1897 / 161 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 12 Jul 1897 18:00:01 GMT) scan diff

Anmerkung. Die Namensunterschriften des Bürgermeisters und der Stadtverordneten können mit Lettern oder Faksimi eflempelu ger werden, doch muß jede Anweisung mit der eigenhändigen Namensunterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.

Die Anweisung ift zum Unterschiede auf der ganzen Blattbreite unter den beiden legten Zinsscheinen mit davon a weichenden Lettern in natftehender Art abzudrucken :

. . „ter Zinsschein. ._. „ter Zinsschein.

Anweisung.

Ministerium der geisilihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Dem Oberlehrer am Gymnasium in Plön Dr. Gustav Graeber ist das Prädikat „Professor“, und

der ordentlichen Lehrerin an der städtishen höheren Mädchen- schule zu Bromberg Elisabeth von Chappuis das Prädikat „Oberlehrerin“ verliehen worden.

Am Seminar für Stadtschullehrer zu Berlin ist der bis- herige Präparandenlehrer Gustav Porger aus Berlin als ordentliher Seminarlehrer angestellt worden.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Der Thierarzt Otto van Straaten is zum König- lihen Kreis-Thierarzt ernannt und demselben die Kreis-Thier- arzistelle für den Kreis Ruhrort übertragen worden.

Der Thierarzt Otto Herrmann aus Stallupönen ist zum Königlichen Kreis-Thierarzt ernannt und demselben die Kreis-Thierarztstelle für den Kreis Ottweiler übertragen worden.

Dem Thierarzt Hermann Graul is die interimistishe Verwaltung der zweiten Kreis-Thierarztstele für den Kreis Oppeln, mit dem Amtswohnsiß in Oppeln, übertragen worden.

Der bisherige Landmesser Madert zu Marburg is zum Königlichen Ober-Landmesser ernannt worden.

VYbgereifst: _ Seine Excellenz der Staats-Minister und Minister für Landwirthshaft, Domänen und Forsten Freiherr von Hammerstein-Lorten, nah der Provinz Hannover.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 12. Juli.

Seine Majestät der Kaiser und König trafen an Bord der Yacht „Hohenzollern“ am Sonnabend Vormittag in der Bucht von Odde ein.

Ueber einen Unfall, von dem Seine Majestät betroffen worden sind, ist folgende Meldung von dort eingegangen :

Gestern, nah dem Gottesdienst, wurden Seine Majestät der Kaiser bei einem Spaziergang an Deck von niederfallendem Masibezug getroffen : ein an diesem befindlicher Strick schlug mit solcher Heftigkeit gegen das linke Auge Seiner Majestät, das ein mäßiger Bluterguß in die vordere Augenkammer ein- getreten ift. Seiner Majestät wurde sofort ein Schußverband angelegt. Schmerzen find niht vorhanden.

Nach einer heute aus Odde vorliegenden Meldung ist das Befinden Seiner Majeftät des Kaisers ganz befriedigend. Der mäßige Biuterguß in die linke Augenkammer hält fi in den Grenzen, die unmittelbar nah eingetretener Verleßung festgestelli worden find. -

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin wohnten gestern mit den fünf älteren Prinzen dem Gottesdienst in der evangelishen Gemeinde-Kapelle in Tegernsee bei und ertbeilten sodann dem Dekan Kahl eine Audienz. Um 1 Uhr empfingen Ihre Majestät den Besuch Seiner Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten von Bayern, Höchstwelcher hierauf ebenso wie Ihre Königlichen Hoheiten der Herzog und die Herzogin Carl Theodor mit Familie an der Mittagstafel bei Ihrer Majeftät theilnahm.

Nah der im Reichs-Eisenbahnamt aufgestellien Nach- weisung der auf deutschen Eisenbahnen ausë- ihliezlich Bayerns im Monat Mai d. J. vorgekommenen BVetriebsunfälle waren zu verzeichnen :

Enigleisungen auf freier Bahn . 1 in Stationen 2 Zusammenstöße auf freier Bahn L -- sonstige Betriebsunfälle. . . . 132 zusammen 180

Die Betriebslänge betrug 39572 km, an Zugfilometern wurden geleistet 28571 310, sodaß je ein Unfall auf 220 km Betriebslänge oder auf 158 730 Zugkfilometer entfällt.

i A ; E] VE Bei den U i wurden : tödtet legt E 78 Bahnbeamte und Bahmarbeiter im Dienst . .| 19 78 Post-, Steuer-, Telegraphen-, Polizei-Beamte 2c. E 1 4 fremde Personen, einschließli der niht im Dienst befindlihen Beamten und Arbeiter, aber aus\schließlich der Selbftmörder e

zusammen

b .

Zur ans des gestern auf dem Bahnhof Cassel vor- ]

getommenen s{chweren Eisenbahnunfalls hat sich der vor- tragende Rath im Reichs-Eisenbahnamt, Geheime Kegierungs- Rath von Misani sofort an Ort und Stelle begeben.

Die Nr. 7 der „Amtlichen Nachrichten des Reihs- Versicherungs8amts“ vom 1. Juli enthält an erster Stelle ein Schreiben des bisherigen Präsidenten Dr. Bóödiker vom 28. Juni 1897, in dem derselbe unter Mittheilung, daß Seine Majestät der Kaiser huldreihst geruht haben, seinem Antrage auf Enthebung vom Amte in Gnaden stattzugeben, den Vorständen der Berufsgenossenschaften und der Jnvaliditäts- und Altersversicherungsanstalten, den Schiedsgerihten und allen anderen Organen der Arbeiterversiherung, mit denen das Reichs-Versicherungsamt in Verbindung steht, seinen herz- lichen Dank für ihr Vertrauen und die ihm gewährte Unter- stüßung ausspricht.

Aus dem Gebiete der Unfallversicherung sind folgende Rekurs-Entscheidungen*) mitgetheilt :

Der Unfall eines Bahnhofsarbeiters auf dem Heimwege von der Arbeit innerhalb des Bereihs der auf dem Bahn- gelände befindlichen Beamtenwohnhäuser ist als Betriebs- unfall anerkannt worden, da diese Gebäude wesentliche Be- standtheile der gesammten Betriebsanlage, so gut wie ein Lokomotiv- oder Gütershuppen, find, und sih somit die Ar- beiter in ihrer unmittelbaren Nähe im Gefahrenbereiche, im Banne des Betriebes befinden (1615).

Der Unfall cines Gestütwärters, den er bei der Rückehr von einer Urlaubsreise innerhalb des Betriebsgrundstücks erlitten hatte, ist nicht als Betriebsunfall angesehen worden, da der Verleßte die Urlaubsreise nicht im Interesse des Betriebes, sondern in seinem eigenwirthschaftlihen Jn- teresse unternommen hatte, und deshalb auch die Rückehr von der Reise, das Wiederaufsuchen der Wohnung, an sich feine Betrieb2handlung war (1616).

Der Unfall eines zur unentgeltlichen Benußung der Straßenbahn berechtigten Straßenbahnkutschers auf dem Heim- wege von der Arbeit, als er im Begriff stand, einen Straßen- bahnwagen zu besteigen, ist niht als Unfall im Straßen- bahnbet riebe angesehen worden, da der Kläger vbn einem Rechte nur im cigenen Jnterefse, niht aber im Interesse des Betriebes Gebrauch gemacht hatte (1617).

Der Unfall, den ein Arbeiter nah Feierabend während der Ueberstunden dadurch erlitten hatte, daß er, um sich seinen in einem verschlossenen Lattenverschlage im Werkstattraum befind- lihen Rock zu holen, den Verschlag übersteigen wollte und hierbei herabgestürzt war, ist nah der besonderen Lage des Einzelfalles als Betriebsunfall angesehen worden, weil \o- wohl das Ablegen wie das Herausholen der Kleider dur das Betriebsinteresse bedingt war, auch nicht angenommen werden konnte, daß er sich durch das Uebersteigen der Latten außer- halb des Betriebes geseht habe.

Dagegen sind die Entschädigungsansprüche der Hinterbliebenen eines auf dem Eisenbahngelände beshäftigt gewesenen Rottenarbeiters zurüdck- gewiesen worden, der sich nah Feierabend um 5!/z Uhr nah Hause begeben und dort Kaffee getrunken hatte, dann aber gegen 7 Uhr nach der Arbeitsstätte lediglih in der Absicht, um einen dort vergessenen Ro zu holen, zurückgekehrt und dabei von einem Eisenbahnzuge überfahren worden war, weil er die Arbeits- stätte niht im Interesse des Betriebes, sondern lediglih in seinem persönlichen Interesse, ohne irgendwie durch eine Be- triebécinrihtung dazu genöthigt zu sein, wieder aufgesucht hatte (1618).

Der Unfall eines Forstwächters, den dieser in seiner Wohnung beim Laden seines Dienstgewehrs erlitten hatte, das er zur Vertreibung eines Hundes auf dem Glacis benußen wollte, ift als Betriebsunfall angeschen worden, ins- besondere, weil der Verleßte nah den Bemerkungen der Posten- offiziere sehr wohl der Ansicht sein konnte, daß es ihm nicht verwehrt sei, ausnahmsweise sein Dienstgewehr im dienstlichen Interesse auch zum Vertreiben von Hunden zu benußen (1619).

Der Unfall eines Töpfergesellen infolge epileptischen Krampfanfalls während der freiwilligen Vertretung eines in demselben Betriebe beschäftigten Nebengesellen in dessen Ab- wesenheit is als Betriebsunfall angesehen worden, weil anzunehmen war, daß er bei einer im Interesse des Betriebes nüßlihen oder nach der Angabe seines Arbeitgebers sogar dringend nothwendigen Betriebsthätigkeit verunglückt sei (1620).

Der Unfall eines in einem größeren Handlungshause be- shäftigten Hausdieners, welhem unter anderem auch die Bes dienung der hydraulishen Fahrstuhlanlage oblag, bei einer mit dieser Bedienung nicht zusammenhängenden Thätigkeit ist nicht als Betriebsunfall angesehen, vielmehr ledigli dem nicht versiherten Handelsgeschäfte seiner Arbeitgeber zugerehnet worden (1621).

Die von ciner Schicßplazverwaltung als Kugelsucher zugelassenen Personen find als im Betriebe des Reichs- Militärfisfus beschäftigte Arbeiter angesehen worden (1622).

Die Entschädigungspflicht gegenüber den Hinter- bliebenen zweier Arbeiter, die regelmäßig von einer Spinnerei mit dem Ausschachten eires Kondensationswasserteiches nebst Zuleitungsgraben, theils auch mit sonstigen Handlanger- verrihtungen beschäftigt worden sind, und die bei dem Einsturz

eines im Bau befindlihen Fabrikgebäudes, als sie zu Ab- stúüßungsarbeiten herangezogen worden waren, ums Leben ge- fommen maren, ift der zuständigen Baugewerfs-Be- rufsgenossenshaft auferlegt worden, da die unfallbringende Thätigkeit mit den in eigener Regie ausgeführten Tiesbau- arbeiten nicht in Zusammenhang gestanden hatte (1623).

„_ Die bloße Meldung des Unfalls oder der Wiedererkran- Zung des Unfallverlegten bei dem Vertrauensmann der Be- rufsgenossenschaft oder bei der zuständigen Krankenkasse genügt nicht zur Wahrung der Frist aus § 59 Abjsaßg 1 des Ug ferloer er angege tnes Die nach § 8 des Unfall- versiherungsaeseßes erjagberehtigte Kasse muß die infolge des unthätigen Verhaltens des Verleßten gemäß § 59 a. a. O. eingetretene Verjährung des Entschädigungsanspruchs gegen sich gelten lassen (1624).

Aus dem Gebiet der Jnvaliditäts- und Alters- versicherung sind folgende Revisions:-:Entscheidungen veröffentlicht :

‘Der Schiedsgerichtsvorsißende fann im Beweis- verfahren rechtswirfsam dem Kläger für den Fall seiner Nichtgeftellung zur ärztlichen Untersuchung Nachtheile an- drohen. Eine derartige Androhung des Vorsizenden kann die endgültige Entscheidung des Schiedsgerichts nit unbedingt binden, insbesondere wird die Androhung dann nicht aus- zuführen sein, wenn die Partei aus entshuldbaren Gründen

___*) Die neben den einzelnen Rekurs- und Revisions-Entschcibungen stehenden eingeklammerten Zahlen geben die Ziffer ar, unter der diese in den „Amtliczen Nachrichten“ vexöffentlicht find.

sich zu der ihr auferlegten ärzilihen Untersuchung nit estellt hat; deshalb muß der in der gedahten Weise zur

erweisaufnahme geladenen Le gegebenenfalls Go eit geboten werden, fih nach dieser Richtung zu vertheidigen, bevor die Drohung des Gerichts zur Ausführung kommt (580). :

Ein durch ree ene Entscheidung geschlossenes Ver- fahren kann auf Grund der im § 54 Nr. 1 bis 5 der Zivil-Prozeßordnung aufgeführten strafbaren Handlungen nur dann wieder aufgenommen werden, wenn die Voraus- sezung des 8 544 a. a. O. vorliegt, d. h. wenn wegen jener strafbaren Handlungen eine rechtskräftige Verurtheilung ergangen ist, oder wenn die Einleitung oder Durchführung eines Strafverfahrens aus anderen Gründen als wegen Mangels an Beweis nicht erfolgen kann (581).

er Kolorist ciner Kattunfabrik ist als Betriebs- beamter angeschen worden, da ihm eine Betheiligung an der Betriebsleitung und eine gewisse Aufsichtsstellung gegen- über den Arbeitern zustand, sodaß er nicht wie ein Vorarbeiter sih an der Spige der Arbeiter oder einer Arbeitergruppe des Betriebes befand, sondern als Vertreter der Betriebsleitung den Arbeitern gegenübertrat (582). i

Die zeitlihe Begrenzung einer auf Grund des § 10 des Jnvaliditäts- und Altersversiherungsgeseßes zuerkannten Fnvalidenrente ist grundsäßglih unzulässig; eine aus- nahmsweise Festseßung des Endtermins der bewilligten Invalidenrente würde nur dann ohne Bedenken erfolgen fönnen, wenn zur Zeit der Bewilligung die wesentlihe Vorausseßung für die Rente die Erwerbsunfähigkeit son wieder bc- seitigt oder aus einem sonstigen geseßlichen Grunde die Rente bis dahin wieder in Wegfall gekommen war (583).

Nach Ablauf eines Jahres ununterbrohener Erwerbs- unfähigkeit im Sinne des § 10 des Jnvaliditäts- und Alters- versiherungsgesezes ist freiwillige Fortsezung des Versicherungsverhältnisses behufs Erlangung der JFnvalidenrente unzulässig (584). l

Die reich8geseßlihe Jnvalidenrente hat nach 8 34 Ziffer 2: des Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgeseßes beim _Zu- sammentreffen mit einer militärishen Jnvalidenpenjsion du ruhen. Der leßteren stehen Kriegszulagen, Zulagen für

ihtbenußzung des Pioiierlorgun Ens und Anstellung€e- entshädigungen im Sinne des Artikels 7 des Geseßes vom 22. Mai 1893 gleich (585). |

Der Pensionsanspruh gegenüber einer Pen- sionsfkasse für die Mannschaften der Berufsfeuer- wehr und des Nahtwachtkorps einer Stadt ist der von einem Kommunalverbande gewährten Pension nah Lage des Einzelfalles nicht als gleihwerthig erachtet worden (586).

Jn dem nihtamtlichen Theile sind neben einer Entschei- dung des Königlichen Ober-Verwaltungsgerihts Gutachten des Ren lichen Ober-Sanitäts-Kollegiums in Braunschweig, des

refessors Dr. Rinne in Berlin und des Professors Dr. König in Berlin über die traumatische Entstehung von Bau ch- brüchen mitgetheilt.

Der hiesige Königlich italienische Botschafter Graf Lanza hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungiert der Botschafts - Sekretär Mattioli-Pasqualini als Geschäftsträger.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich württem- bergisher General-V!ajor Freiherr von Watter und Königlich württembergisher Ministerial-Direktor von Schicker sind mit Urlaub von hier abgereist.

Laut telegraphisher Meldungen an das Ober-Kommando der Marine ist S. M. S. „Stein“, Kommandant Kapitän zur See von Ahlefeld, am 9. Juli in Bergen angekommen und beabsichtigt, am 14. Juli nah Stornoway (Hebriden) in See zu gehen; S. M. S. S. „Kaiser“ (Flaggschiff), Kom- mandant Kapitän zur See Zeye, „Prinzeß Wilhelm“, Kommandant Kapitän zur See Thiele, „Arcona“, Kom- mandant Kapitän zur See Beer, und „Cormoran“, Kom- mandant Korvetten-Kapitän Brussatis, verließen am 10. d. M. Chefoo und sind gestern in Chemulpo angekommen; S. M. S. „Frene“, Kommandant Kapitän zur See du Bois, ist eben- falls am 10. d. M. von Chefoo in See gegangen, gestern in Taku angekommen und beabsichtigt, am 13. Juli von dort nah Chemulpo zu gehen.

Oldenburg.

(H) Jn den Blättern wird folgender Erlaß Seiner König- lichen Hoheit des Großherzogs an den Staats - Minister Jansen veröffentlicht :

Mein lieker Staats - Minifter Jansen! Schon am Vorabend Meines gestrigen Geburtétages sind Mir so große Kundgebungen von Liebe und Anhänglichkeit gebraht worden, daß Ich aufs tiefste gerührt und ergriffen war. Sodann wurden Mir aus allen Landestheilen von Gemeinden, Vereinen, Festversammlungen und einzelnen Personen o zahlreihe Glückfwünshe und Beweise treuer Gesinnungen dargebracht, daß Ich unmöglich allen Einzelnen danken kann.

Es ift Mir ein Herzensbedürfniß, dem Gefühl Meiner freudigen Dankbarkeit für alle diese Mich hochbealückenden Erweisungen treuer Zuneigung Meiner lieben Oldenburger Aubdruck zu geben, und beauf- trage Ih Sie, diesen Meinen wärmsten Dank öffentlich bekannt

zu machen. Rastedt, den 9. Juli 1897.

Sachsen-Coburg-Gotha. Jhre Kaiserlihe und Königliche Fedent die Herzogin ifl mit Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Beatricc gestern von London wieder in Coburg eingetroffen.

Lippe.

Wie die „Lippische Landeszeitung“ meldet, hat Seine Durchlaucht der Prinz Adolf zu Schaumburg-Lippe am Sonnabend die Regents aft des Fürstenthums Lippe niedergelegt und sich in Begleitung Jhrer Köng- lichen Hoheit der Prinzessin nach Bückeburg begeben. Die „Lippishe Landeszeitung“ veröffentliht den AbschiedSerlaß Seiner Durchlauht des Prinzen sowie eine Proklg/mation Seiner Erlauht des Grafen Ernst zur / Lippe? Biester feld, worin Mun die Uebernahme der/ Regent- schaft bekannt giebt. er Graf wird ‘am Sonrlabend, de 17. Zuli, in Detmold eintreffen. /

Peter.

Oesterreich-Ungarn.

Gestern früh 9 Uhr versammelten sich in Eger, wie V. T. B.“ berichtet, 52 daselbst weilende Reichsraths- und Landtags-Abgeordnete aller deutshen Parteien Böhmens vor dem Stadthause und begaben sich, begleitet von etwa 200 Landbürg ermeistern und Bezirksobmännern sowie von einem zahlreihen Publikum, in geschlossenem Zuge durch die Stadt nah dem Schießhause, wohin der von der Regierung verbotene Volkstag einberufen war. Der Zug wurde auf dem ganzen Wege von der Bevölkerung stürmisch begrüßt und aus den Fenstern mit Blumen beworfen. Am Schießhause, welhes von der Gendarmerie, der Finanz- wache und der Prager Polizei beseßt war, erklärte der Polizei-Kommissar den Ankommenden, daß er die Abhaltung einer Versammlung nicht zulassen könne. Dr. Funke protestierte im Namen von 73 Abgeordneten als Einberufern d:r Versammlung gegen die Ungesezmäßigkeit des Vor- gehens der Bchörde, und es wurde eine Deputation an den Bezirks-Hauptimann entsandt, welher auf dem Verbot beharrte und erklärte, nöthigenfalls Gewalt anwenden zu wollen. Hierauf begab sih der ganze Zug in der Ordnung, wie er ge- fommen war und unter dem Gesang der „Wacht am Rhein“ nah dem Stadthause zurück, in dessen sehr geräumigem Hofe eine Versammlung unter freiem Himmel abgehalten wurde. Nach einer kurzen Ansprache des Abgeordneten Dr. Funke gelobten alle Anwesenden entblößten Hauptes in Einig- feit und unbeugsamer Opposition zu verharren. Jn- zwishen hatte ein lebhafter Zuzug der Landbevölkerung in die Stadt begonnen; die Gendarmerie und die Finanzwache sperrten mit gefälltem Bajonett den Marktplaß ab, während die berittene Prager Polizei unablässig hin und her durch die Straßen sprengte. Am Nachmittag zog eine große Menge Menschen aus Eger, Asch, Falkenau und Grasliz nah Wald- sassen. Als am Abend eiwa 4000 Personen von dort nah Eger zurükehrten, kam ihnen ein großer Theil der Bevölkerung entgegen. Die nah dem Bahnhofe beorderte Gendarmerie wurde verhöhnt und mußte sih zurückziehen. Die Menge zog hierauf zum Kaiser Joseph-Denkmal, um unter dem Gesange der „Wacht am Rhein“ Kundgebungen zu veranstalten. Die gesammte zusammengezogene Gendarmerie sowie die Finanzwache wurden dorthin beordert; da die Menge jedoch niht wih, sondern die Schußmannschaften verhöhnte und mit Stöcken bedrohte, wurde Militär requiriert, welches mit Kolben und Bajonett den Marktplaß räumte, während die berittene Sicherheits wache in den Straßen die Ordnung her- stellte. T G Ee Verhaftungen wurden vorgenommen. Um 11 Uhr Nachts herrschte überall Ruhe.

Der gestern in Klagenfurt abgehaltene deutsche Parteitag, an welhem über 600 Personen theilnahmen, verlief ruhig. Es wurde einstimmig eine Resolution gegen die Sp rachenverordnungen angenommen und die Zurücknahme der- l als Vorbedingung für jede weitere Verhandlung auf- gestellt.

Die Wiener Blätter veröffentlichen eine von den in Eger versammelten deutsch - böhmischen Landtags- und Neichsraths - Avgeordneten beschlossene Kundgebung, in welcher gegen das Verbot der Versammlung in Eger Ein- spruch erhoben wird.

Jn der vorgestrigen Sißung des Un ga Lten UNtTEL - hauses erklärte der Handels-Minister Daniel in Beant- wortung einer Interpellation des Abg. Meltl in der An- aclegenheit des Ausbaues der siebenbürgish-rumänishen An- schlußbahnen via Ghymes-Rothenthurm-Paß : er habe Kenntniß davon, daß die auf rumänishem Gebiet liegende Anschluß- linie bis zu dem vertragsmäßig festgestellten Termin, dem 17. November, niht werde ausgebaut werden. Die Vollendung der Ghymeser Linie sei im Jahre 1898, die der Rothenthurm-Paß-Linie im Jahre 1899 zu erwarten. Der Abg. Kossuth richtete eine Interpellation an die Regierung darüber, ob sie geneigt sei, anzugeben, in welcher Richtung die europäische diplomatische Aktion in Konstantinopel und Athen thätig sei, welche Fricdensbedingungen die Großmächte für annehmbar hielten, ferner ob das Konzert der Großmächte ent- schlossen sei, die Fortscßung des Krieges in keinem Fall zu gestatten; weiter wünschte der Abg. Kossuth zu wissen, ob bezüglih der Person des Gouverneurs von Kreta unter den Großmächten eine ag erzielt sei, ob es wahr sei, daß der Schweizer Bürger Numa Droz für diesen Posten in Vorschlag gebraht worden sei, und ob die Negierung geneigt sei, dahin zu wirken, daß der Friede zwischen der Türkei und Griechenland möglichstbald abgeschlossen und dieAutonomie K: etas möglichst bald gesichert werde. Jm weiteren Verlauf der Sißung beantwortete der Handels-Minister eine Jnterpellation des Abg. Asboth in der Angelegenheit der Explosion auf der Oroviczaer Domäne der p E Staatsbahn und erflärte, es sei sofort eine Untersuhung eingeleitet und durchgeführt, jedoch feine Fahrlässigkeit und kein Verschulden festgestellt worden. Die Gesellshaft sorge, wie es ihre Pflicht sei, für die Verwundeten. Die Antwort wurde zur Kenntniß ge- nommen.

Der serbische Kirchenkon greß ist heute in Karlowiß eröffnet worden.

Großbritannien und Frland.

Sir Harry Hamilton Johnston, Kommissar für Britisch-Zentral-Afrika, ist zum General-Konsul in Tunis ernannt worden. i

Bei einem vorgestern im St. Georges-Klub zu London veranstalteten Bankett zu Ehren der Premier-Minister der Kolonien machte, dem „W. T. B.“ zufolge, der Erste Lord der Admiralität Goschen die Mittheilung: der Premier- Minister der Kap-Kolonie Sprigg habe zu R

egeben, die Kap-Kolonie sei bereit, einen erstklassi Baier zur Disposition des Reichs zu stellen, ohne Bedingungen bezüglich der lokalen Vertheidigung zu machen. Des weiteren erklärte Goschen: England fehle es niht an Sym- pathie mit den Kolonial-Parteien der anderen Länder; aber England habe auch eine Kolonial-Partei, und sie werde bis zuleßt kämpfen, um die Bande festzuhalten, welche alle Theile des Reichs vereinigten.

Frankreich.

Jn der am Sonnabend abgehaltenen Sipung des Ministerraths theilte der Minister des Aeußern Hanotaux den Worilaut einer Depesche mit, welhe der Sultan an den Präsidenten Faure ebenso wie an die übrigen Staatsoberhäupter gerihtet habe, um deren Zustimmung zu einer neuen, vom Peneios ausgehenden Grenzlinie in Thessalien zu erlangen. Die Boas der Antwort des Präsi- denten wurde von dem Ministerrath berathen. Die Minister

beschlossen ferner, die Berathung der Vorlage über die direkten Steuern zu vertagen; daher werden die Generalräthe die Vertheilung der direkten Steuern erst in einer außerordentlichen Sigzung vornehmen, welche im vierten Quartal des Rehnungs- jahres ftatifinden wird. Der Minister des Jnnern Barthou wird eine entsprehende Vorlage in der Kammer einbringen.

Das Abkommen über die Regelung der strittigen Fragen, betreffend das Hinterland von Togo und Dahomey, zwischen den deutschen und französishen Spezial-Delegirten ist, wie „W. T. B.“ meldet, vorgestern zum vorläufigen Abschluß gebraht worden und liegt gegenwärtig den beider- seitigen Regierungen zur Prüfung vor. Die deutschen Delegirten haben Paris verlassen. Ueber den Jnhalt des Abkommens ist bis auf weiteres Stillshweigen vereinbart worden. Der „Temps“ schreibt: Diese Verständigung, welche in glücklicher Weise jedem territorialen Konflikt zwischen Deutschland und Frankreich ein Ende machen wird, ist das Ergebniß gegenseitiger Zugce- ständnisse in Betreff der Landstriche, für welche beide Regie- rungen Schußverträge geltend machen konnten.

Jn der vorgestrigen Sißung der Deputirtenkammer antwortete der Deputirte Deshanel auf die Auslassungen des Deputirten Jaurès über die Krise in der Landwirthschaft und legte die Zwelosigkeit der von den Sozialisten befürworteten Mittel dar. Die Kammer beschloß den öffentlihen Anschlag dieser Rede in allen Gemeinden Frankreichs.

Jn der Sigzung der Panama- Kommission verlas vor- gestern der Vorfißende Vall é ein Schreiben von Cornelius Sara worin dieser erklärt: wenn die Kommission eine Ab- ordnung zu ihm sende, sei er bereit, alles zu sagen, was er wisse. Quesnay de Beaurepaire erklärte vor der Kommission, daß er die Beantwortung der an ihn gerichteten Dn, verweigere. Der Vorsißende der Panama-Kommission

allé äußerte einem Berichterstatter gegenüber: er glaube, daß das von Cornelius Herz an die Kommission gerichtete Schreiben authentisch sei. Wenn sich die Authentizität bestätige, werde die Kommission eine Abordnung nah Bournemouth entsenden.

Rußland.

Der König von Siam is, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend von Moskau nach Peterhof zurückgekehrt. Mit dem König traf der Thronfolger von Siam ein, welchen der König dem Kaiser und der Kaiserin vorstellte.

_ Gestern Abend hat der König von Siam Peterhof ver- lassen und sich an Bord der Yaht „Poljarnaja Swiesda“ begeben, welhe nah Stockéholm abging. Der Kaiser be- gleitete den König bis Kronstadt.

Jtalien.

Der Fürst von Bulgarien empfing am Sonnabend im Quirinal den Minister-Präsidenten di Nudini und den Minister des Aeußern Visconti-Venosta. Der leßtere hatte im Ministerium des Aeußern auch eine Unterredung mit dem bulgarishen Minister-Präsidenten Stoilow. Abends fand im Quirinal zu Ehren des Fürsten ein Galadiner von 42 Ge- deen statt. Gestern ist der Fürst Ferdinand von Rom nach Bukarest abgereist. Der König begleitete den Fürsten nach dem Bahnhofe.

Die Kommission der Kammer für die Wahl- prüfungen hat auf Antrag ihres Vorsißenden, der an der Sigzung, in welcher die Wahl Cipriani's für ungültig erklärt wurde, nicht theilgenommen hatte, ihren Beschluß umgestoßen und den Berichterstatter beauftragt, die Frage ciner aber- aris Prüfung vom juristishen Gesichtspunkte aus zu unter- ziehen.

Wie die römischen Blätter melden, hat der Kriegs- Minister, General Pelloux das Ersuchen des Generals Albertone um Enthebung vom aktiven Dienst abgelehnt. Dem General werde dagegen ein Urlaub aus Gesundheits- rücksichten bewilligt werden.

Schweiz.

Bei der gestrigen cidgenössishen Volksabstimmung wurde die Revision der Bundesverfassung behufs Aus- dehnung der Oberaufsicht des Bundes auf die Forstpolizei des ganzen Landes, sowie ferner die Revision, welhe die Uebertragung des Rechtes der Geseßgebung über die Lebensmittel-Polizei an den Bund bezweckt, mit beträchtliher Mehrheit angenommen. Bei der Volksabstimmung des Kantons Bern wurde die Ein- führung des Proportional-Wahlsystems für die geseß- gebende Behörde abgelehnt.

Türkei.

Wie der „Agenzia Stefani“ aus Konstantinopel ge- meldet wird, stimmen die Antworten der Staatsober- häupter, an welche sih der Sultan telegraphish gewendet hat, ‘im wesentlihen darin überein, daß sie den Abschluß des Friedens unter den von den Botschaftern aufgestellten Be- dingungen empfehlen.

Aus Kanea berichtet die „Agence Havas“, daß in der Nacht zum Sonnabend mit Petroleum getränkte brennende Lunten auf die Dächer der von Christen bewohnten Häuser ge- worfen worden seien ; die Brände seien jedoch gleich nach ihrem Entstehen gelösht und die Patrouillen vermehrt worden. Der Gouverneur habe einen provisorishen Gerichtshof eingeseßt, welher aus sechs Mohamedanern und zwei Christen bestehe; in Kandia und Rethymon werde in gleicher Weise ver- fahren werden.

Schweden und Norwegen.

Die aus aht Mitgliedern bestehende Mehrheit des Zollausshusses des Storthing beantragt, ivie „W. D. V. aus Christiania meldet, im wesentlihen nur jene Zollsäße, welche sih als Folge des Erlöschens des Handelsvertrages mit Schweden ergeben, fomit keine bedeutende Erhöhung des Zolles auf Metalle und Textilwaaren. Von der sieben Mitglieder zählenden Minderheit des Ausschusses wird eine beträcht- lihere Erhöhung mehrerer Säße beantragt.

Amerika.

Das e Bureau“ berichtet aus Washington, daß der japanishe Gesandte nah einem eingehenden Meinungsaustausch mit seiner Regierung das Schreiben des Staatssekretärs Sher man bezüglih Hawaiis ausführlich be- antwortet habe und nunmehr damit E sei, eine Klar- legung der Stellungnahme Japans zu entwerfen. Nach einer in Madrid eingetroffenen Meldung aus Rdnna haben die Regierungstruppen die befestigten tellungen des Feindes in der Sierra Madura (Provinz Santa Clara) eingenommen. Die Verluste der Aufständischen

sollen sehr beträchhilich sein. Die spanishen Truppen ver- loren 2 Todte und 23 Verwundete, darunter 6 Offiziere. Bei anderen Zusammenstößen haben ' die Aufständischen 10 Todte und zahlreiche Verwundete verloren. Außerdem wurde der Jusurgentenführer Federico Alfonso mit er ae gefangen genommen. Nach einer dem „Heraldo de

adrid“ später zugegangenen Depesche ist es indessen den Aufstän- dischen gelungen, den Fluß Hanabana zu überschreiten und in die Provinz Havanna einzudringen. Jn Santa Cruz, am Kap San Antonio und an anderen Orten sollen Flibustier mit Waffen und Munition gelandet sein. Maximo Gomez hat angeordnet, die Aufständischen sollten, um die Parteigänger in den Vereinigten Staaten zu ermuthigen, verwegene Hand- streihe unternehmen.

Aus Montevideo berichtet das „Reuter'she Bureau“, daß bei Acegna, in der Provinz Cerro Largo, ein heftiger Kampf stattgefunden habe. Seitens der Regierung werde gemeldet, daß die Aufständischen auf dem Rückzuge seien.

Asien.

Der französishe General Badens E wie „W. D: B27 meldet, in dem Flusse Claire in Tongking ertrunken.

Afrika.

„W. T. B.“ meldet: Dem Vernehmen nach werde die Einnahme von Omdurman sowie die Wiederbesezung der Pro- vinzen Darfur, Kordofan, Sennar und Bahr el - Ghazel von seiten der egyptishen Regierung die Aufgabe der nächsten Expedition sein. Die zur Zeit in Dongola stationierte Truppen- macht werde verstärkt werden, da dort ein Korps von 10000 Mann formiert werden solle. Bezüglich einer Kooperation der britishen Truppen sei keine Entscheidung getroffen, jedoch sei vereinbart worden, ein folhes Zusammengehen, wenn es sich als nöthig erweise, zu gestatten.

Nr. 27 des „Centralblatts für das Deutshe Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom Juli, has folgenden Inhalt: 1) Konsulat - Wesen: Ernennungen; Exequatur-Ertheilung. 2) Zoll- und Steuer-Wesen: Anweisung zur Ausführung der Revision der Alkoholmefser; Verlegung der Zoltgrenze in Bremerhaven; Veränderungen in dem Stande oder den Befugnissen der Zoll- und Steuerstellen. 3) Bank - Wesen: Status der deutshen Notenkanken Ende Juni 1897. 4) Polizei- Wesen : Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Arbeiterbeweguug.

Aus Weißenfels wird der „Köln. Ztg.“ unter dem 9. d. M. geschrieben: Nachdem der Ausstand der Bergleute beendet ist (vgl. Nr. 155 d. Bl.), wird nun allgemein von den Grubenverwal- tungen eine Lohnerhöhung freirillig gewährt werden. Fast sämmtliche Arbeiter haben wieder Beschäftigung gefunden. Soweit sie noch nicht in die frühere Stelle eintreten konnten, baben einige Werke ihnen vorläu fig eine andere Beschäftigung zugewiesen.

In München haben, wie im „Vorwärts" mitgetheilt wird, die Töôpfermeister die von den auúsständigen Gehilfen geforderte neun- stündige Arbeitszeit in der öInnungsversammlung abgelehnt. Da die Gehilfen auf ihrer Forderung bestehen, so wollten die Innungsmeister die Frage heute noch einmal besprechen und Beschluß über sie fassen.

Aus Leipzig berichtet die „Lpz. Ztg.“ : In der Fabrik für Luftaasapparate !von E. A. Eisenah haben 12 Klempner wegen angebli&er „Maßregelung“ von Arbeitern, die entlassen worden sind, und deren Wiedereinstellung der Inhaber der Firma abgelehnt hat, die Arbeit niedergelegt.

In Mannheim hat einer Mittheilung der „Frkf. Ztg.“ zufolge der größte Theil der Arbeiter des städtishen Gas- und Wasfserwerks, über hundert Mann, die Kündigung eingereiht, weil eine von ihnen verlangte allgemeine Lohnaufbesserung niht gewährt wurde. Es wurde nur einzelnen Kategorien, wie den Feuerleuten und den Hofarbeitern, der Lohn aufgebesset. Der Stadtrath hat be- \{lofsen, keixe weiteren Verhandlungen mit den Arbeitern zu führen.

Hier in Berlin wurde in einer Versammlung der ausftän- digen Zimmerleute am Freitag berihtet, daß 159 Arbeitgeber, die etwa 1600 Arbeiter beschäftigen, den E0 Pfennig-Stundenlohn bewilligt baben. Die Innung verhalte fich immer noch ablehnend; bis jeßt hätten 13 Innungs-Mitglieder die Forderungen anerkannt. Bon den Rednern wurde der Berliner „Volksztg." zufolge hervorge- hoben, daß der Appell der Lohnkommission, die rbeit niederzulegen, auf manchen Pläßen gar niht beahtet worden fet; vornehmlich seien es jüngere Arbeiter, die sich am Ausstande und an den Geldsammlungen nicht betheiligen. :

Aus Alt-Ofen bei Budapest meldet „W. T. B.*": Nach langen Verhandlungen haben gestern gegen 2000 Ziegelarbeiter einen allgemeinen Ausstand angekündigt, dem heute sämmtlihe Budapester Ziegelarbeiter beigetreten find, sodaß von heute ab die Arbeit auf allen Ztegelwerken ruht.

Nus Rom wird dem „Wolfen Tel.-Bureau“ gemeldet: Der Ausstand der Landarbetter in den Provinzen Ferrara und Bo- logna nimmt an Ausdehnung zu. Es wurden Truppen nah den Oertlichkeiten, wo die Arbeiter ausftändig sind, gesandt; auch wurden zablreide Verhaftungen vorgenommen. Besonders ausgedehnt ift der Ausstand in der Boooini Ferrara. In Tresigallo wurde bei einem Streite zwischen Feldhütern und Autständigen einer der leßteren getödtet. Die Drescharbeiten ruhen überall. Am Sonnabend wurden in der Provinz Bologna sechs sozialistishe Vereinigungen aufgelöst.

Kunst und Wissenschaft.

Aus Kronstadt meldet der russishe „Regierungsbote“, daß Admiral Makarow eine Reise nah dem äußersten Norden an- getreten hat mit dem Auftrag, den Wasserweg nah den Mündungen der Flüsse Ob und JIenissei zu untersuchen, fowie das Karische Meer zu erforshen. Admiral Makarow begiebt sih an Bord eines Handels- dampfers zunächst nah Matotshkin Scharr auf Nowaja Semlja.

Land- und Forftwirthschaft.

Die von dem Verein „Versus- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin* in Verbindung mit der Deutschen Landwirthschafts-Gesell- schaft und dem Deutschen Hopfenbau- Verein ¡0 1894 regelmäßig im Herbst veranstaltete Gersten- und Hopfen-Ausftellung in Berlin wird in diesein Jahre vom 15. bis 17. Oktober statt- finden. In Anbetracht un daß avf dieser Ausstellung die Gersten und Hopfen bauende Landwirthschast von ganz Deutschland mit ihren Erzeugnissen zum Wettbewerb zugelassen is und damit die Ausstellung gegenüber den besonders in den legten Jahren mehrfach abgehaltenen Landes- bezw. Bezirks-Aus- stellungen gleiher Art einen allgemeinen Charakter e wird fie fortab die Bezeichnung „Deutsche Gersten- und Hopfen-Ausftellung“ führen. Der Versand der Ausstellungssazungen und Anmeldekarten an die Interessenten hat dieser Tage begonnen. Anfragen und Mit- theilungen, betreffend der Ausftellung, sind zu rihten an die Vers suchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin N., Invalidenstr, 42, Vereinshaus,

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