1820 / 49 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 17 Jun 1820 18:00:01 GMT) scan diff

König dem Hause diese Mittheilung macht, hat Er das feste Zutrauen zu demselben, daß es ein solches Ver- fahren einleiten werde, welches die Gerechtigfeit der Sache, die Ehre und die Würde seiner Kroúe erfodert. Mehr denn 500 Arbeiter sind mit der Ausshmük: fung von Westminsterhall zur bevorstehenden Kcönungs- Feierlichkeit beschäftigt ; verschiedène dazu nöthige Ur: tikel müßen aus Frankreich verschrieben werden. Petersburg. Als Einleitung zu der Biblio- theca glottica, welche der Staatsrach Adelung, der Erzieher der beiden jüngeren Großfürsten, Kaiserl. Hoheit, nächstens herausgeben wird, ist von diesem ver- dienstvollen Gelehrten eine Uebersicht aller be- annten Sprachen erschienen, welche deren 5064 anführt. : s Im Kaiserl. Sommerpallaste Zarskojeselo, Z teut- he Meilen von hier, enistand am 24. v M. in der Kuppel der Scloßkapelle Feuer, welches bei dein un: günstigen Winde so {nell um sich griff , daß aller BPorkehrungen ungeachtet, der Flligel, in welchem des Kaisers Majesiät und Ihre Majeskät die Kaiserin Elisabeth seit 14 Tagen bereits ZJhre Sommerwoÿ- nung ‘bezogen hatten, und das Lyceum, eine darin befindliche von des Kaisers Majeftät seibll gestiftete Erzieh : Anstalt, in kurzer Zeit 1n die Asche gelegt wurden. Jhre Majestäten haben daher einstweilen Paw- lowsfy, das Sommerschioß der Kaiserin Maria, Ma: jestät, bezogen, welche leßte vor der Hand nocch Gat» schina bewohnt. Oesterreich. Jhro Majestät die Kaiserin hat mit der Jhrem Charakter eigenen Milde den vom diesjährigen Cisgange der Donau hart mitgenomme- nen Bewohnern des Mar@feldes #0 reichliche Unter- stüzungen zufließen laßen , daß Mehren derselben da- durch hat gänzlich wieder aufgeholfen werden können. Baiern. Das zur Erziehung der weiblichen Ju- gend früher errichtete Institut der Engl. Fräulein zu Aschaffenburg ist von des Königes Majeftät bestäti:

et, und deßen Fond; mit bedeutenden Dotationen

vermehrt woorden. Sand. Gumbinnen. Die Geschäfte des Handels haben sich im vergangenen Monate ziemlich lebhaft gezeigt. Aus Rußland und Polen famen auf dem Memelstrorie

über Schmalleningken 247 Schiffgefäße ein, mit Ge: iraide, Oel, Talg, Wachs, Hanf, Flachs, Borsten, Holz, Hopfen, Erbsen 2c., wogegen bedeutende Quan- titáten Manufaktur - und Kolonialwaaren, Salz und Häringe exportirt worden.

Stralsund. Die Aussichten für den Getraide: Handel find bei dem fortwährenden Getraide: Einfuhr: Berbote in England nicht besonders günstig; die Preise

von Cochenille, Citronen und Pommeranzen sind etwas | gesiiegen, dagegen die vom ordinairen Kaffee und |

Greifs- | wald, Wolgast und Barth liefen im Mai 45 Sifse Außerdera kamen von Schweden |

Zucker ein wenig gefallen. Jn Stralsund,

ein und 87 aus. / 10 Pofkjachten an und 9 dergl. gingen dahin ab.

Késlin. Die vorzüglih schön stehenden Saaten versprechen die reichlihste Ernte; darum gehen die Ge: traidepreise ükerall herunter; der Scheffel Roggen golt im Mai 1 Thl. 8 Gr.z nah der Woiie ist keine befon- ders staite Nachfcage, hie und da liegen noch Borráäthe dieses Artikels vom vergangenen Jahre; auc scheint der Absaß von Holz nah Kopenhagen nicht mehr sto schwunghaft zu jeyn, als vordem. Dennoch ist die Zahl der im verwichenen Monate ein- und auspaßirten Schiffe in Rügenwalde, Koiberg und Stolpmünde nit unbedeutend gerwefen.

Der Damastweber Lange zu Trelen bei Rummels:

burg hat für die in seinem Gewerbe oerwiesene So falr und für Anziehung eines inheimischen Lehrling,

vom Staate eine Prämie von 100 Rthl. erhalten.

Liegniß. Mit den Schlefischen Linnenwaaren find auf der leßten Leipziger Jubitatemeße ziemliche Ge- säfte gemachr worden, auch steigen sie etwas im Preise.

Die Tuchfabrikation hat erwünschten Fortgang; man kann im Durchschnitie die Zahl der im hiesigen Regierungsbezirke jet monatlich gefertigten Tücher ungefähr auf 5000 Stück annehmen.

Erfurt. Am 2. d. M. ward das neue Gymna- sîum mit vielen der Würde des Gegenstandes ange: meßenen Feierlichkeiten eröfnet. Die kaiholischen Ein: wohner haben bereits der Königl. Regierung die Bitte um Vereinigung des katholischen Gymnafiums mit

diesem neuen vorgetragen; auch wird das Schulleh- |

rer- Seminarium mit deßen Organisicung der Reg.

Rath Hahn beschäftigt iji, bald zu Stande kommen.

___.._————E T E E R A R ABOwDs armer erer amT E

Der Rus. fkaiserliche Staatsrath und Pröòfesior Parrot in Dorpat äußert sich in mehren öfsentlithen Blättern lber das auffallende Resultat, daß die Mit: glieder eines der ehrwürdigsten äller Vereine, die from: wen Brüder des Hospizes auf dem St. Bernhard- Berge, vorzüglich wegen der Kälte und Feuchtigkeit ihrer Wohnungen, selten das Alter von 55 Jahren er- reichen. Er hät die Mittel gegen sene beiden Feinde der menschlichen Wohnungen in den Annalen der Physik und Chemie angegeben, und fodert Jédet, der Beßeres wiße, auf, solches zur Wohlfahrt der gedachten Barm- herzigen Brüder ungesaumk anzugeben. Zur Ausfüh: rung der zu machenden Berbeßerungsvörschläge hat er an den Pater Biselx, den Prior des ercoahnten Hospizes, seinen Beitrag gesandt, und erwartet vór: züglich von der reiselustigen studirenden Jugend werft: thätige Nachfolge.

Die herzogl. Naßausche Regierung hat zu Kamberg (bei A neuerdings eine Lehr-Anstalt für Taub: Stumme errihtet. Ein Aufruf an die Eltern unglüdck- liher Taubstummen, der zur Beñnußung der Anstalt einladet, ist unterzeichnet: Hugo Freihr. von Sch Üt, taubstummer Lehrer der Taubstummen. (Auch in der Berliner Anstalt für Taubstumme giebt ein des Gehörs und der Spra&e beraubter Lehrer seinen jün:

geren Unglückgenoßen Unterricht.)

Die in mehren Zeitungen, als neu gepriesene Er: findung des Dr. Schweighäuser in Strasburg

Kochgeschirr mit feuerfester Glasur zu überziehen, ist längst bekannt, seit länger denn 39 Jahren fertiget die Gräflih Einsiedelsche vortresfliche Eisengießerei

zu Müggenberg an der Preußisch - Sächsischen Gränze, | dergleichen Geschirr zur Zufriedenheit Aller, die bis: |

her davon Gebrauch gemacht haben.

Der im 42sen Stücke der Allgem. Preuß. Staats: Zeitung erwähnte Morwick ist der von dem im Jahre

1806 hier gestorbenen National : Englischen Hengste Morwic®-Ball gefallene, im hiesigen Gesküte gezo: |

gene, durch die in Paris litographirte Verne t sche Abbildung bekannte Herodot, welcher in dem Kriegt von 1806, ¿ebst einigen 20 auseclesenen Hengsten und Stuten, von bier nach Frankreich abgeführt und erst 1817 durch Vermittelung der Königl. Preußischen und Großherzogl. Mecklenburgschen Gesandtschaften zu Pa: ris, nebst einem anderen Sohne des Morwick, Na- inens Brenn o, von der Französischen Regierung aus den Gestüten du Pin und Tarbes ausgeliefert wurde. Beide Hengste sind noch jever hier vorhanden. Jwenack in Mecklenburg, den 9. Jun. 1820. Graf v. PleßeK.

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E. 1

A A L

zum 49sten Stücke der Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung,

vom 17ten Junius 1820.

Ueber die Hebekosten der vershiedenen

Z Steuern in Frankreich. (Schluß.)

În Hinsicht des zweiten Princips, daß man die Zoll-Linie benußen muß, um den inländischen Fabri- ken ein küunstliches Leben zu geben, indem man ihnen die Konkurrenz mit den ausländischen Fabriken er- spart, s0 scheint man fezt von dieser Ansicht nah und nach zurüÜ@ckzukommen. Man sieht ein, daß die Ge- seulschaft even durch das große Tausch-System so reich und so mächtig geworden, das sich in ihr mit Hilfe des Geldes und der Wechselpapiere entwickelt hat. Alles, wodurch dieses Tausch-System beschränkt wird, ar- deitet dem Nationalreichthume des Menschengeschlech- tes entgegen, und darüber ist man allgemein einig, daß es beßer sey, wenn bei keinem einzigen Volke Ein- und Ausfuhrverbote statt fän- den. Allein da, wo sie, wie z. B. in Frankreich, lange bestanden haben, wo viele Etablißements hierauf be- rechneë find, die fallen müßen sobald sie die freie Kon- kurrenz mit dem U:.8lande aushalten sollen: in einem solchen Lande sind die Zölle zum Theil wahre Noth- Zôlie , die man aufrecht erhält, nicht weil man will, sondern weil man muß, da man die Kapitalien nit verlieren till, die in jenen Etablißements siecken.

Indeßen auch diese Furcht vor dem Fallen der be- stehenden Etablißemeuts ist vielleicht übertrieben. Man hatte dieselbe auf dem linken Rhein-Ufer, als im Jahre 1814 die 4 Departements wieder teutsch rourden nd aus dem Französischen Zollverbande ausschieden. Ver- schiedene Bittschriften, die diese Furcht ausdrückten, gingen hierüber bei den Regierungen ein. Allein das, was man damals befürchtete, daß diese Fabriken bei der freien Konkurrenz des Auslandes nicht bestehen könnten, hat sich nicht bestätigt, und jegt laufen z. B. in den Baumwolspinnereien am Rheine viel mehr Spindeln, als im Jahre 1812, ungeachtet der Kon- kurrenz mit den Englischen Spinnereien. Diese Kon: kurrenz hat die Spinner genöthigt, Tag und Nacht über die Verbeßerung ihres Geschäftes nachzudenten, und die Fabriken haben fich jeyt nach 5 Jahren so verbeßert, daß sie nun die ausländische Konkurrenz uicht mehr zu scheuen habe.

Nach der Bittschrift zu urtheilen, die jeßt in Lon- don unterzeichnet wird, und die im 37sten Stücke der Staats-Zeitung mitgetheilt worden, scheinen die rich- tigeren Ansichten dieses Tausch-Systemes auch bei den Herrn Kaufleuten durhzudringen. Daß es beßer sey, wenn nirgendwo Ein- und Ausfuhrverbote dieses Tausch-System störten, und daß es wünschenswerth, wenn sie überall aufgeho- den würden, das haben sie immer eingesehen und behauptet. Allein man fängt auch jest an in England einzusehen, daß von zweien Staaten , wovon der eine sie hat und der andere sie nicht hat, derjenige jedes: mal der klügere ist, der sie nicht hat, und auch selbs dann noch, wenn der andere sie fortbestehen läßt. Denn, so sagen die Londoner Kaufleute, es liegt in der Natur dieses Taush:Systemes, daß keine Einfuhr auf die Dauer bestehen kann, ohne eine entsprehende mittelbare dder unmittelbare Ausfuhr anderer Pro- dukte zu veranlaßen, und zwar wie sie dem Lande am angemeßensten ist.

Es giebt Fälle, wo man diese Wahrheit unmittel: bar sieht, und Frankreich hat davon ein Beispiel ge- geben. Schweden brachte sein Stab: Eisen nah Frank- reih und veranlaßte hiedurch eine Weinausfuhr, in- dem es Weine eintauschte. Um die Französischen Ei- senhämmer zu begünstigen, wurde die. Einfuhr des

Schwedischen Eisens erschwert. Sie unterblieb i und die Ausfuhr des Weines unterblieb nd N so wie die Schweden sich nun mit einem schle{chteren Ge- tränke behelfen müßen, so müßen sich die Franzosen mit einem schlehteren Eisen behelfen.

Die unrichtigen Ansichten, auf denen die meisten Zoll\ysteme in Europa beruhen, haben in Folgendem ihren Grund: 1) Man hat nicht klar eingesehen, daß der Ucerbau und die Erzeugung von Lebensmitteln das Hauptgewerbe einer jeden Nation sind, und selbst in dem gewerbreichßen England. Wie sehr dieser das Haupigewerbe sey, seht man, wenn man die Mühlen- Bücher in volkreihen Gemeinden vergleicht, und hie: nach das Kapital berechnet, das in der Mehlkonsum:- tion rund geht, was allein z. B, im Preußischen Staate jährlich über 150 Mili. beträgt, also das Dreifache sämmtlicher Staatseinfünfte. Das Kapital, das in den Fabrifen rund geht, is hiegegen ungemein klein ; und hätte man sich nur die gehörig richtige Vorstel= lung von der Kleinheit dieses Kapitals in Vergleich deßen gemacht, was in den Lebensmitteln rund geht, fo würde man nie auf Prohibitivzölle gekommen seyn, um die inländischen Fabriken zu begünstigen, die ohne- R A LdiR oe e etwas geführt haben, wie ie Prohiditivzolle von Friedrich d 3 pg r Dg ch dem Großen sol:

_ Der zweite Jrrthum, der diese Zölle veranlaßt, war die unrichtige Jöee, die man von den Handelsbilanzen der vershiedenen Länder hatte. Diese rührte wieder daher, daß man einen zu großen Werth auf gemün z- tes Metaügeld seßte, ohne zu berechnen, wie flein das Kapital des Metaigeldes bei jedem Volke ist, wenn man es mit dem Kapitale vergleicht, das jährs lich in Uustauschungen aller Art in einem Staate rund geht. Leute, die 100,000 Rthl. rei sind, be: stÿen selten 1000 Rthl. in klingender Münze, wenn sie micht etwa eben eine große Zahlung zu machen haz ben, und man findet oft sehr reiche Leute, die keine 100 Rchl. im Hause haben, So wie der Reichthum der Privatpersonen in etwas ganz anderem besteht, als in der kflingenden Münze, welche sie eben bei sich liegen haben: so besteht auch der Reichthum der Völker in etwas ganz anderem; und dasjenige Volk ist nicht das E t 4 ie, A ANE Münze hat, sondern

asjenige, das die meisten Güter besist Werd baben. sist, welche Geldes ei allen vernünftigen Einrichtungen, die man in der Gesellschaft einführen will, ist Tier das Erste, daß man fich zu unterrichten suche, und vor allem den Gegenstand auf genaue Zahlen bringe. Js dieses ges schehen, ist die richtige Einsicht erreicht, so tritt sie auch nah und nach ins Leben; denn die Gesellschaft ist nichr allein verständiger, sondern auch ver- nünftiger Natur, und was sie als gut erkannt, das will sie auch, und das fuhrt sie auch bei sich ein. Es ist daher wahrscheinlich, daß man in dem Zeitraume von einigen Jahren ganz andere Zolisysteme in den Staaten einführen wird, als die gegenwärtigen sind, indem man, wie die Londoner Kaufleute sagen, blos von dem Grundsage ausgeht, daß die Zélle einen Theis des Staatseinfommens aufbringen sollen, daß sie aber feine andere Zwecke haben, als blos die, daß sie Geld in die Kaßen bringen. Man wird dann die Säge so niedrig stellen, daß sie nicht mehr als eine Prämie auf die Kontrebande wirken, und die Waaren an den Zollstäten des Staates vorbeiführen. Js feine Kontrebande, dann ist auh keine Kontrolle und keine Bewachung der Gränze no‘hwendig, oder nur eine sehr schwache, und die Hebekosten, die sich iegt