1873 / 226 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 25 Sep 1873 18:00:01 GMT) scan diff

v. Streit, Sec. Li. vom Inf. Regt. Nr. 57, mit Pen“ sion und der Armee-Unif., der Abschied bewilligt. Graf zu Revent- low, zur Res. entlassener Port. Fähnr. des Inf. Regts. Nr. 79, der Abschied bewilligt. 4 i Den 16. September 1873. Graf Bülow von Dennewik, Pr. Lt. à la suite des 3. Garde - Regiments z. F., ausgeschieden und zu den Res. Offiz. des Regts. übergetreten. v. Nickish-Rosenegk, Sec. Lt. vom 4. Garde - Regt. z. F., der Abschied bewilligt. Frhr. von Schaumberg, Sec. Lieut. à la suite des 4. Garde- Grenadier - Regiments unter dem geseßlichen Vorbebalt ausgeschieden. v. Krosigk, Rittm. und Chef der 3. Comp. vom Regt. der Gardes du Corps mit Pension der Abschied bewilligt. Gr. zu Dohna I, Pr. Lt. à la cuite des 1, Garde-Drag. Regts,, ausgeschieden und zu den Res. Offiz. des Regts. übergetreten. Mohs, Sec, Lt. vom Ulan. Regt. Nr. 12,-der Abschied bewilligt. H erber, Hauptm. und Comp. Chef vom Füs. Regt. Nr. 33, mit Pension und der Armee- Unif., der Abschied bewilligt. Saf fran, Pr. Lt. von der Inf. des Res. Landw. Bats. Nr. 33, Wenk, Sec. Li. von der Res. des Drag. Regts. Nr. 17, der Abschied bewilligt. v. Koblinsfki, Gen. Mai. 3. D., zuleßt Commandeur der 5. Inf. Brig., der Char. als Gen. Lt. verliehen. v. Pelten, Hauptmann und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 21, mit Pension nebst Aussicht auf Anstellung im Civildienst und der Regts. Unif., der Abschied bewilligt. v. Köhne- Deminski, Pr. L. a. D., zuleßt im Inf. Regt. Nr. 14, die Aus- sicht auf Anstellung im Civildienst ertheilt. v. Homeyer I., Pr. Lt. von der Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 2, als Hauptmann mit seiner bisher. Unif, Pawlikowski, Hauptm. von der Inf. und Comp. Führer vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 2, mit der Landw. Armee - Unif., Poll, Sec. Lt. von der Inf. des 1. Bats,, Landw. Regts. Nr. 54, mit der Landw. Armee-Unif., v. Kaisenberg, auptm. und Comp. Chef vom Königs - Gren. Regt. Nr. 7, mit ens. nebst Auésicht auf Anstellung in der Gensd. und der Regts. Ünif. der Abschied bewilligt. Gr. v. Strachwiß, Sec. Lt. von dems. Regt., unter dem geseßlichen Vorbehalt ausgeschieden. Eyth, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf, Regt. Nr. 46, mit Pens. und der Armee-Unif., der Abschied bewilligt. v. Hoffmann, Pr. Lt. von der Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 7, als Hauptm. mit seiner bish. Unif., Hoffmann-Scholß, Pr. Lt. von der Inf. des 2, Bats. dess. Regts., als Hauptm. mit seiner bish. Unif., Willmann, r. U. v. d. Inf. u. interim. Comp. Führer v. 2. Bat. Landw. Regts. Mr. 58, als Hauptm. mit der Landw. Armee-Unif., der Abschied be- willigt. v. Suchodelski, Sec. Lt. vom Füs. Regt. Nr. 38, dec Abschied bewilligt. v. Seydliß- u. Kurzbach, Hauptm. und Comp. Chef vcm Inf. Regt. Nr. 51, mit Pension ausgeschieden. Wellmann, Port. Fähnr. vom Inf. Regt. Nr. 23, zur Res. ent- lassen. Philippi, Pr. Lt. von der Kav. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 50, der Abschied bewilligt. v. Bassewiß, Pr. Lt. vom Drag. Regt. Nr. 12, mit Pens. nebst Ausficht auf Anstellung im Civildienst, der Abschied bewilligt. Wulsten, Hauptm. von der Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 8, mit s. bisher. Unif., Dame, Pr. Lt. von der Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 12, als Hauptm. mit seiner bisherigen Unif, Gründler, Hauptm. von der nf. und Comp. Führer vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr, 24, mit seiner bishe- rigen Unif., Weber 11, Sec. Lt. von der Inf. des Mel Landwehr- Bats. Nr. 35, Mittelmann, Sec. Lt. von der Res. des Drag. Regts. Nr. 13, sämmtlih der Abschied bewilligt. Klinkerfues, Br Lt. vom Inf. Regt. Nr. 85, mit Pension und der Armee - Unif., chulze, Sec. L. von dems. Regt. mit Pension nebst Aussicht auf Anstellung im Civildienst und der Regts. Unif. der Abschied bewilligt. Kwiatkowski, Sec. L. von dems.-Regt., ausgeschieden und zu den Res. Offiz. des Regts. übergetreten. Johannes, Hauptm. z. Disp., früher Pr. Lt. im ehem. Großh. Meckl. - Schwerin]hen Gren. Regt., der Abschied bewilligt. Möller, Sec. Lt. von der Inf. des Reserve- Landw. Bats. Nr. 73, Gr. v. Pfeil, Rittm. von der Kav. des 2, Bats. Landw. Regts. Nr. 79 der Abschied bewilligi. Westphal, Hauptm. a. D,., früher Pr. Lt. im In. Regt. Nr. 14, zur Zeit Füh- rer der Handwerker-Abtheilung des Ersaß-Bats. des Inf. Regts. Nr. 91, die Ausficht auf Anstellung im Civildienst ertheilt. Kölße, Sec. Lt. von der Landw. des Eisenb, Bats. im Bezirk des Landw. Bats. Colmar, der Abschied bewilligt. v. Raußendorff, Major und 1, Depot-Offiz. vom Garde-Train-Bat., mit Pension und seiner bisheri- en Unif. der Abschied bewilligt. Lange, Sec. Lt. vom Train-Bat. r. 2, ausgeschieden und zu den Res. Offiz. des Bataillons überge- treten. v. Eckartsberg, Hauptm. und 1. Depot-Offiz. vom Train- Bat. Nr. 7, als Maj, mit Pension und seiner bisherigen Unif. der Abschied bewilligt. ork, Pr. Lt. a. D., zuleßt Sec. Lt. von der Inf. des Res. Landw. Bats. Nr. 35, die Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee-Unif. ertheilt. Sea Den 18. September 1873. Lehmann, Sec. L. von der Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 46, als temporär ganzinvalide mit Penfion unter dem geseßlichen Vorbehalt ausgeschieden. Mat- thaei, Maj. a. D., zuleßt im Füs. Regt. Nr. 86, mit seiner bis- herigen Unif. in die Kategorie der zur Disposition gestellten Offiziere

yerseßt. les Beamte der Militär-Verwaltung. Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. Den 18. September 1873. Sommerfeldt, Zeug-Lt. vom Art. Depot in Neisse, zum Art. Depot in Stettin verseßt.

Ix. In der Marine. Offiziere 2. A. Ernennungen, Beförderungen 2c. Den 13. September 1873. Frhr. v. Reibnit, Korv. Kap., zum Kommandant Sr. Maj. Korvette Arcona ernannt.

B. Abschiedsbewilligungen 2c. Den 13. September 1873. v. Schönfeldt, Lt. zur See, mit Pension der Abschied bewilligt. | en 16. September 1873. Schmidt I., Unter-Lt. zur See, unter dem geseßlichen Vorbehalt ausgeschieden.

Nichtamtliches.

Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 25. September. Die gestern zu Ehren Sr. Majestät des Königs von IFta- lien in Potsdam veranstalteten Festlichkeiten waren vom schönsten Wetter begünstigt. Um 11 Uhr traf der Extrazug mit den Allerhöchsten und Höchsten Herr- schaften und dem Gefolge auf dem Bahnhofe in Potsdam ein, wo der Polizei-Präsident Engelcken zum Empfange anwesend war. Von dort begaben Sih Allerhöchst- und Höchstdieselben zu Wagen nah dem Stadtshlo}se. Bald darauf erschienen Se. Majestät der Kaiser und König an der Spißze der Suite zu Pferde im Lustgarten und besichtigten die zur Parade auf-

estellten Truppen. Nach Begrüßung der Leßteren holten Aller- öchstdieselben Se. Majestät den König von Jtalien aus dem Stadt\chlo}se ab, und Beide Majestäten, gefolgt von einer überaus glänzenden und zahlreichen Suite, ritten die Front der Truppen ab. Zur Parade, welche von dem General-Lieutenant von Pape kommandirt wurde, waren beordert worden: das erfte Garde- Regiment zu Fuß mit den altpreußischen Grenadiermügen, das Lehr-Bataillon, das Garde - Iäger - Bataillon, das Regiment Gardes du Corps, das Garde - Husaren - Regiment, das erste und dritte Garde-Ulanen-Regiment , eine reitende und zwei Fußbatterien von der Garde-Feld- Artillerie. Die außerdem in Potsdam stationirten Offiziere, Abtheilungen der Kaiserlichen Marine, das Kadettencorps 2c. füllten den Raum unmittelbar vor dem Schlosse aus, während das äußerst zahlreich versam- melte Publikum aus größerer Entfernung dem mili-

tärishen Schauspiele zusah. Es erfolgte darauf der Vorbeimarsh der Truppen in der vorbezeihneten Reihenfolge vor den Allerhöchsten Herrschaften, welche seitwärts rechts vom Schlosse Aufstellung genommen hatten. Dem 1. Garde-Regiment zu Fuß ritten à la suite drei Prinzen voraus: Se. Kaiserliche und König- lihe Hoheit der Kronprinz, Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl und Se. Hoheit der Prinz August von Württemberg ; den ersten Zug \chlossen die beiden ältesten Söhne Sr. Kaiserlichen und König- lihen Hoheit des Kronprinzen. Dieses Regiment marschirte in zwei Gliedern, das Lehr-Bataillon in drei, das Garde-Jäger- Bataillon wieder in zwei Gliedern. Das Regiment Gardes du Corps führte der General-Lieutenant Graf von Brandenburg 11, an die Spitze der Artillerie-Kolonne seßte Sih Se. Königliche ge der Prinz Carl. Der zweite Vorbeimarsh erfolgte in

ataillons- resp. Shwadrons-Kolonnen mit Compagnie-Front in 18 Rotten, die Fuß-Artillerie mit aufgesessener Mannschaft. Kurz nah 12 Uhr war die Parade zu Ende, und verfügten Sich die Allerhöhsten und Höchsten Herrschaften in das Stadtshloß zum Dejeuner.

Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzesfin wohnte der Parade zu Pferde in der Uniform Höchstihres Husaren- Regiments bei.

Um 2 Uhr nahm die im Festprogramm in Ausficht genommen Rundfahrt dur die Königlichen Gärten bei Potsdam ihren An- fang. Im ersten Wagen saßen, wie bei der Ankunft Sr. Majestät des Königs von Italien am -22., Allerhöchstdieselben rechts neben Sr. Majestät dem Kaiser und König und Sr. Majestät gegen- über rückwärts Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kron- prinz. Das Gefolge hatte in zehn Wagen Pla genommen. Der glänzende Zug ging zuerst nah dem Neuen Palais, dann nach dem Orangerichause, wo die Allerhöhsten und Höchsten Herrschaften ausftiegen, demnähst nah Sanssouci, wo wiederum ausgestiegen wurde; darauf durch den nordischen und fizilianishen Garten und Marly bei der Friedenskirhe vorbei, dur das Königsthor nach dem Pfingstberge. Von da nahm der Zug seinen Fort- gang durch den Neuen Garten nah Glinike und Babelsberg, von wo die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften um 4 Uhr wieder nah dem Stadtschlosse zurükehrten.

Gegen 6 Uhr begannen sih die Räume des Festsaales im Neuen Palais mit den geladenen Gästen zu füllen, und um 6 Uhr nahm das Diner daselbst seinen Anfang. Es war nur eine lange Tafel gedeckt ; mit kleinen, dadurch bedingten Modi- fikationen saßen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften ziem- lih in derselben Reihenfolge und Gruppirung, wie vorgestern beim Galadiner im Königlihen Schlosse in Berlin. Das Diner währte bis 74 Uhr, und um diese Zeit wurde der Eingang zum Theater im Neuen Palais, an der Ecke, den Communs gegen- über, den mit Eintrittskarten verschenen Gästen geöffnet. Die anmuthig dekorirten Räume desselben, der erste und zweite Rang, waren bald von eiuer eleganten Gesellschaft, Damen und vor- zugsweise Offizieren, gefüllt, nur das Parquet blieb noch leer, bis um 8 Uhr der General-Intendant, Kammerherr von Hülsen das Zeichen gab, daß die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaf- ten Sih naheten. Auf den aht Sesseln in der ersten Reihe nahmen Plaß in der Mitte, rechts neben Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin Se. Majestät der König von Italien, rechts von Allerhöhstdenselben Se. Majestät der Kaiser und König und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Carl; links von Ihrer Kaiserlihen und Königlichen Hoheit der Kron- prinzessin saßen Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzessin Fried- rich Carl und die Herzogin Wilhelm von Mecklenburg, die bei- den äußersten Sessel hatten Ihre Königlichen Hoheiten die Prin- zessinnen Mariè und Elisabeth eingenommen. In der ersten Reg unmittelbar hinter Sr. Majestät dem Kaiser und

ónig, saßen Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kron- prinz, rechts von Höchstdemselben Ihre Königlichen Hoheiten die Prin- zen Carl, Friedrich Carl und Albrecht. Auf den entgegengeseßten Seiten saß zu Aeußerst links der Minister-Präsident von Ming- hetti, neben den Kaiserlihen Hofdamen Gräfinnen von Brühl und von Seydewit. Nach kurzer Ouverture hob sich der Vor- hang, und es folgte ein Tanzdivertissement.

Das Programm mar folgendes: 1) Pas de quatre hongrois, ausgeführt von den Damen Trepplin und Farhow und den Herren Burwig und Gräb. 2) Hongroise des Corps de ballet 3) Pas de deux von Frl. Ricci und Herrn Poigny. 4) La petite Garde aus dem Ballet „Le jour de la naissance“, von Balleteleven exekutirt. 5) Steirisher Tanz mit Gesangbeglei- tung, ausgeführt von den Damen Forsberg und E. Trepplin und den Herren Müller und Glasemann. 6) Pas de deux von Frl. David und Herrn Burwig. 7) Gavotte, dargestellt und getanzt von den Damen Giese, Schmidt, Farhow, Bechtel, Wisoßky, Hellwig, Trost u. a.

Nach 9 Uhr war die Balletvorstelung zu Ende und zogen Sich die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften zurück. Während die geladenen Gäste und das Publikum sich zerstreuten, ent- wickelte sih eine überaus malerishe Scene. Die Soldaten des Lehr-Bataillons waren mit brennenden Pechfackeln ausgerüstet und bewegten sich, allmählih Spalier bildend, die Waldallee hinab, welche sich vom Neuen Palais bis zur Wildparkstation erstreckt. Kurz vor 10 Uhr war in dieser Weise die pittoreske Illumination des dunkeln Waldes vollendet und fuhren die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften nah der Wildparkstation, woselbst| Allerhöhst- und Höchstdieselben ein Extrazug in Empfang nahm und nah Berlin zurückführte. Der Potsdamer Bahnhof in Berlin war dur rothe bengalishe Flammen efffekt- voll erleuchtet, und ein sehr zahlreih versammeltes Publikum empfing Ihre Majestäten und die Höchsten Herrschaften mit be- geisterten Hochrufen. j

Heute war zu Ehren Sr. Majestät des Königs von Italien eine Hofjagd bei Hubertuss|ock veranstaltet. Die Abfahrt der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften von hier erfolgte um 8 Uhr früh mittelst Extrazuges auf der Stet- tiner Bahn und zwar mit Benußung derselben bis hinter Neu- stadt - Eberswalde, wo die Chaussee nah Joachimsthal abgeht, und von dort zu Wagen nach Hubertusstock. Nach der Ankunft um 101/, Uhr würde im Iagd\schlosse daselbst das Dejeuner ein- genommen, worauf die Iagd ihren Anfang nahm. Nach Been- digung derselben fand Nachmittags um 5 Uhr Diner im Jagd- \{chlo}se statt. Die Rückkehr hierher erfolgt auf demselben h und die Ankunft auf dem Stettiner Bahnhof Abends 9} Uhr.

. Ân der Jagd nahmen außer den Beiden Majestäten Theil : Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz, Se. König- lihe Hoheit der Prinz Carl, Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrih -Carl, Se. Königlihe Hoheit der Prinz August von Württemberg, Se. Hoheit der Herzog Wilhelm von Mecklenburg; von dem Gefolge Sr. Majestät des Königs von Italien: der General-Major Bertole Viale, Commendore Lombardini, Com- mendore Derra, der Oberst Nasi, Commendore Aghemo, Kabinets-

Chef, und der Kapitän Vignola ; außerdem: der Vize-Ober- Jagdmeister von Meyerinck, der General Graf Kaniß, der Oberst und Flügel-Adjutant Graf Lehndorf, der Leibarzt Dr. von Lauer 2c,

Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich der Niederlande trifft morgen früh 7 Uhr 5 Minuten auf dem Lehrter Bahnhofe hier ein und steigt in Höchstseinem Palais ab.

Am 20. und am 24. d. M. fanden unter Vorfiß des Staats-Ministers Delbrück Plenarsißzungen des Bundesraths statt, in welchen über folgende, Elsaß-Lothringen betreffende Vorlagen berathen wurde: Den Gesezentwurf, betreffend die Ernennung der Untersuchungsrihter und der Ergänzungsrichter bei den Landgerichten, sowie die Bestellung zeitweiliger Vertreter eines richterlihen Beamten oder eines Beamten der Staatsan- waltschaft ; den Geseßentwurf, betreffend die Beaufsichtigung und die Kosten der Vormundschaftsverwaltung; den Gesetzentwurf, betreffend die Einführung des Reichsgesezes über die Kriegs- leistungen; den Gesezentwurf, betreffend die Controle des Lan- deshaushalts für 1873; den Gesezentwurf, betreffend die Kautionen der Beamten des Staats, der Gemeinden und der öffentlihen Anstalten, sowie den Entwurf einer denselben Gegen- stand betreffenden Kaiserlihen Verordnung; endlih den Geseh- entwurf, betreffend die Erklärung der Verschollenheit von Per- sonen, welche an dem in den Sahca 1870 und 1871 geführten Kriege theilgenommen haben.

Der Minister des Innern hat im weiteren Verfolg der Arbeiten zur Ausführung der Kreisordnung, wie die „Prov. Korr.“ mittheilt, nunmehr au die früher vorbehaltene Jnstruk- tion in Betreff der drei ersten Abschnitte des zweiten Titels des Gesetzes erlassen.

Der erste Abschnitt stellt im §. 21 die Grundlage der neuen Verwaltungs-Organisation der Kreise fest.

Die Gemeinden und Gutsbezirke sind als selbständige, ein- ander nebengeordnete Körper hingestellt, und if in diesem Sinne die Leitung ihrer öffentlihen Angekegenheiten geregelt.

Als Vertreter des Staatsinteresses und der gemeinsamen, dauernden Kreisinteressen is und bleibt der Landrath erster Beamter des Kreises.

Der zweite Abschnitt handelt von dem Gemeindevorsteher- und dem Schöffen-Amte, sowie von der Ortsverwaltung der selbständigen Gutsbezirke.

Die Amtsthätigkeit der jeßigen Gemeindevorsteher und Schöffen erlisht nah §. 186 am 30. Juni 1874. Demgemäß sind die ersten Wahlen der Gemeindevorsteher und Schöffen in der ersten Hälfte des Jahres 1874, und zwar bis zum 1. April vorzunehmen.

Die schon jeßt gewählten Gemeindevorsteher und Schöffen bleiben jedoch in Funktion bis zum Ablaufe der in der Kreis- Ordnung vorgeschriebenen \echsjährigen Amtsdauer, vom Tage ihrer Bestätigung gerechnet, sofern niht eine Gemeinde eine frühere Wahl ausdrücklih beantragt.

Hat der Neuwahl eines Eemeindevorstehers oder eines Schöffen die Bestätigung wiederholt versagt werden müssen, so steht es dem Landrathe zu, auf den Vorschlag des Anitsvorsftehers unter Zustimmung des Kreisaus\hu}ses einen Stellvertreter auf so lange zu ernennen, bis eine erneuerte Wahl, deren Vornahme der Gemeinde jeder Zeit freisteht, die Bestätigung erlangt hat.

Dieselbe Befugniß steht dem Landrathe zu, wenn keine Wahl zu Stande kommt, weil beispielsweise eine Gemeinde die Voll- ziehung derselben verweigert.

Können \ich der Landrath und der Kreisaus\chuß über den zu ernennenden Stellvertreter nicht einigen, so entscheidet das Dae als . Kommunal - Auffichtsbehörde höherer

nstanz.

Der dritte Abschnitt handelt von der- Aufhebung der Lehn- und Erbschulzenämter.

Behufs Ausführung der Bestimmungen dieses Abschnitts haben die Landräthe, sobald eine Gemeinde oder ein Schulzen- gutsbesizer darauf anträgt, mit Hülfe vorhandener Lehnsbriefe, Erbverschreibungen, Prästations-Tabellen, Urbarien, Rezesse, der Grund- und Hypothekenbücher oder sonstiger Urkunden zu er- mitteln: 1) ob und mit welchen Grundstücken die Berechtigung und Verpflichtung zur Verwaltung des Schulzen - (Richter-) Amtes bisher verbunden war; 2) ob und welhe Grundftüte, Gerechtigkeiten und Einkünfte dem Schulzengutsbesigzer erweislih von der Gemeinde selbs für die Amtsverwaltung verliehen sind; 3) ob und welche Vorrehte und Befreiungen dem Schulzenguts- besißer für die Verwaltung des Schulzenamtes in Beziehung auf die aus dem-Kommunal-Verbande oder aus anderen Verbänden, z. B. dem Kirchen- und Schulverbande, entspringenden Dienste und Abgaben, der Gemeinde oder deren Mitgliedern gegenüber bisher zustanden.

If nach dem Ergebnisse der angestellten Ermittelungen eine Auseinandersezung zwischen der Gemeindé und dem Schulzen- gutsbesizer erforderlih, so legt der Landrath die in der Sache gepflogenen Verhandlungen dem Kreisaus\chusse vor, welcher den Kommissarius für die Auseinandersezung ernennt.

Die Aufhebung der Bercchtigung und Verpflihtung zur Verwaltung des Schulzenamtes isst von der Beendigung des Auseinandersezungsverfahrens niht abhängig. Die Amtsthätig- feit der das Schulzenamt verwaltenden Schulzengutsbesigzer er- lisht vielmehr am 30. Iuni 1874. Mit demselben Zeitpunkte fällt auch die Verpflichtung derselben zur Besoldung eines Stell- vertreters weg.

Am 23. d. Mts. feierte der Wirkliche Geheime Rath und Direktor im Ministerium des Königlihen Hauses, von Obstfelder, sein funfzigjähriges Amtsjubiläum.

Derselbe war, nach einer Toangailbrigen richterlihen Lauf- bahn, im Jahre 1843 als vortragender Rath in das Finanz- Ministerium und demnächst in das Haus-Ministerium unter dem Minister Grafen von Stolberg-Wernigerode eingetreten. E

Diesem Ministerium gehört er feit nunmehr fast dreißig Jahren in verschiedenen Stellungen, und“ seit dem Jahre 1860 als Ministerial-Direktor an. i i

Aus Anlaß des Iubiläums Hat der Wirkliche Geheime Rath von Obstfelder aus den verschiedenen Kreisen seiner am! lihen Thätigkeit zahlreiche Zeichen der lebhaftesten und aufrich- tigsten Theilnahme erhalten. |

Der Oberst-Kämmerer, Graf von Redern, überreichte ihm im Allerhöchsten Auftrage die Dekorationen des Groß-Komthur- Kreuzes vom Hohenzollernshen Hausorden. Außerdem en des Kaisers und Königs Majestät die Gnade gchabt, den

ubilar durch ein eigenhändiges Handschreiben zu erfreuen. Au Ihre Majestät die Kaiserin und nigin, Ihre Majestät die ver- wittwete Königin, Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kron-

prinz und Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl haben eigen- händige Glückwunschschreiben an den Jubilar gerichtet.

Der abwesende Minister des Königlichen Hauses, Freiherr oon Shleinig, hatte demselben gleihfalls \{hriftlich gratulirt.

Deputationen der Königlichen Hofbehörden und des König- lihen Kammergerichts, welhem der Wirkliche Geh. Rath von Obstfelder längere ‘Zeit als Mitglied angehört, ferner die Räthe und Beamten des Ministeriums und zahlreihe Freunde hatten ch in dem Hause des Jubilars eingefunden, um ihm persönli ¡ihre Glückfwünsche auszusprechen.

Der General-Lieutenant und Commandeur der 15. Di- vision, von Kummer, welcher zur Abstattung persönlicher Meldungen hier eingetroffen war, i} in seine Garnison Cöln zurückgekehrt.

Der Geheime Legations-Rath Bucher if aus Varzin hierher zurückgekehrt.

Die Postanstalten in denjenigen Bezirken, für welche Seitens der Provinzialbehörde eine Wil dpret-Legitimations - Kontrole eingeführt worden ift oder noch zur Einführung fommen wird, haben Anweisung erhalten, Wildpretsendungen, die nah der polizeilihen Vorschrift mit Ursprungsattesten ver- schen sein müssen, ohne solche Atteste zur Beförderung mit der Post niht anzunehmen.

Eine solche Kontrole wird sich selbstverständlih nur bei \folchen Sendungen in Ausführung bringen lassen, welche in der Weise verpackt sind, daß der Inhalt der Sendung als aus Wild- pret bestehend, äußerlih érkennbar ist.

Bayern. München, 23. September. Für den am 19. v. Mts. zu Genf verstorbenen Herzog Carl von Braun- schweig ist eine vom 25. bis 27. d. Mts. incl. währende 3tägige Hoftrauer angeordnet worden. -

Das Staats-Ministerium des Innern hat, dem „Korr. v. u. f. D.“ zufolge, bezüglih der Abänderung der Ge- sezgebung über die Aktiengesellshaften den Handels- und Gewerbekammern die Gründe hierzu bekannt gegeben und hierbei besonders hervorgehoben, daß die Gründung und weitere Ent- wickelung der in der Form der Aktiengesellshaften gekleideten gewerblichen Unternehmungen im Laufe der leßten Jahre nicht ohne erheblihe Ausschreitung vor sih gegangen sei. Ein Theil dieser Vorgänge dürfe unbedenklih auf das Zusammentreffen solcher mehr oder minder vorübergehender Verhältnisse zurückgeführt werden, die in keinem Zusammenhange mit der speziellen Affo- ziationsform f¿ehen und ihrer Natur nah einer Einwirkung Sei- tens der Gesehgebung sih entziehen. In anderen Beziehungen fei durch jene Erscheinungen aber auch die Frage nahe gelegt, ob nicht die durch das Geseh vom 11. Juni 1870 gegen Umgehungen, Täuschungen und andere Mißbräuche aufgerichteten Garantien unbeschadet der freien Bewegung des Verkehrs eine Er- weiterung fähig und bedürftig find.

Dem Vernehmen nah wird der gesammte oberste Sch ulrath demnähst wieder zusammentreten, um wichtige Reformfragen, hierunter auch diejenige bezüglih der Reorgani- sation der Gewerbschulen 2c., zu behandeln.

Durch Königliche Allerhöchste Entschließung is die Er- öffnung der diesjährigen ordentlihen protestantishen Ge- neralfynode für die diesrheinishen Konsistorialbezirke auf den 8. k. M. in Bayreuth anberaumt und die Dauer derselben auf vortäufig 10 Tage bestimmt worden. ' Z:m Königlichen Kom- missar bei dieser Generalsynode is, wie bei der leßten im Jahr 1869, der Königlihe Appellationsgerihts-Direktor v. Knappe ernannt worden. Die von Seiten des protestantischen Ober- Konsistoriums an die Generalsynode gelangenden offiziellen Vorlagen betreffen Nachweisungen und Voranschläge für die verschiedenen Pfarr-, Unterstüßungs-, Wittwen- uud Hülfsfonds, sowie die Abänderung einiger Bestimmungen der Pfarr-Unter- stüßungskaf}se Ordnung.

Kaiserslautern, 24. September. (W. T. B.) Eine hier abgehaltene Gemeinde-Versammlung hat die Einführung konfessionell gemischter Schulen, obgleih der anwesende katholische Pfarrer dagegen sprach, mit 1200 gegen 60 Stimmen

beshlo}sen.

Hessen. Darmstadt, 23, September. Die außer- ordentlihe Landes\ynode erledigte, wie die „D. Ztg.“ meldet, gestern bei fortgesezter Berathung des Verfassungs- entwurfs die §8. 32 bis 55 des Entwurfs; der Berathung wurde auch dieses Mal unter Zustimmung der Vertreter des Kirchenregiments der Aus\hußentwurf zu Grunde gelegt.

__ Die §§. 32 (Zusammenseßung des Kirchenvorstandes aus Geist- lihen und Kirchenvorstehern), 33 (Vorsiß in dem Kirchenvorstande), 34 (Zahl der Kirchenvorsteher zwischen 4 und 12 nach Bestimmung des Dekanats - Auéschusses), 35 (Wahl der Kirchenvorsteher in Kir- chengemeinden, die aus mehreren Orten bestchen), 36 Kirchenvorstände für einzelne solcher mehreren Orte, die eigenes Vermögen besißen) und 37 (Wahl. der Kirchenvorsteher durch die Gemeindevertretung auf 6 Jahre; Ausscheiden der Hälfte derselben nah je 3 Jahren) wurden theils unverändert, theils mit geringen Modifikationen angenommen ; ein Amendement Wiener zu §. 34: Die Zahl der Kirchenvorsteher in den einzelnen Orten nach der Seelenzahl analog wie bei den Gemeindevertretern geseßlich zu fixiren, fiel. §. 38 handelt von der Wählbarbarkeit in den Kirchenvorstand. ie Vertreter des Kirchenregiments hatten in dieser Beziehung auf der Regierungs- vorlage beharrt, welche in §. 17, Absaß 1 außer Ueberschreitung des 30. Lebensjahres, unbescholtenem Lebenswandel und einigen sonstigen Vorausseßungen, Theilnahme am öffentliche" Gottesdienst und hei- ligen Abendmahl verlangt. Der Antrag der Ausschußmajorität, welcher in dem erwähnten §. 38, Absaß 1 fich findet, gewährt jene Wählbarkeit allen bei der Wahl der kirchlihen Gemeindevertretung stimmberechtigten Männern, die 30 Jahre alt find und einen ehrbaren Lebenswandel führen. Ein Antrag der Aus\{hußminorität verlangt: Stimmfähigkeit bei den Wahlen der kirhlichen Gemeinde- vertretung, Zurücklegung des 40. Lebensjahres, gutes Gerücht in der Gemeinde als ehrbarer/, gottesfürhtiger Mann, sowie Nicht- vernachlässigung der Bethätigung dec kirchlichen Gemeinschaft durch veharrlihe Fernhaltung vom Gottesdienst oder Abendmahle. Ein Antrag Wasserschleben und Genossen wollte die Wählbarkeit in den Kirchenvorstand an dieselben Vorausseßungen wie die der in die Gemeindevertretung geknüpft wissen (d. i. Zurücklegung des 30. Jah- res, ehrbarer Lebenswandel, bewährier kirchlicher Sinn). Die Re- gierungsvorlage wurde indessen gegen 11, der Antrag der Ausschuß-

ajorität gegen 12 Stimmen abgelehnt, während der Antrag der Ausshußminorität abgesehen von der Bestimmung über das Alter, worüber Abstimmung vorbehalten blieb Stim- mengleichheit (26 gegen 26 Stimmen) erhielt. Jn Folge deffen wird heute über diesen leßteren Antrag nochmals abgestimmt werden und fam gestern der Antrag Wasserschleben nicht gur Abstimmung. Die Berathung über Alinea 2 und 3 des §. 38 wurde in Folge dessen ebenfalls ausgeseßt; dieselben handeln von Personen, die einander im Kirchenvorstand ausschließen, und von der Wahlprüfung. Die §8. 39 (Wahlordnung), 40 (Ausscheidung und Entlassung der Kirchenvorsteher), 41 (Recht der Ablehnurg der Wahl zum Kirchenyorsteher), 42 (Neuwahlen), 43 (Verlust des

Stimmrechts auf drei Jahre bei unbegründeter Amtsniederlegung oder Herbeiführung der Entlassung durch einen Kirchenvorsteher), 44 (Verkündigung und Verpflichtung der Kirchenvorsteher), 45 (Reklamationen gegen die Wahl) und 46 (emeine Ob- liegenheiten des Kirchenvorstandes) wurden theils unverän- dert, theils mit geringen P angenommen; ein Antrag der Ausschußminorität auf Einschaltung einer bestimmten Ge- l6bnißformel fiel. §. 47 (über die Kompetenz des Kirchenvorstandes) wurde mit Anträgen des Abg. Küchler und Anderer auf die heutige Tagesordnung geseßt; dasselbe gilt von dem §. 53. Die 88. 48 (Ehrenamt der Kirchenvorsteher und Diakonen), 49 (Zusammentritt des Kirchenvorstandes), 50 und 51 (Art der Berathung unt Beschluß- fassung des Kirchenvorstandes), 52 (Stellvertreter des Vorsibenden), und 54 (Auflösung) wurden meist unverändert angenommeu. Ein An- trag des Abg. Weber zu §. 49, wonach die Berufung des Kirchenvor- standes erfolgen muß, wenn es ein Drittel und nicht erst, w-nn es die Mehrheit der Mitglieder verlangt, wurde ebenso wie ein Antrag Schröder-Ohly zu §. 54, wonach die Auflösung eins Kirchenvorstandes nicht einfach durch den Ober-Kirchenrath, sondern nur durch den erwei- terten Ober-Kirchenrath stattfinden kann, angenommen. Schließlich fand noch §. 55 (Versammlung der ganzen Kirchengemeinde zur Mei- C auerung auf Anordnung des Ober-Kirchenraths) zuftimmende rledigung.

Baden. Constanz, 22. September. Die Großherzo g- lihe Familie machte gestern in Begleitung ihrer (Zäste, des Prinzen und der Prinzessin Ludwig von Hessen, sowie der Familie des Prinzen Wilhelm von Baden, eine Rundfahrt auf dem Ueberlinger See und einem Theil des Obersees.

Anhalt. Dessau, 23. September. Am Herzoglichen Hofe zu Ballenftädt halten sih gegenwärtig der Erbprinz von Schwarzburg-Sondershausen und der Prinz Albert von Sachsen-Altenburg auf, um an den dort stattfindenden Hofjagden theilzunehmen. S ati

Lübe, 23. September. Der König von Dänemark mit seiner Gemahlin, der Prinzessin Thyra, und dem Prinzen Waldemar, von Rumpenheim zurückehrend, kam heute gegen Mittag mittels der Eisenbahn hier an und seßte mit dem ihn hier erwartenden Regierungsdampfer „Slesvig“ ohne Aufenthalt die Heimreise nah Kopenhagen fort.

Desterreich-Ungarn. Wien, 23. September. Der Kaiser hat gestern Nachmittag den bisherigen französischen Bot- hafter Marquis de Banneville, der seine Abberufungs\chreiben überreicht, empfangen. Der Marquis de Banneville begiebt fih Anfangs Oktober von Wien nach Paris, und trifft sein Nachfol- ger um dieselbe Zeit in Wien ein.

%5. September. (W. T. B.) Das Finanz=-Mini- sterium macht bekannt, daß vom 1. k. Mts. ab die Coupons der Silberrente nah Wahl des Besiyers in Noten zum offiziell notirten Silbercourse oder in Silbergeld öfterreihischer Währung eingelö|t werden.

Prag, 24. September. Der Kronprinz von Sachsen ist gestern nah 9 Uhr Abends mit dem Dresdener Courierzuge in Prag eingetroffen und nach viertelstündigem Aufenthalte mit demselben Zuge nah Wien weitergereist.

Pesth, 23. September. Das Amtsblatt veröffentlicht ein Allerhöchstes Handschreiben, mittelst dessen Mazuranic zum Banus von Kroatien ernannt wird.

925. September. (W. T. B.) Dem Pesther „Lloyd“ wird von Wien telegraphisch gemeldet, daß das österreichische Aufhebun den ungarischerseits gemachten Vorschlag wegen Aufhebung der Cetreidezölle angenommen habe.

Schweiz. Bern, 24. September. (W. T. B.) Die von ultramontanen Mitgliedern des Nationalraths an den Bundesrath gerihtete Interpellation über die von der Ber- ner Regierung erlassene Bettagsproklamation, is von dem Bundes-Vize-Präf:denten Schenk dahin beantwortet worden, daß der Bundesrath der Konsequenzen wegen auf die beantragte Censur nicht eingehen könne. Im Uebrigen sei er der Ansicht, daß gerade im Interesse des konfessionellen Friedens die Inter- pellation besser unterblieben wäre.

Genf, 24. September. (W. T. B.) Das „Genfer Journal“ veröffentlicht einen Brief von Michael Bakunin, in welhem Letzterer sich gegen die von Marx und der Internationalen

erhobenen verleumderishen Anklagen vertheidigt und feine Ab-

sicht zu erkennen giebt, sich völlig aus dem politishen Leben und dem Kampfe der Parteien zurückzuzichen.

Belgien. Brüssel, 24. September. (W. T. B.) Der „Etoile belge“ meldet in seiner heutigen Abendnummer, daß der Graf Chambord gegen den 4. Oftober zu Gesves (Belgisch- Luxemburg) im Shlosse des Grafen Liminges, Schwiegersohnes des katholishen Deputirten Dumortier, erwartet wird.

Großbritannien and Jrland. Londor, 23. September. Die Rüstungen für den Krieg gegen die Aschantis nehmen Angesichts der ungünstigen Nachrihten , welche die leßte Post gebracht, einen größeren Umfang an. Außer den zwei Bataillonen Infanterie (2. Bataillon des 23. Füsilier-Regiments und 2. Bataillon der Iäger-Brigade) soll auch das am Kap der guten Hoffnung stationirte 86. Regiment nach der Goldküste gehen, um an der Expedition gegen die Ashantis Theil zu neh- men. Dem Vernehmen nach sollen noch mindestens drei Schiffe mit Vorräthen nah der Goldküste abgehen, ehe Alles zur Stelle sein wird, was Sir Garnet Wolseley für den Anfang als un- umgänglich nothwendig bezeichnet hat.

Frankreich. Paris, 22. September. Die neuen pariser Festungswerke bestehen aus 19 großen Werken, die 16 bis 20 Kilometer von der jeßigen Ringmauer von Paris entfernt angelegt und dur eine Eisenbahnlinie mit einander verbunden werden sollen. Versailles, Sti. Germain und Poissy befinden sh auf dieser Linie und innerhalb der Forts. Diese liegen im Süden und Westen niht sehr weit auseinander, und im Süd- osten geht die Vertheidigungslinie bis nah Coulommiers. Die betreffenden Beschlüsse wurden, wie die „K. 3.“ mittheilt, in der lezten Sizung des Vertheidigungsraths gefaßt.

Wie man vernimmt, hat sich der Gesundheitszustand des Generals Pourcet, des speziellen Regierungs-Kommissars für den Prozeß Bazaine, gebessert, so daß eine Vertagung der De- batten kaum zu erwarten is. Der Herzog von Aumale wird in Trianon am 2. oder 3. Oftober erwartet. Das Parquet hat si dort bereits theilweise installirt. |

924. September. (W. T. B.) - Wie „France“ erfährt, hat heute früh eine zahlreihe Versammlung von Depu- tirten der Rechten bei dem Herzog von Decazes statt- gefunden. Die Deputirten gaben übereinstimmend zu erkennen, daß die Nachrichten aus Frohsdors der Art seien, daß fi eine definitive Einigung aller monarchischer Fraktionen ermöglichen

lassen würde. Wie man versichert, würde eine möglichst zahl- reihe Versammlung von Mitgliedern der Rehtea dem- nächst zusammenberufen werden. „Bien public““ zufolge wäre in der bonapartistishen Partei eine Spaltung ent- standen; ein Theil derselben, an dessen Spiße Rouher, sei mit den Royalisten einverstanden. Dasselbe Blatt sagt, der Präsident der Republik habe, als er wegen Verlängerung der Regierungsgewalt gedrängt worden, jeden Vorschlag in dieser Richtung abgelehnt; er glaube, daß eine Lösung der Regierungs- frage nothwendig \ei, und halte es nit für geziemend, einer Kombination seine Unterstühung zu leihen, welhe das Provi- sorium, dessen das Land müde sei, verlängere. „Français'' empfiehlt den Konservativen, jezt mehr als jemals die Ruhe zu bewahren, und fügt hinzu, es seien die s{hwierigen Punkte auf- geklärt, und andere, die es noch nicht seien, dürften bald auf- geklärt werden.

Der deutshe Botschafter Graf von Arnim is| heute Abend hier eingetroffen.

Spanien. Madrid, 22. September. Ueber die Stellun- gen, welche die Carlisten einnehmen, meldet der „Temps“: Es giebt gegenwärtig nahezu an 45,000 bewaffnete Carlisten in Spanien, von welchen sich 25,000 in den nördlihen Provinzen und 10,000 in Catalonien befinden. Verfolgt man von Westen nah Osten den Lauf des Ebros, welcher im Mittelpunkte der Provinz Santander, etwa 12 Meilen vom Atlantischen Dzean, entspringt und Spanien dur{chs\{chneidend fich nah einem Laufe von 700 Kilometern in das Mittelmeer ergießt, \o findet man die Streitkräfte des Don Carlos folgendermaßen vertheilt: In der Provinz Santander und im Norden der Provinz Burgos stehen 4—500 Mann bei Ampuero, unfern des ita von Santona. Einzelne Banden bedrohen die

inien Madrid Santander, und bei Frias haben die Abtheilungen der biscayishen Carlisten Posto gefaßt. Diese noch unorganisirten Corps stehen unter dem Befehl Ve- lasco’s, des carlistishen General-Kapitäns von Biscaya. Bis- caya ist mit Ausnahme der Stadt Bilbao und des Hafens von Portugalete vollständig in den Händen der Carlisten. Guipuzcoa hält Lizarraga beseßt, nur die Städte San Sebastian, Oyarzun, Irun und Fontarabia werden noch von den Republikanern ge- halten. Navarra gehört, die Städte Pamplona und Tafalla aus- genommen, ebenfalls den Carlisten unter dem Oberbefehl Dor- regaray's, auch Alava, mit Ausnahme Vitoria's, is besezt. Im Norden der Provinzen Saragossa und Huesca giebt es keine organisirten Banden. Die Provinzen Lerida, Tarragona, Barcelona und Gerona, mit Ausnahme ihrer Hauptstädte und den Orten Manresa, Vique, Cervera, Solsona und Figueras, werden von Saballs, Miret und Tristany behauptet. Im Süden des Ebros giebt es in den Provinzen Valencia, Logrono, Soria, Toledo und Cuenca nur vereinzelte Abtheilungen der Anhänger Don Carlos, da- gegen hat Cucala in den Provinzen Castellon und Valencia 3000 Mann vereinigt. In Alicante und Murcia haben fich vier Banden von 300 bis 500 Mann festgesekt. Hieraus geht hervor, daß die carlistishe Erhebung fich über 21 Provinzen des aus 48 Provinzen bestehenden Staates erstreckt. In acht dieser Provinzen haben die Carlisten die unbeshränkte Oberhand, in vier bis fünf der übrigen breiten fie sich in bedrohliher Weise aus.

23. September. (W. T. B.) Die Regierung wendet ihre ganze Thätigkeit der Reorganisation der Armee zu und hat die Neuorganisirung der Artillerie nahezu vollendet. Zum General-Direktor derselben is der General Zabala ernannt worden. Außerdem find folgende neue Ernennungen in der Armee vollzogen worden: General Martinez Plowes Ober- Kommandant der Infanterie, Peralta Chef des Generalstabes, Lagunero Oberkommandant der Kavallerie, Cervino Direktor der Militärverwaltung. Der Posten des General-Kapitäns von Neu- Kastilien is dem Marquis von Pavia verliehen und zum General- Kapitän von der Jnsel Cuba Jovellar ernannt. Die Mehrzahl der Genannten gehört der liberal-konservativen Partei an.

Einer der „Agence Havas“ zugegangenen Depesche aus Madrid vom 24. September zufolge sind die Carlisten, welche Tolosa belagerten, geflohen, als sie die Annäherung der Re- publifaner erfuhren. General Loma war ausgezogen, fie zu verfolgen. Nach carlistishen Berichten wären die Belagerer dem General Moriones entgegengezogen, um ihn zu \{lagen.

Italien. Rom, 24. September. (W. T. B.) Der Be- such des Königs in Berlin bleibt noch immer der Haupt- gegenstand der Erörterungen der Tagespresse. Alle Zeitungen sprechen \sih voller Befriedigung über die Aufnahme aus, welche der König in Berlin gefunden, und erkennen in dem ihm zu Theil gewordenen Empfange und in den freundschaftlihen Be- willklommnungsworten des Kaisers eine Huldigung für das ge- sammte Italien und ein Unterpfand der Freundschaft zwischen den beiden Nationen.

Der bekannte Schriftsteller und Politiker Guerrazzi ist heute gestorben.

Die „Gazetta uffiziale“ meldet: Der Präfident der De- putirtenkfammer, Com. Biancheri, welcher sih gegenwärtig in Venedig befindet, hat Sr. Majestät dem König Viktor Emanuel die GlüCwünshe der Kammer zur Wiederkehr des Tages, an welchem die italienishen Zruppen in Rom eingezogen sind, dur den Minister des Innern zusenden lassen.

Türkei. Konstantinopel, 24. September. (W. T. B.) A e von Edinburg is heute nah Livadia ab- gereift.

Der „Crédit général“ wird, wie verlautet, der Regie- rung einen Vor\chuß von 2 Millionen Pfd. Sterl. zur Leistung fälliger Zahlungen gewähren.

Belgrad, 24. September. (W. T. B.) Vas Amtsblatt der Regierung enthält eine Bekanntmachung, welche für den Bau der serbischen Eisenbahn einen neuen Konkurs unter veränderten Bedingungen bis zum 6. November d. I. eröffnet. Die bis jetzt eingegangenen Offerten haben, als den von der Re- gierung gestellten Anforderungen nicht entsprechend, sämmtlich abgelehnt werden müssen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 23. Sep- tember. Die Großfürstin Maria Nikolajewna isst am 21. September nah Deutschland und der Fürst S\ergei Maxi- milianowitsch Romanowski Herzog von Leuchtenberg an demselben Tage nah Moskau abgereist.

Der „Kawkas“ veröffentliht folgendes Telegramm aus Poti vom 7. September: Se. Kaiserlihe Hoheit der Statt- halter im Kaukasus traf wohlbehalten auf der Eisenbahn- station Poti ein, begab fih auf dem Dampfer „Golubtschik“ auf die Rhede und verließ dieselbe mit dem Dampfschiff „General

L Kotebue“ um 75 Uhr Abends bei günstigem Wetter.