1899 / 1 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 02 Jan 1899 18:00:01 GMT) scan diff

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht : den bisherigen ordentlihen Professor Dr. Robert von

_ Hippel zu Nostock zum ordentlichen Professor in der juristischen _ Fakultät der Universität zu Göttingen und

den Rektor der Klostershule in Roßleben, Professor Dr. Johannes August Eu Königlichen Gymna- fal-Direktor zu ernennen, ferner A e

dem Abtheilungs-Vorsteher am Königlichen Geodätischen ene bei Potsdam, Professor Dr. Theodor Albrecht den

harakter als Geheimer Regierungs-Rath, : j

den Kreisphysikern, Sanitäts-Räthen Dr. med. Ritter in Bremervörde und Dr. Hecking in Saarburg den Charakter als Geheimer Sanitäts-Rath, j :

den Kreisphysikern Dr. med. Annuske in Pußig, Dr. med. Heynacher in Graudenz, Dr. med. Prawiß in Sort, Dr. med. Settegast in Bergen a. R., Dr. Finger in Y er Dr. Krau in Schweidniß, Dr. med. Meye in Mansfeld, Dr. med. Shmiele in Weißenfels, Dr. med, Wenck in Pinneberg, Dr. Hansen in Niebüll, Dr. med. Schlecht in Euskirchen, Dr. Roller in Trier und dem Direktor der Provinzial-Jrren-Anstalt Dr. med. Stoever in Bunzlau den Charafter als Sanitäts-Rath, sowie i

dem Produktenverwalter der Gemeinschafts-Steinkohlen- bergwerke bei Obernkirchen, Faktor Barn beck, dem Eisenbahn- Sekretär Tronz in Bromberg und dem Hauptsteueramts- Rendanten Than zu Mühlberg a. E., leßteren beiden bei ihrem Uebertritt in den Ruhestand, den Charakter als Rechnungs-Rath zu verleihen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht : den Präsidenten des Kuratoriums der Preußischen Renten- Versicherungsanstalt hier, Wirklihen Geheimen Ober-Re- gierungs-Rath Dr. Forch und den Stellvertreter desselben, Wirklichen Geheimen Ober-Regierungs-Rath Nöll in diesen Stellungen für den weiteren dreijährigen Zeitraum vom 1. Januar 1899 bis dahin 1902 zu bestätigen.

Finanz-Ministerium. Bei der Preußischen Central- Genossenschaft s-

Kasse sind die Diätare Küßing, Kunze und Jandt zu expedierenden Sekretären und Kalkulatoren ernannt worden.

Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der bisherige Privatdozent in der medizinischen Fakultät der Universität zu Marburg Dr. Eberhard Neb elthau ist zum außerordentlichen Professor in derselben Fakultät und

der bisherige Seminar-Oberlehrer Dr. Bergemann aus Koschmin zum Kreis-Schulinspektor ernannt worden. E f

Dem Gymnafsial-Direktor Dr. Heilmann ist die Direktion des Gymnasiums nebst Realgymnasium in Flensburg über- tragen worden. : E

Dem Bibliothekar an der Paulinishen Bibliothek zu Wünster i. W. Dr. Heinrich Detmer ist der Titel „Ober- Bibliothekar“ und /

dem Bibliothekar an derselben Bibliothek Dr. Paul Bahlmantin das Prädikat „Professor“ beigelegt worden.

Der bisherige Kreis - Wundarzt des Kreises Bitterfeld Dr. med. August Debbecke in Bitterfeld ift zum Kreis- physikus des Kreises Einbeck ernannt worden.

Minisierium des Jnnern.

Bei dem Ministerium des Jnnern if der Regierungs-

taten Buchhanier Müller zum Geheimen expedierenden efretär und Kalkulator und

der Polizei - Sekretär Freudemann zum Geheimen Registrator ernannt worden.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Dem Oberlehrer der Königlichen Moaschinenbau- und Hütten- s{ule in Gleiwiß Voigt und den Oberlehrern der Königlichen Vereinigten Maschinenbaushulen in Dortmund Borchers, Brahz und Freyberg ist das Prädikat „Professor“ verliehen worden.

Verseßt find:

der Hütten-Direktor, Bergrath Siegemann von Skt. Andreasberg als Bergwerks-Direktor nah Rüdersdorf,

der Revierbeamte für das Bergrevier Kommern-Gemünd, Bergrath Balz von Euskirchen nah Essen (für das Bergrevier Süd-Efssen), K R

der Revierbeamte für das Bergrevier Süd-Efssen, Berg- meister Josef Schaefer von Essen nah Euskirchen (für das Bergrevier Kommern-Gemünd) und

der Hütten-Jnspekior Th. Hoffmann von Lerbah nach Gleiwiß.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Prenßen. Berlin, 2. Januar 1899.

Gestern Vormittag fand, wie „W. T. B.“ berichtet, im hiefigen Königlichen Schlosse die Neujahrs-Gratulations-Cour in iblicher Weise statt, Seine Majestät der Kaiser und König waren jedo wegen einer leichten Erkältung in Potsdam verblieben.

Gegen 10 Uhr versammelten si, der ergangenen Hof- ansage gemäß, in den Sälen sowie in der Kapelle des König- [i chloses die zum Gottesdienst und zur Cour geladenen cen und Würdenträger. Bald na 10 Uhr erschienen

der Sc(loßkapelle unter gro5em Vortritt Jhre Majestät die Kaiserin und Königin, geführt von Seiner König- lichen Hohcit dem Priuzen Arnulf von Bayern. Es folgten die hier anwesenden Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen

“Hauses, voran Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der ae Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzen Eitel- rich und Adalbert sowie der Prinz und die Prinzessin iedrich Leopold. Nachdem die Allerhöchsten und Höchsten

L ften dem Altar gegenüber Plaß genommen hatten, be- L feierliche Gottesdienst. Der General-Superintendent, Bber-Hofprediger D. Diyander gedachte in seiner Predigt

und Königlichen ten nah Palästina. Die r \{| mit dem von der nde und dem Domchor IUgEE Choral „Wir treten zum Beten“, unter Begleitung des Kosleck schen Bläserhors. Während des Segens begann die im Lustgarten aufgestellte Leib-Batterie das Abfeuern der 101 Salutshüsse. j :

An den Gottesdienst {loß sich die große Gratulations- Cour im Weißen Saale. Unter dem Baldachin waren zwei Thronsessel auigeñtelt, vor denselben standen zwei Leibpagen. Nachdem die Schloß-Garde-Kom pagnie aufmarschiert war, nahte fih von der Kapelle her der Zug der Allerhöchsten und Höchsten Perigaftes Die Hofpagen bildeten Spalier, vor ihnen ordneten ih die Obersten Hof- und die Ober-Hofhargen; der Ober - Hof: und Haus - Marschall Graf zu Eulen- burg leitete die Cour. Jhre Majestät die Kaiserin und Königin nahmen seitlich vor dem Throne Stellung, unmittelbar hinter Alerhöchstderselben Seine Kaiser- lihe und Königliche E der Kronprinz, weiter zurück das Gefolge hrer Majestôt, rechts neben dem Thron die Prinzen, links die Prinzessinnen. Während eine leise Musik erionte, begann die Cour. Der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, welcher als erster vor den Thron trat, wurde von Jhrer Majestät der Kaiserin mit einer huldvollen Ansprache ausgezeichnet. Dann folgten die Mitglieder des Bundesraths, die Generäl:-Feldmärschälle, die Ritter des Schwarzen Adler-Ordens, die Generalität, die Staats-Minister, die Wirk- lichen Geheimen Räthe, die Präsidien des Reichstages und beider Häuser des Landtages, die evangelishe und katholische Geistlichkeit, die Kommandeure der Leib-Regimenter und so fort.

Inzwischen waren die am Allerhöchsten Hofe accreditierten BotsHafter im Schlosse vorgefahren und wurden nach der Cour von Jhrer Majestät der Kaiserin begrüßt.

Um 12 Uhr begab Sih Seine Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz, begleitet von dem Chef des Militärkabinets, General von Hahnke, mit dem Hauptquartier Seiner Majestät des Kaisers vom Schlosse über den Lustgarten nah dem Zeughause. Vor diesem war cine von dem Königin Augufta Garde - Grenadier - Regiment gestellte Ehrenwache mit Fahne und Musik aufgezogen. Der Kronprirz schritt die Front derselben ab und begab sich sodann mit dem Hauptquartier in den Lihthof des Zeughauses, wo Höchstderselbe der Parole-Ausgabe beiwohnte.

Jhre Majestät die Kaiserin fuhren hierauf mit den Prinzen Söhnen nah dem Potsdamer Bahnhof und kehrten um 121/, Uhr nach Potsdam zurü.

Um 6 Uhr Abends fand im hiefigen Königlichen Schlosse ein Familiendiner für die hier anwesenden Prinzen und Prinzessinnen ftatt. Abends wurde im Königlichen Opern- hause auf Allerhöchsten Befehl die Oper „Fidelio“ von Beethoven gegeben.

Ueber das Befinden Seiner Majestät wird dem „W. T. B.“ aus Poisdam vom heutigen Tage gemeldet:

Seine Majestät der Kaiser und König hüteten gestern wegen einer fieberhaften Grippe das Bett. Nach einer jehr gut verbrahten Nacht ist das Fieber geschwunden, und auch die subjektiven Beschwerden find wesentlih vermindert.

Das geftern ¿ea vot „Armee-Verordnungsblatt“ ver-

öffentliht folgende [llerhöhste Kabinets-Ordre, be- treffend Verdeutshung einzelner Fremdausdrütcke: Um die Reinbeit der Sprache in Meinem Heere zu fördern, will Ich bei voller Schonung der Ueberlieferungen auf den Mir gehaltenen Vortrag bestimmen, daß von beute ab nachstehende Fremdausdrüde dur die nebenangeführten deutschen Wörter zu ersezen sind : Offizier-Aspirant (im aktiven Dienst- Fahrenjunker ftande) N Portepee-Fähnrich Fähnrich Second-Lieutenant Leutnant remier-Lieutevant Oberleutnant Vberstlieutenant, Generallieutenant Obe: stleutnant, Generalleutnant Ckarge Dienstarad unfktion Dienfistellung Avancement Beförterung Anciennetät Dienftalter. b An Stelle der Bezeichnung „etatsmäßiger Stabsoffizier“ sind künftig dem Dienftgrade die Worte „beim Stabe“ hinzuzufügen, scdaß es beißt -flatt z. B : ; Oberstlieutenant oder Major und Oberstleutnant oder Major beim etatémäßiger Stabsoffizier im Stabe des Infanterie- u. \. w. Infanterie- u. s. w. Regi- Regiments . . .. E In derselben Weise find bei den von ter Stellung als Batterie- hefs entbundenen äuteften Hauptleuten von Feld-Artillerie-Regi- mentern und den den Pionier - Bataillonen - zugetbeilten 2. Stabs- offizieren und älteften Hauptleuten neben dem Dienstgrade künftig die Worte „beim Stabe des * hinzuzufügen. Das Kriege-Minifterium hat biernah das Weitere zu veranlassen.

Berlin, den 1. Januar 1899. Wilbelm. Anu das Kriegs-Ministerium.

Der hiesige Königlich spanische Bolschafter Don Felipe Mendez de Vigo ift vom Urlaub na Berlin zurückgekehrt und ‘hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.

Oesterreich-Ungarn.

Der ungarische Minister-Präfident Baron Banff y empfing estern, wie „W. T. B.“ aus Budapest berichtet, zahlreiche itglieder der liberalen Partei, welche ihre Glückwünsche um neuen Jahre darbrahten. Graf Stephan Tisza ielt eine Ansprache an den Minister-Präsidenten, in welcher er hervorhob, es lasse sich niht verkennen, daß die gegen- wärtige Lage schwierig sei, da die Regierung ohne Budget und ohne Jndemnität in das neue Jahr eintrete; ‘die Situation sei um so s{hmerzlicher, als vor nicht langer Zeit die eben geordneten parlamentarishen Verhältnisse Ungarns überall in Europa die- Ansicht erweckt hätten, Ungarn sei die Basis und der feste Angelpunkt der Monarchie. Die Fortdauer der Parlamentsfris dürfte in den Bundesge- nossen die Anficht erwecken, daß ihr Vertrauen in die Kraft

Ungarns eine Zllufion gewesen sei. Die Ÿ ung auf eine friedlihe Verständigung der Parteien sei keineswegs auf: |

des abwesende Monarchen und der Reise Ihrer Kaiserlicher [1 s abwesenden aaren er : Die Feiee (los

ben, jedoch dürfe diese nihi mit einer Demüthi für Str Code für die e è- verbunden ck E Ë E aab iy N E Grieveus E agf rie

s die Ruhe der Berathungen des rlaments sichecn, andererseits die Reinheit der Wahlen begründen und die Wahlordnung reformieren. Schließlich gab Graf Tisza- namens der Partei der Verehrung -und der unerschütter- lihen Anhänglichkeit für den Baron Banffy Ausdruck. Der Minister-Präfident Baron Banffy erwiderte auf diese An- sprache, daß er mit - den Ausführungen des Vorredners voll- kommen einverstanden sei, sowohl in Bezug auf bie Lage, als auch in s auf die Bedingungen der Verständigung. Die Regierung sei sih nicht nur der allgemeinen, sondern auch der politishen und staatsrechtlihen Verantwortlichkeit wohl bewußt, indem sie nur die unerläßlihen Regierungs- handlungen und Verwaltungsafte vornehme. Ueber die Grenzen der unerlößlihen Regierungsakte werde das

Ministerium nicht hinausgehen. „Jh habe mein Jnneres -

geprüft“, erklärte der Minister - Präsident, „und ferner untersucht, in wio weit meine individuelle Haltung folhe unerhörten Angriffe begründen könne, deren Zielscheibe ich seit Monaten bin. Jch glaube nicht, daß man ohne Vorein- genommenheit sagen könne, diese Heße sei irgendwie ge- rehtfertigt, oder das Programm der, Regierung sei so ver- derblih, daß man dagegen mit verzweifelten Mitteln an- kämpfen müsse. Die Partei hat allen Angriffen Mäßigung entgegengeseßt, damit nicht den Hegern weitere Nahrung gegeben und das Parlament noch mehr herabgewürdigt werde. Die ernste öffentlihe Meinung, welcher der über- wiegende Theil der Nation huldigt, ist auf Seite der Regierung. Sie ist entschlossen, bis zum äußersten auszuharren, und wird nur dann die Waffen niederlegen, wenn dies ohne Schädigung des Staatsinteresses möglich ist.“

Auch bei dem Präsidenten der liberalen Partei Pod - manißt ky erschienen die Mitglieder der Partei zur Gratulation ; der Abg. von Szemere brachte in einer Ansprache an den Präsidenten die entshlossene Stimmung der Partei zum Aus- druck und rechtfertigte deren Haltung.

Der Abg. Horanszky ließ gen durch den Baron Sigmund von Uechtriß und den Abgeordneten Bolgar den Minister-Präfidenten Baron Banffy fordetir: legterer nannte als seine Zeugen den Minister für - die Landesvertheidigung Baron Fejérváry und Edmund Gajari. Wie verlautet, wurde ein Pistolenduell vereinbart, welhes heute fiaitfinden sollte. Da der Minister-Präsident aber gestern Abend nah Wien ab- gerei ist, wurde die Austragung des Duells bis nach seiner

üdfehr verschoben. j R

Zum Erzbischof-Metropoliten der griechisch- orientalisch-rumänishen Kirche in Hermannstadt ift der bisherige Bischof von Arad Metianu gewählt worden.

Großbritannien und Irland.

Dem Lord Cromer ift die Würde eines Viscount und dem Bolschaftcr in Nom Sir Philipp Currie die Pairswürde verliehen worden.

Frankreich.

Zu dem gesirigen Neujahrsempfange im Elysée waren, wie „W. T. B.“ berichtet, zahlreihe Abordnungen von Be- hörden u. \. w. erschienen. Beim Empfange des diplomatischen Korps hielt der Nuntius Msgr. Clari eine Ansprache an den Präsidenten Faure, in welcher er die Glückwünjche des diplo- matischen Korps darbrahte und dem Präsidenten für die Achtung und das Wohlwollen, welhe derselbe in seinen Beziehungen zum diplomatischen Korps walten lasse, dankte; er bitte Gott, Frankreih, dessen Edel- muth und dessen Genie die Welt bewundere, zu beshüßen. Schließlih gab der Nuntius seinen Wünschen für die Er- haltung des Eriedens Ausdruck, der das Heil der menschlichen Gesellschaft, die Wohlfahrt der Völker und den Gang der Zivilisation fihere. Ja seiner Antwort drückte der Prä- sident Faure seine Sympathien für die fremden Souveräne und Staatsoderhäupter aus und fügte hinzu, Frankreich stelle stets seine Fürsorge für die Befestigung des Li levink, dieses für das Glück der Völker so kostbaren

utes, in die erste Reihe. Und gerade im Laufe des ver- flossenen Jahres habe man feinen Zweifel in die Aufrichtigkeit der Besirebungen und den Werth der Mitwirkung Frank- reichs für die Erhaltung des Friedens seßen können. Pre reich verfolge mit Ruhe und vol Vertrauen die ihm zugefallene Aufgabe in dem Bewußtsein, daß seine Jnterefsen und Be- strebunen mit dem Triumph der Jdeen des Rechts, “der Ein- tracht und des Fortschritts verbunden seien. Beim Empfange der Abordnungen der Offiziere der Garnison gab der General Zurlinden die Versiherung ab, daß die Armee dem Geseße treu und der Vertheidigung des Bodens und der Ehre des Vaterlandes ergeben sei. :

Der E e ditt Jadochina Doumer hat sich gestern in Marseille eingeschifft. :

9 ie gegenwärtig zur Berathung des algerischen Budgets nach Algier einberufenen Finanz-Delegationen unterzeichneten außerhalb der Sißung eine Adresse an den Gouverneur, worin sie die Aufhebung des Dekrets Crémieux’ vom Jahre 1870 verlangen, dur welches den Jsraeliten in Algerien die Naturalisation gewährt wurde, und zwar solle diese Maßregel rückwirkende Kraft haben.

Rußland.

Wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg berichtet, empfing der Kaiser am Sonnabend in Zarskoje-Sselo den deutschen Botschafter Fürsten Radolin.

Jtalien.

Die Regierung hat, der „Agenzia Stefaui“ zufolge, den Zivil-Kommissar von Erythräa telegraphisch um Auskunft über die in den legten Tagen nah Jtalien Pt Li beunruhigenden Nachrichten ersucht. Der Kommissar

andte als Antwort folgende Depéshe: Asmara, 1. Januar. Die Nachrichten sind sämmtlich unbegründet. Der Negus ist noch nit in Borumieda. Derselbe hat an den König von Ftalién ein sehr freundlihes Schreiben vi in welhem er die Regulierung der Grenze verspriht. Die Nachriht von der Ernennung Tesfaiantalo’s zum Ras der Landschaft Hamasen entbehrt der Ur as, unsere Beziehungen zu Ras Makonnen Ln herzliche; die Lage ist unverändert; nichts be- rehtigt zu ürhtungen.

9 Der: Franc sis otshafter bei dem Quirinal Barrère nahm gestern die Glückwünsche der Mitglieder der fran- zösisden Kolonie in Rom cntgegen und hob, wie „W. T. B.“ meldet, in seiner R auf die- selben hervor: das italienisch - französishe Einvernehmen,

sein. Das Abkommen ch ‘Fei as Ereigniß ersten

‘ch welches die seit zehn Jahren unterbrochen gewesenen Lid airs Bazichangen wiederher t worden seien, | „Ranges in der zeitgenösfishen Ge- schichte der beiden Völker; denn es biete den unshäßbaren Vortheil, die en der beiden mächtigen Nationen, deren jede der anderen bedürfe, um zu leben und zu gedeihen, wieder in Verbindung zu bringen. ie Untérhändler hätten den ge- meinsamen Gedanken gehabt, den Spalt an der Grenze wieder auszufüllen und die Beziehungen der beiden Länder wieder zu einer edlen, freimüthigen Freundschaft, wie fie in früheren eiten bestanden habe, zu gestalten und die schmerzlichen und un- fruchtbaren Mißverständnisse der Vergangenheit zu übergeben. Spanien. j Das Ministerium hat, wie dem „W. T. B.“ aus Madrid berichtet wird, beshlofsen, zur Heimschaffung spanischer Unterthanen aus Cuba und den Philippinen einen Kredit von 33 Millionen zu eröffnen. Der Minister des Aeußern Herzog von Almodovar richtete an das Kabinet in Washington eine Note, in welcher dasselbe an das von den Vereinigten Staaten gegebene Versprechen erinnert wird, für die Freilassung der spanishen Gefangenen auf den Philippinen Sorge zu tragen. j

Schweiz. Gestern Vormittag fand, wie „W. T. B.“ aus Bern berichtet, im Bundeshause der üblihe Neujahrsempfang stait; größere Ansprachen wurden dabei nit gehalten.

Türkei.

Der russische Botschafter Sinowjew wurde, wie «W. T. B.“ meldet, am Sonnabend von dem Sultan in Audienz empfangen. Der Botschafter überbrachte den Dank des Kaisers von Rußland für den dem Großfürsten N ikolaus bereiteten Empfang.

Das Blatt „Malumat“ berichtet, ein Scheikh aus emen sei wegen Waffenshmuggels verhaftet und in der estung Sana interniert worden, woselbst auch dessen vier

Söhne als Rebellen engen geseht seien.

Das Wiener „Telegr. - Korresp. - Bureau“ meldet aus Kanea: Der Prinz Georg habe vorgestern sechs Beys in Einzelaudienz empfangen und bei dieser Gelegenheit der mohamedanishen Bevölkerung Gleichberehtigung zugefichert.

Der frühere Präsident des Exekutivcomités Sphakianakis ift gestern in Kanea eingetroffen, um die Leitung des Natioral- raths zu übernehmen.

Rumänien.

Der Senat hat am Sonnabend den Geseßentwurf, be- treffend die Verlängerung des Handelsübereinkommens mit Bulgarien auf ein Jahr, angenommen.

__ Das Parlament vertagte sich aus Anlaß des Weihnachts- festes vorgestern bis zum 23. Januar.

Bulgarien.

Die Session der Sobranje ist, wie „W. T. B.“ aus Sofia berichtet, durch den Minister-Präsidenten Stoilow in Vertretung des Fürsten geschlossen worden.

Amerika.

Der „Times“ wird aus Philadelphia gemeldet, die Re- gierung beabsichtige, um die Militärverwaltung der Philippinen zu erleichtern, unterseeishe Kabel in der Ausdehnung von 200 englischen Meilen zu legen, durch welche die Jnsein Luzon, Masbate, EON und Leyte verbunden werden sollen.

Aus Havanna meldet das „Reuter’she Bureau“, daß daselbst gestern die amerikanishe Flagge an Stelle der spa- nischen aufgezogen worden sei. Die Form der Uebergabe der Staatsgewalt von Spanien an die Vereinigten Staaten habe in dem Austausch entsprehender Ansprachen in einem Saale des Palais des Gouverneurs bestanden. Vor und nah dem feierlihen Vorgange seien von den Hafenforts und den Kriegsschiffen Salutschüsse abgefeuert worden. Die Be- iet 8 habe den Flaggenwechsel mit lauten Jubelrufen

rüßt. Aus Lima wird der „Times“ vom gestrigen Tage be- richtet, daß in Bolivia eine ernste revolutionáre Bewegung ausgebrochen sei. Der Durchfuhrhandel über Mollendo sei unterbrohen. Auch in Ecuador herrsche große Unruhe. Hin- gegen sei Peru vollkommen ruhig. Die geseßlihe Garantie der persönlichen Freihcit sei dort wieder hergestellt. Die be- deutendsten Parteien hätten den Zivilingenieur Edoardo Romana als Kandidaten für die nächste Präsidentenwahl

aufgestellt. Asien.

In New York eingetroffenen Depeschen aus Manila zu- folge ist Jlo-Jlo mit bewaffneten Eingeborenen gefüllt. Die Aufständischen rüsten sih zum Widerftande gegen den General Miller, falls derselbe versuchen sollte, die Stadt mit Gewalt ur Kapitulation zu bringen. General Miller habe neue

struktionen aus Manila verlangt, inzwischen bereite derselbe die Landung vor. Afrika.

Die „Times“ meldet aus Kapstadt, daß die „British South Africa E („Chartered Company“) gestern ihre Agenturen in der Kapkolonie geschlossen habe.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Major a. D., Majoratsbesißer Adrian von Entcke- vort, Mitglied des Herrenhauses, ist am 30. v. M. in Vogélsang (Kreis Ueckermünde) gestorben.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Ergebnisse der Berufs- und Gewerbezäblung vom

14. Juni 1895 im Deutschen Reich liegen, jqueit sie als. Tabellen - werk dargestellt sind, nunmehr vollständig vor. Den leßten Band in der Reibe dieser Veröffentlihungen bildet der noch vor Ablauf des verflossenen Jahres vom Kaiserlihen Statistischen Amt aus- gegebene Band 113 der Statistik des Deutschen Reichs. Er euthält in 16 Tabellen die Gewerbe-Statistik, diese eingetheilt in 320 Ge- werbearten, für das Reih im Ganzen. Die Tabellen be- handeln: die Zahl der Gewerbebetriebe und der darin beschäftigten ersonen, dann das Personal in Klein-, Mittel-, Großbetrieben owie mit Unterscheidung nah Unternehmern, Angestellten, Arbeitern. on den Arbeitern sind in einer Fjenen Tabelle die Jugendlichen und Erwachsenen, die Lehrlinge und die verheiratheten Frauen ersicht- li gemacht. Éine weitere Tabelle (Tabelle 6) fvezialifiert die

Arbeiter nah ihrer thatsählih:zn Beschäftigung, [läßt nämlich für jede Gewerbeart erkennen, einerseits wie viel Arbeiter neben denen, die der eigentlichen Produktion des Gewerbes dienen z. B. Braugehilfen der Bierbercitung außerdem bei den anderen Betrieb8arbe j. B. als Böttcher, reiner 2c. beshäftigt find; andererseits in welherlei Arten von Betrieben die einielnen Beschäftigungen z. B. der S@hlofser, Shmiede, Maler, Muster- zeihner überhaupt ausgeübt werden. Ein solcher Nach- weis über Zufawmensezung und Verwendung des gewerb-

Betriebspersonala bisher noch niemals in irgend einer Statistik aegeren worden sein. Fernere Gegenftände der Tabellen sind Nachweisungen über die Betriebs - dauer während des Jahres (nach Monaten) in den einzelnen Ge- werbearten, über die Haus8industrie, über die Benußung von Motoren und von Arbeitsmaschinen. Die Motoren werden nach den Kräften (Wesser, Dampf 2c.) und der Kraftleistung (Pferde- ftärken) unterschieden ; bon Arbeitsmaschinen sind 100 nah ihrem Vorkommen in den einzelnen Gewerbearten fstatistish be- fhrieben. Während alle vorbezeichneten Tabellen die Be- triebe in der Weise nahweisen, daß solhe, die sich auf 2 oder mehr Gewerbearten, z. B. auf Spinnerei und auf Weberei, er- ftrecken, als vershiedene Beiriebe je in der betreffenden Gewerbeart behandelt werden, weil ja in erfter Linie Bestand und Ertwickelung der Induftrie-Zweige zu zeigen if, werden in weiteren Tabellen (Tabelle 15 und 16) die Betriebe so gezählt, wie sie sh äußerlich als Unternehmungen darstellen, also z¿. B. ein Betrieb, der Spinnerei und Weberei vereinigt, nur als ein Betrieb, und zwar geschieht dies nach der Größe und nah Unternehmungsformen.

Mit diesem Bande 113 der „Statistik des Deutschen Reichs" ift vom Kaiserliden Statistishen Amt das Tabellenwerk zur Ge- werbe-Statistik von 1895 in derjenigen Ausführlichkeit vorgelegt, die von vornherein geplant war; die bereits früher ershienenen Bände 114 und 115 geben die Gewerbe-Statistik der einzelnen Bundes- staaten, 116 der Großstädte, 117 und 118 der Verwaltungsbezirke. Es stebt von der Gewerbe-Statistik noch aus der Band 119, der die wissenshaftlihe Bearbeitung der Ergebnisse bringen wird. Ein fum- mariïher Uekterblick if bereits in einem Anfangs 1898 erschienenen Grgänzungsbefte zu den „Vierteljahrsheften zur Statistik des Deutschen Reichs“ (Jahrgang 1898, Heft 1) gegeben worden. Das Tabellenwerk zur Berufs - Statistik, welhe die Bevölkerung nach den Angaben Über den persönlihen Beruf darstellt, ift in den Bänden 102 bis 110 schon im Jahre 1897 erschienen, der für die wissensaftlihe Bearbei- tung dieser Statistik bestimmte Band 111 ist im Druck. Die auf Srund der 1895er Zählung ausgearbeitete Statistik der Landwirth- \chaft liegt als Band 112 der „Statistik des Deutshen Reichs“ schon seit längerer Zeit vor.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Krefeld meldet ,W. T. B.“ ¡um Weber-Aus stande: Am Sonnabend erfolgte die Veröffentlihung der von den vereinigten Firmen der Sammetbranhe aufgestellten Lohnliste, welbe am 15. Januar in Kraft treten soll. Der niederrbeinise Verband der chrifilihen Textilarbeiter nabm in einer Versammlung am

reitag eine Resolution an, in welher sämmtliche Verbandsweber

gegen den Ausstand, aber auch gezen die neue Lohnliste aussprechen und zur Prüfung derselben die Einseßung einer gemishten Kommission, wie sie bei der Stoffbranche bestebt, fordern. Wie ferner die „Rhein.-Westf. Ztg.“ berichtet, haben die Sammetweber der Firmen M ENRe und Pollems u. Lingenberg am Sonnabend sämmtli gekündigt.

Kunst und Wissenschaft.

Aus St. Petersburg vom 31. Dezember berichtet ,W. T. B.“ : Bei dem heutigen Festmahl anläßlih der Hundertjahrfeier der Medizinishen Militär: Akademie erhob sih, nahdem das Hoch auf Seine Majestät den Kaiser Nikolaus verklungen war, der Kriegs-Minifter, General Kuropatkin und erklärte, er habe Befehl von dem Monarchen, ein an Allerhöchstdenselben gerihtetes Hand- schreiben Seiner Majeftät des Deutschen Kaisers folgenden Inhalts bekannt zu geben:

„Monsieur mon frère!

La célébration du centenaire de l’académie militaire de médecine à St.-Pétersbourg. pépinière qui a donné à la Russiíie tant d’hommes illustres et dont l’éclat rayonne bien au delà de ses frontières, évoque de toutes parts des mani- festations de sympathie. Je m’y associe avec les corps savants de mon pays et je prie Votre Majesté Impériale de bien vouloir agréer avec mes félicitations pour l’accomplissement de cette longue et brillante période mes voeux sincères pour la Prospérité de la glorieuse académie dans le nouveau síècle de travaux et de succès qui s’ouvre à elle s0us Vos auspices. Je suis bien aise de renouveler à Votre Majesté Impériale les assurances de la haute estime et de l’inaltérable amitié avec lesquelles je suis, Monsieur mon frère, de Votre Majesté Im- périale le bon frère

Guillaume, I. R.“ A Sa Majesté l’Empereur de toutes les Russies,

In deutscher Uebersetzung :

Mein Herr Bruder! Die Hundertjahrfeier der Medizinishen Militär-Akademie in St. etersburg, der Pflanzstätte, welhe Rußland so viele berühmte änner gegeben hat und deren Glanz weit über seine Grenzen hinaus erstrablt, giebt überall Veranlafsung zu \ympatbifchen Kundgebungen. Ich schließe mi denselben mit den gelehrten Körperschaften meines Reiches an und bitte Eure Kaiserlihe Majestät, zugleih mit meinen Glück- wünshen zu dem L dieses langen und glänzenden Zeitabschnitts meine aufrihtigen Wünsche für die weitere glücklihe Entwikelung der rubmreihen Akademie im neuen Jahrhundert entgegennehmen zu wollen, in welhem Arbeiten und Erfolge ihrer harren und welches

ch derselben unter Jhrem Schutze ershließt. Ich bin glückli,

urer Kaiserlihen Majestät von neuem die Versicherung meiner hohen Werthshäßung und unwandelbaren Freundschaft ausdrücken zu können, mit welher ih verbleibe, mein Herr Bruder, Eurer Kaiser- lichen Majestät freundwilliger Bruder

Wilbelm, k. R.

An Seine Majeftät den Kaiser aller Reußen.

Das Schreiben Seiner Majestät des Deutschen Kaisers rief eine allgemeine Beceisterung hervor. Der Kriegs-Minister brachte hierauf ein Hoh auf Allerhö&stdenselben mit folgenden Worten aus: „Jch trinke auf das Wobl Seiner Maiestät des Deutschen Kaisers. Hurrah! Die ganze Versammlung stimmte mit brausenden Hurrahrufen ein. Bald darauf ergriff der Kriegs-Minister abermals das Wort zu folgendem Toast: „Meine Herren! Ih trinke auf das Wohl der Souveräne und Staatsoberhäupter aller Länder, von welchen ih Ver- treter unter uns zu sehen das Glück habe. Hurrah! Auf diesen Toast folgten zahlreihe Reden der ausländischen Vertreter.

Literatur.

Von den im Auftrage des Neichs-Justizamts von dem Reichs- gerichts-Rath a. D. Dr. Achilles, dem Großherzoglih badischen Geheimen Rath Dr. Gebhard ‘und dem Reichögerichts - Rath Dr. Spa hn bearbeiteten Protokollen der Kommission für die zweite Lesung des Entwurfs des Bürgerlihen Gesetz- b uchs, auf deren Bedeutung an dieser Stelle hon wiederholt hin-

eroiesen wurde, ist vor kurzem die Lieferung 6/7 erschienen (Berlin, . Guttentag’s Verlag). Dieselbe umfaßt die Abschnitte 11 bis 1V des Rechts der Shuldverhältnisse und {ließt den zweiten Band ab. Es stehen jeßt noch aus die Protokolle zum Sahenrecht, zum Erb- recht und zum Cinführungsgeseß sowie ein Registerband, der die noth- wendige Grgänzung für den praktishen Gebrauh des Werkes bilden

wird.

Unter dem Titel „Die Aenderungen des Zivilprozeß- rechts nah den Novellen des Jahres1898*“ hat Dr. Richard Schmidt, Professor zu Freiburg i. B., eine Ergänzung zu feinem im Februar d. J. herausgegebenen und seiner Zeit bier angezeigten Lehrbuch des Zivilprozeßrechts erscheinen lassen, welche zu den künftigen Aenderungen des deutschen A ires überleitet und mit jenem in den bestebenden Rechtszustand einführendea Buch ein Ganzes bildet. S S. Leipzig, Verlag von Duncker u. Humblot; Preis 2,20 4)

Hauptwerk auf diese Ergänzung von vornherein zuz? chuititez worden ist, hat die äußere Sonderung der Theile seiner fun: Gin- heitlihkeit feinen Eintrag gethan; in der Ergänzunc it auf die grundsäßlihen Ausführungen des Lehrbuchs fortlaufent bingrwiefen

_—. Das Wiederaufnah meverfabren uad die Ent- shädigung unshuldig Verurtheilter. Fommrtar wu 4 vierten Buche (§§ 399—413) der Strafprozefordnung und ¡um B- ey, betreffend die Entschädigung der im Wiederaufnahmèverfahre? frei- gesprohenen Personen, vom 20. Mai 1898 von Franz Woermann, Staatsanwaltschafts-Rath beim” Landgeri&t 1 zu Berlin. Karl Heymann?'s Verlag hierselb. Preis 1 4 Die Wichtigkeit des Wiederaufnahmeverfabrens für die Strafjustiz und die bürgerliche Gesell- schaft, die rechtliben S{hwierigkeiten, welche sich bei seiner Handhabung dem Praktiker auf Schritt und Tritt entgegenstellen, der Umstand, daß es genauer biéher nur in größeren Kommentaren zur gesammten Strafprozeßordnung behandelt ist und au dort zablreich ergangene, besonders zweckmäßige allgemeine Anordnungen von Iustizaufsiht2- bebörden noh keinz Berüdjichtigung gefundea haben, ferner das Jn- krafttreten des Gesezes -über die Entschädigung der im Wieder- aufnahmeverfahren freigesproßenen Personen vom 20. Mai 1898, endlih der Zusammenhang zwischen diesem Geseß und dem. Wiederaufnahmeverfahren und die Wechselwirkungen des einen auf das andere lassen dem Praktiker und auch weiteren Kreisen einen bandlihen Kommentar wie den vorliegenden fehr willkommen erscheinen. Derselbe erläutert beide Materien aus einem einbeitlihen Gesichtspunkte kurz, aber vollständig und giebt auf alle Fragen Antwort. Seine äußerlihe Anlage giebt Zeugniß davon, daß der Verfasser die Bedürfnisse der Praxis kennt. Ein ausführ- lihes Sachregister erleihtert die Benußung des Büchleins.

Von anderen neueren Reichsgesezen liegt noch das Gesetz über das Auswanderungswesen vom 9. Juni 1897 neb| den dazu ergangenen Ausführung8bestimmungen in einer von dem Gebeimen Regierungs-Rath G. A. Grotefend besorgten Tertausgabe ohne Erläuterungen vor (Düsseldorf, Verlag von L. Shwann ; Preis 14).

Unter dem Titel „Die preuyischen Pfarrbefoldungs- gefeße vom 2. Juli 1898* haben der Regierungs-Rath Kurt von Rohrscheidt, Mitglied der Königlichen Regierung, Abtheilung für Kirchene und Schulwesen in Merseburg, und der Ober-Konsistorial- Rath E. Nie in Magdeburg Ausgaben der Gesegze über das Diensteinkommen der evangelischen und ‘der fatholishen Pfarrer vom 2. Juli 1898 ershzinen lasszn, von denen die von Rokbrscheidt’|he (Verlag von C. L. Hirschfeld in Leipzig, Preis 1,80 A) die Gefeze unter Heranziehung der Materialien erschöpfend erläutert und auf jede Zweifelsfrage eine zuverlässige Anwort giebt, während die Ausgabe von Nitze (Karl Heymanns Verlag, Berlin, Preis 1,20 4) nur dên Text der Gesetze ohne Er- läuterungen entbält, diesem aber bereits die am 31. August 1898 er- gangene Anweifung des Evangelishen Ober-Kirhenraths zur Aus- fübrung des Kirchengesezes vom 2. Juli 1898, betreffend das Dienst- einkommen der Geistlihen der evangelischen Landeskirche der älteren Provinzèn, beifügt.

Land- und Forstwirthschaft.

Ernteergebniß und Saatenstand in der Türkei.

…_ Konstantinopel, den 22. Dezember 1898. Die Getreideernte im Adrianopeler Bezirk is \{chlecht ausgefallen. Eine irgendwie nennenswerthe Auêfuhr von Getreide hat nit stattfinden können, da die vorhandenen Vorräthe kaum ausreihten, um den Lokal- konsum zu decken; Ende November befürchtete man sogar, zu diesem Zwecke Getreide von auswärts einführen zu müssen. Auch an Saatgetreide für die Winterbestelung war ein großér Mangel. Um diesem Mangel abzuhelfen und die nähftjährige Ernte des Adrianopeler Bezirks sicherzustellen, müßte die Regierung den dortigen, durch zwei aufeinander folgende Mißernten verarmten Getreidebauern nach fakundiger Schäßung “ungefähr 20000 £ zur Verfügung stellen. Einstweilen haven die Bauern vor Beginn der Wintersaison die Felder ordnungêmäßig zu bestellen begonnen, und weder ihr guter Wille no@ auch das Wetter, welhes bisber günstig gewesen, ist {huld daran, wenn s\ih keine guten Aussichten für die näst- läbrige Ernte eröffnen,

uh in den meisten Bezirken Kleinasiens is die Ernte binter der des Vorjahres erheblih zurückzeblieben. Nur im Bezirk von Samsun ift eine bessere und im Hinterlande von Trapezunt eine gleih ute Ernte wie im Jahre 1897 zu verzeihnen gewesen. Im Sand- {hak Angcra war der Minderertrag so groß, da troß der andauernd guten Preise das Ecgebniß des Zehnten dort 12000 £ weniger als im Vorjahre betrug, während der Zehnte für das ganze türkische Reich infolge des hohen Standes der Getreidepreise der Regierung gegen das Vorjahr eine Mehreinnahme von 282 755 £ gebracht hat.

Gine Ausfuhr von Getreide fand nur in geringem Maße, ins- besondere von Samsun aus, ftatt.

Die Wintereinsaat im Innern Anatoliens hat bisher unter zwei Umständen zu leiden gehabt. Einerseits gab es infolge der hohen Ge- treidepreise des vergangenen Winters nur geringe Bestände an Saat- getreide ein Mangel, dem die in Betracht kommenden Eisenbabn- gesellshaften durch T von Saatgetreide in einzelnen Be- zirken nur ungenügend abzuhelfen vermochten; andererseits hat der Mangel an Niedershlägen in den meisten Bairken die Winter- bestellung erheblih verspätet, sodaß vielfahe Befürhtungen für die nächstjährige Weizenernte laut werden.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungse

Maßregeln.

Das Erlöschen der Maul- und Klauenseuche ist dem E Gesundheitsamt am 30. Dezember vom Viehbofe zu Essen, der Ausbruch der Maul- und Klauenseuhe am 31. De- zember vom Schhlaht-Viehhofe zu nche n gemeldet worden.

Tananarivo, 1. Januar. (W. T. B.) Die Pest dauert in Tamatave an, bleibt jedoh auf diesea Ort beshränkt. Seit dem 25. November v. I. sind 204 Erkrankungen, daruater 132 mit tödt- lihem Ausgange vorgekommen. L

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