1898 / 57 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 07 Mar 1898 18:00:01 GMT) scan diff

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Doppelzentner

Verkaufs- werth

Durchshnitts- preis für 1 Doppelk- zentner

6

Am vorigen Mèarkttage

Durch- shnitts- preis

#6

Außerdem wurden am Markttage (Spalte 1) nah übers{läglider Schägung verkauft D oppelzentner (Preis unbekannt)

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Großenhain . Meißen . . 1 O E lauen i. V. . außen . . Heidenheim . Ul

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11,30 13/00

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13,75 12,50 12,00 14,00

16,00 18,00 16,00 15,80 14,00 14,80 13,50

13,60 13,00

14,00 15,20

12,50 14,40 15,00 15,00 14,20

16,00 16,00 15/88 14,41 16,00 17,00 15,50 17,00

15;10 15,50 12,00 17,00 12,00 18,00 16,82 18,08 15,00

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13,40 13,20 13,00 12,00

13,60 13,20 14,00 14,40

14,70 14,00 15,20 15,00 14/40 14,50 13,00

16,00 15,20

14,50 15,50 15,50 15,00 15,60 14,00 14,00

15,60 14,00 14,50 14,30 15,40 16,20 15,05 14,00 14,00 13,20

Noch: Roggen. 13,90 —- 13,40 13,50 13,20 13,70 14,00 14,90

12,62 16,00

18,20 18,80 16,00 16,75 15,80 16,40 14,00 14,40 15,00 15,009 14,00 14,60

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13,60 13,80 13,20 _—

14,00 14,50

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13,20 | 15,00 1 14,40 13,40 | 13,60 12,00 | 12,80 14,75 | 15,50 —_—_ U 15,09 14,80 | 14,90 14,80 f 1450 f 15,00 1440 | 14,60 13,80 14,00 1430 | 14,50 —- | 14,00 - I 13,00 13,50

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14,20 15,20 15,00 15,60 15,40 15,40 14,60 15.00 15,00 14,00

15,60 15,40 15,25 15,80 16,25 16,30 14,00 16,10 14,67 14,50 15,20

14,50 14,75 14,80 16,80 17,94 1720 15,00 14,40 14,20

462 79

469 122 40 299 202 147 844 1824 9 960 144 1155 146

2 930 128 5 195

191 1 800 809 281 700 980

45 271 9 455 1 754

13,21 16,00 17,88 16,80

13,55

14,25 13,20 15,08

14,68 14,36

14,67 15,00 15,00 14,40 14,00

15,72

15,14

15,50 17,00

18,21 17,54 18,08

17,95 19,29 19,26 19,30 19,08 17,83

17,71 19,16 18,00 19,00 19,04 18,27

D. S: 0.0: D D R

Qualität

gering

mittel gut

Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner

Verkaufte Menge

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Doppelzentner

—————— A TTE R RRNE Außerdem wurden Durchschnitts- O am Markitage preis (Spalte 1) für Durc- nah überschlägliGer 1 Doppel- |' chnitts- Schätzung verkauft

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Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt.

Ein liegender Strich (—) in den Spalten für Preise hat die

Noch: Hafer. 14,00 15,00 15,00 16,10 16,10

_— —- 15,40 16,00 14,00 14,52 14,52 16,00 16,00 12,60 13,86 13,86 15,00 15,00 14,60 15,00 15,80 16,00 16,80 14,40 15,20 15,20 16,00 16,00 14,20 14,40 16,00 16,20 17,00

-—— 15,00 15,00 15,75 16,00

15,20 15,20 16,00 16,00 15,00 15,40 15,40 15,80 15,80 14,40 14,60 14,60 15,00

14,60 14,80 15,00 15,20 15,40

Bemerkungen.

1019 15,68 15,24 | 26.2. 1450 14,52 13,99 | 26.2. 447 13,97 13,66 | 26.2.

5 995 15,49 15,20 | 2.2. 608 15,20 15,04 | 26.2. 94 525 15,71 15,54 | 26.2. 188 | 1580 1620 | 2.2.

Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berehuet. Bedeutung, daß der betreffende Preis nit vorgekommen ist; ein Punkt (.) in den letzten \echs 2 Zahlen berecha

palten, daß entsprehender Bericht fehlt.

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 39. Sißung vom 5. März 1898.

Die zweite Berathung des Staatshaushalts- Etats für 1898/99 wird beim Etat des Ministeriums der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-An- gelegenheiten fortgeseßt. ; :

Zu den ersten Titeln der Einnahmen: „Evangelischer und katholischer Kultus“ bemerkt

Berichterstatter Ab. Jürgensen (nl.), vaß die Einnahmen um 1320 806 4 höher angeseßt seien, hauvtsächlich infolge der Etatisierung der Staats-Nebenfonds, die aber noch nit sämmtlich auf den Ftat gebracht feien. ; ; |

Abg. von Strombeck (Zentr.): Die Regierung geht davon aus, daß die Staatsnebenfonds, soweit sie eine juristische Persönlichkeit haben, nicht in den Ciat gehören, weil ihre Einnahmen und Aus- aben niht Staats-Einnahmen und -Ausgaben sind. Darüber wird

d beim Komptabilitätsgesey reden lassen. _Die Staatsnebenfonds verdanken ihren Ursprung hauptsählich der Säkularisation, die wir moralisch als nicht berehtigt anerkennen; wir nehmen sie als historische Thatsache hin, wir wollen abec dahin: streben, daß die Fonds ihrer Bestimmung gemäß verwendet werden. Wir sind keine kirchliche Ver- tretung, wir sind nit berufen, kirhlihe Nechte zu vertreten, aber au nit, sle irgendwie aufzugeben. Der Finanz-Minister wandte sih ‘n der Kom- mission dagegen, daß die Staatsnebenfonds, welche juristishe Persönlichkeit haben, in den Etat eingestellt werden, weil darin die Gefahr liege, daß ihr Vermögen allmählih ganz als Staatsvermögen betrachtet würde. Nun ift es auffällig, daß die evangelischen Fonds fast alle die juristische Persönlichkeit haben, die katholishen aber niht Da- nah würde also dem nihts entgegenstehen, daß die katholischen Fonds allmählich als Staatsvermögen betrachtet werden. Redner bespricht dann die Verhältnisse einzelner Fonds und wünscht, daß einige seit mehreren Jahren aus den Uebersichten verschwundene Fonds wieder in dieselben aufgenommen werden. Der preußische Staat, der aus dem Besitz der katholishen Kirhe ungeheure Reichthümer gezogen habe, möge der katholishen Kirche entgegenkommen und wieder gutmachen, was er thr an Schaden zugefügt habe. ; /

Geheimer Ober-Finanz-Nath Lehnert: Die Kommission des Hauses hat thre Zustimmung gegeben zu dem bisher befolgten Grundsaß, daß nämlih nur die Fonds ohne juristishe Persönlichkeit etatisiert werden sollen. Alle anderen Anträge sind abgelehnt worden. Stellt sh das Haus bei dem Komptabilitätsgesep auf den Boden dieses Grundsaßes, so stellt es sich auch auf den Boden des jeßt vorliegenden Etats. Wird das Geseß in anderer Fassung angenommen, fo muß eine Aenderung des Etats vorgenommen werden. Vis zur Erledigung des Gesetzes bitte ich also, diese Frage zu ver- schieben. Das Abgeordnetenhaus kommt nit in die Lage, ohne jede Auskunft über die Fonds zu bleiben. Die Regierung ist ftets bereit, dem Hause und seiner Kommission Auskunft zu geben. Wenn der

inanz-Minister auf die Gefahr hinwies, daß eine Vermengung der RO der Fonds mit dem Vermögen des Staats vorliege, wenn die Fonds in zu großem Umfange etatisiert würden, so hat er dabet ebenso an evangelishe wie an fkatholishe Fonds gedaht. Daß gerade die katholishen Fonds verschwinden würden, daran hat der Minister niht gedacht. :

Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten D. Dr. B osse:

Meine Herren! Der größte Theil der Antworten auf die Wünsche und Beschwerden des Herrn Abg. von Strombeck is mir dur den Kommissarius der Finanzverwaltung bereits abgenommen worden ; ih kann dem, was er gefagt hat, nur in vollem Maße zustimmen. Aber einiges möchte ih doch noch hinzufügen.

In den leßten vier oder fünf Jahren hat die Berathung d:s Kultus- Etats in diefem hohen Hause jedesmal damit angefangen, daß der Herr Abg. von Strombeck die Fondsfrage zur Sprache brachte. Er hat damit erreiht, daß wir im Kultus-Ministerium dieser Frage mehr und mehr näher getreten sind. Ich habe nun geglaubt, durch die Art, wie ih die Fondsfrage in Einverständniß mit dem Herrn Finanz - Minister erledigt habe, in der loyalsten Weise den Wünschen, die dur den Mund des Herrn Abg. von Strombeck ausgesprochen waren, entgegen- gekommen zu sein; ih glaube, au aus der heutigen Ausführung des Abg. von Strombeck wenigstens eine Andeutung herausgehört zu haben, daß er das anerkennt.

Gr hat allerdings noch Beschwerden insofern, als er gewüns{t hätte, daß die Entscheidung der Frage, welhe Fonds juristische Per- fönlihkeit haben und welche niht, in manhen Fällen etwas anders ausgefallen wäre. Er wird uns aber ich meine, er hätte das auch angedeutet, nicht vorwerfen können, daß wir niht mit der- jenigen Loyalität vorgegangen wären, die irgend erforderli ist. Denn wir haben uns keineswegs bloß an die gerihtlichen Er- kTenntnifse gehalten, die wir hatten wo wir rechtékräftige Er- kenntnisse hatten, haben wir sie selbstverständlich gelten lassen —, fon- dern wir haben die größte juristishe Autorität, die mau außerhalb des Gerichtswesens haben kann, das Justiz-Ministerium, hinzugezogen, und ih habe mich in sehr vielen Fällen, in denen ih Zweifel hegte, dem Urtheil und dem Gutachten des Herrn Justiz-Ministers gefügt ; loyaler und objektiver kann man doch diese Dinge nit behandeln.

Ich möchte nur darauf noch aufmerksam machen : für ewige Zeiten ist diese Entscheidung ja niht getroffen. Wenn twotr in einzelnen Fällen neue rechtskräftige Erkenntnisse bekommen, so werden wir uns dem fügen müssen, Aber wir konnten, wenn wir die Wünsche der

Zentrumsfraktion aus früheren Jahren erfüllen wollten , nicht

Ich kann mich unmögli darauf einlassen, mich mit dem Herrn Abg. von Strombeck über das Recht oder Un- reht der Säkularisationen auseinander zu seßen. Meine Herren, das würde auch garnichts mehr helfen; das ift eine alte, abgemahte Thatsache. Das wieder aufzurühren, zu fragen, wo das Unrecht gelegen hat, wie weit eine bona oder mala fides vorgelegen hat, das sind ganz unfruchtbare Fragen.

Dagegen stimme ih dem Herrn Abg. von Strombcck darin voll- ¿ ständig bei, daß der Staat den Bedürfnifsen auch der katholischen Kirhe thunlihsstt gerecht werden muß, und wenn ich den Appell recht verstanden habe, den er am Schlusse seiner Rede an uns gerichtet hat, so bezog er sih- auf das Geseß, das die Herren demnächst vorgelegt bekommen werden, auf die Frage einer ftaatlihen Aufbesserung der Pfarrbesoldungen. Ich ergreife mit Freuden die Gelegenheit, um gleich im Eingange unserer Debatte zu sagen, wie diese Sache steht. Jch habe von Tag zu Tage mit fliegender Hast die Arbeit betrieben, um endlich diese Vorlage, die so dringend erwünscht und ersehnt worden ist, hier ein-

zubringen. Die Einbringung hatte \sich bisher dadur ver- zögert, daß ih die Vorlage für beide Kirchen gleichzeitig pari passu einbringen wollte; dazu bedurfte ih der Zustimmung der Herren Bischöfe. Die habe i erft vorgestern bekommen, habe sie aber bekommen und werde nun unverzüglih die Vorlage so weit fördern, daß ih sie hier einbringen kann. Nun trat noch das Unglück ein, daß an dem- selben Tage, wo die Antwort der Herren Bischöfe bei mir einging, mein Neferent, der um diese Sache ho4verdiente Geheime Rath Schwarßÿt- kopff, schwer erkrankte, sodaß ih einen Augenblick in der Besorgniß war, die ganze Sache könne ins Stocken kommen. Das ift aber glück- liherweise vermieden; die Sache ist nicht nur in Fluß, sondern fie liegt so, daß sie jetzt fertig gestellt wird und an das Staats-Ministerium kommen wird, und ih hoffe, nah wenigen Tagen dem Hause diese Vorlage unterbreiten zu können. Meine Herren, daß dabei keine Un- billigkeit obwaltet, wenn auch vielleiht nicht alle Wünsche in Bezug auf die Aufwendungen des Staats exfüllt werden mögen, geht daraus

hervor, daß von der Gesammtsumme, die in Zukunft zur Aufbesserung der Pfarrbefoldung bereit stehen soll, 6 208 903 4 auf die evangelische und 3 288 384 4 auf die katholische Kirhe entfallen. Also, meine Herren, von einer mechanischen und bloß zahlenmäßigen Parität haben wirhier abgesehen. Wir haben unsere Bemühungen auf die Ermittelungen des wirklihen Bedürfnisses gerichtet, haben dies Bedürfniß festgestellt und dana die Mittel, die wir zur Disposition stellen wollen, reihlih bemessen. Das werden wir Ihnen auch darthun, wenn die Vorlage selbst Ihnen vorliegt, die ja einer sehr eingehenden und forgfältigen Berathung bedarf.

Aber das glaube ih dem Herrn Abg. von Strombeck sagen zu dürfen, daß wir daran nicht denken, hier irgendwie eine imparitätische Behandlung eintreten zu lassen und etwa die Fondsfrage zu benußten, um die katholishen Fonds \ch{lechter zu behandeln als die evangelischen. Wir dürfen ja Fonds, die juriftische Persönlichkeit haben, in den Etat nicht einstellen. Das sind eben keine solchen Fonds, aus denen „Ein- nahmen des Staats" fließen; wir dürfen ja nur Einnahmen des Staats einstellen. Wir sind also verfassungsmäßig gebunden, und das wird auch Herr von Strombeck anerkennen; aber im übrigen wollen wir Ihnen Auékunft geben, soweit Sie es verlangen. Nur wird das nicht verlangt werden können, daß Fonds, die nicht in den Etat gehören, in dem Etat erscheinen. Andererseits gehören die in den Etat eingestellten Fonds nicht nochmals in eine Nachweifung; aber Auskunft werden wir Ihnen in der Budgetkommission zu jeder Zeit gewähren.

Meine Herren, ich glaube, daß damit die Wünsche des Herrn Abg. von Strombeck in vollem Maße ihre Erledigung finden.

Abg. Dr. von Heydebrand und der Lasa (kons.): Wir müssen es ablehnen, auf die von Herrn von Strombeck angeregten Fragen einzugehen, weil dieselben beim Komptabilitätsgeseß erledigt werden müssen, wo die Grundsätze dafür festgelegt werden.

Abg. von Strombeck (Zentr.) bleibt dabei, daß die Gefahr der Verstaatlihung gerade bei den katholishen Fonds groß sei, weil ihnen zumeist die juristishe Persönlichkeit abgefprochen sei, troßdem eine folhe vorhanden gewesen sein müsse, denn sonst hätte man diesen e keine Ueberweisungen aus Staatêmitteln zuwenden können.

das Zentrum Klage führe, dürfe den Kultus-Minister nicht wundern. Es gebe keinen evangelishen Fonds, der für katholische Zwecke Zahlungen zu leisten habe; aber es gebe sehr viele aus rein katholischen Mitteln entstandene Fonds, die für evangelishe Zwecke Geld hergeben müßten. Daß die Vorlage über die Erhöhung der Besoldung der Geistlichen bald kommen solle, sei erfreulih. Er müsse sich aber fein Urtheil darüber vorbehalten.

Geheimer Ober-Finanz-Nath Lehnert: Die in den Etat ein- estellten Fonds hatten keine juristische Persönlichkeit, Wenn der taat ein Vermögen einzog und in Höhe der Zinsen Ausgaben leistete, so ist das nur e besonderes Konto, welches zu Unrecht als onds bezeihnet worden ist. : j s Abg. Dr. Sattler (nl.) spriht zunächst seine Freude darüber aus, daß die Vorlage über die Erhöhung des Einkommens der Geist- lihen bald kommen solle, und fährt dann fort: Ich habe Arm in Arm mit Herrn von Strombeck die Frage der Staatsnebenfonds behandelt, bin aber beute niht mehr in der Lage, mit ihm zusammen-

weiter gehen, als wir gegangen sind. !

wählt, wenn sie die Fonds, welche keine juristishen Persönlichkeiten sind, in den Etat übernimmt, die anderen aber aus\chließt, weil sie ein besonderes Rechts\ubjekt sind. Jch kann es nur mit Freuden be- grüßen, daß man endlich dieser alten Forderung gerecht geworden ift.

Abg. Dr. von Jadzewski (Pole) erklärt, daß nach seiner Auffassung mehrere der gudd, die in den Etat eingestellt sind, au solche aus der Provinz Posen, juristishe Persönlichkeit hätten.

Die Einnahmetitel „Evangelischer und katholischer Kultus“ werden bewilligt. :

Zu dem Ausgabetitel „Gehalt des Ministers“ bemerkt

Abg. Dauzenberg (Zentr.): Für die Klagen des Zentrums hat die Negierung bisher immer nur freundlihe Worte gehabt, aber wenig Entgegenkommen dur die That an den Tag gelegt. Wir verkennen niht den guten Willen und die Schwierigkeit der Lage des Kultus- Ministers. Man kann sich von dec Anschauung nicht losfagen, daß der preußische Staat ein protestantisher Staat ist, während es doch in Wahrheit ein paritätisher Staat ist. In Frankreich und anderen Staaten wird die Minorität zart und rücksihtsvoll behandelt, in Preußen niht. Der Kultus-Minister meinte, wir \törten mit unseren Beschwerden den konfessionellen Frieden, spielten mit dem Feuer. Das ist nicht richtig; die Vorausseßung für den A E Frieden ist doch Gerechtigkeit, gleihes Necht für Alle. Das Zentrum hat seit seinem Bestehen alles vermieden, was den Frieden stören könnte; es hat sih in die inneren Angelegenheiten der evangelischen Kirche nicht eingemisht; es ist eingetrèten für die Freiheit der Unter- drüdckten, es is eine politishe Partei; und darum werden wir uns erlauben, weiter zu existieren, selbst wenn es dem Herrn Friedberg niht behagt. Der Kultus-Minister bestreitet, daß der Kulturkampf im Stillen Eee wird; er ist gewiß von den besten Absichten beseelt, aber die Thatsachen sprechen gegen ihn. Vor allen Dingen bedauern wir die Verstümmelungen der Verfassung, welche die Selbständig- keit der Kirche gefährden und ihre segensreihe Wirksamkeit lahmgelegt haben. Hätten wir nach dem Ausspruche Cavour's eine freie Kirche im freien Staat, fo würden die staatliche und die kirhlihe Gewalt beide gut fahren. Nur ein gläubiges christlihes Volk ist eine wahre Stütze des Staats. Die Wiederherstellung der aufgehobenen Artikel der Ver- fassung würde demnach ein Akt s\taatsmännisher Weisheit sein. Die katholishe Abtheilung, das Werk des edlen Königs Friedri Wilhelm 1V., muß wiederhergestellt werden, damit der Minister in allen katholishen Angelegenheiten gut berathen ist. Ob die im Kultus- Ministerium vorhandenen katholischen Räthe diesen Zweck ausreichend erfüllen, ist mir sehr zweifelhaft. Es herrs{t hier leider ein Bureau- fratismus, den unfer verehrter früherer Präsident von Köller be- seitigen sollte. Wir verlangen keine katholischen Minister, aber eine fo große Zahl katholisher Räthe, als zur Erledigung der katholischen Dinge nothwendig ist. Wir verlangen Parität. Man ist immer ängstlih bemüht gewesen, jeden katholishen Rath fern zu halten. Das ist au eine soziale Benachtheiligung unserer Glaubensgenossen. An Material für höhere Staatss\tellen fehlt es bei uns nicht. Sollte der Minister mir entgegenhalten, daß er für fein Ministerium nicht die geeigneten katholi|hen Räthe finden könnte, so bin ih bereit, fie ihm zu {affen. Die Vorbildung der Geistlichen ist Sache der Kirche, sie geht den Staat nichts an; die Kirhe weiß am besten, an welche Stelle sie ihre Geistlichen zu seßen hat; es kommt nicht bloß auf die Bildung des Geistes, sondern auch bes Herzens und Charakters an; Männer müssen wir haben. Die katholishe Kirche ist von jeher die Hüterin von Kunst und Wissenschaft gewesen, sie forgt auch heute noch für eine sorgfältige Ausbildung ihrer Geistlihen. Der Finanz- Minister hat unseren Geistlichen das Zeugniß ausgestellt, daß ibre Ausbildung auch in nationaler Beziehung nichts zu wünschen übrig läßt. Damit steht die Anwendung des Gesetzes über die Vorbildung und Anstellung der Geistlihen im fkrassen Gegensaß. Das Ein- spruhsrecht des Ober-Präsidenten führt zu unnüßen Weiterungen, und es wäre am besten, dieses ganze Geseß zurückzuziehen. Der Staat würde dies nicht zu bedauern haben. Ebenso müßten die geseßlihen Vorschriften über die unerledigten Bisthümer be- seitigt werden. Nie größte Erbitterung aber ruft immer noch das Ordensgeseß im katholishen Bolke hervor. Hier wird die katholische Kirche in ihrem Innersten berührt. Der Minister hat kein Vers ftändniß dafür, ob eine Ordensniederlassung irgendwo nothwendig und ob eine genügende Zahl von Priestern an einem Orte vor- handen ist. Redner bezieht sih auf die Fälle in Essen und Düren. Sogar flagrante Geseßesverleßungen seien vorgekommen. Die Katho- liken wollten niht von dem guten Willen des Ministers abhängen, sie verlangten gleihès Recht mit den Protestanten. Der Minister habe dem Zentrum empfohlen, Abänderungsanträge einzubringen, das sei im Grunde nur eine andere Form der Ablehnung; indessen werde das Zentrum diesen Rath beherzigen. Redner berührt auh die Klage der Katholiken über die Zurückdrängung ihrer Geistlichen von der Schul- aufsiht und verlangt, daß die berechtigten Beschwerden der Katholiken baldigst abgestellt werden mögen.

Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse: Meine Herren! Wenn ih auf alle Einwände, die der Herr Vor- redner gegen die Kultusverwaltung echoben hat, mit derselben Aus- führlihkeit antworten wollte, dann würden wir, glaube ih, recht lange Zeit zur Berathung des Kultus-Etats gebrauchen. Jh halte das um so weniger für nothwendig, als ich mich mit dem Herrn Abg. Dauzenberg {on wiederholt und meistens über ganz genau dieselben Fragen, die er heute berührt hat, auseinandergeseßt habe. (Sehr rihtig! links.) Jch kann mi also auf meine früber abgegebenen Erfkläs rungen beziehen, und damit würde ih im allgemeinen die ganze Sache für erledigt halten, wenn es niht bei einigen Punkten so aussehen könnte, als wenn ih, wenn ih nit antworte, konzedierte, und diese Punkte möchte ih nohmals ausdrücklich würdigen. Dabet erkenne ih gern an, daß der verehrte Abg. Dauzenberz in durchaus friedsamer Weise die Dinge behandelt hat. Jch werde mich bemühen, in dem- selben Tone zu antworten.

Der Herr Abg. Dauzenberg if zunächst auf eine Forderung zurück-

gehen zu können. Die Regierung hat den rihtigen Standpunkt ge-

gekommen, die er {on früher wiederholt mit Vorliebe hier geltend: