1873 / 217 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 15 Sep 1873 18:00:01 GMT) scan diff

_— Ter General - Lieutenant und Führer der 1. Division Freiherr v. ‘d. Golß is von Königsberg i. Pr. hier eingetroffen.

Der General - Major und Chef der Landestriangulation von Moroczowigz hat sih mit einem mehrwöchentlichen Ur- laube nach Wien begeben.

Der Oberst und Abtheilungs-Chef im Kriegs-Ministerium von Hartmann is von seinem Urlaube hierher zurückgekehrt; derselbe hat fih demnächst in dienstlihen Angelegenheiten nah Thüringen begeben.

Zur Leitung der Generalstabsreise des Ill. Armee - Corps hat sich der Chef des Generalstabes des Armee-Corps, Oberst-Lieutenant von Hahnke, nah Muskau begeben.

In den nä{hsten Tagen wird eine Kommission zur Lösung kavalleristisher Fragen zusammentreten. Als Präses derselben i} der General-Major und Commandeur der 3. Kavallerie-Brigade, von Lüderigz, kommandirt worden und von Stettin hier eingetroffen.

S. M. S. „Niobe“ ist am 12. d. Mts. im Wohlen- berger Wyck eingetroffen und S. M. S. „Ariadne“ am 13. d. M. Abends nah Danzig in See gegangen.

-— Von den preußishen Auseinandersezungsbehörden find im Jahre 1872 53 Eigenthümer mit 76,33 Hekt. Grund- fläche neu regulirt worden. 22,398 Dienst- und Äbgabenpflich- tige lösten ihre Verpflihtungen ab, Bei diesen Regulirungen und Ablösungen wurden 2186 Spann- und 2109 Handdienst- tage aufgehoben und an Entschädigungen festgestellt: 1,668,616 Thaler Kapital, 21,441 Thlr. Geldrente, 4284 Neuscheffel Roggenernte, 78,741 Hekt. Land. Bei den Gemeinheitstheilungen sind 24,178 Besißer mit 124,663,157 Hekt. Land, wovon bis Ende 1872 47,090,415 Hekt. vermessen waren, separirt, resp. von Servituten befreit worden.

Im Ganzen sind bis Ende 1872 in Preußen 84,965 Eigen- thümer mit 1,458,827,467 Hekt. Land regulirt und 1,581,096 Dienst- und Abgabenpslihtige ihrer Dienste 2. befreit worden. Hierbei wurden 6,350,881 Spa1n- und 23,576,520 Handdienst- tage gegen 55,959,183 Thlr. Kapital, 5,832,281 Thlr. Geld- rente, 379,714 Neuscheffel Roggenernte und 422,074,324 Hekt. Landentschädigung abgelöst. Die Zahl der im Ganzen dur Gemeinheitstheilungen separirten Besißer betrug Ende 1872 1,801,268 mit 18,918,720,159 Hekt. Land. Die umfassendsten Regu- lirungen 2x. haben in der Provinz Posen stattgefunden, wo 26,962 Eigenthümer mit 372,484,753 Hekt. Land regulirt sind, 95,115 Einwohner ihre Dienste und Abgaben abgelöst haben und 104,739 Besiger mit 2,723,721,6z6 Hekt. durch Gemeinheits- E separirt resp. von allen Servituten befreit wor- en sind.

Für die offene Armenpflege wurden in Berlin nach dem Verwaltungsbericht des Magistrats an baaren Unterstüßungen im Jahre 1872 458,287 Thlr., 7575 Thlr. mehr als im Iahre 1871 verwendet. Almosen wurden an 8678 Almosenempfänger, 2905 Pflegemütter und 4426 Pflegekinder gezahlt. Die ofene Armenkrankenpflege wurde 35,437 Personen, 14,589 weniger als im Jahre zuvor, gewährt, und dafür 40,898 Thlr., 5811 Thlr. weniger als in 1871, ver- ausgabt. Mit Hinzurehnung der für die geshlo}sene Kranken- pflege entstandenen Kosten beliefen \sich die Gesammtkosten der städtischen Krankenpflege auf 308,616 Thlr., 59,591 Thlr. mehr als im Jahre zuvor. An Natural - Unterstüßungen find ver- wendet worden: 3475 Thlr. Zushuß für Ackerpaht zum Kar- toffelbau, 6147 Thlr. für Bekleidung armer Konfirmanden und 1707 Thlr. für andere Bekleidungsgegenstände, 24,842 Thlr. für ola, 3152 Thlr. Erstattungen an andere Armenverbände. Das

ermögen sämmtliher Kassen und Anstalten des städtischen Armenwesens belief sich Ende 1872 auf 1,487,494 Thlr., 39,112 Thlr. mehr als im Vorjahre.

Fn dem am Freitag, 12. d. Mts., in der Ersten Bei- lage von uns mitgetheilten Allerhöchsten Erlaß vom 10. Sep- tember 1873 is ein sinnentstellender Druckfehler stehen geblieben ; Zeile 11 von oben ist nämli zu lesen statt: „Kirhenreglements“ „Kirchenregiments“.

Frankfurt a. D., 10. September. Das „Amtsblatt" ver- öffentliht folgende Bekanntmachung:

Nachdem des Kaisers und Königs Majcstät mir das Präsidium der hiesigen Königlichen Regierung zu übertragen geruht haben, habe ich heute mein neues Amt angetreten. Dasselbe unter Anwendung aller Kräfte zum Wohle des Bezirks zu verwalten, soil mein eifrigstes Bestreben sein, und bitte ih alle Eingesessene, und insbesondere die der Königlichen Regierung nachgeordneten Behörden mir mit Vertrauen FRgeg Nen, sowie mich zur Erfüllung dieser Aufgabe unterstützen zu wollen.

Frankfurt a. O., den 8. September 1873.

Der Regierungs-Präsident. Graf von Villers.

Bayern. München, 12. Septembe.r. Prinz Otto ist von Hohenshwangau wieder nach ‘Nymphenburg zurütgekehrt. Prinz Luitpold, welcher gestern Abends 6 Uhr vom Lechfeld zurückgekehrt ist, hat heute dem Schluß der Manöver beigewohnt.

Der General - Zoll - Administrator von Meixner hat einen mehrwöchentlichen Urlaub angetreten, während dessen der Ober-Zollrath W. Keller Freiherr von Shleitheim die Vor- standshaft der General-Zoll-Administration führt.

Der Ministerial-Rath Hocheder wird bei den Kommis- fionsfizungen, in welhen der Gesetzentwurf festgestellt werden soll, der das Verlassenshafts- und Vormundschafts- wesen neu regelt, als Referent fungiren. Von ihm rührt auch N Raa her, der den Berathungen zur Grundlage dienen wird.

183. September. Bezüglich der Vertagung der Ein- berufung des Landtags vernimmt die „Allg. Ztg.“, daß deshalb die Erlassung einer Königlichen Deklaration vom Ge- \sammt-Staats-Ministeriuum beantragt ist, und daß dieselbe, \o- bald im Laufe dieser Tage die Genehmigung des Königs erfolgt ist, im Regierungsblatt wird verkündet werden.

Heute Vormittags fand der Schluß der diesjährigen Herbstwaffenübungen der Garnison München statt. Nach beendigtem Manöver defilirten die Abtheilungen : 6 Bataillone In- fanterie, 2 Batterien des 1, und eine Batterie des 3. Feld-Artil- Tlerie-Regiments am Karlsplay_ vor dem Prinzen Luitpold, in dessen Gefolge fih die Generale von der Tann, von Orff, von Täuffenbah und Graf von Ysenburg befanden.

__ Eichstätt, 10. September. Heute Vormittags begannen die bischöflichen Konferenzen, zu denen gestern der Erz- bishof von München und die Bischöfe von Augsburg, Würz- burg und Speyer eintrafen. Der Erzbishof von Bämberg ift,

Berathungen Theil zu nehmen. Der Bischof von Regensburg ist noh nit eingetroffen, wird jedoch heute Abend erwartet. Als seinen Stellvertreter hat derselbe einstweilen den Domkapi- tular Dr. Mittl hierher gesandt. Der Bishof von Passau hat

den Domkapitular Siegler zu den Konferenzen abgeordnet.

Vaden. Constanz, 13. September. (W. T. B.) Die hier versammelten Delegirten der Altkatholiken haben heute Vormittag eine weitere Sizung gehalten. In derselben wurde be- \{lofsen, mehrere Subkommissionen einzuseßen, welche über die Herbeiführung einer Vereinigung aller christlichen Konfessionen berathen sollen. Außerdem wurde die Bildung von Unterstützungs- fonds für emeritirte Geistlihe und für Studirende der Theologie genehmigt. Die von Crefeld aus gestellten Anträge betreffs der Verbreitung altkatholischer Schriften wurden durch die Erklärung erledigt, daß die anwesenden Bonner Professoren ein betreffendes Verzeichniß aufstellen würden. Nach beendigter Tagesordnung gab der Dekan von Chester in längerer Rede seinen Sym- pathien für die Altkatholiken Ausdruck. Der Bischof Reinkens dankte Namens der Legteren. Der Präsident, Professor Schulte, hielt darauf die Schlußansprache, welhe mit einem Hoch auf den Bischof endigte. Die Versammlung trennte sih mit einem Hoch auf den Präsidenten.

Die auf heute Nachmittag im Konziliums - Saale an- beraumte Volksversammlung war von 1500 Personen be- suht und währte von 3 bis 6 Uhr. Professor Schulte eröffnete dieselbe und theilte die von den Delegirten gefaßten Beschlüsse mit. Hierauf sprachen Knoll als Vertreter der Utrechter Kirche, Jabbes (Crefeld), Weber (Luzern), Zohlen (Crefeld) und Meß- ner (München) unter stürmishem Beifall der Versammlung.

14. September. (W. T. B.) Eine zweite, heute von den Delegirten des Altkatholiken-Kongresses in dem Konziliums- saal einberufene Volksversammlung war durh mindestens 3000 Personen von nah und fern besucht. Als Redner traten auf : Weber (Breslau), Völk (Augsburg), Friedrih (München), Schulte (Bonn) und Bischof Reinkens. Einzelnen Rednern

Bischof Reinkens heute abgehaltenen Gottesdienste fand ein großer Zudrang von Zuhörern ftatt. Am Sonnabend Abend waren etwa 360 Personen, theils Delegirte, theils Gäste, zu einem gemeinsamen Abendessen versammelt.

Mecklenburg. Schwerin, 13. September. Der Groß- herzog wird am 17. d. M. zu den großen Kavallerie-Manövern bei Apensen in Buxtehude eintreffen.

Der regierende Graf und die Fürstin-Gräfin zu Stol- berg-Stolberg mit Familie, welhe vor drei Wochen auf der Reise nah dem Heiligen Damm hier durpassirt waren, trafen gestern von dort hier wieder ein und stiegen im Hotel du Nord ab.

Das „Regierungsblatt“ veröffentliht folgende Bekannt- machung des Staats-Ministeriums vom 6. d. M.:

„Nachdem _ eine Kommunikation des Königlih preußishen Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten mit dem unter- zeihneten Staats - Ministerium, betreffend die Ausführung der wegen Verfolgung und Bestrafung der Forstfrevler für das hiesige Land mit Preußen resp. für \ich (Offizielles Wochenblatt von 1828, Stück 45) und für das frühere Königreich Hannover (Offizielles Wochenblatt 1835, Stü 5) bestehenden Konventionen und des Bundesgesehes, betreffend die Gewährung der Recht3- hülfe vom 21. Junius 1869, das Einverständniß der beiderseiti- gen Regierungen darüber ergeben hat, daß jeder Theil die auf seinem Territorium von Angehörigen des anderen Theils began- genen Forstfrevel selbs zur. Bestrafung zieht, so wird dies hier- mit zur öffentlihen Kenntniß gebraht und zugleih darauf hin- gewiesen, daß in Gemäßheit des Vorstehenden 1) die die eitigen Forstbeamten die Untersuchung und Bestrafung von Angetórien des Königreichs Preußen auf diefseitigem Gebiete verübten Forst- frevel bei den diesseitigen Forstgerihten zu beantragen haben, 2) die von den diesseitigen Gerichten erkannten Strafen im Requi- sitionswege gemäß §8. 33 des Bundesgeseßes vom 21. Junius 1869 zu vollstrecken sind, 3) die Auslieferung des Verurtheilten behufs diesseitiger Strafvollstrekung zu verlangen bleibt, wenn eine zu vollstreckende Freiheitsstrafe das im §. 33 cit. angege- bene Maß überschreitet.

_Desterreih-Ungarn. Wien, 14. September. Der Tae ist gestern Abend von Raiß nah Schönbrunn zurück- gekehrt.

Die Königin der Niederlande trifft am 2. Okto- ber zum Besu der Weltausstellung hier ein und wird im ¡Hotel Munsh“ wohnen.

__ Schweiz. Bern, 13. September. (W.T. B.) Die Revi- sionskommission hat den Artikel 55 der Bundesverfassung in der vom Bundesrathe vorgeschlagenen Fassung genehmigt. Zu dem Artikel, betreffend die Jesuiten, wurde der von Charteret und JIolissaint beantragte Zusaß angenommen, welcher die Grün- dung neuer Klöster und die Wiederherstellung aufgehobener Klö- ster oder religiöser Orden verbietet, den eidgenössishen und kan- tonalen Behörden aber gestattet, jederzeit die Klöfter und andere Korporationshäuser zu inspiziren.

Genf, 13. September. (W. T. B.) Der hier tagende Kongreß der Internationalen hat beschlossen, der Arbeiter- klasse die Betheiligung an jeder Politik, welche ihre Emanzipation zum Ziele hat, anzuempfehlen, Den Bundesgenossen in den verschiedenen Ländern foll es überlassen bleiven, hierbei nah den jeweilig gegebenen Umständen zu handeln. Eine Vorlage des Generalraths, betreffend die Gründung einer internationalen Gewerksunion, wurde angenommen. Voraussezung für die Mit- gliedschaft bei dieser Union ift, daß die Mitglieder derselben das Programm der Internationalen anerkennen. Die Gründung einer Kasse für politische Flüchtlinge soll dämit verbunden werden. 14. September. (W. T. B.) Gestern Abend ist der Kongreß der Internationale ges{chlo}sen worden, nachdem derselbe noch den Antrag angenommen hatte, daß alle zwei Jahre ein Kongreß stattfinden soll. Derselbe hat den jedesmaligen Sih des Generalraths, welcher von den betreffenden Föderations-Mitgliedern gewählt wird, zu bestimmen. Zum nächsten Kongreßorte wurde Zürich, als Sig des Generalraths New-York gewählt. Eine Einigung der Fraktionen der Internationale kam niht zu Stande.

Großbritannien undJrland. London, 13. September. Der erzog von Edinburgh begiebt sih morgen zum Besuch des Kaiserlich russishen Hofes nah Livadia. Von Marseilles aus wird das britische Kriegs\{hiff} „Helicon“ Se. Königliche Hoheit nah Konstantinopel führen,

Der König der Belgier hat Scarborough verlassen und sih nah Schottland begeben, von wo Se. Majestät am

dtr „A. Postztg.“ zufolge, durch Unwohlsein verhindert, an den

wurde wiederholt lauter Beifall zu Theil und zu dem von dem -

Frankreich. Paris, 13. September. Der Großherzog

von Baden is gestern hier angekommen. Das Budget der Pariser Polizei-Präfektur ift Jeßt veröffentliht worden. Die Ausgaben belaufen \ich auf 20,140,606 Fr., 376,192 Fr. mehr als leßtes Jahr. Dieselben vertheilen sich folgendermaßen: Centralverwaltnng 1,168,838, Polizei - Kommissare 1,263,400, Gemeindepolizei 13,858,850, Börsenpolizei 5000, Hallen und Märkte 501,175, Schiffahrt und Häfen 76,625, Brennmaterial 65,325, Gewicht und Maße 90,700, Probiren dr Getränke 65,100, Straßen- und Reinigungspolizei 61,425, Wagenpolizei 510,077, Morgue 15,700, Dispensaire de salubrité 36,000, Hygiène publique et salubrité 45,605, öffentlihe Unterstüßungen 10,600, Feuerwehrmänner- Corps 1,530,387, Pension und Unterstüßungen 606,783, ver= schiedene Ausgaben 146,000, Mehrausgaben im vorigen Jahr 40,454 Fr.

__— Die Rheder, Schiffskapitäne und Seeleute von Mar- seille übersandten dem Handels-Minister eine Supplik, in welcher sie ihn ersuchen, die von der Nationalversammlung. ver- \prochene Untersuhungs-Kommission über den Verfall der Han- delsmarine und die Mittel, ihr aufzuhelfen, zu bilden.

Eine gestrige Verordnung des Präfekten von Perigueux hat den Maire dieser Stadt und seinen Adjunkten „wegen ihrer Theilnahme an den öffentlihen Kundgebungen am 4. September Abends“ für zwei Monate suspendirt.

Die Absezung des Maires von Algier bestätigt si.

(W. T. B.) Das Iournal „Français“ veröffentlicht eine Note, durh welche die von mehreren Zeitungen gebrachte Nach- riht, St. Vallier werde Fournier in Rom ersetzen, entichie- den dementirt wird.

Verdun, 12. September. (W. T. B.) Die deutschen Okkupationstruppen haben heute Vormittag 8 Uhr die Stadt geräumt. Der Abzug derselben verlief in der größten Ordnung und Ruhe.

Spanien. Madrid, 13. September. (W. T. B.) Das Amendement, welhes zu Castelars Geseßesvorlage von der Linken eingebracht worden war: „Es sollten die Fälle, in denen auf Todesstrafe zu erkennen sei, vor die Cortes ge- bracht werden,“ wurde nah einstimmiger Annahme der Ge- seßesvorlage in ihrer ursprünglihen Fassung mit 54 gegen 39 Stimmen abgelehnt.

Dem Vernehmen nah soll die Frage wegen Verta- gung der Sizungen am Dienstag in den Cortes zur Ab- stimmung kommen. : :

_ Santa Pau is in Toloso angelangt, um mit Loma einen Angriff auf die Stellungen der Carlisten vorzubereiten.

Italien. Rom, 13. September. (W. T. B.) Der Mi- nister der auswärtigen Angelegenheiten, Visco nti-Venosta, ist gestern Abend nah Turin abgereist, wohin ih au der Konseils - Präsident Minghetti am nähsten Montag be- geben wird. Beide werden sich dort, von ihren Kabinetschefs begleitet, dem Gefolge des Königs anschließen.

Die von einigen Zeitungen gebrachte Nachricht, daß der Herzog von Aosta das Kommando der Truppen auf Sicilien übernommen habe, is, siherem Vernehmen nah, ver- früht. Es sind wegen dieser Angelegenheit zwar seit einiger Zeit Verhandlungen im Gange, bis jegzt is indeß noch nihts entschieden.

14. September. (W. T. B.) Die Präfekten von Turin und Chambéry haben die Grundlagen zu dem Uebereinkommen über die Frage der Steuererhebung auf dem Mont- Cenis-Plateau festgestellt.

_— sn der Provinz Belluno haben \ih in der leßten Zeit wiederholt Erd ö ß e bemerkbar gemacht. ___— 15. September. (W. T. B.) Eine Regentschaft wird während der kurzen Abwesenheit des Königs nit ein- geseßt werden. Der Minister-Präsident Minghetti ließt \sih in Padua dem Gefolge des Königs an. Ein Ministerialerlaß verordnet wegen des Auf- tretens der Cholera in Neapel eine Quarantäne.

Türkei. Konstantinopel, 14. September. (W. T. B.) Hamdi Pascha wird dem Vernehmen nah zum Iustiz-Mi- R A und Sadyk Pascha zum Finanz-Min ister ernannt werden.

Belgrad, 14. September. (W. T B.) Die Rückehr

des Fürsten Milan wird, wie verlautet, im Anfange des nächsten Monats zur Eröffnung der Skuptschina erfolgen. Zu Mitgliedern der Kommission, welhe mit der Prüfung der Pläne für ein Denkmal des Fürsten Michael beauftragt ist, sind u. A. auch die Próôfessoren Magnani in Mailand und Ludwig JIakoby in Wien gewählt worden.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 13. September. Der Kaiser hat unter dem 11. d. M. befohlen, bei den In- fanterie- und Kavallerie-Divisionen die Stellungen von Brigade- Commandeuren zu kreiren und die Regimenter der Divisionen in Brigaden einzutheilen.

Die Geseß-Sammlung Nr. 73 veröffentliht den Allerhöchsten Befehl, betreffend die Stiftung einer silbernen Me- daille für den Feldzug nah Chiwa.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 10. September. Der Chef der norwegischen Kriegsschule, Oberst - Lieutenant W. C. Keisau, is gestorben. Derselbe wurde 1812 geboren und war seit 1861 Chef der Kriegs\chu”e.

Amerika. Die Kämpfe mit den Indianern im fer- nen Westen erneuern sich fortwährend. So meldet General Stanley von der Yellowstone-Erpedition, daß er fünf Meilen unterhalb des „Schwimmende Weiber Creek“ den Mussellshall- Fluß erreicht habe, und daß General Custer mit*seiner Kavallerie am 4. und 11. August Gefehte mit den Indianern gehabt habe, in beiden jedoh siegreich geblieben sei. Der Verlust der Truppen bestand in 4 Todten und 4 Verwundeten, darunter Lieutenant Braden vom 7. Kavallerie-Regiment; der Verlust der Indianer betrug hingegen 40 Todte und Verwundete. Drei Personen, darunter der Veterinärarzt des 7. Kavallerie - Regi- ment, fielen in einen Hinterhalt und wurden von den Indianern ermordet. General Stanley hofft zwischen dem 9. und 15. September den Yellowstrom wieder zu erreihen. Aus New-Orleans wird unterm 28. August gemeldet, es sei daselbst aus Waso, Texas, die Nachricht eingetroffen, Indianer hätten Fort Still überrumpelt, und die Besatzung, einen Theil des 4. Kavallerie - Regiments, nebst Weibern und Kindern nieder- gemegzelt. Da jedoch weder das Kriegs - Ministerium noch Ge- neral Sheridan, Kommandant der Truppen in Chicago, Nachricht von einem solchen Ereigniß erhalten haben, so wird dessen Wahr- heit stark bezweifelt, und zwar um so mehr, als das 4. Ka-

Montag hierher zurückehrt.

vallerie-Regiment in Fort Clark, 500 Meilen von Fort Still liegt.

Die Nr. 74 der „Annaleù der Landwirthschaft in den Königlich preußischen Staaten“ hat folgenden In- halt: Minen über den Stand der Rinderpest. Probemähen auf dem Gute der Akademie Poppelsdorf. Von Dr. A. Wüst in Papvelttore: Aus dem Berichte über den Handel und die Indu-

strie von Berliu im Jahre 1872. Aus dem Herzogthume Anhalt.

Aus dem Regierungsbezirke Cöslin. Literatur: Ueber das Moor- brennen und die Wege zu seiner Beseitigung. Von Dr. Eduard Birn- baum. Graphisch-statistischer Atlas des Prof. Dr. H. Th. Kühne. Vermis{htes: Ausstellung von landwirthschaftlihen Maschinen, Ge- räthen, Früchten. Vieh 2c zu Remscheid am 27. bis 29, September. Die landwirthschaftlihe Wintershule zu Merseburg. Vorbereitungen für den internationalen Kongreß der Land und Forstwirthe zu Wien. Vereins-Versammlungen.

Im Auftrage des Kaiserlihen General-Postamts hat Herr Julius Straube eine Postkarte von Berlin herausgegeben, welche in Chromolithographie die 9 Bezirke veranschaulicht, in welche Berlin rücksichtlih der Briefbestellung - eingetheilt ist. Ein beiliegendes Heft enthält das alphabetishe Verzeichniß der Straßen und Pläße Berlins mit Angabe der Lage nah den Himmelsrichtungen, ferner eine Zu- sammenstellung der dem fkorrespondirenden Publikum wissenswerthesten Nachrichten, Die Karte ist in Berlin bei Julius Straube (Große Frankfurterstraße Nr. 34) erschienen und dur jede Postanstalt und .Buchhaudlung zu beziehen.

Statistische Nachrichten.

Stand der Cholera: Königsberg, 13. September. Am 11. d. M. sind angemeldet : erkrankt 21, gestorben 14 Personen; am 12. erkrankt 8, gestorben 6 Personen. Danzig, 13. September. Seit gestern Mittag Zugang 3 Erkrankungen (davon 2 im Stadtge- biet) und 2 Sterbefälle. Dagegen find bis jeßt genesen 86 und 27 noch in Behandlung. Elbing, 12. September. Seit Beginn der Cholera sind erkrankt 300 Personen, gestorben 203, in Behandlung resp.

enesen 97 Personen. Seit dem 9. d..M. sind erkrankt 24, gestorben 16. Berlin, 13. September. Von gestern auf heute sind als an der Cholera erkrankt gemeldet: 25 Personen, darunter 6 Todesfälle. Posen, 13. September. Am 12. d. M. find neue Erkrankungen an der ‘Cholera nicht vorgekommen. Im Choleralazareth befinden sich 5 Kranke. Magdeburg, 13. September. Gestern find an der Cholera er- krantt 16 Personen, gestorben 10 Personen. Burg, 12. September. In der Zeit vom 10. d. Mts. bis heute Mittag find in hiesiger Stadt an der- Cholera erkrankt 7 Personen und ge- storben 8 Personen. Neuhaldensleben, 13. Septem- ber. Vom 4. bis 11. September Abends sind an der Cholera hier erkrankt 8 und gestorben 5 Perfonen; im Ganzen bisher 21 gestorben. Schönebeck, 13. September. Am 10. September starben 3 Per- sonen, vom 11. und 12. ist kein Todesfall und auch kein Erkrankungs- fall zz verzeichnen. München, 13. September. Vom 10. bis 11. Abends sind 9 Erkr-nkungen und 7 Todesfälle, vom 11. bis 12. Abends 8 Erkrankungen und 6 Todesfälle vorgekommen. Augs- burg, 12, September. Seit vorgestern ist 1 Krank- heitsfall vorgekommen, so_ daß gegenwärtig 3 Personen in Behandlung stehen. Seit gestern keine Veränderung. Speyer, 12. September. Im Laufe des gestrigen Tages ist hier an der Cholera 1 Person erkrankt und 1 gestorben, was seit 25. August 15 Erkrankungen mit 9 Sterbefällen ergiebt. Landshut, 12. Sep- tember. Vom 10. bis 11. Abends sind an Cholera und choleraver- wandten Krankheiten erkrankt 2 Perfonen, gestorben Niemand. Seit Be- ginn der Epidemie Totalsumme der Erkrankten 100 Personen, gestorben 37. Dresden, 13. September. Auch von gestern bis heute ist hier weder ein Erkrankungs-, nech ein Todes- oder Genesungsfall an der Cholera zur amtlichen Meldung gelangt. Seit vorigem Mittwoch ist daher keine Veränderung in .dem Krankenbestande an 2 Personen ein- getreten. Heilbronn, 13. September. An der Cholera waren erkrankt vom 25. August bis 12. September 135 Personen, gestorben waren 51, genesen 68. Vom 12. bis 13. September find erkrankt 2 Personen, gestorben 3, genesen 4. Gesammtzahl der Erkrankten 137, der Gestorbenen 94, der Genesenen 72. Noch in Behandlung befindlich find 11 Personen. Prag, 13. September. Zu den am 1}. September in den sämmt- lichen Kranfken-Anstalten Prags verbliebenen 16 Cholerafranfken sind am gestrigen Tage 5 hinzugekommen. Von diefen 21 Kranken sind 2 genesen, 1 gestorben und 18 im Krankenstande verblieben. Paris, 13, September. (W. T. B.) Nach dem amtlichen Berichte sind hier vom 5. bis 12. d. M. 107 Personen an der Cholera gestorben. S. Petersburg, 13. September. Bis zum 9. September waren 157 Cholerapatienten vorhanden; im Laufe des Tages kamen 36 hinzu, genasen 18, starben 7, so daß bis zum 10, September 168 in Behandlung blieben.

Die Allgemeine Lehrer-Wittwen- und Waisen- kasse des Regierungsbezirks Arnéberg hatte im Jahre 1872 23,111 Thlr. Einnahme und 20,420 Thlr. Ausgabe. Unter den Einnahmen waren 221 Thlr. Gehaltsverbesserungen aus dem Jahre 1871, 4547 Thlr. dcêgl. aus dem Jahre 1872, 6010 Thlr. Stellen-, 4780 Thlr. Gemeindebeiträge. Unter den Ausgaben sind 10,650 Thlr. Wittwen- und 745 Thlr. Waiseupensionen, 8815 Thlr. für angelegte Kapitalien. Der Kapitalbestand der Kasse belief sich Ende 1872 auf 103,180 Thlr.

Die „Zeitschrift des Königlich sächsischen statisti- \chen Bureaus“, Jahrgang 1872, enthält folgende Artikel : Die mit der europäishen Gradmessung verbundenen nivcllitischen Höhen- bestimmungen im Königreih Sachsen, Sommec 1871. Shchhiffs- und Waarenverkehr auf der Elbe bei dem Hauptzollamte Schandau im Jahre 1871, Die Messen im Jahre 1872 zu Leipzig. Zu- sammenstellung der statistishen Resultate über den Postverkehr bei sämmilichen Postanstalten des Ober-Postdirektionsbezirks Leipzig für das Jahr 1871. Betriebs-Uebersichten der Königlich sächsischen Staats- und der in Staatsverwaltung befindlichen Privatei enbahnen für 1871 und 1572. Bericht über die Volkszählung im Königreich Sachsen am 1. Dezember 1871, Monatliche Berichte über die Re- sultate aus den meteorologishen Beobachtungen, angestellt auf den Königlich sächsishen Stationen.

Die Nr. 11 der Annalen des Deutschen Rei chs für Geseß- gebung, Verwaltung und Statistik, "herausgegeben von Dr. Georg Hirth (Leipzig, Verlag von G. Hirth, 1873), enthält: Die neue preu-

ßische Kreisordnung für die älteren östlichen Provinzen. B. Erläu- ternde Ucbersiht. T. Der Entwurf vom Jahre 1869 (Schluß). II, Der Entwurf von 1871. 111. Die Vorlage von 1872, IV. Die Dotation der Provinzial- und Kreisverbände. Die deutshe Auêswan- derung. Von Z C. F. Neßmann, Vorstand des statistischen Bureaus zu Hamburg. Materialien zur Arbeiterfrage und zur Abänderung der Gewerbeordnung, Vorbemerkung. A. Sounntagsfeier und Arbeitszeit ; Frauen- und Kinderarbeit in Fabriken. (Bericht der Petitionskom- mission des Reichstags und Erledigung der Angelegenheit im Bundes- rathe). B. Arbeits- und Lehrverhältniß, Kontraktbruch 2c. 1) Bericht der Petitionskommission des Reichstags. Nachtragsbericht. 2) Geseß-

entwurf, betreffend die Abänderung einiger Bestimmungen der Ge- werbeordnung. 3) Geseßentwurf, betreffend die Bestrafung der Kon- traktbrüchigkeit der land- und forstwirthshaftlichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. C. Arbeiter-Hülfs- und Unterstüßungskassen. 1) Antrag Schulze-Delißsh—Lesse. 2) Reskript des preußischen Handels-Ministers. D, Anhang. 1) Thesen des deutschen Vereins ländlicher Arbeitgeber (1872). 2) Thesen des Mittelrheinischen Fabrikantenvereins nebst Mo- tiven (Juni 1873). Der Entwurf eines Reichs - Militärgeseßes vom 13. Mai 1873, nebs Motiven. Einleitung. I. Abschnitt. Organisation des Reichsheeres. 1E

Straßburg, 9. September. Nach dem 1. Heft der „Statist i.- schen Mittheilungen über Elsaß-Lothringen, welche von dem statistischen Bureau des Oberpräsidiums herausgegeben werden, hat Elsaß-Lothringen 1) Wohnhäuser: 265,609, 2) Hauthaltungen: 396,475, 3) cine Civilbevölkerung von 1,517,494 Seelen (männliche 727,949, weibliche P A 4) eine Militärbevölkerung von 32,244 Seclen, 5) Katholiken: 1,223,161 (männl. 584,916, weibl. 638,245),

Evangelishe: 250,698 (männl. 121,735, weibl. 128,963).

Sonstige Christen: 2823 (m. 1423, w. 1400), Israeliten : 40,812 (m. 19,875, w. 20,937), 6) Gebrechlihe Individuen: a. Blinde 1374 (m. 790, w. 584), b. Taubstumme 1724 (m. 977, w. 747), c. Blöd- finnige 2214 (m. 1146, w. 1068), d. Ircsinnige 1330 (männl. 582, weibl. 748).

Der Chef der Londoner Polizei Oberst Henderson theilt in seinem statistischen Jahresbericht über das Wachsthum Londons mit, daß in den Jahren 1862 bis 1870 die bebaute Fläche im Durch- schnitt jährlich um 687 Acres (1 Acre gleich 40.47 Ar) zunahm, 1870 fiel der Zuwachs auf 42, 1871 auf 39 und 1872 endlich auf 20 Acres. Die auffällige Abnahme im Wachsthum wird theilweise der Konkur- renz größerer Ea ie, theilweise der Auswanderung die von Jahr zu Jahr merklich zunimmt —, theilweise endlich dem Um- stande zuge|rieben, daß sich das Geschäft von London emancipirt. Es ist notorisch, daß namentli viele auswärtige Geschäftshäuser ihre Zweiggeschäfte in London seit 1870 haben eingehen lassen, weil sie dieselben niht mehr für ncthwendig erachten.

St. Petersburg, 8. September. Die Zolleinnahmen be- liefen sich in diesem Jahre bis zum 9./21. August auf 28,889,909 R. (gegen das Vorjahr 1,336,252 R. weiger). In demselben Zeitraum wurden Edelmetalle eingeführt für 5,609,574 R. (gegen 1872 2,263,962 R. weniger) und ausgeführt für 11,378,654 R. (gegen 1872 6,827,385 R. mehr).

Stockholm, 8. September. Der Wechselumsaß an der hiesigen Börse im Monat August hat in abgerundeten \{chwedis{chen Rth. betragen: im Jahre 1867: 7,896,000, 1868: 6,135,000, 1869: 7,541,000, 1870: 8,882,090, 1871: 10,883,000, 1872 : 10,785,000 und 1873: 16,685,000; wie immer sind in diejem Jahre die beinahe aus- s{ließlich repräsentirenden ausländischen Münzsorten: Lftr. mit 8,670,000, deutsche Reichsmark (anstatt früher Hamburger Beo.) nebst kleineren Beträgen in preuß. Ct. und Lüb. Ct. 4,500,000 und Francs 3,250,000.

Kunst und Wissenschaft.

Von der im Verlage von G. Guttentag (D. Collin) in Ber- lin erscheinenden Text-Ausgabe der Deutschen Reichsgeseße ist so eben die Allgemeine deutsche Wechselordnung von dem Geheimen Justiz-Rath und Minister-Residenten Dr. S. Leonhardt in der zweiten Auflage ausgegeben; ferner das Neichsbeamtengeseß nebst einer Zusammenstellung. der besonderen Vorschriften für einzelne Beamten- klassen, Die mit Anmerkungen und Sachregister versehene Terxt- Ausgabe ist von dem Regierungs- Assessor Grandke besorgt.

(Prag. Z.) Die an alten Manuskripten reihe Bibliothek des Prager Domfkapitels bêwahrt unter ihren Schäten einen Codex, welcher die Ueberschrift führt „Seriptum super apocalypsim cum ima- ginibus.“ Derselbe bietet nicht nur einen Kommentar zur Apokalypse, sondern führt auch dem Historiker die geshichtlihen Ereignisse bis zum Jahre 1244 im Anschlusse an die prophetischen Visionen des heiligen Johannes vor. Besondere Berühmtheit hat dieser Codex aber durch die im Terte vorkommenden Umrißzeichnungen mit der Feder erlangt, von welchen ein tüchtiger Kunstkenner, Dr. Ambros, mit vol- lem Rechte sagt, sie verrathen einen so hohen Sc{höuheits- finn und eine so sichere Meisterhand, daß man sie zu den edelsten Leistungen zählen müsse, welche der germanische Styl in seiner {hönsten Ausbildung hervorgebracht hat. Der Domkapitu- lar Anton Frind hat aus dem Texte dieses Kodex nachgewiesen, daß das Original im Jahre 1244 beendigt worden und der Verfasse: desselben höchst wahrscheinlich ein deutscher Franziskanerordensbruder gewesen, ferner daß der in Prag befindliche Kodex eine Abschrift aus dem vierzehnteu Jahrhunderte ist, die im südlichen Frankreih und zwar höchst wahrscheinlich in der Stadt Avignon angefertigt wurde und wobei die Federzeihnungen, welche die Aufmerksamkeit und Be- wunderung aller Sachkundigen erregen, eine Originalzugabe des Ab- schreibers sind. Zur 900 jährigen Jubelfeier der Gründung des Prager Bisthums hat das dortige Metropolitankapitel diesen Kodex durch den Domkapitular Frind in photographischer Nachbildung vervielfältigen lassen und dem größeren Publikum zugänglich gemacht. Das Werk ist der K. K. Universitätsbuchhandlung von J. G. Calve (O. Beyer) zu Prag in Kommission gegeben.

Rom, 12. September. - Profeffor SéXäf ini, im vorigen Jahre Rektor dér Universität Rom und Hexausgeber des Archivio Giuridico, ist zum Professor der Jurisprudenz in Pisa ernannt worden.

Getverbe und Handel.

Dortmund, 15. September. (W. T. B.) In der heute hier stattgehabten General-Versammlung des Dortmunder Stein- kohlenbergwerks Luise Tiefbau, in welcher 8495 Aktien ver- treten waren, wurde eine Dividende von 25 Prozent pro rata tem- poris genehmigt und der bisherige Aufsichtsrath einstimmig wieder- gewählt. Die Auszahlung der Dividende joll vom 2. Oktober an mit 125 Thaler pro Aktie erfolgeu. E

Stuttgart, 13. September, Das am 23. August 1871 dem Johann Baptist Lhomme in Kaiserslautern auf Verbesserungen an Wollkämm-Maschinen für 10 Jahre ertheilte Erfindungspatent ist durch Nichtausübung erloschen. f S

Darmstadt, 12. September. Der Gemeinderath hat in seiner gestrigen Sißung beschlossen, wegen der Gefahr der Einschleppung epidemisher Krankheiten, die diesjährige Herbstmes se ausfallen

zu lassen. Verkehrs : Anftalten.

Die Nr. 72 der Zeitung des Vereins Deutscher Eisen- bahn-Verwaltungen hat folgenden Jnhalt: Uebersicht der Tarife und. Tarifnachträge für den Güterverkehr der Eisenbahnen Deutsch- lands, mit Angabe der Gültigkeitstermine und der Verkaufspreise der Tarife. Vereinsgebiet : Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen (Zur Revision des Eisenbahn-Betriebs-Reglements). Bergis - Märkische Eisenbahn (Königliche Eisenbahn-Kommission zu Essen). Oberschle- sische Eisenbahn (Königlide Cisenbahn-Kommisfion in Ratibor). Ber- liner Briefe. Münster-Enschede. Magdeburg-Haberstädter Eisenbahn (Geschäftsbericht pro 1872). Die neueröffnete Bahnlinie Regensburg- Neumarkt-Nürnberg. Oesterreichisch-Ungarische Correspondenz. E lich Königlich priv. Galiz. Carl-Ludwig-Bahn (Brody-Radziwillow eröffnet). Verschiedenes: Der Kongreß deutscher Volkswirthe. Lite- ratur 2c.

Nach dem jeßt erschienenen Geschäftsbericht des Direktoriums der Magdeburg-Cöthen-Halle-Leipziger Eisenbahn-Gesell- schaft für das Jahr 1872 (Magdeburg 1873) betrug die Länge der Bahn Ende1872: Magdeburg- Leipzig 118,797Kilom., Schönebeck-Staßfurt 29,555, Nordhausen-Nixei 24,873, Buckau-Centralbahnhof Magdeburg 3,39, zusammen 176,615 Kilom. ; Halle-Casfel 221,433 Kilom. Von der Stammbahn befinden sich 161,621 Kilom. im eigenthümlichen Be- siß und 148,352 Kilom. im Betrieb der Gesellshaft. Von der Halle- Casseler Bahn sind 197,334 Kilom. im eigenen Besiß der Gesellschaft, 24,099 Kilom. werden mit der hannoverschen Staatsbahn gemeinschaft- lih benußt. ODoppelgeleisig find von der Hauptbahn 118,797, von der Halle-Casseler Bahn 42,9 Kilom. Auf der Hauptbahn waren am Schlusse des Jahres 1872 67, auf der Halle-Casseler Bahn 58 Loko- motiven vorhanden. Die Stammbahn besaß Ende 1872 174 Per- sonenwagen mit 7752 Pläßen und 1936 Güterwagen, die Halle- Casseler Bahn 120 Wagen mit 5700 Pläßen und 1091 Güterwagen. Das konzessionirte Anlagekapital beträgt für die Magdeburg-Leipziger Bakn 12,950,000 Thlr. (5,250,000 Thlr. Stammaktien, 7,700,000 Thlr. Prioritätsaktien und Obüigationen), woven 12,177,598 Thlr. für 165,01 Kilom. (73,799 Thlr. pr. Kilom.) verwandt waren und 772,402 Thlr. noch disponibel blieben. Für die Halle-Caffeler Bahn beträgt das Anlagekapital 15,000,000 Thlr., wovon bis Ende 1872 14,200,179 Thlr. (71,960 Thlr. pr. Kilom.) verwendet waren.

Im Jahre 1872 wurden auf der Magdeburg - Leipziger Bahn 1,799,566 Personen befördert (1871: 1,676,216); die Personen-Kilo- meter berehnen sich auf 59,157,578 (1871: 61,175,400), die Einnahme auf 737,739 Thlr. (1871: 736,416 Thlr.). Die Halle-Casseler Bahn beförderte 969,762 Personen, gegen 888,711 in 1871; die Personen-

1871. An Gütern wurden auf der Magdeburg - Leipziger Bahn 41,192,583 Ctr, auf der Halle-Casseler Bahn 13,854,492 Ctr. Güter befördert (gegen 34,656,942 resp. 11,599,907 Ctr. in 1871), die sich auf 2,021,586,061 resp. 925,613,155 Centner - Kilometer berechnen (gegen 1,737,585,365 resp. 773,623,658 Gentner-Kilom. im J. 1871) und 2,117,608 resp. 889,166 Thlr. Einnahme ergeben (gegen 1,967,165 resp. 837,273 Thlr. in 1871). Die dur{scchnittlihe Fahresleistung einer Lokomotive stellt fich bei Magdeburg-Leipzig auf 81,974,582, bei Halle-Cassel auf 19,788,216 Centner-Kilometer Nettolaît, gegen 29,450,995 resp. 21,254,977 Centner-Kilometer in 1871 und 27,345,099 Centner-Kilometer Durchschniitsleistung sämmtlicher Lokomotiven des preußischen Staats im Jahre 1872, Der Kohlenverbrauh stellt sich bei Magdeburg-Leipzig auf 16,97, bei Halle-Cassel auf 14,97 Kilogr. pro Nußt-Kilometec, und auf 0,33 resp. 0,46 Kilogr. pr. Achs-Kilometer, An Ueberschuß ergab die Magdeburg-Leipziger Bahn 1,607,778 Thlr., die Halle-Casseler Bahn 542,045 Thlr. Zu den Einnahmen lieferte der D bei Magdeburg-Leipzig 25,6, bei Halle-Cassel 30,2 Prozent, der Güterverkehr 70,3 resp. 61,, die Extraordinarien 4,1 resp. 8 Prozent. Von den Ausgaben erforderte die allgemeine Verwaltung 6, resp. 3,6 Prozent, die Bahnverwaltung 30,1 resp. 41,2 Prozent, die Transportverwaltung 63,4 resp. 55,2 Pcozent. Der Reserve- fonds der Stammbahn ist mit 155,000 Thir. unverändert geblieben.

Unter Aufhebung des im §. 11 des unterm 13. November 1871 erlassenen Regulativs für die Benußung des Winterhafens an der Elbe bei Dessau enthaltenen Tarifs für das Hafengeld hat die Herzoglich anhaltishe Regierung leßteres anderweit festgeseßt, wie folgt: a. für ein Fahrzeug bis zu 50,009 Kilogramm (1 Ctr.) Tragfähigkeit auf 3 Thlc, b. für ein Fahrzeug von 50,001 his 100,000 Kilogr. (2000 Ctr.) Tragfähigkeit auf 6 Thlr., e. für ein Fahrzeug von 100,00! bis 200,000 Kilogr. (4000 Ctr.) N auf 9 Thlr., d. für ein Fahrzeug von 200,001 bis 300,000 ilogr. (6000 Ctr.) Tragfähigkeit auf 12 Thlr., e. für ein Fahrzeug über 300,000 Kilogr. Tragfähigkeit auf 15 Thlr., f. für ein Dampfschiff auf 25 Thlr.

Die Königlih näederländische Regierung hat Quaran- täne-Maßregeln für alle von Memel eingehenden Schiffe angeordnet. Die Königlich dänische Regierung hat die Maßregeln zur Ver- hütung des Einschleppens der Cholera auch auf die aus Lübeck ein- gehenden Schiffe ausgedehnt. Laut Bekanntmachung des Königlich norwegischen Regierungs-Departements des Innern sind fernerweit als von der Cholera befallen anzufehen: Pillau, Memel, Genua. Die Lokal-Regierung auf Malta hat angeordnet, daß alle von Triest, den österreichischen Häfen im adriatischen Meere, sowie von Genua und Hamburg kommenden Schiffe, eine Quarantäne von 21 vollen Tagen zu halten haben. Ankünfte aus den übrigen Häfen Italiens, Sizilien ausgenommen, unterliegen bis auf Weiteres einer Observations- Quarantäne von 5 vollen Tagen.

Kopenhagen, 12. September. Heute fand die Ecöffnung der Korrespondenz auf der neuen \chwedishch-dänisch-englischen Telegraphenleitung statt, wodurch Schweden in direkte telegra- phische Verbindung mit Großbritannien gebracht worden ist. Gleich- zeitig ist die neue Leitung zwischen Gothenburg und Fredericia der Korrespondenz geöffnet worden, wodurch Schweden in direkte Ver- bindung mit dem dänisch-französischen Kabel tritt. Gothenburg ift der Ausgangspunkt für die beiden neuen Leitungen in Schweden, und die Gesellschaft hat dort eine Kabelstation errichtet.

New-York, 13. September. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Cöln“ ist heute hier eingetroffen.

Aus dem Wolff’schen Telegraphen-Bureau.

Paris, Montag, 15. September, Vormittags. Das „Journal officiel“ publizirt das Dekret, betreffs Herabsezung des Eisenbahn= fracht-Tarifs für den Transport von Cerealien, \owie die Ver- ordnung, durh welche die neuen Tarifsäße entsprehend jenem Dekrete festgestellt werden.

- Madrid, Montag, 15. Septemb&, Morgens. Nach aus Regierungskreisen stammenden Nachrichten hatten Santa Pau und Loma ihre Abtheilungen vereinigt und in einer Stärke von 10,000 Mann und 14 Kanonen die aus 14,000 Mann und 9 Kanonen bestehenden Streitkräfte von Don Carlos in der Nähe von Tolosa angegriffen. Die Carlisten sollen große Verluste er- litten, auch eine Fahne eingebüßt haben. Weitere Details sind noch nit bekannt. Das englishe Geshwader hat sich von Almeria nach Escombreras vor Karthagena begeben.

Madrid, Montag, 15. September. Die Regierung hat be- reits 25,000 Mann Reserven in der Umgegend von Madrid zu- sammengezogen, welhe jeden Augenblick auf den Kriegs\chau- plaß abgehen können. Der Effektivstand der Armee s\oll, \oweit es die gegenwärtige Lage erheischt, erhöht, alle Waffengattungen, sowohl die Infanterie, Artillerie und Kavallerie, als auch die Spezialwaffen einer Reorganisation unterzogen und die Disziplin mit der äußersten Strenge aufrecht erhalten werden. Ueberhaupt is die Regierung entshlossen, ihre bisherige innere Politif fortzusezen und besonders in Bezug auf die Reorgani- sation und Disziplinirung der Armee die energishsten Maßregeln zu treffen.

Königliche Schauspiele.

Dienstag, 16. September. Opernhaus. (165. Vorstellung.) Die Hochzeit des Figaro. Oper in 4 Abtheilungen. Musik von Mozart. Gräfin: Fr. von Voggenhuber. Susanne: Frl. Leh- mann. Cherubin: Frl. von Bretfeld. Almaviva: Hr. Bet. Figaro: Hr. Krolop. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.

Schauspielhaus. (179. Abonnements-Vorstellung.) Maria und Magdalena. Schauspiel in 4 Akten von P. Lindau. An- fang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.

Mittwoch, 17. September. Opernhaus. (166. Vorstellung). Aladin, oder: Die Wunderlampe. Großes Zauber-Ballet in 3 Akten von Hoguet. Frl. Ricci, aus Mailand und Hr. Poigny, aus Brüssel, werden im zweiten Aft ein Pas de deux ausfüh- ren. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preise.

Schauspielhaus. (180. Abonnements - Vorstellung.) Am Klavier. Lustspiel in 1 Akt von Grandjean. Hierauf: Die Hochzeitsreise. Lustspiel in 2 Akten von R. Benedix. Zum Schluß: Herrn Kaudels Gardinenpredigten. Lustspiel in 1 Akt von G. v. Moser. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.

Die in den Königlichen Theatern gefundenen Gegenstände können von den Eigenthümern innerhalb 4 Wochen bei den Hauspolizei - Jnspekloren Schewe (Dperuhaus) und Hoff- meister (Schauspielhaus) in Empfana genommen werden. Erfolgt die Zurückforderung der betreffenden Sachen in der angegebenen Frist niht, so werden dieselben ' den Findern ohne Weiteres ausgehändigt.

Montag, 22. September cr., und an den darauf folgenden Tagen, Vormittags von 11 bis 1 Uhr, sollen im Konzertsaalflur des König- lichen Schauspielhauses (Eingang in der Taubenstraße), verschiedene aus der Theater-Garderobe ausrangirte Kostüm-Gegenstände, nament- lich altdeutsche Tunikas, spanische Kollets, Hosen und Mäntel, antike Uniform-n, seideñe Damenkleider, wollene und seidene Röcke, Taillen und Schoßjacken, Tricots, Schuhe und eine Partie große kachirte Köpfe öffentlih an den Meistbietenden gegen sofortige baare Bezah- lung verkauft werden.

Berlin, 11. S?ptember 1873.

Kilometer berechnen si Je auf 42,531,767 gegen 51,050,310 in 1871, die Einnahmen auf 420,194 Thlr.,, gegen 393,144 Thlr. in

General-Jntendantur der Königlihen Schauspiele.

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