1820 / 58 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 18 Jul 1820 18:00:01 GMT) scan diff

Kinde in die Tiefe des Stromes nach ; es war bereits zu Grunde gegangen, aber er brachte es glücklich wie: der heraus, es kam bald wieder zu fich, und ist jeßt

völlig gesund.

Posen. Auf dem Vorwerke Ruszkowo unweit Schroda, ward im vorigen Monate der Almosensamm- ler des Franziskaner: Klosters zu Monte de Kastello im Herzogthume Parma, Namens Andreas Dominicus, erschlagen im Getraide gefunden. Die Mörder , zwei . Fnlieger aus Schroda und Babin find gefänglich einge- zogen. Die zur Verfolgung der Diebe im hiesigen Regie- rungs: Bezirke besonders niedergesezte Kommißion hält sich gegenwärtig in MWeollstein auf. Der in der An- ordnung dieser Kommißion liegende ernstliche Wille der Regierung, den früher vorgefallenen vielen Diebe- reien kräftig Einhalt zu thun, und die Sorgsamkeit der Polizei-:Behörden, welche mit Hilfe der Gensd'ar- merie alles herumstreifende Gesindel aufgreifen laßen, haben die bereits sichtbare gute Folge bewirkt, daß ge- genwärtig weniger Diebstále sich ereignen als vordem.

Mit Einrichtung neuer Elementarschulen auf dem Lande und in fleinen Städten kann nur langsam vorgeschritten werden, da der gemeine Mann den Bor- theil, der ihm aus der Bildung der Jugend entsprin- gen dürfte, noch nicht recht übersehen zu fönnen scheint. Man hat Beispiele, das Polnische Mütter des Bauerstandes, deren Kinder in eine musterhaft eingerichtete Schule, unentgeltlich von einem gebor- nen Polen unterrichtet werden soilten, auf den Knien baten, ihre Kinder von der Pflicht des Schuibesuches zu entbinden. Vorurtheile der Art laßen sich nur dur die Zeit tilgen. Wenn dergleichen Elrern in der Folge schen, daß die in den Schulen gebildeten Kinder beßer, geschickter und brauchbarer sind, als die ihrigen, werden sie von selbs kommen und um die Aufnahme derselben bitten.

Die Gutsbesiger des Meseriter- Kreises zeichnen sich durch Jnstandseßung der Landstraßen und Bepflan- zung derselben mit Obstbäumen rühmlih aus. Auch hört man, zur Ehre der Einsaßen sey es gesagt, von Baumfreveln , die an Straßenalleen verübt würden, keine besonderen Klagen, und daher wollen wir denen, die sich durch Unternehmung solcher gemeinnübßigen Anlagen um die Zeitgenoßen und Nachkommen ihrer Gegend verdient gemacht haben, recht viel Nachah- mer wünschen.

Bei unserer hiesigen VFohannisversur schien es durchgehends an Geld zu fehlen. Die Gutsbesizer und Pächter, von denen Zahlungen erwartet wurden, blieben zum. großen Theile aus, da die niedrigen Getraide- und Woll : Preise, Nachfrage nach beiden Artikeln, ihrem besten Willen, den Úvernommenen Verbindlichkeiten zu gnügen, im Wege standen. Mehre Schäferei-Jnhaber hatten dies: mal, statt ihre Wolle wie bisher durch Júüdiscke Fak- coren und Kaufleute zu versilbern, es vorgezogen, den Breslauer Wollmarkt damit zu beziehen ; indeßen nicht Auen ist es geglückt, sie abzusehen.

Zu Kempen fam der Roggen shon auf 22 Gr. pro Berliner Schessel herunter.

Köslin. Die früheren sehr guten Ernte: Aussïch- ten sind durch den naßen Junius getrübt worden; im Belgardter Kreise träten Flüße und Bäche aus ihren Üfern, und die Sommerfelder, vorzüglich in niedrigen Gegenden, liegen theilweise vernichtet. Die Getraide: Preise sind darum etwas gestiegen.

Zum Kollberger Wollmarkte wurden 482 Stein ge- bracht; 47 davon “gingen unverkauft wieder zurü; der Durchschnittpreis betrug pro Stein 6 Rthl. Frü-

r war aus hiesiger Provinz ein starker Handel mit Schwarzvieh nah den durch ihre sonstigen Brannt- weinbrennereien bekannten Städten Quedlinburg und Mühlhausen. Jett ist nach diesem Artikel nur geringe Nachfrage.

und der Mangel an

Liegnib.

trat als das Korn in der Blüte stand, demselben sehr geshadet. Die Heuernte ist fast überall im Kreise ziemlich ergiebig gewesen. i In den Neusalzer Domainen: Amtsforsten hat fich eine dem Holze nachtheilige Kieferraupe eingefunden. Die Kirche zu Tifenfurth ist vom dafigen Müller

Michael und den diesjährigen Unterrichtfkindern, #9 }

wie vom Müller Schiller zu Heiligensee, mit einer aniländigen Altar : und Kanzelbekleiduug und mit ei- nigen Altargefäßen beschenkt worden.

Halle. Die Zahl der von Ostern d. F, bis jeht hier inscribirten Studirenden beträgt 201, dagegen wurden zu Michaelis v. J. nur 152 inscribirt. Die Zahl der Vorlesungen , und Privat - Docenten seit dem Monat May d. I. wirklich gehalten werden, beträgt zwischen 100 und 120, Diese Vorlesungen werden fleißig besucht, #0 wie man überhaupt und hier unter den Studirenden herrschenden Fleiße und Tone roohl zufrieden seyn kann.

Koblenz. Die diesjährige Weinernte ist noch zweifelhafr. Der lamge Regen hat die Blüthe zurü: gehalten und in manchen besonders tiefen Gegenden sind die Beren abgefallen. Der gegenwärtige ä ugen: blick ist kritisch!, indem es darauf ankommt, ob rir trocknes und warmes Wetter haden. Uederhaupt if zum Gedeihen des Weines von nun an sehr warmes Wetter nöthig.

Obst giebt es sehr viel, besonders Kirschen. Manche Dörfer verkaufen davon zwischen 5 und 400,000 Pfund, welche den Rhein hinab bis an die Hollâns dische Gränze versandt werden *).

Die hiesige vereinigte evangelische Gemeinde hat durch die Gnade des Königes eine Kirche ethals ten, welche am 5. August, als am Geburtsfeste Sr- Majestät eingeweiht werden sol. Von besouderer

Sck{önheit sind die Kanzel und der Taufstein, in Go: | der Königl. |

thischem Style, wozu die Zeichnung von Ober: Baudirektion zu Berlin geschicki worden ist. Vor kurzem las man in ösfenclichen Blätreën, daß im Königreiche Bayern in jedem Orte eine Ortstafel aushangen soile, um den Namen desselben anzudeus- ten. Dies wurde im hiefigen Regierungs - Bezirke bereits 18319 ausgeführt. Außer den gewöhnlichen Meilenzeigern hangt am Eingange und Ausgange ei: nes jeden Ortes eine weiße Tafel, auf welcher mit schwarzen Buchstaben der Name des Ortes geschrie- ben steht. Diese Einrichtung ist dem Wanderer sehr willkommen, und wixd überall mit Dank erkannt.

Kleve. sehr gestiegen.

Dies mag mit als eine Ursache der im vorigen Mo:

nate nicht sehr bedeutenden Schifffahrt gelten ; strom: F

ab paßirten 90 Schiffe aus, stromauf 70 ein. Die Getraidepreise sind

Der Niederländische Wechselkours bleibt den Rhein: Provinzen fortwährend nachtheilig.

Das königliche Ober-Landesgericht ist nach. Hamm

verlegt worden.

*) Warum stehen andere Provinzen des Reiches hinsicht- lih der Obstbaumzucht , den pr ovingen so sehr nah, und welhes wären die Mittel, diesen. hie und da noch sehr vernachläßigten Industriezweig mehr zu be- leben. Das Klima ist kein Hindernis z denn Kirschen z, B. gedeihen in- noch viel nördlicheren Gegenden,

Hedaktion in Aufsicht: von Stägemann. Rcimershe Buchdruckeret.

ot U E R C T G C S A O I B O R wam A Ea

Die kalte Witterung, die fast den ganzen Junius über herrschte, hat, weil fie grade ein- |

welche von 56 Profeßoren

im Allgemeinen mit dem |

i Ungeachtet des vielen Regens, den wirt F bis zum 25. v. M. hatten, ist der Rhein doch nicht F : Der Pegel (Peil) zu Wesel |zeigte eine Waßerhöhe von 8 Fuß 4 Zoll als höchsten Stand. F

etwas gestiegen; zu Am:F sterdam galt der Berl. Scheffel Roggen 1 Rthl. 20 Gr. F

Allgemeine

Yreußishe Staats - Zeitung.

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Stk. Berlin, den 18ten Julius 1820.

1. Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Berlin, vom 18. Julius. Se. Majestät der König haden dem Herzoglich Oldenburgschen Präff:- denten und Bundestags - Gesandten v. Berg den Ro- then Adler-Orden zweiter Kiaße zu verleihen geruhet.

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Einpaßirt: Se. Königliche Hoheèit der Herzog von Kumberland, von Strelis. Der General-Major von

Thile Il, , Brigade-Kommandeur déèr 2ten Garde - Land- Wehr- Brigade, aus Schlesien. Der Königl. Schwedische Charge d'’affaires am hiesigen Hofe, von Lagerheim, von Hamburg.

Auspaßirt: Der Königl. Dänische Gesandte am Kai- serlih Oesterreihschen Hofe, Graf von Bernstvr ff, nah dem Holsteinshen. Der General: Major und Landwehr- Brigade-Kommandenr n Zepelin, nah Erfurt.

[T. Zeitungs-Nachrichten.

Ausland.

Frankreich. Im Fortgange der Diskußioneu in der Deputirtenkammer über das Budget, und zwar bei dem Artikel, wonach zum Besten der Universität àuchch die Unterricht: Anstalten und die Schüler selbst, welchè die öffentlichen Schulen besuchen, mit Abgaben bes legt worden, verlangte der Deputirte Leseigneur die Aufhebung dieser Abgaben, weil nicht allein dàs Oekonomische, sondern auch das Jntereße des Unterrichts selbsst dies fodere. Bei dieser Gelegenheit tadelte er mancherlei an der Aufsicht über den Unterricht , däß er nämlich isolirt und mit der Oberen: Staatsverwaltung nit Verbindung stehe, und daß die Kommißion des Unterrichts willkürlih verfahre. Ferner tadelte er die Form des Unterrichtes, st0 wie den Unterricht selbst. „Man sorgt nur, sagte er, die jungen Zöglin- gen das Griechische lernen zu laßen, und verñachläßigt die Belehrungen und die Uebungen in der vatèrländi- fhen Sprache; man lehrt sie dié Prosddie und die Kunst der lateinischen Póesié, und unterläßt sie in der Französischèn Verskunst zu üben; es giebt Lehrstühle fúr die Mathematik, aber keine für die Moral. Pflich: ten, die dem Bürger obliegen, und wie er seine Liebe für den König, für die Charte und seine Anhäng- lihfeit an dem Baterlande gründen und befestigen föónne, lehrt man die jungen Leute ganz und gar nichtz ein sehr großer Theil dex Lehestellen ist mit Geistlichen desegt, welche einen höchst nachtheiligen Einfluß auf die Erziehung ausüben , namèentlich in Rückficht auf den bestehenden Grundsat, daß jeder res: ligieuse Kultus in Frankreich auf gleiche Weise ge- schägt werden solle.

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Gegen diesen Tadel der Organisation dex Unter: richtanstalten und des Unterrichtes selbst erhob sich mit einer improvisirten Rede der Staatsrath Cuvier, befanntlih ein. großer Naturforscher und selbst“ Mit: glied der Unterricht-Kommißion und sagte: „Er sey es den Männern, deren Mitarbeiter er zu seyn die Ehre habe, schuldig jene Vorwürfe nicht unbeantwor- tet zu laßen. Zuvörderst scheine es, daß der Herr Le- seigneur die Organisation des Unterrichtes gar nicht fenne, wenn er zu behaupten wage, daß er mit dem Gouvernement gar nicht in Verbindung stehe; der ganze öffentliche Unterricht sey ja ein Zweig desselben, stehe unter der besonderen Aufsicht und Fürsorge des Ministers des Junneren, und die königliche Unterrichts Kommißion theile Alles, was in ihren Sihungen ver- handelt werde, sogleich dem Minister mit. Eben so wenig treffe die Kommißion der Vorwurf der Willkür in Besegung der Lehrstellen ; nur auf Anciennität und Talente würde dabei gesehen, und auch nicht eine Ernennung geschehe , ohne daß vorher ein doppeltes Gutachten der General:Aufseher und der Rektoren ev: fodert werde, so daß sich faum JIrrthümer einschleichen éönnten, und wenn sie sich einshlicen, die Schuld an den unzuverläßigen Berichien , die der Kominißion gemacht würden, läge. Die General: Aufseher hätten sehr verschiedene Verrichtungen; ein Theil von ihnen sey zur Prüfung des ertheilten Untercichtes, ein ande: rer zur Administration der Unstalten bestimmt, dáher seyen nicht lauter Gelehrte dazu nöthig, und solché würden auch nicht die tauglichsten zu géwißen Ent: zwecken seyn, wohl aber, was den ersten Theil det Aufficht betreffe, sey dieser alten, rühmlichst befannz