1874 / 86 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 13 Apr 1874 18:00:01 GMT) scan diff

e E od A S r uy

E Ae A E

des Jahres 1867 geprägten Vereinsthaler und Vereinédoppelthaler Anwendung.“ Ein dazu vorliegender Antrag des Abg. Lenz: „Das Geseß, betreffend einen Zusaß zu dem Münzgeseß vom 9. Juli 1873, o zu fassen: Die in Artikel 7, 8 uud dcti T 15; Ziffer 1 des Münzgeseßes vom 9. Juli 1873 - über die einstweilige ortdauer ihrer Geltung als geseßlihes Zahlungsmittel, die lußerccursseßung und Einlösung der Ein- und Zweithaler- stüde deutschen Gevyräges getroffenen Bestimmungen finden auch auf die in Oesterreih bis zum Schlusse des Jahres 1867 geprägten Vereinsthaler und Vereinêdoppelthaler Anwendung. Jedoch können die im dritten Alinea des Artikel 8 des Münzgesebzes festg-seßten Fristen für die Einlösung auf vierzehn Tage und für die e Bekanntmachung auf einen Monat herabgeseßt werden. wurde abgelehnt, nahdem \sich sowohl der Präsident des Reichs- tTanzler-Amtes, Staats-Minister Dr. Delbrü (S. unter Réihhs- tagsangelegenheiten), als auch die Abgg. Dr. Bamberger und Mosle dagegen ausgesprochen hatten.

Der Nachtrag zum Haushaltsetat des Deutschen Reiches für 1874 (S. denselben in Nr. 77 d. Bl.) wurde dann noch in erster Berathung erledigt. Schluß 4} Uhr.

In der heutigen (30.) Sizung des Deutschen Reichstages, welhe um 1 Uhr begann und der die Bundes- bevollmächtigten Staats - Minister Dr. Delbrück, v. Kameke und v. Stosh Und mehrere Bundeskommissarien beiwohnten, trat das Haus in die zweite Berathung des Reichsmilitärgeseßes ein. Zu- nächst erstattete der Abg. Miquel einen ausführlihen Be- rit, der bei Schluß des Blattes noh niht beendet war.

In der heutigen (52.) Sizung des Hauses der Abgeordneten, welher am Ministertishe die Staats-Minister Graf zu Eulenburg und Dr. Achenbah mit mehreren Kommissa- rien beiwohnten, wurde zunächst der Tod der Abgg. Grafen Renard und Jacobson mitgetheilt. Die Mitglieder erho- ben \sich von ihren Sigen. Von dem Handels-Minister war der Vermwaltungsberiht der preußishen Bank für 1873, von den Ministern der Finanzen und des Innern die Nachweisung über die Bestände des Dotationsfonds der Pro- vinzial- und Kreisverbände eingegangen. Dann vertagte sich das Haus mit Rücksicht auf die Geschäftslage des Reichstages auf unbestimmte Zeit. Die nächste Sizung wird ungefähr in 14 Tagen stattfinden.

Der General-Lieutenant von Gayl, bisher Kommandant von Rastatt, welher vor Kurzem zum Gouverneur von Rastatt ernannt worden, is von dort zur Abstattung persönlicher Mel- dungen hier eingetroffen.

Der Kaiserlih-Königlih österreihish-ungarishe Gesandte in Kopenhagen, Graf Kalnocki, if gestern aus Wien hier eingetroffen und im Hotel Royal abgestiegen.

=— S. M: Kl ¿Albätroß f am 10: d. Mis: Nach- mittags in Plymouth angekommen und am 11. Nachmittags von dort nah Kiel in See gegangen; an Bord Alles wohl.

S. M. Kbt. „Meteor“ hat am 10. d. Mts. Piraeus verlassen und is gestern in Pera angekommen.

Bayern. München, 10. April. Das „Gesegz- u. Ver- ordnungsblatt“ veröffentlicht eine Bekanntmahung der Staats- Ministerien vom 6. d. M., die Vereinfachung des dienfst- lihen \chriftlihen Verkehrs betreffend.

__ Die Landraths-Ab\chiede der 8 Kreise des König- reihs vom November v. I. haben die Allerhöchste Sanktion er- halten, und es wird mit deren Publizirung nunmehr im „Geseßz- und Verordnungsblatte“ begonnen.

Der Rath im Ministerium des Innern, E. Riedel, is gestern Abend von hier nah Berlin abgereist.

In der vorgeftrigen Sizung des Gemeinde-Kollegiums wurde die Gemeinderechnung für 1872 ohne Erinnerung genehmigt. Sie {ließt ab mit 2,777,524 Fl. Einnahmen und 2,129,913 Fl. Ausgaben der Betriebsrehnung, 102,754 Fl. Ein- nahmen und 437,865 Fl. Ausgaben der Vermögensrechnung, 1,284,864 Fl. Einnahmen und 1,492,887 Fl. Ausgaben der Anlehensrechnung, sohin 4,022,294 Fl. Gesammteinnahmen, 3,917,449 Fl. Gesammtausgaben und 104,845 Fl. Aktivrest ; dann 7,578,066 Fl. Vermögen und 10,123,077 Fl. Schulden, sohin 2,545,011 Fl. reinem Shuldenstand.

11. April. (W. T. B.) Ein Erlaß der Staats- regierung an den Bishof Dr. Reinkens erklärt, daß fie“ fich im Anschluß an das von der betreffenden Kommission ab- gegebene Rehtsgutachten nicht für befugt erahte, Dr. Reinkens im Verwaltungswege als altkatholischen Bischof für Bayern an- zuerkennen,

__ Sachsen. Dresden, 12. April. Nach dem „Dr. Anz.“ ist in der gestern Abend bei Helbigs abgehaltenen Monatsver- sammlung des „Deutschen Reichsvereins“ zu Dresden folgende Resolution angenommen worden, welche gestern Abend noch auf telegraphishem Wege einmal an das Präsidium des Reichstags, sodann an die nationalliberale Fraktion des Reichs- tags und an den Reichstags-Abgeordneten für Altstadt-Dresden nah Berlin abgesandt worden is und auf \chriftlihem Wege noch dem Reichstags - Abgeordneten für Neustadt - Dresden mit- getheilt werden wird:

eDer Deutsche Reichsverein zu Dresden spricht in seiner Versammlung vom 10. April gegen die reichstreuen Abgeordneten die vertrauenêvolle Erwartung aus, daß cs einer Verständigung der liberalen Parteien des Reichêtages mit dem Bundesrathe in der Militärfrage gelingen werde, die s{adenfrohen Hoffnungen der inneren Reichsfeinde auf eine Schwächung des Reichs und auf cinen Konflikt im Innern zu Schanden zu machen, und daß sie darum Dem, was die Reichsregie- rung für das Zustandekommen des Reichs-Militärgeseßzes als unerläß- lih erachtet, zustimmen werden."

Württemberg. Stuttgart, 12. April. Der Direk- tor des Ober-Schulraths Renk ift zum Präfidenten des Ver- waltungsgerihtshofs, der Ministerial-Rath W. Nokk bei dem Ministerium des Innern zum Direktor des Ober-Schulraths und der Verwaltungs-Gerichts-Rath W. Schwarzmann zum Di- rektor des Verwaltungshofs ernannt worden.

Sachsen- Weimar- Eisenach. Weimar, 11. April. Von den am Großherzoglichen Hofe zu Besuche verweilenden Hohen Gästen sind der Herzog von Altenburg und der Erbgroßherzog von Mecklenburg-Schwerin heute Nach- mittag wieder von hier abgereist.

_ Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 10. April, Vor einigen Jahren hat ein Hr. Baron v. Rast die Stadt Coburg zum Erben seines nicht unbeträchtlihen Vermögens eingeseßt und gleichzeitig mehrere milde Stiftungen allhier gemacht. Zu diesern B20 gehören unter andern auh 2 Paläfte in Florenz. Nachdem nun die mancherlei Erbschaftsdifferenzen be- glichen und geordnet sind, begiebt \ih jet, wie der rLeipz. Ztg.“ geschrieben wird, eine Deputation des hiesigen Magistrats,

bestehend aus Bürgermeister Muther, Magistratsrath, Geheime Finanz-Rath Krais und Iustiz-Rath Forkel, nah Florenz, um diese Paläste zu besihtigen und wegen deren Verwerthung das Geeignete an Ort ‘und Stelle anzuordnen.

Anhalt. Dessau, 10. April. Die auf gestern bestimmt gewesene Anfunft des Erbgroßherzogs von Mecklenburg-Shhwerin zu einem Besuche am hiesigen Hofe ist wegen Erkrankung des jungen Prinzen Aribert vershoben worden.

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Desterreich - Ungarn. Wien, 12. April. Der Feld- marschall-Lieutenant Graf Bellegarde if auf die von dem- selben aus Gesundheitsrücksihten wiederholt gestellte Bitte, unter Vorbehalt seiner Wiederverwendung im Heeresdienste, von der Stelle eines General-Adjutanten enthoben zu werden, seinem Ansuchen gemäß in den Stand der mit Carenz aller Gebühren be- urlaubten Generale verseßt worden, wobei der Kaiser befohlen hat, dem Feldmarschall-Lieutenant für die dur eine Reihe von Jahren mit Hingebung geleisteten vorzüglichen Dienste die volle Aller- höchste Anerkennung auszusprechen. Zu General-Adjutanten sind ernannt worden: der Feldmarschall - Lieutenant Freiherr von Mondel, derzeit Kommandant der 36. Infanterie -Truppen- divifion, und der General-Major Ritter von Beck, unter Be- lassung in seiner Anstellung als Vorstand der Militärkanzlei.

Die „Wiener Z.*“ veröffentlicht eine Verordnung des Ministers des Innern vom 1. April 1874, durch welche die Ausdeh- nung der sogenannten Eisenacher Konvention, betreffend die Verpflegung erkrankter und die Beerdigung verstorbener Staatsangehöriger so wie die Ausdehnung der mit mehreren Staaten e N Konvention, betreffend die Uebernahme der ursprünglihen Staatsangehörigen auf das deutshe Reihhsland Elsaß-Lothringen, kundgemacht wird.

Das Herrenhaus sezte in seiner heutigen Sizung in Anwesenheit der Kirchenfürsten bei diht gefüllten Galcrien die Generaldebatte über das erste konfessionelle Geseh fort. Gegen die Vorlage sprachen u. A. Fürst Czartorinski, sowie Graf Leo Thun. Für dieselbe ergriffen Hye, Hartig, Graf Anton Auersperg und als Hauptredner der Partei Baron Lichtenfels das Wort. Da der zulegt genannte Redner plößlih ohnmächtig wurde und aus dem Saal getragen werden mußte, wurde die Sizung ge- \{hlossen. Die nächste Sizung findet Montag statt.

Pe f, 11. April. Das „Amtsblatt“ dementirt die Nachricht, daß die von Kerkapoly in die Staats - Centralfkasse beförderten Temesvarer Waisendepositengelder vershwunden seien. Die Gelder im Betrage von 1,278,278 fl. erscheinen in den Schluß- rechnungen unter den unvorhergesehenen Einnahmen angeführt.

Schweiz. Bern, 12. April. (W. T. B.) Die Landes- gemeinde des Kantons Glarus hat einstimmig das Standes- votum für die Annahme des Entwurfes der revidirten Bundesverfassung abgegeben.

Niederlande. Haag, 8. April. Nach einer Mittheilung des Komites für das dem Könige bei Gelegenheit des 25jäh- rigen Regierungs-Jubiläums am 12. Mai zu widmende Nationalgeschenk hat der König dem Präsidenten dieses Komites, dem Bürgermeister von Amsterdam, persönlih die Eröffnung gemacht, daß er die Absicht habe, den Geldern, welche zu jenem Zwecke angesammelt sein würden, eine Bestimmung zum Vor- theile der Kunst zu geben, und daß er am 12. Mai in der Nieuwe Kerk in Amsterdam, wann ihm die Erträge der behufs eines Nationalgeschenkes veranstalteten Sammlungen zur Ver- fügung geftellt wären, kfundgeben. werde, für welhe Stiftung dieselben von ihm würden angewiesen werden.

Wie der „Leipz. Ztg.“ aus Amsterdam gemeldet wird, ift es jeßt sicher, daß der Kaiser von Rußland auf seiner Reise nah England am 12. Mai im Haag eintreffen und \ih an diesem Tage nah Amsterdam begeben wird, um bei den Iu- biläumsfestlihkeiten daselbst gegenwärtig zu sein.

Das Ministerium des Innern hat bekannt gemacht, daß nah amtlichen Berichten, die bei ihm eingegangen, in der Woche vom 29. März bis 4. April in den Niederlanden zwei Personen an asiatisher Cholera gestorben find, und zwar die eine in Rotterdam, die andere in Utrecht.

Der „Staats-Courant® veröffentliht das vollständige Namensverzeihniß der europäishen Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten, welche im Verlaufe der zweiten Expedition ge- gen Atchin im Kampfe getödtet, verwundet worden oder Krank- heiten erlegen sind, soweit darüber bis zum 26. Februar bei dem Kriegsdepartement in Niederländish-Indien Anzeige eingegangen war. Die Gesammtzahl ist an Verwundeten 375, an Gefallenen und Gestorbenen 377 (an Gefallenen: 39).

Mit der neuesten niederländish-ostindishen Posi aus Batavia vom 28. Februar wird gemeldet, daß aus Atchin bereits die Rücksendung von \{chweren Belagerungsgeshüßen und von Artillerie-Mannschaften begonnen hatte; sie follte allmählich fort- gesezt werden. Es deutet diese Maßnahme darauf, daß das niederländische Expeditionscorps keine \hwierigen Belagerungs- operationen mehr im Innern oder an den Küsten jenes Landes auszuführen haben würde.

Großbritannien und Jrland. London, 10. April. Jn einer außerordentlihen Sißung des Gemeinderaths der City von London, welcher der Lordmayor präsidirte, gelangte folgender Antrag zur einstimmigen Annahme : „daß, im Falle Se. Kaiserlihe Majestät, der Kaiser aller Reußen, dieses Land besuche, Sr. Kaiserlihen Majestät eine Einladung überbracht werde, die ihn ersuht, der Korporation die hre gestatten zu wollen, ihn bei einem Feste in der Guildhall zu empfangen.“ Es wurde ein Komite ernannt, um die Vorkehrungen für den Empfang des Kaisers, im Falle Sç. Majestät die Einladung an- nimmt, auszuführen.

11. April. (W. T. B.) Der Marquis of Clan- ricarde, Mitglied des Oberhauses, is mit Tode abgegangen.

___— (NMonatsübersiht für März.) Der Herzog und die Herzogin von Edinburgh landeten am 7. in Gravesend und begaben sich sofort nah Windfor, worauf am 12. der feierliche Einzug der Königin und des neuvermählten Paares unter all- gemeiner Theilnahme der Bevölkerung in London erfolgte. Der Prinz und die Prinzessin von Wales waren bereits am 5. von St. Petersburg in London eingetroffen.

Das neue Parlament trat am 5. formell zusammen, vertagte sih indessen bis zum 19., nahdem die Wahl des Sprechers des Unterhauses erfolgt und die durch den Ein- tritt verschiedener konservativer Parlaments-Mitglieder in das neue Kabinet nothwendig gewordenen Nahwahlen angeordnet waren. Dieselben fielen sämmtlich zu Gunsten der Mitglieder des Ministeriums aus. Bei dem am 19. erfolgten Wieder- zusammentritte des Parlamentes wurde die Thronrede der Königin von dem Lordkanzler verlesen. Dieselbe nimmt auf die zwischen dem Königreiche und allen auswärtigen Mächten bestehenden

freundlihen Verhältnifse Bezug, erwähnt, mit freundliher Wen- dung nach Rußland hin, der Vermählung des Herzogs von Edinburgh, rühmt die Führung und Erfolge der britischen Armee in dem Feldzuge gegen die Aschantis und konstatirt mit Be- dauern den in Ostindien herrshenden Nothstand. In Betreff der Aufgabe der Gesezgebung wird namentlich die Nothwen- digkeit der Reform der Geseße über den Verkehr im Grundbesiß hervorgehoben, sowie die Revision der Geseßze über das Dienst- verhältniß und die Regelung des Verkaufs berauschender Ge- tränke empfohlen. Bei der Berathung der Antwortsadres}se auf die Thronrede wurde von Herrn Butt, dem Führer der Homerule- Partei, deren Mitglieder bei einer in Dublin abgehaltenen Kon- ferenz den Beshluß gefaßt hatten, eine von den Konservativen wie Liberalen unabhängige Partei zu bilden und alle kleineren Meinungsverschiedenheiten der gemeinsamen Sache unterzuordnen, ein Amendement eingebracht, in welchem es hieß, das irishe Vokk werde nicht der vollen Wohlthaten der Verfassung theilhaftig. Der Antragsteller und die Mitglieder seiner Partei versuchten dies durch die Aufzählung einer Menge von Benachtheiligungen der Irländer, wobei namentlih auf die Ausnahme-Gesetze Bezug genommen wurde, zu begründen. Von der konservativen Seite des Hauses wurde hervorgehoben, daß ein solcher Antrag nur die Zertrümmerung des britishen Reiches bezwecken könne, und wurde das gestellte Amendement mit 314 gegen 50 Stimmen verworfen. Bei der festen Majorität, auf die der Premier-Mi- nister sich im Unterhause stügen kann, dürfte von einer Nachgie- bigkeit gegen die spezifisch-irishen Wünsche, wie sie sich wohl un- ter dem Ministerium Gladstone zeigte, niht mehr die Rede sein; auch hat Herr Disraeli eine an ihn abgesandte Deputation, welche sih für die Freilassung der noch gefangen gehaltenen Fenier verwenden follte, auf die Verhandlungen im Parlamente verwiesen, bei denen der Minifter des Innern, ‘Herr Kroß, die Erklärung abgab, daß die Regierung niht die Absicht habe, in den Lauf der Gerechtigkeit einzugreifen, indem sie diese Personen zur Begnadigung empfehle. A M E R

Von den dem Parlamente gemahien Vorlagen der Regierung wurde eine Anleihe von 10 Millionen Pfd. Sterl. zur Beschaffung der Mittel, welche die Hungersnoth in Indien für Abhülfemaß- regeln der ve: \hiedensten Art in Anspruch nimmt, von beiden Huu- sern genehmigt. Vorläufig sollen von der oben genannten Summe indessen nur 3 Millionen zur Ausgabe gelangen, und ist die Regierung der Ansicht, daß diese Anleihe ohne Garantie Eng- lands gegen die Sicherheit des indischen Schaßes auf den Markt gebracht und in monatlihen Raten von ungefähr 250,000 Vfd. Sterl. eingezahlt werden könne. Zur Deckung der Kosten des Krieges an der Westküste Afrikas bewilligte das Unterhaus als Ergänzung zu den Anschlägen des -laufenden Finanzjahres die Summe von 800,000 Pfd. Sterl. Die gesammten Kosten des Feldzuges dürften \sich nah dem Anschlage der Regierung auf etwa 900,000 Pfd. Sterl. belaufen. Von den für das kommende Finanzjahr vorgelegten Auzgabe - Etats der einzelnen Departements genehmigte das Unterhaus am 30. die der Armee und Marine; der erstere im Betrage von 14,435300 Pfd. Sterl weist eine Mehrausgabe gegen das Vorjahr von 69,200 Pfd. Sterl. auf. Die Mehr- ausgaben, hervorgerufen durch den gesteigerten Preis der Lebeng- mittel und den erhöhten Sold, belaufen fih auf 282,700 Pfd. Sterl., wogegen durch den Wegfall der Herbstmanöver und den ver- minderten Bedarf an Materialien, cine Minderausgabe von 213,500 Pfd. Sterl. angesetzt ist. Die effektive Stärke der Armee unterscheidet sich nur unbedeutend von der des Vorjahres und ist für das kommende Finanzjahr auf 128,994 Mann gegen 128,968 in 1873 festgestellt. Ein Antrag, die Armee um 10,000 Mann zu reduziren, wurde vom Hause verworfen. Der Marine- etat verlangt 10,179,485 Pfd. Sterl., 279,700 Pfd. Sterl. mehr als im vergangenen Jahre, welche Mehrausgabe durch die er- höhten Löhne auf den Schiffswerften und die Mehrkosten der Schiffsmaschinen, Kohlen, Panzerplatten und verschiedener ande- rer Flottenartifel motivirt wird. Der Gesammtbetrag der ver- schiedenen Etats der Civilverwaltung für das komn:ende Jahr, welche dem Parlamente bereits vorgelegt find, beläuft sih ein- \hließlich der für die Post: und Telegraphenverwaltung erforder- lichen Summen, - auf 18,800,661 Pfd. Sterl, 949,492 Pfd. Sterl. weniger als im Vorjahre. Eine Mehrausgabe wird nur in Klasse V, Schulen, Wissenschaft und Kunst, zum Betrage von 104,418 Pfd. Sterl. gefordert.

Nachdem beide Häuser den in dem Kriege gegen die Aschantis verwendeten Truppen ihren Dank ausgesprochen hatten, vertagte sich das Oberhaus am 30. März bis zum 14, April, das Unter- haus am 31. März bis zum 13. April.

Der mit dem Schlusse des Finanzjahres veröffentlichte Be- riht des Schazamtes weist eine Einnahme von 77,335,657 Pfd. Sterl. gegen 76,608,770 Pfd. Sterl. im Vorjahre auf. Außer- dem war am 1. April 1873 in den Banken von England und Jrland ein Uebershuß von 11,992,705 Pfd. Sterl. vorhanden. Der Ertrag der Zôlle ift von 21,033,000 Pfd. Sterl. auf 20,339,000 Pfd. Sterl. gefallen, dagegen if die Einnahme aus der Stempelsteuer von 9,947,000 Pfd. Sterl. auf 10,500,000 Pfd. Sterl., der Ertrag® der Getränkesteuer von 25,785,000 Pfd. Sterl. auf 27,172,000 Pdf. Sterl. gestiegen. Die Grund- und Gebäudesteuer brahte 2,324,000 Pfd. Sterl. gegen 2,337,000 Pfd. Sterl. , die Einkommensteuer 5,691,000 Pfd. Sterl. gegen 7,500,000 Pfd. Sterl, ein. Die Einnahme der Post? einschließlih einer Summe von 652,000 Pfd. Sterl, welche auf die Telegraphenanleihe zurückgezahlt wurde, betrugen 9,792,000 Pfd. Sterl. gegen 4,820,000 Pfd. Sterl. im Vor- jahre, die der Telegraphenverwaltung 1,210,000 Pfd. Sterl. gegen 1,015,000 Pfd. Sterl. Der Ertrag der Kronländereien belief fih auf 375,000 Pfd. Sterl. Verschiedene andere Ein- nahmen betrugen, einschließli einer Rückzahlung von 148,000 Pfd. Sterl. auf die Telegraphenanlecihe, 3,882,057 Pfd. Sterl gegen 3,796,777 Pfd. Sterl. im Vorjahre. Die Ausgaben beliefen sich auf 76,466,510 Pfd. Sterl, 160,490 Pfd. Sterl. weniger als im Budget angenommen worden war, wobei nihcht außer Acht zu lassen is, daß in dieser Periode eine Reduktion der Steuern um 2,855,000 Pfd. Sterl. eingetreten ist, und daß die den Vereinigten Staaten in der Alabama-An- gelegenheit von dem Genfer Schiedsgerichte zuerkannte Summe von drei Millionen Pfd. Sterl. vollständig aus den laufenden Einnahmen gezahlt wurde. Von der Staats\{huld wurden während des Finanzjahres vom 1. April 1873 bis 31. Mär 1874 3,895,982 Pfd. Sterl. getilgt. An baarem Gelde bertiled in den Banken am 31. März die Summe von 7,442,854 Pfd. Sterling.

Der Wortlaut des am 3. Dezember zwishen Großbritannien und Desterreih-Ungarn abgeschlossenen Auslieferungsvertrages ist amtlih veröffentlicht worden.

Am 27. März wurde von dem deuischen Botschafter, Grafen Münster, und dem Minister der auswärtigen Angelegen-

heiten, Earl Derby, ein Vertrag unterzeihnet, nach welchen

Aktiengesellshaften und andere kommerzielle, industrielle und finanzielle Gesellschaften, welche in dem einen der beiden Länder errihtet und zugelassen sind, au befugt sein sollen, in dem anderen alle Rechte auszuüben, \obald fie sich den in demselben geltenden Gesegen und Herkommen unterworfen haben. Der Vertrag is auf unbestimmte Zeit abgeshlo}en, kann aber von jedem Theile durch Kündigung, welche ein Iahr vorher erfolgen muß, aufgehoben werden.

Der Krieg an der Westküste Afrikas wurde durch die am 4. Februar erfolgte Einnahme von Kumassi beendet. Die Stadt wurde niedergebrannt und die britischen Truppen traten bereits am 7. den Rückmarsh nach Cape Coast Castle an, der von dem Feinde viht gestört wurde. Am 9. trafen Boten des entflohenen Königs Koffee Kalkalli im Lager bei Sir Garnet Wolseley ein und baten um Frieden. Die von dem kommandirenden Generale gestellten und von dem Könige angenommenen Friedensbedingun- gen legen dem leßteren die Zahlung einer Entshädigungs\summe von 50,000 Unzen Gold auf. Der König verzichtet ferner für sh und seine Nachfolger auf alle Ansprüche der Oberhoheit über alle Stämnte, welche früher mit der niederländischen Regierung in Verbindung standen, sowie auf alle Tribute oder Lehnspflichten von den Königen von Dankara, Assia, Akim, Adansi und den übrigen, früher dem Königreiche Ashhanti unter- worfenen, britishen Bundesgenofsen. * Zwischen den britischen Niederlafsungen an der Küste und dem Königreih Aschanti soll vollständige Handelsfreiheit bestehen und die von Kumassi nah dem Prah führende Straße- stets passirbar erhalten werden. Die europäischen Truppen wurden in der zweiten Hälfte des Februar eingeschif}t und landeten am 21. März und den folgenden Tagen in. Portsmouth. Am 30. hielt die Königin eine Revue über sämmtlihe Truppen, welhe an dem Feldzuge Theil genommen hatten, in Windsor ab. Sir Gar- net Wolseley wurde für seine Verdienste zum General- Major ernannt. Außerdem wurde ihm der Barontitel mit einer jährlihen Ehrenpension von 1500 Pfd. Sterl. für \ich und seine nähsten Nahkommen, sowie das Großkreuz des Ordens von St. Michael und St. Georg und das Commandeurkreuz des Bathordens verliehen.

Die Noth in den von Mißernten betroffenen indishen Pro- vinzen nahm noch zu, was am deutlihsten aus dem Anschwellen der an den öffentlihen Bauten beschäftigten Zahl von Arbeitern hervorgeht. Dieselbe ift allein in Tirhut im Laufe von zehn Tagen von 20,000 auf 100,000 gestiegen. Der Theil Bengalens, welcher am s{chwersten zu leiden hat, umfaßt Tirhut, Sawun, Chumparun, Bhagulpore, Purneah und Dinajepore. In der allershlimmsten Periode, von Ende Mai bis Ende August, wer- den etwa 3 Millionen Menschen von der Regierung erhalten werden müssen, eine ctwas geringere Zahl in den Monaten April, Mai und September, und noch weniger in den Monaten März, Oktober und November. Auch in neun anderen Distrikten wird Noth herrschen, wenn auch nihcht \o allgemein wie in den oben genannten. Von der Regierung sind bereits 720,000 Tonnen Reis angekauft worden, und täglich wurden 2000 bis 2500 Tonnen in die nothleidenden Distrikte befördert. Der Lokal- transport, welcher die Hauptschwierigkeit darbot, wurde ziem- lih gut organisirt. In den Distrikten nördlich des Ganges wurden 50,000 Wagen damit beschäftigt, die von der Regie- rung gekauften Nahrungsmittel herbeizushaffen, und \oll die Zahl derselben in kurzer Zeit auf 70,900 gebraht werden. In den am meisten betroffenen Gegenden wird die Hülfsvertheilung in kleinen Kreisen vorgenommen, \o daß jedes Dorf besonders besuht und versorgt wird. Die Frühlings\aaten stehen überall gut, mit Ausnahme von Tirhut, und sind mehrere Distrikte durch den im Februar gefallenen Regen vor der Hungersnoth bewahrt worden. Die bis Ende Februar nöthig gewordenen außerordentlihen Ausgaben der Regierung beliefen \sich auf 2,500,000 Pfd. Sterl.

Das Parlament von Canada wurde am 26. durch den Ge- neral-Gouverneur eröffnet. Unter den Vorlagen der Regierung befindet sih ein neues Wahlgeseß, nah welchem das bisherige Verfahren bei den Wahlen abgeschafft und geheime Abstimmung eingeführt werden soll. Die Lage des Landes schilderte der Gou- verneur in der Eröffnungsrede als eine sehr günstige.

Fraukreich. Paris, 11. April. Das „Journal officiel“ kündigt folgendermaßen das Entkommen Rocheforts und seiner Mitgefangenen an:

„Die Regierung hat Depeschen aus Numea vom 2. und aus Syoncy vom s. betreffs der Entweichung von drei zur einfachen De- portation und von drei zur Deportation in einen befestigten Raum Ver- urtheilten erhalten, unter welchen Rochefort, Pascal Grousset, Jourde und Vallière sich befinden. Die Depeschen geben die Namen der beiden anderen

nicht deutlih. Diese Verurtheilten entkamen an Bord eines englischen

Schiffes, das sih von Numea na Australien begab und sind in Sidney angekommen. Diese nämliche Nachricht traf heute Morgen von London ein, wo sie die englische Regierung der französishen Botsczaft über- miitelte. Der fih im Augenblicke der Flucht auf einer Rundreise be- findende Gouverneur von Neu-Caledonien ließ nah seiner Rüdckehr eine strenge Untersuchung anstellen. Die Sache ist der Militärjuitiz in die Hände gegebcn worden. Nach den ersten verbreiteten Serüchten befahl der Marine-Minister einem „Offizier-General“, sich nah Neu- Caledonien zu begeben, und versah ihn mit den Vollmachten, die zur Ergreifung der Maßregeln nothwendig sind, welche eine so ernste That- sache zu erheischen scheint, Der Regierungs-Kommissar wird mit dem Postschiff am 14. abreisen. : E Der Offizier - General, den die Regierung absendet, ist der Contre - Admiral Ribour, der längere Zeit ein Kommando in

Neu-Caledonien hatte.

Ueber die Organisation der Territorial-Armee, die bekanntlich mit großem Eifer betrieben wird, vernimmt man folgende Einzelheiten: Es wurde im Prinzip beschlossen, nur \sechs, vielleicht auch nur vier Klassen zu organifiren und die Klafsen von 1855 ab nur einzuschreiben und auf dem Papier als Reserve der Territorial - Armee figuriren zu lassen. Man hält es nicht für nothwendig, die Leute dieser leßten Klasse (von 1855 b's 1858), die fast alle ohne militärishen Unterricht find und in wenigen Jahren frei \ein werden, einzu- kleiden und einzuüben. Die Kontingente der Territorial-Armee sollen immer in Lagern oder in Garnifonsstädten versammelt werden, und in keinem Falle soil die Instruktion in dem Orte stattfinden, wo sie refrutirt worden find. Die Kontingente selbst sollen, wenn nicht besondere Ereignisse eintreten, niht vor dem Herbst 1875 und dann für einen Monat einberufen wer- den. Als Grund giebt man an, daß man vorher nicht die Kadres gebildet und für die Bewaffnung und für die Ein- kleidung Sorge getragen haben könne. Den Präfekten ist eine Regierungsdepesche mitgetheilt worden, worin sie benachrich- tigt werden, daß fie binnen Kurzem weitere Instruktionen bezüg- lih der Herstellung der Territorial-Armee erhalten werden.

12. April. (W. T. B.) In Folge eines in dem heutigen Ministerrathe gefaßten Beshlusses haben die Jour- nale „Liberté*“ und „Union“ wegen mehrerer Artikel, in denen

die Unwiderruflihkeit der dem Maishall Mac Mahon auf 7 Jahre verliehenen Exekutivgewalt bestritten wurde, Verwarnun- gen erhalten.

183. April. (W. T. B.) Die heute vom „Journal of- ficiel* veröffentlihte Cirkularverfügung des Iustiz- Ministers in Betreff derjenigen Zeitungsartikel, die gegen die dem Marshall Mac Mahon auf 7 Jahre verliehenen Ge- walten gerichtet sind, geht von der Erwägung aus, daß diese Gewalten durch den von der Nationalversammlung am 20. No- vember v. I. gefaßten unabänderlihen Beschluß gegen jeden Angriff und jede Anfehtung ficher gestellt worden seien. Der gedahte Beschluß der Nationalversammlung habe nicht nur diese, sondern auch das Land gebunden und sei vollständig unabhängig von den konstitutionellen Geseßvorlagen, deren Berathung demnächst bevorstehe, gefaßt worden. Der Justiz-Minister befiehlt deshalb, ihm alle solce Zeitungsartikel zur Kenntniß zu bringen, durch welhe das Gefeß verleßt und der Repräsentant der höchsten Gewalt entweder in Bezug auf seine Person oder in Bezug auf die Dauer seiner Amtsgewalt zum Gegenstand von Angriffen durch die Presse gemacht wird, indem die Verlängerung dec Gewalten des Marschalls Mac Mahon eine unwiderrufliche geworden sei.

Spanien. Madrid, 11. April. (W. T. B) Nah einem der Regierung gestern früh zugegangenen Telegramm machen der anhaltende Regen und Sturm die Wiederau f- nahme der Operationen einstweilen unmöglich.

Eine aus carlistisher Quelle stammende Nachricht dementirt die Gerüchte über den Abschluß einer zwischen den um Bilbao stehenden beiderseitigen Armeen beabsichtigten Konvention und fügt hinzu, die Intriguen der Alphonsisten, sowie Agita- tionen im föderalistishen Sinne hätten die Rückkehr des Mar- \challs Serrano nah Madrid veranlaßt.

Eine weitere in Paris eingegangene, aus offizieller carlisti- her Quelle stammende Depesche von San Pedro de Abanto den 9. d. M. meldet, Marshall Serrano hätte durch den General Elio als Unterhändler den Carlisten Vorschläçc,e zu einem Ueber- einkommen machen lassen, dieselben wären aber ein für alle Mal abgewiesen worden.

Die Delegirten der Stadt Gerona haben eine Uebereinkunft mit den Carlisten abgeschlossen, wonach Legztere gegen Zahlung einer“ Summe von 100,000 Fscs. die Ein- schließung der Stadt aufheben werden.

Barcelona, 12. April. (W. T. B.) Die carlistischen Abtheilungen unter Tristany und Saballs, zusammen etwa 6000 Mann ftark, haben sich in der Nähe von Vich vereinigt, vermuthlich um einen Angrif} auf Berga zu versuhen. Der General-Kapitän der Provinz hält zwei Kolonnen in Bereit- schaft, um dieselben auf den von den Carliften bedrohten Punkt zu dirigiren.

Nufßland und Polen. St. Petersburg, 11. April. Der „R. W.“ zufolge ist eine Kommission unter dem Vorsiße des Ministers des Innern zusammengetreten, welche die Einfüh- rung einer neuen Munizipalverfassung in den Städten der Ostseeprovinzen berathen soll,

Wie dasselbe Blati meldet, kann die allgemeine Wehrpflicht erst dann in Finnland eingeführt werden, wenn das hierfür b-stellte Komite die vorbereitenden Arbeiten vollendet und sein Elaborat dem Landtage vorgelegt haben wicd, welcher dasselbe zu bestätigen hat. Die nächste Sizungsperiode wird nicht vor dem Jahre 1877 stattfinden. *

Durch eine Verfügung des Ministers des Innern vom 24. März ist der Einzelverkauf von Nummern der Zeitung „Ss\owremennyja Iswestija“ verboten worden.

12. April. Der Leiter des Marine-Ministeriums, Ad- miral und Generaladjutant N. Krabbe ifff vom Kaiser durch Verleihung des Wladimirordens i. Klasse, der ihm mit einem huldvollen Handschreiben übersendet wurde, ausgezeihnet worden. Außerdem wurde an 13 Bischöfe das Großkreuz russischer Orden verliehen.

Amerika. Per Kabel wird aus Washington unterm 9. d. gemeldet: „Das Repräsentantenhaus hat nah einer animirten Debatte die Erwägung des Maynardschen Gesetent- wurfes zur Herstellung eines freien Banksystems und eines nationalen Papiergeldes zu dem Behufe vertagt, um die von dem Senat angenommene, dexr Umlauf der Greenback3s und Noten der Nationalbanken auf 800 Millionen Dollars erhöhende Vorlage wieder aufzunehmen. Das Resultat der Debatte läßt eine Annahme der Senatsbill Seitens des Hauses annehmen.

Afrika. (A. A. C.) Von Oberst Gordon, dem Nach- folger Sir Samuel Bakers in dem vom Khedive unternomme- nen Werke zur Ausrottung der Sklaverei in den zwischen Aegypten und Abyssynien liegenden Regionen, sind bis Ende Februar reichende Nachrichten eingelaufen, denen zufolge scine Expedition Suakim am oberen Nil erreicht hatte und im Begriff war, nah Berber aufzubrechen, wo er seine Streitmacht zu organisiren beabfihtigt. Der Khedive hat den Oberst Gordon mit vollen Gewalten für seine Mission bekleidet.

Naqh einer aus Cape-Coast-Castle eingegangenen Nach- riht vom 19. v. M. hat der König der Aschantis den vom General Wolseley entworfenen Friedensvertrag unterzeichnet, und seine Abgesandten haben denselben ratifizirt.

Anstralien. Melbourne, 10. April. (W. T. B.) Rochefort und Genossen haben auf morgen ihre Abreise

nach Europa festgeseßt.

Nr. 33 des „Amts-Blatts der Deutschen Reichs- Pöstverwaltung“ hat folgenden Inhalt: General-Verfügung vom 9, April 1874: Behandlung der in Beuteln * oder Fässern verpackten Postkafsengelder. General-Verfügungen vom 10. April 1874: See- postverbindung mit Norwegen auf der Route Frederikshavn-Christians- jand; Postverbindung mit Mexiko.

Neichstags - Angelegenheiten.

Berlin, 13. April. In der Sißung des Deutschen Reichstags am 11. d. M., nahm in der Diskussion über den Gescyentwurf, betreffend die Abänderung des Münzgesehes der Bundesbevollmächtigte Staats-Minister Dr. Delbrü ck über das Amendement des Abg. Lenz, welches für die österreichischen A eine abgekürzte Einlösungsfrist festgeseßt wissen wollte, as Wort:

Meine Herrcn! Ich habe mich im Namen der verbündeten Re- gierungen entschieden gegen diesen Antrag zu erklären. Die Frage,

welche der Antrag behandelt, ist im Schoße des Bundesrathes, wie es ina der Natur der Sache lag, nicht unerwogen geblieben, Die Er-

wägung hat dahin geführt, die Bestimmung, wie sie der Herr Abge- ordnete für Eßlingen vorgeschlagen hat, für zulässig nit zu erachten, und zwar aus folgenden Gründen: Die Ursache der Beunruhiguag, welche in Beziehung auf das Schicksal der österreihishen Thaler das Publikum ergriffen hat, lag darin, daß nah dem b-stehenden Münz- geseß der Bundesrath befugt war, dies? österreichischen Thaler jeden AugenblickE außcr Cours zu segen, daß also mit anderen Worten über allen Besigern dieser Münzen das Damoklesshwert hing, daß plößlich fie zu dem Werthe nicht mchr auézugeben sein würden, zu dem sie die Befißer empfangen hatten. Die verbündeten Regierungen sind mit Nüäsicht darauf, daß die ge- nannten Münzen zur Zeit oesegliches Zazlungsmittel im überwiegend größten Theil des Reiches sind, zu der Übercinstimmenden Ueberzeugung gekommen, daß es richtig fei, wenn der Bundesrath sich der ibm durch das Geseß ertheilten Vollmacht in Beziehung auf diefe Münzen be- gâbe; daß dieses richtig sei, weil diese Münzen in einem so großen Umfange und zur Zeit mit voller geseßliher Wirkung im Reiche cirkuliren, daß es eine harte Unbilligkeit sein würde, ihre Besißer der G:fahr auêzuseßen, welche mit einer plößlichen Außeccoursfeßung verbußfden ist. Weiter zu gehen haben die verbündeten Regierungen nicht für zu- lässig erachtet, Wir werden eine sehr geraume Z-it hindur noch in der Nothwendigkeit sein, die in Deutschland geprägten Thalcr und neben ihnen die österreihishen Thalec in Circulation zu lassen, weil sie eine lange Zeit hindurch noch ein unentbehrliches V-rkehrsmittel sein werden. Innerhalb dieser Zeit, für die sich ja Jeder eine Grenze berehnen mag, wie er will, für welche aber eine nalze Grenze unter allen Umständen nicht in Aussicht zu nehmen ist, innerha)b dieser Zeit, sage ih, wird, wenn die Verhältnisse in Europa sih friedlih entwickeln, die österreihische Regierung ohne Zweifel in der Lage sein, ihc Münzwesen auf metallischer Basis neu und vollständig zu ordnen. Welche Basis fie dabei wählen wird, steht dahin. Sie mag indessen bei der Ord- nung ihres Münzwesens das Gold zur Basis nehmen, wie Deutsch- land es gethan hat, oder sie mag Silber zur Basis nehmen, unter allen Umständen wird fie in der nämlichen Lage sein, in welcher das Reich gew: sen ist, nämlich bei der Ordnung ibres Münzwesens Rück- sicht zu nehmen auf die von ihr selbst geprägten und ausg-gebenen Silbermünzen, Sie wird genau, wie wir das gethan haken, in der Lage sein, entweder, je nachdem sie die eine oder andere Währung wählt, diese Münzen ihrerseits ein- zuziehen oder fie in das neue System ihres Münzwesens aufzunehmen. Jst dies der Fall, so würde es nicht nur voreilig, fon- dern man könnte vielleicht noch einen andern Ausdruck gebrauchen sein, wenn wir heute ohne jede sahlihe Nothwendigkeit erklären wollten: wir wollen die österceihishe Regierung auf unsere Kosten von diesen Münzen befreien. Jch sage, es würde ohne jede sachliche Veranlassung geschehen, Denn, meine Herren, die Panik, die sich des Publikums -in Bezug auf die österreichischen Thaler bemächtigt hat, die ist na allen Wahrnehmungen, die ich habe machen können, ein- fach beseitigt gewesen, schon che dieser Gesetzentwurf vorgelegt war, und zwar einfah beseitigt durch die Erörterung, welche über die Interpellation des Herrn Fürsten Hohenlohe-Largenburg vor Ostern hiíec stattgefunden hat. Soviel meine Wahrnehmun- gen reichen, sind die öosterreihischen Thaler, ohne daß irgend ein Akt der Geseßgebung dazwischen getreten ist, wieder vollständig rehabilitirt. Tritt nun erft ein Aft der Gesetz- gebung dazwischen, werden sie unter die erste Bestimmung im Artikel 15 jubsumirt, folgt aus der Subsumtion, daß ihr weiteres Schicksal von der NReichsgeseßgebung abhängt, fo sehe ih in der That doch nicht den mindesten Grund ein, weshalb diese Thaler, wie es der Herr Abgeord- nete für Ezlingen bezeichnet hat, fernerhin mit einem Makel behaftet durch das Land wandern sollten; ih glaube nicht, daß man das von einer Münze behaupten kann, deren schließlidces Schicksal an ent- scheidender Stelle von der Uebereinstimmung zwichen Bundesrath und Reichstag abhängt. :

Ich glaube also, daß es absolut überflüssig sei, heute {on eine Frage zu entscheiden, die erft nach einer Reihe von Jahren an uns herantreten kann, und zwar in einem Augenblick-, wo wir absolut außer Stande sind, zu übersehen, wie die Lage nah Ablauf dieses Zeitraums gestaltet sein wird, Die verbündeten Regierungen sind sich bewußt gewesen, daß sie zu thun haben, was der Augenblick ecfordert. Ich würde es aber für einen großen Fehler halten, darüber hinaus zu gehen und sich zu engagiren für Vechältniste, die heute keiner von uns übersehen fann.

Jch bitte Sie wiederholt, den Antrag abzulehnen.

Dem Abg. Dr. Bamberger, welcher erklärte, falls der Bundes- rath damit einverstanden fei, werde er für den Fall, daß die Konjunktur gestatte, die Thaler voll an Oesterreich zurückzugeben, den Antrag auf eine kürzere Einlösungsfrist stellen, entgegnete der Staats-Minister Dr. Del brüdck:

In Beziehung auf den von dem Herrn Vorredner verlesenen An- trag kann ih, wie er das selbst {on hervorgehoben hat, natürli nur meine persönliche Meinung aussprechen und aucch diese persönliche Meinung eben nur nach dem Anhören einer einmaligen Verlesung. Indessen glaube ih dur dieses einmalige Anhôren doch genug infor- mirt zu sein, um den Herrn Abgeerdneten für Bingen ersuchen zu können, den Antrag nicht einzubringen. Der Antrag unterstellt, wenn ih seine Auéführung richtig aufgefaßt habe, daß zu einem gegebenen Meomcnt eine Metallfonjunkiur eintreten Éönnte, die es für den Bun- desrath im Juntekesse der Durchführung der Münzreform wünschens- werth machte, auf einmal sich der éêsterreichischen Thaler zu entledizen, sie fofort zu haben, sie einzulösen, J{ch glaube nun nicht, daß diese Unterstellung zutreffen könnte. Wir haben ja sehr lange Zeit hindurch mit der Aufräumung unserer eigenen Silberbestände zu thun, und wir werden an unserem eigenen Silber immer ein vollkommen aus- reichendes Material haben, um eine Kerjunktur berußen zu können, soweit die Kräfte der Affiniranstalten dazu ausreichen. Die Zeit zwischen dem Eintreten der Konjunktur und dein Ausnußen ist immer rclativ fo kurz, daß es nah meiner Ansicht in der That kaum denkbc- ist, es könnte mit Nußen eine Operation, wie sie der Herr Abgeord- nete bezeichnet hat, vorgenommen werden; denn die feßt voraus doch immer eine gewisse Zeit für die Einlösung, eine Zeit, die man doch anch nit gar zu eng greifen konnte, wenn man nicht all die Klagen wieder hören wollte, die biéher-schon in Bezug auf diefe Münzen laut geworden sind, und die der Herr Abgeordnete, wenn auch nah einer an- deren Richtung hin, in Bezug auf dic Einlösung der Goldmünzen auêge- jprohen hat. Jch glaube in der That, daß die verbündeten Regie rungen, wie sie eine solche Vellmacht nicht begehrt haben, fie cs auch vorziehen werden, sie niht onzunehmen. E

J erlaube mir einige Bemerkungen in Bezug auf die von dem Herrn Vorredner besprochene Einlösung der Goldmünzen.

Zunächst erinnere ih daran, damit n-cht ein von ibm gebrauchter Ausdcuck zu Mißverständnissen führen könnte, daß die Einlöjunzg dicser Goldmünzen, aljo der. preußischen Fricedrihd'or niht für Rechnung der preußischen Kasse erfolgt, sondern für Rechnung des Reichs.

Sodann habe ich zu bemerken, daß bei den Anordnungen, welche bei der Einlösung der Goldmünzen getroffen sind, in erster Linie davon ausgegangen werden mußte, daß die Einlösung durch die Kasse des- jenigen «Staates zu erfolgen hat, der die Münzen aus- gegeben hat, ih sage in erster Linie. Die Erwägung, die davei leitend war, war die, daß man es in der That nicht den Kassen im gesammten Reiche zumuthen kann, Münzen einzulösen, die bei ihnen vielleiht zu den alleräußerstein Seltenheiten gehören, die sie kaum fennen, von denen sie kaum wissen, ob sie cinen festen Cours gehabt haben, also zu einem festen Satze einzulösen sind, oter ob sie einzulösen sind einfach nach dem Geoicht. Um indessen dem voraus- sichtlichen Bedürfniß, das hervortritt dadurch, daß einzelne Gold- münzen über den Bereih des Staates hinaus Cours eclangt haben, der sie ausgegeben hat, um diesem eintretenden Bedürfniß entgegenzukommen, ist zugleich verabredet worden, daß eine jede Regierung befugt ist, für die Einlösung aller deutshen Gold- münzen oder einzelner derselben bei ihrn Kassen Vorsorge zu treffen. So viel mir bekannt ist, und ih weiß das wenigstens positiv von

Bayern, Württemberg und Baden ist in Beziehung auf die Ein-

l lôfung der preußischen Fricedrichsd'ors in Süddeutschland dafür Vor-