen ren Nationalitäten tu der Oftmark nie- nals erre den. Dauerradec H- f und Kampfzustand wäre urvertnei liche Foige. Dem offeusihtitcbea Plan der (Entente, besonders Frank’- reich, uns in den Polen einen uáverföhnlichen Feind zu \{affen, widersegen wic uns mit Fexf und Herz. Wir wollen einen Ftuieden ker Gerechtigkeit. Wir vatraquen darauf, daß die MNeichsregierung die Ententcbedingungen giatt ablebnt und etnen Weg findet, der uñsere nationale Ebre wab1t und bie Möglichkeit schafft, daß wir als freie Staattbürger im veuishen Mutterlande mit den polnischen Nachbarn unter gleicem Gefeß und Necht in Eintracht leben können. Kncchten lassen wir uns nicht.

Jn allen größeren Städten Schle8wig-Holsteins fanden gestern gewaltige Kungebungen der dzut\chen Be- vôlferung gegen den Gewaltfrieden und für die Un- trennbarkeit der Provinz stait. Jn Kiel selbst nahmen über 40 000 Personen an der Kundgebung teil,

Kunst uud Wissenschaft.

Nachèem ‘die Vorvcrbantlurgen über die Begründung eincr FPerwaltungsatadmie in Berlin abgeschlossen sind, hat „M. F. B.“ 1ufolge der Neichäminister a. D. Schiffer den 1g tes Gesamtvorstar.des der Akademie übernommen.

Die Wage im Altertum. Die Wage ist eins der ältesten Irstiumo?nte, deren sich der Mensch bedient. Wir besitzen iemlich genaue Kenatnis ven der Bauart der Wagen, die don vor Jabrtiaufenden ün Gibrauch waren, unv die nach benelben Grundsätzen, felbitverständlih nicht mit derselten Feinkeit wie die beutigen, gebaut * waren. Auf cinem im Berliner Museum autbe- nahrten Pipvrus einem ¿ayptischen Totenbuch befindet h “cine Ardildeng voa Totergerichten vor dem Gott Vsiris, îa deren Müúte die Wage der Gerechtigkeit an gleich- langen Wagcbällên mit zwri Wagschalen zu sehen ift. Die Seele, vie hier gewogen werden sell, liegt in ciner Vase, während als Ge- wicht eine Feter biert. Die Fcder ilt also das geringfte (Bewicht, das man bezußte, und es 1st daß?!r, zumal dieser Brauch bis lief ins Miltelalter erbalten blieb, begreiflich, wenu au) beute ncch von efederleicht“ cesyro&en mird. Da die Wage das einzige Mittel war, ein: tiltig® Gewicht jestzustellen, so galt im allen Aegypten der Feder kiel auch a!s Scbriftzeihen für tteWobrhbeit, und eben daraus ift zu erfiären, daß die Wage srätcr und bis auf deu heutigen Tag als Sinnbilv der G.rehtigfeit diente. Während eiue äguptishe Abbilduña cine Wage obne Zunge z-igk, finden sich auf anderen Papyrusabbildungen bcreits Wagen nit Zungen. Ueber die Wage der 9ömer wifsen wir näbexes aus ein LUvegrabungen von -Pompeii. Hermann Peters, der s in rer Fesls{rift zum €09. Geburtstag von Professor Herniaun Thoms mit der Geichichte ver Waze im Altertun befaßt, bringt die Abbildung eines Wandgemäldes “der Czsa Devetri von Pompeit. Hier siad_ Amoréetten mit dec - Herstellung von Wagcn beschäftigt. Das . Bild läßt. flar erkennen, daß man damals shon. * genau . wußte, das: die Arine des Wage- balïens einec 1itigen Wage genau gleich lang fcien und daß die trei Avihängepunkte in etner geraden Linie liegen müssen. Der Haupt- untz!: schied wischen diesen Wagen des Altertunms und denen der reueren Zeit ift dadurch gegeben, daß fich in der Drekacbse des Wage- balfen3 nit wie beute eine Schacide befindet, sondern ein Loch mit cinem Méetailring, an dem die Wage aufgehängt wurde, und der so die Bewegung des Wagebaltens ermöglihte. Selbitverständlich besteht zwischen den Peuiigen Präzifion8wagen wisserschaftlide Zwette und diesen Nagen ein großer Unterschied. Sind wir doch heute imstande, mit volifommener Genauicfeit Bruchteile eincs Millicramms mit der Wag2 festzuätellen.. Zunerhin haben aber auh die alten Äcgvpter die Wage als Golbivrnge zu benutzen verstanden.

Techuik.

Verbesserung dér drahtlosen Telegraphiga Die ameri!anishe Marconigesellschaft für drahtlose Telearaphie be- cldtet, daß ihr Hauptingenicur Noy A. Wageant ein Vtittel ent-

veckt habe. tas bezügli einer aren Uebermittlung von Nadto-

grammen die größten Hindernisse befeitige. Es handelt sid dabei, wiè in ‘ter „Umlau“ mitgeteilt wird, um die Vervoll- fomummung ecirer Gifindung, die die Statik in der drahtfosen Tele- graphie aufbebt. Statik nenrt man die in der Lust kreisende uótontrollierte Eleïtrizität, Diese Elektrizität maht €&s oft vid _ in großen zeilperloden unmöglich, drahtlose Telegramme abzusenden, ta der Empfangsapparat die aufgenommenen Zeichen in iner Weise verwerten und entziffern kann. Die Statik bedeutete für die drahtlose Telegraphie, was früber das Summen bei Telephon-

f gespcâche1 auf große Entfernung, das dem Empfänger unu1öglich machte, irgend etwas außer dem MRauschen des Apparates zu hören. Die Erfiadung Wageants verhindert dur ein „Auswah!l\system“ das Dazwischenkommen oder Kreuzen verschiedener drahtloscr Meldungen, Und zwar unabhängig von den Operationen irgendeiner Pod, fpannungsstation. Sie scht ferner die Kraftmenge, die in Zukunft zur Betreibung einer drahtlosen Station benötigt wird, auf die Hâlfte berab, Verkehrswesen.

Nach ciner Mitteilung der Eisenbakbndirektion Königsberg ist der Zulauf von Gütern nah dem Bezirk wegen Arbeiter-

aussiänden auf verschiedenen Stationen des Eiscnbahndirektionsbezirks

Königsberg bis auf weiteres gesperrt. Ausgenommen von der

Sperre ist die Strecke Elbing—Königéberg und das Gebiet wesilich- von der Linie Kobbelbude—Wormditt—Allenstein— Neidenburg. Der

D-Bug- und der Personenzugvertehr wird, soweit Personal verfügbar

ist, aufrechterhalten.

Verdingungen,

Der Zuschlag auf die von dem A Resort der Neihswerft Wilhelmshaven am 15. April verdungene Ausführung von Gleisa1beiten auf dem (Gebiete der Werft ist der Firnia Wilh, G. Smidt, Kiel, Waitzstraße 10, erteilt worden.

Theáter und Mufik,

Im Opernhause wird morgen, Dienstag, „Der Ttoubadour“, mit den Damen Schwarz als Gast, Goeze, Escher und den Herren Mann, Schlusnus, Bachmann, Krasa und Funck besctzt, gegeben. Musikalischer Leiter ift der E Leo Blech, Anfang 7 Uhr. Mit Nücksicht auf die in dieser Weoche tagende Allgemeine Tonkün silerversammlung findet eine Umlegung der Vorstellungen von Mittw o und Donnerstag siatt, und zwar geht am Mittwoch (134, Dauerbezugévorftellung) „Mona Lisa“ (Anfang 7 Uhr) unter der persö lichen Leitung - des Komponisten Pcofessors Schilling in Szene; am Vornerstag (135. Dauc1bezugsvorstelung) wird Humper- dincks Märchenoper „Königbkinder“ (Anfang 6 Uhr) wiederholt.

Im Schauspielhause wird morgen „Heitnat“ in der bekannten Besezurg unler der Spielleitung Albert

Patrvs aufgeführt. Die Vorstellung beginnt um 7 Uhr, Am Freitag, ben 930. Mai findet die Urauffüßhrung von Arno Holz’ Tragödie „Sonnenfinf:ernis" statt. Die weibliche Hauvirolle svielt Fräulcin Steinsie, die Männerrollen werden von den Herren Gerhart Schröder, Müblkofer, Sommerstorff, Pohl und Bieutfeldt gespielt. Die Beseßung wie -die eudgültige éreststellung des Textes iblesßen fi cng an die Wünsche des Vaisasse1s an, der an der Mehrzahl der Proben teilgenommen hat. Spielleiter ist Herr Patrv.

Das Lessing-Theater, das seine diesjährige _Spielzeit am 31. Mai absÞlickt, wird die nädste Spiclzcit am 1. September mit Gertart Hauptmanns „Kollege Crampton“ eröffren. Die Titel- rolle fpiet Hans Fischer. Die Sommerspielzeit des Theaters unter der Direktion Hans Sternberg wicd am 1. Juni dun ein Gastspiel Guibo Chielschers in „Cbarleys Tante“ eröffnet werden,

Die Neinhardibühnen keenden ihre Winterspyiel- zeit am nächsten Sonndskend, '

- Manttigfaltiges.

Auitlih wird gemeldet: Am 24. d. M., 2 Ubr Nadchuiltags, wurde eine von den Spantäuer ‘Heeresbetrieben einberufene ö ffent- lihé Versammlung im Lustgarten aufgelöst, weil fie niht vorber bei der zuständigen Stelle angemeldet worden war. Nachdem die Menge lebhaft \{@mpfser.d auscinandergegangen war,

bildete sih Unter den Linden eia neuer Demonstrationszug, dem Kriegsbeschädigte vorangeschickt wurden. Er wurde ebenfalls aufgelöst, dabei mußten einige Scchreck#chüs se abgegeben werden. (Wi T B)

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‘Am Sonnabend, Miltags 12 Uhr, fand im Dom eine akade- mishe Gedenkfeiex für die im Weltkriege ge fallenenDozenten undStudierendenderBerliner Universität stalt. In feierlicheim Zuge, dem der Rektor der Universität, Geheimer Konsislorialrat Professor N. De. Seeberg, in vollem Ornat voranschritt, begaben si Professoren und Studierende von der Universität her zum Dom. Präludierendes Orgelspiel des Organisten Walter Fischer, ein von einer Kapelle von Kammwermusikern dcs Opernorchesters ge- svielter Trauermarsch von Händel und Gesang des studentifchen Gkors unter der Leitung des Gebeimen Öèegierungérats Professors Dr. Max Friedländer leiteten die Feler ein, Die getanken- tiefe vnd ergreifende Gedentrede auf die gefallenen Helden hielt der Netior, Beheimer Konsistoriaïrat Brofessor D. Dr. Sc e b erg. Nach ibm spra als Vertreter dex Stkudentcns(aft der Studierende der Medizin Stcinaver, Namcns der Studentinnen trug stud. phil. Helene Fernau tem Gedächtnis her Gefallenen gewidmete Verse von Marie von Bunsen und Sfoide Kurz vor. Mit abermaligem Chor- gesang {loß tann die cricbende Feier.

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Eine unbekannte Inselgruppe. In der großen Hudfonbuckt, die vom Atlanli! en Ozean her lief in das Innere Nordamerikas bs is Herz von Kanada eingreift, liegt längs des Ostufers eine Reihe einzelner Inseln, von denen man bisber nur die Namen kamite. Die einzige Kunde von ihnen berußt auf Ausz- sagen von Tsfimos. Erst vor Jahrea wurden Veriuche gemacht, ¿u diesen Inseln zu gelangen, die aber nit zum Ziele führten. (Erst nah mehrfachen Wiederholungen gelang es Nobert Flaberiy, bie Gruppe der Belch'ers'in seln zu erreichen, die aus 4 großen und mehrcrea tenen, Jpseln. besteht und- nah dem jet er- schienenen Bericht “des #Forschers cine Flähe von 1300 Quadrat- kfilemetern beteckt. Auf den biébérigen Karten war sie sowohl der Größe wie der Verteilung nab ganz fals cingezeichnet. Wie sehr dieje Juseln bisher unrezs{äßt werden - find, ergibt fih schon aus der übcrrasWerden Entdeckurg, daß fih auf einer Insel cin See befindet, der niVt wentcer als 70 Lm lang ift. Die Jnseln bestehen fast nux aus naktem Fels, und ihr Klima ist nicht viel miider als das in tem benachbarten Labrador, Im Frühsommer crblütt bicr denno eine armutige Pflanzenwelt in den Tälern, besonders farben- frohe Ancimonen. Die Tierwelt besteht aus Füssen und Seehunden, auch aus Walroffen und besonders aus unzähligen Seevögein. Diesen bauptfädlid fieVen die Géfkimoës na, bon denen nur 5 Familien igren besiäntigen Wohnsiß auf den Juseln haben; zu “ibnen gesellt sich zeitweilig eine etwas größere Zall vom Festlaude ewgewanderter Sstimod,

„Neber Himmelsßeobalhtungen mit greßen und kleinen Fern- röhren {priht untec Vorjührung ¿ahlreihec Lichtbilder und unter praktischer Anleitung der Direktor Lr. Atchenbold am Miitwocd), Abents 74 Ubr, im großen Hörsaal .ter Treptower Sternwarte. Mit dem großen Fernrohe werten jeßt am Tage die Venus und die Soune, am Abend det Dee id der Saturn mit tilren Monden gezeint, Kleiner® Fêrnrobßre ftehén zur Beobachtung interessanter, anderer Hin:melskörper kostenlos zur Verfügung.

Tilt t 20. Mai (Wi: V: B.) Heute morgen 74 Ubr ist, wie die „Tilsiter Zeitung“ berichtet, das Schieß bedarfslager an der Bahn exrplodiert, Nach den bisher vorltegenden Mel

dungen find mehrere Persenen verwundet worden. B T M n

Mährisch Ostrau, 24. Mai. (W. T. B.) Die poluits Blätter melden aus Kali fc, daß es gestern dot zu b utte Kundgebungen der Arbeitslosen kam. Die Poli gab eine Salve ab. Einige Personen wurden schwer verlegt. V dis Polizei in die Kaserne gurücikehrte, stürmten Arbeitslose das Ga, bdude, worauf Militär ausgesandt wurde, das ebenfalls cine Salye abgab, Viele Personen wurden s{chwer, cinige leicht verwundet,

E

_ London, 25. Mai. (W. T. B.) Nath einer Reutermel telegraphierte die Signalstation Butt of Lewis heute früh: Der ad wär18 fahrende dänische Dampfer „Mary signalisierte, daß er das Sopwith-Flugzeug Hawkers geborgen hat Der Dampfer war am 28. April von New Orleans nah Horsenz in Dänemark abgefahren. Der britische Zerstörer

Woolston“ übernahm den Flieger Hawker von dem dänischen D@npfer „Mary" und brate ihn in Thurso an Land, Nach amtlicher Neutermeldung liegt der Punkt, wo Hawker und Crieve, auf ihrem Flugzeug treibend, aufgefischt worden sind, auf 90 Grad 20 Minuten nördlicher Breite und 29 Grad 30 Minuten westlicher Länge (also auf noch nicht zwei Dritteln ihrer Tlugstreds von Nordamerika nah England); beide seien wohlauf.

Amsterdam, 24. Mai. (W. T. B.) Die „Times* meld aus Helsingfors vom Dienstag, daß in Si Petersbur, und Umgebung cin großer Brand mit heftigen Ex, plosionen beobahtet wurde. Man glaubt, daß die Bolschewisten, dur èen Vormarsch der Estländer in die Enge getrieben, Schieß, vedarfslager in die Luft eon ließen. Aus der Umgebung von St. Petersbura wird Masc)inengewehrfeuer gemeldet. Ez bere lautet, daß dieBevölkerung sihgegen dieBolschewisten erhoben hat. :

Haag, 24. Mai. (W, T. B,) “Wie das „Niederländisge Rörvésonb ea E antlid aus H olländisch-FIndien ute bat am 20. Mat ein Ausbruch des Vulkans Kloet in Bezirk Srengat stattgefunden. 20 Dörfer find vollständig, 6 Dörfer zum Teil vom Erdboden vershwunden. Im Bezirk Utar sind 11 Dörfer teilweise zerjtört. Die Zahl der Toten und Ver, mißten wird auf 16 000 ges äßt: zahlreihe Personen find geflüchtet. In Utar sind bisher 157 Leichen gefunden worden,

Brüffel, 24. Vai, (W. T. B,) Laut einer Havasmeldung sind gestcrn nahmitiag auf einer Streke von mehteren Kilometern zwischcn Bailleul und Steenkerke Schießbedarfsg, lager aufgeflogen; die Exrplosionen dauerten mehrere Stunden, Man befürchtet unter den chtaesishen Arbeitern {were Opfer. s Aus Gent werden gleichzeitig Gxplosionen in den Schieß bedarfslagern von Quatrecht gemeldet; der Bahnverkehr Gent—Brüffel ist unterbrochen. :

D it E

Die Nrn. 43 und 44 des „Zentralbklatts det Bauverwal, tung", herausgegeben im Wtinisteriuum der öffentlichen Arbeiten am 24. Mai 1919, haben folgenden Inhalt: Amtliches: Dienstnag richten. Nichtamtliches : Wiederaufbau der Cisenbahnhochbauten in Ostpreußen. Entwurf zu einer Bauordnung. Vermischtes: Staatsprüfungen im höheren Baufache, Technische Hochschule Berlin. Wettbewerbe Für Entwürfe zur Bebauung von Grund: agen in Stuttgart und zur künstlerischen Ausgestaltung des Walhen- ecfrastwerkes. Nachtrag zum sächsischen Staatshaushalt für dic Jahre 1918 und 1919, Hauptversammlung des Beruféveretrs höherer Staatsbaubeamten in Preußen. Zur Frage der Beamien- beiräte. Vorschläge zum Hoch\hulstudium. Wohnhauswände aus Kunsisteinen in norwegischen Arbeitersiedlungen. Senkbrunzen mit doppelten Wänden, die cincn Zwischenraum für Fülstoffc frei lassen.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Dheater,

Opernhaus. (Unter den Linden.) Dicnstag: 133, Dauer bezugévorstelung. Dienst- und Freiyläßze sind aufgehoben. Der Troubadour. Over in vier Akten von Giuseppe Verdi, Text

nah dem FJtalienischen des Salyatorce Camerano. E Leitung: Generalmusikdirektor Leo Ble. Spielleitung: Hermann

Bachmann. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus, (AmGcndarmenmarkt.) Dieidtage148 Ds bezugsvorstellung. Dienst- und Freipläße find aufgehoben. Heil, Schauspiel in pier Akten von Hermann Sudermann. Spiellettung:

Albert Patrv. Anfang 7 Uhr. e

Mittwoch: Opernhaus. 134. Dauerbezug3vorstellung. Dies und Freipläße sind aufgehoben. An Stelle der ursprünglih ay- g-kündiaten Vorstellung „Kön igskinder“: Mona Lisa. Over in

zwei Akten von Max Scillings. Dichtung von Beatrice Dovsky,

Anfang 7 Uhr:

Schauspielhaus. 147. Dauerbezugsvorstellung. Dienst und Freipläße sind aufgehoben. Flachsmaun als Erzicßer. Lustspiel in drei Aufzügen von Otto Ernst. Spielleitung: Albert Patry,

Anfang 7 Uhr.

&amiliennachrichten.

Verlobt: Frl. Elisabeth von Dewitz gen. bon Krebs mit Qin Oberleutnant Geaf von Lüttichau, z. Zt. Noggenhagen bei Sie i. Mecklb.—Berliv-Lichterfelde). Frl. Charlotte Röhrich n Hrn. Dr. med. Edgar Weidner (Breslau). Frl. Margre Sccho:3* mit Hrn. Kaufinann, Leutnant d. Nes. Helmuth B (Potôdam—Breskau). Wi

Verehelicht: Hr. Professor Lic. Dr. Günther Jacoby mit 10 Slijabeth von Kalkstein (Schultitten). Ör. tit tergutsbesiöe R Möhrirg mit Frl. Mekitta von Schulyendor Berlia),

Gestorben» Hr. Pfarrer Bernbard Joppih (Schönbrunn, r Sagan). Frau Alice von Franck, geb. von Voigts-Rhcb (Göttingen),

amar A

M, a

Verantwortlicher Shriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlott Verantwortlich für den Anzeigenteil : Der Vorsteher der Geschäftsstene:

Nechnungsrat Mengering in Berlin. ; i

Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, L: 2 Berlin, Wilhelmstraße 32. |

Vier Beilagen aan , (einsdsießsih Börsenbeilage) "f 87 und Erste, Zweite, Dritte und Vierte «F 4

4 Bentml-Dandeläregister-Beilage,

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2 D,

I bedoitbuat de E A

Erste Beilage

Berlin, Montag den 26. Mai

then Reïch8auzeiger und Preußischen Staatsanzeiger.

WHsamkliches.

Württemberg,

Die Landesversammlun nabm vorgzsie i f Telegraphenbiürg“ meldet, gegen vie Stimmen der beiden p demotratishen Parteien einen Ausf chußantrag an, in dem die Staatsregierung ersucht wird, bei der Neichsregierung dahin zu wirêen, daß Deuiichland einem völkerrechtwidrigen Ver- langen der Entente auf Auslieferung von Deutschen in3- besondere des früheren Deutichen Kaisers, mit aller Ent: schiedenheit entgegentritt und die Einseßung eines Kriminalgerihtzhofes aus partelüisGen Nichtern zur Aburteilung von Deutschen grundsätlich ablehnt, O

Am 17. Mai fand in Stuttgart auf ( württembergischen Regierung eine A M tretern der süddeutshen Staaten über das von der Neich38regierung geplante Gesez zur KFommunalisierung von Wirtschaflsbetrieben und über die Regelung der Kohlenwirtshaft stait, Vas Ergebnis dey eir- A E j O mehrere Ministec dec süd- eulschen Siaaïien teilnahmen, war ob!aer Oy t- folge die Feststellung j B von der württembergishen Negieruna in diesen S - slerungsfragen bioher vertreiznen, Stellung. Sa dis Ma eines Reichslfommunalisizrungs-Rahmengesetes wurde die Not- wendigkeit besonders betont, der einze!staailichen Geseßzgebung gweccks richtiger Anpassung an die Verschiedenheit der einzelnen Läüder die Bestimmung des Kreises der in Betracht tommenden Wirtlschafiszweige und die c: forderlihe staatlihe Genehmigung und Aufficht zu überlassen. Ju der Art der Kommunalisierung soll den Gemeinden mweirestgehende Freißeit gewähit werden. Die Landeszentralbehörde müsse jedo ihre Aufgade des Au3aleiches zwischen den Gemeinden und der Regelung der Kommunalifierung arößerer Wirtschaftszweige durchzuführen in der Lage sein. Zur O dez Kohlenwirtischaft wurde übereinstimmend die Stärkung des Eiflusses der Verbraucher auf die Zentral- stelle der Kohlenwirtschaft, die Heranziehung des Staaten- ausschusses und befonderer Landesstellen bei der Festsetzung der Kohlenpreise und bei der Kontrolle der Velieferung gefordert. Die wüvttembergishe Regierung wurde mit der Aufstellung der ertsprcchenden Grundsäße und Adbänderungs- wanträge beauftragt.

Ungarn.

Das „Ungarische Korresponderzbüro“ melzet unter dem 45, Mai über die militärische Lage:

Der Feind zieht fi in aufgelösten Verbänden gegeu Sajo Szent Peter, Szikszo und Tiszakuc (?) zurück, von unseren siegreichen Truppen Adi Am 23. Mai waren die in der Ürngebung von Mistkolcz _|hnell „Zutamtnengezogenen tschechisch - rumänischen Truppen zu einem \chneidigen Gegenangriff übergegangen; der Kampf dauerte erbittert bis zum Vormittag des 24, Mai. Die Miskolczer Arbeiterschaft wurte von Landler bewaffnet und eingeteilt und kämpfte neben den Budapester Arbeiterregimentern. Die Verluste dcs Feindes sind fehr groß; das us siebenbürgischen Numänen gebildete 61. In- fanterieregiment wurde nahezu vernichtet. Jn der Gegend von Putnok warfen unsere Abteilungen den Feind über das Buekk- gebirge zurück und erreichten den Sajo und das Nimatal.

Wie der „Pester Lloyd“ meldet, wütet unter dem Schutze der Ententearmee ‘in. Szegedin seit Wochen der weiße Terror. Lluttribunale seien eingeseßt, die mit beispielloser Grausamkeit gegen ‘die Anhänger der sozialistischen Jdeen vor- gingen; so sei ein Mitgiied des Szegediner Direktoriums zum Tode durch Grschießen, ein Arbcitersührer zu [ebens8länglicher Zwangzsarbeit veruxteilt worden. Dies alles geschehe unter der Aegide des Kommandanten der französischen Besaßzungs-

truppen. | Großbritaunien und Jrland,

In der Sißungdes Unterhauses vom 22, führte der Unterjtaatesekrelär süc Judien, Montagu, als eine der Ursachen für die unruhige Stimmung in Jndien die Bestürzung an, die die beabsichtigte Austeilung der Türkei in der moehammedanishen Welt heroorgerufen habe. Die indisch- mohammedanishen Soldaten machten geltend, daß sie eine wichtige Rolle bei der Besieguag der Türkei in der Ueber- eugung gespie!t hätten, daf der Krieg ein Besreiungetkrieg zur Erlangung des Sclbstbestinimungsrechts sei.

Fraukrxeidh,

Die deutsche Friedensdelegation hat am 22. Mai abends, laut Meldung des „Wolsfschen Telegraphen- büxos" nachstehende Note des Präsidenten der Friedens- tonFerenz Clemenceau erhalten: Herr Präsident! E I. Die alliierten und assoziierten Mächte haben den Bericht der Arch die deutsche Regierung zur Prüfung der wirtschaftlichen Be- dingungen des Friedensvertrages eingescßten Kommission erhalten und lorgfältig geprüft. Dieser Bericht scheint ibnen eine sehr unzurcihende Darstellung der Tatfachen zu geben, an gewiesen Stellen starke Ueber- tretbungen aufzuweisen und die grundllegenden Prinzipien zu verkennen, vie fi qus den Ursachen des Krieges und aus seinem Ausgang ergeben und welde die aufzuerlegenden Bedingungen erklären und rechtfertigen. T1. Die deutshe Note crklärt einleitend, daß die industrie len Kraftquellen Deutschlands vor dem Kriege zur Deckung des Bedarfes einer Bevölkerung von 67 000 009 Einwohnern nicht aenügten, und ste tellt es so dar, als entspräche diese Ziffer der 2 in Auna Io für die Deutsbland mit verminderten Kraftquellen auch in Zukunft weiter rgen muß. Das ist nicht der Fall. Die gesamte Bevölkerung Veutshlands wird um etwa 6 000 000 Seelen verringert werden, die ¿l nihtdeuishen Gebieten gehören und die man zu desannektieren be- Gsichtigt. 8 sind di2 Bezürfnisse dieser verminderten Bevölkerung, die wir berufen sind zu vrüfen. H T Dio deutscke Mate flagt darüber, daß man von Deuts{land Ye Abtretung seiner vorhandenen oder im Bau befindlichen VAYdetO tonnage, fowie ein Prioritätsrecht auf seine Schisfsbauten während Aner bestimmlen Anzabl“ von Jahren verlangt. Die Note erwähnt Ido nit, daß man Deutschland einen wichtigen Teil séiner kleinen [se unversehrt ria Die Vertreter Deutschlands

Dandols\hif f 5 Theinen vollständig übersehen zu haben, daß das Opfer seiner großen

völliger Uebereinstimmung mit derx |

Dandelsschiffe die unvermeidlih noiwendige Sühne bildet, die ihm auferlegt wird, weil es in den [eßen zwei Jahren des Krieges allem auc) und allen Geseßen zum Hohn einen erbarmungslofen Feldzug

gegen die Haudelsflotte der Welt geführt Hat. Als teilweisen Ersaß

der 12 750 000 versenkten Tonnen beabsihtigt man 4 000 000 Tonnen .

deutscher Schiffe âu übertragen; mit anderen Worten, die Schiffe, die Me I ‘wegzunehmen Beabsihtigt, stellen weniger als den Meisen O Tonnage dar, die auf diese nicht zu rechtfertigende Welt R en ist. Vas Defizit an Handel8tonnage der'ganzen Sh 1l_das Ergebnis nicht der &rledensbedingungen, sondern der Haltung Veutslands; man kann sich vernunstigerweise nit wundern, daß man von DeuisGland verlangt, “einen Teil dieser Teil it sehr beschciden an den Berlusten zu übernehmen, die es dur seine verbrecherischen Handlungen verursacht hat. E S Die Note betont nachdrülickstt die Absicht, Deutschland im sten Gebiete zu entziehen, die besonders für die Erzeugung von Ge- treide und Kartoffeln in Detracht kommen. Das ift ritig, aber sie bemerkt nicht, daß nichts in dem Friedensvertrag die Fortseßung dieser Art von Bodenkultur in den betreffenden Gegenden oder die Cinfuhr dieser Erzeugnisse nah Deutschland verbietet. Im Gegenteil ist die ZoU freiheit dieser Erzeugnisse aus den Ostgebieten für eine Dauer von 3 Jahren vorgesehen, außerdem ist es ein Glü für Deutschland, daß U Gegenden nichts von ihrer Produktivität infolge von Kricgs- verheerungen verloren haben. Sie sind dem entscblichen Schicksal nten, das die deutschen Armeen den entsprehenden Gebieten Velgiens und Frankreichs im Westen, Polens, Rußlands, Rumänien und Serbiens im Osten auferlegt haben. Es liegt offenbar kein Grund dafür vor, weshalb ihre Erzeugnisse niht weiter auf deutshem Gebiet Absatz finden sollten.

_V. In der Note wird besonderer Nachdrucklk auf die beabsichtigten Einschränkungen betreffend die Einfuhr von Phosphaten gelegt. Es wird 1edoh außer acht gelassen, daß Deutsdland die Phosphate, deren es bedarf, niemals erzeugt, sondern stets eingeführt hat. Ferner findet {ih in dem Wortlaut des Friedensvertrages keine Bestimmung, die in Zukunft die Einfuhr von Phosphaten nah Deutschland verbietet oder verhindert, Andere Länder, die keine Phosphate erzeugen, sind gleich- falls gezwungen, sie einzuführen, desgleichen viele andere Erzeugnisse, die aus dem Auslande kommen; der Unterschied zwischen den beiden Situationen wird allein gebildet dur den jeweiligen Grad des Reich- tums oder der Armut der betreffenden Länder.

VI. Die deutsche Note besdwert \ih ganz besonders darüber, daß nan Deutschland seine Kohle wegnehme und bebauptet, daß Deutsch- land fast ein Drittel der Erzeugung der bestehenden Kohlengruben verliere, aber sie unterläßt es zu bemerken, daß cim Viertel des deut- [hen Kohlenverbrauhs vor dem Kriecae in den Gebieten stattfand, deren Uebertragung jeßt beabsichtigt it, Außerdem vergißt sie die Erzeugung der Braunkoble zu erwähnen, die für Deutschland jährli vor dem Kriege 80 Millionen Tonnen betrug, von denen. nihts aus diesen übertragenen Gebieten stammt. Es wird aub nicht die Tatsache berüdsihtigt, daß die Kohlenerzeugung der nicht übertragenen Gebiete vor dem Kriege rasch stieg; es Désteh kei Grund zu bezweifeln, daß diese Sieigerung sich in Zukunft bei sahgemäßer Ausbeutung fort- seßen wird.

__VIl. Aber muß nicht die Koblenfrage unter anderen, und zwar weiteren Gesichtépunkten beirahtet werden? Es darf nicht vergessen werden, daß zu den unbere{btigten Verheerungen, -die die deutschen Armeen während des Krieges begangen haben, die fast vollständige Zerstörung der Koblenscäße in Nordfrankreih zählt. Eine ganze Industrie ist mit Vorbedacht und Wildheit vernidtet worden, und es werden Jahre nötig sein, um sie wicder ins Leben au rufen. - Die Folge davon ist ein langwährender und ernster Mangel an Kohle in Westeuropa. Es gibt gercterweise feinen Grund dafür, daß die Folgen dieses Mangels aus\{ließlich von den alliierten Ländern ge- tragen werden, die die Opfer davon waren, oder dafür, daß Deutschland, welbes mutwillig dieses Defizit verschuldet hat, es nicht im vollen Maße feiner Kräfte ausgleit.

VIIT. Die Note hebt ebenfalls die Schwierigkeiten hervor, die

“für Deutschland dadurch verursacht werden "daß es in Zukunft Eisenerze

und Zinn einzuführen genötigt is. Man versteht nit, warum Deutschland unter Verhaltnissen leiden sollte, denen sich andere Länder auttwillig unterwerfen müssen. Es wäre ein grundfäßlicher Irrtum zu glauben, daß es notwendig ist, die politisce Souveränität aufzu- heben, um si in einem Lande einen angemessenen Mozentsaß der Erzeugung zu sichern. Eine \olche Anschauung beruht auf keinem wirtschaftlichen oder historischen Gesek. - :

IX. Die alliierten und assoziierten MäHte können die rein

spekulativen Betrachtungen nicht anerkennen, die die deutsche Note be- -

züglich der Zukunft der deutschen Industne im allgemeinen enthält. Diese Betrachtungen erscheinen ihnen als durch offenbare Ueber- treibungen gekennzeichnet und entstellt. Die Tatsadhe wird nit berü sichtigt, daß die wirt Ly Katastrophe, die der Krieg verursacht hat, sehr ausgedehnt ist und si sogar auf die ganze Welt erstreckt. Alle Länder werden darunter zu leiden haben, Es gibt keinen Grund dafür, daß an ; das die Schuld am Kriege trägt, nicht ebenfalls dar- unter leiden oll!

X. Desgleichen kann man, was die künftige Bevölkerung betrifft, den Angaben der deutschen Note keinen Glauben \Genken. Ferner versucht diese zu beweisen, daß die Auswanderung aus Deutschland notwendig sein wird, aber daß wenige Länder diese Auswanderer auf- nchmen werden. Sie versucht aud „nachzuweisen, daß eine Menge von Deutschen ïn ihr Geburtsland zurüdfehrèn werden, um dort unter Bedingungen gu leben, die man s{on jeßt als unerträglich hingestellt hat, Es wäre unrichtig, zu viel Gewit auf die eine oder die andere dieser Dn zu legen.

XI. Scbließlich behauptet die deutshe Note lei{tfertig, daß die Friedensbedingungen logisher Weise den Tod mehrerer Millionen von Menschen in Deutschland außer denen nah sih ziehen würden, die im Kriege gestorben sind oder die man als Opfer der Blockade hin- stellt, Man könnte mit schr F Recht den infolge des Krieges dur Deutscland_ erlittenen Verlusten die noch viel beträchtliceren Verluste entgegenstellecn, die den alliierten Ländern durh Deutsch- lands Angriff und dur seine Kriegführung auge! t wurden, Ver- luste, die unauélös{chliche Spuren bei der männli&en Bevölkerung Guropas hinterlassen haben. Andererseits beruhen die Zahlen der Verluste, die durch unsere Blockade angeblich verursacht worden un auf «cinen Hypothesen. Die deutshe Schäßung der künftigen Ver- luste kann nur dann anerkannt werden, wenn man die Voraus eßungen anerkennt, auf deren Grundlage sie nad der deuts{en Behauptung beruhen. Aber diese Vorausseßungen sind vollkommen irrtümlih, es liegt nit der mindeste Anlaß vor, zu glauben, daß eine Bevölkerung zu dauernder Unfähigkeit verurteilt ift, weil sie in Zukunft Handel mit ihren Na&barn treiben muß, anstatt selbst das zu O en, was sie bedarf. Gin Land kann gleichzeitig ein großes Industrieland werden und bleiben, ohne selbst die Rohjtoffe J erzeugen, die für seine Haupt- industrien notwendig sind. Das ist z. B. der Fall bei Großbritannien, das mindestens die Hälfte sener Leben8mittelerzeugnisse und den größten Teil seiner Rohstoffe einführt. Unter diefem neuen Regime kann nichts Deutschland daran hindern, sich eine feste und gedeihliche Stellung «n Euvopa zu verschaffen. Seine Gebiete haben während des Krieces weniger gelitten als die irgendeines anderen kricgführenden

europäisden Ctaates. Sie haben tatsädlich weder Plünderungen noch

Verwüstungen erlitten, die unverschrtenw Kiaftquellen, dre ihm in Ver-

bindung mit seiner Einfuhr bleiben, müssen seiner Wiederherstellung und seiner Entwicklung genügen, i A

X11. Die deutsche Antwort berücsihtigt auch nicht die großen Erleichterungen, die Deutschland für seine Wiederherstellungsbestre- bungen durch die zwangsmezise Einschränkung seiner künftigen militäri- hen Rüstungen genießen wird. Hunderttausende seiner Einwohner, welche“ sich bisher entweder in der Vorbereitung des Krieges oder an der Erzeugung von Zerstörungêwerkzeugen betätigten, werden nunmehv für friedliche Arbeiten verfügbar sowie für die Entwicklung der indu- striellen Erzeugung d:s Landes. Kein anderes Ergebnis könnte vem deutschen Volke mehr Genugtuung verschaffen, n E

X1II. Aber die erste Bedingung für diese Wiederherstellung scheint zu sein, daß Deutschland die gegenwärtige Weltlage erkennt, an deren Schoffung es zum größten Teil beteiligt war. Es muß einsehen, daß es micht unversehrt (indemne) bleiben darf. Fn der ungeheuren Katastrophe, die über die Welt hereingebrochen ist, it der für Deutsc- land bestimmte Anteil von den siegreiben Mächten nicht nah Deutsch- lends Verschulden, sondern nur nach seinen Kräften bemessen worden. Alle Nationen Europas haben Verluste erlitten und werden lange noch Lasten tragen müssen, die für sie fast zu {wer sind. Diese Lasten und diese Verluste sind ihnen durch den Angriff Deutschlands auferlegt worden. Es ist gerecht, daß Deutscbland, als die Unvsache dieses Unglücks, es nah dem vollen Maße seiner Mittel wieder gut mache. Seine Leiden werden nit aus den Friedenébedingungen entstehen, sondern aus den Handlungen jener, die den Krieg verursaGt und ver-« längert haben. Die Urheber des Krieges können seinen gerechten Folgen nicht entgehen.

Genehmigen Sie, Herr Präsident, die Versicherung meiner au& gezeichneten Hochachtung. j

Clemenceau.

Die deutschen Friedensdelegierten Neichsminister des Auswärtigen Graf Brockdorff-Ranzau, Reiche justizs minister Dr. Land3bera, Reichépostminister Giesberts, Präsident Oberbürgermeister Leinert und Vrofessor Dr. Schücking sind vorgestern aus Spaa wieder in Versailles eingetroffen. Dr. Melchior ist zweck3 finanzieller Be- sprehungen noch in Spaa geblieben.

Vorgestern ist dem Präfidenten der Friedenskouferenz Clemenceau, wie das „Wiener Telegraphen-Korrespondenze Büro“ meldet, folgende Note der deutsch-österreihischen Delegation überreicht worden:

Herr Präsident !

Durch die Note der französishen Mission in Wien vom 2. d. M. wurde die Regierung der deuts. österteihiscen Republik in Kenntnis gesest, daß der Oberste Rat der alliierten und A zitetten Mächte beschlossen habe, sie nah St. Germain en Laye für Montag, den 12. Mai, zur Prüfung der Friedensbedingungen einzuladen. Nah Einholung der Zustimmung der Nationalver- sammlung hat sih die deuts österreichische Negierung beeilt, ihre Bevollmächtigten zu ernennen und thre Delegation zu organisieren. Im Hinblick auf die außerordentlihe Bedeutung, die die Frieden unterhandlungen für die Rettung des Landes und die Wiederher- stellung des materiellen Lebens des Volkes haben, hat die Neates rung an die Mitarbeit wichtiger Beamten des Staates, Nechts- lehrer und von Erxperten in den politischen Wissenschaften sowie an die von Vertretern der Provinzen appelliert, obne auf die vitalen Interessen der Verwaltung Rücksicht zu ne!men, zu deren Wahrurg dicse leßteren berufen sind. Die Delegation kam am 14. d. M. in Sr, Germain an. Gemäß der Einladung des Herrn Präsidenten des Friedensfkongresses wurden die Vollmachten am 19. d. M. dem Herrn Präsidenten des Komitees für die Vollmachtprüfung überreicht und am 22. d. M. wurten die Vollmachten der anderen in Paris vereinigten Mächte mit der Anerkennung, daß sie in gültiger Form ausgestellt seien, der M litär- mission der französischen Republik in St Germain zurückgegeben. Seither ist der deutsch-österreihischen Delegation keine Mitteilung über die Eröffnung der Verhandlungen zugekommen. Das lange Warten auf den Frieden erweckt nun im Geiste des deutsch{ öster- reichishen Volkes eine um so s{werere Beunruhigung, als die Ver- z¿ôgerung den Massen unverständlih erscheint und notwendigerweise Gerüchte und Befürchtungen aller Art hervorrufen muß. Eine solche Stimmung der öffentlihen Meinung weckt ernste Sorgen in bezug guf die Aufrechterhaltung der O1dnung und Nubhe in unserem Vaterland, besonders in den großen industriellen Zentren sowie in den be- strittenen Gebieten, und zwar sowohl in den dur die Nachbarstaaten beseßten als auh in den militärishen Einbrüchen preisgegebenen. Dieser Zustand der Unsicherheit cheint geeignet, einer Erregung der Massen, in der ungesunde Ideen ihren Gärsioff finden, ein günstiges Terrain zu bieten. Die deutsh-österreihishe Delegation glaubt übrigens hinzufügen zu müssen, daß die dur) den ver- längerten Aufenthalt einer großen Zahl von Beamten* im Ausland verursachten Kosten nicht im richtigen Verhältnis mit unserer mehr ais prekären wirtschaftlichen Lage, die den Alliierten wohl bekannt ist, steven. Die deutsch-österreihische Delegation wendet sich daher an das höflihe Entgeaenkommen des Herrn Präsidenten des Friedens- kongresses, um die Eröffnung von Ünterhandlungen mit Deut sch- Oesterreih in kürzester Frist zu erlangen. Es erscheint in der Tat den Absichten dieser hohen Versammlung zu entsprechen, wenn eine Entscheidung, von der das Schick)al und die Zukuntft eines in Ungewißheit und Angst leidenten Volkes abhängt, niht weiter auf geschoben wird.

St. Germain, den 24. Mai 1919. Renner.

Nach dem von „Wolffs Telegraphenbüro“ verbreiteten diplomatishen Situationsbericht prüfte der Viererrat am Sonntagvormittag die Bestimmungen des Vertrags mit Oesterreich und beschloß, die ischeco-slovakische, die süd slavishe und die rumänishe Delegation über die finan- ziellen Bestimmungen anzuhören, die in den Verirag mit Oesterreich aufaenommen twerden sollen. Am Sonntags nahmittag befaßte sich der Viererrat mit den beiden Noten des Grafen Brockdorf-Ranßau über das Saar- gebiet und beshloß, sie mit einer einzigen Note zu beantworten. Die grundlezenden Bestimmungen des ursprüng- lihen Vertragstextes sollen nit geändert werden. E3 wird nur eine Formel eingefügt werden über den eventuellen Rücks fauf der Grubea dur& Deuts§land nah 15 Jahren. Der Viererrat be‘chäftigie sich au mit den russishen An- gelegenheiten und hörte den Bericht des japanischen Delo- aierten, der si sür Anerkenrung der Negierung des Admirals Kelischak aguésprach.

—— Die Kammer und der Senat veranstalteten am Freitag, Blättermeldungen zufolge, anläßlih des Jahre s- tages des Eingreifens Jtaliens in den Krieg eine Kundgebung zu Ehien des alliierten und befreundeten Jtaliens. Beide Häuser nahmen Entschließungen an, in denen die Einigkeit beider Länder ais notwendig erklärt und Italie diè Zusicherung ausaeproBen wird, ihm in seinen Bestrebuntge zur Durhsepung seiner gerechten Forderungen treu zu helfe

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