1897 / 101 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 30 Apr 1897 18:00:01 GMT) scan diff

A aibclidiceten, Tbi 2 E Gesundheitêwesen B B )Rten und Absperrungs

Bombay, 29. April. (W. T. B.) Seit Ausbruch der Pest find 11 925 Erkrankungen und 10 206 Todesfälle vorgekommen. Die Gesammtsterblichkeit in der Woche betrug 671.

Verkehrs-Anstalten.

Saßniß, 30. April. Zur Theilnahme an der Feier der Er- öffnung der Linie Sans: Trelleborg trafen gestern um 24 Uhr der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen, der Justiz-Minister Schön- ftedt, der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld, der Kriecs-Minister von Goßler, der Präsident des Reichs-Eisenbahnamts Dr. Schulz und viele andere hohe Beamten hier ein. Auf dem Bahnhofe waren der Ober-Präsident, Staats-Minister von e und Vertreter der Behörden zum Empfange erschienen; ferner hatte daselbst die Kapelle des Infanterie-Reziments Nr. 42 Aufstellung genommen. Nach der Begrüßung begaben die Herren sih nah dem Hafen, um die s{chwedischen Gäste zu empfangen. Die Minister, der s{chwedis{- norwegische Gesandte in Berlin von Lagerheim, fowie die Spiyen der Behörden fuhren, wie „W. T. B.* berichtet, auf Dampfern den Mp rezern Schwedens entgegen und begrüßten dieselben auf hoher

é. An Bord des \{chwedis@en Dampfers „Freja“ befanden si unter Anderen die s{wedischen Minister des Aeußern Graf Douglas, der Justiz Dr. Annerstedt, der Marine Admiral Christerson, des Innern von Krusenstjerna und der Finanzen Wersäll, ferner der General-Direktor der Eisenbahnen Graf Cronstedt, der Reichs- Marschall Freiherr von Essen und der deutshe Gesandte in Stockholm Graf von Bray-Steinburg. Um 42 Uhr fand an der Landungsbrüke feierliher Empfang un) gegenseitige Vorstellung durch die beider- seitigen Gesandten ftatt. Unter den Anwesenden bemerkte man auch den ‘Admiral Köster, den Fürsten zu Putbus und den Geheimen Kom- merzien-Rath von Hansemann. Zu Ehren der {chwedishen Gäste fand um 5 Uhr Nachmittags ein Festmahl statt, an welhem etwa 90 Per- sonen theilnahmen. Der Festsaal war mit Fahnen in deutshen und schwedishen Farben und mit den Büsten Ihrer Majestäten des Deutschen Kaisers und des Königs von Shweden und Norwegen ge- schnmückt. Beim Mahle feierte der Ober-Präsident, Staats-Minister von Puttkamer in längerer Rede die Eröffnung der neuen Dampfer- linie als ein Frieden8werk, welches die beiden Völker engèr verbinden werde. Redner {loß mit einem begeistert auf- gea Hoc auf Ihre Majestäten den Kaiser Wilhelm und den

ônig Oskar. Die Kapelle des Infanterie-Regiments Prinz Moritz von Anhalt-Dessau (5. Pommersches) Nr. 42 spielte darauf beide Nationalbymnen. Sodann ergriff der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen bas Wort, um die Eröffnungdfeier ebenfalls als ein Friedensfest zu begrüßen, wobei er das herrlihe Wetter als ein günstiges Omen für die gede hlihe Entwickelung des Unternehmens bezeihnete. Redner hieß die s{chwedischen Gäste namens der deutshe.n Eisenbahn- und Post - Verwaltungen aufs herzlihste willlommen und begrüßte mit hoher Freude den Tag, an welchem die Glicder des alten, mächtigen germanishen Stammes sich hier zu gemeinsamem Friedenswzk und zum Zweck der Neu- belebung ihrer gegenseitigen Handelt beziehungen die Hände reichen, wozu der sagenumwobene Boden Rügens besonders geeignet sei. Die Rede gipfelte in einem Hoh auf die schwedischen Gäste. Auf die Tafelreden der deutschen Vertreter erwiderte alsbald der chwedische Minister des Innern von Krusenstjerna mit einem in deutsher Sprache ausgebrahten Trinkspruch, in welhem er gleihfalls den Charakter des Unternehmens als Friedenswerk hervorhob und das Fest als die Vollendung der direkten Verbindung zwischen beiden Ländern feterte. Die Verbindung werde dazu beitragen, die beiden Völker einander noch näher zu bringen, welche ohnehin {hon bei ihrer Stamm- und Sprachverwandischafi vielfache gemeinsame Interessen hätten. Er hoffe zuversichtlih, daß die beiden Nationen in Zukunft sich noch näher , treten würden. Auch dieses Fest stehe, um mit den Worten Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm zu reden, unter dem Zeichen des Ver- Tehrs. Hierbei wolle er (Redner) nicht verfehlen, dem Gefühle tiefster Dankbarkeit für den verstorbenen Staatssekretär des Deutschen Reichs- Postamts von Stephan Ausdruck zu geben, welchem nicht allein sein deutshes Vaterland, fondern der ganze Weltpostverein den tiefsten Dank s{ulde. Die Rede des Ministers, welhe wiederholt von leb- haftem Beifall unterbrohen wurde, {loß mit einem Hoh auf den Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen. Nach der Tafel unter- nahmen die Festtheilnehmer gestern Abend auf dem Dampfer „Freja“ eine Fahrt bis Stubbenkammer; andere mit Flaggen ges{chmüdte Dampfer

werfer beleuhtet und bot ein prächtiges Bild. Auf den Schiffen spielten Musikkorps. Der Kreuzer „Gefion“, wel&er zur Eröffnungsfeier hier eingetroffen ist, beleuhtete die „Freja“ im Vorbeifahren mit dem Scheinwerfér und ließ Raketen steigen. Saßnitz selbs strahlte in wundervoller Illumination urd gewährte einen herrlichen Anblick, den selb der während der Rückfahrt eingetretene Regen richt zu sföôren vermote. Nah der Landung begaben sich die ueber nah dem festlih beleuhteten Schlosse Dwafieden, wo der Geheime Kommerzien-Rath von Hanse- mann dieselben begrüßte. An der Abendtafel nahmen gegen 100 Gâste theil. Geheimer Kommerzien-Rath von Hansemann hieß in längerer Nede, in der er die Entwickelung von Saßniß schilderte, nochmals die schwedischen Gäste willklommen. Heute Vormittag \chiffften ih die Theilnehmer auf dem Dampfer „Rex“ nah Trelleborg ein.

London, 29, April. (W. T. B.) Castle-Linie. D. „Dunottar Castle“ if auf der Heimreise gestern von Mau- ritius abgegangen.

New-York, 29. April. Die von Deutschland, Oesterreih- Ungarn, Schweden und Norwegen und Belgien entsandten Delegirten zur internationalen Poftkonferenz sind beute an Bord des Dampfers „Labn“ des Nord deutschen Lloyd hier eingetroffen und von dem Superintendenten der Auslandéëposten im Uniors-Postamt, Brooks, empfangen worden.

Theater und Mufik,

Nesidenz-Theater.

Dank einer vorzüglichen Darstellung, hatte der dreiaktige Shwank »Vaterfreuden“ von P. Hirschberger und G. Klitscher bei seiner gestrizen Erstaufführung einen starken Heiterkeitserfolg zu ver- zeihnen. Das Werk hatte die Feuerprobe bereits in Stettin be- standen, wo auch als Mitverfasser auf dem Theaterzettel der fran- ¿ösishe Schwankdichter Bisson genannt war, der nahträglih jedoch die Autorschaft ablehnte. Das Werk macht, wie die meisten feiner Gattung, gar keinen Anspruch auf Wahrscheinlichkeit ; es ist alles darin nur Virgat angelegt, komishe Situationen zu erzielen, Die Grund- idee ist die sich später als Jrrthum herausftellende Verurtheilung des Fabrikanten Mielke zu einer Gefängnißstrafe, von der seine Familie nihts wissen darf, und die daraus resultierende Anwerbung eines Stellvertreters, der die Strafe verbüßen foll und welcher wiederum seinerseits einen Stellvertreter gewinnt. Dieser dritte Stellvertreter, ein heruntergeklommener Gaukler, wird infolge eines Ohnmachtsanfalles, den er in einem öffentlihen Lokal erleidet, für todt gehalten. Weil er Mielke's Legitimationspapiere bei sich führte, gelangt die irrthümlihe Nachriht von dem Ableben des genannten Fabrikanten in die Zeitungen. Das is der Höhepunkt der Ver- wickelung am Ende des zweiten und besten Aktes. Der dritte bringt die oben angedeutete Aufklärung und ist in seiner Wirkung er- beblih s{wäder. Um den Erfolg machte sich ganz besonders Herr Nichard Alexander als Mielke verdient, der die fortwährende Furcht diefes Fabrikanten mit nie versagender Komik auszustatten wußte. Zu loben waren daneten die Leistungen der Damen Schwendemann, Lux, Brock und Wilke sowte der Herren Jarno, Georg, Pansa, Pagay und Werner. Auch Herr John, der in der Nolle eines angehenden Schauspielers und ektfersüchtigen Bräutigams in jedem Affekt Sciller’|he Verse zu sprechen hatte, debütierte mit Erfolg. Die Autoren wurden mit den Hauptdarstellern mehrfah hervorgerufen.

__ Im Königlichen Overnhausfe geht morgen zum 4. Mal die Oper „Haschisch“ von Oskar von Chelius unter Kapellmeister Dr. Mudck's Leitung in bekannter Beseßung in Scene. Hierauf folgt unter Kapellmeister Suchez?s Leitung Verdi’'s Oper „Der Troubadour”. Im KöniglihenScchauspielhause wird morgen Shakesyeare?s neu einstudiertes Lustspiel „Viel Lärm um Nichts* wiederholt.

Mannigfaltiges.

In dec gestrigen Sitzung der Stadtverordneten er- stattete der Stadtverordnete Nast Bericht über die Vorlage, be- treffend die Freilegung von Fluchtlinien für die zu verlegende Stall- straße sowie für die Straßen „Weidendamm®“ und „Am Kupfer- graben“. Der Aus\{uß empfahl: 1) die Feststellung von Fluchtlinien für die vorgenannten Straßen nach Maßgabe des vorgelegten Planes ; 2) den Austausch der erforderlichen Flächen ; 3) daß die Negulte- rung und Pflasterung der verlegten Stallstraße auf ftädtishe Kosten unter Verzicht auf orts\tatutarishe Beiträge erfolgt ; 4) daß für den Bau der Brücke über den Kupfergraben der Betrag von 200 000 4

folgten. Die Küste war dur Holzfeuer, bengalische Feuer und Schein-

gezahlt wird, welcher Betrag in den Etat 1898/99 aufzunehmen ift;

5) daß für den Fall, daß eine Verbindungsstraße zwishen der

die Spree geplanten Brücke und ter Oranienburgerstraße ohne gs erwerbskosten für die Stadtgemeinde ausgeführt werden fann, die Kosten des Baues dieser Brücke im Betrage von etwa 300 000 M von der Stadtgemeinde übernommen werden, jedoch nur unter der Betingung, daß der Bau dieser Brücke nicht eher in Angriff men werde, als bis das für trie Anlegung der ganzen Straße erforderlihe Land d¿r Stadt kostenlos über, wiesen ist. Gleichzeitig möge die Versammlung ten Wunsch aus- sprehen, daß die prinzivielle Genehmigung zur Durchführung der Straßenbahn über die Linden dur die Charlottenstraße ertbeilt werde. Die Stadtverordneten Dinse, Preuß, Kreitling- u. Gen. ftellten den Antrag, den am Schlusse der Ausshußanträge ausgesprochenen eWunsch“ in die Form einer „Bedingung“ zu kleiten. Bei der nah längerer Debatte vorgerowmenen Abstimmung wurten die Anträge des Ausschusses angenommen, der Antrag Dinse u. Gen. abgelehnt. Die Vorlage, betreffend den Verkauf des Grundstücks der sogenannten „Alten Post“ für den Preis von 1 909 000 4, wurde ohne Debatte angcnommen. Es folgte die Vorlage, betreffend die Auflöfung des Zentral-Bau-Bureaus und des Nachtrags-Bau-Bureaus der Kanalisation, bezw. die Vereinigung dieses Bureaus mit dem Bureau der Deputation für die städtishen Kanalisationswerke und Rieselfelder und die Schaffung der Stelle eines tehnishen Direktors für die Oberleitung der gesammten Bau- und Betriebs - Angelegenheiten der Kanalisations - Verwaltung. Stadt- verordneter Kalisch_ beantragte mit Rücksiht darauf, daß dem- rädst ein neuer Stadt-Baurath für den Tiefbau eintrete, über dessen Kompetenzen noch nicht genügend Klarheit ges{chaffen fei, die Vorlage an die Kanalisations-Deputation zurückzugeben. Stadt: rath Marggraff bat um Annahme der Vorlage und führte aus, daß die zu erwartende Neuerung von keinem Einfluß sein werde. Die Versammlung beshloß nah dem Antrage Kalisch, die Borlage an die Kanalisations-Deputation zurückzugeben. Sodann genehmigte die Versammlung den ihr vorgelegten Entwurf, betreffend die Verpflanzung von Bäumen in der Sieges-Allee und die Aende- rung der Eintheilung der Allee, welhe durh die demnächstige Auf- stelung der Standbilder nothwendig wird. Für die 50. Versamm- lung der Gustav- Adolf-Stiftung, am 28. September d. I., wurde der- selben der Festsaal des Rathhauses kostenlos bewilligt. Auf die öffentliche folgte cine geheime Sitzung.

Die Jury der Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung bat nunmehr auh die großen Preise für Bindereten vertheilt. Es haben erhalten: die große silberne Staatômedaille und zwei goidene Medaillen Theodor Hübner-Berlin, die große silberne Staats- medaille H. van Thiel-Berlin, die große goldene Medaille des Vereins der Kunst- und Handelsgärtner H. Faßbender-Berlin, ferner goldene Medaillen Paul Pirfchke-Berlin, Chr. Käpernick, A. Nigrin, Richard Henrichs, A. Thiel, Inhaber Alfred Decker und Julius Zander, sämmtlich in Berlin.

wickau, 30. April. „W. T. B.“ meldet: Gestern Abend um 10 Uhr bra in der hiesigen Kaserne Feuer aus, welches sich mit ungeheurer Schnelligkeit ausbreitete. Die Kaserne is vollständig niedergebrannt, nur die Umfassungsmauern stehen noch. Die Soldaten find in den umliegenden Lokalitäten untergebraht. Wie verlautet, sollen drei Soldaten erheblich verwundet sein.

__ Rost ock, 29. April. In den Holzlagern an der Warnow ift währead der Nacht ein großes Feuer ausgebrochen, bei welchem, wie „W. T. B." meldet, auch der \chwedische Schooner „Arel“ pa its gerieth. Der Satlschaden wird auf 6—700 000 M4 geschäßt.

Aberdeen, 29. April. Das deutsche Fischerboot „,Vigi- lant“ verkaufte heute auf dem hiesigen Markt eine Ladung Fijche ohne Einspruch von seiten des Kanonenboots „Jadckal*, nachdem der Kapitän des „Vigilant“ die Versicherung abgegeben hatte, daß die Fische in der Nordsee, in nicht verbotenen Gewässern gefangen feien.

New-York, 29. April. Durch die gestern gemeldete Uebe r- schwemmung in Oklahoma (f. Nr. 1C0 d. Bl.) find dem „W. T. B." zufolge etwa 2000 Familien obdahlos geworden. Im Cottonwood-Thale wurde auf einer Strecke von vier Meilen Länge beträhtliher Schaden angerichtet.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

,

Wetterbericht vom 30. April, Morgens.

s 5 L et £54

Wetter.

Meeres\p. red. inMiklim.

Stationen. Wind.

Bar. auf 0Gr. in 9 Celsius

u. d. Temperatur S = 4ER

Belmullet. . | 756 Christiansund | 750 Kopenhagen . | 760 Nebel Stockholm . | 758 bedeckt aparanda . | 756 ftill|halb bed, t. Petersbg.| 762 |S 1/hetter Moskau . . . | 769 |SSO 1wolkenlos

Cork,Queens- town ...| 7588 |WNW Cherbourg . | 761 |SW elder... | 7599 |SW N 7599 |SW mburg . . | 760 |WSW winemünde | 762 |S Neufahrwafser| 762 Memel .…. | 761

E as 762

ünster. .. | 761 Karlsruhe . . | 763 Wiesbaden . | 763 München .. | 765 Chemniy .. | 763 heitec 16 Berlin .,. | 762 heiter 15 m 765 wolkenlos | 13 Breslau . .. | 764 2\heiter 15

Se d'Aix 763 |S 3/Regen 15 Ae L T 07 ftill\wolkenlos | 14 Tut. 767 ftill|halb bed. | 18

Uebersicht der Witterung.

Die Depression im Nordwesten hat #ch erheblich vertieft und ihren Wirkungskreis über Skandinavien und. das E ausgebreitet, während das Hochdruckgebiet über Süd-Europa wenig Aenderung zeigt. In Deutschland dauert die warme, heitere Witterung bei {wacher Luftbewegung fort; seit

eslern haben zahlreihe Gewitter stattgefunden. Die Sitte im Nordwesten dürfte: thren Ginfluß über

WSW 4swolkig Nebel Sucher.

um Nichts.

pk jk C I V D O O0 Co

Sonntag :

wolki 9 E Hugenotten.

heiter 11 bedeckt 19 bedeckt 9 heiter 15 wolkig 14 bedeckt 15 wolkig 15

Regen 13

L bm fink D) funk C42) pi jene s S j G15 C7 I DO 5

Anfang 7} Ubr.

wolkig 13 halb bed. | 13

heiter 14 Opernhause

gewarnt.

p =

sunkene Glocke.

Redivivi. Fritzchen, oder:

Anfang 7# Uhr. Sonntag,

Deutschland ausbreiten und inébesondere in ten nordwestlihen Gebietstheilen Trübung mit Regenfall

bringen. Deutsche Seewarte.

Male:

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern- haus. 105. Vorstellung. Haschish. Oper in 1 Auf- zuge. Dichtung von Axel Oscar von Chelius. Regisseur Teßlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober-Inspektor Brandt. Dr. Mud. Der Troubadour. von Giuseppe Verdi. des Salyatore Camerano. Anfang 7 Uhr. Scauspielhaus. 116. Vorstellung, Viel Lärmen Lustspiel in 5 Aufzügen von William Shakespeare, überseßt von Augu Schlegel und Ludwig Tie. In Scene geseßt vom Ober-Regifseur Max Grube. Opernhaus.

Große Giacomo Meyerbeer. des (Fugène Scribe, überseßt von Ignaz Castelli. Tanz von Emil Graeb. Steinmann, als Gast.) Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. spiel in 5 Aufzügen von Otto von der Pfordten.

¿ Die Kaufbillets für die I1IT. Nang Loge 4 links wolkenlos | 12 la 1 zur 105. Vorftellung und 1V. Rang links

r. 39 für die 107. Vorstellung im Königlichen sind verloren werden für ungültig erklärt und wird vor Ankauf

Deutsches Theater. Sonnabend: Die ver-

Sonntag, Mittags 12 Uhr: Matinée zum Besten der Genossenschaft deutsher Bühnen-Angehöriger. CThe«a, oder: Die Schulreiterin.

Das Ewig-Männliche, oder: Flotte Bursche.) Abends 7F Uhr: Einsame Menuschèn. Montag: Die versunkene Glocke.

Berliner Theater. Sonnabend: Renaifsauce.

Nachmittags 25 Uhr: Gebot. Abends 7} Ühr Montag: Faust. Anfang 7 Uhr.

Lessing - Theater. Sonnabend: Zum ersten Die Geisha, Theehaus-Geschichte. Owen Hall. Musik von Sidney Jones. Deutsch

Theater. nbe Sonntag: Die Geisha.

Montag: Die Geisha.

Delmar. Musik von In Scene geseßt vom Obezx-

Dirigent: Kapellmeister Oper in 4 Akten Text nah dem Italienischen

Dirigent : Kapellmeister Anfang 74 Übr.

Sonntag : : Neisebekanntschaft.

Ueues Theater.

Wilhelm von

Anfang 7F Uhr.

106. Vorstellung. Die N Oper in 5 Akten von | [piel des Text nah dem Franzöfischen | Niederländishen Theater in P. Potter,

(Königin: Fräulein Helene

i S 117. Vorstelung. 1812, Schau Soantag: Trilby.

Marcelle.

gegangen. Dieselben

Krug. Anfang 7F Uhr.

hof Zoologisher Garten.) des Herrn Gustav Kadelburg.

uten Morgeu, Herr Fischer. Anfang 74 Uhr.

Tage.

liche Tage. Montag : Neif-Reiflingen.

Das neue

PIE MHRDEx, Direktion: IJulius| Fritsche. Vettelstudent. und Rich. Genée. Musik von Anfang 7# Ubr.

oder: Eine japanische

Operette in 3 Akten von | Dex Bettelstu

von C. M. Nochr und Julius Freund.

Refsidenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- burg. Sonnabend: Vaterfreuden. 3 Akten von P. Hirschberger und G. Klitsher. Vorher: Eine Neisebekauntschaft. 1 Akt von Emil Berté und A.

Vaterfreuden. Vorher: Eine

Schiffbauerdamm 4 a. / 5, Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonnabend: Gast- errn Willem Noyaards vom Königlich msterdam. Trilby. Schauspiel in 4 Akten nach George Maurier und deutsch von Emanuel Lederer. In Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Anfang

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen :

Shiller-Theater. Sonnabend, | Zum ersten Male: Der G’wissenswurm. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Pfarrer vou Kirchfeld. Abends 8 Uhr: der FIrrungen. Vorher: Der zerbrochene

Theater des Westens. Kantstraße 12, (Bahn- Sonnabend: Gastspiel Zwei glüekliche

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr : Bei halben Preisen : -| Aus bewegter Zeit. Abends 77 Uhr: Gast- spiel des Herrn Gustav Kadelburg.

Theater Unter den Cinden. Behrenstr. 55/57. Sonnabend: Der Operette in 3 Akten von f Jen Carl Millôöcker.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: dent. Abends 75 Uhr: Gastspiel des Fräuleins Annie Dirkèns vom Theater an der

Wien in Wien. Zum ersten Male: Der Wunder- knabe. Operette in 3 Akten von A. Landesberg und L, Stein. Musik von E. von Taund.

Anfang

Thalia-Theater (vorm. Adolph Ernst-Theater). Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemana=. Sonnabend: Heirath auf Probe. Posse mit Gesang in 3 Akten nach Gerö-Buhbinder von Jean Kren. Gesangsterte von Gustav Görß. Musik von Leopold Kuhn. Anfang 7{ Uhr.

Sonntag und folgende Tage: Heirath auf Probe.

S{wank in

Schwank in M. Willner.

BPentral-Theater. Alte Jakobstraße 30. Sonn-

abend: Ensemble-Gastspiel des Berliner Theaters. Kinder der Bühne. Lustspiel in 5 Akten von Edgard Hoyer. Anfang 74 Uhr.

onntag, Abends 77 Uhr: Dorf und Stadt. (Lorle: Frau Prash-Grevenberg.)

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Carola von Massow mit E Hauptmann Gottfried Frhrn. von Eckhardtstein (Frankfurt a. O.—Berlin). Frl. Maria Wöllmer mit Hrn. Lieut. Otto Gräff C LERSrg, :

Verebeliht: Hr. Prem.-Lieut. Elimar Friedri von Taysen mit Frl. Moldenhauer (Hannover).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Paul von der Nahmer (Berlin). Hrn. Missionar Karl Hoff- mann (Johannesburg, Transvaal). Hrn. Prem.- Lieut. Carl Wilkelm von Kröcher C Eine Tochter: Hrn. Kammerherrn H. von Bülow (Nodenwalde).

Gestorben: Hrn, Prem.-Lieut. von Hedemann Sohn Christian (Bromberg). Hr. Ober-Negie- rungs-Rath Otto von Gruben (Hannover). Fr. Superintendent Antonie Bartusch, geb. Dransfeld (Niederfinow). Hr. Medizinal-Rath und Ober- Stabsarzt d. L. Dr. Henry Menger (Berlin). Hr. General-Lieut. z. D. Ludwig von Nafo (Köln).

Abents 8 Uhr:

Die Komödie

Zwei glücef-

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags Anstalt Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32,

. Acht Beilagen

(einshließlih Börsen-Beilage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

„M 101.

Berlin, Freitag, den 30. April

Verichte vou deutschen Fruchtmärkteun.

Qualität

Außerdem wurden am

gering | mittel | gut

Ver- DurŸ-

R kaufte \chnitts- Starlttage

Ver- (Spalte 1)

Gezahlter Preis für 1 Doppelzen

TNarftort (100 kg)

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Wei | 15,80 | 14,00 | 16,50

| 16,20 | 16/50

14,30 | 14,65 12,70

15,50

15,00 15/50

Natibor. . Aschersleben Neuß .. Döbeln . Breslau Neuß

R. s | | 11,60 Reu A f | 11,50 eln . T s Breslau h 11,50 Neuß | 11,50 Ger

12,00 12,20 13,90

11,80 || 11,20 | 11,00 |

10,00 10,80 10,00

Natibor. . Aschersleben Breskau

Ratibor 11,80 | 12,50 |

13,30 11,80 12,00

11,40 12,90 | 13,30

Met E ; | 12,50

Breslau

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Roggen.

Hafer.

¿En 16,00 i: 15,00 : : 17,00 1651 16,50 i;

17,00 16,34

11,90 : J 12,00 11/90 11,70 j 12:00

f e. 12,00 16,00 14,80

11,60

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12,59

13,20 s . . 13,70 Í . . 12,80 37 11,84

98. 4. 13,40 5 : E

99. 4. 5

; 1 Aschersleben 12,30 | 12, | | |

| | 13,00 | |

)öbeln E S 12,10 | 12,30 _ | 1180

Neuß

12,80 16 200 | 1250 | 11,84

Bemerkungen. ; i Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Durch-

schnitts preis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

Ein liegender Stri (—) in den Spalten für Preife hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis niht vorgekommen ift; ein Punkt (.) in den leßten se{ch8s Spalten, daß entspreender Beri cht fehlt. »

Deutscher Reichstag. 911. Sißung vom 29. April 1897, 2 Ukr.

Die erste Berathung des Juvalidenversicherungs- geseßes und der damit verbundenen Anträge der Abgg. von Ploeßtz (d. kons.) und Rösicke (b. k. F.) wird fortgeseßt.

Abg. Molkenbuhr (Soz.): Der Antrag von Ploeh is mit dem soztalbemptratisGen Antrag vom Jahre 1889 fo ziemlich identisch. Die Vereinbeitlihung der Bersicherungsgeseßgetung ist das Ziel, welches viel- fach crstrebt wird. Herr Nösicke meinte selbst, daß man, wenn die Saße no einmal angefangen werden sollte, anders verfahren würde. Weshalb sollte man niht noch jeßt zur einheitlichen Verficherung übergehen ? Allerdings siad für die Ünfallversiherung gewisse Verpflichtungen vor- handen, für die kein Deckungskapital da ist. Dieses müßte beschafft werden. Ausgeschlossen von der Unfallversicherung find die kleinen Hand- werksbetriebe, von der Krankenversiherung die landwirthschaftlihen Ar- beiter. Alle Versicherungen greifen aber {ließli in einander über. Des- halb ist eine cinheitlihe Organisation dringend wünschenswerth. Die Versicherungspfliht soll ausgeschlossen werden für die ausländischen Arbeiter, die \sich vorübergehend in Deutschland aufhalten; das ift eine Prämie auf die Verwendung ausländischer Arbeiter. Die In- validenversiherung hat erhebliche Uebershüsse herbeigeführt, weil man eine größere Anzahl von Invaliden und eine geringere Sterblichkeit unter denselben vorausgeseßt haite. Die Vorlage will tie Uebershüsse beshränken, indem. shon diejenigen eine Rente erhalter. sollen, wel@e 26 Wothen erwerbsunfähig gewesen sind, während dies früher erft nach Ablauf eines Jahres geschah. Auch die Definition der Erwerbsunfähig- keit trägt ja vielleiht etwas dazu bei, die RNentengewährung zu er- leihtern. Leider wird die Alters- und Invalidenrente vielfach ver- wendet zur Erleichterung der Armenpflege oder zur Herabseßung der Löhne, und zwar sowohl bei Privatunternehmern, als beim Fiskus. Dem müßte ein Pier in den Weg gelegt werden. Man spricht davon, daß die landwirthscaftlihen Arbeiter, die felbst etwas land- wirthschastlihen Besiß haben, nur während eines Theils des Jahres versicherungspflihtig find. Das müßte si namentlich zeigen in Hannover, Westfalen, Oldenburg 2c., wo derartige Arbeiter zahlreich sind. Aber die geringe Verwendung von Marken findet sich namentlich in Posen und- Ostpreußen. In den Verhandlungen des Deutschen Landwirthschaftsraths hat der Amtsrath Seer festgestellt, daß die russishen Arbeiter, wenn sie im Herbst über die Grenze gehen, sämmtliche Marken von der Karte loslösen und damit einen förmlichen Handel treiben. Demgegenüber is doch die Zahl der Bestrafungen in jenen Bezirken eine sehr geringe. Hier müßte eine s{ärfere Kontrole stattfinden. Die Vorlage will eine andérweitige Vertheilung der Lasten herbeiführen, um die Nothlage Ostpreußens zu beseitigen. Unser Ideal ist immer die Reichsanstalt gewesen, die auch die B stände in Ostpreußen dur Unterdrückang des Markenhandels wohl \hon beseitigt hätte. Die große Reform ollte man doch noch etwas hinaus\cieben und vorläufig nur den Antrag Röfide annehmen.

Abg. Hofmann- Dillenburg (nl.): Es wäre wohl wünschens- werth gewesen, wenn man ftatt der verschiedenen Organisationen für die Arbeiterversicherung eine einheitlihe Organisation geschaffen hätte. Die Vorlage will nur Reparaturarbeiten vornehmen. Aber wir müssen durhaus das andere Ziel der einheitlichen Organifation im Auge behalten. Man hatte die Nothwendigkeit erkannt, die gewerb- lihen Arbeiter, die besonders gefährdet sind, zu s{chüßen. Das geschah zuerst dur das Haf flihtgefeß, bis man nachher die Berufsgenossenshaften einrihtete, die mehr eine Ver- sicherung der Arbeitgeber als der Arbeitnehmer sind. Mit der. Unfallversicherung ifft s die Unfallverhütung verbunden, auf welche der Arbeiter in erstec Linie Anspruch hat. Die Vorschläge des Herrn von Plcey wollen den Kreis der Versicherungspflichtigen ausdehnen und die Kosten durch Steuern aufbringen, also Personen heranziehen, welhé garniht daran betheiligt sind, während jeßt der Arbeiter einen Rentenan ae dur seine Beiträge erwirbt. Das würdé nur eine Nückehr zur Armenpflege bedeuten. Der ganze Ge- danke wäre aber nur dann durhführbar, wenn man eine arbeits- pllichtige Bevölkerung hätte; das wäre ein Uebergang zum sozialistishen

Staat. Den Theil der Vorlage, welher \sich mit der anderweitigen Rentenvertheilung beschäftigt, halte ih niht für das Beste; ih bin ein Gegner dieser neuen Rentenvertheilung, die nur im Interesse

Ofipreußens liegen würde. Aus allen oftelbischen landwirthschaftlichen Bezirken findet eine starke Abwanderung statt. Es zeigt sih überall, daß da, wo ret zahlreihe Beiträge der höheren Lohnklassen gezahlt werden, die Deckungskapitalien am höchsten sind; da wo die niedrigen Lohnklafsen vorherr|chen, fehlt es an den Deckungskapitalien für die bewilligten Renten. In Ostpreußen : werden die versiherungs- pflihtigen Personen ständig in Arbeit bleiben; diejenigen, welche in den höheren Lohnklassen in Berlin Beiträge zahlen, machen sich vielfach selbständig und beanspruhen nachher keine Rente. Ihre Beiträge verfallen zu Gunsten der Anstalt. Jn einer einheitlihen Reichsanstalt würde sich ein Ausgleich diefer Ber- schiedenartigkeit der Verhältnisse von selbst finden. Aber dazu brauchzt man nicht überzugehen. Man sollte nur dafür fotgen, daß die Arbeiter stets die Beiträge an thre Heimathprovinz bezahlen. Eine Nothwendigkeit, die Versicherung8anstalten unter stärkere Polizet- aufsiht zu stellen, liegt niht vor. Es wird son jeyt die Beaufsich- tigung zu weit getrieben. Gegen die anderweitige Pg der Invalidenrenten habe ich nichts einzuwenden. Der Antrag Röficke ist mir ganz \ympatisch. Ec betrifft zum theil Vorschriften, die s{leunigst geändert werden sollten. Aber wenn diejenigen Punkte herausgegriffen werden, über welhe Uebereinstimmung herrscht, dann \{windet die Neigung, das Ganze naher noch zu erledigen. Ich wünsche, daß die Vorlage noch in diefer Session zur Verabschiedung kommen möge, wenn ih auch stark bezweifle, daß das möglich sein wird. Abg. Dr. Freiherr von Hertling (Zentr.): Auch bei uns ift der Gedanke erwogen worden, ob man nicht die Bestimmungen, über welche Uebereinstimmung herrs{cht, vorab erledigen könnte, wenn es fich au niht empfiehlt, an einem \o weittragenden Geseße alle Augenblicke Aenderungen vorzunehmen. Bei der ersten Berathung dieses Gesetzes richtete \sich die Opposition meiner Freunde namentli gegen die zu weite Ausdehnung der Versiherungspfliht aud) auf die Landarbeiter. Auch von denen, die s{lißlich für das Geseß gestimmt haben, wurde hervorgehoben, daß das Geseß nicht für alle Versicherungs- pflichtigen hae, daß man es auf die Industcie beschränken solle. Aber aus politischen Erwägungen entschloß man sih damals füc die ausgedehntere Versicherungépflicht. Wir mußten uns bescheiden und die Erfahrungen abwarten. Die Kritik dieser Erfahrungen wird uns in der Begründung der Vorlage ausführlih vorgetragen; es ergiebt sih daraus, daß es ein Fehler gewesen ist, die Versicherungépflicht auszudehnen auf die Landwirthschaft. Die Versicherungspfliht der landwirthschaftlihen Arbeiter besteht die Kritik der Thatsachen nicht. Der Gedanke, die Resorm noch etwas hinauszuschieben, is durchaus nicht zurückzuweisen. Aber die Gründe der verbündeten Regierungen, die dagegen sprechen, find au nicht zu untershäßen. Die Ausführung des Ge- seßes leidet an manhen Shwächen; namentli ift die Anwendung dér Beiträgè durchaus noch nit in die rihtige Bahn gelenkt worden. Der stellvertretende Votsißende d.r Versicherungéanstalt Posen hat in einer Broschüre den Ausfall an Beiträgen auf 40 v. H. taxiert. Die große Unpopularität des Geseßes hat es zur Folge gehabt, daß die Behörden es an der nöthigen Energie bei der Ausführung des Ge- seßes haben fehlen lassen. Für die industriellen Bezirke sind die großen Kapitalien angesammelt, aber die Lasten sür diese Bezirke wachsen erst später und zwar dann in starker Steigerung. Auf dem bisherigen Standpunkt kann man nicht verharren; aber den Ausweg den die Regierung vorgeshlagen hat, halten wir prinzipiell niht für rihtig und thatsächlih für bedenkflih. Jett liegt der versicherungstehnishe Nachweis vor, daß die Landwirthschast nicht in das Geseg hineinpaßt. Wir halten uns für berechtigt, auf unsern alten Standpunkt zurückzukebren. Die Reform muß eine gründliche sein, wir wollen die Axt an die Wurzel legen und das beseitigen, was der Grundfehler war. Wir sind der Meinung, daß es jeßt noch an der Zeit ist, den Fehler zu korrigieren. Wir denken niht daran, daß für die Kategorien, welhe wir heraus- nehmen wollen aus dem M. keine Fürsorge stattfinden soll; wir wollen das in anderer Weife besorgen. Zur zweiten Lesung des Geseßzes wird ein Antrag vorgelegt. werden, der dahin gehen wird, die Zwangsversicherung zu beschränken auf die Großindustrie; ausgeschlossen follen werdea das Handwerk, das Gesinde, die Landwirthschaft und die Kleinindustrie, natürlih unter Wahrung der erworbenen Rechte durch Gestattung freiwilliger ortsezung der Versicherung oder durch Rückzahlung der Beiträge.

adurch würde eine Zufammenlegung der Unfall-. uny Jnya-

1897.

lidenversiherung ermöglicht und der berufsgenofsenschaftlihe Ge- danke Part werden. Gerade aus landwirthschaftlihen Kreisen wird man dagegen Einwendungen erheben, weil das Geseß der land- wirthschaftlihen Bevölkerung zu e gekommen ift. Aber es kommt doch nur ein kleiner Theil, höchstens ein Drittel, der Bevölkerung zum Genuß einer Rente. Daß bei Versagung der Rente für die landwirthschaftlihen Arbeiter der Zuzug nah den Städten sih ver- mehren werde, glaube ih nicht. Die Nichtzahlung des Beitrags und die dadur entstehende momentane Besserung wird man höher anshlagen als die Aussiht auf eine zukünftige Rente. Ich weiß niht, welchen Anklang dieser Gedanke im Hause und bel den verbündeten Regterungen findet. Aber die Regierung selbst sagt ja: Auf dem bisherigen Weg geht es niht weiter, und, da der von der Regierung vorgeschlagene Ausweg keine Auésiht hat, so würde die Entwicklung der Arbeiterversicherung eine ganz andere werden, wie fie durh den Antrag von Ploeh bereits angedeutet ist. Bei der Swaffung des Gesetzes war der starte Wille eines mähtigen Staatsmannes maßgebend, und man hat damals Verschiedenes aufgegeben, nament- li hat man bei der Inyalidenversiherung den berufsgenossen- schaftlichen G-danken, auf den man damals große Hoffnungen seßte, fallen lassen. Der berufsgenofensGaftlithe Gedanke hüßt mehr und mehr an Vertretern ein, und wir laufen Gefahr, diesen Gedanken mit einem anderen zu vertauslen. Für vns wär bestimmend, daß dur die Annahme einer territorialen Gliederung die zentraliftishe Gestaltung verhindert würde; jeßt zeigt es sich, daß es mit der territorialen Gliederung nicht gebt, und das Ende wird sein, daß man den ganzen Gedanken der Versicherung Preis giebt und zu einer anders organisierten Armenverforgung übergeht, die niht mehr an den Familien- und Gemeindeverband anknüpft. Jch habe garnichts - dagegen, daß die Armenversorgung in Zukunft an- geknüpft wird an das Arbeitsvechältniß. Natürlich köanen dann die Kosten nicht durch die Einkommensteuerzushläge- gedeckt werden, sondern durch eine besondere Steuer für die Arbeitzunfähigen. ch wünsche diese Entwickelung nit; denn dann würden alle die Nebenztele, welche wir mit der Arbeiterversiherung verfolgten, preisgegeben werden müssen. Wer das nicht will, der stelle fih auf den Boden unseres Antrags. : i

Abg. von Salisch (d. kons.): Als das Räderwerk der Invaliden- versicherung in Thätigkeit gefeßt wurde, da hörte man das Geräusch der- arbeitenden Räder do sehr erhebli} und die Vorlage bringt in dies:r Beziehung in manchen Punkten Befserungen durch die ander- weitige Definition der Grwérbsunfähigkeit und dur klarere Faffung der Uebergangsbestimmungen. (ine weite Perspektive eröffnet die Er- weiterung der Selbstversiherung, aber sie bringt auch große Gefahr mit sih, weil den Versicherungsanstalten eine große Bürde von unsicheren Risifos auferlegt wird. Für die Arbeitgeber enthält die Vorlage auch einige - Vortheile, so bezüglih der Versicherungspfliht der ausländishen Arbeiter; die drakonischen Strafbestimmungen find etwas gemildert. Wesentlich is auch die Herabseßung der Beiträge der untersten Lohnklassen von 14 und 20 auf 12 und 18 4 und der Ausgleich der- Rentenlasten im-Reiche, der in den Einzelstaaten noch weitergehen kann, als er sür das Reich gehen soll. Aber dur die Verstärkung des L durch den Staats- fommissar tödtet man die Selbstverwaltung. Für den in Aussicht gestellten Antrag des Zentrums kann ih nit stimmen; L halte es für bedenklich, die landwirthschaftlihen Arbeiter von den Wohlthaten dieses Gesetzes ganz auszuschließen. ‘Die Landwirthe haben für ihre alten Arbeiter früher auch geforgt durd) Zuweisung .von leichten Arbeiten. Aber wenn die Güter jeßt verkauft werden, \o kann der Nachfolger nicht in dieser Weise für die alten Leute forgen. Deshalb fönnen wir das Geseß nicht empfehlen. Aber wenn das Geseß unverändert bleibt, dann müssen die Beiträge erheblich steigen, und deshalb muß ein Ausgleih gefunden werden. Die Arbeiter und Dienstboten des Platten Landes wandern in die Stadt deshalb kann es feine Ungerechtigkeit sein, einen Aus lei darin zu finden, daß die Versicherungsanstalten der industriellen Bezirke eiwas s{chlechter gestellt werden als bisher. Wenn Herr Nösicke nicht der Landwirthschaft so feindselig gegenüberftände, dann hâtte er den Antrag voa Ploey, mit dem ich mi durchaus nicht identifiziere, etwas wohlwollender beurtheilt. Wenn für die Arbeiter, die ein Zwischenmeifster beschäftigt, der Großunternehmer eintritt, warum soll nicht für die Arbeiter eines Pigters der Besitzer ein- treten und für die Arbeiter des mit Schulden belasteten Besißers der Hypothekengläubiger, welher den Vortheil von den Leistungen der Arbeiter hat ? Redner {ließt mit dem Antrage auf Ueberein an eine Kommi}sion und empfiehlt eine gründlihe Durchberathung der Vorlage.

Abg. Hilpert (b. k. F.) hält die Invalidenversiherung für verfehlt; er stelle sich auf den Standpunkt des Antrags von Ploeß, weil jeßt Leute, die Millionen besäßen, niht soviel bezahlten, wie ein kleiner Bauer.

Abg. Dr. Graf zu Stolberg-Wernigerode (d. kons.): Die Debatte hat das bemerkenswerthe Resultat gezeitigt, daß sowohl die Regierung als die maßgebenden Parteien eine durhgreifende Reform für nothwendig halten. Die Lasten dieses Gefeßes drücken sehr ver- schieden; je ärmer die Gegend ist, desto mehr drückt das Geseß. Je fruchtbarer eine Gegend ift, desto größer ist der Werth, den ein Arbeiter schafft, desto mehr kann man au arken für ihn kleben. In güt- situierten Gegenden werden die Lasten des Gesehes kaum gefühlt. Die Lasten drücken au mehr auf die vershuldeten Besißer als auf die unver- shuldeten. Deshalb muß eine Vertheilung der Lasten erfolgen auf breitere Schultern. Die Nothweadigkeit hat auch Herr von Hertling anerkannt.

ür den Einschluß der landwirthschaftlihen Bevölkerung in die Vers iherung bin ich von vornherein gewesen, und ich möchte fie auhch jeßt nicht ausschließen, dénn der Zag in die Stadt wird noch größer werden, wenn die Leute außer dem höheren Lohn auch noch die Auß siht auf eine Rente erhalten. Jedenfalls bin ich für den Ausfluß der landwirthschaftlichen Arbeiter von der Versicherung nit eher, bis Hexr von Hertling mir gesagt hat, in welcher anderen Weise er für sie sorgen will. Die Herren von der Linken haben den Antrag von Ploey mit Geringshäßung behandelt. Herr von Hert- ling hat dana gemeint, daß die Arbeiterversiherung, wenn sie niht verbessert würde, sh in der Richtung des Antrags von Ploeß bewegen würde. Meine Wünsche Legen ih in der Richtung diefes Antrags. . ih halte au eine Erhöhung des Reichs- zushusses für unbedingt erforderlich. ch verstehe die unbedingte Gegnerschaft gegen den Reichszushuß. Aber wenn man si dafür entschieden hat, dann ist die E des Zuschusses do lediglih eine Frage der Erfahrung. Der Vertreter der verbündeten Regierungen hat ausgeführt: Wenn die neue Rentenvertheilung niht angenommen würde, würde man zur Reichsanstalt kommen. wäre damit vollständig zufcieden, wenn sie zu erreihen wäre. Ih spreche dabei nur in meinem eigenen Namen, niht im Namen meiner Freunde. Das Beste ift iee: E A nebmen ga pas ra D E

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