1897 / 115 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 17 May 1897 18:00:01 GMT) scan diff

I I I S E E E E E

Land- uud Forftwirthschaft.

Die Wichtigkeit einer sorgfältigen Erhaltung der thierischen Abfall stoffe wird neuerdings mehr und mehr gewürdigt. So wird aus Düsseldorf gemeldet, daß mit Unterstützung der Ì rem und der Kreise im dortigen Bezirk eine große Anzahl von Dünger- ftätten und Jauchebehältern neu angelegt worden ift.

Aus Koblenz wird berichtet: Die Weinberge geben, durh den milden Winter in keiner Weise ges{hädigt, den B ern zu den besten L dge : »y Anlaß. Neuanlagen werden in großem Umfange ausgeführt. Die Weinpreise, besonders die der Moselweine, find sehr boch. Eine Anzahl Weingutsbesißer der Unter-Mosel und des Mittel- Rheins haben sih, anscheinend durch den großen Erfolg ermuntert, den die Besißer der Mittel- und Ober-Mosfel und der Saar auf den gemeinschaftlihen Versteigerungen zu Trier in den leßten Jahren erzielt haben, zusammenge|sch{chlofsen, um in Koblenz gemeinschaftlih ihre Weine versteigern zu lassen.

Theater und Musik.

Königliches Opernhaus.

Nach mehrjähriger Rubepause wurde am Sonnabend Ver di 's Oper „Aida“ zum ersten Male wieder aufgeführt, und zwar mit Fräulein Hiedler in der Titelpartie. Es war das für die Künstlerin e die Generalprobe zu ibrem Wiesbadener Gastspiel in diefer Rolle. Diesem Umstande ift es wohl auch zuzuschreiben, daß fi bei ihr hier und da eine gewisse M und Unsicherheit bemerkliß machte und daß der Souffleur bisweilen im Zuschauerraum hörbar wurde. Im Übrigen aber war, das sei besonders betont, gegen ihr Spiel und ihre Auffassung wenig einzuwenden, und es ist zu erwarten, daß sie, nahdem die Anstrengungen der Einstudierung und die mit dem ersten Auftreten in der neuen Partie nothwendig verbundene Auf- regung überwunden sein werden, die Aida zu ihren besten Leistungen zählen wird. Im Uebrigen war die Aufführung eine glänzende. Herr Sylva hielt, obwohl ihm der Part des Nadames \stimmlih nicht ganz bequem liegt, unermüdlich bis zum Schlusse Stand. Frau Goeße war eine Amneris, wie man sie kaum besser wünschen kann, sowohl gesanglih wie in ihrem durhdachten und temperamentvollen Spiel. Ganz be- sonders verdient au der Gast des Abends, Herr Hoffmann gelobt zu werden. Die Vorzüge dieses Sängers, welche gelegentlih seines Auftretens als Graf Almaviva îin „Figaro’'s Hochzeit“ bereits hervorgehoben wurden, kamen in dieser große Stimmmittel und eindringlide Charakteristik erfordernden Rolle erst voll zur Entfaltung. Herr Mödlinger lieh dem Oberpriester Ramphis seinen fonoren E und gemahnte als folher an den Sarastro, den er ebenfalls zu seinen besten Partien zählt. Herr Krolop war in der fast lediglich repräsentativen Nolle des Königs vortrefflich am Platze. Ein ganz besonderes Lob gebührt ferner dem Chor und dem unter der Leitung des Kapellmeisters Sucher stehenden Orchester. Die Inscenierung war die althergebrahte. Dekorativ genügte fie dem heutigen verwöhnten Geshmack freilich nicht mehr anz, indessen boten malerishe Gruppierungen in den Massen- cenen und eine geshickte Anordnung der vorkommenden Tänze au dem Auge des Sehenswerthen genug. Das Werk selbst bedarf kaum eines Kommentars; es ist un- verkennbar unter dem Einflufse Meyerbeer’s entstanden, und nur im legten Akt tritt Meister Verdi’ss Eigenart klar zu Tage; neben vielem rein Theatralishen und Aeußerlihhen enthält es Stellen von hoher Schönheit. Jedenfalls war seine Wiederaufnahme in den Spielplan eine dankenswerthe That, für welche das außerordentlich zahlreihe Publikum dur lebhaften Beifall volles Verständniß zeigte.

Theater des Westens,

„Unser Doktor*, ein âlteres Volks\tück mit Gesang von Leon Treptow und Louis Herrmann, welhes vor einem Jahrzehnt im Wallner-Theater mit Shweighofer, Meißner, Franz Guthery und Blencke in den Hauptrollen eine Reibe erfolgreiher Aufführungen erlebte, ershien am Sonnabend zum erften Male auf der Bühne des Theaters des Westens. Es zeigte si, daß diese Art von Volks- ftüdckden mit ihrem Gemisch launiger und rührender Scenen iroy aller inzwishen versuhten Neuerungen auch heute noch eine warme Aufnahme beim Publikum finden, zumal wenn es sich um ein Stück wie „Unser Doktor“ handelt, das immerhin zu den besseren seiner Ärt gehört. Die Geschichte von dem Sohn, der auf der Uni- versität verdirbt und bei der harten Arbeit des Seemanns seine moralishe Kraft wiederfindet, is von den Verfassern geschickt und im zweiten Akt mit starker dramatisher Steigerung durh- geführt worden; die eingestreuten Kuplets brahten eine an- genehme Abwechselung în die leihte Unterhaltung oder regten wieder an, wenn das Interesse an der bescheidenen Handlung etwas verflahen wollte. Herr Junkermann spielte die Rolle Schweig- hofer’s, die des alten braven Schmieds Lebrecht, und gab seiner Vater- freude wie seinem Vatershmerz in unverfälschtem Hamburger Dialekt \{lichten und rührenden Ausdruk. Herr Franz Guthery gastierte in

seiner alten Rolle des Rentiers Mummel und weckte durch seinen trockdnen Humor uneingeshränkte Heiterkeit. Den Bäter und Tanzmeister Tübbecke vertrat Herr MRohland bebäbig und munter, und Herr Vallentin brachte in ter Rolle des Frit Stürmer, eines zweiten verlorenen und „wiedergefundenen®* Sohnes, feine gute Laune mit Frishe zur Geltung. Die Darstellerinnen der weiblihen Rollen, Frau Wenck, Fräulein Martha Glück, Fränlein Ella Gabri 2c., konnten in ihren Leistungen durhaus be-

edigen, [nas das Ensemble den reihen Beifall, den es fand, auch wohl verdiente.

Im Königlichen Opernhause gelangt morgen Meyerbeer?s Oper „Die Afrikanerin* unter K ellmeister Sucher's Leitung zur Auf- führung. Die Beseßung lautet: Don Pedro: Herr Mödlinger; Ines: rau Herzog; Vasco de Gama: Herr Sylva; Großinquifsitor : Herr rolop ; Don Alvar : Heer Sommer; Oberpriester : Herr Stammer ; Nelusco : Herr Fränkel ; Selica: Fräulein l.

__Im Königlihen Schauspielhause geht morgen neu- einstudiert Heinrich von Kleist's Lustspiel „Der zerbrohene Krug“ in folgender Beseßung in Scene: Walther: Herr Ober- länder; Adam: Herr Grube; Licht: Herr Heine; Frau Null: Ds Schramm; : Es Hausner; Büttel: Herr Siegrift ;

ümpel: Herr Krüger; Brigitte: Frau Stollberg. Hierauf folgt Meoliòre’s fünfaktiges Lustspie „Die gelehrten Frauen“ in deutschen

Versen von Ludwig Fulda in nachstehender Beseßung: Chryfal:

err Vollmer: Philaminte: Fräulein Hausner ; Armande: bih; Henriette: Fräulein Lindner ; Arist : Herr Arndt; Belise: Frau

Schramm; Clitander: Herr Purschian; Trifsotin: Herr Herter; Vadius: Herr Keßler; Martine: Frau Conrad.

Herr Kammersänger Paul Bulß hat nach Beendigung seines Gastspiels in Wien, wo er an zehn Abenden in Neßler's Dper „Der Rattenfänger von Hameln“ mit außerordentlihem Erfolge aufgetreten ist, sich nah Wiesbaden begeben, um bei den dortigen Festspielen mitzuwirken.

Mit einer Art von Revue über die Erfolge seiner zehnjährigen Direktionsthätigkeit wird \fich Direktor Lautenburg demnähst vom Residenz-Theater verabshieden. Die Stüe, die fh in diesem Jahr- zehnt besonders bewährten, sollen in einem Cyclus noch einmal zur Aufführung kommen. Neben französishen gehören auth deutsche und \kandinavishe Werke zu diesem Abschieds-Cyclus, welher am Sonn- abend, den 22. d. M., mit Alexander Dumas? „Besu nah der Hoch- zeit“ und dem Shwank „Jm Pavillon“ beginnen foll.

Bei dem nächsten De TE or Lea in der Marienkirche am Mittwoch, den 19. Mai, Mittags 12 Uhr, werden u. a. das H-moll-

räludium von Bach, das Finale aus der Pastoral-Sonate von Rheinberger und die erste Konzert-Sonate von Dienel gespielt werden. Der Eintritt ist frei.

Mannigfaltiges.

Im Ausfstellungëpark am Lehrter Bahnhof find auf dem Plaß für den „Concours hippique“ des Deutschen Sport-Vereins die Arbeiten bereits in vollem Gange. Mit der Aufstellung der Logen und Tribünen wird im Laufe dieser Woche begonnen werden, nahdem das Comité am Sonnabend unter dem Vorsiß Seiner Dur(lauht des Prinzen Aribert von Anhalt die Pläne dazu genehmigt hat. Sowohl am 28. wie am 29. Mai Abends sollen im Auss\tellungspark große Gartenfeste veranstaltet werden.

Die Wagen der neuen Omnibusgesellschaft „Reform“ (eter fas 93) wurden am Sonnabend von dem Kommissar für öffentlihes Fuhrwesen, Polizeißkauptmann Vogel abgenommen. Bon heute ab sind neun einspännige Wagen auf der Strecke Belle- Alliancestraße—Hausvoigtei-Play in Dienst gestellt. Der erste Wagen geht Morgens 6# Uhr von der Belle-Alliancestraße ab, der leßte Abends 10 Uhr 51 Minuten vom Hausvoigtei-Play. Die Wagen folgen in Abftänden von drei Minuten. Das Fahrgeld (5 4) wird in ein Glaskästhen geworfen, in dem es sihtbar bleibt, bis der Con- troleur die Klappe öffnet.

Koblenz. Die Maurerarbeiten sowie der Bau der Rheinquai- Mauern an dem Provinzial-Denkmal für Kaiser Wilhelm den Großen am Deutschen EckX gehen ihrer Vollendung entgegen. Der verstorbene Eisenbahn-Kontroleur Joh. Bapt. Hammer hat die Stadt Koblenz zur Universalerbin eingeseßt. Mit dem Vermögen, welches, aus einem Hause, Werthpapieren und Hypotheken bestehend, ungefähr 172 000 M N von dem aber an Legaten für Verwandte 2c. 52 000 Æ und eine jährlihe Rente von 900 Æ abgehen, soll ein Männer- und Frauenheim errihtet werden.

Andernach. Die hiesige Stadtverordneten - Versammlung hat den Bau eines Schlachthauses sowie die Renovierung des Nheinthores beschlossen, nachdem der Provinzial-Landtag für leßtere 10 000 M bewilligt bat.

räulein“

Neuenahr. Die Gemeindevertretung tes Bades Neuenahr ke {loß die Anlegung einer elektrishen Straßenbeleuhtun Pelten der iesigen Gr Ee der Je eig dr weiler

weben ndlunge en Vavy eines gem Shlahthauses. T iee

Solingen. Die Eröffaung der Bahnstrecke Remscheid Solingen soll zum 1. Juli d. J. erfolgen und wird von der Be, völkerung des Wupperthals, namentlich in den beiden dadur in direkte Verkehrsverbindung gebrahten Städten, [une erwartet. Die Brüdcke, welhe in weitem Bogen das ganze upperthal überspannt, gewährt einen imposanten Anblick und bietet neben ihrer wirthschaftlichen Bedeutung auch einen besonderen landschaftlichen An, ziehungspunkt des Bergischen Landes.

Budweis, 17.-Mai. Das infolge anhaltender Regengüsse ein. getretene Hohwasser rihtete hier vielfahen Schaden an; daz Wasser drang in die nied gs gelegenen Häuser der Bahnhofsstraße und überfluthete auch den Ba hof Auf der Linie Budweiz— Linz fand ein Dammrutsh statt, infolge dessen der Güterverkehr auf dieser Strecke eingestellt werden m S während der Personen, verkehr aufrecht erhalten wird. Das Hochwasser ift noch im Steigen begriffen.

Paris, 17. Mai. Auf einem Are A in Etampes ver brannten aht herumziehende, unbekannte Feldarbeiter, wel&e in Sn * id aents ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten, während dez

afs.

Châlons-sur-Marne, 15. Mai. In den Weingärten F Sune wurde durch Frostwetter großer Schaden an- gerichtet.

St. Petersburg, 15. Mai. Nach einer Meldung des „Swjet* wurde die Kreisstadt Dorogobush im Gouvernement Smolensk von einer großen Feuersbrunst betroffen. Siebzig Pâuser, zwei Kirchen und verschiedene Regierungsgebäude sind niedergebrannt,

Riga, 16. Mai. Wie sih nunmehr herausgestellt hat, hat das Eisenbahnunglück auf der Bahnstrecke Dorpat— Walk (f. Nr. 114 d. Bl.) niht so viele Opfer gefordert, wie zuerst angegeben worden war. Es wurden 42 Personen getödtet, 70 {wer und 40 leiht verwundet. Eine Anzahl der infolge der Entgleisung des Militärzuges {wer verleßten Personen n allerdings ibren Wunden nachträglih erlegen. Man zählte daher geftern Abend: 96 Soldaten und 2 Schaffner todt, 53 Soldaten und 1 Schaffner \chwer verwundet, 3 Offiziere und 37 Soldaten leiht verwundet, Die Katastrophe ereignete sich infolge eines furhtbaren Wolken- bruch8, der den Bahndamm übeischwemmt und beschädigt hatte; 25 Minuten vorher hatte ein Postzug die Stelle ohne Unfall passiert. Der „Regierungsbote" meldet: der Kaiser habe, nachdem er die Nachricht von der Entgleisung des Militärzuges erhalten, den in Mitleidenshaft Gezogenen telegraphisch sein tiefes Beileid in den gnädigsten Ausdrücken autsprehen lassen. Die Ka iserin-Wittwe ließ eine Sanitäts-Abtheilung des Rothen Kreuzes an die Unglüds- ftätte entsenden.

Jekaterinoslaw, 17. Mai. „W. T. B." meldet: Unweit des hiesigen Bahnhofs fand ein Zusammenstoß eines Güter- zugs mit einem Arbeiterzug statt. Sieben Waggons wurden zer- trümmert; ein Arbeiter wurde getödtet. Der aschinist, zwei Schaffner und zwei Arbeiter erlitten Verleßungen.

Palermo, 15. Mai. Heute Nachmittag 2 Uhr 44 Minuten ereignete sih hier ein heftiger Er dst oß; die Ershütterung währte 10 Sekunden; es folgte sodann noch ein Stoß, ter aber {chwäer war. Auch in Trapani wurde das Erdbeben verspürt.

Stockholm, 15. Mai. Die Allgemeine Kunst- und Industrie-Ausstellung ist heute in Gegenwart des Königs und der Königin, des Kronprinzen und der Kronprinzessin von Däne- mark, des Prinzen Karl und anderer Mitglieder des Königlichen Hauses, welhe von dem Kronprinzen, dem Prinzen Eugen und den Mit- gliedern des Comités empfangen wurden, bei bherrlihstem Wetter eröffnet worden. Auch zahlreihe Mitglieder des Reichstages wohnten der Eröffnung bei. Der König und der Kronprinz hielten Ansprachen. Nah der Eröffnungsfeier machte der König mit seinem Gefolge einen Rundgang durch die Auéstellung. Abends fand im Schloffe ein Souper statt, zu welhem die Mitglieder der vershiedenen Aus\chüfsfe, Se Mitglieder des Reichstages und Vertreter der Presse ge- aden waren.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

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iht vom 17. Mai, Morgens.

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Stationen. Wind. Wetter.

in 9 Celsius 5 C. =49R.

Bar. auf 0Gr.| Temperatur

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Anfang 7 Uhr

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Der höchste Luftdruck liegt über Nordwest-Europa, gegenteer einem Depression8gebiete über dem süd- ichen Erdtheil, und daher dauert die nördliche bis östlihe Luftstrômung über Mittel-Europa fort. In Deutschland is bei {wachen und mäßigen Winden das Wetter wärmer, im Süden trübe, im Norden heiter; die Morgentemperatur liegt allenthalben, er in einigen \südlihen Stationen, über dem

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Deutsche Seewarte.

Bönigliche Schauspiele. Dienstag: Opern- : haus. 122. Vorstellung. Die Afrikanerin, Oper | gj woh: Gastspiel des Ferenczy-Enfembles. in 5 Akten von Giacomo Meyerbeer. Eugòne Scribe, deutsch von Ferd. Gumbert. Ballet von Paul Taglioni. Regisseur Teylaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher.

Schauspielhaus. studiert: Der zerbrochene Krug. 1 Aufzug von Heinrich von Kleist. geseßt vom ler Vegilleue Max Grube. Die REETY Frauen.

ean Baptiste Molière.

Baptiste Moliè Cs. In Scene geseht vom Ober-Regifseur Grube. Anfang 7# Uhr. Mittwoch: Opernhaus. 123. Vorstellung. Undine. Romantishe Zauber-Oper in 4 Akten von Albert Lorßing. Text nah Fouqus's Erzählung frei be- arbeitet. Tanz von Emil Graeb. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. Historisches Drama in 5 Aufzügen von William __ überseßt von Nach der Bühneneinrihtung von häuser in Scene geseßt vom Ober-Regifseur Marx Anfang Uhr.

Deutsches Theater.

studiert: Die Räuber. Anfang 7} Uhr. Mittwoch: Die versunkene Glocke. Donnerstag: Am Ende. Die Schulreiteriu. Guten Morgen, Herr Fischer!

Berliner Theater. Dienstag: Kaiser Hein-

E Anfang 7 Uhr. ittwoh: Kinder der Bühne. Donnerstag: Renaissance.

Lessing - Theater. ttelwerthe; im Binnenlande if Regen gefallen. Ferencwv-Snsembles.

apanische Theehaus-Geschichte.

Theater. Anfang 7# Uhr.

ha. Donnerstag: Die Geisha.

Text von In Scene geseßzt vom Ober-

133. Vorstellung. Neu ein- Lustspiel in

In Scene

buen: Dienstag: 3 Akten Vorher: Der neue Ganymed.

ustspiel in 5 Aufzügen von

7X Uhr. In deutshen Versen von

Mittwoh und folgende Tage:

Nenes Theater. Direktion: Sigmund Lautenburg.

134, Vorstellung. Coriolan.

S@legel und Tie.

ilhelm Oechel- | P. Potter,

Mittwoch: Trilby. Dienstag: Neu ein- Madame Bonivard.

und Fräulein Martha

Anfang 7# Uhr.

N wh: Cs SEENS onnerstag : er Doctor.

Dienstag: Gastspiel des bei

Die Geisha, oder: fingsttag). Sommerpreise.

Eine (TI. Operette in

3 Akten von Owen Hall. Musik von Sidney Iones. Deutsch von C. M Roehr und Julius Freund.

Gastspiel des Ferenczy-Ensembles. C.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- Vaterfreuden. von P. Hirshberger und G. Klitscher. (Café Lefort.) Schwank in 1 Akt von Bolten-Bâäkers.

Vaterfreuden. Vorher: Der neue Ganymed.

Schiffbauerdamm 4a. /5,

] Dienstag: Gast-

Be des Heren Willem Royaards vom

Niederländishen Theater in Amsterdam. Trilby.

Schauspiel in 4 Akten nach George Maurier und

deutsch von Emanuel Lederer. In

z A geseßt von Sigmund Lautenburg. Anfang r

Schiller-Theater. Dienstag, Abends 8 Uhr: Mittwoch, Abends 8 Uhr: Der G’wissenswurm, Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn- bof Zoologisher Garten.) Dienstag: Gastspiel des

Herrn August Junkermann, des Herrn Franz Guthery Glück. Unser Doctor.

Beginn der Opern-Saison: Sonntag, 6. Juni

Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Direktion: Julius Frißshe. Dienstag: Gastspiel des Fräuleins Annie Dirkens vom Theater an der Wien in Wien. Der Vogelhändler. Operette in 3 Akten von M. West und L. Held. Musik von eller. Anfana U i ittwoh: Gastspiel des Fräuleins Annie Dirkens. Der Vogelhäudler.

Thalia-Theater (vorm. Adolph Ernft-Theater). Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hafemann. Dienstag: Heirath auf Probe. Posse mit Gesang in 3 Aften nah Gerö Buchbinder von Jean Kren. Gesangsterte von Gustav Görß. Musik von Leopold Kuhn. Äufang 7F Uhr.

J Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Anna Kögel mit Hrn. Dr. phil Andreas Braem (Berlin—Sobernheim a. N.) Bertha Freiin von Waldenfels mit Hrn. Prem- Lieut. Curt von Dambrowski (Gera—ODresden).

Vereheliht: Hr. Landrath Adolf Frhr. vos Peinge mit Luise Freiin von Vincke (Kiel). Hr. Lieut. Curt von Poncet mit Frl. Betsi vo# M (Kasimir). Hr. Wirklicher Geheimzr

ath Graf von Alvensleben-Erxleben mit .

Hans Reichert mit Frl. Glse Feblert (z. Zt, Berlis)

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Geboren: Ein Sohn: Hrn. Rittmeister 00 o

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Gestorben: Hr. z. D. po Kleift (Gafsel). Verw. Fr. Justiz-Rath Id

Herzfeld, geb. Lemmcke (Ber

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin. :

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Vert2Æ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr, 2

Acht Beilagen

(einschließlich4 Börsen-Beilage)« si)

zum Deutschen Reichs-Anz

X 115.

Erste Beilage

Berlin, Montag, den 17. Mai

eiger und Königlich Preußischen Slaals-Anzeiger

1897.

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Berichte von deutschen Fruchtmärkten.

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1897

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15,59 11,90 12,50 13,00

13,20 12/60

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten.

85. Sizung vom 15. Mai 1897.

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17,20 | 15,47 | 16,40 | 14,80 | 15,40 | 14,60 |

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15,00 11,40

11,40 11,30

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Nog 11,25 12,00 11,69 11,50

12,00 14,20 14,20

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16,60 17,29 16,34 12,20 12,50 13,00

13,20 13/00

14,00 13,00

12,50 14,74 13,00 13,50

| 13,60 13,20 14,80 13,40 13,00 13,20 12,79 16,80 18,31 16,77 12,30 13,00 14,00 13,40 14,00 13,70 13,40

—) in den Spalten für Preise Spalten, daß entsprehender Bericht fehlt.

11,80

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16 59 15,80

16,50 16,00 15,00 16,00 18,49 16,32 16,80 15,30 15,60 15,50 17,18 17,80 17,50 14,00 16,50 16,80

g En. 11,25 12/00 11,80 11,60

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12,10 12,10 12,00 11,62 16,00 13,75 11,70 11,80 11,80

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13,56

619 13,76 9 14,77

14,00

12,55 | 12,47 | 15.5. 10

Bemerkungen. | : Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Durch- nittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berehnet.

Ueber den ersten Theil der Sißung is vorgestern be-

rihtet worden.

Nach Ueberweisung de Regelung der Forstverhältnisse Olpe im Kreise Olpe, Regierungs

tommission über die

U

des Gesehentwurfs, teren die Ls das ehemalige

stizamt

ezirk Arnsberg, an die ver- îrfte Agrarkommission gelangt der Bericht der Rehnungs-

ebersiht von den Staatseinnahmen

d -Ausgaben des Jahres 1895/96 zur Berathung.

Abg. Ri ert (fr. Vgg.) wirft die Frage au wesen der Beamten eti 00 4 “gutiondwesen zu

er Kautio hoftigkeit der ite E

Finanz-Minister Dr. von Miquel:

bes

geregelt sei.

Am be

f, ob das Kautions- sten wäre es, das eitigen. Selbst bei Kassenbeamten liege \te Garantie sür eine größere Gewissen-

A Meine Herren! Ich stehe garniht an, anzuerkennen, daß in den éführungen des Herrn Rickert viel Richtiges und Beherzigenswerthes

werth

i; die Frage is gewiß im höchsten Grade eingehender Erörterung : Ob man aber auf diesem Gebiete so durchgreifende Reformen

Me Nahtheile für den Staat zur möglichen Erleichterung der Be- nlenschaft durchführen kann, is doch recht zweifelhaft, Ih will im

hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis niht vorgekommen ift ; ein

Eingange erwähnen, daß der preußische Beamtenverein, domiziliert in Hannover, vor einiger Zeit die Frage seinerseits angeregt hatte, um von seinem Standpunïte aus die Frage zu lösen. Dieser Beamtenverein wirkt ja nach allen Seiten bödst woblthätig, und ihm gehört eine sehr große Anzahl i habe augenblicklich die Zahl niht im Kopfe von preußischen Beamten an, Dieser Verein {lug nun vor, daß er bereit sein würde, für seine Mitglieder die Kaution zu stellen, wogegen dann die betreffenden Mitglieder es ist in dieser Organisation des Beamten- vereins eine Lebenéversiherungsgesellshaft, die außerordentli günstig für die Beamten wirkt sich verpflichten, in diese Lebensversicherung einzutreten. A

Auf Grund dieses Antrags des Beamtenvereins ist die Sache im Staats-Ministerium ausführlih behandelt, und man ift {ließli doh zu der Ansicht gekommen, daß es bedenkliß wäre, mit diesem Verein, der namentlich auch dadur thatsählich einen Zwang auf seine Mitglieder für die Lebensversiherung ausüben und also, möchte ich sagen, dadurÞ eine ganz privilegierte Stellung bekommen haben würde in Verhandlungen einzutreten. Dann war aber vor allem die große Mehrheit der Staats- Minister sehr bedenklich deswegen bei der Sache felbst, weil sie glaubten, in der Kautionstellung direkt an den Staat liege ein fo er- hebliches moralishes Moment für die Beamten, man dürfe ihnen ge-

wifsermaßen das Bewußtsein nicht nehmen, daß sie überhaupt eine Kaution gestellt haben.

Dann fam man zu der Frage, ob nit eine Vereinfahung der ganzen Verwaltung dieser verschiedenen Kautionsfonds möglich wäre, und diese Frage schwebt noch heute sie ist noch nicht vollständig entschieden. Bekanntlih hat die Reichs- Postverwaltung aus diesen Kautionen cinen einzigen Fonds gebildet und den Gesammtbetrag in das Reichs\huldbuch eintragen lassen, wo dann ab- und zugeschrieben wird, je nach dem Zugange neuer Kautionen beziehungêweise dem Abgange alter Kautionen. Es wurde aber im Staats-Ministerium, namentlich von dem meist betheiligten Minister, dem Herru Minister für öffentliche Arbeiten, bezweifelt, daß darin eine Vereinfahung und Ersparung von Kosten liegen würde. Es wurde damals ausgeführt, daß die Kautionen, die bei Regierungs- und Eisenbahn-Hauptkassen der Eisenbahnen verwaltet werden, keine wesentlihe Mühe maten; die Beamten bekommen die Kupons auf vier Jahre, also alle vier Jahre haben fie nur einen neuen Kupon wieder von der Kasse einzufordern. Das wird so nebenbei verwaltet und macht keine besonderen Kosten, während die Einrichtung bei der Reichspostverwaltung allerdings bedingt, daß den Beamten die Zinsen direkt zugeshickt werden und daraus erhebliche Kosten und Weiterungen erwachsen können.

Der Herr Minister der öffentlihen Arbeiten hat damals über- nommen, noch nähere Ermittelungen, au statistishe Erh:bungen an- zustellen, sie sind bei mir z. Z. noch nit eingegangen.

Also der Herr Abg. Rickert wird sih überzeugen, daß die Frage in Bewegung if, daß man die Sache erörtert, und daß man allerdings anerkennt, daß in dem ganzen Kautionswescn sehr viele nachtheilige Seiten \tecken das erkenne ih durhaus an.

Nun ist es aber do ein gewaltiger Schritt, nah dem Vorschlage des Herren Abg. Rickert die Kautionen überhaupt zu beseitigen. Wenn er si dabei auf die Privatwirthschaft bezieht, namentlich auf die großen Banken, so kann er dies garnicht mit den staatlichen Verhältnissen vergleihen. Ein Kassierer in einer großen Bank, der Hunderte von Millionen ums{lägt, kann allerdings keine Kautizn ftellen, die ihm irgendwie bei den möglihen gewaltigen Unterschlagungen ein Menetekel vorhalten könnte; aber in der großen Zahl der Beamten, die wir haben, handelt es sich um Kassierer, Rentmeister, die mit solchen Summen nicht wirthshaften. Es handelt sih au entfernt nicht für den Staat um diejenigen Fälle, wo dolus vorliegt: geradezu eine absihtlihe Hinterziehung oder Unterschlagung; sondern alle diese Kautionen machen den Beamten haftbar für Versehen. Das kommt ja bei den vielen kleinen Kassen oder sonstigen Verpflihtungen, wo Geld. den Beamten durch die Hände geht, sehr vielfah vor, und da is die Kaution allerdings ein fehr erhebliher. Anreiz, vorsichtig zu sein, daß z. B. keine Ueberzahlungen aus der Kasse stattfinden oder inrthümlihe Buchungen, weil der Beamte daz Gefühl hat, er haftet unmittelbar dafür, und die Kaution liegt für den Staat bereit, sih bezahlt zu mahen. Solche Fälle kann man nicht mit den Verhältnissen einer großen Bank vergleichen.

Meine Herren, ih glaube do, daß wenigstens bei sehr vielen Beamten die Thatsache, daß sie einen Theil ihres Vermögens als Sicherheit dem Staat hingeben ih will nicht sagen, auf einzelne große Verbrecher, aber doch auf eine große Anzahl der Beamten dahin wirkt, daß sie besonders vorsichtig sind; sie haben das Gefühl der Haftbarkeit dem Staat gegenüber mit ihrem eigenen Ver- mögen für die treue Erfüllung ihrer amtlihen Verpflichtungen, und das muß doch immer eine ganz erhebliche moralische Wirkung haben. Man kann daher Bedenken tragen was ein großer Staat meines Wissens noch nirgends gewagt hat, was in Preußen noch keine große Kommune gewagt hat —, nun plögßlich diese großen Summen, die er in den Kautionen zu stecken hat, hinauszugeben und auf die Kautionen ganz zu verzichten.

Es handelt si dabei aber nicht bloß um die moralische Wirkung, sondern auch um die materielle Seite. Wenn in einem Ja%re nur geringe Beträge in Kautionen eingezogen sind ich will nit mal fagen, hinterzogen —, dann is das noch kein Beweis. Man weiß namentli nicht, welche Wirkung die Aufhebung der Kauticnen auf die Summe folcher Defekte haben würde. Ih glaube mit dem Herrn Abg. Rickert im großen Ganzen, daß unsere preußishe Beamtenschaft so pflichtgetreu, redlih und sorgsam ist, daß die eigentliche Triebfeder in dieser Beschaffenheit unserer Beamtenschaft liegt und nicht in der Stellung von Kautionen; aber es könnte doh eine Anzahl von Beamten es sind immer räudige Schafe unter ciner so großen Herde sein, die sehr wesentlih im korrekten Ver- halten durch die Stellung von Kautionen beeinflußt werden. Man braucht das Kind niht mit dem Bade auszushütten. Jh kann mir wohl denken wir haben uns {hon im Finanz-Ministerium mit der Sache beschäftigt —, daß man die Uebelstände, die der Herr Abg. Rickert aus dem Kautionswesen herleitet, wenn auch nit ganz be- seitigen, so doch dur zweckmäßige Organisation abschwächen kann. Es könnte sehr wohl die Frage als erwägenéwerth betrahtet werden, aus denjenigen Beamten, die nicht in der Lage sind, aus eigenem Vermögen eine Kaution zu stellen eine große Anzahl is doch noch immer in der Lage, wenigstens eine kleinere Kaution aus eigenen Mitteln zu stellen —, eine folidarisch haftbare Genossenschaft mit besonderen Garantien zu bilden; das läßt sich hören, man kann die Sache erwägen, und ih bin niht abgeneigt, der Frage näher zu treten, weil mich das immer bekümmert hat, wie die Beamten, die kein eigenes Vermögen haben, Kautionen stellen, große Kosten bet Banken dur Provisionszahlung u. |. w. sich machen müssen. Man Fönnte vielleiht auch noch auf andere Weise denselben Zweck erreichen. Fh kann dem Herrn Abg. Rikert sagen, daß wir die Frage, die in vollem Fluß schon jeßt ist, weiter prüfen werden, um zu sehen, ob wir in der Lage sind, dem nächsten Landtage über die Ergebnisse dieser Frage neue Vorschläge zu mahen. Ich bin dankbar, daß diese Frage angeregt ift ; es liegen hier wirkli Uebelstände für unsere Beamtenschaft vor, und man muß versuchen, wie man diese Uebels stände beseitigen kann. (Bravo !)