1824 / 203 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 30 Aug 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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auf materielle Beweise gegründete-Ueberzeugung in jener Hinsicht. Bald wird ohne Zweifel die Frage nicht mehr unentschieden seyn. Die Genexal-Conseils der Departe- metïts vérsammeln sich, ie, dle durch das Grundgeseb berufen sind, über alles was auf die Wohlfahrt Ra: dels und Ackerbaus Bezug hat, fhre Meinung abzugeben ; wenn schon nur aus dem Gesichtspunkt des Lokal-Inter- esse, ist es ihnen darum doch rniht verwehrt, hôhere le- gislative Betrachtungen vorzunehmen, wenn dieselben sich an die besonderen Bedürfnisse der Territorial-Unterabthei- lungen anfnüpfen. Waren es nicht die Verhandlungen der General-Conseils, welche zuerst auf die Nothwendig- feit eines Geseßes úber Vicinal- Straßen aufmerksam machten und das Prinzip der doppelten. Leistung aufstel- len? Wurden nicht die in dfe Einregistrirungs-Tarifs ge- fommenen. Modifikationen von eben jenen Conseils ver- langt. Ja, haben nicht die meisten großen Verbesserun- gen ihren Ursprung in jenen Versammlungen, die durch die Weise ihrer Zusammenseßung seit der: Restauration, ‘alle wúnshenswerthen Garantien der Ergebenheit, der Einsicht der Weisheit, der Unabhängigkeit und Red- lichkeit: gewähren A, ¿cut |

___ In den Augen der Regierung, wie. für alle Aufge- flärte, find allerdings die, von dem König, unter dem Titel Pairs gewählten Râthe- und „diejenigen, welche die Nation , unter dem Namen. Deputirte, ihm. zusendet, die wahren Organe der öffentlichen Meinung: Aber bei einem. (o schwierigen Falle, wo eine der Kammern .das-

jenige veriverfen zu mússen geglaubt hat, was die andere an- genommen. hatte, und wo selbst in derjenigen, Kammer,

welche die: verneinende Meinung ausge}prochen hat, die Stimmen fast gleichmäßig getheilt waren, und wo end- li die Zurüfweisung, eigentlich niehts weiter war, als das Verlangen weiterer Information; da scheiüt es. uns nicht: allein passend, sondern ganz gerecht, daß das Mis- nisterium. demjenigen Gehör gebe, was die Arrondisse- ments- und. -Departements«- Conseils „in Ansehung des Renten - Geseßes zu äußern sich -verpflichtet erachten ,md- gen Diese Conseils, die aus. Grund- Eigenthümern, aus Kaufleuten und. Beamten „, genug aus Allem ,- was unsere Provinzen ehrenwerthes haben, zusammengeseßt sind, müssen nothwendig ein großes Licht auf einen Ge- ‘genstand werfen „- der das ôffentliche Vermögen |o we- sentlich berührt. Unrer- solchen Auspicien fann- die große Frage, die inder lebten Kammern - Sibßung verhandelt worden „: wieder- erscheinen, gestúßt. auf eine fast einmü- thige Stimme, oder ¿wenn sie von jenen Versammlun- gen verworfen wird, so wird die Regierung veranlaßt seyn, einer Ungewißheit ein Ende zu. machen, die ohne große Nachtheile ¿nicht län

er: dauern darf. =ck ¡45 “Bei unserer Marine sind bedeutende Beförderungen vorgefallen ;- vier

Schiffs -Kapitains sind- zu Kontre : Ad- mirálen, neun Fregatte-Kapitains zu Schisss-Kapitains- siebenzehn/ Schiffs Lieutenants zu Fregatte -Kapitains, und drei und, vierzig: Fähndriche zu Schiffs - Lieutenants befördert worden.4 5!

Authentischen Nachrichten aus Cadix vom 6ten d. - M. zufolge hat der General-Lieutenant Foissac- Latour daselbst, sobald (er von der (in unserem vorigen Blatte gêmeldeten) Beseßung der fleinen Stadt Tarifa durch

gegen die kleine Stadt

einen Obersten Astorg mit einem Bataillon Infanterie yr einer Schwadron Kavallerie dahin abgesandt, um d

Ort wieder einzunehmert. Die “französischen Korvett

Diana und Pomona sind ebenfalls von Cadix dahin q gesegelt, um den Angriff von der See ‘aus zu unt stüßen und den Revolutionairen den Rückzug abzuschn den. Man zweifelt nicht, daß diese vereinte Kraft-Aj wendung hinreichen werde, die Urheber jenes unsinnig Unternehmens, welches man dem Obersten Valdez od Ordonnez beimißt, zu züchtigen. :

Ein ähnliches Unternehmen, wie gegen Tarifa,| Estepona bei Mallaga versug aber die, in Zeiten davon unterrichteten E

worden ; Waffen und trieben die Revolu

wohner ergriffen die nairs zurü. Nachrichten aus Madrid vom 10. Aug. zufolge welche der Moniteuxg mittheilt war daselbst ein aus ordentlicher Kourier von Algesiras (1 Meile von Giby tar) mit Depeschen des dortigen Gouverneurs aj langt, nach. dessen Ankunft sich das Gerücht verbreit daß. der Gouverneur ein, von Soldaten eines Kaval] rie-Regiments unterstüßtes Komplott entdeckt und eitelt habe. Nach denselben Nachrichten melden 1j verbúrgte Briefe aus Sevilla, daß 200 Königl. F willige mit 2 Kanonen von da nach den Gebirgen | Ronda ausgerückt seyen. Rente 100 . 85. London, 18. Aug. Die Londón—Gazette mi nunmehr officiéll, daß die Regierung Depeschen || 96. Jul. vom Admiral Neale erhalten habe , welchl definitive Uebereinkunft mit dem Dey von Algier tigen. Der Minister Canning hat demzufolge die nister der auswärtigen Mächte am hiesigen Hofe Þ der erfolgten “Aufhebüng der Blokade von Algia! Kenntniß gefeßt. | Wir haben Blätter aus Sierra Léone bis zuni Fun, in welchen ‘sich- jédoch, außer den schon befan Nachrichtén “über den ttäutigen Gang der Angelegti

ten mit‘den Ashantees nichts ‘von erheblichem ZJutis

findet, außer die erneuerte Beschuldigung gegen die a! dortigen Küste etäblirten Hölländer, daß ste den A} tees möglichst Beistand leisteten. ‘Als Grund ihres verständnisses wird die beiderseitige große Uni zufridl heit úber die englischen Geseße ‘in Ansehung des E ven-Handels angegeben, welcher leßtere der Haupt) delszweig der Afhantees war, Sie meinen, daß sie ferner ihre Kriegsgefangenen nicht als Séflaven v faufen könnten, ihnen nichts úbrig bleibe, als diesel!

zu erwürgen. Mit dem Paquet -Boot Elisa, welches Mont

Bay am 5. Jul. verlassen hat, sind uns direkte Naht ten. aus Jamaica zugegangen.

n. Man erwartete für V folgenden Tag die Proflamirung des Kriegsgesehes-

Man vermuthet daß die morgende Hofzeitung * Hafer-Einfuhr-Freiheit bekanntmachen werde. “__ 21. Aug. Mit Briefen aus Rio - Jane] zum 19. Jun. haben -wir“ eine Proklamation des Kais! vom ióten erhalten, wélche. in Bezug auf die Naht?

Haufen Konstitutioneller Nachricht erhielt, di

dgisers ¿aufruft. : vernambuco zurückgerufen, um es mit dem unter Adm.

Mark wegen

stet werde, die Einwohner: zur äußerster Vertheidigung rer Freiheit und Unabhängigkeit unter Anführung dés Derselbe hatte das Geshwader von ochrane zur fráfcigsten Gegenwehr zu. vereinigen, und je Pernambukfaner durch eine eigne Proflamation er- 1hnt, alle Widerseblichkeit freiwillig bei. Seite zu legen, nd vereint mit den- übrigen Brasiliern dem gemeinsa- jen Feinde zu widerstehen. Jn der erstgenannten \roflamation versichert der Kaiser, daß feine andre euro- tische: Macht Portugal in jenem Unternehmen beiste- en würde. Er fordert (l die Stádte und Dörfer zu verbrennen und ins dich- ste Jnnere des- Landes zu ziehen u. \._w.. Am Aus- isten von Kriegs\chissen wurde mit großen Eifer gear- itet, auch war ein allgemeiner Mislitair-Pardon erlaf- n und ‘nach: allen Provinzen Befehl ergangen, die Mi- ; auf den ersten Wink marschfertig zu. halten.

Frankfurt, 24. Aug. Die in der 23sten Sißung r deutschen Bundes-Versammlung verhandelten Ge- enstände wurden theils in das Separat - Protokoll auf- ¿nommen, theils zum Dru loco dictaturae abgegeben. das ôffentliche Protofoll diesér Sißung enthält die An- ige, daß ‘die Stimme von Braunschweig und Nassau um 1sten des laufenden Monats auf Nassau überge- ingen sey, und daß Se: Majestät der König von Däne- : Hólstein und“ Lauenburg den Major im Ge- ralstabe, Kammerjunker von Trepka zum Mitgliede

r Militair-Kommission an die Stelle des abberufenen bersten von Haffner ernannt haben. Túrkei. Der österreichische: Beobachter meldet aus vstantinopel vom 26. Jun.

Seit mehréren Tägèn war- das Gerücht in vollem inlauf, daß eine Hydriotische Eskadre die Jnsel Psara jedér eingenommen, einige tausend Matin von der dar- f zurügelassenen türkfishen Besaßung -überwältiget, id mehrere Schiffe von der Flotte des Kapudan-Pascha estôrt oder weggeführt habe. Briefe aus Smyrna be- itigten dieses Gerücht. Die Regierung die nicht ‘die indeste Kenntniß von einem solchen Vorfall zu haben hauptet,: glaubt sich berechtig:, das Ganze für eine Fa- [ zu érflâren.

“Wir sind nichts desto weniger der Meinuug, daß das jerücht, die Uebertreibungen abgerechnet, gegründet war, bgleich die zahlreichen Berichte von Smyrna einander ì so vielen Punkten widersprechen, daß es überhaupt um mögli ist, irgend eine Thatsache aufs Klare zu ringen, so scheinen doch die folgenden der Wahrheit am achsten zu liegen.

Einige der psariotischen Schiffe, welche der Kata- rophe vom 3. Jul. durch die Flucht entgangen waren, oten bei ihrer Ankunft zu Hydra alles auf, um- schleu- igen Beistand- zu erwirken, wovon sie sich, da bei ihrer (bfahrt von „Psara zwei der stärksten Verschanzungen er Însel noch - nicht bezwungen waren, einigen Ta

Wersprechen mochten. Die Hydrioten liefen auch wirkli

n größter Eile mit 30 bewassneten Fahrzeugen aus, lan- etén bei Samos, und nahmen dort albanesische und an- ere Truppen an Bord. Am 16. erschienen sie vor Psara;

daß in Portugal eine Expedition gegen Brasilien ailó}as Schicksal der unglücklichen Jnsel war längst entschies

die Unterthanen auf, im Noth-

dié" Luft \prengte, und Sieger An N UCOE gemein-

den. Der-Kapudan -Pascha hatte nicht. mehr als 6 bis 700 (nach seiner eigenèn Angabe sogar nur 300) Marin, einige zum Transport der Beute bestimmte Barken, und ein Paar Kanonierschaluppen zutüEgelassen. Nachdem die Hydtioten dies? zerstört und ‘die türkische Mannschaft niedergehauen hatten, brgaben sie sih sogleich wieder auf den Rückzug. Eine türkishe Fregatte, die ihrer Es- fädre begegnete, gerieth mit derselben ins Gefecht,“ schlug sih aber durch, und fam unbeshädigt auf der Rhede von Mitylene an. So wird die Sache în den glaubwürdi- gern Berichten erzählt, deren Verfasser jedoch für die Ge- naäuigkeit ihrer Erzählung selbst nicht stehen, da alles noch auf unverbürgten Sagen beruht. Ah

Bei der Kürze und ia der türkischen, der Unvollständigkeit oder Unzuverlässigkeit aller fremden Be- richte, hält es sehr s{hwer, über die nähern Umstände einer Begebenheit, wie die Zerstörung von Psara, au- thentishé Data zu sammeln. Ueber den lebten Afc des blutigen Kampfes sind" indessen die Nachrichten so ein- stimmig, daß sie völligen Glauben verdienen. So geringe der Widerstand am Tage der Landung gewesen war, \o nachdrücklich war er am folgenden Tage. Die in dem Fort St. Nicolas eingeschlossenen Psarioten und Alba- neser vertheidigten sich bis zum A4ten Abends mit vieler Standhaftigkeit und Tapferkeit, “bis sie zuleßt, durch

einen Entschluß heroischer S LAS selbst, und

den Feind mit ihnen, zerstörten. Als die Türken bei dem Sturm gegen diese Verschanzungen ‘bereits auf mehrern

Seiten“ die Wälle erstiegen hatten, erfolgte eine fürch-

terliche Explosion, die in wenig Augenblicken- alles ‘in

schastlih unter den Trümmern begrub. Daß. das Fort Poliocastro, wélches ebenfalls bis auf den V A Widerstand leistete, das nämliche Schicksal gehabt habe, ist weniger gewiß, doch sehr wahrscheinlich. Der Verlust der Türken muß an diesem Tage viel beträchtlicher als am 3ten gewejen jeyn. A S :

Die geflüchteten Psarioten schreiben ihr Unglück der Verrätherei der Albaneser zu. Wenn die Beschuldigung irgend einen Gruhd hat, so fann sie hôö{hsktens nur die- jenigen treffen, denen die Vertheidigung eines oder des andern Punktes anvertraut war. Die 500 Albaneser, die in den Schanzen von St. Nicolas umfkamen, hatten sicher niht wie Verräther gefohten; und în dem Jafta (Bulletin), welches, nah hergebrachter Art, die hier

ausgestellten Köpfe und Siegeszeichen begleitete, heißt

es ausdrüflih, „„das Schwert habe weder die Psario- ten selbst, noch ‘die in ihren Diensten stehenden Albane- ser verschont. j “Die türkische Flotte lag seit der Einnahme von Psara bei Mitylene' vor Anker. Der Kapudan-Pascha, der bis zum 17ten selbst noch auf diefer Jnsel war, sie aber am 21sten verlassen haben soll, hat an diè Samio- ten wiederholte und dringende Ermahnungen, durch frei- willige Unterwerfung neuem Blutbade vorzubeugen, er- lassen, ünd ihnen zur Annahme derselben eine grn von 20 (nah anderen von 30) Tagen vergönnt. Leider ist wenig Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß feine Anträge Gehör finden. Die turkische Fiaggé soll wirklich am Iten und ‘einigen folgenden Tagen auf Samos geweht haben,