1897 / 129 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 03 Jun 1897 18:00:01 GMT) scan diff

P I Tp Ae M S Mer A E

ati R A EEA G EMMIESE CE E m N I A S A Ce wmm ne ehTK

Im Königlihen Schauspielhause gebt morgen Wilhelm Henzen's Drama „Der Tod des Tiberius* in Scene. Hierauf folgt in Abänderung des ursprünglich festgeseßten Spielplans das Lustspiel „Die gelehrten Frauen“ von Moliòre. e

Im Deutschen Theater is der Spielplan für die Pfingst- feiertage folgendermaßen festgeseßt : Sonntag Nachmittags eFrei- wild“, Abends „Die Räuber“ ; ontag Nachmittags „Die Weber“, Montag Abends „Die versunkene Glote.“ L

Im Schiller-Theater wurde die erfte Aufführung der neuen

ofe „Papa Nitsche“ von Walter und Stein auf Sonnabend ver- eat. Der Spielplan gestaltet sich demnach folgendermaßen : morgen „Deutshe Schwänke aus vier Zeitaltern“ („Die ehrlih’ Bäin“, „Hanswurst“, Schneider Fips“, „Fräulein Wittwe“), Sonnabend zum ersten Male „Papa Nitsche“, Sonntag Nachmittag „Der G'wifsens- wurm“, Abends „Madame Bonivard“, Montag Nahmittag „Deutsche Scchwänke aus vier Zeitaltern“, Abends „Papa Nitsche“.

Mannigfaltiges.

Die Besihtigungen der Garde-Kavallerie-Regi- menter werden am 10. und 11. Juni d. J. in Potsdam auf dem Bornstedter Felde und am 12. und 14. Juni in Berlin auf dem Exerzierplaß an der Hasenhaide stattfinden.

Einer Besichtigung der zwishen zwei Eifenbahndämmen und dem Grunewald gelegenen Deutschen Versuhs-Anftalt für Handfeuerwaffen und der Anhörung eines Vortrages des In- genieurs Preußing (vom Kaiserlichen Patentamt) über „die Ent- wickelung der Rückstoßwaffen“ galt ein Ausflug, der vor wenigen Tagen die Mitglieder des Berliner Bezirks-Vereins deutsher Ingenieure mit ihren Damen nach E führte. Dem Vortrage, der mit Unterftüßung von Zeichnungen ein sehr anshaulihes Bild von dem Fortschreiten der Waffentehnik entrollte, entnehmen wir Folgendes: Der erste Gedanke, den Rüdckstoß der abgeshossenen Waffe, dadurch bewirkt, daß die Pulyergase T6 nicht bloß bis nah vorn, sondern auch in entgegengeseßter Richtung ausdehnen , zur selbstthätigen Wieder- ladung der Waffe zu benugen, rührt von keinem Geringeren als von Hendrik Befsemer ber, der 1854 auf diese Erfindung in England ein Patent nahm. Doch blieb die Erfindung unbeachtet, weil man damals, 12 Jahre vor den Erfolgen des preußischen Hinterladegewehrs, einer namhaften Beshleunigung des Schießens geringen Werth in der Ausbildung der Feuerwaffen beimaß. Auch beherrshte, soweit Faust- feuerwaffen in Betracht kamen, das in den 40er Jahren eingeführte Prinzip des Revolvers eine E des {hon am Anfang des 17. Jahrhunderts erfundenen Diehling-Gewehrs alsdasNon plus ultra einer schnell hießenden Piftole die Meinung lange Zeit in solhem Grade, daß noch 1879 der „Armee-Revolver“ die Ehre der Einführung bei der deutshen Armee hatte. Es ist bekannt, eine wie unvollkommene MWaffe in jedem Betracht der-Revolver ist. Bewirkt der Finger beim Abschießen gleichzeitig die Weiterbewegung der Trommel, fo beein- trähtigt die ihm zugemuthete Anstrengung die Treffsicherheit in hohem Grade. Ist die Verschiebung der Trommel dagegen der linken Hand überlassen, fo leidet darunter die Schnelligkeit des Schießens, und der un- vermeidlihe Bügel über der Trommel verkürzt die Visierlinie so er- bebli, daß die Treffsiherheit und Leistungsfähigkeit des Nevolvers eine sehr begrenzte ist. Eine folche Waffe konnte bei dem anderweiten Fortschritt der Waffentehnik unmöglich auf die Dauer als eine geeignete Lösung des Problems einer befriedigenden Faustfeuerwaffe gelten. Als nun 1884 Hyram Maxim, auf Befsemer's Vorschlag zu- rüdgreifend, das Prinzip des Nückstoßes zur Selbstladung mit großem und unleugbarem Erfolge auf Geshüße anwandte, und seitdem dieses thatsächlich bis zu 600 Schuß in der Minute leistende Selbstlade- geschüß ih fast überall eingeführt hat, lag es nahe, der Anwendung des gleichen Prinzips au für Hand- und Faustfeuerwaffen näher zu treten. Es sind in enger Anlehnung an Marim oder in \reierer Ge- ftaltung seitdem viele Erfinder in dieser Richtung thätig ge- wesen. Das Einfachste schien, den Lauf beweglich zu machen, sodaß er im Rahmen der Waffe beim Schießen eine RNRückwärtsbewegung vollzog, die man benußte, um das Verschlußstück zu öffnen, die Patronenbülse hinauszuwersen, aus einem Magazin eine neue Patrone in den Lauf zu schieben, zu {ließen und den Schlagbolzen aufs neue zu spannen, sodaß dem Schüßen nur das Zielen und Abziehen und nach Entleerung des Magazins das Ein- seßen eines neuen Magazins als seine Thätigkeit übrig blieb. Andere machten den Lauf unbeweglih, trennten von ihm aber das Verschluß- üt und ließen sh in diesem die vom Rüdckstoß ausgelösten Bewegungen vollziehen. Noch andere ließen, bei unbeweglihem Lauf und Vershlußstück, einen Theil der Pulvergase sei es am hinteren Ende dur einen Seitenkanal austreten und wirken, oder am Vorderende, mit Hilfe einer auf den Lauf aufgeseßten weiteren Kappe dur eine Rückleitung an die Bewegungstheile treten. Neuerdings t!t man zu der Verschiebbarkeit des mit dem Verschlußstück fest verbundenen Laufes, als zu dec geeignetsten Konstruktion, zurückgekehrt. Das Verdient, eine diesem Prinzip cntsprewende, vorzüglihe Waffe bergestellt zu

haben, gebührt Borchardt, einem Magdeburger, der längere Zeit in hervorragenden technishen Stellungen in bedeutenden amerikanischen Waffenfabriken (u. a. in Winchester) thätig ge- wesen ift. Die Borcardt’she Pistole, welche vorgezeigt und im weiteren praktis Veriucnt wurde, unterscheidet sich äußerlih von der herkömmlichen Gestalt der Pistole dadur, daß der Griff nicht am binteren Ende der Waffe, sondern in deren Mitte angeordnet ift, wo au der werpunkt der Waffe liegt, welhe somit ganz anders in der Hand ruht als Piftolen E Eer Gestalt. Der Griff dient zugleich zur Aufnahme eines Magazins von 8 Patronen, dessen Be Een den Bruchtheil einer Sekunde ecfordert. Die

üdbewegung des Laufes hat alle oben genannten Bewegungen zur Folge, fodaß die Waffe in Wahrheit ein Selbstlader ist; ja sie besorgt unter Umständen auch das Abschießen der 8 B rol des Magazins selbstthätig, wena der Schüße den Abzug nicht sogleich freigiebt, bezw. eine Sicherungêvorrihtung, welche den Abzug nah jedem Schuß feststellt, außer Anwendung ift. In solchen Fällen folgen sh die 8 Schuß in Zwischenräumen von 1/25 Sekunden (genau 1/1350 Minuten). Der Lauf der Borchardt-Pistole ift 190 mm, die ganze Waffe 350 mm lang, ihr Gewicht beträgt 1275 g, das Gewicht einer Patrone 5 g, der Pulverladung 0,45 g, das Kaliber 7,66 mm, die Anfangsges{hwindigkeit des Geschosses 400 m, die Fragweite 1000—1500 m. Durch die beschriebene Art der Anbringung des Griffes wird der Vortheil einer 315 mm langen Visierlinie erreicht, was für die Sicherheit des Zielens von Bedeutung ist. Beim Abschießen {chlägt die Borchardt-Pistole wohl auch etwas aus, doch abweihend vom Revolver nur in der Visierebene, was dem Schüßen das Wiederauffinden des Zieles wesent- lih erleihtert. An den Vortrag \{lofsen sih von dem Erfinder Borchardt persönli in ihrem ersten Theil vorgeführte Schießver suche, theils mit einem auf Lafette ruhenden Gewehr von der gleihen Kon- struktion, theils mit der Pistole. Die ersteren Versuche erwiesen augensheinlich die ungeheure Leistungsfähigkeit und Feuergeschwindig- keit der Waffe, sowie ihre Eigenschaft als Selbftlader von höchster Zu- verlässigkeit, während beim Erproben ter Pistole deren Trefffähigkeit auf ansehnlihe Entfernungen in der Hand eines pes Schügen Be- wunderung erregte. Es wurden alsdann noh die mustergültigen Einrichtungen der Versuchsanstalt unter Führung und Erklärung dur deren Leiter in Augenschein genommen und einige außerordentliche Schieß- [leistungen auf Zuglgeiwen und durch Ballistzn geshleuderte Thontauben mit der größten Aufmerksamkeit verfolgt. Zum Sw{hluß erregte die Vorführung verschiedener neuer Pulversorten das allgemeinste Interesse. Daß Pulver Form und Farbe von weißem Gries oder gelben Nudeln oder von einem weißen Papierstreifen haben fann, war den Meisten ebenso unbekannt, wie daß diese enorm erplosiven Pulverforten, ange- zündet, so ruhig wie bengalishe Flammen brennen.

Der Aktienverein „Zoologisher Garten“ hielt unter Vorsiß des Oberst-Lieutenants a. D. Duncker am Dienstag feine ordentlihe Generalversammlung ab, welhe von 26 Aktionären mit 86 Stimmen besucht war. Der vorgelegte Geschäftsbericht, fowie die Bilanz nebst Gewinn- und Verlust-Rechnung für 1896 wurden obne Debatte einstimmig durch Zuruf genehmigt und dem Vorstande Entlastung ertheilt. Ferner wurde der Etat für 1897 angenommen und die turnusmäßig aus dem Vorstande ausscheidenden Mitglieder Herren Oterst-Lieutenant a. D. Duncker, Fürst Anton Radziwill und Rittergutsbesißer von Bleichröder mit Stimmeneinheit wiedergewählt. Nach dem erstatteten Geschäftsbericht bat fih das Unterneßmen auch im abgelaufenen Jahre günstig entwickelt. Die Gesammteinnahmen stellten sich auf 633586 M, während die Gesammtaufwendungen 541 919 #4 betrugen. Für bauliche Anlagen find im laufenden Jahre größere Aufwendungen zu machen, da die leihteren Bauten, die bereits ein Alter von 2%5 Sabren haben, faum noch gebrauhsfähig zu erhalten find, Es ift vor allem das Stelzvozelhaus zu vollenden, ferner sind ein Kameelhaus und ein Straußenhaus aufzuführen, wofür im Etat für 1897 110000 A in Aussicht genommen sind. In Ein- nahmen und Ausgaben {ließt der Etat für 1897 mit 595 000 Æ ab. Nach dem wissenschaftlichen Bericht des Direktors Dr. Heck ift im vergangenen Jahre die gewohnte Summe für Thierankäufe verwendet worden, fodaß die Gesammtzahl der vertretenen Thiere jeßt 1200 überstzint. Besonders verdient um die Förderung der wihen- \chaftlihen Bestrebungen des Unternehmens haben \sich im ver- aangenen Jahre die Firma Rex u. Co., die Herren Baurath Böckmann, Konsul Dorenberg, Paul Neumann und Plaut gemacht. Aus Kolonialkreisen wurden dem Unternehmen reihe Geschenk- sendungen gemacht von den Herren Major von Wifsmann, Lieutenant von Grawert, Stabsarzt Dr. Hentschel, Stabsarzt Dr. Döring, Adolf Diehl, Wolf und Thiel und den Führern der Kaiser Wilhelmsland-Erpedition Herren Dr. Lauterbach, Dr. Kersting und TapvyenbeX. Au im vergangenen Jahre is wieder viel für die Verschönerung und Weiterentwickelung des Instituts unternommen worden, So is die Erneuerung des Gemsberges zu erwähnen, die cinen Kostenaufwand von 20 000 Æ erforderte. Ferner wurde der Neubau des massiven Stelzvogelhauses begonnen, das von den

Baumeistern Kayser und von Großheim in japanishem Stil aufgeführt wird. Ferner wurde ein neues Ziegen- und Scafhaus, ein Haus für die zw erghaften Hirsche, ein zweitheiliges Haus für die Damkbirshe und ein viertheiliges für die mittelgroßen Hirscharten ge- baut. Endlich sind auch umfangreihere gärtnerishe Neuanlagen zur Verschönerung des Gartens vorgenommen worden.

Die Besteigung des Rathhausthurms ift auch während der Pfingstfesttage in den Stunden von 10 Uhr Vormittags bis 3 Uhr Nachmittags gestattet. Das auf dem Thurm aufgestellte Fernrohr kann von den Besuchern unentgeltlih benußt werden.

Rawitsh. Die Stadt Rawitsh hat zu ihrer Versorgung mit Wasser in Schwinaren im Kreise Guhrau ein Wafserhebewerk anlegen laffen.

Ludwigsburg. Die an den Geburtshäusfern der beiden {chwäbishen Dichter Justinus Kerner und Gduard Mörike in Ludwigsburg angebrahten Gedenktafeln wurden, wie der „S@ch{wäb. Merkur“ mittheilt, am 29. v. M. feierli enthüllt. Die von dem Bildhauer Kiemlen herr ührenden Entwürfe mit den Relief-Porträts der E find von Paul Stoß in Stuttgart in Brenze gegossen worden.

Mülhausen i. E. Der Verkehr in der hiesizen „Herberge zur Heimath“ hat im Jahre 1896 wiederum eine Steigerung er- fahrzn. Nah dem jüngst ershienenen Geshäftsberiht für das ab-

elaufene Jahr wurden in der Herberge 2940 Namen eingeschrieben Ties 2808 im Jahre 1895), 4717 Sihlafnächte von Reisenden und 7569 von Pensionären zugebracht, während 3454 Schlafnächte dem Hospiz, der zweiten Abtheilung, zufielen, also zusammen 15 731, welchen für das vorhergehende Jahr 15 137 gegenüberstehen. Ver- abreicht wurden 16 884 Frübhstücke (gegen 14753 im Vorjahre), 25 702 Mittagessen (23 411) und 20587 Nachiefsen (18 526), zu- fammen 61 373 Mahlzeiten (gegen 56 690 im Vorjahre). Verschiedene Unterstüßung8vereine und ganz besonders die biefige „Arbeitsbütte“ shicken, wie es in dem Bericht heißt, zur Herberge Arbeiter und andere Leute, damit dieselben eine çesunde Kost ge- nießen. Wie im allgemeinen der Arbeitsnahwreis zu jeder Herberge zur Heimath vollkommen paßt, ta beide für das Allgemeinw ohl bestimmte Anstalten sih gegenseitig Dienste leiften, fo führt auch die hiesige Arbeitsvermittelung der Herberge Gefellen und Arbeiter zu, welche daselbst sofort die beste Gelegenheit finden, Beschäftigung zu erlangen, und vermehrt zugleich ten Verkehr der Meister und Arbeitgeber in der Herberge zur Heimath. Infolge des so bedeutend gehobenen Besuchs der Herberge baben die Einnahmen eine noch nie erreihte Höhe aufzuweisen, nämli& 45 472,94 , während die Ausgaben 40 616,70 # betrugen. Der Uebershuß dient zur Zahlung der Zinsen sowie der Amortisation der auf dem Grundftück

seit Beginn lastenden Schuld.

Lissabon, 3. Juni. „W. T. B.“ meldet: Auf dem öster - reihischen Kriegs\chiff „Wien“ sprang während der Abgabe von Salutshüssen das Vershlußstück eines Geshüzes nah rückwärts ab. Ein Mann wurde getödtet, mehrere andere wurden verwundet. Das Kriegs\hifff ist auf der Fahrt nah Spithead begriffen.

Belgrad, 2. Juni. Infolge and auernder Regengüffe find in ganz Serbien sowie in Bulgarien die Flüsse ausgetreten, wodurch großer Shaden verursaht wurde. Mehrere Städte in Serbien sind übershwemmt, der Eisenbah nverkehr is unterbrochen. In Bulgarien sind zablreihe Brücken und Straßen zerstört, und in Sofia seit vier Tagen keine Post eingetroffen. Die tiefer gelegenen Stadttheile von Sofia stehen unter Wasser, mehrere Häuser sind eingestürzt und Brüdcken fortgeschwemmt; einige Personen find ertrunken.

Nah Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Wien, 3. Juni. (W. T. B.) Der Ka ifer empfing heute Vormittag während der allgemeinen Audienzen die beiden Vize-Präsidenten des Abgeordnetenhauses Abrahamovicz und Kramarz, sowie die Obmänner der die Mehrheit bilden- den Klubs, von Jaworski, Graf Palffy, Graf Falkenhayn, Kaizl, Baron von Dipauli, Lupul und Schusterfchitsch.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht vom 3. Juni. 8 Uhr Morgens.

4R.

Stationen.

Temperatur in 9 Celfius

Bar. auf 0Gr. 59G.

d. Meeres\p red. in Millim

|SSO 1'wolkenlos ¡N 3'bedeckt ¡NO wolkenlos |NOD 2 Dunst [NNO 2bedec halb bed.

Belmullet . . Aberdeen Christiansund | Kovenhagen . | Stockholm . | 767 | Haparanda . | 771 |ND Cork, Queens- |

Dn 08 [SD Cherbourg . | 766 |NOD Helder . 764 |NO S 764 ura l L S Swinemünde | 764 Neufahrwasser| 765 Memel .…. |_764 |S 2 heiter | Paris . «.. | 766 |NNW 2|Dunst Münster ca 703 |S 1 heiter Karlsruhe . . | 763 |NW 4|Dunst 2 Wiesbaden , 763 |N 1 heiter 20 Minen «764 [D 3 [wolkenlos | 19 Chemniy .. | 764 |SSW 1sheiter 19 Deli « 764 |[NNO 3lheiter 18 Wien ...., | 762 |\NNW 2hhalb bed. 20 Breslau . . . | 764 |N 1/bedeckt 18 le d'Aix(-, | 766 N 2\wolkig 17 Mit cl 780 D 1 heiter 23 E E \till|wolkenlos | 26

Uebersicht der Witterung.

Das Hochdrukgebiet über Nord-Europa hat an Höhe zugenommen, während jenseits der Alpen eine umfangreihe Depression lagert. Jn Mittel-Europa find leichte nördlihe Winde vorwiegend. In Deutsch- land dauert die rubige, warme, trockene und heitere Mitterung fort; Gewitter werden niht gemeldet ;

1A M=—I—AM M. D. 2L Un N O 08

_

3\wolkig

1 wolkenlos

1\wolfenlos fo wolkenlos

1 heiter fili wolkig fti Nebel

Nachmittagstemperatur bis zu 29 Grad. Fortdauer

wahrscheinli. e | e Seewarte.

Theater, Königliche Schauspiele. Freitag: Neues

Opern-Theater. 1. Vorstellung. Der Barbier vou Sevilla. Komishe Oper in 2 - Aufzügen. von Gioahimo Rossini. Dichtung nach Beaumarchais, von Cesar Sterbini, überseßt von Ignaz Kollmann. Dirigent: Kapellmeister Suher. Die Puppen- fee. Pantomimisches Ballet-Divertifsement von Haßreiter und Gaul. Musik von Joseph Bayer. In Scene gesezt vom Balletmeister Emil Graeb. Dirigent: Musikdirektor Steinmann. Anfang 75 Uhr.

Schauspielhaus. 150. Vorstellung. Sonder- Abonnement B. 22, Vorstellung. Der Tod des Tiberius. Drama in 1 Aufzug, mit theil- weiser Benußung der gleihnamigen Geibel’schen Balläde von Wilhelm Henzen. In Scene geseßt vom Ober-Regiffeur Max Grube. Die gelehrten Frauen. Lustspiel in 5 Aufzügen von Jean Baptiste Molière. In deutschen Versen von Ludwig Fulda. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Anfang 7# Uhr. 5

Soanabend : Neues Opern- Theater. 2. Vorstellung. Haschish. Oper in 1 Aufzuge. Dichtung von rel Delmar. Musik von Dêcar von Chelius. Bajazzi. (Pagliacci.) Oper in 2 Akfien und einem Prolog. Musik und Dichtung von R. Leoncavallo, deutsch von Ludwig Hartmann. Anfang 7# Uhr. :

Schauspielhaus. 151. Vorstellung. Die nalifteu. Lustspiel in 4 Aufzügen von Freytag. Anfang 7# Uhr.

Das Königliche Opernhaus bleibt von heute ab bis auf weiteres geslofsen.

Den Abonnenten des Königlichen Opernhauses sind im Neuen Opern-Theater entsprehende Plätze

ZFoUr- uîtav

überwiesen.

Einsame

Regen i nur an der ostpreußishen Küste gefallen. Im westdeutshen Binnenlande erhob ich gestern die

Deutsches Theater. Menschen. Anfang 74 Uhr.

Freitag :

Sonnabend: Die versunkene Glocke. Sonntag, Nachmittags 24 Uhr: Freiwild. Abends 7x Uhr: Die Räuber.

Berliner Theater. Freitag (38. Abonnements- Vorstellung) : Maria Stuart. Anfang 72 Uhr. Sonnabend: Die Maschinenbauer.

Sonntag: Die Maschinenbauer.

Lessing - Theater. Freitag: Gaftspiel des Ferenczy-Ensembles. Die Geisha, oder: Eine japanische Theehaus-Geschichte. Operette in 3 Akten von Owen Hall. Musik von Sidney Iones. Deutsch von C. M. Roehr und Julius Freund. Anfang 74 Uhr.

Sonnabend: Gastspiel des Ferenczy - Ensembles. Die Geisha.

Sonntag: Gastspiel des Ferenczy - Ensembles. Die Geisha.

Residenz-Theater. Dire?tion: Sigmund Lauten- burg. Abschieds-Cyclus der Direktion Lautenburg. Freitag: Im Pavillon. (Le Parfum.) Schwank in 3 Akten von Ernest Blum und Raoul Toché. Deutsch von Ludwig Fischl. Anfang 7# Uhr.

Sonnabend und folgende Tage : Neu einstudiert: Dekoriert. (Décorés.) Lustspiel in 3 Akten von Henri Meilhac.

enes Theater. Siffbauerdamm 4a. /%. Direktion: Sigmund Lautenburg, Freitag: Trilby. Swauspiel in 4 Akten nah George Maurier und 2: Potter, . deutsch von Emanuel Lederer. In 7E Ub geseßt von Sigmund Lautenburg. Anfang G Sonnabend und folgende Tage: Trilby.

Srhiller-Theater. Freitag, Abends 8 Uhr:

Deutsche Schwänuke. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Zum erften Male:

Theater des Westens. (Kantftr. 12. Bahn- bof Zoologisher Garten) Eröffnung der Opern- Saison. Sonntag (1. Pfingstfeiertag): Die Huge- notten. Große Oper in 5 Akten von Meyerbeer. Anfang 7 Uhr.

Montag (11. Pfinastfeiertag): Der Trompeter von Säfkingen. Oper in 5 Akten von Nesßler. Anfang 7x Uhr.

Dienstag, den 8. Juni: Das Glöchen des Eremiten. Komische Oper in 3 Akten von Maillart. Anfang 8 Uhr.

Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Direktion: Julius Fritsche. Freitag: Der Obersteiger. Operette in 3 Akten von M. West und L. Held. Musik von C. Zeller. Anfang Uhr.

Sonnabend: Zum ersten Male: Giroflé-Girofla. (Elly Seydl a. G.) :

Montag, den 7. Juni: Giroflé-Girofla.

E E SBE E. R B p V E S S L S I SLESÍ Familien-Nachrichten,

Verlobt: Freiin Marie Luise von Verschuer mit Hrn. Hauptmann a. D. Kurt von Bassewißz (München—Fuchshöfen b. Waldau, Ostpr).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Sigis« mund von Schlichting (Düßeldorf). Eine Tochter: Hrn. Landrath Jürgensen (Meldorf).

Gestorben: Hr. Fabrik, Direktor Julius Schulz

(Bunzlau).

Saison.

Schluß der

Verantwortliher Redakteur: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin,

Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen

Papa Nitsche.

(einshließli4 Börsen-Beilage).

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlag8-..-

(einschließli der bereits vorher ertheilten Prozente) :

i sa E

M 129.

| : Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger

Berlin, Donnersta

g, den 3. Juni

1897.

f T E T T I I T R E N N S C T E

Berichte von deutschen Fruchtmärkten.

Qualität

gering mittel

gut

Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner

nie- | böh- | nie- drigster | fter | drigfter | ster

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Durch- shnitts- preis für 1 Doppel- ¡entner

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Außerdem wurden am Markttage (Spalte 1) nach über- \{läglicher Schätzung verkauft Doppel- ¿entner Preis unbekannt)

Insterburs. . _— Stargard . é

Paderborn . Limburg Neuß 5 Dinkelsbühl .

| 15,60 11,00 |} 11,00 | 13,60 14,80 | 14,80 | 15,30 t 17,20 | 17,40 | 17,50 Schweinfurt 6 15,50 | 15,50 | 15,75 Braunschweig . 13,00 | 13,50 Breslau Z 14,40 | 14,90 M S 14,80 | 15,30

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Insterburg. . H O E s 11,00 } E | 11,60 |

10,65

11,30 | | 11/60 | | 11,40 |

Stargard . ; 10,70

ia Bromberg . Paderborn . Limburg Deus A Dinkelsbühl . Schweinfurt . Braunschweig . Breslau Neuß

| 10,50 | | i 14,00 Î | 19,00 | 13,25 | 11,20 10,90 ! | 10,50

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15,20

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| 14,80 | 13,40 12/50

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Weizen.

| 16,00 | 15,80

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RNoaaen 1 11,00 | 11,00 11,50 11,80 11,60 10,85 | | 11,00 | 11,00 ER i: 1220: | 13:30 12,78 ! 13,19 | 11,00 | 11,50 14,50 | 14,60 13,50 | 13,50

11,20 | 11,40 11,00 i 11,50

G erfte. | 13,00 | 13,00 1320: 13:40 1310 | 14,00

Hafer. l 13,60:|- 1360 13,20 15,00 | 15,00 13,00 1,20 | 13,40 12,60 | 12,60 14,00

11,80 | 12,80 15,30 | 15/50 14,25 | 14/25 13,70 13,30 11,80

16,00 16,00

18,29 16,80 17,90 16,15 13,70 16,10 16,30

11,50 12,00 11,80 10,85

13,20 13,20

14,00

13,70

13,40 12,80

Bemerkungen.

Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Vertaufêwerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt.

\{nittêprets wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

13,25

12,60

13,05 13,05 12,42 13,50 13,44 12,47 15,15

12,77

12,60 | 29.

13,21 13,00 12 40 13,40 13,25 12,60 14,57

12,47

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9. 6.

Der Dur(-

Ein liegender Strich (—) in den Spalten für Preise bat die Bedeutung, daf der betreffende Preis nit geko ift; ci Punkt (, ) in den leßten sechs Spalten, daß entsprehender Bericht febit. G j E MeE N V M: Ba

Statistik und Volkswirthschaft.

Konkurs statistik.

Nach der vorläufigen Mittheilung des Kaiserlichen Statistischen Amts zur Konkursftatistik gelangten im ersten Vierteljahr 1837 im Deutschen Reich 1932 neue Konkurse im volkswirtbschaftlihen Sinne, d. h. Fälle wirthschaftlihen Zusammenbruhs, zur Zählung gegen 1927 im erften Vierteljahr 1896, 6764 im Jahre 1896, 7111 im Jahre 1895.

Es wurden 189 (1. Bk: 1896 : 175,1. I. 1896 : 578, i. J. 1895 : 680) Anträge auf Konkurseröffnung wegen Mangels eines auch nur die Koften des Verfahrens deckenden Mafssebetrages abgewiesen, und 1743 (1. Vi. 1896 : 1752, I. 1896 : 6191, I. 1895 : 6431) Konkurs- verfahren eröffnet; von den leßteren hatte in 1102 (1. Vj. 1896: 1115, J. 1896: 3873, I. 1895: 4155) Fällen der Gemeinschuldner ausfließlich die Konkurseröffnung beantragt.

Beendet wurden im ersten Vierteljahr 1897: 1334 (1. Vi. 1896: 1440, J. 1896: 6361, J. 1895: 6362) Konkursverfahren, und zwar dur S(lußvertheilung 856 (1. Vj. 1896: 945, F. 1896: 4184, J. 1895: 4097), dur Zwangévergleih 355 (1. Vi. 1896: 360, I. 1896: 1617, J. 1895: 1704), infolge allgemeiner Einwilligung 30 (1. Vi. 1896: 43, J. 1896: 168, J. 1895: 166), wegen Mangels einer den Kosten des Verfahrens entspzehenden Konkursmasse 93 (4 Bj. 1896: 92, J. 1896: 392, J. 1395; 395). In 436 (1. Vi. 1896: 492, I. 1896: 2134, F. 1895: 2169) beendeten Konkuré verfahren war ein Gläubigerauss{uß bestellt.

Von den im erften Vierteljahr 1897 gezählten 1932 (1. Vi. 1896: 1927, J. 1896: 6764, J. 1895: 7111) neuen Konkursen be-

trafen: 1. Vierteljahr Jahr L 1897 1596 1896 1895 pbysishe Personen überhaupt 1697 1652 %833 6202 darunter welblide . . .. 168 180 646 679 E a «e «142-182 592 593 Pa en sowften E fa 71 69 26 266 G e e 9 9 33 23 andere Gemeinschuldner . . 13 15 40 27 und-von: den . . «: 1834 1440 6361 6362 beendeten Konkursverfahren physische Personen U 24102/1266 0019: 6626 darunter weiblihe . . . . 118 127 091 547 Me S E 419 128 072 - 508 EoudelsaelcAlHafien D 40 927 296 enofsenshaften . . , , 5 4 20 13 andere Gemeinschuldner . 13 9 30 19 __ Ueber das finanzielle Ergebniß der beendeten Konkursverfahren iebt die vorläufige Uebersicht nur die Prozente an, welhe bei den urs Zwangsvergleih beendeten Konkursverfahren für die nicht bevor- rechtigten Konkursforderungen bedungen worden sind. Von den 3559 im erfien Vierteljahr 1897 (360 im ersten Vierteljahr 1896, 1617 im Jahre 1896 und 1704 im Jahre 1895) durch S sverglei beendeten Konkursverfahren {lossen ab mit einem folhen Prozentsatz

f

P

100 bis über 90

90 80 70 69 50 40 35 30 25 20 15 10

5

Ueber die

von denen man erwarten durfte,

kommenden R der Lage wären.

zu ertheilen

80 70 60 50 40 30

730

25 20 15 10 5 0

E 18

Vierteljahr 1896

Iahr

1896 1895

-

9

3 E12 29

59 171 132 137 204 245

977 277

148 146 50

e

9

13 23 52 167 141 139 200 261 296 199 162 39

Einwirkung der Versiherungs-Gesezgebung auf die Armenpflege.

In dem foeben ershienenen zweiten Vierteljahrsheft (1897) zur Statistik des Deutschen Reichs, herausgegeben vom Kaiserlichen Statistishen Amt (Verlag von Puttkammer u. Mühlbreht, Berlin), ist die Bearbeitung des Materials veröffentliht, welches in Aus- führung des Nundschreibens des Reichskanzlers vom 29. April 1894, betreffend die Feststellung der Einwirkung der Versicherungs-Gesetz- gebung auf die Armenpflege, eingegangen ift. Gewinnung diefes Materials nicht um umfassende, auch eigentli nicht um statistische Erhebungen nah einheitlihen Grundsäßen ge- handelt, vielmehr, wie das erwähnte Rundschreiben ausdrücklich herror- hebt, um die Sammlung bereits bei den Armenbehörden vorhandenen Materials mittels einheitliher Fragebogen, welche seitens der Landes- Zentralbehörde namentlich an folhe Armenbehörden auszugeben waren,

daß sie über die

Es hat ih bei der

in Betracht

ragen eine für den verfolgten Zweck brauchbare Auskunft

Erstens waren gewünscht Nahweise über die „Leistungen der öffentlihen Armenpflege®“ in den Jahren 1884 bis 1893, und zwar sowohl über die Gesammtzahl der grd] Pg

Personen, wie auch über den Gesammtaufwand

ür die

öffentlihe Armenpflege nah einem bestimmten Formular, und ¡weitens die Beantwortung folgender drei Fragen:

A. If\t die Armenpflege durch die rung entlastet worden? __ B. Hat die Zahl der Unterstühten und der Aufwand für dieselben seit Einführung der einzelnen Versiche- tungagele e fi S und worauf ist das ühren

haupt

ächlich zurückzu C. Ift die Armenp

lege in häufigen

neben den Leistungen der Arbeiterver fie läufig an Stelle derselben eingetreten ?

Jeder dieser drei gefügt, von deren Mitthei

ra

rbeiterversiche»

ällen ergänzend

rung und vor-

en war eine Anzahl von Unterfragen an- ung hier abgesehen werden muß.

Frage A nah dem gewiß sachverständigen Gutachten der waltungen in bejahendem Sinne beantwortet ift.

Frage B: „Hat die Zahl der Unterstüßten und der Aufwand e die-

selben seit Einführung der einzelnen Versicherungsgeseßze vermindert, und worauf ift das hauptsächlich zurüdzuff jepe N

Amt

Was zunächst die Nachweise der Zahl der unterstüßten Armen und des Gesammtaufwands für die öffentliche Armenpflege in den Jabren 1884 bis 1893 anbelangt, so war das bis Januar 1896 beim Reichsamt des Innern eingegangene und fo- dann dem Statistishen Amt überwiesene Material, wie wobl nicht anders erwartet werden konnte, da es eben nur auf Grund verschiedener, bei den Armenbehbörden bereits vorhandener Nahweise gewonnen war, sehr verschieden geartet. Eine kleine Anzahl Bundesstaaten und Gebietêtbeile batten die Nachweise fär ihr ganzes Gebiet erbraht, zumeist aber waren die Nachweise nur aus einzelnen Armenverbänden erhoben. Das Material war aber auch nicht durhweg zuverlässig, und ñamentlich waren die Zahlen der unterstüßten Armen vielfach durchaus niht vergleihbar. Während einige Angaben nur die „Selbstunterstüßten“ entbielten, erstreckten sh, wie das Sta- tistifche Amt hervorhebt, andere auf „Selbst- und Mitunterstüßte“, und war in einigen Orten jeder Unterstüßte uur einmal gezählt, so geschah dies in anderen so oft, als er Unterstüßung erhalten batte, u. f. w. Natürlih find die Mängel des Materials durch die statistishe Be- arbeitung nit zu beseitigen gewesen, und der tabellarishe Theil der hier besprochenen Veröffentlihung ist nur unter Berücksichtigung diefer Natur feiner Unterlagen richtig zu beurtheilen. Es seien daher lediglih einige Zahlen aus den Nawweisen derjenigen Bundesstaaten und Ge- bietstheile mitgetbeilt, für deren Gebiet vollständige Angaben d. h. nicht nur die Nachweise einzelner auësgesuhter Armenbehörden vor- liegen. Nach den gema@ten Angaben betrug

die abl der Selbst:

Y der gesammte unterftüßzten

in 1 Armenaufwand 1884 1893 1884 1893 M Á

97771 1525885 2087459 597860 6965477 11 304 703 1 619 56 818 65 352 180 198 6253682 7697845 37318 30757400 3544563

_— 2926755 (2929 503*) Sachs 2 368 160 396 213 997 Sachfen-Ccbura- Gotha 2938 141 780 188 775 Schwarzburg - S onders-

haufen 948 61 318 81 883 947 27 995 29 716

Li E . 3 299 115 568 155 538 Stadt Hamkurg und die

Elbinfeln . : 28159082 5022895 (* Bei Baden ist der Aufwand für 1893 nicht angegeben. Die obige Zahl gilt für 1892.)

Die Zablen felbst lassen hon erkennen, daß fie nit ohne weiteres verglei{bar find. Namentlich fallen die Zahlen für Berlin auf, nah denen füc den Zeitraum 1884/93 eine Mehrung der Selbstunter- stüßten von 198 588 auf 597 869 (das ift von 15,80 auf 35,04 in Prozenten der Bevölkerung) aagenommen werden könnte, während sie in Wirklichkeit die Zahlen der „Unter#üßungsfälle“ sind, die Zahl der unterstüßten Personen aus ihnen aber garnicht "zu erfehen ift. Auf die, allerdings sehr wesentliche, dur diese Zahlen ebenso wie dur die Masse der Nachweise der einzelnen Armenbehdiden erwiesene Er- sheinung, daß im allgemeinen die Zahl der Unterstüßten und der Auf- wand für die Unterflüßungen erbeblih gestiegen ift, witd bald zurück« zukommen sein. -

Wenn die statiftishen Ergebnisse der erhobenen zahlenmäßigen Nachweisungen über die „Leistungen der öffentlihen Armenpflege“ weniger bedeutsam ersheinen mögen, so sind jedenfalls die auf die oben mitgetheilten Fragen von, wie das Statiftishe Amt annimmt, mehr als 1500 Armenverwaltungen bei den Landes-Zentralstellen eingegangenen Antworten von fehr erheblihem Interesse.

Auf die Frage A: „Jst die Armenpflege durch die Arbeiter- versicherungêgeseße entlastet worden?" hat der weitaus größteTheil der befragten Armenverwaltungen konstatiert, daß die Versicherungsgeseßgebung auf die Armenpflege ent- lastend gewirkt hat. „Allerdings fei die Zaÿl der unterstüßten Per- sonen“ so beritet das Statistische Amt wörtlih über den Inhalt der Antworten „fowie der Aufwand für dieselben keineswegs geringer geworden, jedoch würde diese Erhöhung eine noch viel beträchtlichere gewesen sein, wenn die fozialen Versiherungsgeseße nicht eingeführt worden wären, da der größte Theil der dur dieselben unterftüßten Per- sonen andernfalls der Armenpflege bedurft hätte. Ziffermäßig könne diese entlastende Wirkung freilich niht nach- gewiesen werden.“ ë ___ Im einzelnen wird zunähst der Krankenversiherung ent- schieden ein entlastender Einfluß auf die Armenpflege zugeschrieben, freilich mehr in den städtishen Armenverbänden, da in den ländlichen die land- und forstwirthschaftlihen Arbeiter zumeist niht in die Ver- sicherung einbezogen find. Es gilt ersihilih ziemli allgemein, was der Bericht aus Elberfeld über den Einfluß der Krankenversiherung auf die Armenpflege sagt, daß nämli „von der Mafse der Versicherten viele Familienvätec mit ecwerbéunfähigen Angehörigen, viele alleinige oder Miternäßhrer von Eltern und Geschwistern, viele alleins- stehende Personen ohne Familienanhalt find, von denen allen anzu- nebmen ift, dal fie in Erkrankungéfällen mehr oder weniger der Armenpflege anheimfallen würden, wenn niht die Leistungen der Krankenversiherung beständen.“ Die Unfallversiherung hat nah den vorliegenden Berichten wie das Statistishe Amt mittheilt „von den drei Versicherungsarten die geringste Erleichterung der Armenpfl?ge gebraht.“ Man führt dies darauf zurück, daß für die in Betracht kommenden Personen schon früher auf Grund des Haft- pflichtgefeßes bei Unfällen Fürsorge getroffen gewesen sei, ferner darauf, daß eine große Anzahl der von Unfällen betroffenen Personen nur theilweis erwerb8unfähig und daher niht so hilfsbedürftig geworden sei, um eine Armenhilfe in Anspruch nehmen zu müssen.. Hervorgehoben wird übrigens auch, daß die Armen-Verwaltungen nur selten davon Kenntniß erhielten, daß von Unfällen betroffene Personen eine Rente beziehen. „Der merkbarste Einfluß auf die Armenpflege“ fo berihtet das Statistishe Amt weiter „wird dem Invaliditäts- und Altersversicherungsgeseß beigelegt, indem ein großer Prozents2þ aller derer, die eine Rente beziehen, zu jenen zählen, für welche anderenfalls die Armenpflege hätte eintreten müssen.“ Von zahlreihen Armenverwaltungen is auch ein „differmäßiger* Nachweis der entlastenden Einwirkung der Versiche- rungsgefeße auf die Armenpflege erbracht worden, im allaemataen aber ist, wie bereits erwähnt, nah dem Stande der Armenstatistik und

Westpreußen

Berlin

E

Dayern

Württemberg

Baden Sachsen-Altenburg .

198 588 1 292 170 566

9 206 2 440

der einschlägigen Einrichtungen überhaupt ein solcher nicht mögli. Hier muß {on in Rücksicht auf den Raum von Zahlenangaben Rb

daß die rmenver-

abgesehen werden. Es möge genügen, festgestellt zu haben

Durch diese Thatsache gewinnt natürlih die Beantwortung der

nit hren?" ein noch- erhöhtes Interesse. Wie schon angedeutet und wie das Statistisae mittheilt, lautet die Antwort dahin, daß „im all- in der Zahl der Unterstüßten und in der Aufwendungen für dieselben seit Ein+-

emeinen umme der

führung der Versiherungsgeseße niht nur keine Ver-

minderung, sondern sogar eine beträchtlihe. Vermehrun.