1884 / 259 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 03 Nov 1884 18:00:01 GMT) scan diff

Berlin, 3. November 1884.

Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs fand gestern Mittag 13 Uhr die feierlihe Einweihung S A neA der Technischen Hochschule in Charlotten-

urg statt.

Se. Majestät der Kaiser und König, Allerhöchstwelher von Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen sowie Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Wilhelm und der Erbprinzessin von Sacsen-Meiningen begleitet waren, wurden an der Thür des Hauses von dem Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten von Goßler, von dem Rektor und dem Senat der Hochschule, sowie von den leitenden Architekten ehrfurchtsvoll empfangen und na dem Festlih ges{müdckten Glathofe geführt, wo den Allerhöchsten Herren die geladene Festversammlung erwartete.

_In derselber befanden si die Staats-Minister, die Spißen der Reichsbehörden, Mitglieder des diplomatischen Corps, die Räthe des Ministeriums der geistlichen 2c. Angelegenheiten und des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten, Abordnungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften, der Königlichen Akademie der Künste, der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität, der Königlichen Bergakademie, Ver- treter der Städte Berlin und Charlottenburg, und zahlreiche Herren von Rang und Ansehen. Der festlichen Bedeutung des Tages entsprechend, hatten sich auch von den gesammten technischen Hobschbulen Deutsch- lands und von einigen uicht deutschen Deputationen eingefunden und ¿war waren amilich vertreten Aahen, Dresden, Stuttgart, München, Karlsruhe, Braunschweig, Darmstadt und Hannover, ferner die deutsche tehnishe Hochscbule in Prag, die in Wien, Brünn und Riga. Die Studirenden der Hochschule endlich waren durch Chargirte und Festordner vertreten. L:

Nachdem Se. Majestät der Kaiser Plaß genommen, stimmte der Lhor der Hochschule für Musik ein Festlied an. :

Hierauf erhob si der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten, von Goßler und richtete nastehende Ansprache an den Kaiser.

„Kaiserliche und Königliche Majestät! Der heutige Tag, welcher die Bau- Akademie und die Gewerbe- Akademie, seit wenigen Jahren ver- fassungémäßig zur te{bnisdben Hochschule verbunden, zum ersten Male fibtbac vereinigt, bringt die ersehnte Erfüllung Jahrzehnte lang ge- hegter, zielbewußter Wünsche, bildet einen Markstein nicht in der Seschichte dieser Anstalt und des techwnishen Unterrichtéwesens allein, sondern darüber hinaus in der Entwicklung der mathematisch-natur- wissenschaftlichen Disziplinen der der Technik zugewandten Künste, der Sndustriz, in weiten Kreisen unseres öffentlichen Lebens. Mit nie versiegerder Huld haben Ew. Majestät das Werden und Wasen der Hocschule gefördert, ihr diese s{öne S!ätte bereitet, den Fortschritten dieses herrlichen Baues eine si stets steigernde Theilnahme ge- widmet, die inneren Verhältnisse geregelt und durch Allerhöcstihr per- jônliwes Erscheinen der heutigen Feier die höchste Weihe verliehen. Mit innigem Danke erfüllen uns die warmen Glückwünsche Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, welbe Allerhöchstihrem Interesse an diesem wicbtigen Unternehmen und seinem gedeihlihen Absclusse anädigfsten Ausdruck zu verleihen geruht hat. In rei gesegneter Re- gierung haben Ew. Majestät, wie in allen Zweigen der Staats- verwaltung, so auch auf dem Gebiete des Unterrichts, die Früchte reifen schen, zu welwen Ew. Majestät in Gott rubender Herr Vater in den Zeiten der Wiedergeturt des preußisben Staates den Samen gestreut hat, und auf den in s{werer Zeit im Vertrauen auf Gott und die Zukunft unseres Volkes gelegten Fundamenten segenverheißende Werke errichtet. In der Land: shauptstadt haben die Friedri - Wilhelm - Universität und die Königlichen Muscen die glänzenden Beweise mehr als fünfzig- jähriger frudtbarer Geiste8arbeit geliefert; in dem Kunsftgewerbe- Museum und seiner Lehranstalt ist das vollendet, was im Beginne dieses Jahrhunderts in Anlehnung an die Vorläufer der technischen Hochschule geplant und erstrebt wurde. Und die Hobscule selbft, jo sehr sie auch als ein eigenartiges Produkt der Jebtzeit erscheinen mag, bildet doch nur ein neues, tostbares Glied in der Kette, welche die Gegenwart mit der Periode der Selbsterneuerung des Staates verbindet. Wendet si der Blick von diesem Prachtbau, den reichen Sammlungen und Instituten, den trefflich ausgestatteten Hör- und Zeichensälen zu der am Schlusse des vorigen Jahrhunderts von der Akademie der Künste losgelösten Bau- Akademie in dem dritten Stockwerk der alten Münze, zu der kleinen technishen Schule, welce zwi Jahrzehnte später mit wenigen Schülern in der Klosterstraße er- offnet wurde, so fällt cs wohl \{wer, in diesen bescheidenen Anlagen die gesunden, lebenskräftigen Anfänge der heute vollendeten Hochschule zu erkennen. Aber gleihwobl trugen die Widmungsiaschriften: „Fcidericus Guilelmus III rei archi:ectonicae“ und „Friedrich Wil- helm ITII. dem Gewerbefleiße* die sicgreihe Verbeifung in fi, be- ruhten doch die Bauschöpfungen auf der sicheren Erkenntniß, daß nah dem Zusammenbruche der alten politischen und fozialen Ordnung, unter der gleichzeitigen, völligen Umgestaltung der Naturwissenschaften, bei dem Eintriit des Dampfes in den Dienst des Menschen neue Formen für das technishe und industrielle Leben gefunden werden mußten. Die unscheinbaren Bäche wurden Ströme. Unter den Iebendigen Theilnahme des Königs gruben ihnen die Männer, deren Statuen und Büsten von den Zinnen und Gängen dieser Hobschule auf uns hernicderblicken, das Bett hier ‘cindämmend, dort er- weiternd, bald zusammenfassend, bald theilend, und die befruchten- den Fluthen ergosses sich weithin durch die Gefilde unseres Landes.

Durch Abstufung der vorbereitenden Klassen und Lehrwerk- ftätten, mit der Verbesserung des Unterrichts in den Provinzen und mit dem - Erstarken der Privatindustrie,

dur die Steigèrung der Anforderungen an die Vorbildung fand die Schülerscvaft allmählich eine vollständige Umwandlung. Gleich- zeitig mit ihr, mit dem Aufschwunge der Wissenschaften und den ftets wacbsenden Ansprüchen der Technik vollzog fich die Umgestaltung in dem Inhalte und der Methode des Unterrichts, in der Zusammen- seßung der Lehrkörper, in ihrer Verbindung mit den Anstalten selbst. Jeder Swritt aber, welhe die Fabschulen dem Ziele der Hocscule zusührte, näherte au die beiden Akademien einander, ließ das ihnen Wemeinjame, die mathematish-naturwissensaftlihe Grundlage und die daritellende Kunst —, sowie das Band, welches sich mit der Entwicklung des Verkehrs und des Gewerbes von der Arcbitektur zur Masbinentecnik ges{lungen, immer klarer hervortreten. So ift die Ver- einigung beider Akademien zu einer echnishen Hochschule mit Naturnoth- wendigkeit aus der Vergangenheit berau8gewaWsen ; sie hat si vollzogen unter der lebendigen, opferwilligen Mitwirkung derLandesvertretung; und, nach dem Vorbilde der Schwesteranstalten und der Universitäten organisirt, fest wurzelnd in ihren großen Traditionen, angepaßt an die Bedürfnisse unscres Staates, tritt heute die Hoc\hule der Landeshavptstadt vor uns als die Anstalt, der die ernste Aufgabe gestellt ist, für den technishen Beruf im Staats- und Gemeinde- dienst, wie im industriellen Leben die höhere Ausbildung zu gewähren, sowie die Wissenschaften und Künste, welche zum technischen Unte e plgebiele E u pflegen. ie jede staatlihe Institution, erreicht auch diese Hochscule die Ihr gestellten Ziele nur durch Eingliederung in den E des Staats und dur harmonischen Anschluß an die übrigen Aeußerungen und Bethätigungen des Staatslebens; aber bei der Eigenart der Aufgabe und der ungemessenen Steigerung, welcher die technishen Wissenschasten und Künste fähig sind, gilt es, nit allein für die Anshauungen und Be- dürfnisse der Gegenwart die entsprehende Organisation zu finden, sondern auc für dielebendige Weiterentwicklung auf jedem Gebiete des Unterrichts den Weg offen zu halten. Angeftrebt und, wie die Erfahrung der leßten Jahre hoffen läßt, auch erreicht ist diese Absicht durch das sorgfältige Ab- wägen zwischen Koncentration und Decentralisation, durch Sonderung der Disziplinen in Gruppen, nah dem Grade ihrer Verwandtschaft, ohne Beeinträchtigung ihrer fcuhtbaren Wechselwirkungen, durch die ver- avtwortungévolle Mitarbeit der Lehrerschaft in den einzelnen Abthei- lungen, wie in der Gesammtheit. Die Arbeit ist gethan, das Werk vollendet, umstrablt- vom Glüde der Gegenwart, verklärt durch die Hoffnungen auf cine durch reiche Frucht gesegnete Zukunft. In Würdigung der hohen Bedeutung des Tages und in Aner- Fennung des Geleisteten haben Ew. Majestät in Königlicher Huld

eine Reihe va A Bnnaten etlichen, welche mit Allerhöchster Ermächtigung iermit kund gebe.

Erhalten haben von den Dozenten der Hochschule den C als Geheimer Regierungs-Rath: der Rektor Professor Dr. Hauck, En Rothen Adler-Orden vierter Klasse: die Professoren Jacobsthal, Dr. Doergens, Georg Meyer, Dr. Vogel, den Königlichen Kronen- Orden dritter Klasse: der Professor Dr. Paalzow, das Prädikat „Pro- fessor“ der Marine-Ingenieur Dill; von den Beamten der Boe \{ule ten Rothen Adler-Orden vierter Klasse: der Rehnungs-Rath Hoffmeister, den Königlichen Kronen-Orden vierter Klasse: der Haus- inspektor Seiffert, das Allgemeine Ehrenzeiben die Unterbeamten Mertens, Rudolph, Treskow, von den Beamten der Bauleitung den Charakter als Geheimer Regierungs-Rath: der Baurath Professor Raschdorff, den Rotben Adler-Orden vierter Klasse: der Baurath Stüve, der Landbauinspektor Koch. 2 L

Und nunmehr übergebe ih Kraft Allerhöchften Austrages in Gegen- wart Sr. Maj-stät des Kaisers und Königs und vor dem ehernen Bilde des erlaubten Stifters Ihnen, Herr Rektor, und dem Senat, als den verfassungsmäßigen Organen, diese Hochschule mit ihren Anlagen und Sammlungen zur Obhut und Verwaltung nach Maßgabe des Statuts. Mögen aus dieser Anstalt unter der treuen Fürsorge der Lehrerschaft zahlreihe Scülergesblechter in das Leben eintreten, welche im un- mittelbaren Dienste des Staates oder in freier Bethätigung voll ihre Kräfte für die Wohlfahrt des Volkes einseßen. Möge allezeit die Hocbschule in dér vordersten Rcibe der Bildungsanstalten ftehen zur Mehrung der Wiffenschaft und Kunst, zum Gedeihen und zur Ehre des Vaterlandes.

ZOON O des S war 2A M ss Zie nischen Hochschule, Professor Dr. Hauk, vorgetreten, verbeu L os die Se des Neubaues mit einer Ansprabe an

2. Majestät den Kaiser. i 5

Der Redner warf einen kurzen Rückblick auf die geshictlide

Entwickelung der Bau-Akademie und der Gewerbe-Akademie, welche beide im Jahre 1879 zur Technishen Hochschule vereinigt wurden: „Im Jahre 1882 empfingen wir aus der Hand Ew. Majestät ein Ver- fassungsstatut, und heute haben! Ew. Kaiserliche Majestät die Hoch- schule um Sich versammclt, um dem Hause, das fortan die Heimstätte ihrer lehrenden. forshenden und gestaltenden Wirk- jamkeit bilden soll, die Weihe zu geben. Indem i Namens des Senates dieses Haus in Hut und Wahrung übernehme, mist fi in das Gefühl des ehrfurwtsvolisten Dankes, der unsere Herzen mächtig bewegt, zugleich das Bewußtsein der ernsten Pflichten, die wir damit auf uns nehmen. Ein Haus ist uns bereitet von eizer Swönheit, in deren Anschauen uns unwillkürlih das Gefühl beschleit, geistig und sittlih höher gehoben zu werden. Und doch ist es erft unsere eigene Lehrthätigkeit, unfere eigene forshende und \chaffende Arbeit, welche diesem \{önen Körper das geistige Leben einzuhauchen vermag. Möge der Segen des Allmächtigen, dessen wir zu jedem Werke bedürfen, mit unseren Bestrebungen sein! Heute kann ich nur im Namen sêmmtlicher Lehrer und Beamten der Hochschule aus- sprechen, daß wir Alle urs unserer hohen Pflichten vollbewußt sind.“ Redner erneuerte dann im Namen Aller das Gelöbniß ehrfurchts- voller Liebe und hingebender Treue und Ie „seine Ansprache mit einem dreifawen Ho auf Se. Majestät den Kaiser und König, das in der Festversammlung einen begeisterten Widerhall fand.

Se. Majestät der Kaiser und König geruhten die beiden an Ihn gerihteten Ansprachen zu erwidern und der Technischen Howtbscbule Seine Wünsche für eine reie und gesegnete Zukunft auszusprechen.

Hierauf |{loß der Gesaxg von „Heil Dir im Siegerkranz“ die

erhebende Feier. Se. Majestät der Kaiser und Könkg urterzogen dann das Se- bäude einer eingehenden Besichtigung.

Das Allerhöchste Handschreiben Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin an den Minister der geiftlihen 2c. An- gelegenpelen, auf welches die oben mitgetheilte Rede Bezug nimmt, autet:

Ich sprede Ihnen für die Mittkeilung der bevorstehenden Ein" wethung des Neubaucs der Königlichen Tenischen Hochschule Meinen Dank aus, indem Ich Ihnen gleichzeitig Mein volles Interesse an diesem wichtigen Unternehmen zu erkennen gebe und Sie beglück- wünsche, da es Ihnen als Kult us-Minister vergönnt ist, daselbe zu einem gedeihlichen Abschluß zu führen. Leider verhindert Mein Ge- sundheitszustand Meine persönliche Betheiligung an einer Feier, der Ich mit aufrichtigen Wünschen aus der Ferne folgen werde. Baden-Baden, den 30, Oftober 1884. Augusta. An den Kultus-Minister von Goßler.

Als Vorfcier hatte bereits am Sonnabend die Bauner- weihe stattgefunden. Ein impofanter Wagenfestzug fehßte si gegen 117 Uhr vom Lustgarten aus in Bewegung. Vorauf ritten Scußleute, denen sieben Chargirte der Studirenden in vollem Wichs folgten. Nach ihnen kam das Musikcorps des 1, Garde-Dragoner-Regiments in einem von vier gepußten Pferden gezogenen Phantasiewagen. _ Die Musiker trugen Kostüme aus der Zeit WakKensteins: grauen S{lapphut mit wallender Feder, bunte Koller und mätige Stulpenstiefel. In den nächsten drei Wagen, fämmilih Vierspänner, hatten dann Plaß genommen der Auss{uß des Polytecnikums, der Universität und der Berg-Akademie sowie die Ver- treter der Techniscben Hochschulen zu Aachen, Hannover, Braunschweig und Dresden. An diese {loß si die lange Wagenreiße mit den Mitgliedern der Vereine „Hütte“, „Motiv“ und anderer an. - Gegen 1 Uhr langte der Zug in der Charlottenburger Flora an, in deren großem Fest- saale die Bannerweihe gegen 14 Uhr erfolgte. Am Abend fand vom Gensd’armenmarkt aus ein Fackelzug durh die Mohren-, Voß-, Königgräter-, Lenné- und Victoriastraßzz nach der Wohnung des Rektors, Professor Dr. Hauck, Bülowstraße 6, ftatt. Dort wurde demselben eine Ovation gebracht, worauf fich die Studirenden nah Charlottenburg begaben. Auf dem Wilhelmsplaß däselbst wurden dann die Fackteln zusammengeworfen.

Von Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen wurde am Sonnabend früh, gleich nach 8 Uhr, unter Führung des Ersten Direktors Grunow und des Direktors der Unter- richtsanstalt, Professor Ewald, die Ausftellung der Schüler- arbeiten des Kunstgewerbe-Museums eingehend besichtigt. Se. Kaiserlihe und Königlihe Hoheit nahm bei dieser Ge- legenheit auch verscbiedene Klassen der Ünterrichtéanstalt und die Ar- beiten einzelner Schüler derselben in Augenschein,

Glasgow, 1. November, Nahts. (W. T. B.) Im Star- Theater hierselbst entstand in Folge Feuerlärms und der da- durch hervorgerufenen Bestürzung ein großes Gedränge, in welchem 16 Perfonen getödtet und 12 verleßt wurden.

Im Deutschen Theater wurden am Sonnabend zum ersten Male die beiden Lustspiele „Die Neuvermählten“ von Björostjerne

Biörnson und Molière's „Der eingebildete Kranke“ in Szene geseßt. Das vornehme kleine Björnsonshe Werk erweckte auch an dieser Stätte, wie {hon vor Jahren im

Residenz - Theater , - durch scine feine Seelenmalerei und exakte psychologishe Entwick:lung das lebhafteste Interesse, besonders da die Rollenkeseßung und die Darstellung in jeder Ginzelheit eine vorzügliche genannt werden tarf. Georg Engels zeichnete die Figur des alten Amtmanns mit dem rührend guten Herzen mit feinen hu- moriftischen Strichen ohne, was zu seinem Lobe besonders hervorgehoben werden muß, jemals in das Gebiet des Possenhaften über- zuspringen; und Clara Hausmann hielt in ihrer einfachen liebenswürdigen Rolle, als des Amtmanns Gattin, tapfer Schritt mit ibrem ausgezeichneten Partner. Die junge „Laura“ wurde von

Sorma mit voller herzgewinnender Natürlichkeit dargestellt; den

als Axel in Anspru; derselbe rief besonders in der

scene des zweiten Aufzuges dur sein fein durchbachteg. gnng

Spiel, in dem jede leiseste Seelenregung packend zum Durbru yeadigs

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hinreißende Wirkung hervor. Frl. Schmiedt brate die versémt

entsagungêvolle Mathilde in möglichst ansprehender stellung. Molière's draftisches Lustspiel fand mit n LoD | derben natürlihen Komik ebenfalls lebhaften Anklang, ml |

einzelne früher offenbar Heiterkeit erregende Scenen, wie der des Dr. Diaforius mit seinem beschränktem aber die satirisben Ausfälle auf die Aerzte, jeßt diese Wirkung nit erzielen, sondern nur noch vom kulturellen Standpunkte aus tese essant erscheinen können. Die forgfältige Regie versu&te ug N liebevoller Theilnahme alle Vorzüge des Werkes anshauli M lebendig zu machen. Alle 3 Aufzüge wurden ohnè Pause oder uud des Vorhanges hintereinander abgespielt, die Tut nur durch Klopfen bemerkbar gemacht. Die Utz[res dli August Förster mit liebenswürdigem, behäbigem Humor: de (0) der übermüthigen „Toinette* fand in Hedwig Niemann eine aue Vertreterin; ihre Darstellung athmete volles, frisches Vbere nee diese Figur in ihrer greifbaren Plastik ein wirkli auteqeie y belebendes Moment in der Aufführung bildete. Die übrig q steller entsprahen den an sie gestellten Anforderungen, obne dw sonders Hervorragendes zu schaffen. dh f Neues Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater bei der gestrigen Sonntags-Aufführung der Operette Ott) U war das Theater glei% na der Kasseneröffnung au fat der morgigen 40. Vorstellung wird Fr. Sriß\ch R, d Carlotta, Frl. Feldau die Sora] und Hr. Szika den fter he Das Belle-Alliance-Theater hat am S i weiteren Schritt auf der höheren Babn gemadt, m Aufnahme klassisher Stücke in sein Repertoire eingelélua 1e Diesmal war es ein Shakespeare’\{es Lustspiel, welhes dem des Etablissements Gelegenheit geben follte, seine Kräfte aub n dieser Richtung hin zu erproben. Erleictert wurde ihm dieser Yn su allerdings bedeutend durch das Mitwirken einer so bedeuten Gastin wie Frau Franziska Ellmenreih, welcher denn au nil das Hauptverdienst bei der Vorstellung zufiel, Die Kis, der Katharina, als welde die Künstlerin bereits früher in Bin Erfolge errungen hat, war es denn aub wohl allein welche du Hauptinteresse der Zuschauer in Anspru nahm. Diese in ha Bühnenbearbcitung recht knappe Rolle bot doch in ibren haf pointirten Glanzstellen hinreichend Gelegenheit, das eminente Können der Fr. Ellmenreih in das vortheilhasteste Acht zu stellen, Zu be klagen ift nur, daß dieses hervorragende Spiel eine so unzulänalide Unterstüßung findet, und gerade dies ist das bedenklids Moment, welches bei der neuerdings einges{lagenen Éassisden Richtung des Belle-Alliance-Theaters hauptsächlich in Betraht kommt: der Mangel eines befriedigendes Ensembles. Das allusdatfe Abe heben eines glänzenden Punktes läßt den Hintergrund nutnod dunkler erscheinen. Daß es dem einheimischen Personal des Etablissements nit an gutem Willen fehlt, der höher gestellten Aufgabe gèreht ju werden, muß anerkennend bestätigt werden. Die allzugroße Ver schiedenartigkeit des Repertoires, welches si zwis{enYoße und Drama bewegt, ist vielleicht der ftrengkünstlerishen Arbeit, wie x nament- lih ein Shakespeare’s{es Stück erfordert, nit gerade günstig, So waren es denn mit geringen Ausnahmen keine eigentlich Shakespeare {en Gestalten, welhe am Sonnabend sich auf der Bühne beweg, Hrn. Straßmann fehlt es doch zu sehr an Geftaltungskraft, si Mienenspiel und Organ ermangeln der Durchbildung. Hierin dürf ihm vielleiwt Hr. Zink zum Muster dienen, der freiliG of | Guten zu viel thut, fo namentlich in dem Turgenjewschen Cinlt; „Die Provinzialin“, der dem englisben Lustspiel vorausging, si erzielten Fr. Ellmenreih sowie Hr. Würzburg ‘wie immer dudsf aus8gezeihnetes Zusammenspiel cinen unbestrittenen Erfolg.

Das unter Leitung des Hrn Xaver Scharwenka und un wirkung des Philharmonischen Orchesters von Frl. Emma | am Sonnabend in der Sing-Akademie gegebene Con cerik ein äußerft zahlreihes Publikum versammelt. Das Concert wurd eine Fest-Ouverture von Philipp Scharwenka und Beethovens G4 Concert eröffnet und {hon nah diesem die Concertgeberin dil vielen Beifall ausgezeichnet. Ia dem darauf folgenden Präludin nebst Fuge von Bach, einer Toccata von Rheinberger, der Des-dir Etude von Liszt und der CG-mo)l-Ballade von Chopin, b sonders aber in dem Adagio und Allegro molto (Finale) df Herrn Dirigenten, ihrers Lehrers, entwickelte die Vortragende, du? das Orchester vortrefflich und disfkret unterstüßt, nit nur x außerordentlide technishe Fertigkeit, sondern zeigte aud eine gu musikalische Durchbildung überhaupt, so daß ihr reiche Anerken nicht sehlen konnte.

Im Cirku s Renz war die Gala-Vorstellung am Sonnbd ganz besonders glänzend. Die Reitkünstler und -Künstlerinnen ¡lh neten sich sämmtlih durch Kühnheit, Sicherheit und Clegan uf Es wurde dabei eine ganz ungewöhnlich große Anzahl von Putt edelster Racen vorgeführt, unter denen die 12 dressirten Scinnt hengste die größte Bewunderung erregten. Für Abwechselung [t das Programm reichlich gesorgt, da noch außerdem dressirte Hub Affen, Tauben, und fogar eine urkomishe Ente in der Arc schienen. Die belustigenden Produktionen der Clowns gipfelten i! | neuen Pantomime „Harlekîin à la Edison“, in der die rascenden eleftrischen Lichtefsekte das Publikum wiederum ht ergögten. Lauter, oft stürmisher Beifall begleitete die Lm der Künstler und Clowns.

(Gthrten Sehe

Literarische Neuigkeiten und periodische Srifttl

Verhandlungen des Vereins zur Beförderung det | Gewerbsleißes. 1884. VIII. Heft. Inhalt: Amtliche Mib | theilungen. Denkschrift über die vergleichende Prsung berschirbenet Verfahren zur Reinigung der Abflüfse aus Rohzudttfabriken,

Deutsche Landwirths\chaftlice Pes Nr, 9, e | halt: Zum Rückgang der Getreidepreise. Uebtt tit ZUd ia | \chweren Arbeitspferdes. Die Verbesserung des fetdebeiülag durch Anwendung des Bessemerstahls. Von Geh. R ; | Dünkelberg-Poppelsdorf. Prüfung von Ginster-Qu mie | Von F. Schotte. (Mit Abbildungen.) Correspondenz x Schleswig-Holstein. Aus der Rheinprovinz. Aus Gabel net: Personalien. Literatur. Ausstellungen. Mk an b A N E E E internationale SIRNE

i8cellen. Sprechsaal. Handel und Verkehr. j

Die Arbeiter-Versorgung. Nr. 21. Inhalt: e

statut für Jnnungskrankenkafsen. Amtliche Verfügungä t

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mulare zur Einrichtung der Buch- und Recbnungdführu L M

Korrespondenzen. Rezensionen. Erscheinungen der S id

E a A Die Materialien de

versicberung8geseßes. nlage. | Delikatessen- Zeitung. Nr. 3. Inhalt: Der Bul |

x ritt der Phosphorsäure im Weine. Fractbeförderung mit C1 zügen. Die Fleischindustrie in den Laplata-Stagten. “A fang. Der Eierhandel in England und Frankrei. lind - produktion Europas. Ueber den Jahreskonsum B q Univerfal-Koblenanzünder.- Ueber die Zusammenseßung de Fischerei. Der Königsberger Theehandel 2c.

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Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (S ch olz). Druck: V. G

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Berlin:

(1999)

x. Porr Plaß im Lustspiel nimmt aber Guftav Kadelburg