1872 / 114 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 16 May 1872 18:00:01 GMT) scan diff

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Im Abgeordnetenhause theilte der daß der Kaiser das Präsidium , welches die Glückwünsche de

Hauses anläßlich der Verlobung der Erzherzogin Giesela Üüber- brachte, empfangen und erwidert habe, er sei ebenso gerührt als erfreut über die wiederholten Beweise der Treue und An- hänglihkeit des Abgeordnetenhauses. Der vom Herrenhause beschlossene Geseßentwurf betreffs des Klagerechts der Parteien gegen richterliche Beamte wurde mit einem Amendement Pergers angenommen, wonach die Haftung des Staates für gerichtliche | ( Gerichtsbeamten auch auf die Notare ausgedehnt wird. Der Justiz-Minister sprach fich gegen das Amendement aus, weil dasselbe den Rahmen des vorliegenden Gesehentwurfs überschreite. Der Antrag betreffs des abgekürzten Verfahrens bei der Berathung der Strafprozeßordnung wurde Der Justiz-Minister legte einen

Amts8handlungen der

ohne Debatte angenommen. Gesehentwurf betreffs Bildung der Geschworenenlisten vor.

Schweiz. Bern, 15. Mai.

revidirte Bunde8verfassung vorzulegen.

Einer Korresdondenz aus Bern vom 14. Mai zufolge war das Resultat der Volks8abstimmung über die neue revidirte Bundes8verfassung bis zum 14. d. Mts. Morgens folgendes: Zürich 47,532 Ja, 11,420 Nein, Bern 50,427 Ja, 22/442 Nein, Luzern 9385 Ja, 17,890 tein, Uri 153 Ja, 4100 Nein, Schwyz 1639 Ja, 8761 Nein, Obwalden 211 Ja, 2870 Nein, Nidroalden 304 Ja, 3113 Nein, Glarus 4690 Ja, 1622 Nein, Zug 1333 Ja, 3235 Nein, Freiburg 5714 Ja, 19,846 Nein, Solothurn 9594 Ja, 5966 Nein, Baselstadt 5364 Ja, 1233 Nein, Baselland 8287 Ja, 1618 Nein, Schaffhausen 6211 Ja, 485 Nein, Appenzell A.-Rh. 3801 Ja, 6375 Nein, Appenzell I.-Rh. 197 Ja, 2546 Nein, St. Gallen 22,503 Ja, 22,482 Nein, Graubünden 8163 Ja, 10,698 Nein, Aargau 24,851 Ja, 15,247 Nein, Thurgau 17,474 Ja, 3467 Nein, Tessin 5846 Ja, 6965 Nein, Waadt 3319 Ja, 51,961 Nein, Wallis 3000 Ja, 16,000 Nein, Neuenburg 7947 Ja, 9045 Nein, Genf 4532 ‘Ja, 7906 Nein ; Summa 252,477 Ja, 257,244 Nein.

Vrlgzies. Vvoússol, 15. Mai. Der Senat genehmigte gestern den Geseßentwourf , betreffend bcu von gets E

Anwoeisungen handelnden Titel des code de commerce.

In der Repräsentantenkammer zog die Regierung gestern den die Bieraccise betreffenden Gesehentwurf zurück. Die Kammer begann die Diskussion über den für öffentliche Arbeiten geforderten Kredit von 8,872,000 Fres.

In der heutigen Sihung der Repräsentanten- ftammer machte die Regierung die Mittheilung , daß sie den Geseßentwurf über die Polizei in Brüssel zurüctziehe.

Großbritannien und Jrland. 2 St. James- Palast fand gestern Nachmittags ein

London, 14, Mai.

derrenempfang (Levée) statt, bei welchem der Herzog von Edinburgh die Stelle Jhrer Majestät der Königin vertrat und fast sämmtliche männliche Mitglieder der Königlichen Familie zugegen waren.

_— Nachdem die Regierung von Queensland Mit- theilungen empfangen, welche zu der Annahme verleiten , daß in verschiedenon Theilen der Kolonie, hauptsächlich in der Nähe von Warwick, Nanango, und Agate Creek am Gilbert River, Diamanten-Fu nd orte sind, hat der Minister für Bauten und Bergwerke für die Entdeckung eines Diamantenfeldes in Queensland eine Belohnung von 1000 Pfd. Sterl. ausgesetzt.

Frankreich. Paris, 14. Mai. veröffentlicht den Beschluß der Nationalversammlung vom 4. d. M., nach welchem eine Kommission zur Untersuchung des Kriegêmaterials eingeseßt werden soll, und zwar mit der Modifikation, daß die Über die Kaufgeschäfte nieder- geseßte Kommission gleichzeitig als jene fungiren soll ; ferner wird ein Gefeß vom 8. d. M. veröffentlicht, welches dem Mi- nister der Landwirthschaft einen ordentlichen Kredit von 4,290,000 Frs. und einen außerordentlichen von 1,500,000 Frs. zu Deckung der durch die Rinderpest entstandenen Kosten bewilligt.

Der Konflikt, zu welchem der Geseßentwurf Über den Staatsrath (Betreffs der Ernennung der Staatsräthe) Anlaß gegeben , ist noch nicht beigelegt, Die Kommission weist jede chTransaktion zurück, und die Regierung ist entschlossen, das A die Mitglieder des Staatsrathes zu ernennen, nicht auf-

eben.

Der General Letellier de Valazé ist mit der Ober-

-

leitung aller militärischen Anstalten betraut worden , welche

Das »Journal officiel«

Präsident E

C Der BundeS8rath hat beschlossen , die Bundesversammlung für den 27. d. e fen, um derselben das Resultat der Volksabstimmung über die

ihrer Nähe wird man zwei Lager errichten.

fis Ronen. m 14, Mai. [Ung am 15, d. M. hat der Kriegs-Minister | Geseßentwourf vorgelegt , welcher Ms Ea Unen 80,000 Mann feststellt. Der Justiz - Minister Robledo wieder- holte die Behauptung, daß der Aufstand in Navarra zu Ende sei; bald werde man dasselbe auch von Biscaya sagen können Der Gemeinderath von Madrid bietet 12 Millionen Realen zur Förderung der allgemeinen Ausstellung an, welche im nächsten Jahre gehalten werden soll , eine Deputation aus

den Provinzen bietet 4 Mill. und aus den Kolonien r man auf 10 Mill. nd aus den Kolonien rechnet

_ &Stalien. Nom, 15. Mai. (W. T. B.) Jn der Dévu- tirtenkammer erklärte bei der fortgeseßten Debatte über die auswärtige Politik der Regierung der Minister der auswärti- gen Angelegenheiten, Visconti-Venosta, als er über die An- griffe auf den König von Italien im belgischen Senate befragt wurde, er habe im Interesse beider Länder die Aufmerksamkeit der belgischen Regierung auf gewisse Thatsachen gelenkt. Der belgische Gesandte habe Meran Befehl erhalten, seinen Wohn- a E gen, E 0 die belgische Regierung ; n\ch Tundgegeben, mi alien freund | s ziehungen zu unterhalten. q : aae nd

Numánien. Die »N,. fr. Pr.« bringt ein Telegramm aus Bukarest vom 14. d. M., wonach sämmtliche iveden der in Idmaila gegen dortige Juden stattgehabten Excesse ange- D O vom Schwourgericht in Braila freigesprochen

: ind.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 14 Mai. Am 12. d. Mts. hat der Kaiser mit dem Großfürsten Wla:

dimir Alexandrowitsch seinen Aufenthalt in Zarskoje-Sselo ge- nommen.

Der Prinz Alexander von He i in Odessa eingetroffen. s Hessen 1st am 9, d. M.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 11. Mai Der König ist soweit wieder dergesteilt, das e in Conseil abhalten konnte. E

Der Gesundheitszustand der Prinzessin Eugenie i in den legten Tagen nicht befriedigend gewesen, baute ewe gestern offiziell mitgetheilt wird, die Königin-Mutter be- schlossen, ihre beabsichtigte Neise nach Lissabon einzustellen. _— Im Reichstage wurde über den Grundzins berathen. Diese Steuer, welche etwa '/, der Staatseinkünfte ergiebt, ist seit dem 16. Jahrhundert dadurch entstanden , daß die me lichen Güter und Hufen taxirt und danach ihre Staat8abgaben bestimmt wurden. Die Gutsbesizer beklagen sich Über die un- gleihmäßige Vertheilung dieser Steuer, und veranlaßt durch mehrere Motionen, ist jeßt von dem Staatsausschusse der Vor- s{hlag gemacht worden, den E in einem Schreiben zu er- suchen , Uber die successive Aufhe "ung dieser Steuer sowohl dur Ablösung, als auch Abschreibung derselben dem nächsten Neichstage eine Proposition vorlegen zu lassen. Dieser Vor- schlag ist am 8. von der Kammer nach siner lebhaften Debatte E E Cd „Béeltern wurden außerdem in beiden Kammern gemein- schaftliche Abstimmungen angestellt über sieben Punkte, welche qgrößtentheils einzelne Bestimmungen in dem neuen Bank-*" Reglement betrafen, über welche die Beschlüsse der Kammern verschieden ausgefallen waren. Der von dem Bewilligungs- ausshusse berechnete Voranschlag der außerordentlichen Stagts- cinkünfte 1873 (in der Königlichen Proposition angenommen zu 30,570,000 Thlr.), R 14,600,000, Posten 2,900,000, Stempelpapier 1,350,000, Branntweinsteuer 11,200,000, Runkel- rübenzucker-Steuer 16,000, Summa 29,666,000 Iblr., wurde von beiden Kammern ohne Debatte angenommen.

Amerika. Washington, 15. Mai. Aus einer Bot- schaft des Präsidenten Grant an den Senat geht hervor, daf der leßte von Großbritannien zur Beseitigung der indirekten Ansprüche in der Alabamafrage gemachte Borschlag zwar ursprünglich von Granville au®Sgegangen, früher aber bereits von General Schenck angeregt worden sei. Das Komite des

Senates für die auswärtigen Angelegenheiten hat \ich für die Ratifikation des ZJusazartikels zum aba Worage günstig ausgesprochen.

Buenos8-Aires, 12. März. Gegen Ende des vori-

gen Jahres war in »Tandil«, einem Distrikte der Provinz Buenos - Aires, eine Art Prophet aufgestanden, welcher durch allerhand Wunderkuren und mysteriöse Prophezeiungen vielerlei

gegenwärtig gegründet werden. Aus der Stadt Rennes soll eht auch ein Haupt-Central-Militärpunkt gemacht werden. :

Volk an sich zu locken wußte, im Geheimen aber an die ihm näher Affffiliir austheilte.

en die Parole cines allgemeinen Fremdenmords

Das Blutbad war auf den 1. Januar des gegen-

Sie wird der Siß eines neuen Artillerie - Regiments, und in

In der Kongreß-

Heeresfkontingent auf

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ärtigen Jahres angeseßt, und zog denn auch an diesem Tage Une Zorde von allerlei Gesindel in die Hauptstadt des Distrik- tes ein und mordete dort und in ihrer Nähe Alles, was ihr begegnete; einige 30 Personen im Ganzen, meist Fremde, Eng- länder, Basken, Jtaliener Deutsche waren glücklicher Weije diesmal nicht darunter aus Versehen aber auch eine Anzahl Argentiner. 7 / :

Die Behörden des Landes thaten nun wohl zunächst, was in ihrer Macht stand. Die Nationalgarde des betroffenen Distrikts wurde aufgeboten und zog, durch fremde Elemente verstärkt, zur Verfolgung der Mörder aus, welche auch erreicht und, unter Zurücflassung von mehreren Todten und einigen 20 Gefangenen, auseinander getrieben wurden. Als es aver demnächst zur Aburtheilung der Gefangenen kam, deren aus- nahmslose Hinrichtung die sehr erregten fremden Ansiedler mit vielem Ungestüm verlangten, da zeigte sich nah der Behaup- tung dieser Lebteren wieder einmal die Schwäche,- welche dem ganzen hiesigen Nichterstande eigen ist, wenn es sih um Fäl- lung eines Bluturtheils handelt; der ad hoc hinausgesendete Kriminalrichter verurtheilte nur 3 der Mörder zum Tode, die mit cynischer Frechheit ihre Schandthaten selbst bekannten ; rück- sichtlich der Uebrigen wurde bei 11 shwer Kompromittirien auf mehr oder minder langjähriges Yuchthaus erkannt; 15 endlich wurden ganz freigesprochen. i : L

In welchem Berhältnisse dicses Uriheil zu den Grundsäßen der Gerechtigkeit steht, läßt sich, ohne Einsichtsnahme der Akten, nicht beurtheilen. Sicher ist, daß es der geängstigten fremden Be- völkerung des »Tandil« nicht genügte, und sendete dieselbe daher eine Deputation nah Buenos-Aires, welche sich u. A. auch an die betheiligten fremden Vertreter wendete und deren Hülfe und Fürsprache in dieser Angelegenheit dringend in Anspruch nahm. :

/ Der großbritannische Geschäftsträger nun gab zunächst diesen Anträgen statt, indem er eine Note an den Chef des hiesigen Auswärtigen Amites richtete. : h

Die Antwort des Pr. Tejedor enthält den schriftlichen Ausdruck der Prinzipien, welche den fremden Vertretern durch- gehends entgegengestellt werden.

Dr. Tejedor bestreitet das Recht des diplomatischen Agen- ten Englands, sich seiner Angehörigen in solchem Falle anzu- nehmen, und will die diplomatische Aktion abgesehen von den Fällen einer osfiziösen und privaten Empfehlung und För- derung der Angelegenheiten, welche die des Landes und der Sprache unkundigen Fremden bei den inländischen Behörden etwa anhängig gemacht haben könnten lediglih auf die Fälle einer förmlichen Justizverweigerung oder einer patenten Mißhandlung des Ausländers durch die Behörden des Landes

selbst beschränkt wissen.

Asien. Nach Berichten aus Washington ist der frühere Teikun von Japan von dem jetzigen regierenden Kaiser (Mikado) eingeladen worden, aus seiner Abgeschiedenheit her- vorzutreten; gleichzeitig ist ihm ein Ehrenposten bei der Negie- rung, verbunden mit einem hohen Ehrentitel, ertheilk worden.

Die Nr. 39 der »Annalen der Landwirthschaft in den Königlich Preußischen Staaten« hat folgenden Inhalt : Preußen: Nachweisung der Remonte -Anfaufsmarktorte pro 1872. A Lage des Realkredits. (Aus den Berichten der Hypotheken- banken.) 11. Slavonien und seine Kultur. Von F. W. Toussaint. Fortseßung.) -— Aus den Regierungsbezirken Münster; Minden,

rnsberg, Düsseldorf, Cöln und Trier. Literatur: Besondere Bei- lage zum Deutschen ReichLanzeiger. Vereinsversammlungen. Berichtigungen. Marktbericht. Viehpreisc, Stärkepreise.

Statistishe Nachrichten. s

Der Dr. med. Toner in Washington, chemaliger Präsi-

dent des ärztlichen Vereins im Distrikte Columbia hat-vor Kurzem eine Reihe stat istisher Tabellen und Karten über die Ge- burten und Todesfälle in den Vereinigten Staaten ver- öffentlicht. Die »Jllinois Staats-Zeitung« schreibt hierüber ungefähr Golgendes: a De Toner gelangte durch seine statistischen Studien zu demselben Schlusse, den bereits Knox in seinem Werke über die Racen aus- \spriht nämlich, daß es fraglich sci, ob die angelsächsische Race auf dem amerikanischen Kontinente nicht mit der Zeit aussterben würde, wenn die Einwanderung aufhörte Ÿ : /

Eine Abnahme der Zahl der Geburten läßt sich bci den meisten Nationen, selbst bei barbarischen beobachten; aber am auffallendsten ist sie unter der eingeborenen Bevölierung der Ver. Staaten.

Den leßteren Theil dieses Saßes begründet Dr. Toner aus der offiziellen Statistik der Ver. Staaten, sowie aus dem offiziellen Cen- Us einzelner Staaten, Städte 2c. dersclben. Hiernach werden in den Zer. Staaten, wie in den meisten Ländern mehr Knaben geboren als Mädchen. Jm Allgemeinen beträgt in den Ver. Staaken die Zahl der ersteren Geburten ca. 6 pCt. mehr, als die der leßteren. Eine Ausnahme hiervon macht die farbige Race daselbst, unter der mehr Mädchen als Knaben zur Welt kommen, as numerische

Verhältniß zwischen beiden Geschlechtern gleicht sich jedoch wicder mehr oder weniger dadurch aus, daß es z. B. mehr Frauen von zwanzig Jahren, als Männer von demselben Alter giebt. Immerhin find in den Vereinigten Staaten Hunderttausende von Männern mehr als Frauen; dagegen überwiegt in einzelnen Staaten der Union, nament- lich in den Neuenglandstaaten , die weibliche Bevölkerung ganz be- deutend. Dies fommt daher, daß die männlichen Eingeborenen in weit größerer Zahl nah dem Westen der Union wandern ; als die weib- lichen. Daraus erklärt sich auch, daß Staaten wie Massachusetts, New - Hampshire, Rhode - Jsland, Connecticut (und theilweise sogar New - York) während des Bürgerkrieges so große Anstrengungen machen mußten, um ihr Kontingent für die Bundesarmee zu stellen, und daß einzelne , wie z. B. Massachusctts, sogar zu Anwerbungen in Europa greifen mußten.

Was nun dic auch von andern amerikanischen Statistikern nach- gewiesene Abnalme in der Fortpflanzung der eingeborenen englischen Bevölkerung betrifft, so zeigt Dr. Toner namentlich Folgendes:

Wiewohl die statistischen Nachweise darüber, wie viele heiraths- fähige Personen in der Ehe leben, besonders mangelhast sind, so stcht es do fest, daß die Zahl der Ehen verhältnißmäßig abnimmt. Dr. Toner zeigt dies aus der Statistik verschiedencr Staaten und Städte der Union. Ferner zeigt er in Uebereinstimmung mit anderen Statistikern, daß die Zahl der Geburten unter der eingeborenen eng- lisch-amcrikanischen Bevölkerung weit geringer is, als unter der ein- gewanderten und der in nächster Linie von Einwanderern abstam- menden. Hieraus läßt sich der Schluß ziehen, daß Alles in Allem das cingewanderte Element, das man fälschlich das fremde nennt, mehr als einmal so viele Kinder erzeugt, als das rein amerikanische. Das numerische Verhältniß von Kindern unter 15 Jahren zu Frauen zwischen 15 und 50 Jahren verringert sich durchschnittlich immer mehr, und während z. B. nach der älteren Statistik der östlichen Staaten der Union die Durchschnitts- zahl der Finder einer Familie aht betrug, beläuft fie fich jeßt nur noch auf drei. Diese Abnahme bezieht sich auf die cingeborene eng- lisch-amerikanishe Bevölkerung, nicht aber auf die eingewanderten, in welcher die durchscchnittliche Kinderzahl weit größer ist. Nach den auf- gestellten Tafeln, welche die Zahl der männlichen Einwohner der Vereinigten Staaten und Territorien im Alter von 15 bis ju 50 Jah- ren, und die Zahl ihrer weiblichen Einwohner von demselben Alter; nebst der Zahl der männlichen und weiblichen Kinder unter 15 Jahren, in den verschiedenen Jahrzehnten enthallenz nach diesen Tafeln hat die Bevölkerung in vielen Fällen in Folge der Einwanderung eine schnelle Zunahme erfahren; zugleich zeigt sich aber; daß das Ver- hältniß von Kindern zu den im heirathsfähigen Alter stehenden Männern und Frauen immer mehr abnimmt. Auch auf die farbige Bevölkerung erstreckt si die Abnahme der Geburten ganz bedeutend.

Bei der Vergleichung der Todesfälle ist man zu dem Schlusse ge- langt, daß die Sterblichkeit der Kinder in stetem Zunehmen ist. Als Urfache werden Körperschwäche und fehlerhafte Behandlung angeführt. Aus der Statistik ergiebt sich ferner, daß durchschnittlich weit mehr Knaben unter cinem Jahre; als Mädchen in diesem Alter sterben und daß sich dieses Mißverhältniß sogar bis zum fünften Jahre der Kinder erstreckt. Der Mehrbetrag der Todesfälle unter Knaben, welche das Alter eines Jahres noh nit crreicht haben, übersteigt um das dreifache den Mehrbetrag von Knabengeburten über Mädchengeburten in den Ver- cinigten Staaten. j ;

Was die Sterblichkeit unter den Kindern unter fünf Jahren im

Allgemeinen betrifft, so machte sie in verschiedenen Jahren nahezu die Hälfte der Gesammttodesfälle in den Vereinigten Staaten aus; und beinahe der vierte Theil der Gesammtzahl der Todesfälle kam auf Kinder unter cinem Jahre. Jn Boston z. B. bildeten im Jahre 1570 die Todesfälle unter noch nicht 5 Jahre alten Kindern 43 pCt. der Gesammt - Sterblichkeit. Das Prozentverhältniß der Todesfälle unter Kindern, die noch kein Jahr alt waren, zur Gesammtzahl der Todesfälle betrug in demselben Jahre in Baltimore 28/90, in Washington 28,30, in Boston 27,00, in Richmond 25/50, in Brooklyn 25/251 in Philadelphia 24/85, in San Francisko 21,81, in- New-York 20142.

"Die vergleichende Statistik hat ferner ermittelt, in welchen Monaten des Jahres die Sterblichkeit größer is, als in andern, in welchen _m-hr Frauen und in welchen mebr Männer sterben. Die größte Sterblichkeit unter beiden Geschlechtern herrscht durchschnittlich im März und Mai; am geringsten beim männlichen Geschlechte im Juni und November, beim weiblichen im November und Dezember. Nach dem Census von 1870 herrschte jedoch für beide Geschlechter durchs{chnittlich die geringste Sterblichkeit im Juni und November.

Kunst und TLisseuschaft.

Côln, 14. Mai. (Köln. Ztg.) Heute wurde hierselbst das schon gestern Abend feierlich cingeläutete jährliche Dombaufest nach üblicher Weise begangen. Die hierzu vereinigten Dombaufreunde begaben sich nach einem feierlichen im Dome celebrirten Hochamte in geordnetem Zuge, die Werkgesellen mit der Vereinsfahne an der Spiße, unter Führung des Central-Vereins-Vorstandes aus dem Dome nach dem Gürzenich;

| wo der Präsident des Vorstandes, Justiz-Rath Dr. Haaß, die Vereins-

enossen begrüßte, der Vorstands-Sekretär Konsul Schmiß den Rechen- Mhaftöbericht und Dombaumeister Baurath Voigtel den Baubericht vortrug und sodann zu statutenmäßigen Erneuerungs8wahlen des Vor- standes geschritten wurde. Die ausscheidenden Mitglieder wurden jämmtilich wieder- Und in Stelle des verstorbenen Herrn Tilmes und des Herrn J. M. Farina, welcher die Wiederwahl abgelehnt hatte, die Herren Justiz-Rath Landwehr und Fr. Baudri neugewählt. Auf heute Nachmittag sind die Festtheilnehmer zur Besichtigung des Baues und zum Besuch der Bauhütten eingeladen. Aus dem Nechenschafis-

Berlchte ergiebt sich Folgendes: Die Gesammt-Einnahme inkl. des | Bestandes aus dem vorhergehenden Baujahre (26,309 Thlr.) belief