1897 / 117 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 19 May 1897 18:00:01 GMT) scan diff

an Influenza sind bedeutend seltener zur Beobachtung gelangt, und es kamen au nur noch 2 Todesfälle infolge-von Influenza zur Meldung. Seltener traten-auch akute Darmkrankheiten zu Tage, und die Zahl der dur diese Krankheitsformen veranlaßten Sterbefälle sank auf 24 (von 33 der Vorwoche); die daran Gestorbenen befanden ich fast aus\{hließlich im Alter von noch nicht 2 Jahren. Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine geringe; von je 10000 Lebenden starben, aufs Jahr

41 Säuglinge. Von den Fnfektionskrankheiten kam an Erkrankungen an Typhus nicht eine zur Meldung, an Masern, Scharlah und Diphtherie nur eine beshränkte Zahl, und zwar zeigten sh Masern und Scharlach in den einzelnen Stadttheilen nur in vereinzelten Fällen, Diphtherie nur in der Rosenthaler Vorstadt in erwähnenswerther Zahl. Erkrankungen an Kindbettfieber wurden 2 bekannt. Rosenartige Entzündungen des ellgewebes der Haut blieben in beshränkter Zahl; weitere Erkrankungen an Genid\starre sind niht gemeldet worden. Zahlreih blieben jedoch noch immer Erkrankungen an Keuchhusten, die in 9 Fällen zum Tode führten. Auch Erkrankungen an akutem Gelenkrheumatismus famen zahlrei zur Behandlung, während rheumatishe Beshwerden der Muskeln nur in wenigen Fällen zur Beobachtung gelangten.

Verdingungen im Auslande.

Oesterreih-Ungarn. 31, Mai, 12: Uhr. K. K. Staatsbahn-Direktion Krakau: Ver- kauf von Altmaterialien, welche im Materialmagazin von Neu-Sandec

lagern. G 15. Juni, 12 Uhr. K. K. Staatsbahn-Direktion Krakau: Liefe- rung von 328 700 t Steinkohlen für das Jahr 1898.

15. Juni, 12 Uhr. K. K. Staatsbahn - Direktion in Wien: Lieferung mineralisher Kohle im mae von 1079 000 t für die Zeit vom 1. Januar 1898 bis Ende Dezember 1898. Die aus- eschriebene Menge vertheilt sich auf die K. K. Staatsbahn-Direktionen Mien, Linz, Innsbruck, Villach, Triest, Pilsen, Prag und Olmüg. Eventuell Üeferungs8abschluß auf drei Jahre, d. i. vom 1. Januar 1898 bis Ende Dezember 1900. Näheres bei der K. K. Staatsbahn- Direktion Wien, Fünfhaus, Schönbrunnerstraße Nr. 6, und beim „Reichs-Anzeiger“. : i

99, Suni. K. K. priv. Aussig-Teplißer Eisenbahn-Gesellshaft in Teplig: Bau-Ausshreibung für die Theilstrecke Lobosiß— Leitmerig der Lokalbahn Tepliß (Settenz)—Reichenberg. Näheres in der Bauleitungs-Kanzlei der Aussig-Tepli er Eisenbahn (Schönau N. Con. 100 „Peterhof“) und beim „Reichs- nzeiger“.

Spanien.

30. Mai, 2 Uhr. Stadtverwaltung von Osfuna: Uebernahme der elektrishen Beleuhtung von Osuna für 13 Jahre. Anschlag 6948 Peseten jährlich. Kaution 10 000 Peseten. Näheres bei der genannten Verwaltung.

30. Mai, 12 Uhr. Stadtverwaltung von Almazan: UVeber- nahme der elektrishen Beleuhtung von Almazan für 9 Jahre. Anschlag 2500 Peseten jährlih. Kaution 250 Peseten. Näheres bei der genannten Verwaltung. s

Rumänien. ;

12. Juni, 2 Uhr. Stadtverwaltung von Botoschani: Bau einer Wasserleitung. Voranschlag ca. 1300 000 Fr. 5% Kaution. Näheres bei genannter Behörde. i :

5. Juni. Finanz-Ministerium în Bukarest: Bau eines Dienst- gebäudes für den Rechnungshof. Voranschlag 399 858 Fr. 9 ?/o Kaution. Näheres bei der Direktion der Zentral-Rechnungsstelle.

Ohne Datum. Stadtverwaltung von Fassy: Konzession für die Errichtung und den Betrieb der elektrischen Straßenbahn, der eleftrishen Beleuhtung und einer Wasserleitung in Jafsy. j

Chile.

Ohne Datum. Rabinel und Marguand, Unternehmer für den Bau der Wasserleitung in Valparaiso: Lieferung von 2500 t gußeisernen Röhren und 10 000 t Zement.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 19, Mai. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. . D. „Kaiser Wilhel m 11.“ 17. Mai Abds. Reise v. Gibraltar n. eapel fortges. „Fulda * 17. Mai Nm. Reise v. Gibraltar n. New-York fortge). „H. H. Meyer“, v. New-York kommend, 18. Mai Vim. auf Weser angek. „Stuttgart“ 18. Mai Vm. Reise v. Genua n. Neapel fortgeseßt. e Bukarest, 18. Mai. Infolge fortdauernder Regengüsse im g Lande find die Verbindungen mit dem Auslande, mit usnahme dericnigen über Suczawa, gestört. Die Auslandspost ist seit Sonntag nicht eingetroffen.

Gast der Köni

Librettos wegen wohl nur noch au vorragenden

besißt, ihre Rollen \chauspielerisch

beseßten Hauses.

des französishen Schwanks nicht so

mann als dessen Tochter Gabrielle. hätten.

Gastspiel in der Titelrolle fort. Göß

Molière wiederholt.

Allee behufs Neubeschüttung der

Theater und Musik.

Königliches Opernhaus. y Am Montag Abend sang Fräulein Fra nceschina revosti als Bühne die Partie der Lucia in Dontzetti's „Lucia von Lam mermoor“, einer Dye die ihres unzulänglichen f dem Repertoire erscheint, um her- Gesangkünstlern Gelegenheit zu geben, fih vor dem Prevo m in einer glänzenden Rolle hören zu lassen. Fräulein

revosti ist hier feit Jahren als eine Sängerin von eminenter Begabung annt, als eine Meisterin der Technik, die ihr Organ unbedingt beherrscht und neben einer ausdrucksvollen Stimme auch die Kra

wirkungsvoll zu gestalten. Die

Lucia hat sie hier wiederholt gesungen und gespielt, und man kann nur aufs neue sagen, daß sie jedes Lob verdient. Der Wohlklang der Stimme nit nur, sondern auch ihre seelishe Ausdrucksfähigkeit, die jede Stimmung, jede Empfindung der Künstlerin in der Seele des Hörers nahklingen läßt, machen diese Leistung zu einer fast unübertrefflihen, sodaß ihr der Beifall niemals fehlen wird. Als Edgardo trat der Königliche Kammersänger Herr Emil Goetze, leihfalls als Gast auf und entzückte dur die Kraft, 4 und den

lanz des Tons, welche Eigenarten seiner Stimme i Beifall fand und verdiente auh Herr Hoffmann, der als dritter Gast die Partie des Lord Asthon sang. In Verbindung mit den Gästen standen die heimishen Künstler überal auf der Höhe ihrer Aufgaben; namentli find Herr Philipp (Bucklaw) und Herr Mödlinger (NRai- mund Bidebent) mit Anerkennung zu nennen. Die Gesammtvorstel- lung erfreute sich ungetheilten Beifalls des in allen Theilen gut

Schiller-Theater.

„Madame Bonivard“, der lustige Schwank von Alexander Bisfon und Antony Mars, welcher seinerzeit an der gleihen Stätte mit Anna Schramm in der Titelrolle einen so nachaltigen Heiterkeits- exfolg erzielte, ging vorgestern im Scbiller-Theater, das in der Sommer- saison seinem Publikum hauptsählich Stücke heiterer Art vor- zuführen pflegt, zum ersten Mal in Scene. Das Darstellerperfonal dieses volksthümlihen Schauspielhauses ist für das wirbl

nd. Vielen

ige Tempo eingesult, wie es die Mitglieder

des alten Wallner-Theaters waren, kann dies auch niht sein, weil es bei seinem großen wechfelnden Spielplan in gar zu ver- \hiedenartigen Aufgaben beshäftigt wird. Dennoch erzielte die gestrige Aufführung fast ebenso ershütternde Lahwirkungen, wie es der früheren gelungen war. Frau Werner, welche jeßt die Rolle der Ränke spin- nenden Schwiegermutter spielt, erreichte ihre Vorgängerin bezügli des Humors nicht; ihre Schärfe war zuweilen mehr abstoßend als be- lustigend. Herr Patry gab den angstvollen Schwiegersohn mit gutem Gelingen, wenn auch nicht immer mit französischer Leicht- blütigfeit; seinen Freund Champeaurx spielte Herr Reimann ein wenig konventionell, in der Art des üblichen {üchternen Liebhabers. Fräulein Pauly konnte sih in die unsympathische Rolle der Tochter der Madame Bonivard nit recht hineinfinden. Einwandfreie Leistungen boten dagegen Herr Eyben als Rentier Bourganeuf und Frau Lever-

Die gerügten kleinen Mängel der

Aufführung waren aber nicht so auffällig, daß se die Gesammt- wirkung des dur seine Virtuosentehnik in der Herbeiführung fomischer Situationen glänzenden Stückes irgendwie beeinträchtigt

Im Königlichen Opernhause wird morgen Bizet's Oper „Carmen“ gegeben. Signorina

ranceshina Prevosti set ihr Den Don L oe berr Emil

e. Im Königlichen Schauspielhause werden morgen e Der zerbrohene Krug“ von Kleist und „Die gelehrten Frauen“ von

Die Königliche Kammersängerin Frau Rofa Sucher hat soeben in Amsterdam mit ungewöhnlichem Erfolge die Brünnhilde in Wagner's „Ring des Nibelungen“ gesungen.

Mannigfaltiges.

Das Königliche Polizei-Präsidium macht bekannt, daß der große Weg von der Thiergartenstraße bis zur Hofjäger-

Chaufsseedecke vom heutigen Tage

ab bis auf weiteres für Fuhrwerke und Reiter gesperrt ist.

Im Monat April sind in Berlin 220 Proben von Nahrungs- und Genußmitteln amtlich untersucht und 59 davon beanstandet worden. Darunter befanden sich 7 Milchproben

von 22) und 11 Butterproben unter 13 in der Vorprüfun bschmelzung als v e, Roggenmebk, gebrannter aft? Chokolade, Thee, Rothwein, Ungarwein und 4 oben denaturierter Spiritus, leßtere zu arm an Alkohol. Die B ntrole erftreckte ch auf N nen in 1024, die Mil{kontrole auf solhe in 420 Ge. châften, wovon 59 und 43 zu Beanstandungen führten.

Gerolstein, 19. Mai. Die Königlihe Eisenbahn-Be, triebs-Inspektion 2 zu Trier giebt bekannt: Gestern Aben 11 Uhr 30 Min. én beleiie ein Militär-Sonderzug, bestehend aus 32 Wagen mit Reservisten für die Garnison Meß, auf der Eifelbahn zwishen Hillesheim und Gerolstein. wurden neun Reservisten und ein Bremser getödtet und 35 Reservisten und zwei Fahrbeamte, zum theil {wer verleßt. Die Störung des Betriebes wird vorauss\ihtli@ um 11 Uhr wieder gehoben sein. Nah den bisherigen Erhebungen ift als Ursache der Entgleifung anzunehmen, daß der Zug zwis den genannten Strecken gerissen und der hintere Theil desf\elben auf den vorderen Theil aufgelaufen ift. Na der „Saarbrüer Zeitung" zählte der Zug 81 Achsen; in demselben befanden sh 5 Offiziere und 1124 Reservisten der Infanterie-Regiraenter 98, 130, 143 und 135,

Leipzig, 18. Mai. Die Einladungen zu dem vom 7. biz 11. Juni hier stattfindenden V. allgemeinen deutschen Jour, nalisten- und Sch riftstellertage , zugleih mit dem vorläufigen Programm, sind nunmehr zur Versendung gelangt. In erster Linie find dieselben an die literarishen Vereine und deren Mitglieder er-

angen; da aber an den öffentlihen Sißungen und den geselligen

eranftaltungen jeder theilnehmen darf, der | riftstellerish oder jour- naliftisch thätig ift, auch wenn er einem Verbandêvereine niht ange hört, so sei darauf hingewiesen, daß folche Personen, denen eine Einladung nicht zugegangen ist, dieselbe auf Wunsch sofort von dem „Haupt-Auss{huß des V. allgemeinen deutshen Journalisten- und Schriftstellertages zu Leipzig" erhalten. Die vorstehende Adresse genügt für alle Zuschriften. Für die beiden öffentlichen Sißtungen ift folgende Tagesordnung aufgestellt: T. Sigung: 1) Konstituierung, Wahl des Bureaus. 2) Bericht über Wesen, Ziele und bisherige Thätigkeit des Verbandes deutscher Iournalisten- und Schriftsteller Vereine. 3) Bericht über die Thätigkeit der Pensioneanstalt deutsher Journalisten und Schriftsteller. I. Sitzung: 1) Zeugniß- zwang in Preßangelegenh@ten. 2) Berichtigungszwang. 3) Zwei Anträge des Münchener Journalisten- und Shriftstellervereins, betreffend § 360 Ziff. 11 R.-Str.-G. (Grober Unfug). 4) Strafvollziehung bei Peesvergenen, Außer den öffentlichen Sitzungen finden Delegirten-Versammlungen des Verbandes deutscher Fournalisten- und Schriftstellervereine und die auptversammlung der Pensionsanstalt deutscher Journalisten und Schriftsteller statt. Au für gesellige Veranstaltungen ist gesorgt. Den Schluß der Tagung wird ein Ausflug nah Dresden bilden.

Karlsruhe i. B., 17. Mai. Die XXIV. Hauptversammlung des Vereins deutsher Zeichenlehrer wird am 7., 8. und 9. Juni im hiesigen kleinen Festhallenfaale stattfinden. Mit derselben wird eine große Ausstellung von Zeichnungen und Lehrmitteln ver- bunden sein. An Vorträgen sind bis jeßt angemeldet: „Die neuesten Bestrebungen auf dem Gebiete des eichenunterrihts“ (Professor Merk- Karlsruhe); „Beiträge zur Geschichte der Raumanschauung Perspektive —" (Leisching: Hannover) ; „Die zeihnenden Künste Kupferstih, Radierung und Holzschnitt mit Vorführung der Technik und Hinweis auf die Geschichte diefer Künste“ (Leishing- Hannover); „Ueber die Bedeutung der Form in Natur und Kunst“, (Erdin-Müll- heim); „Die erziehlihe Bedeutung des Zeichenunterrihts allgemein bildender Lehranstalten für das moralische, soziale und wirths{chaftlidhe Leben unseres Volkes“ (Schneider - Frankfurt a. M.-Bockenheim); „Erläuterung eines Lehrgangs im Zeichnen und Malen an Mädchen- und Frauen-Arbeits\{ulen“ (Kimmih-Ulm); „Das Zeichnen zu Hause und in der (Vor-) Schule, oder : Das Zeichnen des Kindes" (Kneer- Straßburg i. E.)

Mostaganem, 18. Mai. Infolge eines blutigen Angriff seitens der hiesigen Israeliten auf etwa 10 Radfahrer aus Oran entstanden heute Kundgebungen gegen die Israeliten, bei denen die Synagoge zerstört und etwa 15 Läden der Israeliten gt plündert wurden.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

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iht vom 19. Mai, r Morgens.

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Wind. Wetter.

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Wette

Stationen.

Temperatur in 9 Celsius

Bar. auf 0Gr.|| ho. =409R.

u. d. Meeres\p. red. in Miklim.

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Belmullet. . | 768 |OSO 3'wolkenlos | Aberdeen .. | 773 |[ND 3 wolkig Gbriftiansund | 775 |DNO 4 wolkenlos | Kopenhagen . | 764 |[NNO 2 wolkenlos | Stodtholm .| 767 [N 6 wolkenlos | aparanda . 70 |N 2 wolkenlos | ‘oskau .. . | 765 still'beiter | Gork,Queens- | i «06 1D 5 wolkenlos

Regifseur Max

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snster. . . | 762 |NO 1wollfig | Karlsruhe .. | 761 NO 5'bededckt | Wiesbaden ,| 761 |N 2 wolkenlos | München .. | 761 [W 2 bededckt | Chemniy .. | 761 still Nebel | Berlin .… . | 760 |O 3 halb bed. | 16 Mien... 100 [N 3\wollig | 16 Breslau... | 758 [N Sle d’Air.. | 762 [N | Ma l T P 2 halb bed. | 17 E s e 1-000 til vede | 17

Uebersicht der Witterung.

16 Abonnement

14 | Shakespeare, 17

Deutsches

Au beute zeigt die Wetterlage wenig Aenderung. Berliner Theater. Donnerstag: Renaissance.

Die {wache nördlihe und nordöftliche Luftströmung

dauert über Mittel-EGuropa unverändert fort. In Anfang 72 Uhr. Deutschland ift das Wetter ruhig, warm und beiter, Freitag (36. Abonnements - Vorftellung): Zum ftellenweise ift Regen gefallen, zu Swinemünde, wo | triten Male: Die Maschiueubauer.

am Nabhmittag ein Gewitter niederging, 24 mm; reslau batte in der Naht Gewitter. Deutsche Seewarte.

kten von

4 Akten von Georges Bizet. Text von Henry Meilhac und Ludovîc Halóvy, uach einer Novelle des Prospe’| Mórimse. Tanz von Emil Graeb. In Scene geseßt vom Ober-Regifseur Tetlaff. Dirigent: Musikdirektor Steinmann. (Carmen: Signorina Franceshina Prevosti; Don José: Herr Emil Götze, Königlicher Kammersänger, als Gäste.) Anfang 7# Uhr.

Schauspielhaus. 135. Vorstellung. Der zer- brochene Krug. Lustspiel in 1 Aufzug von Hein- rich von Kleist. In Scene gesezt vom Ober-

Lustspiel in 5 Aufzügen von Iean Baptiste Molière. In deutshen Versen von Ludwig Fulda. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Anfang

Freitag: Opernhaus. 125. Vorstellung. ©Ca- E COMLLUR. CRtt on A E 2A T 284 108 5 Regen U in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Text nah dem Sierbourg - E Ln | 10 | gleihnamigen Volksftück von G. Verga. Zum vlt ..….. | 764 |NNW 2\wolkenlos | 13 | 300. Male: Der Barbier vou Sevilla. Komische 17 [Oper in 2 Aufzügen von Gioachimo Rossini. 9 Dichtung nach Beaumarchais, von Cesar Sterbini, überseßt von Ignaz Kollmann. Anfang 7 Uhr. 19 Schauspielhaus. 136, Vorstellung. Sonder- f B. 20. Vorftellung. Coriolan. Historishes Drama in 5 Aufzügen von William

Nach der Bühneneinrihtung von Wilhelm Oechel- 13 häuser in Scene da vom Ober-Regifseur Max 13 Grube. Anfang 7} Uhr.

W W 2 wolkig | 16 |— Die Schulreiterin. Guten Morgen, W

3 wolkenlos |_ 16 | Herr Fischer! Anfang 7# Ubr. alb bed -| Freitag: Die versunkene Glocke. Sonnabend :

Lessing - Theater. Donnerstag: Gastspiel des Th t eren e Theeb ee A R Ie: Mitte Theater. apan echaus- e. Opérelté ti Ee 4 3A Owen Hall. Musik von Sidney Iones.

Königliche Schauspiele. Donnerstag: Opern- | Deutsch von C. M. Roehr und Julius Freund. baus. 124. Vorftellung. Carmeu. Oper in | Anfang 74 Uhr] 22525 622280 tis

Grube. Die gelehrten Frauen.

überseßt von Schlegel und Tieck.

Theater. Donnerstag: Am Ende.

Der Sohn des Khalifenu.

Renaifsance.

Die Geisha. Die Geisha.

Bâkers. Anfang 7# Uhr.

Vorher: Der neue Ganymed,

74 Uhr. Greyag : Trilby.

Sardou.

Madame Bonivard.

Anfang 7F Uhr. Gre: Unser Doctor. onnabend: Onkel Bräfig.

C. Zeller. Anfang 74 Uhr.

Der Vogelhänudler,

Sonnabend: Gastspiel des Ferenczy-Ensembles.

Schauspiel in 4 Akten nach George Maurier und Lieut. Rich h P. Potter, deuts von Emanuel Lederer. In | 77 Frl. Elise Schulz mit Hrn. Pastor H. ck Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Anfang (Granow N.-M.). Frl. M h Schädel

onntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen: mit Hrn. Retaktcur Friedrih von Marcelle. Komödie in 4 Alten von Victorien | _(Shwerin Berlin). abwia

Freitag, Abends 8 Uhr: Ein Volksfeind.

Freitag: Gastspiel des Fräuleins Annie Dirkens,

Freitag: Gastspiel des Ferenczy - Ensembles: Sonnabend : Gastspiel des Fräuleins Annie Dirkens.

Der arme Jouathanu.

Thalia-Theater (vorm. Adolph Ernft-Theater) Dresdenerstcaße 72/73. Direktion: W. Hasemann.

Residenz-Theater. Direktion: SigmundLauten- | Donnerstag: Zum leyten Male: Heirath auf burg. Donnerstag : Zum vorleßten Male: Vater- Probe. Posse mit Gesang in 3 Akten nah Gerd freuden. Schwank in 3 Akten von P. Hirschberger | Buchbinder von Fean Kren. Gesangstexte pon und G. Klitscher. Vorher : Der neue Ganymed. Gustav Görß. Musik von Leopold Kuhn. Ansang (Café Lefort.) Schwank in 1 A

ft von Bolten- | 7{ Uhr. : reitag: Wegen Generalprobe zu „Rothe Zettel

Freitag: Zum leßten Male: Vaterfreuden. | geschlossen.

Sonnabend: Zum ersten Male: Rothe Zettel. Schwank in 4 Akten von R. Mark.

Neues Theater. Schiffbauerdamm 443. /5. aa Sr a S N A E G Cz 74

Dir tes Sam s Danerois L D piel des errn tem Noyaar vom nig Z Niederländischen Theater in Amsterdam. Trilby, | Verlobt: fat Wally von Rohr mit Dru. ?19),

Familien -Nachrichten.

rn. Prem ard d’Alton-Rauh (Fran Smidt argarethe mit Hrn. Amtsrichter Dr. jur. Moriz Beyer

E: s Niereck (Berlin Coswig, Anh.). Frl. Anno righuer

Verehelicht: Hr. Kreiétphysikus Dr. L rl. Elisabeth Kastner (Habelshwerdt). ‘1 ittergutsbesißzer Volmar von Kunheim mit Frl

Schiller-Theater. Donnerstag, Abends 8 Uhr: | Frmgard Schmidtke (Bothkeim Königsberg).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Prem.-Lieut. n ling (Berlin). Eine Tochter: Hrn. Stb rath Curt von Willih (Gorzyn). Hrn. Ri meister von Veltheim (Rathenow).

Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn- | zet orben: Fr. Hauptmann Olga von Hes! bof Zoologischer Garten.) Donnerstag: Gastspiel geb. Rykena M d des Herrn August Junkermann, Herrn Fr. Guthery Rath, Major a. O. Albert von Stülyna

und Fräulein Martha Glück. Unser Doctor. | (Berlin). Hr. Rittergutsbesißer Arnold Karbe

a). Hr. Geheimer Regierun

Adamêdorf N.-M.). Hr. Alexander von Clae! (Bonn). Verw. Fr. General-Lieut. Sophie v Arents\child, geb. Herzog (Hannover). g

Beginn der Opern-Saison: Sonntag, den 6. Juni Amt da Friese, geb. Bündiger (Berlin). (1. Pfingstfeiertag). Sommerpreise. Fr. Amimann Ida Friese, 0 S e

Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57.

A An Fr r ax Pannerotag: Setne räuleins Änntie ens vom er an er A Wien in Wien. Der Vogelhäudler. Operette Druck der Norddeutshen Buchdrucke

in 3 Akten von M. West und L. Held. Musik von

Verantwortlicher Redakteur : Siemenrolh in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin rei und Verla Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32 Sieben Beilagen (einschließlich Börsen-Beilage).

Erfte Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

M 117.

Berlin, Mittwoch, den 19. Mai

1897.

L ———————————————— Berichte von deutschen Fruchtmärkten.

Qualität

Außerdem

gering | mittel |

gut Ver-

z ; wurden am S Markttage (Spalte 1)

Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner für

preis nah über- \{läglicher Schäßung

nie- bö- nie- höd- | nie-

M. M. M | M M

drigster | ster S ster | drigster

1 Doppel- : verkauft B zentner Doppel- ster zentner

Preis M M unbekannt)

Allenstein . . . | 14,80 | 14,80 | 15,29 | 15,29 | 15,77 O s -— —_— | 16,00 Aschersleben . . | 12,00 | 12,55 | 13,00 | 13,70 | 13,90 mden . I G IS

|

E E —_ |

Pfullendorf . . | 16,00 17,10 | 17,20 | 17,60 | 20,00 Saargemünd . . | 17,00 | 17,00 | 17,20 Breôlau . . » | 14401-1490 | 15,40 | 15,70 | 16,10

Rog Allenstein . 1/251 1125 [C38 F E798 | TL5O Cs 10,65 | 10,65 | 11,00 Ascheréleben . . [L0G S

t. « & 11,00 | 14,79) S |

Saargemünd . . | 13,20 | 13,20 | 13,50 Dat 10,90 | 11,10 | 11,20 | 11,30 | 11,50

Allenstein . . 12,30 | 12,30 | 12,45 | 12,45 | 12,60 Aschersleben . . 10,50 | 11,00 | 11,25 | 11,60 | 12,20 Emden. .. .| —\ —| —| | 182 fullendorf . 120 | 1620 ||

Breslau. | 10,00 | 11,00 | 12/50 | 13/00 | 13,50

Ha Allenstein . . . | 13,60 | 13,60 | 14,00 | 14,00 | 14,40 Aschersleben . . 1250 | 1250 | 12/65 | 1310 | 13,20

| |

12,70

13,50 13,40

Gn. l 1280| 1280| 12590 | 1260| Po ; _— | |

aargemünd . . —— = 12,00 | 1300| eian E 1920 | 1240| 12/900 | 13,00]

Weizen.

Gerste.

fer.

15,77 / i: Z 16,00 16,00 15,20 : : 16,55 16,29 20,00 c 17,48 17,40 17,20 16,40 :

gen.

11,50 : i ; 11,00 2 10,94 , 1175

13,20 13/39 11/70 i |

12,60 i : i 15,20 ; : : 13.20 S 1 1390 257 | 11/20 14,40 : j

14,40 x . 13,75 é e : Z i:

12,90 217 2760 12,72 | 12,68 | 14.5. 13,60 42 971 13,60

13,80 | 500 | 6760 | 1352 | 13,42] 1L 5. 13/50 i: ; ¿ : h

Bemerkungen. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufêwerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Dur(h-

shnittêpreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

Ein liegender Strich (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der bet d is nicht ist ; Punkt ( . ) in den lehten sech8s Spalten, daß entsprehender Bericht fehlt. s E R n

Deutscher Reichstag.

993. Sißung vom 18. Mai 1897, 12 Uhr.

Auf der Tagesordnung steht die erste und eventuell zweite Berathung des von den Abgg. Rickert (fr. Vgg.), Ehni (fr. Volksp.), von Jazdzews ki (Pole), Dr. Lieber (Zentr.), Richter (fr. Volksp.), Singer (Soz.) und Werner (Reformp.) eingebrahten Geseßentwurfs, betreffend das Vereinswesen, welcher lautet:

„Inländische Vereine jeder Art dürfen miteinander in Verbin- dung reten; Entgegenstehende landesgeseßlihe Bestimmungen find aufgehoben.“

Abg. Ridckert: Wir haben uns gestern im preußishen Abgeord- netenhause- sehr lange über die preußishe Vorlage, betreffend das Vereinswesen, unterhalten, so daß ich mich heute kurz fassen kann. Die gegnerishe Presse hat die Frage aufgeworfen, weshalb diese leere Demonstration gegen die Reichsregierung gemacht wird. Wer diese rage aufwirft, verkennt die Lage der eihsgeseßgebung vollständig. Der Entwurf in Preußen hat meiner Meinung nach die Bedeutung einer Kriegserklärung gegen die Reichsregierung, man will auf tiefem Umwege das abgelehnte Umsturzgeseß herstellen. Dieser preußische Partikularismus hat den Antrag hervorgerufen. Wir wollen be- weisen, daß wir kraft der Reichsgeseßgetung mitzusprechen haben, dal die preußische Regierung nah dem Geiste der Reichsverfassung eine solche Vorlage gar nicht maten durfte. Dem Reiche steht die Beaufsichtigung und Geseßgebung über das Vereinswesen zu. Man hat vorläufig die partikularen Gefeßgebungen bestehen lassen, welhe auch alle aus der Zeit vor der Verfassung herrühren, nur Hamburg, Lübeck und Reuß j. L. haben ihre Vereins- geseßgebung nah Erlaß der Verfassung geändert. Der Reichstag hat mehrfah die Reichsregierung ersucht, ein e U vorzulegen, ¡um ersten Mal 1872. Der Staatssekretär von Boetticher hat aller- dings deduziert, daß das Reich zwar das Recht aber niht die Pflicht habe, ein Vereinsgeseß zu erlassen, während doch Herr von der Rede in der Begründung jeiner Vorlage ausdrücklich anerkennt, daß die preußishe Gesehgebung nur bis ¿um Erlaß eines Reich8geseßes in Kraft kleibt. Wir haben uns mit dem Bersprehen beim Bürger- lichen Geseßbuh trösten lassen, daß das Verbindungsverbot im Wege der Lau deagelepgepung aufgehoben werden solle. Wir wollten das große Gecue ungswerk daran nit scheitern lassen. Die preußische Vorlage mußte uns überraschen, weil sie als einem dringenden Be- dürfniß entsprungen dargestellt wird. Herr von Boetticher hat im vorigen Jahre selbst anerkannt, daß die Landesgeseßze bezüglich tes Vereinswesens das Bedürfniß vollständig decken. Preußen will jeßt eine umfassende Revision des Vereinsgeseßes vornehmen, reährend die Stelle dazu lediglich hier ist. Unfer Antrag is die mildeste Form tines Protestes gegen ein folches Vorgehen. In Bayern, Baden und anderen Staaten sollen ähnliche Vorschriften bestehen, wie sie in Preußen geschaffen werden follen ; aber sind dort solhe Dinge vor- gekommen, wie in Pommern ? Welche Früchte hat denn die be- rühmte sächsishe Vereinsgeseßgebung getragen ? In Sachsen sind 6 /o der Wahlstimmen, in Hamburg fogar 60 9/0 sozialdemokratisch. j eheimer Rath Sohm hat im Januar in Leipzig einen Vor- rag über das res gehalten, in welhem er über das preußische und das fähsis{e Geseß sehr abfällig urtheilte, weil man urch Polizeimaßregeln geistige Strömungen idt unterdrücken könne. iy Versammlungs- und Vereinsrecht ist eine nothwendige Ergänzung es Wahlred;ts. Was soll denn daraus entstehen, wenn die Wahlen unter ganz verschiedenen Bedingungen stattfinden? Nur die radikalen

arteien ziehen aus der préuftiscben Vorlage Nußen. Warum will min eine Kompenfation haben ? Was würden die Regierungen dazu aen, wenn wir z. B. bei Gehaltsfragen ebenfalls eine Kompensation langen wollten? Mir kam es darauf an, den Reichsgedanken P vetonen gegenüber dem preußischen Partikularismus. Es ift auf- end, daß das preußishe Ministerium die Vorlage eingebracht hat,

ob [ei di i i 2 nit L N Lies des Abgeordnetenhauses erklärt hatte, daß sie

Staatssekretär des Jnnern, Staats - Minister Dr. von Boetticher:

Meine Herren! J kann zwar anerkennen, daß der Herr Vor- redner na Kräften bemüht gewesen ist, sahlihe Argumente für seinen Standpunkt beizubringen, allein sein Temperament is doch hier und da mit ihm verzeihen Sie den trivialen Ausdruck durch- gegangen.

Meine Herren, wenn der Herr Vorredner am Eingang feiner Be- trahtungen davon gesprochen hat, daß die Novelle zum preußischen Vereinsgesez, welhe jeßt der Berathung des preußischen Ab- geordnetenhauses unterliegt, eine Kriegserklärung gegen den Reichstag sei, fo kann ich ihm versichern, daß die preußishe Regierung garnicht die Neigung hat, mit dem Reichstage irgend welhen Krieg zu führen, und vor allem nicht einen Krieg mit dem Reichstage zu pro- vozieren. Und wenn weiter der Herr Vorredner behauptet hat, daß die Novelle zum preußischen Vereinsrecht ein Ausdruck des Par- tifularismus der \{lechtesten Sorte sei (sehr richtig! links), so habe ih ihm darauf zu erwidern, daß die preußishe Regierung sih nur eines ihr verfafsungêmäßig zustehenden Rechtes bedient hat (sehr rihtig! rechts), indem sie dahin gestrebt hat, die Mängel, die das preußishe Vereinsreht zeigt, zu heben und das Vereins- und Ver- sammlungsrecht selbst zu verbessern. (Lachen links und in der Mitte.) Ja, meine Herren, Sie mögen nun in den Vorschlägen der preußischen Novelle Verbesserungen erblicken oder nicht das, was die preußische Regierung mit der Novelle beabsichtigt hat, glaube ih besser beurtheilen zu können, als wie die Herren Mitglieder des hohen Hauses, die meine Ausführungen mit ihrem Gelächter begleiten.

Nun hat der Herr Vorredner weiter behauptet, die preußische Re- gierung wäre garniht berechtigt gewesen, eine folche Novelle einzu- bringen. Er hat die altbekannte Deduktion hier von neuem wieder vorgebracht, daß der Art. 4 der Reichsverfafsung diejenigen Materien enthalte, die, wenn sie geseßgeberish behandelt werden sollen, aus- \chließlich auf dem Wege der Reichsgesezgebung in Angriff genommen werden müssen. Dieser altbekannten Deduktion gegenüber habe auch ich nur auf meine ebenso altbekannte Gegendeduktion zu verweisen, daß dieser Standpunkt von den verbündeten Regierungen nit getheilt wird, daß vielmehr die verbündeten Regierungen die Meinung ver- treten, daß, so lange das Reih noch nit von der ihm durch Art. 4 der Verfassung gegebenen Befugniß Gebrauch gemacht hat, fein Partikularstaat daran gehindert ist, auf diesem Gebiet geseßz- geberisch vorzugehen. (Lebhafter Widerspruh links. Sehr richtig! rets.) Das is nicht allein die Meinung der verbündeten Ne- gierungen, sondern ih habe das leßte Mal, als ich über diese Materie spra, dem hohen Hause eine ganze Reihe Aeußerungen von Staats- rechtslehrern vorgeführt, die ganz auf demselben Standpunkt stehen. Wollen Sie also Ihren Standpunkt zur Geltung bringen, dann bleibt Jhnen nichts übrig, als ein Reichsgeseß zu madhen, in dem steht: das Reich ist verpflichtet, die im Art. 4 der Verfassung hervor- gehobenen Materien auss{ließlich zur geseßgeberischen Verabschiedung zu bringen.

Also die preußishe Regierung war durchaus berechtigt, jim Wege der Partikulargeseßgebung das Vereins- und Versammlungsrecht zu korrigieren; und ich wundere mich, daß der Herx Vorredner, der im vorigen Jahre sih ausdrücklich damit cinverstanden erklärt hat, daß die Korrektur der partikularen Vereinsgeseßgebung bezüglich des

Koalitionsverbots auf dem Wege der partikularen Geseßgebung erfolgen solle, jest den Standpunkt vertritt, es sei unzulässig, das BVereinsreht in Angriff zu nehmen.

Wenn der Herr Vorredner weiter der Meinung ist, daß in den- jenigen Fragen, die die preußishe Novelle außerhalb der Aufhebung des Koalitionéverbots berührt, eine Abänderung der bestehenden Geseßz- gebung nit zulässig sei, so möchte ih ihn doch fragen : weshalb \foll dies nit zulässig sein? Der Staat und die Regierungen haben meines Erachtens die Verpflichtung, wenn sie einen Mangel auf irgend einem Gebiete der Geseßzebung empfinden, auch zur Abhilfe dieses Mangels8 beizutragen.

Geftern hat nun zwar der Herr Abg. Rickert im Abgeordneten- hause den großen Saß ausgesprochen: der preußishe Herr Minister des Cnnern durfte gar niht diese Novelle bringen, denn er wußte, daß sie keine Majorität im Abgeordnetenhause hat. Nun, wenn wir nach diesem Rezept verführen, daß wir immer nur das vorschlagen wollten, wofür wir von vornherein eine gesiherte Majorität haben, dann möchte ih mal wissen, wie heute unsere Gesetzgebung in Deutsch- land wäre. Ic erinnere den Herrn Abg. Riert daran, daß es eine Zeit gab ih weiß nicht, ob es heute noch der Fall is —, wo für die Errichtung von Zwangsinnungen im Hause eine große Majorität war. Hätte damals die Regierung dieser Strömung nachgegeben, dann würde der Herr Abg. Rickert der Erste gewesen fein, der gesagt baben würde: Ihr dürft solhe Geseße niht bringen, denn fie sind verderblich, und Ihr dürft niht nah dem gehen, was die Majorität des Parlaments, mit dem Ihr zu verhandeln habt, Euch vorschlägt. Also die preußishe Regierung das behaupte ih an der Hand der Verfassung und des Staatsrehts ist befugt, eine Novelle zum preußischen Vereinsreht einzubringen, die über den Punkt der Auf- hebung des Verbots des Koalitionsrehts hinausgeht.

Nun hat der Herr Abg. Rickert weiter gemeint, es sei der Standpunkt, den ih in dieser Frage vertrete, ausdrüdcklich durch die Motive zur preußishen Vereinsnovelle widerlegt; denn in diesen Mo- tiven sei auf Seite 6 zu lesen ih verlese den Saß wörtlich :

„Hierbei ist sie davon ausgegangen“, nämli die Staatsregierung „daß es nit angezeigt sei, das preußishe Vereins- und Versamm- lungswesen für das öffentlihe Recht in ershöpfender und alle Wünsche befriedigender Weise von Grund aus neu zu regeln, son- dern, daß es lediglih darauf ankomme, bis zum Erlaß eines Netichs- Vereinsgesctzes die landesrehtlihen Bestimmungen in denjenigen Punkten zu ergänzen und zu ändern, in denen ein dringendes Be- dürfniß hierzu sich ergeben hat.“ Wie man aus diesem Saß deduzieren kann, daß die preußische Re- gierung in dem Moment, wo sie eine Novelle zum preußischen Ver- einsrecht einbringt, von der Auffassung ausgegangen fei, daß sie dazu nit befugt sei gegenüber Art. 4 der Verfassung, das ift ein Ge- heimniß, um dessen Aufklärung ich den Herrn Abg. Rickert bitte. (Zuruf links.) Nun hat der Herr Abg. Rickert gemeint, in denjenigen Ländern,

in denen strengere Bestimmungen bezüglich der Ausgestaltung des Nereins- und Versammlungsrechts beständen als in Preußen, da sei die Sache um deswillen nit gefährlih, weil von diesen strengeren Bestimmungen doch kein Gebrauch gemacht werde. Ich will hierzu zunächst bemerken, daß es doh an sich nicht unlogisch if, wenn eine Negierung, sobald sie bemerkt, daß auf irgend einem Gebiete des ôffent- lichen Rehts und des Gemeinwesens Zustände sich herausgebildet haben, die im Staatsinteresse und im Interesse des Gemeinwohls eine strengere Anwendung der der Regierung gegebenen Befugnisse oder eine Verschärfung dieser Befugnisse erfordern, daß sie dann \folche Abhilfe anstrebt, und sie verdient dann umsoweniger einen Vorwurf, wenn sie sih dabei in denselben Grenzen hält, in denen sich andere Staaten gehalten haben. Im Gegentheil, indem sie das erstrebt, das preußishe Reht auf gleiche Linie mit dem Recht der anderen Bundesstaaten zu seßen, trägt sie dazu bei, daß die NRechtseinheit in Deutschland, die auf diesem Gebiet im Wege der Neichsgesetzgebung zur Zeit nit hergestellt werden kann, gefördert werde. (Sehr richtig!

rets.)

Nun hat der Herr Vorredner mich selber ins Gefecht führen zu

können geglaubt rüdcksihtlich meines früher geäußerten Standpunkts und hat gemeint, ih hätte ja behauptet, und zwar am 3. Juni v. I., daß für die Mehrzahl der Regierungen zu ihrem Standpunkt, den sie damals der damaligen Vorlage gegenüber eingenommen haben, der Umstand maßgebend gewesen sei, daß man an denjenigen geseßlichen Bestimmungen in den einzelnen deutshen Staaten auf dem Gebiet des Vereins- und Versammlungsrehts, die dem Bedürfniß vollständig genügen, niht zu rütteln wünshe. Wie dieser Saß meiner Auf- faffung entgegengehalten werden kann, is mir \{hleierhaft gewesen. Fch habe damals hervorgehoben, daß eine Ausgestaltung des deutshen Vereinsrehts im Wege der Neichsgeseßgebung von der Mehrzahl der verbündeten Regierungen nicht gewünsht werde, weil diese Regierungen an der Hand der Erfahrungen mit dem in ihren Staaten geltenden Vereinsrecht durchaus zufrieden sind, weil sie mit ihrem Vereinsrecht auszukommen glauben und sih der Befürchtung hingeben , daß eine ganze Reihe von Bestimmungen dieser Partikular- gesetze, die sie für durhaus nöthig halten im Interesse der öffentlichen Ordnung und des Gemeinwohls, niht die Zustimmung der geseßz- gebenden Faktoren finden, wenn die Materie im Reich angeshnitten wird.

Also, was hat die preußische Regierung gethan? Sie hat ih

mit dieser Novelle bestrebt, Handhaben zu gewinnen für eine Be- seitigung der Uebelstände, die sie auf dem Gebiet des Vereins- und Versammlungswesens bemerkt zu haben glaubt (sehr rihtig! rechtF); sie hat sich weiter bemüht, sih bei ihren Vorschlägen innerhalb der Grenzen und auf der Linie zu halten, die sih bereits in anderen Bundesstaaten bewährt haben. (Sehr richtig! rechts.) Nun sagt der Herr Vorredner: ja, in Baden ift es ganz was Anderes als in Preußen; in Baden hat man verständige Beamte (Heiterkeit rets), die mißbrauchen solhe Vorschriften nicht, in Preußen haben wir niht die Gewähr dafür. Ja, macht man denn die Gesetze

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