1898 / 150 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 28 Jun 1898 18:00:01 GMT) scan diff

Braunschweig, Sachsen-Meiningen und die drei Bezirke von Elsaß-Lothringen. Danzia, den 25. Juni 1898. i Der Regierungs-Präsident. Jn Vertretung : Fornet.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den Landrath v on Lu cke zu Hoyerswerda zum Regierungs- Rath, und i

den Regierungs-Assessor Bayer in Otterndorf zum Land- rath zu ernennen, / i

dem Ober-Posisekreiär Heck in Aachen bei seinem Scheiden aus dem Dienst den Charakter als Nechnungs-Rath, und

dem früheren Buchdrukereibesißer und Redakteur Arthur Menzel in Salzwedel den Charakter als Kommissions-Rath zu Mleiben, sowie

infolge der von der Stadtverordneten-Versammlung zu Eupen getroffenen Wahl den Spinnereibesißzer Karl Kreß daselbst als unbesoldeten Beigeordneten der Stadt Eupen für die geseßliche Amtsdauer von sechs Jahren zu bestätigen.

Finanz-Ministerium. Königliche General-Lotterie-Direktion.

Die Ziehung der 1. Klasse 199. Königlich preußischer Klassen-Lotterie wird nah planmäßiger Bestimmung am 5. Juli d. J., früh 8 Uhr, ihren Anfang nehmen. Das Einzählen der sämmtlichen 225 620 Loose- Nummern nebst den 9500 Gewinnen gedachter 1. Klasse wird hon am 4. Juli, Nachmittags 2 Uhr, durch die König- lihen Ziehungs-Kommissarien im Beisein der dazu besonders aufgeforderten Königlichen Lotterie-Einnehmer Herren Bauer, Mitschke, Mißlaff und von Szczepanski von hier öffentlich im Ziehungssaal des Lotteriegebäudes stattfinden.

Berlin, den 28. Juni 1898. L A

Königliche General-Lotterie-Direktion. Ulrich.

Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der bisherige Hilfs-Bibliothekar an der Königlichen Bibliothek zu Berlin Dr. Fohannes Kemke ist zum Bibliothekar an derselben Bibliothek und E E

der bisherige Hilfs-Bibliothetar an der Königlichen Bibliothek zu Berlin Dr. Ernst Weber zum Bibliothekar an der Königlichen Universitäts-Bibliothek zu Kiel ernannt worden.

Dem Oberlehrer am Friedrihs-Kollegiuum zu Königsberg i. Pr. Dr. Johann Karstens is der Charakter als Pro- fessor beigelegt worden.

Ministerium des Junern.

Dem Landrath Bayer isst das Landrathsamt im Kreise Hadeln übertragen worden.

Bekanntmachung.

Nach Vorschrift des Ge)eßes vom 10. April 1872 (Gefeß-Samml. S. 357) sind bekannt gemacht: |

1) der Allerhöchste Erlaß vom 28, April 1898, durch welchen der Wupper-Thalsperren-Genossenschaft das Recht verliehen worden ist, das für die Anlegung, Benußung und Unterhaltung der Thal- sperren im Bever- und Lingesethale, sowie der AuLtgleiweiher bei Beyenbürg und Buchenhofen erforcerliße Grundeigenthum im Wege der Enteignung zu erwerben oder dinglih zu belasten, durch die Amtsblätter R

der Königlichen Regierung zu Düsseldorf Nr. 21 S. 161, aus- gegeben am 28. Mai 1898, :

der Königlichen Regierung zu Köln Nr. 23 S. 222, aus- gegeben am 8. Juni 1898; i

2) der Allerhöchste Erlaß vom 28. April 1898, betresfend die Verleihung des Enteignungsrehts an die Aktiengesellschaft „Grifte- Gudensberger-Kleinbahngesellshaft" zu Gudensberg im Kreise Frißlar zuc Entziehung und zur dauernden Beschränkung des zum Bau und Betrieb einer Kleinbahn von Grifte nah Gudensberg in Anspruch zu nehmenden Grundeigenthums, dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Cassel Nr. 22 S. 115, ausgegeben am 3 Juni 1898;

3) das am 4. Mai 1898 Allerhöchst vollzogene Statut für die Meltorations-Genossenshaft Gronau im Kreise Heilsberg durch das Amtsblatt der Königlichen Negterung zu Königsberg Nr. 22 S. 249, ausgegeben am 2. Zuni 1898; L f i

4) das am 4. Mai 1898 Allerhöhst vollzogene Statut für den Ent- und Bewässerungsverband Unterkerbswalde im Elbinger Deich- verbande und Kreise Elbing durch das Amtsblait der Königlichen Negierung zu Danzig Nr. 24 S. 211, ausgegeben am 11. Juni 1898;

5) das am 23. Mai 1898 Allerhêcft vollzogene Statut für die Entwäfserungs-Genossenschaft zu Voigtshagen im Kreise Greifenberg in Pommern durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Stettin Nr. 24 S. 184, au®gegeben am 17. Juni 1898;

6) das Allerhöchste Privilegium vom 28. Mai 1898 wegen Aus- fertigung auf den Inhaber lautender Anleihescheine des Kreises ten im Betrage von 900 000 46 durch das Amtsblatt der

öniglihen Regierung zu Schleswig Nr. 25 S. 267, ausgegeben am 18. Juni 1898; : A

7) das am 28. Mai 1898 Allerhöchst vollzogene Statut für die Obere Geldern’sche Niers- und die kleine Riers-Genosfsenshaft zu Nieukerk im Kreise Geldern durch. das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Düsseldorf Nr. 23 S. 183, au3gegeben am 11. Juni 1898,

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 28. Juni.

Die Kommission für Arbeiterstatistik trat gestern unter dem Vorsiß des Unter-Staatssekretärs im Ministerium der öffentlichen Arbeiten Fleck zusammen. Als Kommissare des Staatssekretärs des Jnnern wohnten der Geheime Ober- Regierungs-Rath Dr. Wilhelmi sowie die Regierungs-Räthe Koh und Dr. Wußdorff, als gi! vas des preußischen Ministers für P und Gewerbe der Geheime Ober- Regierungs - Rath Dr. Neuhaus und der Regierungs-Assessor Neumann und im Auftrage des Senats zu Hamburg der Fabrikinspektor Giesecke den Verhandlungen bei. Zur Be- rathung standen :

1) die Erhebung über die Acbeitszeit in Getreidemühlen,

2) die Erhebung über die Verhältnisse der in Gast- und Schankwirthschaften beschäftigten Personen, sowie j

3) die Erhebung über die Sonntagsarbeit im Binnen- \chiffahrts- und Flößereibetriebe.

Der Kaiserliche Botschafter in St. Petersburg, Wirkliche Geheime Rath Fürst von Radolin ist von dem ihm Aller- höchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.

Laut telegraphisher Meldungen an das Ober-Kommando der Marine ist S. M. S. „Kaiser“, Kommandant: Kapitän zur See Stubenrauch, am 18. und S. M. S. „Prinzeß Wilhelm“, Kommandant: Korvetten - Kapitän mit Oberst- Lieutenantsrang Truppel, am 20. Juni in Manila ange- kommen: S. M. S. „Habicht“, Kommandant: Korvetten- Kapitän Schwarßtkopff, ist am 26. Juni in Libreville an- gekommen und beabsichtigt, heute nah St. Thomé in See zu gehen; S. M. S. „Loreley“, Kommandant: Korvetten- Kapitän von Wißleben, ijt am 27. Juni in Nicolajew angekommen und beabsichtigt, am 30. d. M. nah Sewastopol in See zu gehen.

Oesterreich-Ungarn.

Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht eine Kaiserliche Verordnung vom 2. Juni, welhe auf Grund des § 14 des Staatsgrundgeseßes die Regierung zur Forterhebung der Steuern und Abgaben und zur Bestreitung des Staatsaufwandes vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 1898 ermächtigt. Der Finanz-Minister wird gleichzeitig ermächtigt, zur Besireitung des durh das Finanzgeseß für 1898 festzu- \tellenden Jnvestitions-Bedürfnisses nah Maßgabe des Bedarfs einen Betrag von 20 Millionen vorshußweise zu beschaffen.

Aus Brünn meldet die „Neue Pra Presse“, daß vor- gestern deutshe Mitglieder des Mährishen Gewerbevercins, die mit ihren Damen einen Ausflug nah Eisgrub unter- nahmen, bei Kostel von einer größeren Anzahl Tschechen, welche die slavishen Farben trugen, überfallen und mit Steinen beworfen worden seien.

Jn Altsandec (Galizien) fanden am Sonnabend Abend griyere Exzesse gegen die Juden statt. Die Häuser und

äden am Ring wurden von Bauern ganz ausgeplündert und zerstört; der Ningplay bietet das Bild einer Ruine. Die geraubte Beute wurde von den Bauern auf Wagen fortgeführt, die außer- halb des Ortes bereitstanden. Die in Lemberg erscheinende „GSazeta Lwowska“ berichtet über diese Ausschreitungen: Die Bauern stürzten sich auf cin Losungswort auf einen Kaufladen. Eine Kompagnie Jnfanterie schritt ein. Jn diesem Augenblick entströmten den Häusern ungefähr 2000 Ortsinsassen, welhe mehrere Juden gehörige Ge- \chäfte überfielen. Das Militär machie von der Waffe Gebrauch und vertrieb die Menge. Mehrere Bauern wurden verwundet. Weitere zwei Jnfanterie-Kompagnien find nah Alisandec abgegangen. 69 Verhaftungen wurden vorgenommen. Jn Neusandec unternahmen vorgestern die Bauern gleichfalls einen planmäßigen Angriff auf das Eigen- thum von Juden, auf Kaufläden, Wirthshäujer, Spirituslager und Gebäude, die Gutsbesißern gehören. Kavallerie sprengte sie auseinander, Jnfanterie trieb sie dann nach einem förmlichen Handgemenge aus der Stadt und sperrte leßtere durh einen Kordon ab. Jn den Vororten verwüsteten die Bauern dann alle von Juden bewohnten Häuser und steckten die Wirthshäuser in Brand. Jn Lancko mußte das Militär von der Feuerwaffe Gebrauch machen. Auch in der Gegend von Przemysl[|l werden Unruhen befürchtet; Militär foll dorthin entsendet werden. Jn Koniuszowa wehrte cin Gendarm den Ansturm auf ¿zwei Wirthshäuser ab. Die Ruhestörer wurden verhaftet.

Das ungarishe Magnatenhaus nahm gestern die

Negicrungsvoclagen, betreffend die Verzehrungssteuern, an.

Großbritannien und JFrland.

Im Unterhause beantragte gestern der Kanzler der Schaßkammer Hicks Beach einen Beschluß, in welchem es für zweckmäßig erklärt wird, daß die Rückzahlung der im Jahre 1897 der egyptishen Regierung gewährten Anleihe von 798 000 Pfd. Sterl. mt verlangt werde. Hicks Beach hob, i Uan Do E R O, S Derr, daß die Erwartungen, welche an die im vorigen Jahre darge- legie Politik geknüpft worden seien, sih erfüllt hätten; das allgemeine Ergebniß sei, daß Friede herrshe von Dongola bis Berber, in Kassala, im Nilthal und in dem gesammten Nordost- Sudan. Handel und Gewerbe lebten sicher, wenn auch lang- sam, auf. Dies sei mit nur 1850000 Pfund erreicht. Der Vorraarsh auf Khartum könnte allerdings ernsterer Natur sein, als die bisherigen Operationen, aber Kitchener Pascha sei auf alle Möglichkeiten vorbereitet, und seine Streit- kräfte würden durch eine größere Anzahl britisher Truppen verstärkt, als je zuvor verwendet worden seien. Ueberdies habe sih die Kraft und die moralische Haltung des egyptischen Heeres ungemein verbessert, während die Derwische durch die Niederlagen entmuthigt seien. Es sei nicht zu erwarten, baß die Nothwendigkeit eintreten werde, die zum VBor- marsch auf Khartum verwandte große britishe Streitmacht lange in Khartum oder dem Sudan zu belassen. Wahrschein- lih werde nur ein kleiner Theil dieser Streitkräfte und nur zeitweilig dort verbleiben müssen. Es seien keine weiteren Operationen in großem Maßstabe, welche bedeutende Ausgaben mit sich bringen würden, für die Zurückeroberung der großen Provinzen südlich von Khartum beabsichtigt. Es könnten Expedi- tionen dur eine Kanonenbootflöttille von Zeit zu Zeit unter- nommen werden, um den Nil und das Jnnere des Landes, soweit auf dem Wasserwege Handel getrieben werden könne, von jeder Beeinträchtigung der völligen Handelsfreiheit frei zu halten. Auf diesem Wege sowie durch Herstellung freundschaftliher Beziehungen do gen den Stämmen südlih von Khartum und der Verwaltung Khartums werde es möglich sein, diese Gegend zum Segen für Egypten und England zu erschließen. Die Kosten für den Vormarsch auf Khartum würden auf 2/4 Million veranschlagt und seien von Egypten zu tragen. Wenn Egypten die Rückzahlung der im Jahre 1897 gewährten Anleihe erlassen werde, könne es diese Kosten tragen. Dann betrage der Bei- trag Englands zur Einnahme Khartums wenig über eine Million. Harcourt führte aus: die Hauptfrage sei

die der Verantwortung,

G6 nun welhe das Haus auf

solle, indem es britishe Truppen troß der geringen Stärke der Armee in Khartum ein- schließen lasse. Er protestiere gegen den dort eingeschlagenen

eg, der nicht von einer Gen finanziellen Basis ausgehe und reih an Gefahren für die Zukunft sei. Dilke fragte, welhe Verantwortung denn das Land über die Einnahme von Khartum hinaus übernehmen solle. Hicks Beach bemerkte in seiner Entgegnung, er könne keine weiteren Ver- siherungen über das, was die Zunkunft im Sudan bringen möge, abgeben als diejenigen, die bereits gegeben seien. Er glaube indessen, es könne gar niht im Ernst angenommen werden, daß England niht zur Eroberung Khartums schreiten solle, nachdem es einmal jo weit gegangen sei. Der Antrag Hiks Beach's wurde s\chließlich mit 155 gegen 81 Stimmen an- genommen. Jm weiteren Verlaufe der Sißung genehmigte das Haus auch die Bill, betreffend die ostindishe Anleihe, in

dritter Lesung. Frankreich.

Dem Senat und der Deputirtenkammer sind gestern drei Gelbbücher zugegangen. Das erste betrifft, dem „W. T. B.“ zufolge, die zwishen China und Frankreich eit 1894 getroffenen Uebereinkommen, insbesondere die btretung von Konang - Tche - Nuan und die Kon- zession zum Eisenbahnbau; das zweite enthält die seit 1881 mit mehreren Mächten. in Nord-, Jnner- und West-Afrika ge- \chlossenen Uebereinkommen; das dritte betrifft die griechische Anleihe und die Räumung Thessaliens.

Nuf:land.

Der Minister des Kaiseclihen Hofes Baron Fredericks ist nah einer Meldung des „W. T. B.“ aus St. Petersburg unter Belassung auf diesem Posten zum General-Kommandanten des Kaiserlihen Hauptquartiers ernannt worden.

Jtalien.

Der Senat hat gestern ohne Debatte das provisorische Budget für einen Monat bewilligt. Luxemburg. Jn dem Befinden des Großherzogs hält die am Sonntag eingetretene Besserung an. Das heute ausgegebene Bulletin lautet:

Die Lungenerscheinungen sind besser; Fieber ist nicht vorhanden, der Appetit nimmt zu; das Allgemeinbefinden ist befried1ger.d.

Amerika.

Das Marine-Departement der Vereinigten Staaten hat, wie „W. T. B.“ aus Washington berichtet, eine Bekannt- machung erlassen, der zufolge Commodore Watson an Bord des Kreuzers „Newark“ geht, um sih mit dem Admiral Sampson zu vereinigen und den Oberbefehl über ein aus Panzerschiffen und Kreuzern zusammengeseßtes Geschwader zu übernehmen, welches sofort nach der spanishen Küste abgehen sol.

Im Senat wurde gestern über den Antrag, betreffend die Annexion Hawaiis, verhandelt. Der demokratische Senator Clay bekämpfte denselben und erklärte sih auch gegen die Annexion der Philippinen, weil die Vereinigten Staaten zu diesem Zweck den Krieg nicht begonnen hätten.

In Chattanooga werden weitere Pen Regimenter zur Abfahrt nah Cuba in Bereitschaft gestellt.

Vor Havanna liegen jeßt drei amerikanishe Kreuzer und ein Kanonenboot; in den Gewässern von Santiago be- finden sih 43 Schiffe. Jn mehreren Zusammenstößen in den Provinzen Havanna und Pinar del Rio wurden 31 Auf- ständische getödtet.

Der Verlust der Amerikaner in dem Gefecht bei Juragua beträgt nach dem amtlichen Bericht 22 Todte und 80 Ver- wundete. Fünf Wagen mit verwundeten Spaniern seien nach Santiago dirigiert worden; andere Verwundete hätten nah dem Kampf Santiago zu Pferd oder zu Fuß erreiht,;, Vorgestern beschossen die Amerikaner nach einer in Madrid eingetroffenen Meldung von 10 Uhr Vor- mittags bis 3 Uhr Nachmittags das Fort Aguadores; dabei wurden vier spanishe Soldaten verwundet. Die Amerikaner lagern in der Umgegend von La Sigua.

Einer Depesche des „New York Herald“ aus Santiago zufolge hat der amerikanishe Kreuzer „Vesuvius“ eine Ne- fognoszierungsfahrt nah dem Hafen von Santiago unter- nommen und ist ohne Schwierigkeit an dem Wrack der „Merrimac“ vorbeigekommen. Derselbe brachte die Nachricht zurück, daß zwei Kreuzer nebeneinander das Wrack passiercn föonnten. Der Admiral Sampson könne also im Falle eines Angriffs auf Santiago in den Hafen einfahren. :

Von San Francisco sind gestern die Transportschiffe „Ohio“, „City of Para“, „Morgan City“ und „Jndiana“ mit 4000 Mann nah Manila in See gegangen.

Asien.

Dem französishen Minister des Aeußern Hanotaux ist, dem „W. T. B.“ zufolge, aus Shanghai die Meldung zu- gegangen, daß die Konzession zum Bau der Eisenbahn- linie Peking—Hanfau einem französish-englischen Syndikat ertheilt und der darauf bezügliche Vertrag bereits unterzeihnet worden sei.

Ans Manila berichtet das „Reuter'sche Bureau“ unter dem 23. d. M.: Die Lage hat sich bisher niht geändert, die Aufständischen haben keine weiteren Fortschritte gemaht. Die Spanier seßen den Bau von Befestigungswerken aus Erdsäcken rings um die Stadt fort. Die Blätter rihten noch immer Auf- rufe an die Eingeborenen, sich den Spaniern anzuschließen. Die amerikanishen Truppentransporte sind bisher noch nit angekommen.

Afrika.

Aus Kairo meldet die Londoner „Morning Post“, daß die Nachricht, die Derwische hätten ihre Stellung bei Shabluca aufgegeben, der Begründung entbehre. Den cin- gegangenen Berichten zufolge hielten die Streitkräfte des Shalifen diesen wichtigen Posien noch besezt.

Die New Yorker „Tribune“ veröffentlicht sogen Telegramm aus Kairo: Die egyptische Regierung hat die Behörden von Port Said angewiesen, den Heizern, welche der an che Admiral Camara daselbst geworben hat, zu verbieten,

ste sich an Bord begeben. Zugleih theilte fie Camara mit, daß eine Verleßung der Neutralität bedeuten würde. Die Maschinen des „Audaz' be- dürfen der Ausbesserung; Camara kündigte an, daß er drei Tage in Port Said verweilen werde.

einé derartige rer iat

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Parlamentarische Nachrichten.

Ergebnisse der Stihwahlen zum Reichstage. Gewählt sind:

Regierungsbezirk Danzig. Wahlkreis ;

3. Danzig (Stadt): Riert, Landes-Direkior a. D. zu Danzig (Fr. Vgg.) mit 11134 Etimmen gegen Storch (Soz.) mit 4976 Stimmen.

8. Deutsch-Krone: Gamp, Wirklicher Geheimer Ober-Regierungs- Rath a. D. zu Berlin (D. Reichsp.) mit 5272 Stimmen gegen Bredow (Zentr.) mit 4739 Stimmen.

Regierungsbezirk Potsdam.

1. Weslprigniß: Stubbendorff, Rittergute pächter zu Zapel (D. Reich8sÞ.) mit 6992 Stimmen gegen S&ulz (Fr. Vp.) mit 6643 Stimmen.

5. Ober-Barnim: Pauli, Professor zu Eberéwalde (D. Reichép.) mit 7742 Stimmen gegen Brurs (Scz.) mit 7358 Stimmen.

, Regierungsbezirk Auri c.

2, Aurich: Dr. Kruse, Sanitäts-Rath zu Norderney (N..L.) mit 7642 Stimmen gegen Meyer (Fr. Vp.) mit 5067 Stimmen.

1. Weener: Franzius, Justiz-Rath zu Blankenburg (N.-L.) mit 9367 Siüimmen gegen Graf zu Inn- und Knyphausen (Kons.) mit 9319 Stimmen.

Regierungébezi1k Lüneburg.

16. Bleckede: Freiberr von Wangenheim auf Eldenburg (Welfe) mit 11824 Stimmen gegen Hagelberg (N.-L.) mit 8225 Stimmen.

Regierungsbezirk Trier.

6. Ottweiler: Freiherr von Stumm-Halberg zu Neunkirchen

(D. Reichsp.) mit 16 896 Stimmen gegen Dr. Hille (Zentr.) mit

13432 Stimmen. Königreich Sachsen. j 2 Bernstadt: Förster, Fabrikant zu Spremberg (Kons.) mit 9677 Stimmen gegen Postelt (Soz.) mit 9633 Stimmen. Königreich Württemberg. 2 6. Neutlingen: Payer, Rechtéanwalt und Kammer-Präsident zu Stuttgart (D. Volksp.) mit 9656 Stimmen gegen Dr. Rupp (Leutsche Partei) mit 4956 Stimmen. Großherzogthum Baden. E} 5. Freiburg: Marbe, NRech!2anwalt in Freiburg (Zentr.) mit 11 946 Stimmen gegen Rau (N.-L.) mit 9632 Stimmen. 7. Kehl: Reichert, Kausmann in Baden-Baden (Zentr.) mit 8861 Stimmen gegen Nheinau (N.-L.) mit 6114 Stimmen. 11. Mannheim: ODreetkach, Stadtrath zu Mannheim (Soz.) mit 19 052 Stimwen gegen Bassermann (N.-L.) mit 14369 Stimmen. 12. Heidelberg: Beck, Ober-Amtmann in Eberbach am Neckar (N.-L.) mit 12977 Stimmen gegen Armbruster (Zentr.) mit 75957 Stimmen. Großherzogthum Hessen. 4. Darmstadt: Cramer, Landtags-Übgeordneter zu Darmstadt Soz.) mit 12471 Stimmen gegen Nodnagel (N.-L.) mit 11 743

Stimmen. Großherzogthum Oldenburg.

1. Oldenburg: Barçgmann, Oberamtsrichter zu Oldenburg (Fr. Vp.) mit 11 874 Stimmen gegen Dr. Semler (N.-L.) mit 92591 Stimmen.

2. Varel : Traeger, Justiz-Rath zu Berlin (Fr. Vp.) mit 8865 Stimmen gegen Hug (Soz.) mit 4516 Stimmen. Herzogthum Sachsen-Coburg-Gotha.

1. Coburg: Beckh, Justiz - Nath, Rechtsanwalt zu Nürnberg (Fr. Vy.) mit 5455 Stimmen gegen Krüger (Soz.) mit 4336 Stimmen.

Kunft und Wissenschaft.

Nenaissance-Ausstellung der Kunstgeschichtlihen Gesellschaft. 8

t Die eigentilide Heimath der Renaissance ift Italien. Die italienische Kunst des Quattrocento nimmt daber einen breiten Naum in der Ausstellung ein, wenngleih die Qualität der einzelnen Stücke nicht durhweg die Höbe erreicht, welche insbesondere den altnieder- ländishen Gemälden aus Berliner Privatbesiy nachzurühmen woar. Die dret Kabinette, welhe die Sammlungen von Beckerath, Hainauer und Stmon repräsentieren, tragen einen vorwiegend italienischen Charakter. Von der Richtung der Florentiner Tafe!malerei in der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrbunderts geben drei werthvolle Madonnenbilder der Schule Fra Filippo?s einen gien Begriff. Dem bedeutendsten Schüler dieses Meisters, Sandro Botticelli wird das Bildniß eines Jünglinas in der Sammlung Hainauer zugeschrieben. Interessanter od ist das Profilporträt einer jungen Florentinerin von Piero Pollajuolo (Nr. 7), dessen koloristis@e MNeize, verbunden mit der feinen Charakteristik des Kopfes, ungewöhnlihen Zauber ausüben. Etwas grelle Buntheit der Farben und Lebhaftigkeit des Ausdrucks zeihnet das Madonnen - Rundbild von NRaffaellino del Garbo (Sammlung Simon) aus, wohl das bedeutendste Speccimen des Florentiner Quattrocento auf der Ausstellung. Derselbe Sammler besißt auch ein vortrefflihes Männerbildniß von Bron zino (Nr. 10), das die entwickelteren Formen und jene etwas weihmüthige Eleganz dexr Florentiner Bildnißmalerci im folgenden Jahrhundert treffend kennzeihnet. Im gçleitzen Kabinet i au die Mantegna zugeshriebene Madonna (Nr. 19) aufgestellt, die als be- sondere Seltenheit in dentishem Privatbesiß gelten darf. Außer- ordentlich zart in dem lihten Fleishton und hellen Blondhaar, fowie in dem feinen Gold auf dem weißen Gewande wirkt etn dem Schüler Bellini’s, Piex Francesco Bissolo, zugescriebenes weibliches

orträt. Von anderen Hauptstücken sei noch die farbenleutende

¿adonna des Lorenzo Costa (Nr. 13, Sammlung Wesendonck) und das Profilporträt eines Edelmannes von dem Mailänder Bernardino Conti (Nr. 16, Besißer Seine Majestät der Kaiser) erwähnt.

Die Sammf{ung Pourtalòs besißt eine Anzahl werthvoller Bilder der venezianischen Schule, \o einen kreuztragenden Christus, dessen Schöpfer in der Umgebung Giovanni Bellini?s zu suchen ist, und ein vornehmes Porträt von Tintoretto (Nr. 36). Von den übrigen oberitalienishen Bildern sei noch die ausdrucksvolle Ma- donna des bizarren Ca rlo Crivelli (Nr. 20, Bes. E. Bracht) und ein durch seinen feinen Silberton entzückendes Werk des Alessandro bob da Brescia (Nr. 40, Sammlung Wesendonck) hervor- gehoben.

Eine werthvolle Ergänzung zu diefem Bestande an Gemälden bictet die' mit feinstem Verständniß getroffene Auswahl von italienischen Zeichnungen der Sammlung von Beckerat h.

Bei weitem das Bedeutendste, was die Yusstellung an italienischen Kunstwerken enthält, gehört indeß der Skulptur an. Nur weniges kann hier herausgehoben werden aus der Fülle von Marmor-, Thon- und Bronze- Bildwerken, die fast in allen Sammlungen zu finden sind. Aus früher, noch gothischer reit siammen die beiden Sibyllènstatuetten des Giovanni Pisano (Sammlung von Beckerath 172, 173), von grobaranee Kraft und Lebhaftigkeit“ der Bewegung. Die Werke des

uca dellaNobbia (179—181) bedürfen einer besonderen PenpraVe bei Kunstfreunden ebensowenig wje die zwei ganz vorzüglichen Madonnen und der fugenttige Johannes“ von Antonio Rossellino. Von Desidecio da Sorg ono rührt das große Wappen im Baal aus seiner le der weihe Kopf des jugendlichen Johannes (Nr. 190) her. nige interessante Reltefbildnisse in Profil

(189, 204 und 205), sowie die Büsten des Ercole 1, von Ferrara (206)

*) S. Nr. 135 d, Bk.

und etnes Bologneser Edelmanns (210) geben einen Begriff von der italienischen Porträtbildnerei um 1500. Jn das vor S Cinquecento gehören dielebensvollen BüstenvonSansovino (216) und Alessandro Vittoria (218, 341), die von individueller Urfyrünglichkeit zeugende Büste einer alten Venezianerin und die prächtige Halbfigur des Papstes Sixtus V. in Bronzeguß (Nr. 387, Besißer Seine Majestät der Kaiser.) In ganzer Figur gebildet is der hl. Bernhardin von Niccolo dell’Arca, eine künstlerisch ungemein feinfühlige Stu- statuette, die der Kaiser Friedrih-Muscums. Verein unlängst erworben hat (209), und ungefähr 80 Jahre später entstanden die Bronze- figur Johannis des Täufers von Francesco da Sangailo (287, Smlg. Hainauer).

__ Die s{önsten Stücke aus der außerordentlich großen Zahl von italienischen Bronzen gehören der Sammlung des Grafen F. von Pourtalss an, so zunächst die beiden nackten Gestalten des Neptun und Meleager (335 u. 336) im Hauptsaal, Werke des Facopo San- fovino von elegantester Linienführung und sorgfältigster Durch- arbeitung der Formen. Der „Dornauszieher“ (396) is eine vor- zügliÞe Nachbildung des bekannten antiken Bildwerks, wäh- rend der feingeshnittene Kopf eines jugendlichßen Sklaven (397) fast wie antike Arbeit aumuthet. Eine eingehende Würdigung der {ier zahllosen Werke plastisher Kleinkunst, einshließklih der Medaillen und Plaketten, die in Schränken und Schaukästen ge- \{madckvoll aufgestellt sind, würde den Rahmen unserer Besprehung überschreiten.

Bei dem lebhaften Interesse, das unscr modernes Kunsthand- werk der Majolika - Technik zuwendet, wird die hiec vereinigte Sammlung von erlesenen Vorbildern der italienishen Hochrenaifsance sicherlih viele aufmerksame Bewunderer finden. Der Reichthum an Motiven der Dekoration, das Feingefühl in Farbenzufammenstellung und Lüstrierung, wte sie die Erzeugnisse der Werkstätten zu Faenza, Deruta und Castel Durante au8¡eihnen, dürfte \{werlich je wieder erreiht werden.

Das Gold- und ESilbergeräth wie auch die Gobelins der Aus- stellung find in ihren besten Exemplaren nordischer Herkunft. An den italienis@en Möbeln mit ihrem kräftigen Bau und der reihen Ornamentation wird der durch die überzierlihen modernen Formen noch nit verzärtelte Geshmacck aufrichtige Freude haben.

Von der Internationalen Kunstausstellung des Vereins bildender Künstler Münchens „Secession“ im Königlichen Kunstausstellung8gebäude am Königsplaß in München wird berihtet: Die Auestellung ist neuerdings durch folgende Kunst- werke vermehrt worden: zwei Landschaften, „Vorhafen von Dieppe“ und „Mondschein im Pas de Calais“ von dem in Frankreich lebenden norwegishen Maler Friy Thaulow; ein Oelgemälde „Aus dem Märchen vom Schweinehirten und der Prinzessin“ von Angelo Jank in München ; eine Bronzestatuette „David“ von Hugo Kaufmann in München; eine Radierung „Nach der Arbeit“ von William Strang in London. Vom bayerishen Staat wurden für die Königlihe neue Pinakothek erworben die Oelgemälde „Meine Freunde Abends bei mir“ von Viggo Johansen in Kopenhagen und „Sommernacht“ von J. Whitelaw Hamilton in Helensburgh.

Literatur.

Gerade zur reten Zeit, um bei den Vorbereitungen zur Sommer- reise mit Rathschlägen und Winken an die Hand gehen zu können, bietet die Redaktion von „Meyer's Reisebüchern“ (Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien) den Freunden dieser Sammlung drei gründlihe: und mit Sorgfalt neu bearbeitete Führer dur einige touristische Hauptgebiete: In fünfzehnter Auflage erschien soeben Meyers „Schweiz“ (mit 23 Karten, 10 Plänen und 27 Pano- ramen. Preis gebunden 6 4). Abgesehen von den erprobten allge- meinen Vorzügen dieses Reisehandbuch3, if in diesem Bande auf die hier mehr als fonst nothwendige sachliche und unparteiishe Berathung speziel der deutshen Reisenden Gewicht gelegt und auc) auf den Touristen mit kleinerer Börse Nückficht genommen worden. Den Ansprüchen der Bergtouristen wurde in der neuen Auflage gebührend Rechnung getragen, namentlih haben die neuerdings mehr und mehr besuzten Gebiete am Südabhang der Schweizer Alpen (Val d’Aosta und Val di Gressoney) cine ausführlichere, zum theil ganz neue Dar- stellung gefunden. Selbst der am 1. Juli zur Eröffnung gelangenden elektrischen Bergbahn auf den Gornergrat, den berühmten Ausfichts- punkt der Zermatter Alpen, ift bereits eingehend Erwähnung geschehen. Daß diesmal bei den Gasthöfen die Preise für Zimmer, Frühfstück, Table d’hôte und Pension angegeben sind, dürfte als Hilfsmittel zur Aufstellung des Reisebudgets Bielen angenehm sein. In neuer, sech\ster Auflage liegt ferner vor: Meyer’'s „Deutsche Alpen“, 1. Theil: Bayerisches Hochland, Algäu, Vorarlberg, Nordtirol, Brenner- bahn, Oettbaler-, Stubaier- undOrtlergruppe, Bozen, Meran, Vintschgau, Südtirol : Brenta-, Presanella- und Adamellogruppe, Gardas: é (mit 24 RKerten, 4 Plänen und 12 Panoramen; Preis gebunden 4 M 50 4). Gedrängatheit und Frische der Darfiellung sowie eine in bergsteigerisien Dingen zuverlässige Auskunftsertheilung bilden die Eigenscaften, dur die Meyer's „Deutsche Alpen“ sich in Touristen- und Bergsteigerkreisen ihre Beliebtheit gewonner haben. Als Vorzug find auch die zwoeckdienlichße Eintheilung des Stoffes und daë handlidhe Format zu bezeidnen. Auch in diesem Theile haben die südlichen Thäler der Alpen, besonders die Bergamatker Alpen mit dem lieblihen Iseo- See, eine erwciterte Darstellung erfahren. Dem vortrefflichen kart o- graphis{en Apparat des Buches ift eine Karte der Wettersteingruppe eingefügt worden. —- Als dritte Neubearbeitung tit zu erwähnen die elfte Auflage des altbewährten Lcehner'sccen Führers: Meyer's „Riesengebirge und die Grafschaft Glaß“ (mit 9 Karten, 2 EStadtplänen und 2 Panoramen; Preis roth fartioniert 2 4). Es ist bekannt, daß bei der Herausgabe der kleinen Meycr’\{en Weawveifer dieselben Grundsäße und Gesßichtépunkte leitend sind, die bei der Bearbeitung der größeren Reifebücher zur Durch- führung kommen: Form und Anlage des textlihen Theils und der mit Sorgfalt ausgestaltete illuftrative Apparat sollen der Aufgabe gerecht werden, den s{aulustigen Wanderer zu allen landschaftlich irgendroîe bemerfenéwerthen Punkten seines Reisegebiets zu geleiten und ihn in allen auf der betreffenden Tour auftauhenden Zweifels- fällen zuverlässig berathen. Durch sorgfältige Vermeidung jedes nüchternen Erklärertons wird das Interesse an dem Geschauten noch mehr angeregt und erhöht und dadurch für eine genußreihe Reise weitere Gewähr geboten.

Land- und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Ungarn.

Nach den beim ungarishen Ackerbau-Ministerium eingelaufenen Berichten war der Saatenstand am 20. Juni folgender:

Die mit Weizen bebaute Fläche betrug (nach Abzug des auf Elementar-Schäden entfallenden Theiles) 4 963 816 Katastraljoch, der erwartbare Gesammtertrag 33 471 189 Meter-Zentner. Die mit Roggen bebaute Fläche betrug 1 600 000 Katastraljoh, der erwart- bare - Gesammtertrag 9 831 573 Meter-Zentner. Die mit Gerste bebaute Fläche betrug 2000 000 Katastraljoch, der zu erwartende Gesammtertrag 13 988 113 Meter-Zentner. Die mit Hafer bebaute Fläche betrug 1 853 839 Katastraljcch, der erwartbare Gesaramtertrag 12 233 323 Meter- Zentner. :

Infolge s{lechren Wetters zeigten sich Rost und Brand häufiger und auf größeren Flächen, Brand am meisten am rechten und linker. Donau-Ufer an Weizen und Gerste, zum kleinen Theil in den unteren Komitaten des Alfölds, wo infolge überreichen Rege’ 16, Sturmes und stellenweise Hagels die Saaten zum bedeutenden T? eile ih legten. Wo das Wetter der Vegetation entsprehend war, if; die Entwickelung der Pflanzungen in jéder Beziehung beruhigend.

Der Stand des Getreides entspriht noch immer dem Durch- \{nittêmittel, und da sich Weizén und Roggeu im große'1 Theile des Landes schon in sehr vorges&rittenem Zustande befindet, ‘(a \tellen-

weise {on reift, und da das Weiter ch bessert, ist zu hoffen, daß der Ertrag der Wintersaaten zum großen Theile befriedigend, stellen- weise sogar gut mittel sein wird. Der Stand der Somm ergerste und des Hafers entspriht zum großen Theile dem Stande des leßten Bericts. Die Entwickelung der Hackfrühte wurde durch das Begenwetter gefördert. Sehr viel Schaden verursachte der Regen in den abgemähten Futterstoffen.

De Ertragsausfichten des ganzen Landes haben \sih troßdem nitt verändert. Das mit Winter- und Sommerweizen bebaute Areal beträgt nach Abzug für Elementarshäden beiläufig 5 Millionen Katastraljoch, und der zu erwartende Gesammtertrag kann auf 33 bis 34 Millionen Meterzentner ges{chäßt werden. Das mit Sommerroggen bebaute Areal kann nach Abzug für Elementarf{chäden auf 1 600 000- Katastraljoch geshäßt werden. Der zu erwartende Ertrag ist beiläufig 9 bis 10 Millionen Meterzentner.

Der Sommergerste war bei der Entwickelung der Aechren und der Kernbildung das Wetter niht überall günstig, und dieselbe ift ftellenweise, wenn auch in g-ringerem Maße, zurückgegangen. Der anhaltende Regen beeinflußte auch die Malzgerste ungünstig. Troßdem sind die Ertraggaussihten im Durchschnitt günstige. Das bebaute Areal dürfte 2 Millionen Katastraljoh betragen und der Gefammtertrag auf beiläufig 14 Millionen Meter-Zentner geschätzt werden.

Dafer verspriht im allgemeinen einen befriedigenden, stellenweise einen Gutmittel-Ertrag. Der Gcsammtertrag wird annähernd auf 12 Millionen Meter-Zentner ges{chäßt. Der Rapsertrag ist im Großen und Ganz:n kaum mittel. Die Entwicklung des Mais ist troß des ungünstigen Wetters überall zufriedenftellend vorgeschritten. Die Hülsenfrüchte entwickeln sih tadellos und versprehen einen guten Ertrag. Die Gartengewäcse stehen günstig, Hirse und Buch- weizen befriedigend, deëgleihen Hopfen und Tabak.

__ Die Zudckerrübe steht im ganzen Lande befriedigend, desgleichen bie Futterrübe. Die Gntwickelung der Kartoffeln ist gut vor- geshritten. Die künstlichen Futterstoffe versprechen etn gutes Resultat. Die Wiefen und Weiden sind zufriedenstell-nd. Der Weinstock entwickelt sich gut. Die Obsternte- Aussichten dagegen haben sich auch in der leßten Zeit verringert.

Ernteaussichten und Getreidehandel in Süd-Ftalien und Sizilien.

_ Neapel, den 20. Juni 1898. Die aus den füditalientishen und fizilischen Provinzen eingelaufenen neuesten Nachrichten über die zur A baun gas Ernteaussichten lauten, im Ganzen genommen, sehr günstig.

Zerealien. Nur in der Gegend von Cerignola (Apulien) hat andauernde Trockenheit die Weizenernte beeinträchtigt, sonst erscheint sie allenthalben gesihert. Man rechnet auf eine gute Mittelernte von s{öôner Qualität. In der Provinz Catania if das Ergebniß sogar überreih ausgefallen; von dort und aus Girgenti gelangten bereits einige Partien Wetzen auf den Markt, die fh dur tadellose große Körner auszeihneten. Ebenso versprechen Roggen, Hafer und Gerste einen guten Ertrag. Mais entwickelt sich unter den denkbar gfistallen Witterungsverhältnissen und läßt gleihfals das Beste erhoffen.

Die an den verschiedenen Pläßen beobahteten Preisnotierungen lauten auffallend vershieden. In Palermo und in Bari, wo die Spekulation auf Hauffe stark engagiert zu sein \heint, bemühen fh dff Eigner, die Weizen-Preise in der Höhe von 28—31 Lire Papier zu halten, während die Märkte in Foggia und Gallipoli durc\cnitt- lih 28 Lire, in Neapel 25—274, in Messina, Tarent und Brindisi 24—26 Lire notierten. September-Lieferungen wurden in Neapel am 18. Mai auf der Basis von 32 Lire, Mitte Juni auf 28 Lire abgeschlossen. Im Augenblick, Ende Juni, fanden gewisse Mengen der neuen sfizilishen Weizenernte mit 25 Lire für den Doppel- zentner und in Bari mit 28 Lire willige Abnehmer, und aus Sizilien verlautet, daß dort zuleßt Taganrog-Weizen zu 22,75 Fr. Gold ange- boten worden wäre. Auch amerikanische Proventenzen erscheinen neuer- dings wiederum auf dem hiefigen Markte, welcher zwar noch immer mit einer gewissen Unsicherheit kämpft, aber augenscheinlich bereits auf einen fortlaufenden Niedergang der Weizenpreise rechnen zu müfsen glaubt.

Mais notiert 12—14 Lire; Hafer 15—18,50, in Messina sogar 21 Lire; Gerste 15—17 Lire der Doppelzentner, in Palermo fogar 28 und 29 Lire.

Die Heu- und Futterernte weist cin außerordentli reiches Erträgniß auf; Preis 4— 6 Lire der Doppelzentner.

Die Oliven bäume zeigen im Ganzen einen" reihen Frucht- ansa und versvrehen in Campantien, Gallipoli und Palermo eine gute Ernte, wihrend in Apulien, Calabrien und in den östlichen Theilen Siziliens öftere, heftige Südstürme einigen Schaden an- geri;tet Haben follen. Sizilishe Schmieröle wurden zuleßt mit 80 bis 82 Lire, Brennöl mit 86 bis 87 Lire, Speiseöl mit 95 bis 110 Lire der Doppelzentner bezahlt. Aus Giota, Gallipoli und Tarent wurden ctwas billigere Preise auf der Basis von 77 bis 81 Lire der Doppelzentner notiert. Vorräthe angebli gering. |

Wein. Auf dem festländishen Süd - Italien ftehen die Reben überall ausgezeihnet, und nur hier und da haben fich Schädlinge ge- zcigt. In Bari galt RNothwein zuletzt 28 bis 45 y. Salm zu 175 1, Weißwein 30 bis 45 Lire, je nach Verdienst. In Sizilien sollen Scirocco-Winde in manchen Lagen ungünstig eingewirkt haben, und die Klage über die fortschreitenden Verheerungen der Philoxera sind allgemein.

grumen. Orangen haben {ön geblüht und reihlich Früchte angeseßt. Weniger Erfreulichhes wird über den Stand der Zitronen berihtet, und von der Bergamott-Ernte erwartet man dieses Jahr nur einen halben Ertrag.

Nüsse. Wal- und Haselnüsse eröffnen vorzüglihe Ernte- aus\fihten. Die Vorräthe follen fast gänzlih geräumt fein. Wall- nüsse gelten zur Zeit 51 Lire die Kiste zu 3. Tomoli, Hafelnüsse, runde, 45——50 Lire, lange 55—60 Lire.

Mandeln (ein beliebter Spekulationsartikel) dürften einen geringen Ertrag liefern, da fie in den wichtigsten Distrikten Apuliens und Siziliens zur Blüthezeit im Februar und März unter anhaltenden Scixoccostürmen stark gelitten baben. Jn Bari {äßt man die dort bängende Ernte auf nur 80000 Ballen gegen 120 000 Ballen in anderen Jahren. Demgemäß f\teigen die Preise. Süße Barimandeln notierten leßthin 180 Lire, bittere Sardinier 165 Lire für 100 kg, suilishe Sorten galten für sofort 149,44 bis 182 Lire, für frische Waare am 1. Oktober dagegen bereits 183,19 bis 190,16, während die neuesten Notierungen auf 190 bis 200 Lire lauten.

Hanf ist nur im Volturnothale infolge von Trocktenheit s{chlecht gerathen; sonst steht er in den hiesigen Kulturen ausnehmend dicht und {ôn und verspricht eine reihe Ernte von weißem, feinem Faser- stoff. Die Eigner fordern jeßt für Paesano extra: extra 48 Lire, für - extra 76 Lire, für prima 72 Lire, für Marcianifa prima 67 und für secundo 57 Lire für 100 kg. Ñ

Tie Ernte an Leguminofen ift befriedigend ausgefallen; Gemüse ergaben und ergeben laufend sehr reilihe Erträge; die Obsternte gestrltet sich überreih. Diese drei Artikel fallen als Hauptnahrungs* mi“¡tel des hiesigen Volkes stark ins Gewicht.

Im Ganzen kann man hiernach sagen, daß, von Mandeln und Bergamottfrüchten (Essenzenfabrikation) abgesehen, die in Süd-Jtalien und Sizilien angebauten Bodenerzeugnisse im Ganzen reht befrichis gende Ernteaussichten eröffnen.

Verdingungen im Auslaude.

Serbien.

13. Juli. Dircktion der Serbischen Schiffahrts- Gesellschaft, Belgrad: Schriftliche Verdingung OIN Lieferung von: 1) 2 Stck. Stahldrahitseilen 28 mm Dchm., 200 m ig., 36 (00 kg Arn E keit; 2) 6 Stck. desgl. 22 mm Dihm., 100 m lg., 22300 kg Bruch- festigkeit; 3) 10 Stck. desgl. 12 mm ©T@chm,., 100 m. le, 6650 kg Bruchfestigkeit; 4) 10 Stck. desgl, 14 mm Dihm,, 200 m lg., 9000 kg