1825 / 74 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 29 Mar 1825 18:00:01 GMT) scan diff

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son war stets ein Democrat und da Democraten, wenn sie die Gewalt in Händen hahen, insgemein despotisch sind, so- betrug er sich als General höchst willkührlich und leidenschafstlich, Er ist der Liebling des Pöbels“ weil der Pöbel stets fnechtisch und einem bewaffne- tén, willfüyrlihen Führer zu befolgen bereit ist. -Der Pdbel von England war für- Cromwell, der Pöbel von Rom füúr Cásar und der Pöbel von Frankreich für Bo- naparte.

In Havana waren am 27. Januar Schisse aus Alvakado angekommen, welche meldeten, daß die Mexi caner die Jnsel Sacrificios befestigten. Das Columb. Kriegsschiff Urica hatte bei Havana gefreuzt und war nah Philadelphia versegelt, um eine Anzahl Kanonen- boote, die zu Guardacostas dienen follten, nach Colum- bien zu bringen.

Am 28sten war das K. Schiff Diamorid mit einem großen Belauf von Piastern , für Brirctische Kaufleute

nach England bestimmt, in Havana eingelaufen, Es:

sollen sehr günstige Berichte über den Bergbau mitge- fommen sein. i:

Seit einigen Tagen hat sich eine neue Gesellschaft für die Verbindung des Mittelländischen und rothen Meeres gebilde.

Vom 25sten Februar bis zum 5ten März sind zu Liverpool 10 Schiffe aus Alexandrien mit 12514 Bal- len Baumwolle angekommen. Da sie sämmtlich ver- lássige Gesundheitspässe hatten, so entschied der geheime Rath für die unmittelbare Zulassung der Ladungen, die auch )ogleich auf die Speicher gebracht wurden.

Vor kurzem feierte der allgemein geachtete Predi- ger an |dex hiesigen lutherishen St. Georgkirhe, Hr. Dr. Schwabe, den 25sten Jahrstag seiner Amtsfüh:- rang. Nach beendigtem Gottesdienste wurden ihm durch di: Aeltesten und Vorsteher der Gemeinde mehrere werth- volle Ge\chenkte, als Zeichen der Dankbarkeit, Überreicht, wobei Hr. Kaufmann Sieveking in einer höchst zweck- mäßigen Rede die “Verdienste des würdigen Mannes auseinander sebte, der sich desonders um die Erziehung der Kinder hiesiger unbemittelter Deutschen ein blei- bendés Denkmal geseßt hat. i

Von Calcutta sind bis zum 23sten Nov. sehr be- friedigende Nachrichten eingegangen. Die Meuterey unter den eingebornen Truppen beschränkte sich bloß aus das auseinander ge]prengte Regiment und hatte durch aus keine Verzweigungen. :

In den Gewässern von Cuba dauern die See- ráubereien , troß der Wachsamkeit der Engländer, ñoch immer fort. dehrére reichbeladene Schisse, worunter ein Englisches von 800 Tonnen, wurden geplündert und der größte Theil der Manunschafr ermordet. :

Vom 17. März. (úber Paris) Jm Unterhause erfolgte gestern , ungeachtet des Widerspruchs des Hrn Hobhouse, die zweite Lesung der Bill wegen Bildung einer Compagnie zum Betriebe peruani\er Bergwerke.

Es geht die Rede, daß ein so eben von Madrid angelangter Courier die Nachricht gebracht: Spanien

abe cine neue Anleihe abgeschlosfen, bei welcher die al: ten holländischen Bons theilweise in Zahlung augenom- men werden würden. :

Consols 937, Für April 930 ;

Brüssel, 18. März. - Einem Königl. Befehl zu- folge, soll der im Jahr 1820 durch eine Feuersbrunst einacáscherte alte Pallast des Prinzen von Oranien in möglichst kurzer Zeit wieder aufgebaut werden.

Es ist noch nicht bekannt, wer der Nachfolger des Hrn. van der Hoop im Seeministerio werden wird.

Ein Schretben aus Batavia meldet: Hr. Morgou, der seir 14 Tagen gefangen saß, hat Befehl erhalten, dev Residenz von Singapore zu verlassen, weil er stch in die Angelegenheiten der Regierung gemtct hat.

Gedruckt b

An milden Gaben für die Uebershwemmten sy eingegangen: zu Brüssel 36,000 Fl, zu Middelby 31,578 Fl., Rotterdam 80 000 Fl., Leyden 38,438 Fl. y

500 Fl. beigesteuert.

Wien, 15. März. Der am K. K. Hof beglaubiz Minister und außerordentlihe Gesandte Sr. Maj. d Königs von Baiern, Frhr. v. Steinlein , - hat von @ Maj. unserm Kaiser das Großkreuz des K. Ordens y eijernen Krone, und von seinem Monarchen das Gr freuz des Civil - Verdienst-Ordens der bairischen Kry erhaiten. k :

St.Petersburg, 12. März. Der bisherige K. Wi tembergiihe Geschäftsträger an unserm Hofe, Obristlig tenant v. Fleishmann, tritt nächste Woche seine Rig reise nach Stuttgart an.

Fast aus allen“ Gränzorten des Reichs ist biss heimlich viel altes Kupfergeld ausgeführt worden. F Regierung hat zur Unterdrückung dieser Unbilden j strengsten Maaßregeln ergriffen.

Gestern kamen zwei große Silber- und Goldtray porte von Jekfaterinburg im Permischen Gouvernem

2 ae Bean n P E UPi\che Stäats-Zeitung.

hier an. Der eine brachte 4000 Pud Silber und F

andere 110 Pud Gold.

Seit vorigem Dzbr. ist in der Krimm viel Sch gefallen. Mat hatte Schlittenbahn und die Kälte wd \elte 5 und 10 Grad Reaumur; doch war der Meerb sen von Odessa immer ofen und die Schiffahrt u gestört,

Túürkey. Ein Schreiben aus Syra vom 20. nuar (in der Etoile) meldet: Zu Lande und zur E wird cine Expedition zu einem entscheidenden Angri auf Patras ausgerüster. Eine zweite See - Expeditit ist gegen die ägyptische Flotte im Werke. Am l] Jan, ist der neue Eparch von Syra hier eingetrof er ist Hydriot und ward von einer starken“ Escorte Hi drioten begleitet. - Gleich am Tage ‘seiner ‘Ankunft fat es zwischen der neuen Hydriotischen und der alten wu Joniern bestchenden Patrouille zum Streit, wobei wi deiden Seiten 5 Mann auf dem Plate , blieben und bis 7 verwundet wurden. Je nachdem leßtere an ihn Wunden starben, erneuert sih die Rachfuche, und teht zu besorgen, daß dieser Zustand fortdauern wer! Hr. Axiocti ist zum Polizey - Minister ernannt wi den und wird gegen Ende kommenden Monats n Napoti di Romania abgehen. Conduriotti, dess (Gesundheit sehr zerrüttet ist, hat sich nach Hydra geben.

Jn. l:0:8d;

Magdeburg. Nach einer Bekanntmachung | Königl. Regierung hieselbst, vom 15. März, wird d hiesige Wollmarfr auch im laufenden Jahre und, in? Folge am 24. Junius abgehalten werden.

Königlihe Schauspiele.

Mont. 28. März. Jm Schauspielhause: /,8 Kammerdiener‘, Lustsp. in 1 Aufzug, nach dem Fra von der Königl. Schauspielerin - F. Krickeberg. (O main: Hr. Carl Unzelmann. Annette: Mlle. A Brandes.) Hierauf zum Erstenmale ‘wiedetholt: „S tenpfeide/‘, Lustjp.- in 5 Abtheilungen , - von P.

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, p 1/9 C a A6 D e F etirer. Ie Dactéeuy 5 of

Allgemeine

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M 74.

Berlin, Dienstag, den 29sten März 1825.

I Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Des Königs Majestät haben den Amtmann Wend and zn Caporn zum Amtsrath zu ernennen und das arüber ausgefertigte Patent Allerzöchst Selbst zu voll- iehen geruher. ., | :

Seine Hoheit der General - Lieutenant und fom- jandirende General des Garde - Corps, Herzog Carl on Mecflenburg-Strelib, ist von Neu- Streliß hier angefommen. n Meg

Im Bezirk der Königlichen Regierung

y Breslau ist der Kandidat der Theologie, Such o w, um evangelischen Prediger in Grünhartait ernannt; -

zu Gumbinnen dem Pfarrer Gayk zu Stra- aunen die durch das Ableben des Kompasltor Gryczews|ki

NE, FeSvigte zweite Predigerstelle daselbst verlie, en un : zu Köln der ehemalige katholische Pfarrer Jo- aun Christian Loehr, zu Ruppichrerothy, zum )farrer in- Aegidiénberg, Kreises Uckerath, ernannt orden. : j

IL, Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Paris, 22. März. Jn der Sißung der Pairs-

Wammer vom 12. entwielte der Graf v. «Següúr

je Gründe eines von ihm herrührenden Vorschlages, en ältesten Sdhnen der Pairs, auf welhe die Pairs- ûrde vérerbt, zu gestatten, den Sißbungen in einex be- ndern Tribüne beizuwohnen, sobald sie das fünf und vauzigste Jahr erreicht hätten. Wenn man, sagte er, h großes und herrlihes Gebäude errichten will, so ist ian gewiß von der Nothwendigkeit durchdrungen, die Brundlagen desselben zu befestigen. Die gesellige Ord- ung, welcher in Frankreich glückliherweise das monar- jishe Prinzip bewahrt worden, hat jedo sehr bedeu- nde Veränderungen erleiden müssen. Unsere Zukunft leiht nicht unserer Vergangenheit; und neue Junstitu- onen müssen unserm Wohlsein neue Grundlagen geben,

Unter diesen Justitutionen tritt besond-rs die“ Pairie mit der Bestimmung hèrvor, ein -Damm zu sein gegen etwanige Eingriffe der Gewalt in die Freiheiten des

‘Volkes, und gegen die Verleßungen. der Königl. Würde

nund Vorrechte, welche von der Demokratie ' ausgehn föônnten, Mäßigung , Gerechtigkeit , Entfernung von Parteigeist uod tiefe Kenntniß der Gesebe, wie auch

der allgemeinen Juceressen des Staats sind nothwendige

Erfordernisse zur Erfüllung unserer ernsten Pflichten.

Traurige Erfahrungen und- lange Sturme haben uns,

dazu gebildet; unsre Nachfolger aber, die durch eine so ]streuge Schule -glülicherweise -niht zu gehen brauchen, müssen auf etne andere Weise sich vorbereiten. Wie aber fônnte dies auf eine würdigere Art aeschehn, als indem siè. sich durch die Lehren und das Beispiel derer bilden, ' denen sie nach zu folgen bestimmt sind? Jch

‘weiß, daß: mehrere meiner edlen Kollegen diese Vortheile

zwar eiuräumen, meinem Vorschlage aber die Bestim- mung der Charte entgegenstellen, welche die Oeffentlich- feit der Verhandlungen in der Pairs-Kammer verbietet.

„Man kann aber dies nicht ôssentlich nennen, wenn unsre Sóbhne, wèln die Erben unferer Rechte und Pflichten, -

wenn diese allein unsere Zuhörer sind. Weit entfernt davon, die Leidenschaften in unserm Jnnern anzufachen, wird diese Oeffentlichkeit ein neuer Beweagrund sein, nur. mit Ernst und Würde zu sprechen und wie es sich vor unsern Nachfolgern ziemet, für die jedes von uns

“ausgesprochene Wort eine Lehre ist, und gute oder bôse

Folgen in der Zukunft habén fann. Der Marquis

v. Semohiville widerseßte sich dem Antrage. Er führte aue, die Charte habe ausdrücklich und streng-die

Oeffentlichkeit verboten, und es liege in diesem Verbote eine wichtige CEigenrhümlichkeit der Pairs-Kammer, wo- durch sie sih nedst der Erblichkeit der Pairswürde recht eigentlih von der andern Kammer unterscheide ; wenn auch diejenigen, deren Zulassung man fordere, den Pairs nicht fremd jeien, so erscheine dies nicht als ein Beweg- grund, um von der Charte in etnem so wichtigen Punkte abzuweichen. Jeßt könne, selb| in den“ [chwierigsten Augenblicken, jeder Pair ohne Rückhalt seine Meinung gegen seine Kollegen und gegen die Minister äußern, würde er dies noch auf die Gefahr thun, seine Aeußerungen öffentlich verbreitet zu sehen? Man möge niht das wahre Jutecresse der Pairie, indem man es zu befördern glaube, der Gefahr bloß stellen. Dies Institut sei der Wiege noch nah, und schon habe es wichtige Schritte in dem Zutrauen der Nation, in der Gewecgenheit des Monarchen gemacht; so möge es denn allmählich vorschreiten, und nicht die shon errungenen Vortheile in die Hände des Zufalls gegeben sehen. Dem Redner scheine es zweckmäßiger, daß die Erben der Pairie sich durch ernste Studien vorbereiteten, und dann, ehe sie sih als Gesebgeber- in der Kammer niederließen,

2 C E REED D L EIRE T R L F E C D E S IETES E Gun n E

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