1820 / 62 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 01 Aug 1820 18:00:01 GMT) scan diff

tete Kündigung feines Aufenthaltes im Schloße, zu der grauenvollen That verleitet haben mögtn.

Auf Veranlaßung des Rheinischen General : Kom: mandos, ist eine eigne Zemischte Kommißion zur Prü- fung der, zum einjährigen Dienste sich meldenden Freiwilligen niedergeseßt worden.

Der von München hieher berufene Geisilihe G oß: ner ist nach einem furzen Aufenthalte ron 9 Mo- naten, dem ihm von Petersburg aus Fewördenen Rufe gefolgt. Seine Verdienstlihkeit, und die Vortrefflichkeit seiner Kanzel : und Erbauungsreden, wurden vom beßeren Theile allgemein añerkánnt, und darum ist uns sein Vörluf| rècht \chmerzhaft.

Der alte katholische Pastor Kaufmanns in Uer- dingen gehört zu den ausgezeihnetsten unserer Geist: lihfeit; der Bau der dortigen schénen Kirche von milden Beiträgen, die Erhaltung der Dürftigen sei- ner Gemeinde in den Nothjahren 1817 dur Samm- lung freiwilliger sehr bedeutender Geschenke, und neuer: dings die persönliche Untersuchung der häuslichen Verhältniße seiner Armen im Sprengel, die darauf gegründete Unterstüßung der wahrhaft Nothleidenden,

i nte Abschaffung aller Straßenbettelei, das Alles ist das Werk des thätigen Mannes, der ein Gott und Menschen wohlgefälliges Beispiel eines, das Wohl seiner Gerneinde theilnehmend beherzigenden, Pfarr - Geistlichen giebt.

Ein von seiner Gemeinde geahtetèr, und in der ganzen Provinz rühmlich bekannter Schulmann, der Schullehrer Shüs8man zu Remschild, feierte sein 5ojähriges Amtsjubiläum, und legte dann sein Amt niedèr; die dankbare Gemeinde seßte ihm eine lebens: lángliche Penfiòon von 560 Thl. aus.

Aachen. Der naße Junius hat der Bienenzucht bedeutènd geschadet. Mehre Stöcke haben gefüttert wer: den müßen, andere haben den im Mai gesammelten Borrath wieder verzehrt.

Am 6s. v. M. biß in Ederen bei Jülich ein mit der Waßerscheu befallener Hund mehre Menschen und Thiere. Bei jenen ward das vom gemeinen Männe hiesiger Gegend allgemein gepriesene Mittel, der Hu- bertusschlüßel angewendet, und bis zum 10. Jul. hat sich novch keine Spur der sonst so traurigen Folgen ge- zeigt; dagegen aber 5 Hunde und xin Schwein, von jenem Hunde auch gebißen worden waren , nach 10 Tágen mit der Wuth befallen waren. Diese af: tenmäßig erwiesene Thatsache wäre der genausten Un- tersuchung eines unbefangenen und umsichtigen Sach- Xenners nicht unwerth.

Au in unserer Gegend zeigen sich auffallend viele Wölfe. Jn Altdorf und Steinstraß wurden Pferde und Kühe von ihnen zerrißen.

Bonn. Die hiesige Universität erfreut sih èines Fört- gänges , welcher der Theilnahme jedes wahren Freundes der Wißenschaften würdig ist. F i

Am 18. Oktober i818 von ihrem erhabenen Stifter in das Leben gerufen, trat sie auh sogleich in Wirksamkeit, und um die allmählig eintreffenden Lehrer sammelten sich eben so shnell die Zuhörer. Schon nah dem ersten Jahre ¿hrer Entstehung zählte sie 402 Studirende , von welchen 328 Inländer und 74 aus dem Auslande gékommen waren. Diese Zahl ist bis zu Ende Jun. um 180 gewächsen, wor- unter wieder 54 Ausländer sind, so daß gegenwärtig das

welche

album der Universität 582 Immatrikuklirte aufweist. Boi dieseù sind etwa 40 wieder abgegangen , und der Effektiv- Beständ reïht somit im laufenden Semester von Ostern auf Michaelis dieses Jahres noch an die Zahl voa 559 Studirenden.

_Uater jenen 582 Immatrikulirten ist das Verhältnis der Studienfächèr folgendes; Evangelishe Theologen 62, Ka? tholishe Theologen 60, Juristen 276, Mediciner 1106, Philosophen, Philologen und Kameralisten 68.

Hinsichtlich der Vorlesungen . sind alle Hauptfächer mit Männern besest, welche die gelehrte Welt kennt und die fich Alle, ohnè Ausnahme, in dem fräftigsten männlichen Lebensalter der Thätigkeit befinden.

Wenn die Rheinische Universität jeder threr vaterlän- dischen Schwestern ihre eigenthümlichen Vorzüge göônnt, sto mag man auch die ihrigen niht vershweigen. Außer ihrer bekannten herrlichen Lage am Rheine und nahe am Fußè des Sieben-Gebirges, und außer der Bequemlichkeit, welche sie zu Reisen nah Holland, Frankreih und England dar- bietet, deren jede von Bonn aus in Einein Semester abge- macht werden kann, erfreut sich die Rheinische Universität besonders der Herrlichkeit und Geéräumigkeit der Lokalitä- tèn, welche sie für ihre sämmtlichen Bedürfniße in den bei: den ‘ehemaligen kurfürstlihen Schlößern von Bonn und Poppelsdorf gefunden hat. Nur wer den großen Sinn kennt, in welhem die ganze Reihe sämmtlicher, mit dieser Universität verbundenen Institute gedacht ist, und wer es gesehen hat, in welhem Umfang die meisten derselben jeßt {hon dastehen, der kann sich einen Begriff von dem un- häßbaren Vortheile machen, welcher dieser Universität in der Munificenz ihres Königl. Stifters durch Ueberweisung der vormaligen fürstl. Prachtgebäude geworden ift. Mil- lionen würden erföderlich seyn, um einen gebäulihen Appa- rat, von der fúrstl. Größe, wie ihn diese Universität dur die Großmuth ihres Königes besißt, herbeizushafsen.

Tros der, über alle Erwartung s{hnell angewasenen Zahl der hiesigen Studirenden , und unerachtet die Fami- lienzahl der Bewohner sich seit einigen Jahren noch durch andere Umstände, als die Universität, vermehrt hat, ist doch feinen Augenblick Verlegenheit wegen Wohnungen entstan- den, Gleichermaßen hat die Regsamkeit der Rheinländer für alle úbrigen so shnell erweiterten Bedúrfniße zu sorgen verstanden z und wenn auch hie und da Fälle der Uebertheu- rung vorkommen, so zeigen si auch wieder eben #o viele von Preisen in Wohnungen und Kost, die zu dem Niedrig- sten gehôren, was sich auf irgend einer teutschen Universi: tät finden läßt. Allmählig fangen aber die Preise sâmmt- liher Bedúrfniße nun an, sih ins Gleihgewiht zu seßen, und es ist eher zu wenig, als zu vîel gesagt, wêknn mai behauptet, daß sih die Kosten des akademischen Aufenthaltes in Zukunft in Bonn denen der mittleren teutshen Univer- sitäten gleich stellen werden, wenn man die legten in Rücksicht auf die Preise sämmtlicher Bedüúürfniße in die Rethe stellt.

Bis dahin hat fich die Rheinische Universität aber nicht nur der Theilnahme des eigentlichen wißenschaftlihhen Pu- blikums, sondern auch vieler Männer zu erfreuen, welche aus den verschiedensten Standpunkten ihren Wunsch, dersel? ben nüslich zu seyn, bethätigt haben.

Von allen Seiten sind ihr Geschenke für ihre verschie? denen Justitúüte zugekommen; auch hát sich der patriotische Sinn in der Stiftung von Stipendien auf die rúhmlichstê Weisè ausgesprohen. Mehre Gemeinden , die nihts weni: ger, als zu den größerèn und reiheren gehören, haben dur dergleichen Anstrengungen bewiesen, wie wichtig thnen der Vortheil gründlicher wißenschaftlihax Bildung scheint; wi sehr fie es für Pflicht ahten, Talente, denen es an Mitteln fehlt, durch dffentliche Unterstúü6ung aufzumuntern, und mit welchem tiefgefühlten Dánke sie die große Wohlthat; die ihr erhabner Stifter übér siè verbreiten wollte, an? erkennen.

Redaktion in Aufficht: von Stägemann: Reimershè Buchdru®erxf.

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Allgemeine

Preußishe Staats - Zeitung.

C R N p S E 4

I Amtliche

Kronik des Tages.

Berlin, vom 1. August. Se. Majestät der König hoben dem bei der Regierung zu Liegniß an- gestellten Rechnungs-he Salomon das Allgemeine Ehrenzeichen erster Klaße zu verleihen geruhet.

Angekommen: Se. Königl. Hoheit der regierende Großherzog von Mecklenburg-Srtrelis, von Streliß. Her General-Major und Obex-Brigadier der 1sstten JInge- nieur- Brigade 2c. von Hoyer, von Bromberg. Der

IL.

A usland.

Frankreich. Von. Verhandlungen in der De- putirienfammer enthalien die neusten Pariser Blät- fer niche das Geriagste. Jn ter Pairkammer sind die zur-Gnüge bekannten Gefechte über bie Verhältniße rit Algier, ‘ie neue Eintve.lung von Korsika und das B'dger der Einnabme verhandelt und angenommen- Der Graf Segur und der Herzog von Treviso hielten Meden zum Andenken der seit einiger Zeit ver: storbenen Pairs, des General Collars und des Grafen Shee.

Der Moniteur hat einen Aufsaß aus dem Journal de Paris aufgenommen, worin bei Gelegenheit der Mühe, die sich die öffentlichen Blätter tagräglich ge- ben, um das Publikum von dem Eifer zu unterhal:- ten, mit dem jeßt bald dieses, bald jenes Bolt eilt, si eine rep äsentative Verfaßung zu geben oder solche beßer zu gründen, abermals die schon so oft dem Fran- zösischen Volke gegebene Ermahnung wiederholt wird, daß dass. lve bereits seit jünf Jahren habe, wonach jene Völker erst streben. Jn diesem Aufsaye wird auch der Revolu'ion in Neapel dahin erwähnt, daß das Neapoliranische Volk (richtiger hätte man Mili- tair sacen sollen) wahrscheinlih nur um die mit fol- chem Unternehmen nothwendig verbundenen Unruhen abzukürzen, si die Konstitution eines fremden Vol: kes, eine für ein ganz anderes Land, gan; andere Sit- ten, ganz andere Bedürfniße gegebene Konstitution an- geeignet, und dabei bemerkt, wie die Zeit lehren müße, ob dies ein weiser oder ein verwegener Versuch sey; ohne Zweifel blos, um daran die Bemerkung zu knüpfen, daß die Franzosen auch in dieser Rücksicht shon viel vor anderen Völkern voraus, und diese Lehren der Zeit shon längst empfangen hätten, ja daß jene Völker auf sie als ihre Muster und ihre Väter in dem Wege der konstitutioneilen Freiheit hin- blickien. Sie beobachten (heißt es weiter), fie studi- ren unsern Gang; laßt uns ihnen ein nübßliches, heil- sämes Exempel seyn laßt uns ihnen vor alen Dingen zeigen, daß wir unsere Hoffnungen theuer bezahlt ha- ben und daß wir von der Sucht nach idealischer Voll: fommenheit, womit uns die falschen Verführer lok- fen und von dem unruhigen Streben nach einen neuen Vetrbeßerungen gänzlich geheilt sind, Es. schließt dieser

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Stück. Berlin, den 1sten August 1820.

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Nachrichten. Chef: Präsident der Ober-Rehen-Kammer v on Schlabren- dorf, von Freyenwalde,

Abgereist: Se.“ Exc. der General - Lieutenant von dem Knesebeck, nach Ruppin, Se. Exc. der Wirk- liche Geheime Staats-Minister und Ober-Präsident von In- gersleben, nah Frankfurt an der Oder. Der Ge- heime Legations-Rath von Maltzahn, nah London. Her Legationsrath von Arnim nach Stockholm, Der Fürst Sangusko nach Warschau.

Durchgereißt: Der Königl. Niederländische Kabi- neté-Kourier Ginot von St, Petersburg nah dem Haag,

Zeitungs-Nachrichten.

Aufsag mit der bekannten Stelle aus dem Horaz : Svave, mari wmagno, turbantibus aequora ventis etc, Wir unscer Seit würden, wenn wir eine ähnliche Ermahuung zu geben nöthig hätten, sie mit den Wor- ten unseres: unsterolihen Schiller schließen:

Wahrem Eifer genúgt, daß das Vorhandne volllommen

Sey, der Falsche will stets, daß daë Vollkommnere sey.

Jn einem anderen ziemlih langen AUufsaße unter der Rubrik „Politisches Allerlei‘“ von Betrachtungen über den Geist des Franzöfischen Volkes und über die Absichten und Hoffnungen der verschiedes nen Parteien, in Beziehung auf die Wahlen ter De- putirten nach der neuen Wahlordnung eingegeben, er- wähnt der Moniteur auch des Desterreichschen Beob- achters und der Allgem. Preuß. S-aats- zeitung „daß beide bei Gelegenheit der Diskußionen über das Fran: zösische Wahlgeses in dem Prinzip Übereinstimmten, daß eine monaarchische Verfaßung mit Volksrepräsen- tation ohne überwiegenden Einfluß der Eigenthümer nicht bestehen könne‘ und beschäftigt sich dann beson= ders in dieser Hinsicht mit dee Weimarschen Zeicung, oder dem Oppositionsblacte, indem er den Franzos sen zu Gemürthe führt „, daß dieses Blatt den Freun- den der Freiheit wol am weuigsten verdächtig seyn möchte, da es ja in dem Geiste des hôchsten teurschen Liberalismus redigirt sey, und dennoch sich nicht ent- brechen tônne zu sagen, daß die Wahl des bekannten Gregoire zum Deputirten zwar wol hauptsächlich nur dem Adel und dec Geistlichkeit, die ihn persönlich gehaßt, zuwider gewefen, dennoch aber auf jeden Fall ein Eulenspiegeljstreih gewesen , wie dergleichen öfters den Franzosen begegne.““

Und damit die Franzosen das nicht als eine Art von Plaisanterie aufnehmen möchten, hält er ihnen einige ernsthafte Stellen aus dem gedachten Opposk: tionsblatte vor, die darauf hinauslaufen, daß die Französischen Deputirten in ihren öffentlichen Reden mehr zu glänzen als zu nügen suchten, auch nichtideut- lich genug sprächen; daß sie über den Gegenstand hian- aus abschweiften, sich in metaphysische Grübeleien ver- lôcen, nicht genug Achtung für Personen beobachteten und sich sogar so weit vergäßen, daß sie das Volk und insbesondere die Jugend aufriefen; dagegen die teutschea namentlich die Würtembergischen Volkörepräsentanten,