1820 / 81 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 05 Oct 1820 18:00:01 GMT) scan diff

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NBolk ausstreuen, verheißen sie uns eine Fülle von Segnungen aus solcher Umkehr. Aber denket daran, welches Glück die empörten Franzosen über ihr Va- terland brachten. War es etwas anderes, als Mord-c thaten, Brand, Räuberri und am Ende ein vertilgen- der Krieg? Doch Eure Treue und Ergebenheit ge- gen den König is zu wohi bekannt, als daß ich nô- thig hätte, sie durch Gründe zu wecken. Jchþ bin durch alle Grundsätze der Ehre, der Pflicht, der Sreli- gion entschloßen, meinen lebten Blutstropfen in Vers theidigung der geheiligten Rechte des Königes, unseres Oberherren, zu opfern. Jchch bin gewiß, diese Gesin- nungen sind die von Euch allen. Es ist ein Verbre- chen , die revolutionaire Regierung von Oporto anzu- erkennen. Die höheren Staatskörper, die Stadtobrig- keiten , Überhaupt alle Behörden müßen eine solche Megierung niedecdämpfen und nicht anerfennen.

Jnwohner von Tras - los : Montes! laßt uns un: sere Treugesinntheit bewähren und uns zu dem allge- meinen Rufe vercinen: Lange lebe der König und lange leben die ehrenwerthen Portugisen, die ihrem Könige treu find!!

Hauptquartier zu Chaves, den 26. Aug. 1820.

Graf von Amarante.

Neapel, vom 25. Sept. Die Deputation von Palermo, welche sich bekanntlich noch immer hier auf: hielt, ist nun nah ihrem Vaterlande zurücfgekehrt. Sie überbringt diejenigen Vorschläge für die proviso: cishe Junta zu Palermo, womit unsere Regierung den lezten Versuch macht, bevor sie zu dem äußersten Mittel, zur Gewalt der Waffen schreitet, um die Ver: blendeten zu ihrer Pflicht zurückzuführen.

Zu Palermo wurde ein Dekret der provisorischen Junta publizirt, welches Jedem unter Androhung schwerer Strafen einschärft, ‘die Wappen, Häuser und Personen der Konsuln, Agenten oder Geschäftsträger zu respeftiren, welche nach dem Völkerrechzte heilig seyen. Eine Beleidigung derselben kompromittire nicht nur die Nation mit ihrem Souverain, sondern fönne auch die gute Harmonie mit den auswärtigen Mäch: ten stören. Nach di-sem Defrete liefert das Journal Fenice eine Erklärung des Oesterreich schen General-Konsuls und Geschäftsträgers des teutschen Bundes, so wie der Herzogthümer Toskana , Parma und Modena, Baron Novabfky, in welcher er der Junta wegen dieser Maasregel dankt, und sagt, daß, obschon einige Uebelgefinnte ihm die Wappen abzu- nehmen angedeutet, und mit wenig Würde von seinem Souveraine und den Alliirten gesprochen hätten , er es doch für seine Pflicht ansehe, bekannt zu machen, daß einige Vorsteher der Künste und Handrwoerke , o wie die Barbierer, sich unaufgefodert angeboten hâtten, das Konsulathaus zu bewachen und ihn durch die Stadt zu begleiten. Schlieslih lobt der Konsul recht sehr Diejenigen , welche am 17. und 18. Jul. verschiedene Künstler, Unterthanen von Modena, der Lambardei, Baiern und Oesterreich, die aus Mangel an Arbeit in Verlegenheit kamen, mit Geld unter- slizt hätten. Da sich viele Jndividuen gestellt; hat- ten, die vorgaben, Militairchargen zu besißen , so hat die Junta dekretirt, daß Alle. die sich bereitwillig zeic gen würden, dorthin zu marschiren, wohin die Natio- nal:Ehre sie rufe, oder die sich dur Tapferkeit 1c. für die Nation auszeihnen würden, versichert seyn könn- ten, daß sie die gehörigen Ehrenzeichen erhalten würden.

M eßina, vom 26. Aug. Fortwährend kommen Truppen aus den Neapolitanischen Provinzen herüber. Heute traf unter Kommando. des Obersten F o r- fe r ein 600 Mann starkes Bataillon von Scilla hier ein. Der Kapitain einer Brigantine langte von Nea- pel in fünf Tagen hier an. Seiner Aussage nah hatte die dortige Regierung 60 große Schisse in Be- reitshaft, um Truppen aller Waffengattungen, Artil- lerie und Munition, nah Sizilien überschiffen, -

E: E E A E O Eee Ne A E a K E E, S E E L E

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Conegliano *), vom 5. Sept, Der Durchmarsh von Oesterreichschen Truppen, welche aus dem Jn- neren der Monarchie kommen, und nah den Lombar- disch -: venetianischen Provinzen marschiren, dauert fort. Sie fallen, weil an sehr vielen Orten für ihre Ein- quartirung durch Kasernen gesorgt wird, den Be: wohnern oder Gemeinden nicht zur Last. Ueberdies wird mittels der Unternehmer und Proviant-Aemter für Transport-Wagen und Lebensmittel auf Rechnung des Aerars gesorgt. Dadurch wird nicht nur der Ab- sas von Lebensmitteln befördert, sondern auch die gute C des Volkes und die öffentliche Ruhe er-

alten.

Lukfka, vom 10. Sept. Der König von Satdi- nien ist heute nah Genua zurücgekehrt; von dort roill er den 14. für einige Tage na Covona, einem Landhause des Duc de Genevois bei Usti, und dann nach Turin sich begeben.

Nach Berichten aus Neapel hatte der Prinz Reichs- Verweser den bisherigen General -Sekretair der Jn- tendant schaft Principato Citra, Don Lorenzo Masone, zum Civilkommißair in Sizilien ernannt, wo er unmittelbar unter decn Befehlen des Generals Florestan Pepe stehn wird. Oberst Costa ist am 29. in Caltagirone eingezogen, nachdem sich die Palermitaoner und übrigen Haupturheber des Aufstandes entfernt hatten. Diese Stadt war eine von denen, welche die Partei von Palermo mit dem größten En- thusiasmus ergriffen hatten. General Abela hatte sich verwirndet nach Palermo zurückbegeben. Die Jn- wohner der Stadt und ber Provinz wurden entwaf- net. Diese Operation fand statt, ehe General Flo- restan Pepe mit seiner Expedition in Sizilien an- kam. Es steht also zu hoffen, daß es nicht der An- wendung aller seiner Streitkräfte bedürfen wird, um die Verirrten, selbst in Palermo, zur Ordnung zu: rück¡uführen. Gen. Pepe ist zum Oberbefehlshaber der Armee in den Königlichen Besibungen jenseit des Faro ernannt. Dieser General ist durch seine Feld- züge in Spanien und im Norden bekannt. Er zeich- nete sich beim Rückzuge von Moskau und beim Ue- bergange der Berezina aus.

Paris. Der Moniteur zeigt das Werk des vor 15 Fahren verstorbenen Portalis: „Ueder den Gebrauch und Misbrauch des philosophischen Geistes des 18ten Jahrhunderts ‘‘ an, ein. Werk, welches von seinem Sohne, dem jesigen Minister der Geistlichen und Unter- richtsangelegenheiten, Grafen Portalis, herausgege- ben, mit einer Lebensbeschreibung des Berstorvenen und einer Einleitung in dasselbe vermehrt ist. Der alte Portalis schrieb es während seines Aufenthal- fes in Teutschland, als er geächtet durch die Begeben- heiten des 18. Frufktidor (Sept. 1797) aus seinem Vaterlande vertrieben war, wohin er ers nach Bo- napartes Gelangen zum ersten Konsul zurückehrte, zum Staatsrathe erhoben und in den wichtigsten Un- gelegenheiten gebraucht wurde. Unter andern nennt man ihn als den Verfaßer des von Bonaparte im Fahr 1802 mit dem Papste abgeschloßenen Konkordats.

Aus dem Urtheile des Moniteur Über das in Nede stehende Werk verdienen einige Stellen darum besonders herausgehoben zu werden, weil sie bezeich: nen, welche Anfichten man jeßt, wenigstens zum Theil, in Frankreich Über die Französische Philosophie voc der Revolution, namentlich die sogenannten Encyklo- pädisten, und über den Gang und den Zustand dec teutschen Philosophie seit Kant, annimmt und zu verbreiten suhr. Portalis wurde in Teutschland mit unsrem berühmten, vor länger als einem Jahre als Präsident der Akademie in München verstorbenen Friedrih Jacobi bekannt, und diese Bekanntschaft scheint nicht ohne Einfluß auf ihn gewesen zu seyn.

*) Von diesem in der Lombardisch - Venezianishen Dele- gation Treviso belegenen Städtchen führt der vorma- lige Marschal Moncey den Namen, Herzog von

Coneglian9,

Wenn , heißt es in der Anzeige, des Moniteur, das Werk des Hrn. Portalis schon bei seinen Lebzei- ten gedruckt und ins Publikura gekommen wäre, st0 würde uns auch gewiß die neue Invasion der teut- hen Doktrinen in Frankreich nicht unvorbereitet ge- funden haben. Diese Doktrinen sind in der That ganz dazu geeignet, die jugendliche Einbildungskraft irre: zuleiten; denn unsere Jugend ist zu hochgesinnt, um fih zu dem gemeinen’, den Adel der Menschheit ent- würdigenden Systeme der entarteten Franzöfischen Philosophie zu erniedrigen. Aber wenn unsre lesten Ma- terialisten nur der Sinnenwelt und dem Nichts fröhn- ten: so bauen die teutschen Philosophen fast wie Plato den Grund der sihtbaren und der moralishen Welt nur auf einer andern zwar edleren, aber darum nicht minder gefährlichen Gattung des Nichts, indem sie den Menschen in Tiefen versenken , aus deren er nur dur den blinden Fatalismus sich herauswinden fann. Portalis, welcher in Teutschland mit Jakob i zu- sammenlebte, dem Jakob i, welchem Teutschland den Umsturz des Kantischen weit umfaßenden Lehrgebäudes verdankt, war mehr als irgend ein anderer Franzôsi- scher Philosoph im Stande, uns die Wahrheit und die Jrrthümer, das Gute und das Böse der alten Philosophen, die wir jeßt verworfen haben, und der neuen, die sich je6t unsrer jungen Zeitgenoßen be- mächtigt hat gründlich zu zeigen. ““

Der Moniteur, der jüngst eine naive Unterhaltung der Damen der Halle von Bordeaux mit dem Könige mittheilte, erzählt jeßt, wie eine jede von ihnen von der Herzogin von Berry mit einer goldenen Me- daille, an einer goldenen Kette hangend, beschenkt worden, und wie glücklich sie insbesondere es gemacht, als sie ihren Namen auf dieser Medaille eingeprägt gefunden hätten.

Der junge für den Garten des Köuigs bestimmte Elephant in Paris ist von Rouen zu Waßer angelangk.

Die wegen der im Juni dieses Jahres in Paris statt gehabten Unruhen verhafreten zehn jungen Leute sollen jeßt von dem Assisengerichte idr Urtheil em: pfangen.

Brüßel, vom 17. Sept. Mit dem 1. Oft. hört das Journal général des pays- bas auf, und wird als officieles Blatt durch den Impartial erseßt.

Aarau, vom 25. Sept. Das Geseß Über die Kreis- Versammlungen zum Behufe der Erneuerangswahlen des großen Rathes im Kanton Teßin enthält nicht weniger als 51 Artikel. Wie es bisher bei den Wah- len hergegangen seyn mag, ‘beweist der Art. 27. „Zu Verhütung des Doppelstimmens bei der heimlichen Mehr soll folgendes Verfahren beobachtet werden. Wo: fern Wahlzettel ( scrutini ) gebraucht werden, muß jeder Stimmgebende seinen Zettel, ehe er ihn in das Gefäß legt, dem Präsidenten vorweisen, damit dieser, ohne den darauf stehenden Namen zu lesen, si Üüber- zeugen könne, daß der Zettel einfach und nicht doppelt ist. Wird das Kugellegen (ballotazione) angewandt, so muß jeder Stimmgebende die Kugel (Buchnüße oder dergleichen ) aus der Hand des Präsidenten em- pfangen und solche [sogleich in die Urne legen. Wäür- den dieser Vorsichten unerahtet fich mehr Stimmen als Wähler finden, so mag die Wahl nur alsdann für giltig erachtet werden, wenn die Überschießenden Stim: men feinen Entscheid bewirken konnten; im entgegen- geseßten Falie wird zu einer neuen Wahl geschritten.“

Freiburg (in der Schweiz). Der Jesuiten-Refktor P. Drache hat von Rom aus den Befehl erhalten, jezt dahin nicht zu kommen, weil die gegenwärtigen Konjunkturen dem Zwecke seines Dortseyns nicht recht günstig wären.

Wien. Am 14. Sept. verließ die Erzherzogin von Parma Schönbrunn, um sih nach ihren Staa-: ten zurückzubegeben ; ihr Sohn, der Herzog von R e i ch: stadt, begleitet sie bis nah Marig- Zoll, und geht von da wieder nah Wien zurü,

Warschau, vom 23. Sept. Am 18. wurde hier das Namensfest Jhro Majestät der Kaiserin und Bas rer Königin Elisabeth Alexiewna gefeiert. Die erste Division der Infanterie hielt große Parade; dann nahm der Kaiser die dargebrachten Glückwünsche der Autoritäten an; bei dem großen Mittagmale im Schloße befanden sh auch die Deputirten. Abends war beim Senator No wosilzoff ein glänzender Ball, welchen der Kaiser mit seiner Gegenwart beehrte. Alle öffentlihen Gebäude und die Stadt waren erleuchtet.

GAE Königreich Polen enthält jest 3,433,728 Be- wohner.

Die Regierung hat auf auswärtigen Jnstituten zehn Frei-Stellen für junge Leute bestimmt, die sich dem Studium der Landwirthschaft widmen wollen, :

Im verfloßenen Jahre sind 8462 Prozeße in den Friedensgerihten beigelegt, 5328 Familien -Angelegen- heiten gerichtlich abgemacht, 83,868 Prozeße in den Landesgerichten und 47,879 in Kriminalgerichten erle- diget worden.

Krakau, vom 4. Sept. Heute wurden die vier Gymnasiasten, welche zu dem hier im Jul. stattge- fundenen Unfuge Anlaß gegeben, gefänglih eingebracht. Ihre abentheuerliche Tracht und ihre weißen Hüte mit breiten Krempen hatten ihnen son in Warschau vor dem Eintreffen der ihnen nach gesandten Steckbriefe eine Arretirung zugezogen; doch waren sie wieder ent: laßen worden, nachdem man ihnen von Polizei wegen ihre großen Hutkrempen abgeschnitten hatte.

Dresden. Die Zahl der Fremden , die unserer Natur- und Kunst: Schönheiten willen jährlich ns beiströmen, nimmt mit jedem Sommer zu; fie betrug diesmal über 10,000. Die Mehrzahl derselben besteht aus den Wohlhabendsken des Auslandes ( denn Unbe- mittelten isi es nit vergönnt, bloße Vergnügungs- reisen zu machen ) und daher ist leicht abzunehmen, welche beträchtliche. Masse Geld uns durch die uns darum sehr willfkommenen Gäste jährlich zugeführc wird. Viele derselben, gewonnen durch die Reige der Gegend, durch die Wohlfeilheit der Lebensbedürfniße, durch die feine Bildung im Volke und durch den freund- lichéèn Ton der höheren Klaßen siedeln sich für immer bei uns aa, und scheinen sich hier zu gefallen. Die Durchfliegenden werden in dem neu erschienenen Rund- Gemälde von Dresden (von Lindau, mit 70 leicht radir{en Kupfern, für 5 Rthl.) ein ¿zur Belehrung und Erinnerung sehr dienliches Werk finden.

Die Verschöneérungs' Kommißion fährt mir lobens- werthem Eifer fort, nah Maasgabe ihrer Kräfte thä: tig zu seyn. Das alte Pirnaer Thor isk verscwun: den. Seitwärts nah dem Strome zu wird ein Kanal und Hafen für die Elbkäßhne angelegt, und Kalber- las großes Prachtgebäude, unfern des Ftalischen Dörf- chens, thürmt sich seiner Vollendung entgegen, Es soll zu einer Zucker-Raffinerie bestimmt seyn, doch wollen Sachverständige daran zweifeln, und legen dem Eta: blißement einen andern Zweck unter. Zum neuen botanischen Garten find die nöthigen Anstalten béreits getroffen, und die Neubauten in den Vorstädten geben einen erfreulichen Maasstab von der nach langen Kriegs: Stürmen endlih wieder allmälih erwachenden Wirk- amn des E Friedens.

Die diesmalige Kunst-Aus stellung liefert von Klen: gel, Dahl, Friedrich, Hartmann, Matth äi, Rösler, Geier, Scherer, Schulz, Krüger, Veith, Frenzel u. a. m. viel Braves. Nur im Fache der Bildhauerkunst ist eine empfindliche Leere bemerkbar.

Dem bisher in großherzoglich Weimarschen Dien: sten gestandensn Regierungsrath v. Könerit is die General - Direktion des Hoftheaters und der musikalis schen Kapelle, an die Stelle des seinem Wunsche ge- mäß davon entbundenen Hofmarschals Grafen V i 6- thum v, Eckjiädt übertragen, und ihm der Karak- ter eines Geheimenrathes beigelegt worden,