1888 / 265 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 17 Oct 1888 18:00:01 GMT) scan diff

von Pinelli ; Ouverture zu „Coriolan“ von Beethoven und „Vom Fels zum Meer“, Marsch von Liszt, gewidmet dem König Wilhelm I. von Preußen. Noch während der zweiten Concertpièce erhoben sih die Allerhöchsten Herrschasten und machten einen Rundgang durch die Räume, die fast durchweg mit herrlichen Blumenarrangements geschmückt waren. Erst um Mitternacht verließ der Königliche Hof mit dem Kaiserlihen Gast das Kapitol, während die übrigen geladenen Gäste noch bis 2 Uhr daselbst versammelt blieben. Der römische Adel hatte einen Glanz in Toiletten, Brillant- und Perlenshmuck entfaltet, der jeder Beschreibung spottet.

Von „W. T. B.“ liegen folgende Telegramme aus Neapel vor: i 4 Neapel, 16. Oktober, Nachmittags 2 Uhr 30 Minuten. Jhre Majestäten der Kaiser Wilhelm und der König Humbert sind soeben hier eingetroffen. Der Empfang war ein über alle Maßen begeisterter. Die Straßen waren von einer ungeheueren Menschenmenge erfüllt und alle Fenster, selbst die Dächer mit Menschen dicht beseßt. Die Majestäten be- gaben sich in glänzendem Wagenzuge nah dem Königlichen Palais. Der Fremdenzufluß ist ein gewaltiger; wie versichert wird, find von Rom an 60 000 Perjonen hier theils bereits ein- getroffen, theils noch unterwegs. Alle Bahnhöfe, welche der Extrazug der Majestäten passirte, trugen E Flaggenschmuck, und überall wurde der Zug mit unbescreib- lichem Jubel begrüßt. Das Wetter ist schön. : Neapel, 16. Oktober. (Ausführlihe Meldung.) Bei dem Eintreffen des Hofzuges, dessen Lokomotive mit Fahnen und italienischen Schildern reich geschmüdckt war, brachte das zahl- reih am und vor dem Bahnhof versammelte Publikum den Souveränen enthusiastishe Ovationen dar ; die Musik des 3. Jn- U e T welches die Ehrenwache gestellt hatte, stimmte ie preußishe Hymne an. Zum Empfange waren auf dem Bahnhofe die höchsten Spißen der Civil- und Militärbehörden sowie Senatoren und Deputirte anwesend. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm trug die Uniform der Gardes du Corps mit dem Bande des Annunziaten-Ordens sowie das Großkreuz des Militär-Ordens von Savoyen. Se. Majestät der König Humbert hatle Generalsuniform mit dem Bande des Schwarzen Adler-Ordens angelegt, ebenso Jhre König- lichen Hoheiten die Prinzen Amadeus und Thomas. Nach- dem die Allerhöchsten Herrschaften die Front der Ehren- compagnie abgeschritten hatten, wurden Sr. Majestät dem Kaiser die Generale, der Präfekt, der Maire und andere hocgestellte Persönlichkeiten vorgestellt. Der Kaiser unterhielt Sich eine Zeit lang huldvollst mit denselben. Unter Kanonen- donner verließen sodann die Majestäten den Bahnhof und bestiegen den bereitstehenden Hoswagen. Jn dem nächst- folgenden saßen Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz Heinri und der Kronprinz von Jtalien, in dem dritten Jhre Königlichen Hoheiten die Herzöge von Aosta und Genua. Jn einem weiteren Wagen hatten der Minister-Präsident Crispi und der Staats-Minisier Graf Bismarck Plaß genommen. Die Fahrt ing nah dem Palazzo Reale, über den Dante-Plaß, den Serbiliande Nag und die Toledostraße. Sämmtliche Fenster und Balkons waren mit Tausenden von Zuschauern beseßt, welche unausgeseßt den Majestäten zujubelten, Blumen warsen und mit den Taschentüchern zuwinkten. Bis zum Palazzo Reale bildeten das Militär, Vereine und Gewerke mit ihren Musitbanden, welhe die preußishe National- hymne spielten, Spalier. Auf dem Plebiszit-Plaß, vor dem Palast nahmen die enthusiastishen Kundgebungen immer rößere Dimensionen an und steigerten i, bis die beiden onarchen gegen 3 Uhr auf dem Balkon erschienen, woselbst sie 5 Minuten verweilten. Jmmer neue Volksmassen ziehen vor das Palais und bringen unausgeseßt die stürmish ten Huldigungen dar. Se. Majestät der Kaiser dankten dem Syndikus mehrmals für den Fhm bereiteten herzlichen Empfang. ' Neapel, 16. Oktober. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm, Se. Majestät der König Humbert und sämmtliche Prinzen, sowie der Minister-Präsident Crispi und der Staats-Minister Graf Bismarck fuhren Nachmittags 43/4 Uhr zur Besichtigung der Museen. Auf. den Straßen, welche die Höchsten und Hohen Herrschasten passirten, war eine zahllose Menschenmenge versammelt, welche die Monarchen mit enthusiastishen Zurufen begrüßte. Um 7 Uhr findet im Königlichen Schloß ein Galadiner statt. Die Stadt wird Abends aufs Glänzendste erleuchtet sein. Neapel, 16. Oktober, Abends. Jhre Majestäten der Kaiser Wilhelm und der König Humbert kehrten um 6 Uhr mit dem Ss in das Palais zurück. Allerhöchst: dieselben wurden überall, wo sie sich zeigten, ebenso wie der Minister-Präsident Crispi und der Staats-Minister Graf Bismarck mit enthusiastishen Kundgebungen BALORE Die Fllumination in der Stadt ist eine überaus glänzende. Um 8 Uhr brachten 200 Mandolinenspieler den Majestäten auf dem Plebiszitplag eine Serenade dar. ‘Darauf concertirten elf Militärkapellen unter den Fenstern des Palastes. Um 91/2 Uhr begann die Gala-Vorstellung im Theater. Neapel, 17, Oktober. Die Ovationen der Bevöl- kerung für die Majestäten dauerten lange bis über Mitternacht hinaus. Der Staats - Minister Graf Bismark stattete gestern Abend in der Begleitung des Minister-Prä- Besu P dessen Familie in der neuen Villa einen esuch ab. aiser Wilhelm und König Humbert treffen heute gegen Mittag in Castellamare zum Stapellauf des „Rè Umberto“ ein. |

Der a Ztg.“ wird von ihrem Liegnißer Korrespondenten berichtet: Die Wahlvorbereitungen bei den Kartellparteien sind in vollem Gange; es herrscht volles Einvernehmen, obwohl von Seiten der Brennen versucht worden ist, Unsfrieden zu stiften. Am 13. d., Abends, fand

eine gemeinsame Sißung der Vorstände des national- liberalen und des Neuen Wahlvereins statt, in welcher N Be IRE Vertrauen besonders zum Ausdruck gebracht wurde.

Jn einer zu Neumünster. abgehaltenen Versamm- lung des Konservativen Vereins für die Provinz Schleswig-Holstein wurde, wie die O E meldet, beschlossen, bei den bevorstehenden Landtagswahle überall an dem Kartell mit der nationalliberalen Partei festzuhalten.

n einer Berufsgenossenschast, nah deren Statut die Mitglieder berechtigt sind, sih selbst mit einem Jahresarbeits-

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verdienst bis zu 5000 M zu versichern, hatte ein Betriebsunter- nehmer ohne, wie das Statut vorschreibt, seine Versicherung unter Bezeichnung des zu Grunde zu legenden Jahres- arbeitsverdienstes bei dem Genossenschaftsvorstande zu be- antragen, lediglich si Ae und seinen Jahresarbeits- verdienst in der Lohnnahweisung aufgeführt. Nachdem ihn ein Unfall betroffen hatte, beanspruchte er eine Entschädigung, welche ihm jedoch von der Genossenschaft versagt wurde. Sein Gesu um amtliche Einwirkung auf den Vorstand behufs Gewährung der Entschädigung hat das Reichs- Versicherungsamt durch Bescheid vom 18. Juni Di e Q 009) De A und dabei ausgesprochen, daß die erstmalig und anscheinend erst nach dem Unfall erfolgte Aufführung des eigenen Verdienstes in der Lohnnach- weisung, welche von dem Genossenschaftsvorstande behufs Er- mittelung des Umlagebeitrages wieder daraus gestrichen De ist, die Versicherung des Untern ehmers nicht be- gründet.

Jn Bezug auf die Dur&führung des im §. 82 Absay 2 des Unfallversicherungsgeseßes vorgesehenen Strafverfahrens, wegen unbefugter Zurücweisung eines Beauftragten der Berufsgenossenscha|t, hat das Reichs- Versicherungsamt in einem Bescheide vom 19. Juni d. J. (Nr. 590) ausgesprochen, daß die vor- gesehene Strafe als Exekutivstrafe anzusehen ist, welche, ab- weichend von den in den 88. 103 ff. a. a. O. festgeseßten Strafen, erst dann einzutreten hat, wenn ein Betriebsunter- nehmer nach erfolgter obrigkeitliher Androhung der Strafe bei seiner Weigerung, dem als solchen legitimirten Beauftragten A den Zutritt zu der Betriebsstätte zu gestatten, verharrt. ;

Hessen. Darmstadt, 16. Oktober. Die heutige „Darmstädter Ztg.“ meldet: „JFhre Hoheit die verwittwete Erbprinzessin von Anhalt erhielt die betrübende Nach- riht von dem Tode ihres Bruders, Sr. Königlichen O des Landgrafen Friedrich Wilhelm von

essen. Auf der Fahrt zwischen Batavia und Singapore verun- glücte der den Herr durch einen Sturz über Bord. Jhre Hoheit die Erbprinzessin ist infolge dieser Nachricht heute Vormittag11 Uhr nah Frankfurt zu Jhrer Königlichen Hoheit der Landgräfin- Mutter abgereist.“ Wegen des Ablebens des Landgrafen Friedrih Wilhelm von Hessen ist auf Befehl des Großherzogs eine Hoftrauer vom heutigen Tage bis zum 29. d. M. ein- chließlih angeordnet worden.

Schwarzburg - Sondershausen. 15. Oktober. (Leipz. Ztg.) Der Fürst und die P haben sih, nachdem sie von Shloß Gehren kürzlich hierher zurückgekehrt sind, nah Ballenstedt begeben, um einige Zeit bei ihren hohen Verwandten zu verweilen. Morgen wird der Landtag des Fürstenthums im Auftrage des Fürsten von dem Staats-Minister von Wolffersdorff eröffnet werden.

Hamburg, 16. Oktober. (W. T. B.) Die Voll- zugs-Kommission für den Zollanshluß Hamburgs macht bekannt, daß der freie Verkehr zwischen dem deutschen Zollgebiet und den angeschlossenen Hamburger Gebietstheilen sowie dem übrigen Zollgebiet mit Beginn des 17, d. M. eintritt.

Sondershausen,

Oesterreich-Ungarn. Wien, 16. Oktober. (W. T. B.) Der Bürgermeister theilte dem Gemeinderath offiziell mit, daß Se. Majestät der Kaiser Wilhelm den Armen Wiens 2000 Fl. gespendet habe, und drückte im Namen der Ver- sammlung den ehrerbietigsten Dank aus.

Dex Prinz von Wales ist heute Nahhmitlag mit dem Orient-Expreßzuge, nach herzlichster Verabschiedung von dem Kron-

rinzen Rudolph und dem ihm zuertheilten Ehrenkavalier Minien Esterhazy, abgereist. Am Bahnhof waren ferner der englishe Botschaster Sir Berkeley Paget und der General- Konsul Nathan erschienen.

Der Niederösterreihishe Landtag nahm den An- trag des Ausschusses über- den Antrag des Abg. Rigler, betreffend ein gemeinsames deutsh-österreichisches Ho genen zur Tagesordnung überzugehen, an.

benso wurde über den Antrag, betreffend die Einschrän-

kung des Eheschließungsrehts, zur Tagesordnung

übergegangen. ,

17. Oftober. (W. T. B.) Die „Wiener Zeitung“ veröffentliht ein Handschreiben des Kaisers an den Minisler: Präsidenten Grafen Taaffe, wonach der Reichs- rath zum 24. Oktober einberufen wird.

Pest, 15. Oktober. (Wien. dia) Jm Oberhause wurden heute das Allerhöchste Handschreiben, betreffend die Ernennung des Grafen Csáky zum Kultus- und Unterrihts-Minister, sowie einige Berichte verlesen und darauf die Sißung geschlossen.

Großbritannien und Jrland. London, 15. Oktober. (A. C.) Lord Londonderry besuchte gestern, in seiner amtlichen Eigenschaft als Vize-König von Frland, die Stadt Belfast und eröffnete daselbst eine Volksbibliothek. Bei dem ihm von der Stadt gegebenen Festmahl konnte der Statthalter mit Befriedigung auf die bisherigen Ergeb- nisse der S Ag der Verbrechen-Akte hin- weisen, seit deren Genehmigung die Zahl derx agrarisch- politishen Vergehen um 28 Proz. abgenommen habe, wäh- rend die Zahl der Geboycotteten gar um 75 Proz. gesunken sei. Die irische Regierung gedenke in ihren Bemühungen zux Herstellung geordneter Zustände nicht nachzulassen, sondern viel- mehr die bestehenden Geseße gerecht, energish und furchtlos anzuwenden. Lord Londonderry theilte zugleich in seiner Rede mit, daß die Königin die Stadt Belfast zu einer City erhoben habe, nicht sowohl wegen ihrer kommerziellen Bedeu- tung, als insbesondere wegen ihres Patriotismus. Es ist bis jeßt noch nicht vorgekommen, daß einer Stadt, welche nicht zugleih der Siß eines Bischofs war, die Rechte einer City verliehen wurden. /

Ueber den Feldzug in Thibet wird dem „Reuter’schen Bureau“ aus Calcutta, v. 14, d. M., telegraphirt :

Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Feldzug in Thibet, wenig- stens für dieses Jahr, zu Ende ist. Das feindliche Heer befindet ih im Zustande völliger Auflösung. Von den 11000 Mann sind nur 3—4000 Mann wieder gesammelt worden, welche bei Phari und Garling stehen. Der Rest ist nach allen Richtungen geflohen, einige nach Bhotan, einige gegen Tashi Lhumpo zu, andere wiederum über Phari nach Thibet. Viele er- tranken auch, indem eine Brücke über den Mou einstürzte. Die in Lingmutong angesammelten Vorräthe wurden vernichtet. Die

Kumba-Soldaten wurden in Garling von den Landleuten angegriffen

und viele von ihnen getödtet. In Chumbi is ein chine politischer Agent eingetroffen, und der Rajah hat Befehl ester ehe er sich nach Darjeeling begiebt, nah Gantok zu kommen und sh mit dem dortigen obersten Beamten zu berathen, Der Rajah i etwa 30 Jahre alt und hat eine Hasenscharte. Es ist zweifelhaft, h seine Entshuldigung wegen feines neulichen unloyalen Benehmens angenommen werden wird. Niemand versteht, wie die Thibetaner ay ihrem Rückzug ihre Kanonen mitfortshaffen konnten; wahrscheinli warfen sie dieselben in den See. Oberst Graham besuchte att 9. d. M, Gantok. In Tumlong wurde er von den Lamas wie yoy den Einwohnern feierlich empfangen. Auch die Schwester des Rajah empfing den britischen Kommandanten im Durbar. Auf einen der Altäre im Tempel des Phodong Lama wurde die Photographit h; Königin Victoria entdeckt, welhe mitten darauf stand. Die Fly straßen in der Nachbarschaft wurden gründlich untersucht.

Frankreich. E 16. Oktober. (W. T. B.) ‘Jn der heutigen Sißung der Deputirtenkammer beantragte Dugué de la Fauconnerie (von der Rechten) eine Re- solution des Jnhalts, daß eine Nevision der Ver- L erst dann am Plage sei, wenn die Ney- wahlen hätten erkennen lassen, in welcher Richtung das Volk eine Verfassungsrevision wolle. Redner verlangte für diesen Antrag die Dringlichkeit, die jedoh abgelehnt wurde. Die Kammer wandte sih hierauf anderen, die innere Verwaltung betreffenden Berathungsgegenständen zu.

Rußland und Polen. Odessa, 17. Oktober. (W. T. Y) Die Königin von Griechenland is gestern Abend nah Athen abgereist.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 15, Oktober. Nach dem offiziellen Ausweise haben die Staats einnahmen in den ersten drei Quartalen dieses Jahres betragen: Zölle 26 168 876 Kronen gegen 23 102 072 Kronen, Branntwein- steuer 11 272 248 Kronen gegen 8163910 Kronen, Staats- eisenbahnen 5 100 000 Kronen gegen 4000000 Kronen, oder zusammen 42 541 123 Kronen gegen 35265982 Kronen inz gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Zeitungsstimmen.

Ueber den dem Kaiser am 11. Oktober in Rom bereiteten Empfang äußert sich die „Ftalie“ folgendermaßen:

Rom hat in großartiger Weise dem Deutschea Kaiser gastfreund- scaftlihe Ghrenbezeugungen erwiesen.

Die offizielle Feierlichkeit is imposant gewesen, aber sie bleibt zurück hinter der Kundgebung des Volks, Man muß eben die ganze Bedeutung des foeben U BeRIER Vorgangs begreifen. Die Haupt- stadt des Königreichs hat si bemüht, sih ihres Namens, ihrer Ueber- eee und vor allen Dingen ihrer neuen Bestimmung würdig zu zeigen.

Die Aufnahme, welhe dem Kaiser Wilhelm Il. von dem

römischen Volk bereitet wurde, ist cin beredter Beweis für die un- zerreißlihen Bande, welche die ewige Stadt mit Jtalien verknüpfen, Rom ift vor allen Dingen italienisch und dem Hause Savoyen und den monarcischen Einrichtungen aufrichtig geneigt. Es ist weder kTlerikal ncch radikal... . . Wir erwarteten eine würdevolle und feierlihe Kundgebung, aber wir müssen gestehen, daß die gestrige unsece Erwartung über- troffen hat. Die Befriedigung des Kaisers, von welcher die Ansprache des Bürgermeisters an die Bürger spriht, beweist, daß Kaiser Wilhelm I1I. die Kundgebungen, die ihm unser Volk beim Eupfange zu Thei] werden ließ, rihtig gewürdigt hat. 4

Die „Schlesische Zeitung“ schreibt über dos Kortel

der nationalén Parteien :

Einen Gedanken, für den wir Jahrzehnte hindur in allen Wahl- campagnen eingetreten sind, sehen wir in dem Wahlbündnisse der konservativen, der freikonfervativen und der nationalliberalen Partei verwirklicht, Als die drei Parteien im Februar des vorigen Jahres si zu einem Ganzen zusammenschlossen, handelte es sich um einen bestimmt vorliegenden Zweck, um die patriotische Antwort auf den Appell, welchen Kaiser Wilhelm aus Arlaß der Ablehnung des Wehr- geseßes an die Nation gerichtet hatte. Daß in Folge des ad hoe ge- chlossenen Wahlbündnisses dieser Zweck erreiht wurde, war erfreuli), erfreulicher aber ist, daß dieses Bündniß über sein \pezielles Ziel hinaus Bestand gehabt hat und, wie zu hoffen, auc jernerweit Bestand haben wird, Damit ift die wesentlihste Bedingung für eine gedeihliche Entwickelung unseres politischen Lebens erfüllt.

Im Staat der Gegenwart sind das konservative und das liberale Prinzip unbedingt gleihberechtigt. Beide Prinzipien sind nicht ein ander aus\{ließende Gegensäße, beide haben zusammenzuwirken und einander zu L NEME In ungehemmter einseitiger Entwickelung führt das konservative Prinzip zur Erstarrung, das liberale zur Anarchie. Ursere Geseßgebung wird stets nur zu unhaltbaren Schöpfungen führen, wenn sie aus\chließlich durch eines dieser beiden Prinzipien bestimmt wird, ., . Bei allen großen, dauerbaren Leistun gen der Geseßgebung haben das konservative und das liberale Prinzip, den jeweiligen Forderungen der Zeit entsprehend, in gleicher Wéise ihren Ausdruck gefunden ; so im preußischen Landrecht, in den großer Reformakten aus den Jahren nach 1806, in dem preußischen Wehr

geseß von 1814, in unserer Verfassung, unserer Kreisordnung undde!

auf ihr fußenden, eine freie Selbstverwaltung und vollen Rechtésduß

sichernden organischen Gesetzen.

Innerhalb des Rahmens, der die Kartellparteien ums,

finden das liberale und das konservative Prinzip in angemessener Vuise ihre Vertretung, und wenn, wie wir mit Zuversicht erwarten, dit Wahlen den Kartellparteien eine belangreihe Mehrheit sichern, könnten innerhalb dieses Rahmens ohne Rücksicht auf. andere Parteien alle wichtigen Fragen parlamentarisch entschieden werden. Das diese Par teien einigende Band ift kein willkürlih gezogenes. Die Parteien, welche es zusammenfaßt, sind niht nur durch wesentliche sie einigende Momente einander verwandt und auf gleiche Ziele hingewiesen, E auch dur die gleihe Grenzlinie von allen anderen Parteien geschieden.

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Amtsblatt des Reihs-Postamts, Nr. 43. Inkali: Verfügungen: vom 4. Oktober 1888, Zulässigkeit von Poslpaettn im Verkehr mit den Falklands-Inseln.

Archiv für Post und Telegraphie. Inhalt: Das altperuanische Reich und sein Verkehrswesen.

Beröffentlihungen des Kaiserlihen Gesundheitt- amts. Nr. 41. Inhalt: Personalnachrihten. Gesundheitt stand. Volkskrankheiten in der Berichtswoche, Cholera in Oft Asien. Sterblichkeit in Madrid. Sterbefälle in deutsch1 Städten ven 40000 und mehr Einwohnern. Desgl. in ate Städten des Auslandes. Erkrankungen in Berliner Kranken äufert, Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. Sterblichkeit in Rio de Janeiro. Witterung. Zeitweilige Maßregeln 2. Veterinärpolizeilihe Maßregeln. Thierseuchen. Tuberkulose und Trichinose bei Schlactthieren. Schweinepest in Schweden. i Thierseuhen in Oesterreich, März und April 1888, Medizina Qs x. (Deusches Reich.) Viehbeförderung auf Eisenbahnen. (Reg.-Bez. Kassel.) Schafräude. (Lübeck.) I 6 Wiederkäuern und Schweinen nach den Nordfechäfen. (Hamburg, Auswandererwesen. (Schluß.) (Großbritannien.) Wiederimpfung, O O L Me is

ntersuchung auf Trichinen in der Provinz Dr „—- R0 1 i von geseßgebenden Körperschaften, Vereinen X.

Verhandlungen