1828 / 199 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sun, 20 Jul 1828 18:00:01 GMT) scan diff

Schaaren nah Schiumna und Varna eilen. Die Anstalten des Pascha’'s von Salonichi sind groß, sein Wille scheint gleih jenem des Pascha von Bosnien gut ; wie wenig aber der jeßige Krieg populär is, und welche Aufregung der Ge- müther die militärishen Neucrungen. des Sultans hervor- brachten, haben die neuesten Ereignisse in Bosnien, das größ- tentheils sih gegen den Pascha im Jusurrektionsstande be- findet, zur Genüge bewiesen Rechnet der Sultan auf die Bereitwilligkeit der ganzen Nation, der Erhaltung des Staa- tes sich zu opfern, so möchte er sich bitter verrechnen. Jn den Städten, die nun bald mit den, die strengste Mannszucht aufrecht haltenden Russen in Berührung fommen müssen, ist die neutrale Parthei, besonders unter den jüngern Türken, sehr stark; die Erpressungen der Paschas gegen die reichern Túrken (namentlich ‘in Macedonien) haben seit Auflösung der Janitscharen in furchtbarer Weise zugenommen, und hängt der Türke auch am Glauben, so hängt er wohl noch mehr am Gelde. Bereits werden baares Geld und Ko\ktbar- “keiten in großer Menge über Seres nah Semlin geschaft, wobei Unterhändler verdienen, während der eigentliche Han- del im Stocken ist. - Von den Asiatischen Pascha's hat die

forte feinen Beistand zu hoffen, und so wird ihr wohl nur Ibrahim Pascha's A aus dem Peloponnes noch übrig bleiben, wo ohaehin die christlichen Admirale ihm kein gar zu sanftes Lager bereitet zu haben scheinen. Man glaubt im Russischen Hauptquartier , der Kaiser werde den Zug gegen Konstautinopel an der Meeresküste von Varna aus fortseßen, dessen Belagerung vor dem Fall von Silistria beginnen dürfte. Die Türken halten aber den Marsch nach der Hauptstadt für unmöglich, ehe ihr Heer am Balkan auf- geriében is. Nach ihrer Behauptung sollen die Verschan- zungen bei Schumüa den Wellington’schen zu Torres-Vedras vor Lissabon gleichen und rait 1300 Kanonen gespicét seyn. Ein Engländer dirigirt dort die Batterien. Sehr viel Sorge dürf- ten der Pforte auch die in der Türkei wohnhaften Christen berei- ten, die nichts sehnlicher als den schnellen Marsch der Russischen Heere herbeirouünshen. Nur Eines fürchten sie: daß Ruß- land durch die christlichen Mächte sich noch einmal bewv2gen lassen möchte, die Christen unter Túrkischem Joche zu lassen; im Russischen Heere aber ist nur ein Gedanke vorherrschend : das „„Herrgott Dich loben wir!“ in der Sophienkirche aùzu- “stimmen. Die Berichte aus den Fürstenthümern lauten fort- während beruhigend über den Gesundheitszustand der Armee, bei welchem wohl von Lagerkraukheiten, nicht aber von Pest, bisher sich Spuren zeigten; minder Günstiges wird da- gegen von der Stimmung der Bojaren berichtet, von denen die. Russ. Verwaltung bedeutende Kriegssteuer fordert, an- statt se, wie die Bojaren gehofft hatten, auf. die ärmern

«.

Unterthanenklassen auszuschreiben.

| Merxifko.

Nach den leßten Nachrichten aus Vera-Cruz vom 22. Mai (in Londoner Blättern) hatte die Erscheinung von La- borde’'s Geschwader zwar Anfangs einige Furcht erregt , al- lein da es nichts unternahm, so hatten sich die Kaufleute schon wieder beruhigt. Vier oder fünf Decrete waren in Betreff der Alt - Spanier ergangen, und bewiesen durch die widersprechenden Verfügungen in denselben ein außerordent- lihes Schwanken in der Politik der Regierung. Nach dem ersten dieser Decrete follten alle Spanier das Land auf cinen bestimmten Tag verlassen, doch war Nichts, wegen des Ha- fens, aus dem sie abgehen follten, noch über die Weise, wie? bestimmt." Nach dem zweiten sollten sie ins Jnnere fort- geschit werden; nach dem dritten sich Alle nach einem abge- legenen Hafen, und dort zu Schiffe begeben; nach einem vierten soll wieder kein Einziger das Land verlassen; dieses leßtere soll sih auf dèn beabsichtigten Angriff von Spanién beziehen und der Nebenzweck dabei seyn, die Spanier zu Geißeln für das Benehmen ihrer Landsleute zu machen.

Inland.

Coblenz, 20. Juli. Schon seit drei Tagen haben wir das Glück den Prinzen August von Preußen Königl. Hoheit in unsern Mauern zu besißen. Se. Königl. Hoheit haben . _ Inspection úber die hier zusammengezogene £te Artillerie- Brigade gehalten und Jhre hdchste Zufriedenheit über die schône Haltung der Truppen und die vorzüglih ausgeführ-

“ans Ufer, wo er sich bald wieder erholte.

ten Manövres der Artillerie an den Tag gelegt. S, Hoheit werden Morgen Jhre Reise über die Biz Taunus nah Mainz fortseben.

Die von dem Königl. Ministerium des Innern q neten Arbeiten am Bingerloch zur Erweiterung un besserung der Durchfahrt haben ihren Anfang genomm dessen legt das Wachsen des Rheines einige Hinder den Weg.

Das unbezweifelt durch die Dampfschifffahrt yey Zustrdmen von Fremden, welche die himmlischen Gesi Rheins besuchen, ist in diesem Sommer besonders jy Gegend so groß, daß man es sih öfters zum Glüg , muß, in den Gasthöfen unterzukommen. Auch schein muntre Stadt und ihre s{hône Umgebung immer mj würdigt zu werden, da sich erst seit Kurzem wiede Englische Familien hier niedergelassen haben.

Aus Westphalen,. 24. Juli. “Am 9ten d. anhaltenden Wärme ward der Graf v. Bochols der jl Lieutenant im 4ten Königl. Preuß. Curassier-Regimeit mandirt , die Pferde der Esfadron in der Alme Flusse boi Neuhaus ohnweit Paderborn \pühlen j Einer der Curafsiero getieth unerwartet-in eine sol daß sofort Pferd und Reiter vershwanden ; ersteres| jedoch ohne Mann, wider zum Vorschein. Der Ci cher mit seiner Mannschaft noch am Ufer - hielt, | sprang rash vom Pferde, warf Rock und Stiéfel h, sich in jene 15 Fuß messende Tiefe, ergriff den sh Todesangst Kämpfenden am Kopfe, und: zog ihn d

Vermischte Nachrichten.

Auszüge aus einem Schreiben des Dr. Mertens, | Kaiserl. Russischen Staatsrath von Fuß. (Aus der St. Petersbuktgischen Zeitung.)| Peter - Pauls - Hafen, den 17. (29.) Ÿ Wir verließen die Rhede von Spithead am ber 1826 und gelangten nach einer glüflichen Fi 11 Tagen nach Teneriffa, wo wir 30 Stunden v Auf diefer Reise fangen meine meteorologischen B gen an. Zu funf verschiedenen Malen wurde til Stand des Sympinsometers, des Delücschen Hy und des Thermometers in der freien Luft «cim Sit nommen. Eben so oft wurde die Temperatur des! aufgezeichner. Die Beschaffenheit des Himmels , di der Wolken, häufig auch die mehr oder weniger Spannung der Atmosphäre wurden besonders berü desgleichen so genau wie möglich die beobachteten Wi Journale angemerfkt. Die Stunden aber, zu wel Öbservationen angestellt wurden, hatte ich mit Yil der mir bekannten Beobachtungen andrer Reisenden 91 Es waren solche 8 Uhr Morgens, 12 Uhr Mittags, Nachmittags und 6 und 10 Uhr Abends. Ein 0 sich selbst registrirendes Thermometer gab mir den h und niedrigsten Scand der Temperatur innerhalb 2 den. Zu gleicher Zeit ließ der Capitain, unabhängig von! Beobachtungen, mit andern Justrumenten von 4 Stund Stunden ähnliche anstellen, mir Ausnahme deren, diedi: ratur des Meeres betrafen. Der kurze Aufenthalc auf d! wurde so gut wie möglich benust, sehr günstig war hier mein| tersuhungen das Zusammentreffen mit dem als ausge Naturforscher bekannten Prof. Berthelot, der uns auch einen Augenblif verließ. Der schreckliche Orkan aber, d!!! Tage vor unserer Ankunft fast den größten Theil de gänzlich ‘verwüstet hatte, war mit solchen Regengússt gesellschaftet gewesen, daß noch jeßt die interessantesten P die wir hoffen fonnten, in’ dem uns atgewiesenen Zi zu besuchen, namentlich der klassische Wald von Lagutl durchaus unzugänglih waren. “An Pflanzen wurden 40 Arten und eben so viele Jnsekten eingesammelt. Die durch Windstillen über Gebühr verlängertt fahrt nah Brafilien gab mir in tropischen Meeren dl! Gelegenheit der so bewunderungswürdigen Formen dt dusen, Beraen und anderer Gattungen der Radiairt

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Mertens zufolge, wahrsheinlich Fucus antarcticus Cham,

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studiren, und ich überzeugte mich bald, daß, troß on’schen Untersuchungen, diese Familie der Linn schen x dem Naturforscher, der sich mit der Anatomie der- jeshäftigen will, ein fast ganz unbearbeitetes Feld lie- Seit jener Zeit habe ih mir das Studium dieser Thiere is angelegen seyn lassen, und bin so in der That

siltaten gelangt, die ih nicht erwarten durfte. Jch habe

her nicht auf die genaue Beschreibung dieser Thiere

jft, sondern ebenfalls ihre äußere und innere Gestalt :

in vielen illuminirten Zeichnungen dargestellt. Die Regengüsse denen wir einige male zwischen den Wende- usgeselt waren, gaben mir Gelegenheir genau die jur des Regen und die dadurch entstandene Modifi-

i Wärmegehale der Luft zu bestimmen. Während.

Pindstillen wurde zu verschiedenen Malen - das Six*sche neter in bedeutende. Tiefen gelassen. Eine schwere ht, die mih während dieser Reise heimsuchte,- heischte d unseres Aufenthaltes in Brasilien, welches wir am cember erreichten, einige Vorsicht. Dessen ungeachtet ren die glücklichen 14 Tage, die ich in den Umgebun- n Rio-Janeiro zubringen durfte, für meine Samm- sehr ergiebig. Fünfhundert und sechs und zwanzig jene Pflanzen wurden hier meistens in sehr zahlrei- jemplaren eingesammelt und getrocknet. Zwanzig Ar- niphibien und dreißig Fische in Weingeist gelegt und \indert und achtzig Species Jnsekten aufgesteckr. Auf r glúcklichen Reise um das Cap Horn ließen wir es izuglich angelegen seyn, genau die Grenzen zu bestim- 1 denen sich die verschiedenen Species der Vögel, die irmischen Regionen bewohnen, aufhalten. Das oft l6lihe und tiefe Fallen des Sympinsometers und Ba-

; in diesen tiefen Breiten schien unabhängig von

hinden Stürmen zu seyn. Sicher aber fonnte man diesen Umständen auf eine Veränderung in der Rich- (s Vindes rehnen. Sechs Monate später machten

hohen Breiten in der nördlichen Hemisphäre ganz e Bubachtungen, nur mit dem Unterschiède, daß das

i und Fallen der Jnstrumente gerade durch entgegen-

Ursachen bewirft wurde. Am 3. März näherten wir 1 Küsten Chili’s und am Aten liefen wir in der Bucht \hception ein, wo unser Capitain neun Tage verweilte, oh einzunehmen. Die nächsten Berge, Wälder und um das Etablissement Tomé lieferten mir während furzen Zeit aus ihrer herbstlihen Flora 133 Arten. roße Mangel an Jnsceften, es wurden faum 8—10 eingesammelt , war nah dem großen Reichthum an enfressenden Vögeln zu urtheilen, wohl nur allein der lten Jahreszeit zuzuschreiben. Die Windstillen, die if der furzen Küstenfahrt von hier nah Valparaiso Rage zubringen ließen, zeigten mir ein än gallertarti- hieren vorzüglich reiches Meer, und ich war glücklich einige sehr interessante Entdeckungen zu machen, von unstreitig die wichtigste die ist, daß die Gattungen a und Stephanomia nur verschiedene Theile eines und en Thieres begreifen. Die sorgfältig angestellten Un- jungen, die Temperatur des Meeres betreffend , seßten außer allem Zweifel, daß der Wärmegehalt desselben Nähe der Küsten geringer is. Die Umstände fkonn- | stets verminderter Breite für diese Untersuchungen günstiger seyn, und so vielen Küsten wir uns auch ner Zeit genähert haben, so haben doch alle Beob- igen dasselbe Resultat geliefert. Jch freue mich des- iner Zeit mein Journal der Akademie vorlegen zu dür- Der Aufenthalt in Valparaiso *) vom 17. März 3. 1827 bereicherte meine Pflanzen -Sammlung um 190

Hier traf Dr. Mertens mit dem reisenden Naturforscher

e. Pdypig zusammen, welcher bereits in den Froriepschen

1,.März 1828, N. 428, einige interessante Nachrichten Über \eiten des Dr: Mertens, namentli eine wichtige die Mol- betreffende Berichtigung desselben mitgetheilt hat. Die

hnte neue Art von Laminaria ist, der Beschreibung des ‘a utilis Bory. (Anmerk. der St. Petersburger Zeitung)

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Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung Nr. 199.

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noch nicht beobachtete Arten, so daß Chili in beiden Statio- nen 323 Species lieferte. Jn allem überhaupt sammelte ich bei Valparaiso 245 Arten; 55 derselben aber hatte ich schon bei Tomé dem Herbario einverleibt.

An Insekten war diese Gegend eben so arm, wie die let besuchte und die Jahreszeit hier uns so ungünstig, daß nur eine Art von Fischen eingesammelt werden konnte, Am- phibien verschaffte ih mir 3 Species.

Wir hatten uns geschmeichelt, auf der weitern Reise von. Valparaiso nach Sitfa die Gesellshafts- und Sand- wihs-Jnseln zu berühren , allein die so vorgerückte. Jahres- ¡eit gestattete es niche. Wir durchschnitten die ungeheure Meeresfläche, ohne ein einziges Mal während der 70 Tage Land zu sehen. Der Aequator wurde sehr westlih fask-in der Länge der Sandwihs-Juseln durchschnitten. Die vier- zig Tage aber, die wir in den Tropen zubrachten , wurden nach Kräften benußt. Eine so schödne Gelegenheit, einige bes stimmte Resultate über die Oscillationen des Baro- und Sympinsometers anstellen zu können, in einer Gegend, wo alle Natur-Erscheinungen bestimmten Geseßen folgen, wollte ich nicht gern vorübergehen lassen, ohne nicht allen mdögli- chen Vortheil durch Beobachtungen daraus gezogen zu ha- ben. Tag und Nacht wurde unausgesebt alle halbe Stunde der Stand der Jnstrumente bemerkt. Der Capitain ließ zu gleicher Zeit seinen Barometer und Sympinsometer gleichzeitig mit dem meinigen beobachten. So erhielten wir einen herrlichen Schaß von Observationen nah drei verschiedenen Jnstru- menten, und wir waren deshalb im Stande mit einiger Ge- nauigkeit den verschiedenen Stand der Justrumente zu den verschiedenen Tagesstunden anzugeben. Jch shmeihle mir, daß diese Arbeit leicht die interessanteste meiner Untersuchun- gen abgeben wird, um so mehr, da uns noch drei Reisen zwischen den Wendekreisen bevorstehen. Meine anatomischen

“Arbeiten der gallertartigen Seethiere wurden durch diese Beob-

achtungen nicht unterbrochen, und ih war glücflich genug, sehr wichtige Beiträge meinen Arbeiten hinzufügen zu können, namentlich bei den Vellelen die Eier und ihre besondere Li- quination zu entdecken. Die Anatomie der Cirrhopoden, ob- gleich auf hohem Meere unternommen, lieferte mir Resultate, auf welche ih nicht rechnen durfre, nachdem ein Cuvier sie zum besondern Gegenstande eines eigenen Memoire’s gemacht hatte. Unter solchen Beschäftigungen erreichten wir fast uns

vermerkt das Ziel dieser Seereise. - Am 11. Juni enthúllte

sich unsern Blicken zum erstenmale der schneegestreifte Edge- cumbe, und einen Tag später warfen wir die Anker auf der schönen höhern Rhede von Neu-Archangel. Jn den fünf Wochen, die wir hier zubrachten, erhielten meineSammlungen einenZuwachs, wie sie ihn seit Brasilien nicht erhalten hatten. Obschomndie Flora nur gegen 320 Arten lieferte, so gehören diese doch fast sämmtlich zu den interessantesten. An Seepflanzen aber hatte ih noch an feinem Orte eine ähnliche Ausbeute gemacht. An skelett- losen Seethieren sammelte ich so viel, daß ich drei Jahre mit der anatomischen Untersuchung derselben vollkommen be- schäftigt seyn fönnte. Von Fischen wurden 15 verschiedene Species in Branntwein geélegt. Zwei Kaloschen - Schädel, von denen ich den einen mir niht ohne Gefahr verschaffte, möchten die ersten seyn, die nach Europa fommen. Verschie- dene der nähern Berge der Jnsel wurden von mir erstiegen und Beobachtungen über die Art, wie sih die Pflanzen in dieser Gegend von dem Niveau des Meeres bis zum Gipfel der Berge verhalten, gesammelt. Das Wasser einer sehr heilbringenden warmen Quelle wurde einer chemishen Ana- lysé unterworfen. Am ‘19. Juli verließeu wir dieses blü- hende Etablissement der Russisch-Amerikanishen Compagnie, welches uns durch die freundlihe Zuvorkommenheit aller Beamten sehr theuer geworden war. Dem Kommandanten dieses Orts, dem menschenfreundlichen Peter Gregorjewitsch Tschestjafow , bin ih für den glücklichen Erfolg, dessen sich meine Arbeiten hier rühmen dürfen, ganz vorzüglih ver-

G MEEREE (Schluß folgt.)