1827 / 87 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 12 Apr 1827 18:00:01 GMT) scan diff

Sas

7

Î a zu bringen, was bei der Beerdigung des Generals Foy vorgingz die Behörde hat damals niches oebilligt, aber auch nichts verhiudert. Ganz neuerlich beider Beerdi gung des Grafen von Girardin war der Zug schca aus der Kirche zurück, als aus dem Boulevard zwei Grap- pen junger Leute sich des Sargs bemächtigten, ehe die Civilbehôrde die Zeit hatte, sich zu .widerseßen, Man

das allgemeine Begräbnißsystem gehandhabt worden z dis- weilen haben die Liebe und der Dank ihre Ausshweifun;- gen; bisweilen hat der Haß seine Wuth. chen unsre Geshichtsbücher ; des großen Colbert Leich, nam wurde in denselben urireinen Ort gestúczr, in we!-

7tille unter Begleitung der würdigen Männer Frank. reis, getragen von deu danfbaren Zöalingen vou Cha- lous, Der Polizekommissair hacte bei den Anstalten dazu nichts zu thun gehabt, ‘aber er fühlce selber den Eindruck, den die Sache auf izn machen mußte. Mau hatte den Zug etwas früher abgehen lassen, der Polizei: i fommissár traf denselben unterwegs, nahte demselben N ehrfurht6svoll, gab feine Béesehle, hatte feine Gendar: men, nm dergleichen zu vollziehen. Aber nun schickte zum Hrn, Polijeipräfetten, während der Kirchencere- monie, um Verhalceungsbefehle. Der Herr Präfekt ver- wies den Polizeikommissair auf’ die vorhandenen Beer- digungsreglements.- Wahrschéinlih hat der Polizeifom- missár diesen Schritt wegen der großen Menge Men. schen und wegen der Orduung deim weitern Durchgang durch die -Stadt, gethan, Kuüurz- vor dem Ende der Kir, cheufeierlihfeit ging der Polizeikommissár in die Sakri- stei und verlangte in; Gegenwart vou zwei hohen Geist: lichen mit einem Mitgliede der Familie des Verstorde- nen zu |prehea, Der Hr. Graf Alexander de Laroche, foucault antwortete ihm, die Famile habe von der Ab, sicht der jungen Leute nihcs gewußc, und auch darcin nicht zu willigen, noch sich zu widerseßen gehabt. Es scheint, der Polizeitommissär habe diese Antwort für eine Eiawilligung der Familie angesehen. Die Zöglinge, alle in Trauerkleidern, standen um den Sarg herum. Sie wolltea ihn nun vor die Kirche hinaustragen, Hier hôrten sie zum erstenmal davon sprechen, daß der Poli eifommissair den Befehl hatte, den Sarg auf den Trau: erwagen zu schaffen. Man darf sich nicht wundecn, daß sie sich anfänglich widerseßten, da man ihnen die theure Last abnehmen wollte. Sie waren von allen Sei. ten von der Menge umringt ; man höôrte einander uicht mehr, man stieß an einander ; der Polizeiktommissär, der bisher- nur in Gutem gesprochen hatte, ertheilte Be- fehle. Man sagt allgemein, die jungen Männer haben die Absicht gezeigt, nachzugeben; aber die Unordnung nahm zu; die Zuschauer wurden Theilnehmer; man be- fiehlt, das Gitrerthor zu schließen ; die Soldaten können. uiches ausrihten ; einige bekommen Schläge ; die Ge- wehre werden zerbrohen; die Menge stürzte von außen herein, die jungen Leute mit dem Sarge werden durch einen Haufen bis. in die Straße Se, Honoré gleichsam getrieben. Während dieses Lärmens harte der Polizei- kommissär den Oberoffizier der Ehrenbegleirung zu Hülfe gerufen; dieser sol! zweimal deu Plaboffizier gefcagt ha- ben, ob der Commissir wirklih aus dem Vierrel sei. Auf die Bejahung gab der Offizier den Soloaten Be: fehl, den Sarg auf den Wagen zu |chaffen. Er hacce aber nicht auf das Ansuchen des Polizeicommissairs gewar tet, um der Unordnung zu steuern, oder um die Fol- gen derselben zu verhüten. Ér hatte die Bayonnete wieder abnehmen lassev, und zeigte sonst viele Festigkcit. Plôblich hôrt man bei dem Kampfe zwischen den Sol- daten und den jungen Männern um den Sarg das Ge; räâusch von dem Fallen desselben. Tausend Stimmen

343

sieht aus diesen Beispielen die Grúnde, warum bisher Davon [pre-

chen man die shändlihen Niste des Marat warf. =-- Der Zug des Hrn, v, Larochefoucault nahce in andächtiger

furchtbare Stille folgt nun: Aus lauter Absche y hâlt man sih jeder Gewaltcthat. Die Soldaten bestúrzt den zerbrohenen Sarg und die beschmußten reuzeihen auf den Wagen. Man wollte nahe Ehrensalve an der Barciere als die Folge eines ruhrs auslegen, Man sagt, die Soldaten seie Rückwege beschimpfce worden, Hierauf habe ih etuzugehen. Die gerichtliche Untersuchung wird il fennen geben, ob boshafte Räufke sich in die uaschy Aeußerung einer heiligen Ehrfurcht gemischt haden!

Am Schlusse spricht der Berichterstatter den bi Schmerz aus und die Vorwürfe, die er sich selbs ‘der mache, der Leiche des Herzogs nicht bis zum gefolgt zu sein, sondern nah der firhlichen Feierli (ih alsbald nah Hanse begeben zu- haben, indem Theilahwe an dem ?1ge dazu gedient haben y dem bedauernöwerthen Sceignisse vorzubeugen, uz Pairswürde auch in der Leihe des Herzogs nog recht zu erhalten, Der Hr. Groß - Refereudat gie gleich das (bereits gestern erwähnte) Versprechen, tig der Asche der Pairs jene Pfliche zu leisten.

Gestern verbreitete sich das Gerúcht, di: H Francher und Delavau häâcten ihre Dimission ge oder erhalten,

Das Journal du Kdr von Lille zeigt wit an, daß nach den iu der Gegend verb"eiteten Gul am 15. bis 20. d. M. das Lager voi St. Omer staltet, und durch eineu Besuch des Köôuigs | werden solle, der mehreren militairischen Evolui beizuwohnen geruhen würde. :

Die Gebrüder Bohrer, welche sih seit einem nat in Paris befinden und sich noch nicht öffentlich ten hôren lassen, werden am 12. d. M., auj dem ter von Madame ein groges Concert geben,

Ein Erfeuntuiß vom 29. März vérurtheile dend Kunß, Maire in Goxweiler (Dep. vom Niederrhein) eine Geldbuße von 5 Fr., nebst den Kotten, weil e dem Wirthshause von Wasseloune cinem seiner Ver tungsuntergebenen eine Ohrfeige gegeben hatte. Jud der Gerichtshof anerfanute, daß milderude Gr v lagen, zog er besonders in Erwágung, daß es einm fentlichen Beamten obliege, iu der Mäßigung mit| Beisptele voranzugehen.

Fünfprocent. Rente 99 Fr. 75 C, Dreipro 70 Fr 30 C.

London, 31. März. Jm Oberhause wurde gesteru die Bill wegen Vermehrung des Eiukomn des Herzogs von Clarence zum drittenmale verlesecu gtng durch, Graf Darnley ergrisf bei Ueberreid einer Bittschrift die Gelegenheit, den Wunfch aus drücken, daß (1 Jrland ein áynliches Armen-Steuerl stem, wie das in England besteyeude, eingefügrt wt môze. Er sagte, er fônne es unmdzlih zugeben, man in einem civilisirten Lande, ohne die mindeste! tiz zu nehmen, die Acmen dahin sterben lasse, daß Armen Jilands sich gegenwärtig in der äußersten besänden, Und daß mehrere buchstäblih des Hung des gestorben wären, fönune micht bestcitten werden, Graf von Limerik wünschte, cinen solchen Gegens niche zur Sprache gebracht zu sehen, da unter den! maligen Umständen faum etwas verderblicheres ged tôune, ails die Einführung der englischen Armeng# in Jeland: es würde dadurch nur ein neues Jin grel iti den ohnedem schon Übershäumenden Kessel oes itl dischen Elends geworfen werden, Weiterhin bem er, er habe zwar gehört, daß in Jrland einige J! viduen vor Hünger gestorben wären, aber ob m nicht auch gehört habe, daß in England, troß der h bestihenden Armengeseße, Menschen verhungern, ' Lord Redesdale |prah die Meinung aus, daß die ti zize wirksame Maßregel zur Verhütung der großen Ne

erheben sich alsbalò gegen eine solche Entwveihung. Einze

(n Jrland in der Einführung eines ähnlichen land vir

i ystems wie in England bestehe; das Land e De Theilchen- zerstückelt; wenn dagegen Land in derselben Weise, wie in Ehglarid, nur in ¿n Pachtungen ausgegeben werde, (E werde der stand der Landarbeiter ver]chwinden, (?) S Wir haben gestern die brasilianischen Zeitungen is 2. Februar erhalten, Sie enthalten Berichte übel e kleine Siege der brasilischen Flotte über die bue- yrishe. Das Diario zeigt offiziell die Ankunft der ósischen Schisse Belle Gabrielle und Jules und der ¡hen Schiffe Hency und Elizabdeth als Prisen der la Plata Fluß blofirenden brasilischen Flotte. im n von Rio Janeiro an, Privatuachrichten aus Janeiro sind von Wichtigkeit. Man erwartete zu htlih einen Frieden zwischen Brasilien unck Buenos s, Die Commissaire zur Aysgleichung der Diffsse- n waren vón Montevideo uh) Rio Jane-to zurück, rt, so wie ebenfalls der englische Gesandte von je. Reise nah dem Súden. Die Fregatte Forte mit dstreichischen Gesandten am Bord, war noch nicht troffen, eben so wenig als die Nachricht aus Eng- daß unsere Regierung Hülfstruppen nach Portu: absenden wollte; aber das Paketboot Sidmouth, s diese Nachricht nach Rio-Janeico bringe, wurde deu zurüctkehrenden Patko.boote in der Nähe des s getroffen, Ein-aus Buenos; Ayres gekommenes haite oie Nachriche nach Rio Janeiro gebracht, wischen dex brasilischen und buenos- ahrischen Flotte ceffen statt gefunden, in welchem leßtere ge|chlazen e, und 4 Swisse und 300 Mann verloren haden ¿is das Paketboot von Rio Janeiro adsegelce, chte daselbst das Gerücht, daß der Kaiser die lb; habe, sich nach SHAaE des Friedens mit Buenos- 6 nach Europa zu begeben.“ : O 1h. März Mehrere fremde Zeitungen, diesen auch Ne, 43. dieses Blattes in einem Ar; aus Neapel vom 28. Januar d. J., liefern aus Giornale del- Reguo delle due Sicilie einen Arti. 6 folgenden, der Augabe nach, wejentlichen Jahal- „Ju Erwägung, daß die außerordentliche Hül]s- rür die Militair Quartiere, welche dutch Dekret Juli 1822 eingeführe worden ist, von der Zeit iht mehr eingetrieben werden soll, wo die O-ster- \chèn Truppen, gemäß der 1825 in Matland unter- deten Neberèinfunft das Königreich „verlassen wer- hat Seine Majestät der König unterm 16, ‘Dez. verfügt: daß besagte Hülfssteuer nur noch bis zu Ofrobers 1825 echoben werden solle‘ Da jedoch der Abzug jener Truppen bereits im vo: Monat Statt gefunten, so- würde das bekegte it selbst mit der dafür angegebenen Erwägung im lendesten Widerspruche stehen, wenn jene joge e wesentlihe Juhaics - Angabe nicht dahin zu er- n wáre: daß die beregte außerordentliche Hülfs- allerdings mit dem Abmarsche der Oesterr. Truppen ren toll ; daß jedoch, in Erwägung : daß die An: welche vor Einführung jener Steuer zur Bestrei- der Militair Einquartirungs- Kosten gemacht wor- noh nichr bezahlt sind; -so wie ferner in Betracht : inige Jahre hindurh der Ertrag der Steuer zur

Meitung des diesfälligen wirflihen Bedürfnisses nicht

reiht hat, und dieserhalb zu Entrepris:n geschric- verden mußte, aus denen noch rückständige Farde- u zu berichtigen bleiben ; und endlich in Rücksicht f: daß bis zur gän,lihen Räumung des Landes Seiten der Oesterreichischen Truppen noch) Quar- Kosten zu bestreiten sind, Se. Maj. der König de- t hat: daß besagte Steuer noch bis zu Ende Of é 1327 erhoben werden solle. Vit

Aus der Schweiz, 4. April, Die in vorleßter e zu Luzern mit Abgeordneten des Kantons Uri

genen Unterhandlungen wegen der Gotthardstraße,

M d

349

sind mit befriedigendem Erfolg begleitet gewesen, so daß Hoffaung waltet, die Fahrbarmachung dieses Berge passes werd&Zin zwei bis drei Jahren des gänzlichen deendigt fein." zt

on Geuf ist der Hr. Graf Capodistrias am 2%, Márz nach Paris abgereist.

A

F R an d:

Naumburg, 3. April. Auch bei uns ward am lebten Sonntage, den 1. April, das Fest der Wiederges- nesung Sr. Majéstät des Königs, -unfsers allverehrten Landesvaters, gefeievt, durcl; Lôb, und Danklieder und inbeunstizes Gebet bei gemeinschafilicher Versammsuno im Tempel des Herru! Lebendig sprachen sich die G... sühle der Freude und des Dankes gegen den Allerhöds sten aus, daß er gefah;los vor Jhm vorúber gehen lisß, was er durch ernste Fügung über Jhn verhängte, daß er das theuerste Kleinod, Sein Leben, zu des geliebten Vaterlandes fortdauerndem Glück und Ruh beschüßte und bewahrte. ; :

Dies Fest, von den Herzen aller patriotisch Gesinn- ten als Bedúcsniß gefühlt, ward von dem Königl. Lands rath_ und dem “hiesigen Magistrat aus freiem Antriebe veranstaltet, Mit Anstimmung von Lob- und Danfklies dern begann es früh Morgens in allen Kirchen der Stadt, in welchen sich die Einwohner aus allen Stäns den zahlreih versammelte hatten, und gewiß aus den Herzen Aller stiegen die innigsten Wunsche für unsers guten Königs noch lange, lange Erhaltung zu des Al- lerhôchsteu Thron cmpor. i A

Dieser kirchlichen Feier folgte eine zweite Feierlichs

feit, an die erstere würdig sich anschließend, welcher auf Einladung des Magistrats die sämmtlichen Chefs der Civil: und Militairbehöcden beiwohnten, Jm Sißungss zimmer des hiesigen Magistrats ward námlih das (von Eduard Erhard nah Gerard neu gemaite) Bildniß Sr. Maj- stät des Königs, den Eintretenden begeisternd ents gegea strahlend, aufgestellt, und das älteste Mitglied des Magistrats sprach kräfcig und herzlich die Worte der Weihe, den Monarchen als der Tugend, der Gerechtig feit, des ritterlihen Heldenmuths glänzendes Vorbild und nachahmungewürdigstes Muster darstellend; hierauf nohm auch dér Erste der Stadtverordneten das IPort, und sprah als Repräsentant der Bürgerschaft die dank- baren und liebevollen Gesinnungen derselben gegen dena dnig auf rúhreude treuherzige Weise aus. 7 Nach Beendigung dieses feierlichen Aftes versam- melten sich die hiesigen ‘Civil- und Militairbet örden, Stadtverordneten nebst andern Bürgern und Honoras tioren zu einem einfahen Mittagsmnahle auf dem hiesi gen Börsensaale, der mit zahlreichen Festons und [h d- nen Blumen ausgeschmückr, und in welchem aud) die mit Palmenzweigen und blühenden Lorbeer- Neisern bes fräânzte Büste Sr. Majestät aufgestellt war. :

Allgemeiner Frohsinn herrschte und würzte das Moahl, und begeistert stimmte Alles mit ein in den mit Herz lihfeit von unserm verehrten Herrn Oberlandesgeric s Chefspräsidenten Freiherrn von Gärtner ausgebrachrez Toast: Es lebe unser wiedergenesener, ange? beteter König, Gott shübe Jhn vor jedem Unfalle, Er lebe lange, lange! Und aus Aller Munde tônte es und in Aller Herzen hallte es wieder: lange, lange, lebe der König! :

Auch die Armen stimmten in diesen allgemeinen Herzenswunsch- mit ein, auch ihnen ging dieser les Tag micht freudenlos vorüber; denn nicht allein durch reichliche Beiträge ward an der Tafel ihrer Noth ge- daclt, sondern auch von dem Herrn Oberlandeszgerid; ts- Cheipräsidenten Freiherrn v. Gärtner eine große Anzaÿl abezimals dutch Speise und Trank ergdßt.