1898 / 111 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 11 May 1898 18:00:01 GMT) scan diff

Der Ober - Bürgermeister von Mey von Cramer hat durch öffentlichen Anschlag den Dank Seiner Majestät

des Kaisers für die von der Bevölkerung dargebrahten Huldigungen zur allgemeinen Kenntniß gebracht.

Oesterreich-Ungarn.

Der Kaiser ist gestern Abend in Budapest eingetroffen.

Wie die „Gazeta Lwowska“ meldet, sammelte sich gestern in Lemberg eine größere Anzahl von Arbeitern und be- schäftigungsloj)en Jndividuen auf dem Strzelecki- Plaß an. Eine Gruppe derselben stürzte sich auf die Brotbuden. Ein Sicherheitswahmann und zwei Jnfañteristen, welche denselben zu Hilfe kamen, trieben die Excedenten aus- einander und verhinderten eine Plünderung, Der Rädelsführer wurde verhaftet; es gelang demselben jedo in- folge eines Angriffs der Menge auf den ihn eskortierenden Jnfanteristen, zu entkommen. Ein Steinwurf, welcher dem Jnfanteristen galt, traf einen der Excedenten. Bald darauf erschien eine Abtheilung Polizei. Die Urheber der Aus- \chreitungen waren jedoch ¡iuishan vershwunden.

Großbritannien und Frland.

Die Kreuzer „Dido“ und „Jsis“ sind, behuss Verstär- kung des in den nordamerikanishen und westindishen Ge- wässern kreuzenden Geshwaders, gestern in Chatham in Dienst gestellt worden. :

Die Stadtbehörde von Glasgow hat, dem „W. T. B.“ zufolge, den Admiral und die Offizierè des deutschen Geschwaders, welches heute von Queenstown (Jrland) nah Greenock (Clyde) in See geht, zum Frühstück eingeladen.

Jtalien.

Der Ministerrath hat, wie „W. T. B.“ meldet, dem König die Vertagung der parlamentarischen Session vorgeschlagen. Der King hat den Vorschlag angenommen; das bezüglihe Dekret wird heute veröffentliht werden. Die Nückkehr des Königs und der Königin nah Rom is für morgen in Aussicht genommen.

Die „Agenzia Stefani“ veröffentliht ein Rundschreiben, welches der Minister-Präsident di Rudini an die Königlichen Kommissare in Mailand und Neapel, sowie an die kommandieren- den Generale und die Präfekten und Unterpräfekten gerichtet hat. Das Schreiben betont, daß die Bewegung, wenn sie sih auch auédehne, doch an Jntensität abnehme. Die krafivolleUnterdrückung und die beständige Nuhe in Rom und in ganzen Bezirken, wie Piemont, Sizilien und Sardinien, seien Thatsachen von großer Wichtigkeit, durh welche die shlechten Elemente entmuthigt, diejenigen aber, welche die Aufrechterhaltung der Integrität des Vaterlandes wollten, mit neuem Muth erfüllt würden. Die oberste Pflicht sei, aufrührerishe Handlungen sofort mit Energie und unbeugsamer Strenge zu unterdrücken und dabei über- triebene Aengstlichkeit und fortwährendes Verlangen nah Ver- stärkung der Truppen, als ob das ganze Land auf den Kriegs- fuß gestellt werden sollte, zu vermeiden. Wenn auch die Be- wegung eine Verirrung der ohne Ursache, ohne Zweck aufgeregten Massen zeige, so bestehe doch keine Gefahr für die Jn- stitutiónen des Landes; gefährlich sei nur der Mangel an Zutrauen zu sich selbst. Alle Behörden müßten bestrebt sein, den ehrenhaften Elementen wieder volles Vertrauen einzu- flößen; das Bewußtsein, eine hohe Pflicht zu erfüllen, und das Vertrauen der Regierung zu allen Zivil- und Militärbeamten fönnten und müßten die Kräfte verhundertfachen und es er- möglichen, die Ruhe nöthigenfalls auch mit ciner geringen Anzahl von Leuten wiederherzustellen.

Ueber die vorgestrigen Tumulte in Neapel, welche zur Verhängung des Belagerungszustandes über die Provinz ge- führt haben, veröffentlicht die „Agenzia Stefani“ nachstehende Einzelheiten:

Gegen Mittag begann eine Anzahl Studenten die Agitation in der Universität zur Ehrung des Andenkens des in Pavia bei den Ruhestörungen getödteten Studenten Mussi. Die Studenten begaben ih sodann nah dem Marktviertel, wo sie sich mit den aufgeregten (&lementen vereinigten. Die Menge veranstaltete Kund- gebungen, wurde jedoch von der Polizei auseinanvergetrieben. In dem Marktviertel vereinigten sich die Aufrührer, von denen mehrere mit Stöcken bewaffnet waren, wiederholt und machten den vergeblichen Nersuch, die Arbeiter in ter mechanischen Werkstatt von Deluca zur Einstellung der Arbeit zu veranlassen. Die Truppen zerstreuten wiederholt die Manifestanten. Eine andere Bande von etwa 700 Personen wurde im Viertel Pendino zerstreut, wobei 2 Polizisten und 1 Soldat durch Steinwürfe verwundet wurden. Drei Perfonen

wurden verhaftet. Die Nuhestörer zogen sich hierauf nah dem Hafenviertel zurüdck, wobei sie unterwegs zwei Straßenbahnwagen umstürzten. Sie versuchten sodann, Barrikaden zu errichten, flohen jedoch, sobald das Militär herankam. Die Aufrührer in den niederen Stadttheilen zogen hierauf nach den höher gelegenen Stadttheilen, ftürzten dort abermals Pserdebabnwagen um, deren Scheiben sie zer- trümmerten, warfen Gasfandelaber um und s{chleuderten Steine gegen einen Trupp Soldaten, der hierauf Feuer gab, wodur eine Person getödtet warde. Am Abend kam es in verschiedenen Stadt- theilen zu neuen Unruhen; die Träger der elektrishen Beleuchtung wurden umgestürzt, es wurde mit Steinen geworfen, auh wurden einige Pistolcnshüsse abgegeben, durch welhe drei Soldaten und ein Polizeibeamter verleßt wourden. Die Truppen mußten Feuer geben und erwundeten drei der Ruhestörer, darunter zwei {wer. Mehrere Ver- haftungen wurden voraecnommen. Andere Ansammlungen wurden auf dem Plate vor dem Bahnhofe und in der Straße Borgo di Loreto zerstreut, wo die Nuheslörer eine Barrikade zu bauen versuhten und ein Shilderhaus in Brand \steckten. Auch in einigen kleinen Ge- meinden der Provinz, so in Marano und in Boscotrecase, kamen Unruhen vor.

Jn Mailand wurden gestern früh, wie „W. T. B.“ berichtet, alle Werkstätten wieder geöffnet, die Arbeiter gingen an ihr Tagewerk. Weitere Ruhestörungen sind niht vorgekommen. Die Stadt hat ihr gewöhnliches Aussehen wieder angenommen. Nur einige Truppen- abtheilungen durchstreifen die Stadt. Das Sthließen der Kaufläden wurde gestern Abend von 9 bis 11 Uhr vershoben und der Verkehr der Einwohner bis um Mitternacht gestatte. Der Erzbishof hat dem Ge- neral Bava seine Unterstüßung bei der Beruhigung der Bevölkerung angeboten. Jn Luino ka es vorgestern Abend zu aufrührerishen Kundgebungen von Ar- beitern, welche in das Gemeindebureau eindrangen und Herab-

gung der Brotpreise verlangten. Die Kommunal-Verwaltung ewilligte dieselbe. Gestern versuchten die Manifestanten, in die Kaserne der Carabinieri und in die Gefängnisse ein- zudringen. Die öffentlihe Macht war gezwungen, Feuer zu geben, Einige Tumultuanten wurden getödtet, andere verwundet. Jn Messina rotteten sich gestern Vormittag vor der Mairie n und Kinder zusammén und verlangten Fulerlägung,

urch Hinzukommen von Arbeitern wuchs die Menge iminer

mehr an. Als die öffentlihe Macht herbeieilte, theilte sih die A Ne in mehrere Haufen, die sih nah verschiedenen Richtungen hin durch die Stadt in Bewegung seßten, auf ihrem Wege Straßenlaternen und Fenstersheiben zertrümmerten und sonstige Verwüstungen anzurichten versuhten. Als die Menge in drohender Haltung vor einem Schlächterladen erschien, gab der Jnhaber Feuer und verwundete mehrere der Angreifer. Das Militär beseßte sofort die wichtigsten Punkte der Stadt und nahm eine Anzahl Verhaftungen vor. Jn Florenz ist estern für den ganzen Bereih des VII1. Armee-Korps der Belagerungszustand erklärt worden. Derselbe umfaßt die Provinz Florenz (mit Ausnahme des Arrondissements S. Casciano), die Provinzen Livorno, Pisa, Siena, Massa, Arezzo, Grosseto und das Arrondissement Spezia in der Pro- vinz Genua (ausgenommen is der Hafenort Spezia).

Der General Bava hat heute über die Provinz Como den Belagerungszustand verhängt. Troß des Beschlusses des Gemeinderaths von Novara, die Konsumsteuer auf Mehl und Brot aufzuheben, fand daselbst gestern Abend eine Kund- gebung statt. Die Ruhestörer leisteten den Aufforderungen der Truppe zum Auseinandergehen keine Folge und warfen mit Steinen nach den Soldaten; ein Offizier und mehrere Leute wurden verleßt. Das Militär feuerte nunmehr" fünf der Aufrührer wurden verwundet, darunter zwci s{chwer; sechzehn wurden verhaftet. Gegen Mitternacht war die Ruhe wiederhergestellt.

Spanien,

Jn der gestrigen Sißung der Deputirtenkammer protestierten, wie „W. T. B.“ berichtet, die catalonischen Deputirten gegen die Verhängung dcs Belagerungs- zustandes über Barcelona, wo die Ordnung nicht gestört worden sei. Der Minister des Jnnern Capdebon erwiderte, daß die Behörden einen Grund dazu gehabt hätten. Jn Erwiderung auf eine Anfrage erklärte derselbe Minister, er schenke den Gerüchten keinen Glauben, denen zufolge der General-Kapitän von Valencia die Unterdrückung der- jenigen Blätter angeordnet habe, welche die Regierung an- greifen würden. Der Deputirte für Porto Rico Labra er- klärte im Namen der Nutonomisten, fie alle würden für die Souveränetät Spaniens und die territoriale FJntegrität ein- treten. Redner vertheidigte die Autonomie, von der er sagte, sie bedeute den Frieden, und bekämpfte die Ansicht des Ministers für die Kolonien Moret, daß die Durch- führung der Autonomie durch den Krieg vereitelt werde. Ein Beweis für das Gegentheil sei, daß die Vereinigten Staaten Kriegs- vorbereitungen getroffen hätten, als sie gesehen, daß die Autonomie hergestellt jei. Sie hätten geglaubt, die Spanier würden weichen, hätten sih aber getäusht. Das Vorgehen der Vereinigten Staaten verstoße gegen das Völkerrecht. Nedner erklärte sih dafür, daß Spanien die Fntervention der Mächte nahsuhe, und {loß mit der Versicherung, Auto- nomisten, Republikaner und Monarchisten scien geeint, um Spanien zu vertheidigen. Der Minister für die Kolonien Moret wünschte dem Vorredner Glück zu seiner Gesinnung und kündigte die Vorlegung eines Rothbuhes mit diplomatischen Schriftstücken an, welhe demnächst erfolgen werde. Der Minister ging jodann auf die leßte Rede des Delegirten Mella ein und protestierte gegen die von demjelben zitierten prophetischen Worte über die von Frauen und Kindern regierten Völker. Jn . Erwiderung auf die Ausfüh- rungen des Deputirten Silvela erklärte der Minister, er wolle das Parlament niht in einen Konvent verwandeln, und führte das Beispiel Thiers” an, welcher in der Kammer gegen den deutsch-französishen Krieg protcstiert, sowie das Beispiel des italienishen Parlaments, welhes Maßnahmen für Erythräa vorgeschrieben habe. Der Minister {hloß: die Regierung suche keine Polemik, sie suche allein die Einigung, deren das Vaterland bedürfe. Der DeputirieSalmeron griff die monarchishen Par- teien, die konservative Politik im allgemeinen und die gegen- wärtige Regierungsformheftigan. (Nedner erhielt einenDrdnungs- ruf.) Die einzige Lösung würde die Bildung eines nationalen Kabinets sein; diese aber sei unter dem gegenwärtigen Regime unmöglih. Redner wurde durch energische Protestrufe unter- brochen und versuchte hierauf, ein Wiener Telegramm zu verlesen, welches in der europäishen Presse zir- fuliert habe. (Der Lärm wurde größer und der Redner zum zweiten Mal zur Ordnung gerufen.) Der Minister-Präsident Sagasta erklärte: keiner, der Salmeron höre, könne glauben, daß Spanien in zwei koloniale Aufstände und in einen Krieg verwickelt sei, keiner würde diesen Deputirten für einen Spanier halten. (Salmeron rief: „Jh bin ebenso Spanier, wie der Minister-Präsident!“ Rufe: „Hinaus! Hinaus !“) Der Minister-Präsident wandte sih sodann gegen diejenigen, welche aus dem Unglück des Vaterlandes im persönlichen Interesse Nußen ziehen wollten, und forderte die dringliche Abstimmung über die Vorlage, betreffend die Kriegskfredite. Die Vorlage wurde hierauf definitiv angenommen, ebenso ein Amendement, welches besagt, daß die in Spanien wohnhaften Besißer von Titres in Pesetas bezahlt werden sollen.

Am Montag wurden in Alicante Kundgebungen wezen der hohen Brotpreise veranstaltet. Die Ruhestörer steckten die Accise - Gebäude in Brand und plünderten die Gctreidelager. Die Gendarmerie schritt mehrere Male mit der Waffc ein und trieb die Nuhestörer, welche sih immer wieder zusammen- rotteten, wiederholt auseinander.

Die Lebensmittelfrage verursacht, dem „W. T. B.“ zufolge, in Madrid Besorgnisse. Der Getreidevorrath dürfte noch vor Ablauf eines Monats zu Ende gehen. Es scien Maßnahmen getroffèn worden, um Getreide im Auslande aufzukaufen.

Schweiz. Die Königin und die Königin- Regentin der

Niederlande sind - gestern Nachmittag zu mehrwöchigem Aufenthalt in Zug eingetroffen.

Türkei.

Die Pforte hat, wie das Wiener „Telegr.-Korresp.- Bureau“’ aus Konstantinopel meldet, die Notifikation der Mächte dahin beantwortet, daß sie von den Bedingungen für die Räumung Thessaliens Kenntniß genommen habe und Schiffe zur Rückbeförderung der Truppen nach Volo entsenden werde. Zugleih werden die Mächte , er- sucht, die Zahlung der Kriegsentshädigungsraten durch die Ottomanbank zu veranlassen. Endlich erinnert die Pforte, unter Hinweis auf ihre im Kriëge bewiesene Mäßigung, die Mächte an ihr Versprechen, die Jntegrität der Türkei jowie die Souveränetät des Sultans über Kreta wahren zu wollen, und ersuht um möglichst baldigen Beginn der Verhandlungen über die Neuorganisation der Jnsel.

Demselben Burcau zufolge hat der russi : schafter der Pforte eine Note überreicht, M nade Antwort in Betreff der definitiven Regelung der Zahlung der Kriegsentshädigungs-Rückstände verlangt wird.

Montenegro.

Wie dem „W. T. B.“ aus Cetinje gemeldet wird, hat der Fürst eine Reise nah London angetreten. Höchstderselbe schiffte sih gestern in Cattaro ein, um zunächst Abbazia zu besuhen, wo eine Begegnung mit dem dort weilenden Fürsten von Bulgarien stattfindet. Außer dem Prinzen Mirko begleiten den Fürsten der Minister des Auswärtigen und der bulgarische Agent in Cetinje. ;

Amerika.

Ein Hirtenbrief der katholishen Erzbischöfe Vereinigten Staaten, welcher, wie [Ke D, Bi L E kommenden Sonntag in allen Kirchen verlesen werden soll ordnet Gebete für den Erfolg der amerikanischen Waffen und für die Ruhe der Seelen der im Gefeht Gefallenen an.

Das Transportschiff „Gussie“ ist gestern Nachmittag mit Waffen, Munition und Lebensmitteln für die Jnsurgenten von Tampa nah Cuba in See gegangen. Eiwa 100 Soldaten sind eingeschifft worden, um die Landung der Vorräthe zu sichern und eventuell soweit in das Jnnere Cubas vorzudringen daß dieselben in die Hände der Jnsurgenten gelangen. s

Alle Truppen in Chikamanga haben Befehl erhalten, sich in Bewegung zu seßen, und zwar die gesammte Infanterie und das 83. und 6. Kavallerie-Regiment nah Tampa, das 1. und 10. Kavallerie-Regiment nah New Orleans und das 2. Kavallerie-Regiment nah Mobile.

Der norwegische Dampfer „Bratsberg“ und der s\pa- nishe Fischershooner „Fernandito“ wurden gestern von dem amerikanischen Kriegsschiffe „Mangrove“ in Key West eingebracht. Die „Bratsberg“ hatte vor wenigen Tagen den Hafen von Key West verlassen. Verdächtige Bewegungen der- selben riefen die Annahme hervor, daß sie beabsichtige, die E von Havanna zu brechen, weshalb sie aufgefangen wurde.

Die amerikanishen ungeshüßten Kriegsschiffe „Vi ck3- burg“ und „Morrill“ hatten am verflossenen Sonnabend Mühe zu entkommen, als fie sih verleiten ließen, sich in die Schußweite der Geshüße von Santa Clara zu begeben, und wurden ernstlih beschädigt. Kreuzer, welche längs der cubanischen Küste Aufklärungsdienste thun, melden, daß die Spanier große Thätigkeit entwickelten, um die Vertheidigungswerke an der ganzen Küste von Bahiahonda bis Cardefías auszubessern. Neue Erdwerke würden aufgeworfen und alle Befestigungen durch Telegraphenleitungen verbunden.

Die „Times“ meldet aus New York vom g:strigen Tage, daß der Marine-Attahé bei der amerikanischen Bot- haft in London dem Marine - Departement in Washington telegraphisch gemeldet habe: vier Kreuzer und drei Torpedoboote des spanishen Kap Verdishen Geschwaders seien gestern Morgen in Cadiz eingetroffen. Die Ankunft des Geschwaders sei am Nachmittag in Washington amtlich bekannt gegeben wordcn.

Das spanishe Packetboot „Montserrat“ ist, einer in Madrid eingetroffenen Meldung zufolge, von Cienfuegos kommend, in Havanna eingelaufen.

Aus Buenos Aires berichtet die „Times“ . vom 9. d. M., daß der Kongreß mit einer Botschaft des Präsidenten eröffnet worden sei, welhe zunächst in ver- \ohnlichen Ausdrücken der Lösung der argentinish:-chilenishen Grenzfrage gedenke und sodann ausführe, daß die strenge Sparsamkeit in den öffentlihen Ausgaben höchst befriedigende Ergebnisse gezeitigt habe. Der Dienst der auswärtigen Schuld sei wieder in vollem Umfange aufgenommen worden und die innere Schuld von 52 Millionen auf 39 Millionen Dollars zurückgegangen. Der Voranschlag für 1899 balanciere in Ein- nahmen und Ausgaben.

Asien.

Das Tsungli-Yamen hat, wie dem „Reuter"schen Bureau“ aus Peking gemeldet wird, infolge der Neutralitäts- Erklärung Chinas die Regierung. der Vereinigten Staaten aufgefordert, das mit Lebensmitteln und Munition befrachtete Schiff „Monocacy“ von Shanghai abzuberufen.

Der „Times“ wird aus Peking vom 9. d. M. telegra- phiert: Frankreich verlange als Enischädigung für die Er- mordung des Franzö fidn Missionars in Kwangsi die Zahlung von 4000 Pfund, die Errichtung einer Gedächtnißkirche in Pakhoi und das Recht, die geplanté Bahnlinie Nanning— Lientshou mit einem Seehafen an der Küste von Kwantung zu verbinden.

Aus Shanghai crfährt das „Reutershe Bureau“, daß es in der Nacht zum 10. d. M. in Shaschi, zwishen Hankau und Jtschang, zu ernsten Ruhestörungen gekommen sei. Das Zollgebäude und eine Anzahl Ausländern gehörender Gebäude seien niedergebrannt worden. Einzelheiten fehlten noch.

In Hongkong eingetroffenen Meldungen aus Manila zufolge hätte der Admiral Dewey die Ueberzeugung gewonnen, daß die Rebellen in Manila auh für ihn gefährlih werden, und daß unter Umständen weder er, noch die Spanier ihrer Herr bleiben könnten.

Das japanische Kriegs-Ministerium hat nunmehr, einer Meldung aus Yokohama vom heutigen Tage zufolge, die Anordnungen für die Zurückziehung der Truppen aus Wei-Hai-Wei erlassen. Die Räumung soll. innerhalb 4 Wochen, vom 7. Mai an gerechnet, stattfinden; die Kasernen sowie andere Baulichkeiten sollen stehen bleiben. Die erforderlichen Transportschiffe sind béreits in See gegangen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Sqlußberiht über die gestrige Sißung des Hes der Abgeordneten befindet sich in der Ersten eilage.

Auf der Tagesordnung der heutigen (77.) Sa des Hauses der Abgeordneten, welher der Vize- Präsident des Staats-Ministeriums, Finanz-Minister Dr. von Miquel, der Minister der ‘öffentlichen Arbeiten Thielen, der Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten D. Dr. Bosse und der Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammerstein beiwohnten, stand zunächst die dritte Berathung des Geseyentwurfs, betreffend die Erweiterung und Vervollständigung des Staats-Eisenbahnnehes und dié Betheiligung des Staats an dem-Bau-'von Kleinbahnen.

Jn der Generaldiskussion spricht 5 Abg. Wallenborn (Zentr.) sein Bedauern darüber aus, daß die Eifel dem Verkehr noch nicht genügend erslofsen fei. Abg Schmidt- Warburg (Zentr.) befürwortet die Gerehmigung einer ui seiren Wahlkreis vrojektierten Bahn. bg. von Detten (Zentr.) regt eine bessere Erschließung des

landes an. Saveinifter der öffentlichen Arbeiten Thielen: Die Verhandlungen

mit den Interessenten des Sauerlandes sind so weit gediehen, daß wir die Sache demnähst werden in Angriff nebmen können. Jch kann aber keine bestimmte Zusage machen, daß die Linie Finnentrop— Meschede don im nächsten Jahre vorgel{lagen werden wird.

Die Generaldiskussion wird geschlossen. Jn der Spezial- diskussion kommt | y

Abg. Graf Nosti auf den von ihm {hon bei der ersten Lesung ge- äußerten Wunsch eines größeren staatlichen Entgegenkommens gegen die {hlesischen Gemeinden, die an der Linie Löwenberg—Siegersdorf interessiert sind, zurück und bittet die Regierung, mit Rücksicht auf die lezten großen Wasserschäden diese Gemeinden bei der Stellung

des Terrains möglichst zu schonen. Abg. von Eichel (kons.) bedauert, daß die Kreisstadt Lauban an

die neuprojektierte {lesi!che Nebenbahn nicht angeschlossen werde.

Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen verspricht, daß dieser Wunsch in absehbarer Zeit erfüllt werden foll. O

Hierauf wird das Gefeß im Ganzen definitiv ange- nommen.

Es folgt die dritte Berathung des Gesezentwurfs, betreffend die Bewilligung weiterer Staatsmittel ur Verbesserung der Wohnungsverhältnisse von [rbeitern, die in staatlichen Betrieben beschäftigt sind, und von gering besoldeten Staatsbeamten.

Abg. von Knapp (nl.) bittet um die Berücksichtigung der Unter- beamten in Elberfeld und Barmen. : |

Minister der öffentlihen Arbeiten Thielen: Ich bin gern bereit zu prüfen, ob die vorhandenen staatlichen Grundstücke sich zum Bau von Arbeiterwohnungen eignen. Ueber den Mangel an Arbeiter- wohnungen i} aber meines Wissens bisher dort nicht geklagt worden.

Das Gese wird im Ganzen definitiv angenommen.

Ebenso werden in dritter Berathung einige kleinere Kirchen- geseße ohne Debatte angenommen. :

Letter Gegenstand der Tagesordnung is der Geseß- entwurf, betreffend das Anerbenrecht bei Landgütern in der Provinz Westfalen und in den Kreisen Rees, Essen (Land und Stadt), Duisburg, Nuhrort und Mülheim.

Nach § 1 soll jedes in diesen Landestheilen belegene Landgut durch Eintragung der Anerbengutseigenschaft im Grundbuch An- erbengut im Sinne dieses Gesehes werden. §2 bestimmt: Landgut ist jede zum Betricb der Land- oder Forstwirthschaft bestimmte und zur selbständigen Nahrungsstelle geeignete Besißung, welche mit einem, wenn auhch räumlih von ihr getrennten Wohnhause versehen ist. :

Abg. Schulze-Steinen (nl.) beantragt, dem F 1 fol- ende Fassung zu geben:

9 Fassung s Sinne dieses Geseßes wird jede in den er- wähnten Landestheilen belegene, zum Betriebe der Land- oder Forst- wirthschaft bestimmte und zur selbständigen Nahrungsstelle geeignete Besißung, welche cinen Grundfteuerreinertrag von bôd&ftens 2000 M bat und mit einem, wenn auch räumlih von ihr getrennten Wohn- haus versehen ist, durch Eintragung der Anerbengutseigenschaft im Grundbuce. G A ; /

Das Wort ergreift zunächst der Minister für Landwirth- schaft 2c. Freiherr von Hammerstein, dessen Rede morgen im Wortlaut mitgetheilt werden wird.

(Schluß des Blattes.)

Die Abgg. von Mendel-Stein fels (konf.) und Genoffen baben im Hause der Abgeordneten folgende J nterpellation eingebracht : : :

Was gedenkt die Königlihe Staatsregierung .zu thun, um die noch immer bestehende Verunreinigung der Luppe und Elster durh die Shmußwä ser der Stadt Leipzig zu beseitigen ?

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung,

Aus Krefeld wird der „Köln. Ztg.“ unter dem 8. d. M. be- richtet : Eine von etwa 1200 Personen besuchte Weberversam m- lung beshloß die Gründung etnes gewerkshaftlich organisierten niederrheinishen Weber-Verbandes. Die Saßungen sind genehmigt. In die Mitgliede rliste sind {hon an 2000 Perfonen eingetragen.

: a Sirelsrube baben, der „Frkf. Ztg.“ zufolge, etwa 140 Maler und Anstreicher vorgestern wegen Lohnstreits die Arbeit eingestellt ; ungefähr 1C0 Arbeiter haben sich ‘bis jeßt dem Ausf\tand nicht an- geschlossen.

Kunst und Wissenschaft.

Im Lichthof des Königlichen Kunstgewerbe-Museums sind gegenwärtig zwei Fed erzeihnungen in Tusche von je 230 m Höhe und 3,40 m Breite ausgestellt: die etne das stark beschädigte Original, die andere die Nachzeihnung, welche in der Architektur genau, in den Figuren nur soweit es möglih war mit dem Urbilde übereinstimmt. Sie zeigen eine Schloßanlage, welhe der Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz (1690—1716) für Düsseldor] auf dem Ge- lände der jeßigen Neustadt plante und welche Leone d’Alberti, der si mit mehreren Architekten am Kurfürstlichen Hofe befand, dort im Hinblick auf das Schloß zu Versailles entwarf. Die sehr umfangreiche, einen Prachthof und 12 Binnenhöfe umfassende Anlage, an welche sich ein großer Lustgarten mit Wasser- fünsten, Lusthaus und Hallenanlagen anschließt , bedeckt ungefähr eine Fläche von 250 m Breite bei 400 m Tiefe und ist in seinen bebauten Theilen über viermal so groß wie das hiesige Königliche Schloß. Die Zeichnungen sind Eigenthum des Museums zu Düssel- dorf; die Nachzeichnung ist auf gemeinschaftliche Kosten der Provinzial- Verwaltung, des Ministeriums der geistlichen 2c. Angelegenheiten und des Ministeriums der öffentlihen Arbeiten in der Bauabtheilung des leßteren erfolgt.

Die Jury ‘für die Münchener Jahresausstellung 1898 im Königlichen Glaspalast hat sih folgendermaßen konstituiert : Sektion Malerei: Hans Petersen, Borsizender; Heinri Rettig, Striftführer ; Angelo Graf von Courten, Emil Hellrath, Karl Gustav Herrmann, Prof. Johann Herterich, L Kirhbah, Dr. Franz von Lenbah, Albert Müller-Lingke, Franz Pernat, Emil Mau, Ernst Schmitz, Leopold Schmußler, Dol. Otto Seit, August Splitgerber. Sektion Bildhauerei: Karl Georg Barth, Vor ßen- der; Fritz Christ, Josef Menges, Franz Schneider, Julius Zumbusch. Sektion Architektur: Professor Josef Bühlmann, Vorsitzender; Martin Dülfer, Professor Georg Haubérrisser, Deo or Baus

reiherr von Schmidt, Professor Emanuel Seidl, Professor Gabriel eidl, Sektion Vervielfältigende Künste: Wilhelm Rohr, Vor- sigender ; Georg: Hensinger, Josef Holzapfel.

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_Dr. Hans M eyer in Leipzig, welher im Jahre 1889 mit dem Reisenden L. Purtscheller zum ersten Mal den Kilimandfcharo, den höchsten Gipfel Deutsh-Ostafrikas und des ganzen afrikanischen Kontinents, bestiegen hat, hat den Ents{luß gefaßt, eine zweite Expedition - anzutreten, um die Lücklken der Erforschung, welhe bei seiner ersten Besteigung Übriggeblieben sind, M f theilweise auszufüllen; ihn begleitet der Münchener Maler und Hochalpinist E. Play. Vor allem wictig erscheint, nah „Peter- mann?’s Mittheilungen“, die genaue Erforshuna der Nordfeite des oberen Gebirges, da nur eirmal, dur Lent, Bolkens und Johannes, eine Umgehung desselben ausgeführt wurde, deren Ergebnisse aber durch den Verlust der Lent'shen Tagebücher an Bedeutung verloren haben. Im einzelnen is eine Unter- sfuhung des alten großen Mawensi - Kraters, der tektonishen Verwerfungen im Nordwesten des Kibo, sowie eine topographische Autnahme des ganzen nördlihen Gebiets ins Auge gefaßt. Auch der Frage der einstmaligen Vergletsherung des Kilimandscharo soll besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Nachdem von mehreren Neisenden in den südamerikanischen Tropen, z. B. von W. Sievers und F. Regel, auf alte, in verbältnißmäßig Gerineer Höhe vor» Tommende Glacialspuren aufmerksam gemacht worden ist und nahdem namentlich im afrikanishen Tropengürtel am Runssoro von Scott Flliott und am Kenia von Dr. Gregory ähnliche Beobachtungen ge- macht worden sind, kann eine hierauf bezüglihe genauere Durch- forshung des höchsten afrifanischen Gebirges Aufschlüsse von weittcagender Bedeutung verheißen. Die bier nachzuweisenden ehe- maligen Klima-Shwankungen können au für manche bisher unaufge- flärten Verhältnisse, z. B. Verbreitung von alpinen Pflanzen- und Thiergattungen, Aufklärung liefern. Am tiefsten reichen die Gletscher am Kibo, dem höchsten Gipfel des Kilimandscharo, an der West- und Südseite hinab, sodaß derartige Untersuhungen au hier am ehesten Erfolg versprehen. Die Expedition, deren Aufbruchß Anfang Juni von Leipzig erfolgen \oll, if auf etwa ein halbes Jahr berechnet

Land- und Forstwirthschaft.

Die 24. Berliner Mastyieh-Aus stellung, welche heute auf vem mit Fahnen reih geschmüdckten \}tädtischen Zentral- Viehhof eröffnet wurde, charakterisiert si als eine recht beadtens- werthe Schau, namentlih soweit die Rinderabtheilung in Betracht kommt. SInsgesammt werden 1038 Thiere vorgeführt: 335 mehr als im Vorjahre, dagegen immer noch 60 weniger als im Fahre 1896 und 319 weniger als im Jahre 1884, das die stärkste Beschickung aller bisherigen Ausftellungen aufzuweisen hatte. Die Zaßl der Aussteller is auch in diesem Jahre nicht allzu groß, und dazu fommt, daß unter den 104 Ausftellern sich auch noch 34 Händler befinden, sodaß also nur 70 Produzenten persönlih ihre Thiere zur Ausstellung geshickt haben. Jedoch findet man unter dieser verhältnißmäßig kleinen Zahl einige der hervorragendsten Vieh- zühter Deutschlands, wie Rehfeld - Golzow, Rreuscitnar + Sellin, Nonne-Gr. Heidau und Stich-Kaiserehof. Die Rinderabtheilung weist in diesem Jahre nit weniger als 682 Haupt auf: fast doppelt so viel wie im Vorjahr. Besonders bemerkenswerth is das starke Hervortreten der Stämme des Höhenlandes und unter diesen wieder der Simmenthaler, von welher Rasse niht weniger als 239 Thiere, darunter 165 Ochsen von 24 Jahren und älter, vorhanden sind. Die übrigen Rassen des Höhenlandes treten demgegenüber weit zurü; zu nennen sind noch 35 Thiere bayerisher Rasse, während von der Schein- felder Nafe nur 13 Repräsentanten vorgeführt werden ; dazu kommen dann noch 56 Kreuzungsprodukte der Höhenlandschläge. Unter den Schlägen des deutshen Tieflandes dominieren mit 184 Haupt vor allem die Holländer mit ihren Nachzuhten und Kreuzungen. Die Hannoversche Landrasse is nur in den Klassen der Kälber vertreten; gute Ostfriesen findet man namentlich unter den Bullen, gute Oldenburger unter den Doppellendern ; die Geeft- und Marschrassen kommen diesmal kaum in Betraht. Die Shorthorns, die noch vor wenig Jahrzehnten der Stolz so vieler deutschen Land- wirthe waren, verswinden auch von der Berliner Shau immer mehr und mehr. Rein gezüchtet sicht man nur noch vier Thiere dieser Nasse und in Kreuzungsprodukten nur noch 5. Neu für Berlin find zwei ungarische Ochsen, die unter Nr. 596 und 597 ausgestellt sind. Was nun die einzelnen Unterabtheilungen der Rindviehschau an- langt, so zeigt sih bei den Kälbern immer mehr die Bevorzugung der Doppellender, deren Zahl jeyt schon die der normal gebauten Kälber überragt. Mayer-Bremen, W. Rollwage und P. Pape-Braun- \{chweia und Chr. Witte-Braunshweig find hier als altbewährte Aussteller zu nennen. Ungewöhnlih stark beshickt sind diesmal die beiden Klassen der Kalben und ganz jungen Ochsen, nämlich mit 129 Haupt, gegen nur 37 Haupt im Vorjahr. Man findet hier vor allem cine ganze Reihe größerer Kollektionen. Die beiden Klassen für Kühe find, wie immer, chwah beshickt ; ganz überraschend stark aber ist die Klasse der 23 bis 35 Jahre alten Ochsen, die 246 Thiere umfaßt, 148 mehr als im Vorjahr. Der Kaifervreis, der diesmal einem Züchter von Thieren dieses Alters zu- steht, hat erklärlicher Weise diese Beschickung stark beeinflußt. Stich- Kaisershof tritt bier allein mit 20 Thieren in Konkurrenz ; au Paul Nehring-Niemojewko, Hans Pringsheim-Beuthen, Rehfeld-Golzow, Freiherr von Richthofen - Damsdorf seien genannt. Aeltere Otsen sind 93, gegen 63 im Vorjahr, ausgesiellt. Eine besondere Beachtuxg verdient diesmal au die mit 75 Thieren beshickte Bullen- Abtheilung insofern, als man einige der jungen Bullen am zweiten Lage geschlahtet vorführen will, um zu zeigen, daß ihr Fleish sich ganz vorzüglich zum Braten eigne. Berlin war {hon bisher immer ein guter Markt für Bullen, die aber bisher meist nur für die Wuistfabrikation gekauft wurden. Die Schaf-Abtheilung geht fortgeseßt immer mehr zurüd; noch im Jahre 1894 waren 107 Loofe ausgestellt; es folgten 1895 mit 102, 1896 mit 99, 197 mit 91 Loofen, und diesmal sind es gar nur 71, die vorgeführt werden. Die Gründe für diesen Rückgang liegen auf der Hand: die Schafzucht lohnt nicht mehr, und der Export wird immer s{hwerer. Was gezeigt wird, ift im allgemeinen gut. Die bewährten Aussteller, Frau Kiepert-Marienfelde, Sattig-Wurcheni, Nonne-Gr. Heidau, Staudinger-Lübfee, Herß-Klep- tow und Pogge-Zierstorf sind wieder mit hervorragenden Zuchtprodukten erschienen. Dagegen hat Rehfeld-Golzow _in diesem Jahre keine Schafe ausgestellt. Ein Unterschied in der Zuwtrichtung ist kaum zu bemerken, dagegen verdienen Interesse die in der Poppelsdorfer Akademie ausgeführten und in ihren Erfolgen hier vorgeführten Zuchkver| uche, welche dahin gehen, dur bestimmte Art der Fütterung ein weichere8, weniger leiht gerinnendes Fett zu erzielen. Schweine sind etwas mehr als im Vorjahre, 53 gegen 32 Loofe, ausgestellt, der Qualität nah aber ist diese Actheilung die {chwädhste. Gute Thiere führen vor Bieler- Machern, Peine-Kolberg, Peters-Quilow, von Winterfeld-Karwe, Bremer-Jethausen und von Langner-Steinkeller. Die von 34 Firmen beshickte Aus\ftellung von Maschinen, Geräthen 2c. enthält

u, a. auch viele Fahrräder.

Saatenstand und Getreidehandel, sowie Erntee=gebniß 1897 in Rumänien.

Aus Galaß liegt folgende Nachricht vor:

Die Bittering a im April außergewöhnlich rauh und wurde erst zu Ende des Monats milder. Wobl. fehlte es nicht an Nieder- {lägen in der ersten Hale des Monats, während später Trockenheit vorherrschte. er Stand der Winter- wie der Früh- jahrssaaten is im allgemeinen befriedigend. Der Ausfall ‘an nit aufgegangenen Wintersaaten wird auf 20 °% ge- {äßt; doch wird dieser Ausfall durch die gewöhnli , etwas kräftigere Entwickelung der weniger dicht stehenden Pflanzen zum theil wieder gut gemacht. o die Felder gon umgeackert werden mußten, find sie, wie üblich, mit Gerste oder Mais neu bestellt worden. Der

rühlingsanbau ift infolge der regnerischen Witterung, welche bis tte April angehalten hat, etwas verspätet worden, doch is auch

das Sommergétreide im allgemeinen gut aufgegangen.

j nfolge des gewaltigen Umshwunges auf dent internationalen Gei E ie find R hier namentli die Weizenpreise auf eine ungewöhrliche Höhe gestiegen. Do auch Roggen, wie Mais, QUE und Gerste sind bedeutend im Preise gestiegen. Die Vorräthe Rumäniens än Hafer und Gerste sind gänzlich erschöpft. Mais wurde hier zu Lande {on seit dem Winter stark für Ungarn gekauft und fowohl nah Budapest, als seewärts nah Triest und Fiume verschifft. Die Preife stiegen im Laufe des Avril von Fr. 6,25 auf 8,50 p. h], d. i. über Londoner Parität, über welher sie sich nicht behaupten können. Die Gerüchte von einem beabsichtigten Ausfuhrverbot sind offiziell dementiert worden. Angesichts der noch immer ziemlich ansehnlihen Maisvorräthe, sowie des Umstandes, daß die neue Grnte in nur 10 bis 12 Wochen zu erwarten steht, kann ein folches Verhot wohl auch kaum ernstlih in Betracht kommen. Frachten, welhe einen unerwarteten Aufschwung - auf 15/—, selb 16/— genommen hatten, sind in Anbetracht der reduzierten Borräthe wieder auf 13/— bis 12/6 gewichen. Die Preise stellten sich für: Weizen. per 1000 kg cif 180 bis 220 Æ u 10D O Mais 5 18 L © Die Vorräthe werden wie folgt angegeben: Galahß: Braila : Weizen 2 200 Tons 13 000 Tons Noggen 10000 , 600 ,„ Mais 5000 7 12000 j Gerste 1800 , 1500 , / Noch einer unlängst veröffentlichten Statistik werden die offiziellen Ernteshätzungen wie folgt angegeben : eizen : Roggen: Gerste: Hafer: 1893: 21 406 400 bl 2714200 hl 12595 800 hl 5 446700 hl 1894: 15 360 190 2033200 , 5958100 , 39531100 , 1895: 24 139 990 3261100 , 7889600 3 656 000 1896: 25 088 700 4305 100 , 11201 700 5.187300 4 1897: 12 844 300 2394300 , 7479700 3471990 ,„

Getreidehandel in Buenos Aires.

e

Ausfuhr von Getreide aus dem Hafen von Buenos Aires in der Zeit vom 16. bis 31. März 1898.

Mengen in Säckten| Selanunte

(bolsas) *) in ‘1000 ke

Getreideart Verschiffungs8ziel

Mais England 12 ETT Jtalien 5 009 St. Vincent (Order) 4 193

insgesammt 21 379

Weizen Belgien 346 359 England 2698 723 Italien 84 475 Deutschland 77 815 Frankreich 56 760 Holland 30 229 Spanien 4 976

St. Vincent (Order) 400 612 insgesammt 1 269 949 84 654

eas E E ee

Gegenwerth der höchsten und niedrigsten Preise in Mark nah dem Durch- \{nittskurse von §m/n 1 = Æ 1,66

Preise im Großhandel für 1 dz

Mais, und zwar: § m/n bis § m/n] , a. gelber 340 , 4,20 5,30 L a 9,36

Weizen, und zwar:

a, guter und feinerer. 9,30 9,60 b, geringer und mittel- mäßiger „_. 860 , 8,90 c. Candeal « 10,50 16,38 *) Die bolsa zu 66,66 kg.

Aus Koblenz wird berichtet, daß der Stand der Weinberge ein guter ist, da das Winterwetter das Nebbolz hat ausreifen lassen. Fnfolge der milden Witterung und der hohen Weinpreise, * die namentli der Moselwein erzielt hat, haben in den Kreisen Cochem und Zell umfassende Neuanlagen von Weinbergen stattgefunden. Auch in den Kreisen Kreuznach und Mayen sind Weinberge neu angelegt worden. Mehrfach wird über den Mangel an geschulten Arkeitskräften bei der Einrihtung von Weinbergen geklagt, obwohl die Löhne gestiegen sind.

Washington, 10. Mai. (W. T. B.) Der Monatsbericht des Ackerbau-Departements giebt die zur Bepflanzung mit Baumwolle in dieser Saison bezeihnete Ackerflähe mit 93,4 9/9 der wirklihen Anbaufläche des leßten Jahres an, den Durch- \chnittsstand des Winterweizens am 1. Mai mit 86,5 %/%o und die ganze mit Winterweizen bebaute Fläche als um 5,7 E als die im Herbst 1896 bestellte Fläche. Der Stand des Weizens in Kalifornien wird nur mit 25 %/6 angegeben; derselbe werde eine der kleinsten dort vorgekommenen Ernten ergeben; hingegen verspreche Kansas die größte dort je erlebte Ernte; der Stand des Weizens wird dort mit 105 beziffert. Den Durch|chnittsftand des Roggens giebt der Bericht auf 94,5 an.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs8e- Maßregeln.

Indien.

Nachdem die Häfen Hongkong, Macao und Canton für pest- verseucht erklärt worden sind, hat das Marine-Departement zu Kal- futta die unter dem 24. August v. J. erlassenen Quarantäné-Vor- schriften gegen die Pest für Schiffe aus den genannten Häfen in Kraft geseßt. (Vergl. „Reichs-Anzeiger“ Nr. 235 vom 6. Oktober v. J.)

Niederlande.

Der ,Staatscourant" vom _ 6. d. M. enthält eine V Verordnung vom 30. April d. J, welche bestimmt, daß mit Rücd- sicht auf das Herrschen der Pest in British-Indien und in Djeddah das Gese vom 4. Dezember 1872, die Abwehr Ne ar Krank- heiten E E für ein ferneres Jahr auf die Pest Anwendung nden joll.

h Die Verordnung tritt vom 8s. d. M. an in Kraft. (Veräl. auhch „Reichs-Anzeiger“ Nr. 49 vom 26, Februar v. J.)

Der Gesundheitsstand in Berlin blieb auch in der W vom 94. bis 30. April ein günstiger und die Sterblichkeit eine es v e, obwohl fe etwas größer war als in der Vorwoche; von je 1000 Ein- wohnern ftarben, aufs Jahr berechnet, 17,8 gegen 14,5 der Vorwoche. Unter den Todtesursachen zeigten sich akute Entzündungen der Athmungsorgane noch immer häufig, wenn auch ihr Verlauf ein milderer geworden is. Erkrankungen an Influenza kamen ebens häufig zur Beobachtung, und es gelangten

falls Los d e bedingte Sterbefälle (gegen 2 der Vorwoche) zur Mit- tecilang, Akute Darmkraukhetten traten in vermehrter

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