1820 / 51 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 24 Jun 1820 18:00:01 GMT) scan diff

von wenigen Tagen, erfolgte"? Ablebens Jhrer könig" Hoheit der verwitweten Prinzeßin von Oranien- Nafßau, gebornen Prinzeßin v. Preußen, zu über- bringen.

Durch den unvorhergesehenen Verlust dieser dem Königliche Hause so nahe verwandten, durch große Eigenschaften des Geistes und Herzens gleich aus: gezeichneten Prinzeßin, find des Königs Majestät und die ganze Königl. Familie plöslich in die tiefste Be- trübnis verseßt worden.

Die hohe Verstorbene, Vaterschwester Sr. Masje- ftät des Königes, war am 7. Aug. 1751 geboren.

Stralsund, voin 12. Jun. 1820. der Einwohner haben Se. Majestät, unfer verehrtex König, des Kronprinzen und der Prinzen W il- helm und Karl Königl. Hoheiten, die hiesige Pro- vinz besu@{ht.

Am 5. d. M. nathmittags, trafen des Prinzen Wilhelm und Karl und des Prinzen Paul, Erb- Großherzoges voù Mecklenburg: Schwerin, Königl. Ho- heiten}, hier ein und geruhten die für sie in hiesigen Privathäusern bereiteten Wohnungen wohlwollend an- zunehmen. Se. Majestät der König Selbst und des Kronprinzen Königliche Hoheit betraten die Provinz zu Wolgast am“ 7. dieses vorinittags, nachdem Se. Durchlaucht der Herr General-Gouverneur Fürst zu Putbus Allerhöchsidiéselben am jenseitigen Ufer em- pfangen hatte. Schöne Witterung begünstigte die Ueberfahrt ; die Schiffe im Hafen waren bis zu ken Masten mit Menschen angefüllt, die durch freudîges Hurrah ! ihre Theilnahme ausdrücckéten. Se. Majejtät nahmen in Jhrer Wohnung zu Wolgast ein Früh- stúück ein, besahen die Hauptkirhe und seßten unter frohem Zuruf, für des Königes Wohl, Jhre Reise nach Greifswald fort, woselbst Sie im Univerfitätsgebäude abzusteigen und Sich die ersien Behörden, nebst dem Rektor der Universität, von Sr. iDurchl, dem Herrn General: Gouverneur und Kanzler der Universität, Fürsten zu Putbus vorstellen zu laßen geruheten. In dem ges&mackvoll mit Drangerie nnd Blumen ge: zierten Bibliothek: Saale nahmen die Allerhöchsten Herrschaften eînige Erfrishungen an, wobei unser theurer Landesvater mit dem ausgesprochenen Wunsche, für das Wohl diefer Provinz, den Pokal erhob. Hie- nächst ward auch hier die Hauptfirche in Augenschein genommen und sodann die weitere Reise nah Stral: sund angetreten, . woselbst Ihre Ankunft Abends 7 Uhr erfolgte. Ausgezeichnete Empfangfeierlichkeiten und rauschende Freudensbezeugungen fahden, nah dem er: flérten Willen Sr. Majestät, nicht statt, aber der Ausdruck froßer Theilnahme war für den unbefange: nen Zuschauer unter den äußerst zahlreich versammel- ten Einwohnern unverkennbar. Se. Mafestät stiegen in dem dazu eingerichteten Gouvernements: Hause ab, wurden von dem versammelten Officier-Korps, dem Präsidium der Regierung, dem Bürgermeisier KÜhl und Konsistorialrathe Mohnicke an der Treppe em- pfangen, nahinen bei der demnächst stattgehabten Kour, die ihnen durch des Fürsten zu Putbus Durchlaucht vorgestellten Deputirten der Ritterschaft und Städte, als ständische Landesrepräsentanten, wie auch die Be- hörden höchst gnädig an, und entließen, nach vorgân- giger Besichtigung, die vor dem Gouvernementshaufe aufgestellte Wache.

_ Für Se. Königl. Hoheit den Kronprinzen waren bei unserem würdigen Kommandanten, dem General: Major v. Kemphen im hiefigen Kommandantschafts- Hause die Zimmer eingerichtet. Auch bei Hôöchstdem- selben fand, durch Sr. Durchlaucht den Fürsten zu Putbus, Vorstellung der genannten Behörden und Repräsentanten statt, welche sih hier ebenfalls einer sehr wohlwollenden Aufnahme zu erfreuen hatten. Am 8. morgens ward dem Könige von der hier zur Uebang versaminelten Stralsunder Landwehr ein Ge- dicht überreicht, das Se. Majestät gnädig aufzuneh: men geruhten. Gegen 9 Uhr besichtigten Allerhöch si- dieselben die auf dem neuen Markte paradirenden Truppen, wurden mit einem freudigen Hurrah, worin die zahlreich versammelten Zuschauer einsktimmten, be- willfommt, ließen selbige vor sih vorbei difiliren, und

Zur Freude *

über die gute Haltung der Landwehr zu erkennen. Nach beendigter Parade besahen Se. Majestät die nahe Marien - sodann die Haupt-Kirche zu St. Nikolai, das Rathhaus und das Militairwaisenhaus, nahmen bet einer Fahrt um den Wall die Fortifikationen in Au- genschein und sahen von der Johannis - Bastion aus einem Manöver des Schoners Stralsund zu» Bei der großen Mittagstafel ließ die Musik des 34sten Regimentes sich hören, und Se. Majestät geruheten das Wohl der Provinz dabei auszubringen. Abends geruhten Allerhöch stdieselden und Städten auf dem Rathhause veranstalteten Ball mit Souper anzunehmen, eröffneten den Ball mit der Fürstin zu Putbus, unterhielten sih mit mehren der Anwesenden, deren Zahl sich auf 700 belief, auf das Herablaßendste und bezeigten Jhre Zufriedenheit auf eine sehr schmeichelhafte Weise. Sämtliche Prinzen tanzien und erhbdheten durch ihre bis nah 2 Uhr dauernde Gegenwart die Freude dieses Festes.

Am gten morgens reiseten

des Prinzen Paul von Mecklenburg Königl. Hoheit und deren Suite nach Rügen und zwar über Bergen nach Putbus áb. Von dem Rugard bei Bergen ge: nießt man einer in seiner Art einzigen Aussicht über die ganze Insel, und Se. Majesiät geruhßeten diefen alten Stammsigz der ehemaligen Fürsten Rügens in Augenschein zu nehmen.

Zu Putbus begünstigte vor und nach der Tafel das shönsle Wetter das Besehen der reizenden Gegend und der schönen Anlagen, während die Königl. Prinzen ei- nen Spazierriit machten. Se. Majestät geruheten, die Höchst Jhren Namen führende WBadeanjtalt und vas neue geschmackvolle Badéhaus zu besehen, beehrten das auf einem kleinen dekorirten Theater im großen Gar: tensaale veranstaltete Schauspiel mit Jhrer Gegenwart und begaben Sich hierauf zur Abendtafel. Abends war der Ort sowol als ein Theil des Parks illuminirt.

Am 10. fuhren Se. Majestät, in Begleitung des Fürsten zu Putbus, von Putbus nach Fasmund, um die Kreidefelsen bei Stubbenkammer so wie den be: rühmten schwarzen See und die sogenannte Heriha- Burg, deren nach aller Wahrscheinlichkeit schon Tacitus erwähnt, zu sehen. Se. Majestät und die Königl. Prinzen nahmen in dem dortigen Schweizerhause ein von der Fürstin zu Putbus veranstaltetes Frühsildck ein, schrieben Sich Höchstselbst in das Fremdenbuch , und genehmigten, daß der Felsen, Königstuhl genannt,

von jeßt an ,„„König Friedrih Wilhelm - Stuhl“! heißen |

dürfe. Allerhöchstdieselben réiseten sodann nach Wit- tow ab, während die Königl. Prinzen noch zurücfblies ben, um bis ans Ufer hinabzusteigen und in bereitste- henden Boten die Ansicht der grotesken Kreidefelsen vom Meere aus zu genießen. Arkona, die nördlichste Spiße Teutschlands, wo ches mals die heidnische Burg mit dem Swanteviet stand, deren leßte Schicfsale Ha x0 Grammaticus erzählt. Hi-« auf ward die Rüreise nah Stralsund angetreten, woselbst Sie um!9 Uhr abends eintrafen , nachdem Sie 14 Meilen und die Ueberfahrten bei Wittow und Als tefähr zurücgelegt hatten. Etwas später langten Se, Königl. Hoheit der Kronprinz und die übrigen Prin- zen hier wieder an. i

Bei der Landung des Königs war der laute Aus: bruch der Freude nicht zu hemmen, wo eine gedrängte Menschenmas83e, die Hüte shwenkend, den gütigen und gerechten Monarchen empfing, deßen Leutseligkeit Ihm alle Herzen gewonnen hat, und deßen frohe Stim- mung auf dieser Reise, so wie erflärte Békdeise der Uller- höchsten Zufriedenheit, hoffen laßen, daß Seine treuen und ergebenen Neu - Vorpommern bei Ihm in huldvoi- lex Erinnerung bleiben werden. Se. Königl. Hoheit der Kronprinz, als kommandirender General der Pro? vinz, hatten die Gnade uns für eine andere Zeit Seine hohe Gegenwart länger zu versprehen.

_Am/ 11. früh morgens seßten Sr. Majestät und die Königl. Prinzen Ihre Reise nach Stettin fort, von den Wünschen Jhrer treuen Unterthanen für Ihr Wohl begleitet.

Redaktion ín Aufsicht: vôn Stägemann,

einen von Ritterschaft

; : ? Se. Majestät der K o: | nig, der Kronprinz und die übrigen Prinzen, so wie |

ri einem Prinzen glücklich entbunden worden.

macht.

- Oher-:Landesgerichte zu

EA0 zu Meseriß im Großherzogthume Posen be-

" rer der neueren

Se. Majestät bestiegen |

vorlesen, und zwar die,

* rathe ihn wol gar und ganz

Allgemeine

Preußishe Staats - Zeitung.

T

51s Stü. Berlin, den 24sten Junius 1820.

L, E P L E A ARE E Ae P L U O R

nar

I. Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Berlin, vom 21. Jun. Am 21. morgens um 62 Uhr sind Jhro Königl. Hoheit die Prinzeßin Frie d: von Preußen, zur Freude Sr. Majestät des Königes und des ganzen Königl. Hauses, von

Diese hot erfreuliche Begebenheit ward“ sogleich der ganzen Stadt durch das Abfeuern der Kanonen bekannt ge- Die hohe Wöchnerin, so wie der neugeborne Prinz befinden sich im höchsten Wohlseyn.

Der bisherige interimistische Justiz- Amtmann zu Hoyerswerda Leopold Friedrich August Thiele von Thielenfeld ist zum Justiz-Kommißarius bei dem

Frankfuct bestellt worden. Der bisherige Ober - Landesgerichts - Referendarius ünfe ist zum Fustiz - Kommißarius bei dem Land-

ellt worden.

}

Einpaßirt: Se. Durchl. der regierende Fürst von

Thurn und Taxis, von Regensburg.

Auspaßirt: Se. Excell. der General - Lieutenant

von Horn, Kommandirender General des 7ten Armee- Korps, nach Magdeburg. y

Durchgegangen: Der königl. Niederländische . Ka-

binets - Kourier Ginot, von Haag kommendz und der königl. Franzöôsishe Kabinets - Kourier Raserge, von Pas ris kommend, nah St. Petersburg.

Heute wird das 9te Stúck der Gesessammlung ‘ausge-

gèben, welches enthält :

No. 607. Die Instruktion wegen Ausführung des Edikts vom 21. Jun, 1815, die Verhältniß? der vormals un- mittelbaren teutshen Reichsstände in der Preußischen Monarchie betresffendz vom zo. Mai d. J.

Berlin, den 22. Jun. 1820. Königl, Preuß, Debit-Komtoir f, d, Allgem. Gesessammlung,

Il. Zeitungs-Nachrichten.

Ausland.

Franfreih. Die Sitzung der Deputirtenfam- iner vom 10, Jun. verdient besonders darum etner Erwähnung, weil sie über den Geist und den Karak-

, Unruhen in Paris Licht verbreitet, indem von beiden Seiten mehre Umstände daruber zur Sprache gebracht wurden, und der Minister der Justiz unverholen seine Meinung an den Tag legte.

Laffitte erflárte námlih, er fühle sich als De- vutirter von Paris besonders verpflichtet die Kam- mer. von der Lage der Stadt in beßere Kenntnis zu seßen; rings um ihr herum würde Blut vergoßen und es sey endlich Zeit, den drohenden Gefahren zuvor- zukommen. Friedliche Einwohner, Freunde der Ord- nung und der Ruhe hätten ihn schriftlich um seinen Beistand «ngesprochen ; noch immer vermehre sich die Zahl dieser christlichen Eingaben , sein Haus würde gar uicht leer davon - doch wolle er nur eine einzige welche in ganz einfacher Er-

sich gestern auf dem Boule- Ruhig wären gestern

e minaht 100,000 daraus) auf dem

zählung enthielte, was vard St. Denis zugetragen.

5000 Personen (die Nenomme Männer, Frauen und Kinder durcheinander ,

o Boulevard de bonne nouvelle gegangen , ohne Ge-

schrei und ohne das geringste Zeichen eines Ausfstan- des zu E Plößlich habe sih eine Eskadron Kui-

rassiere auf Ds! ihres Chefs mit gezogenen

beln unter sie gestürzt, ' lih, und unter andern

Mehre verwundet, Einen tôdt- sey ein Kind gefährlich ver- Man täusche den König, man vet? Frankreih mit ihm; es

sey Pflicht der Kammer , ihn mit der wahren Beschaf- senheit der Dinge bekannt zu machen; denn die Stim- mung des Unwillens habe den hôchsten Grad erreicht,

wundet worden.

Er, Lafitte, weit entfernt den Lobredner des Auf- standes zu machen, sey selbst nur zu sehr für die Er- haltung der Ruhe intereßirt; die Schuld der Mini- ster sey es, daß es dahin gefommen ; geziemende Bitt- \christen zur Aufrechthaltung des bisherigen Wahlge- sebes hätten sie gar nicht der Aufmerksamkeit werth gehalten, die Preßfreiheit hâtten sie vernichtet und das Recht der Peritionen verachteten sie. Als im vo- rigen Jahre 100,000 Bürger sih für das Wahlgeseß erklärt, hätte man sie wohlgesinnte Bürger genannt è jeßt, da sie das nämliche verlangten , schelte man sie Uebelgesinnte. Frankreich werde es nit dulden, daß Fechte, für die es seit Zo Jahren gekämpft, ihm ent- rigen würden. Dennoch bleibe das Volk und jede seiner Aeußerungen in den geseßlichen Schranken z ein Einziger unter der Menge habe sich zwar ungeziemende eden erlaubt: aber dies sey gerade ein bestellter Agent gewesen. Der Ruf „„es lebe die Charte‘? sey fein Aufruhrgeschrei , denn Alles, was dem Volke theuer sey, enthalte sie; und wolle man diesen Aus- dru seiner Wünsche dazu stempeln, so würde es na- turlicherweise auf das Aeußerste gebracht . aber nicht bloß die Jugend allein, sondern alle Volêsfklaßen. Wäre der gestrige Tag hon furchtbar gewesen, so würde es der morgende noch mehr seyn. Hierbei wurde der Redner durch Murren unterbrochen, indem mehre Des putirte seiue Worte für die Ankündigung einer Revoite und für eine Mitwißenschaft davon nahmen. Aver er fuhr gleich darauf also fort: Mau giebt meinen Worten einen falschen Sinnz ih meine, daß der morgendè Tag darum noch) shreckliher seyn wird, weil es ein Sonntag ist, wo die gewerbtreibenden Leute müßig einhergehen. Lafitte verlangte hirtanf, daß mau der National- Garde, zu welcher die Einwohner Vertrauen hätten, die