1898 / 132 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 07 Jun 1898 18:00:01 GMT) scan diff

se eben opfern sollte. Noskie betonte, daß ne Partei die S Vorlagen der Re- erung niht in Berathung zichen werde; denn man nne nicht das Schauspiel bieten, daß das Parlament Vor- s scharfe Obstruktion treibe und des Abends ruhig ver- e. Die Regierung möge den Muth und die Entschlossen- eit finden, mit einem einzigen Federstrich das Reih aus den Wirnissen herauszuführen. Die Verhandlung wurde sodann abgebrochen. Die nächste Sitzung findet heute statt. : Die Obmänner der Klubs traten gestern zu einer Konferenz zusammen, in welcher die Abgg. Kaiser, Groß und Daszynski erklärten, daß die von ihnen vertretenen Klubs es für unzulässig hielten, dur außerordentliche Abend- sißungen die Berathung der weiteren P S ETatLOe zu untérbrechen, und daß sie demnah auf das Entschieden|te eine geshäftsordnungsmäßige Behandlung der von der Re- ierung eingebrahten Vorlagen bekämpfen würden. Der Abg. Wolf bemerkte, seine Partei stehe auf dem Stand- punkt der am 29. April vom Abg. Funke im Namen aller Oppositionsparteien abgegebenen Erklärung, nah welcher jede positive Arbeit des Parlaments durch An- wendung der Obstruktion werde verhindert werden, “e die Sprachenverordnungen nicht aufgehoben seien. bg. Freiherr von Malfatti trat e ein, daß in den Vormittagssißungen die Sprachendebatte fortgeseßt und in den Abendsißungen über die Negierungsvorlagen verhandelt werde. Von den Klub-Obmännern der Majorität ergriff niemand 6 Jn d si Sigung d ishen Ab n der gestrigen Sißung des ungarischen - eordnetenhauses, der ersten nah den Pfingstferien, Rbathte der Finanz-Minister Dr. von Lukacs die- Geseß- entwürfe, betreffend die Spiritusverkehrssteuer, die Bierkonsum- und die Zuckerkonsumsteuer, ein. Vor Eintritt in die Tages- ordnung erwähnte der Abg. Stefan Rakovszky eine E lihe Verleßung der Jmmunität des Abg. Lepcsenyi. Abg. Eoetvoes verbreitete sich eingehend über diesen Vorfall und über den „Verleumdungsfeldzug“ gegen Ludwig Kossuth und seine Partei, die in einen Gegensaß zum Monarchen gebracht werde. Die Unabhängigkeitspartei erstrebe die Unabhängig- keit Ungarns nur im Einvernehmen mit dem König, durch und mit dem Monarchen, ohne mit den anderen Ländern der Monarchie in feindlihen Gegensay kommen zu wollen. Abg. Mocsy interpellierte über das Verhalten der Polizei bei der Jnsultierung des Abg. Lepcsenyi vor dem Abgeord- netenhause am 24. v. M.

Großbritannien und Jrland.

Bei der gestern im Unterhause zu Ende geführten zweiten Lesung der Finanzbill vertheidigte der Schaßkanzler D Beach, dem „W. T. B.“ zufolge, die Finanzvorschläge der Regierung und führte aus: die Regierung habe die Voranschläge auf Grund der gegenwärtigen Sachlage aufgestellt; aber jede Machtverschiebung werde von der Regierung auf das sorg- fältigste erwogen werden. Jrgend etwas Alarmierendes ent- hielten weder die Vorschläge zur Landesvertheidigung, noch die Reden der Minister. Nach seiner Ansicht sei die Politik der offenen Thür in China aufrechterhalten worden; es sei ihm unverständlih, wie durch die Ueberlassung von Port Arthur an Rußland dieser Grundsag durchbrochen sein solle. Die Rede Lord Salisbury's vor den Banquiers sei nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt gewesen; wenn dieselbe nah sonstigen öffentlihen Auslassungen Lord Salisbury's beurtheilt werde, so sci er, Redner, überzeugt, daß niemand sagen fönne, sie sei eine alarmierende Nede gewesen. Auch könne er in Chamberlain’s Rede nichts entdecken, das einen alarmierenden Charakter trage oder mit den Vorschlägen der Regierung über die Vertheidigung des Reichs unvereinbar sei.

Jn Belfast fand gestern, am Jahrestage des Ausbruchs des Aufstandes vom Jahre 1886 und der Erschießung von sieben Zivilisten durh die Polizei, eine Prozession der lrishen Nationalisten statt. Nach derselben griffen mehrere Tausend Orangisten die Polizei wiederholt an. Letztere wurde überwältigt und in ihre Kasernen zurückgedrängt. Mehrere berittene Schußleute wurden s{hwer verleßt, einer konnte nur dadurch vom Tode gerettet werden, daß die Polizei die Revolver zog. Der Pöbel riß sodann das Straßen- pflaster auf, um die Steine als Wurfgeschosse zu benußen. Als eine Schwadron Dragoner und zwei Kompagnien Jnfanterie auf dem Plaße erschienen, wurde die Ruhe wiederhergestellt. Die Menge begrüßte die Truppen jubelnd und sang das englishe Nationallied „Rule, Britannia“. Es wurden etwa 20 Verhaftungen vorgenommen. Man befürchtet neue Aus- schreitungen, da die Stimmung der Orangisten äußerst erbittert gegen die Polizei ist.

Frankreich.

In parlamentarischen Kreisen verlautet, nah einer Mel- dung des „W. T. B.“ aus Paris, die Radikalen und die Sozialisten wollten si bei der endgültigen Präsidentenwahl im ersten Wahlgange der Wahl enthalten, um eine Beshlußunfähig- keit des Hauses herbeizuführen. Ferner solle eine Jnterpeilation über die allgemeine Politik erst eingebraht werden, sobald die Mandate mçhrerer konservativen Deputirten für ungültig erklärt sind, da das Kabinet dann leiht die Mehrheit ver- lieren könne.

Rußland.

Anläßlih des Geburtstages der Kaiserin fand gestern, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, im Großen Palais zu Zarskoje Sselo in Gegenwart der Mitglieder des Kaiser- lichen Hauses und der hohen Würdenträger ein Gottesdienst statt. Später wurde von der Kaiserlihen Familie im Alexanderpalais das Frühstück eingenommen.

Der Großfürst Wladimir ist gestern Abend von Warschau nach dem Auslande abgereist.

Spanien.

Der Finanz- Minister Puigcerver unterbreitete, nah einer Meldung des „Temps“ aus Madrid vom gestrigen Tage, dem Ministerrath die neuerdings getroffene Vereinbarung über die Kreditoperationen, zu deren Durhführung weder die Hilfe des ausländischen Kapitals, noch ‘eine Garantierung dur die Ein- nahmen aus dem Taba erforderlih sein werde. Die Bank von Spanien werde auf die genehmigte innere Anleihe von einer Milliarde Pesetas Vorschüsse geben.

Jn der gestrigen Sißung der Deputirtenkammer Ee der Minister Br die Kolonien Romero Giron in

eantwortung einer Anfrage, dem „W. T. B.“ zufolge, mit, daß er über die von Lloyd's Agentur in London gemeldete Explofion des amerikanishen Kriegsschiffs „Baltimore“ vor Manila keinerlei Nachricht erhalten habe.

Der Minister des Auswärtigen Herzog

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von Almodovar äußerie auf eine Anfrage: eine Note über die Zuwiderhand- lungen der Amerikaner gegen das Völkerreht sei in Vor- bereitung, und es sei möglich, daß das Kabinet dieselbe an die Mächte richten werde.

Schweiz.

Die n Sa cdiEn V trat gestern in Bern zur ordentlichen Sommersession zusammen. Der Nationalrath wählte, dem „W. T. B.“ zufolge, zu seinem Präsidenten Thelin-Waadt (radikal), zum Vize - Präsidenten H eller- Luzern (radikal), der Ständerath b Präsidenten Hildebrand-Zug (ultramontan), zum Vize - Präsidenten Simen- Tessin (radikal).

Jn der heutigen Sißung des Nationalraths wurde der Antrag gestellt: der Bundesrath möge die Einführung des Tabackmonopols unter entsprechender Betheiligung der Kantone am Ertrage in Erwägung ziehen.

Türkei.

Die Delegirten zur Ueberwäahung der Räumung Thessaliens meldeten, dem Wiener „K. K. Telegr.-Korresp.- Bureau“ zufolge, nach Konstantinopel, daß die letzten drei türkishen Bataillone gestern Volo verlassen haben.

Griechenland.

Die griehishen Truppen haben, nach einer Meldun des „W. T. B.“ aus Athen, gestern Turnavo und darauf auch Volo, den leßten Punkt des von den Türken geräumten Gebiets, wieder beseßt. Edhem Pascha verließ Thessalien, um sich nah Konstantinopel zu begeben.

Amerika.

Der spanische Lieutenant Carranza und der frühere spanische Legations-Sekretär in Washington du Bosc sind, wie „W. T. B.“ aus Montreal berichtet, gestern auf Veranlassung des Detektives Kellert wegen Kon- spiration verhaftet worden, Die Verhaftung steht mit der Jnhaftnahme Kellert's im Zusammenhang, welcher beshuldigt wird, einen Brief Carranza's im ZJunteresse der Regierung der Vereinigten Staaten entwendet zu haben. An das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten in London ist ein Brief des Lieutenants Carranza, datiert aus Montreal vom 26. Mai, im Wortlaut durch Kabeltelegramm übermittelt worden, welher an den Admiral Jnay in Madrid gerichtet ist und eine genaue Kenntniß der Be- wegungen der Amerikaner zur See verräth. Derselbe beweist nah Ansicht der Amerikaner, daß Carranza in den Ver- einigten Staaten eine Spionage-Organisation eingerichtet habe. Carranza giebt zu, der Verfasser des Briefes zu sein, bestreitet aber, sih der Spionage schuldig gemacht zu haben.

Der Senat der Vereinigten Staaten hat gestern den vom Repräsentantenhaus bereits genehmigten S betreffend die Kriegskredite, angenommen; die Höhe der be- willigten Kredite beläuft sich nah demselben auf 17 845 000 Doll., von denen 10 Millionen Doll. auf die Flotte entfallen. Das Repräsentantenhaus hat die vom Senat zu dem Geseß, betreffend die Erhebung neuer Steuern zur Deckung der Kriegskosten, angenommenen Amendements verworfen und die Vorlage an eine gemeinschaftlihe Kommission der beiden Kammern verwiesen.

Das: vor Santiago de C uba liegende, aus 20 Schiffen bestehende amerikanishe Geschwader begann, wie dem Madrider „Jmparcial“ gemeldet wird, am Sonnabend Abend 10 Uhr wiederum das Bombardement der Stadt; dasselbe dauerte 45 Minuten, doch erreichten die Geschosse die Batterien nicht, welche deshalb auch garnicht antworteten.

Nach einec dem New Yorker „Evening Journal“ aus Kingston zugegangenen Depe])che vom gestrigen Tage hätten die Amerikaner bei Punta Cabrera, westlich von Santiago de Cuba, 5000 Mann gelandet. Dieselben hätten sich mit etwa 3000 Aufständishen unter Garcia vereinigt. Es werde behauptet, daß die Amerikaner nur geringen Schwierigkeiten bei der Landung begegnet seien, während der Admiral Sampson die Gehölze am Lande durch die Kanonenboote unter Feuer gehalten habe. Auch einige große Belagerungsgeshüße seien mit gelandet worden. Das- selbe Blatt veröffentliht eine weitere Depesche aus Cap Haitien, der zufolge gcstern früh nach Tages- anbruch amerikanishe Truppen wenige Meilen östlich von Santiago bei Aguadones ausgeschifft worden seien. Die Geshüße des Geschwaders des Admirals Sampson hätten die Landung unterstüßt, nachdem sie zunächst die Strand- batterien an jenem Playe zum Schweigen gebracht hätten. Das Blatt fügt aber hinzu: es sei zweifelhaft, ob es sich um eine andere oder um dieselbe Landung handle, über die bereits aus Kingston cine Meldung eingegangen sei.

Eine von Cap Haitien gestern Mittag 1 Uhr 30 Min. nah New York abgesandte Depesche besagt, die Landungen der amerikanishen Truppen sowie die Beschießung der Be- festigungen von Santiago dauerten fort.

Das amerikanishe Schlachtshiff „Oregon“ soll nah einer aus Kingston in New York eingegangenen Meldung einen spanischen Torpedobootzerstörer bei dem Versuche, in den Hafen von Santiago einzulaufen, in den Grund gebohrt haben. Alle an Bord des Torpedobootzerstörers Befindlichen sollen umgekommen scin. Es sei iden oh es der „Terror“ oder der „Furor“ gewesen. Der „Oregon“ habe ein lang- geformtes Boot die Küste entlang fahren [euen und durch Signale zum Anhalten aufgefordert. Als die Signale nicht in der richtigen Weise beantwortet worden seien, habe die „Dregon“ ry den Torpedobootjäger eine 13 zöllige Granate ah- gefeuert, die ihn in der Mitte des Rumpfes getroffen habe. Wie indeß ein an Bord der „New York“ (des Flaggschiffes des vor Santiago liegenden amerikanishen Geschwaders) be- findlicher Berichterstatter telegraphiert, ist die Nachricht, das Schlachtschiff „Oregon“ habe einen spanishen Torpedoboots- jäger zum Sinken gebracht, unbegründet.

Der Aufstand in der Dominikanischen Republik ist, wie der „Weser-Zeitun(“ dem „W. T. B.“ zufolge aus New York gemeldet wird, unterdrücckt; im ganzen Lande herrshe Ruhe.

Asien.

Die „Times“ meldet aus Peking vom gestrigen Tage: Es sei amtlih bekannt gegeben worden, daß die Bestimmungen über die Dampfschiffahrt auf den chinesischen Binnen- gewässern, welhe von Sir Robert Hart entworfen waren, vom Tsung - li - Yamen genehmigt und durch Kaiserliches Edikt bestätia worden sind. Die Bestimmungen seien aber vom Tsung-li-Yamen so abgeändert worden, daß sie die Groß-

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britannien nach seinen Verträgen mit China \ Rechte verlegten. Der britische Gesandte Mee Do N daher eine bänderung dieser Bestimmungen verlan ë Aus Manila bringt das britische Kanonenboot „Swift“ welches von dort in Hongkong N ist, dem Retter sher Bureau“ zufolge, die Nachricht : die Aufständischen auf den Philippinen hätten die Eisenbahnen außerhalb der Stadt auf: O und seien auf vier Meilen an Manila herangerücdt. in spanisches Regiment habe gemeutert und seine Offiziere erschossen. Es fänden häufig E zwischen den Aufständischen und den Spaniern statt. Die ersteren hätten 1000 Gefangene nah Cavite gebraht. Die Amerikaner sollen die Auf- ständischen mit Schnellfeuergeshüßen unterstüßt haben. Priester, welhe die Ausständishen gefangen genommen hätten, sollen von ihnen furhtbar mißhandelt worden sein. Die Be- wohner Manilas britisher Nationalität blieben in der Stadt, die übrigen Ausländer hätten sich auf die fremden Schiffe aura en. le dem „W. T. B.“ zufolge in Washington verlautet, benachrichtigte der Admiral Dewey das Marine-Departement der Vereinigten Staaten davon, daß in der Provinz TCavite die Spanier wiederholt von den Ausständischen geschlagen worden seien. Fünfzig spanische Offiziere und 1800 Mann seien gefangen genommen worden. Das Arsenal von Cavite sei zur Aufnahme der amerikanischen Truppen bereit. __ Der Kapitän Gridley von dem Kriegsschiff der Ver- einigten Staaten „Olympia“, der in dem Kampf vor Manila verwundet worden war, ist in Kobe in Japan gestorben.

Afrika.

Aus Pretoria wird dem „W. T. B.“ mitgetheilt, daß der Staatsanwalt Vanleeuwen als vierter, Kock als fünfter Richter und Smuts, der früher der Advokatur im Kapland angehörte, als Staatsanwalt werde beeidigt werden.

V

Statistik und Volkswirthschaft.

Der deutsche Außenhandel im Jahre 1897.

Im 2. „Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reis" find jeßt auch die endgültigen Ergebnisse des deutschen A ußen- handels für das Jahr 1897 und eine Darstellung des Spezial- handels und Veredelungsverkehrs in der deutschen Handeléstatistik für 1897 veröffentliht, Darnah betrug die Gesammteinfubr im Speztalhandel 401 623 169 dz im Werthe von 4 864 644 (1000 M), die Gesammtausfuhr 280199486 dz im Werthe von 3786241 (1000 A6), daher Ueberschuß der Einfuhr über die Ausfuhr (in 1000 6) 1 078 403. Nah den im Dezemberheft 1897 veröffentlihten, na den 1896 er Cinheitswerthen berechneten vorläufigen Ergebnissen betruz der Gesammteinfuhrwerth in 1000 4832 891 gegen 4557 951 im Jahre 1896 und 4246 111 im Jahr 1895 der Gesammtausfuhrwerth dagegen in 1000 A 3 808 131 gegen '3 753 822 im Iahre 1896 und 3424076 im Jahre 1895. Die endgültigen Werthe ergeben daher gegenüber den vorläufigen für die Einfuhr ein Mehr von 31 753 (1000 46), für die Ausfuhr dagegen ein Weniger von 21 890 (1000 M).

Schon bei der damaligen Besprehung der vorläufigen Ergebnisse war auf die veränderte Darstellung des Spezialhandels hingewiesen worden, der seit 1897 den Veredelungsv erkehr für inländifhe Rech- nung vollständig enthält, während vorher von diesem Verkebr nur der Mühlen- und Mälzereilagerverkehr und der Verkehr mit Neis und MReisstärke in den Reiss\tärkefabriken mit berüksihtigat wurden. Weiter enthält der Spezialhandel jeßt auß Menge und Werth der ein- und ausgeführten Schiffe, die vor 1897 in der Handelsstatiftik nicht dargestellt wurden. Will man daher die 1897er Ergebnisse mit denen der Vorjahre vergleichen, fo sind für 1897 für den Beredelungs- verkehr in der Einfuhr abzuseßen (in 1000 M)

89 6959, in der Ausfuhr 106 330, für die Schiffe in der Einfuhr L'OZE, 8041, j zusammen . 91 630, 114 371.

Der mit den Vorjahren vergleihbare Einfuhrwerth im Speztal-

handel beträgt daher (in 1000 M) 4773 014, der Ausfuhrwerth 3 671 870. Nach Abzug der Edelmetalle stellt sich das veraleihbare Ergebniß in der Einfuhr (in 1000 4) auf 4589 067, für die Ausfubr auf 3 520 604. Daraus ergiebt sih für die Einfuhr ein Ueber- \chuß gegen 1896 (in 1000 (6) von 281 904, gegen 1895 von 468 398, für die Ausfuhr gegen 1896 ein Weniger von 4526 und gegen 1895 ein Uebershuß von 202 704. __ Das 2. Heft der „Vierteljahrsheste zur Satistik des Deutschen Neis“ enthält u. a. zum ersten Male eine übe:sichtlihe Darstellung über die Zollfreihßeit der Schiffsbaumaterialien. Nah dem Zolltarifgeseß sollen Stoffe, welhe zum Bau, zur Reparatur oder zur Ausrüftung von Seeschiffen verwendet werden, eins{chließlich der ge- wöhnlihen Shiffgutensilien, nach näbßerer Bestimmung des Bundesraths vom Eingangszoll befreit sein. Unter den für das Rechnungsjahr 1897 (1. April 1897 bis 31. März 1898) nach- gewiesenen zollfreien Waaren ragen hauptsächlih hervor rohe Platten und Bleche aus shmiedbarem Gisen, Eck- und Winkeleisen, Roheisen, Anker und Ketten, gesägtes Bau- und Nutzholz, Kanthölzer 2c., be- \{lagenes Bau- und Nußzholz, Maschinen aus Guß- und \{chmiedbarem Eisen, Dampfkessel. Jm leßten Jahre hat die zollfreie Einfuhr von rohen Platten und Blehen aus \{chmiedbarem Eisen ganz erheblich zugenommen; fie betrug 291 729 dz gegen 164 637 und 166300 in den beiden Vorjahren.

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Die Branntwein-Brennereti und -Besteuerung im Deutschen Reiche 1896/97.

Die im neuesten Heft der „Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs“ veröffentlichte Statistik der Branntwein-Brennerei und -Besteuerung ergiebt, daß während des Betriebsjahres 1. Oktober 1896/97 im deutshen Branntweinfteuerpebiet (d. i. das Zollgebiet ohne Luxemburg) 3 100 505 h1 reinen Alkohols (1895/96 3 333 648 11) erzeugt worden sind, davon 2398 279 h1 (1895/96 2655 323 11) in Kartoffelbrennereien, 9545566 hl (1895/96 529583 h1) in Getreidebrennereien, 127 794 hl (1895/96 122285 hl) in Melafse- brennereien und 28594 h1 (1895/96 26103 h1) in Material- brexnereien. Im Vergleich zu 1895/96 ist daher nur die Erzeugung der Kartoffel brennereien zurückgegangen. Während die Kartoffel- ernte im Jahre 1895 fowohl nach der Menge, als auch nah der Be- \chaffenheit sehr gute Erträge geliefert hatte, war fie 1896 niht nur der Menge nach etwas geringer ausgefallen als 1895, sondern es stand auch der Stärkemehlgebalt der geernteten Kartoffeln infolge des nassen Sommers erheblich gegen das Vorjahr zurück, und es mußten diese meist rasch verbraucht werden, da fich vielfa {on verhältnißmäßig früh Fäulniß einstellte. Zu Branntwein verarbeitet wurden 2 116 139 & Kartoffeln gegen 2210 370 t 1895/96. ' Die Getreide brennereien haben etwas mehr Branntwein erzeugt als 1895/96, jedoch nur die landwirthschaftlichen (224 721 h1 r. A, gegen 202 603 11 1895/96), während die gewerblihen in threr Erzeugung ein wenig zurückgeblieben [N was damit im Zusammenhange steht, daß in den Fiveren Hefen-

rennereien das Lüftungsverfahren mehr und mehr Eingang findet, wobei mehr Hefe, aber weniger Branutwein gewonnen wird. Der Aufshwung der Melasf\ebrennereien erklärt fich daraus, daß die Spirituspreise wesentli in die Höhe gegangen waren, während glei- zeitig die M verhältnißmäßig billig war ; ohne Zweifel wäre tie Erzeugung dieser Brennereien noch weit stärker ereien wenn

niht im BranntweinsteuergeseÞp von 1895 durh die erhöhte

¡ Brennsteuer von 15 4. für 1 h1 r. A. eine Schranke festgeseßt wäre,

Y gestellte Shäßungsertrag auh heute noch aufreht besteht.

die mit Aussiht auf Gewinn kaum zu überschreiten is. Auch die Material brennereien haben im Ganzen mehr Branntwein erzeugt als 1895/96, weil infolge der guten Weinerate des Jahres 1896 ers heblih mehr Weintreber und Weinhefe zu Branntwein verarbeitet worden sind als im Vorjahre, au die Herstellung von deutschem Kognak aus Wein Fortschritte gemacht hat. Dagegen wurde wegen der geringen Obfternte des Jahres 1896 erheblich weniger an Stein- und Kernobst abgebrannt als in früheren Jahren.

Was den Branntwein-Verbrauch betrifft, so sind gegen Ent- rihtung der Verbrauh8abgabe und des Eingang3zolls in den freien Berkehr gefeßt worden 1896/97 2 280 7637h1 r. A. und 1895/96 2 286 459 hl r. A., aus welhen Mengen #ch der Trink verbrauch auf den Kopf der Bevölkerung berechnet zu 4,3 1 r. A. gegen 44 1 r. A. im Vorjahre. Der kleine Rückgang dieses Verbrauhs wird den erhöhten Spirituspreifen zugeschrieben, durch welche die Veranlassung gegeben worden ift, den gewöhnlih:n Trinkbranntwein noch mehr, als bisher üblich, zu verdünnen. An fsteuerfreiem Brannt- wein wurden in den freien Verkehr geseßt 867 458 h1 r. A. (1,6 1 auf den Kopf der Bevölkerung) gegen 808 279 hb1 (1,5 1 auf den Kopf) 1895/96. Namentlich hat die steuerfreie Verwendung von Spiritus zu Brennzwecken Fortschritte gemacht, da die Spiritus- focer im bäuslihen Wirthschaftsbetrieb immer weitere Verbreitung finden, auch die Spiritusmotoren mehr und mehr in Aufnahme fommen. Einer wesentlißhen Steigerung des Spiritusverbrauchs zu Beleuctungszwecken stand jedo, obgleih brauhbare Spirituslampen hergestellt worden sind und denaturierter Spirit18 von mindestens 80 9/0 Alkoholgehalt jeyt überall verkauft wird, dec Umstand entgegen, daß dieser Spiritus im Klefnverkauf ncch bedeutend theurer ist als Petroleum.

Zur Arbeiterbewegung.

In Münster find, einer Mittheilung des „Vorwärts" zufolge, die Dachdecker in eine Lohnbewezung eingetreten und haben den Meistern ihre Forderungen überreiht. Da diese Forderungen ab- gelehnt e haben die Gehilfen am 2. Juni ihr Arbeitsyerhältniß ekündigt. : 0 Aus Hamburg wird der „Frkf. Ztg.“ gemeldet: Gegenüber dem von den Bädergefellen beabsichtigten Ausstand zur Herbeiführung besserer Löhne und U Ee A. beschlossen die bisher in freier Innung vereinigten Bäckermeister, bei der Vehörde die Um- wandlung der freien Innung in eine Zwangsinnung zu beantragen. In München ist, nah dem „Vorwärts“, der Ausstand der Bildhauer als beendet zu betrachten, da die größeren Möbel- fabriken den „Neunstundentag“ bewilligt haben. Jn einer Schuh - fabrik Münchens ist ein Ausftand wegen Lohnstreits ausgebrochen, an dem 195 Arbeiter betheiligt sein sollen.

Land- und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Ungarn.

Nach den beim Königlih ungarishen Ackerbau-Ministerium ein- gelaufenen Berichten war der Saatenstand am 30. Mat folgender :

In dem leyten Drittel des Monats Mai war das Wetter über- wiegend regnerisch, an vielen Orten stürmisch und sporadish neblig. Gußregen und Hagel gehörten auch niht zu den Seltenheiten, und obzwar sich die Saaten infolge der vielen Nieder- {läge rapid entwidckelten, is doch im allgemeinen die Spur eines Rüdgangs an mehreren Orten zu verzeichnen, indem sih das Getreide an vielen Orten zum großen Theil oder ganz legte und cine Verbreitung des in den leßten Wochen beobachteten Blattrostes zu konstatieren is. Für Hackfrühte war die Witterung im allgemeinen günstig, doch hat stch das Unkraut vermehrt. Die Ernte-Aussichten für das Getreide baben sih in den Gegenden, in denen es infolge des Windes und Regens auf größeren Flächen, namentli in den oberen Gegenden infolge der zu rei{lichen Niederschläge viel gelitten hat, verschlechtert, und zwar hauptsäcblih die des Roggens. Im Alföld aber, wo der Monat Mai zum größten Theile trocken ablief und nur das in den leßten Tagen eingetretene Regenwetter die Entwickelung der Vegetation änderte, hat sih der Saatenstand im allgemeinen gebessert, aber bei weitem nicht in dem Maße, daß man thn im Ganzen als gut bezeihnen könnte: In den westlihen und östlihen Komitaten haben sich die Saaten wenig geändert. Stellenweise haben sie fih gebessert, an anderen Punkten tehen sie unverändert oder haben sih infolge des reihlihen Regens und des Auftretens von Rost verschlechtert. Auch in Siebenbürgen i} der Stand der Saaten vorläufig ein unveränderter. Den allgemeinen Stand zusammenfassead, kann man ¿war nicht behaupten, daß {ih das Getreide im Lande durchschnittlich bedeutend verschlechtert bätte, da sich aber der Rost hon an vielen Orten zeigt, ist eine weitere Schä- digung hauptsählih in jenen Gegenden zu erwarten, in denen ein be deutenderer Theil der Saaten sich {hon gelegt hat. Bct den Auf- nahmen im Jahre 1895 wurdedie Weizenfläche auf 1 842 000, die Gerfste- fläche auf 1 788 000 und die Haferflähe auf 1685 000 Kaztastraljoch geschäßt. Da sich aber die bebaute Flähe von Jahr zu Jahr ändert, ift es wahrscheinli, daß #sich dieselbe au in diesem Jahre, theils infolge des im Herbst bestandenen Mangels an Anbaukorn, theils infolge der Steigerung des Frühjahrsanbaues, bedeutend geändert hat. Wenn man für Elementarshäden, ohne Berücksichtiguna dessen, daß an vielen Orten Früßjahrsweizen gebaut wurde, bei Weizen 9 bis 10, bet Roggen 12 bis 1509%/6 in Abzug bringt, beträgt die Weizen- fläche eigentli) 5 Diillionen Katastraljoh, d. i. um beiläufig 515 000 Katastraljoh weniger, als im Borjahre bebaut wurde, während die mit Roggen bebaute Fläche auf 1600 000 Katastralioh geschäßt werden kann.

Die Anbauflähe der Sommergerste, des Hafers, des

Nais und der übrigen Frühjahrssaatén hat si bedeutend vergrößert. Tenn nun angenommen wird, daß die mit Herbst- und Frühjahrs- beizen bebaute Fläche in der That 5 Millionen Katastraljoh beträgt, ind man bedenkt, daß sich die Saaten im Landesdur(schnitt in der legten Zeit nur wenig veränderten und der zu erhoffende Ectrag au heute eher zu 7 als zu 6 Meter-Zentnern zuneigt, kann mana es für wahrscheizlich halten, daß der in dem leßten D Sei Wenn nunmehr der in einem großen Theil des Landes aufgetretene und sporadish \sich aub schon verbreitende Rost in Betracht gezogen wird, kann der zu erhoffende Ertrag an Weizen derzeit auf 33 bis 34 Millionen Meter-Zentner geschäßt werden.

Der Weizen hat {on zum großen Theile Aehren angesetzt, das Wetter hat sich zum Trocknen gewendet, und es is zu Lofea, daß der Blütheprozeß des Weizens günstig verlaufen werde.

„Ueber die Ausbreitung des Rostes wird am meisten in den Theilen dies und jenseits der Donau und in der Theiß-Gegend geklagt. Es hängt vom Wetter ab, welche Ausbreitung der Rost noch weiter finden wird.

Die mit Roggen bebaute Fläche kann mit Berücksichtigung der Elementarshäden auf 1 600 000 Katastraljioh geschäßt werden. Da ch aber der Winterroggen nur äußerst selten tadellos entwidelte, indem er stark ausfror und stellenweise stark s{chütter wurde, konnten nur die bedeutende Stärke der Halme und ihre gute Entwicklung die Ertragsauésichten bessern; das in den leßten Tagen herrschende stürmische und regnerishe Wetter hat bedeutenden Schaden verursacht, weil ih die Saat an vielen Orten legte und der Blütheprozeß nicht gut von stalten ging. Mit Berücksichtigung aller dieser Momente dürfte fi der wahrscheinliche Ertrag im Landesdurchs{hnitt annähernd um 6 Meter- jentner per Katastraljoh bewegen, und es kann der gesammte Ertrag auf 9 bis 10 Millionen Meterzentner geschäßt werden. Das Resultat dürfte daher gegenüber dém des Vorjahres doch ein etwas besseres “via nur die Witterung diese Aussihten bis zur Ernte nicht

dîtgt.

Wintergerste hat zum theil s{chon abgeblüht, Sommer- he rfte seßt jeßt Aehren an. Zu viel Regen schadete auch hier, indem

den einzelnen Theilen Rost auftrat. Da sih die Saaten auch bier theilweise legten, ist es wahtsheinlih, daß der Rost au hier Schaden

Ä

anrihten wird. Au Unkraut verursacht vielen Schaden. Dies in

Betracht gezogen, kann die Gerste im Landesdurhscchnitt zum großen Theil als mittel und theilweise als gut mittel bezeichnet werden. Die bebaute Flähe kann - mindestens auf zwei Millionen Katastraljoh ges{äßt werden. Jm Landesdurch- schnitt dürfte der Ertrag per Katastraljoch auf wenigstens 7 Meterzentner ge|chäßt werden, daher im Ganzen auf 14 Millionen Meterzentner.

Die mit Hafer bebaute Fläche beträgt 1 850 090 Katastraljoch. Infolge des Regens besserten si die zurückgebliebenen Saaten. Doch kann infolge reihlihen Regens in Ober-Ungarn und infolge verschiedener Schäden der Hafer im Landesdurhschnitt nur als mittel und nur zum theil als gut mittel bezeihnet werden. Der zu erhoffende Ertrag per Kataftraljoch beträgt 64 bis 7 Meterzentner und der gesammte vor- ausfihtlice Ertrag beiläufig 12 Millionen Meterzentner. Der vor- jährige Ertrag belief sich auf. 84 Millionen.

Die Raps aussichten sind im allgemeinen mittel, der Mais stand im allgemeinen gut, ver Stand der Hülsenfrüchte zufrieden- \tellend. Gartengewächse zeigen einen günstigen Stand, ebenso Hanf und Flahs. Zuckerrlibe is zufciedenstellend, Futterrübe sehr gut. Kartofftln werden voraus\sihtlih einen günstigen Ertrag liefern. Der Stand der Wiesen ist mittelgut; der Weinstock entwickelte ih im allgemeinen genügend gut.

Saatenstand in Transkaukasien.

Aus Ti flis liegt folgende Nachricht vor:

Der im leßten Winter in großen Mengen gefallene Schnee und die reichliden Regengüsse im Frübjahr haben den Saaten viel Nahrung zugeführt, fodaß sie sih derart gut entwickelt haben, daß ihr Stand zur Zeit im allgemeinen als „ziemlich befriedigend" be- zeichnet werden kann.

Theater und Musik.

Königliches Opernhaus.

Gestern begann eine Gesammtaufführung von Richard Wagner's Bühnen-Festspiel „Der Ring des Nibelungen“ mit dem Vorabend: „Das Nheingold“. Nachdem in den leßten Jahren die Wiedergabe des großen Werks grundsäßlich unter Hinzuziehung auswärtiger, namentlich in Bayreuth er- probter Kunstkräfte erfolgt war, soll die dieétjährige Aufführung lediglich mit den dem Verbande der Königlihen Oper angehörenden Künstlern bewerksteligt werden. Schon der erste Abend hatte mehrfach N-ubeseßungen der Hauptpartien aufzu- weisen. In das Rheintöhter-Terzett ist Fräulein Krainz mit bestem Gelingen eingetreten; ihre ausgiebige Mezzosopranstimme behauptete fich neben der \strahlenden Höhe der Frau Herzog und dem dunkel gefärbten Organ des Fräuleins Nothauser gut. Fn der Erklä- rung der Macht des Goldes für den, „der der Minne Macht entsagt“, legte Frau Herzog aufs neue für die Meisterschaft, mit welher sie ihre musikalishen und dekla- matorishen Ausdrucksmittel zu verwenden versteht, den Beweis ab. Die Götter der Oberwelt wurden von Herrn Bachmann (Wotan), Frau Sucher (Fricka), Herrn Mödlinger (Donner), Herrn Philivyp (Froh), Fräulein Egli (Freia) und Herrn Sommer (Loge) verkörpert. Die stattlihe Gestalt des Erstgenannten iff hecvorragend dafür geeignet, die macchtvolle Persönlichkeit Wotan's glaubhaft in die Erscheinung treten za lassen. Seine zwar fklang- volle, aber etwas weihe, mehr dem Lyrishen zuneigende Stimme verlieh indessen dem Wesen des Gottes ouch da etwas Schwermüthiges, wo der Ausdruck markigere Töne erfordert hätte; im Ganzen jedo war namzntlih die musikalishe Lösung der umfangreichen Aufgabe sehr anerkennenswerth. Frau Sucher verlieh der Geftalt der Frida, welhe fie ebenfalls zum ersten Mal verkörperte, ein charakteristishes Gepräge. Fräu- lein Ggli fand fich mit der kleinen Partie der Freia gut ab. Herr Mödlinger, der fonst den Fafner gegeben hatte, war als Donner weit besser am Play, während der Riese in der Darstellung es Herrn Stammer glaubhaftere Gestalt gewonnen hatte. Als Fasolt bewährte sich wiederum Herr Krasa. Die Leistungen der Herren Schmidt (Alberih) und Lieban (Mime) find be- reits als vortreffli}z bekannt, auch die gefanglihe Wiedergabe der Erda durch Frau Goeße i lobend bervorzuhbeben. Verfehlt ershien dagegen die Gestaltung des Loge durch Herrn Sommer, der niht als der überlegene, listige Schalk, sondern wie ein närrischer, tänzelnder Spaßmacher ershien. Das Orchester löste unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung seine {chwierige Aufgabe, von einigen Fehltönen bei den Blechbläsern abgesehen, zur Zu- friedenheit. Minder gut funktionierte dieses Mal der mit kom- plizierten, mittlerweile aber veralteten technis{Wen Mitteln arbeitende scenische Apparat; namentlich gingen die Verwandlungen auf der Bühne niht geräuschlos genug vor sich. Auch sollte die Negie mit einzelnen, freilih traditionell überkommenen Stilwidrigkeiten endlich aufräumen.

Im Königlichen Opernbause gebt morgen der zweite Abend von Richard Wagner's Bühnen-Festspiel „Der Ring des Nibelungen“, „Siegfried" in Scene. Die Bejeczung lautet: Siegfried: Herr Ernst Kraus; Mime: Herr Lieban; Wanderer (Wotan): Herr Bachmann; Brünnhilde: Frau Sucher; Erda: Frau Goetze; Alberih: Herr Schmidt; Fafner: Herr Sta:nmer; Wald- vogel: Fräulein Dietrih. Kapellmeister Dr. Muck dirigiert.

Im Kön iglihen Schauspielhause gelangt morgen der dritte Theil von Franz Grillparzer's dramatishem Gediht „Das goldene Vließ“, „Medea“ zur Aufführung. Die Medea |pielt ¿räulein Poppe, den Jason Herr Matkowsky, den Kreon Herr Kahle,

die Kreusa Fräulein Lindner. e

Morgen gehen im Theater des Westens (Direktion Morwitz) zum exsten Male „Die lustigen Weiber“ in Scene. Die Damen Clara Stolzenberg, Ida von Igo sowie Herr Adolf Carlhof treten darin zum ersten Male auf. Am Donnerstag singt Signora Fronce8hina Prevosti die Titelpartie in Donizetti’'s Oper „Lucia von Lammermoor“, urd Herr Kammersänger Alfred Oberländer tritt zum e:sten Male als Edgardo auf. Am Freitag wird „Die schwarze Kashka*“ von Jarno wiederholt. Neu einstudiert wird Verdi?s „Maskenball“.

Morgen, Mittwoch, Mittags 12 Uhr, wird Herr Otto Dienel in der Marienkirche das dritte Orgel-Konzert von Händel vor- tragen. Fräulein Marie Lindow, Herr Karl Raé, Herr Karl Wendt, Herr Ad. Bolte und der Cellist Herr Franz Bori)ch werden bei dem Orgelvortrage mitwinken. Der Eintritt ist frei.

Der Studentenhor der \chwedishen Universität Upsala unternimmt eine größere Konzertreise und wird im Laufe diefes Monats auch in Berlin auftreten. Der in feiner Heimath berühmte Chor \teht unter Leitung des Universitäts - Musikdirektors Ivar Hedenblad.

Frau Margarete Pix, Mitglied des Deutschen Theaters, wird morgen, Abends Uhr, im „Königshof“ (Berlin W., Bülowstr. 37) eine neue epishe Dichtung „König Ning“, von Victor Laver- renz, zum Vortrag bringen. Kunst- und Literaturfreunden steht der Eintritt unentgeltlich Frei,

Mannigfaltiges.

Der „Deutsche Flotten-Verein“ zählte laut Mittheilung des Sekretariats am 3. d, M. bereits über 4000 angemeldete einzelne Mitglieder; außerdem haben sich ihm eine Rethe von Korpo- rationen, wie der „Berliner Krieger - Verein ehemaliger

Matrosen der Kaiserlichen Marine“, der „Münchener fliber- seeishe Verein“, der „Königlih Sächsisße Militär-Verein Leipzig und Umgegend“ und andere patriotishe Vereine anges{lofsen. Ferner sind wegen des Anschlusses mit dem „Deutschen Flotten- Verein“ in Verbindung getreten die Krtiegervereine in Thüringen, der Marine-Verein in ibe, Akademishe Segler-Vereine 2c. Auch die deutshen stutdentishen Korps haben gelegentlid ihres am 28. Mai in Kösen abge haltenen Kongresses ihren Beitritt crklärt Dem Präfidenten tes Vereins, Seiner Durchlaucht dem Für sten zu Wied, ist in einem Schreiben des Geheimen Zivilkabinets, datiert aus Urville vom 14. Mai, mitgetheilt worden: Seine Majeftät der Kaiser habe mit be- fonderem Interesse von den Satzungen des Deutschen Flotten-Vereins Kenntniß genommen und sei gern damit einverstanden, daß das Protek- torat über diesen Verein Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich von Preußen angetragen werde. Das Abzeichen, welches der Verein seinen Mitgliedern zur Verfügung stellen will, hai Seiner Majestät vorgelegen und die Allerhöchste Billigung gefunden. Wie“ bereits bekannt, hat die Generalversammlung des Vereins Seine Königlihe Hoheit den Großherzog von Baden zum ersten Ehrenmitgliede des Vereins ernannt. Der Großherzog hat auf die Höhstihm durch den Präsidenten des Bereins gewordene Mittheilung hiervon ein Schreiben an dea Fürsten zu Wied gerichtet, in welhem Seine Königliche Hoheit Seine besondere Freude darüber ausspriht, daß Seine Majestät der Kaiser die Ueber- nahme des Protektorats des Prinzen Heinrich, genehmigt habe, und des weiteren sat:

„Ih betrachte diesen Beshluß (die Ernennung zum Ehrenmit- glied) als eine ehrende Auszeichnung, für die ih den Vertrauens- männern und Begründern dieses so nüßlihen patriotishen Vereins herzlich dankbar bin und Eure Durchlaucht bitte, der Vermittler meiner Dankbarkeit sein zu wollen.

Ich spreche es gerne aus, daß ih die Gründung des Vereins freudig begrüßt habe als einé dauernde Belebung der großen Aufgabe, welche das Deutsche Reich zu vollziehen hat, um seine Machtstellung in der Welt fester zu begründen.

Ich schließe mi freudig dem Verein an und werde ihm Freunde suchen, damit jeine Verbreitung fortschreite und seine Wirkung immer fühlbarer werde. Jch habe Auftrag gegeben, daß ein erster Beitrag Eurer Durchlaucht zugestellt werde, den ih bitte, dem Verein zu übermitteln. Mit dem nohmaligen Ausdruck meines Dankes ver-

bleibe ih Eurer Durchlaucht freundwilliger Vetter Karlsruhe, den 20. Mai 1898. Friedrich.“

Alsbald nach Begründung des Deutschen Flotten- Vereins traten der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe: Schillingsfürst, der Vize-Präsident des preußishen Staats-Ministeriums, Finanz-Minister Dr. von Miquel, der Minister der döffentlihen Arbeiten Thielen, der Minister des Innern Freiherr von der Rede, der Staatssekretär des Neichs- Marineamts, Staats-Minister Tirpiß, der Chef des Zivilkabinets, Wirkli*ße Geheime Rath Dr. von Lucanus, die Mitglieder des badishen Staats-Ministeriums, zahlreihe andere hohe Reichs- und Staatsbeamte, sowie viele Offiziere der Armee und Marine dem Verein bei.

Die Mitglieder des Vereins vertheilen sich über das ganze Reich und zum theil auch auf das Ausland. Es sind Anmeldungen aus London. Antwerpen, New York, Alexandrien und auch aus Desterreich von deutschen Reichtangehörigen zugegangen. Unter den Mitgliedern des Vereins sind alle Schichten der Bevölkerung vertreten : Handel, Jndustrie und Landwirthschaft, Handwerk, Groß: und Klein- gewerbe, Arbeiter und Bauern, und dementsprehend \stufen ih auch die Jahresbeiträge von 1000 M bis zu 509 4 ab.

„Ueber Ruanda und den Rikwa-See" berichtete am leßten Sonn- abend H°err Hauptmann Ramfsfay von der ostafrikanishen Schuß- trubpe in der Berlin er Gesellschafi für Erdkunde. Nuanda ift das mächtige Negerreih südweftlich vom Victoria Nyanza, über das zuerst Graf Gözen bei Gelegenheit seiner ostwestlihen Durchquerung Afrikas genaueren Bericht erstattet hat, während der Rikwa-See als ein großer, von Dr. Kaiser beschriebener und vermessener See öfstlih vom Süd-Ostende des Tanganyika in unsern Karten verzeichnet ist. Beide Expeditionen gingen von der Station Udjidji am Nordufer des Tanganyika aus, mithin nach entgegengeseßten Richtungen: die erfte wurde zwischen dem 29. Januar und Ende April vorigen Jahres, die zweite auf dem Rückmarsch zur Küste zwischen dem 21. August und Ende September ausgeführt. Der Auftrag des Vortragenden ging bezüglih Ruandas dahin, das Land zwischen Tanganyika und Bictoria - See zu erforschen, womöglih genaue Auskunft über die dem leßtern See zustrômenden Gewässer zu verschaffen und in Ruanda Freundschafts- und Handelsbeziehungen anzuïnüpfen. Die erfte diefer Aufgaben hat dem Hauptmann Namsay die Ueberzeugung verschaft, - daß tas besuhte Gebiet der \{önste Theil unferer deutschen Kolonie, wasserreih und fruchtbar ift und wegen seiner dihten Bevölkerung ein großes Absatzgebiet zu werden verspricht, sobald erst Verkehrsmittel geschaffen sein werden. Stellenweise, so namentlich an den Südabbängen der Gebirge zwischen den beiden großen Seen, is das Land Nuvanga und Urundi von paradiesis@em Charakter, und bei der dihten Bevölkerung einem Garten vergleißhbar. Die Dörfer liegen zumeist in Bananen- Hainen. Die Menschen sind von verhältnißmäßiger Harmlosig- keit, mit den Feuerwasfen kaum bekannt, fröhlichß und sorg- los. Hauptmann Ramfay's Zug glich zuweilen einem Triumphzug, da ihm die Bevölkerung von einer Dorfschaft zur anderen unter Singen und Tanzen das Geleit gab. Nur in einem Punkt fand man fich ethnologisch enttäusht. Bei dem hohen Kulturzustand der Be- völkerung glaubte man verschiedene Gewerbthätigkeiten vorzufinden, begegnete davon aber kaum einer Spur, während am Tanganyika-See selbstgebäute Baumwolle von den Eingeborenen gesponnen und gewebt wird. Selbst der Ackerbau zeigte \sich unentwidckelt, dagege' a war Viehzuht reihlich vertreten. Von Flüssen, * gie theils dem Tanganyika, theils dem Victoria - See zustrô? nen, wurde eine beträhtlihe Anzahl überschritten und theilweise auf „yärts verfolgt, um die Frage nah den eigentlichen Quellen des Ni” s ihrer endlihen Lösung entgegenzuführen. Doch nur die Quelle "des in großem öftlihen Bogen sih dem Tanganyika zuwendenden Y Nslagarassi wurde erreicht, dagegen bewiesen die nah Norden zum V „¡(toria.See strömenden Gewässer durch ihren großen Wasserreihthuw daß sie von weither kamen. Festgestellt konnte werden, daß * {fanjaru und Njawarango zusammenfließen, aber die Nilqueller blieben au bei dieser Gxpedition unentdeckt. Bei Ueberschze? tung der Grenze von Ruanda, das etwa zur Hälfte der deuts(en Machtsphäre, zur anderen Hälfte dem Congostaat zugehört, ändert , sich die Landschaft. Ruanda ist ein baum- und strauchloses, aber tr F[¡ch angebautes und reih bevölkertes Hohland yon 1800—2000 * 1 Meereshöhe. Ent» sprehend feinem Howlandsklima, das zumei „j empfindlich rauh war (bis +129 C.), treten die tropishen Produ” {e hinter Ackerbau, Vieh- zucht und einem lebhaften ZwischenhaudF ¿yrück. Die Männer sind mit Stoffen, die Frauen meist mi Fellen bekleidet. König Kigeri, defsen Bekanntschaft st. Z. Graf È Zyen gema, war inzwischen gestorben. Mit seinem Nachfolger Köw! 4 Hui, der nah langem Zaudern Hauptmann Ramsay empfing und ih? ¡ in einem mit kostbaren Perlen- shnören geschmüdckten Leopardenfell ¡tgegentrat, {loß leßterer Bluts- freundshaft. Abweichend von der gewöhnlichen Form der Bluts- vermishung erfolgte die Zeremonie" in der Art, daß um beide eine Seiden- schnur gelegt wurde, während "¡ie s kräftig die Hände s{üttelten. Gleich dem Grafen Göyen war d'_x Vortragende erftaunt über die enorme Größe dieses Volksftammes. Seine europäishen Begleiter nahmen einige 20 Messungen vor, die Körpermaße von 2—2,20 m ergaben. Merkwürdig war, daß bei der weiteren Fortsezung des Marsches, welcher dur den Argwohn der Uruanda, namentlih der vom KZ3nig mitgegebenen Führer sehr er‘{chwert wurde, man auch auf Zwerge traf: bei kurzem Körper ®. r große Köpfe ausgezeihnet und von der

anderen Bevölkerung als s{chlimme Zauberer sehr gefürchtet. Ganz abweichende Bilder entrote die Bea eit deg