1874 / 106 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 06 May 1874 18:00:01 GMT) scan diff

verbunden und mit preußishen und deutshen Fahnen beflaggt waren ; zu beiden Seiten derselben waren die Mannschaften des Regiments in je 6 Kompagnien mit der Regiments-Musfik und den Bataillons-Mufiken aufgestellt. Unter den Klängen der rufsfishen Nationalhymne ging Se. Majestät der Kaiser die Fronten ab, \prach dann mit einem Feldwebel und mehreren Leuten und begab Sich in die Gesellshaftsräume des Regiments. Im Vorder- raume war in einem Gebüsch von Palmen eine Büste des Ersten Chefs des Regiments Kaiser Alexander I. aufgestellt; zu beiden Seiten siand ein Ehrenposten. Im Speisesaale war eine lange Frühstücfstafel servirt, auf der einen Seite saßen der Kaiser, der Kronprinz, die Großfürsten, die Prinzen, die Generale, theils als direkte Vorgeseßzte, theils als frühere Regimentsangehörige; auf der andern Seite die beiden Obersten, die Stabsoffiziere und Haupt- leute des Regimentes und die Commandeure des Kürasfier- Regiments Nr. 6 undædes Brandenburgischen Ulanen-Regiments Nr. 3. In einem zweiten Speisesaal war die Tafel der Offi- ziere, vom Hauptmann ab, für frühere Regimentskameraden, die Aerzte und Zahlmeister gedeckt.

Den ersten Toast brahte Se. Majestät der Kaiser Alexander auf Se. Majestät den Kaiser und König aus, einen zwei- ten auf das Regiment selbst. In dem anderen Speisesaale wieder- holte der General-5ntendant, Major von Hülsen, als ältester Regimentskamerad den Toaft Sr. Majeftät des Kaisers Alexander auf des Kaisers und Königs Majestää Die Toaste beant- wortete der Commandeur des Regiments Oberst von Wussow mit einem Trinkspruch auf den Allerhöchsten Chef Kaiser Alexander I. Während der Tafel spielte die Regimentsmufik; nach Auf- hebung derselben begab Sih Se. Majestät der Kaiser Alexander in den Speisesaal zu den jüngeren Offizieren begrüßte dieselben, und, in den kleinen wohlgepflegten Garten hinaustretend, befihtigte Allerhöhstderselbe das mit Blumen bekränzte Denkmal, auf dem die Namen der Gefallenen des Re- gimenis vom Jahre 1848/49 an bis zu dem deutsch- franzöfishen Kriege eingetragen stehen. i

Unter den Hurrahrufen der Offiziere und Mannschaften verließ der Kaiser unter dem Ausdruck Allerhöchftseines Dankes mit der Begleitung die Kaserne und begab Sih nach dem russischen Bot- \haftshotel, wo aus Anlaß der Verlobung Sr. Kaiserlichen Hoheit des Großfürsten Wladimir mit Ihrer Hoheit der Herzogin Marie von Mecklenburg ein feierlihes Tedeum celebrirt wurde, dem der Kaiser mit den Beiden Söhnen, die Großherzoglich mecklenburg- \{hwerinshe Familie und der Botschafter mit den Herren und Damen der Botschaft beiwohnte.

Die Familientafel fand Nachmittags bei Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kron- prinzesfin statt und war im blauen Saale zu 25 Couverts erv

irt.

Abends um 9 Uhr erfolgte die Abreise Sr. Majestät des Kaisers Alexander nah Stuttgart vom Anhalter Bahnhofe aus. In den Königs-Gemächern desselben hatten Sih zur Verabschie- dung versammelt Ihre Majestät die Kaiserin-Königin, Ihre Kai- serlihen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kron- prinzessin, Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog, die Großherzogin und die Großherzogin-Muiter von Mecklenburg- Schwerin, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prin- zessin Carl, der Prinz und die Prinzessin Friedrich Carl, die Prinzesfinnen Marie und Elisabeth, der Prinz August von Württemberg und der Erbgroßherzog von MWMecklenburg- Schwerin, Ihre Hoheiten die Herzogin Marie von Mecklenburg, die Prinzesfin Marie von Sachsen-Meiningen, der Herzog Paul von Mecklenburg, der Erbprinz von Sachsen- Meiningen und Se. Dur{lauht der Prinz Friedrich von Hohen- zollern, die General-Feldmarshälle, die General- und Flügel- Adjutanten, der Ehrendienst des Kaisers und der Großfürsten, der Ober-Stallmeister Graf Pückler, und der Vice-Ober-Stallmeister von Rauh, der Polizei-Präfident von Madai, der rusfische Bot- \cafter von Oubril mit dem gesammten Botschaftspersonal und den Damen desselben.

Se. Majestät der Kaiser und König hatten Se. Majestät den Kaiser Alexander vom rusfishen Botschaftshotel abgeholt. Nach den Beiden Kaisern traten die Beiden Großfürsten in die Verjammlung, von der Sih Se. Majestät der Kaiser Alexander und Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Alexis Alexandrowitsch in herzlihster Weise verabschiedeten.

Se. Majestät der Kaiser und König und sämmtliche Prinzen, sowie die ganze Suite gaben Sr. Majestät dem Kaiser Alexander und dem Großfürsten Alexis Alerandrowitsch das Geleit bis zu dem Kaiserlihen Salonwagen, worauf nach nochmaliger herzlicher Umarmung der Beiden Souverâne die Abreise der Hohen Gäste

erfolgte.

Se. Majestät der Kaiser und König nahmen beute militärishe Meldungen entgegen, empfingen den Besu Sr. Kaiserlichen uud Königlichen Hoheit des Kronprinzen, dem- nächst Allerhöchstihren General-Adjutanten, General der Infanterie p. Boyen und Flügel-Adjutantcn Oberften Prinzen Reuß und verabschiedeten Allerhöhftsich auf dem Hamburger Bahnhof von den Großherzozlih mecklenburgisGen Herrschaften und dem Groß- fürsten Wladimir.

Ihre Majeftät die Kaiserin-Königin verab- \chiedete Sich geftern Abend von Sr. Majestät dem Kaiser Alerx- ander auf der Eisenbahn. Allerhöchftdieselbe reist heute Abend zum Kurgebrauh nach Baden ab und wird dasclbst bis zum 15. Juni verweilen.

Ihre Kaiserlihen und Königlihen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin wohnten am Montag Vormittag dem auf dem Tempelhofer Felde vor Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland stattfindenden Exerciren bei. Nachmittags ertheillie Se. Kaiserliche Hoheit dem Ober-Präfi- denten a. D. Fr von Senfft-Pilsach Audienz. Beide Höchste

nahmen um 5 Uhr am Diner im Kaiserlichen

is Theil und ershienen daselbst Abends zur Soirée, nach-

dem Se. Kaiserlihe Hoheit der Kronprinz noch vorher die Vor- fiellung im Friedrich-Wilhelmfstädtishen Theater besucht hatte.

Geftern Vormittag um 10} Uhr begab Sih Se. Kaiserliche und Königliche heit der Kronprinz in der Begleitung Sr. Moajestät des Kaisers zu Pferde nah dem rusfishen Botschafts- Hotel und von dort mit Sr. Majestät dem Kaiser Alexander pr Parade met Brandenburgishen Kürassier- Regiments nah

Königsplas.

Nah der Rückehr folgte Se. Kaiserlihe Hoheit der Ein- [adung des Offizier-Corps des Kaiser Alexander Garde-Grenadier- mohnie um 2 Uhr Kad in der Kaserne dieses Regiments und

um

des

2 Nathmittags einem Gottesdienst in der Ka- russishen Botschafts-Hotels bei. Um 5 Uhr Nach- mitiags fand im Kronprinzlichen Palais Fanilien-Diner ftatt.

tischen Bahnhofe, wohnte darauf dem Schluß der Vorstellung im ane hf engem f Winter-Theater bei und kehrte mit dem 11 Uhr-Zuge nach Potsdam zurü. L

Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kron- prinzessin wohnte gestern Vormittags mit Ihrer Majestät der Kaiserin-Königin der Parade auf dem Königsplaß bei. Nachmittags 2 Uhr besuchte Höchstdieselbe die Wadczek-Anftalt, war Abends 9 Uhr mit Ihrer Hoheit der Prinzesfin Marie von Sachsen-Meiningen bei der Abreise des Kaisers von Rußland auf dem Anhaltischen Bahnhofe anwefend und kehrte um 10 Uhr nah dem Neuen Palais bei Potsdam zurü.

Sr. Majeftät dem Kaiser und König find von den Vertretern der Städte Treptow a. d. Toll., Streliß, Neu- Streliz, Stargard i. Mecklenb. und Fürstenberg i. Mecklenb. Dankshhreiben für die Absicht der preußishen Staatsregierung, als Hülfe zum Zustandekommen der Berliner Nordbahn eine Staatsgarantie für die von der Nordbahn-Gesellschaft aufzu- nehmende Prioritäis-Anleihe durch den Landtag zu bringen,

unterbreitet worden. Der Bundesrath, der Ausshuß für Zoll- und

Steuerwesen und die vereinigten Ausschüsse für das Landheer und die Festungen und für Seewesen hielten heute Sißungen.

Im ferneren Verlaufe der gestrigen Sizung des Hauses der Abgeordneten, welher noch die Staats-Minister Graf zu Eulenburg und Dr. Achenbah beiwohnten, wurde die zweite Berathung des Geseßes, betreffend die Verwaltung erledigter katholisher Bisthümer, fortgesezt und zwar zunächst §. 4 angenommen.

8. 5 lautet:

„Kirchendiener, welhe auf Anordnung oder im Auftrage eines ftaailich nicht anerkannten oder in Folge gerichtlihen Erkenntnisses aus jeinem Amte entlassenen Bischofs, oder einer Person, welche bischöfliche Rechte oder Verrichtungen den Vorschriften dieses Geseßes zuwider ausübt, oder eines von diesen Personen ernannten Vertreters Amts- handlungen vorvehmen, werden mit Geldstrafe bis zu 100 Thlr. oder mit Haft oder mit Gefängniß bis zu einem Jahre, und wenn auf Grundeines solchen Auftrages bishöflihe Rechte oder Verrichtungen aus- geübt sind, mit Gefängniß von ses Monaten bis zwei Jahren bestraft.“

Derselbe wurde nach einigen kurzen Bemerkungen der Abag. Biesenbah, Kalle und Dr. Röterath und des Referenten Abg. Dr. Gneist angenommen.

8. 6. „Wenn die Stelle eines Bischofs in Folge gerichtlichen Urtbeils erledigt worden ist, hat der Ober-Präfident das Domkapitel zur sofortigen Wabl eines Bisthumsverwesers (Kapitelsvikars) aufzufordern. Erhält der Ober-Präfident nicht innerhalb zehn Tagen Nachricht von der zu Stande gekommenen Wahl, oder erfolgt niht binnen weiteren vierzehn Tagen die eidliche Verpflichtung des Gewählten, so ernennt d:r Mirister der geistlichen Angelegen- heiten einen Kommissarius, welcher das dem bischöflichen Stuhle gehörige und das der Berwaltung desselben oder des jeweiligen Bischofs unterlirgende bewegliche und unbeweglice Vermögen in Verwahrung und Verwaltung nimmt. Zwangêmaßregeln,- welche erforderlich werden, um das Vermögen der Verfügung des Kom- missars zu unterwerfen, trifft der Ober-Präsident. Derselbe ist befugt, son ror Ernennung des Kommissars und ¡elbst schon bei Erlaß der Aufforderung an das Domkapitel das im Vorstehenden bezeichnete Vermögen in Verwahrung zu nehmen und die hierzu er- forderlihen Maßregeln nöthigenfalls zwangsweise zu treffen,“

wurde, nachdem fih der Abg. Sarrazin dagegen erklärt hatte, in namentliher Abstimmung mit 266 gegen 92 Stimmen an- genommen. j

7. „Die Bestimmungen des §. 6 finden gleihfalls Anwen- dung 1) wenn in einem Falle, in welchem die Skelle eines Bischofs in Felge gerichtilihèn Utfyeils Frledigt ift, der Bisthumsverweser aus seinem Amte ausscheidet, öhne daß die Einseßung eines neun staatlih anerkannten Bischofs ftattgefunden hat, und 2) wenn in anderen Fällen der Erledig:ng eines bischöflichen Stuhls bischöflihe Rechte oder Verrichtungen von Personen auêgeütt werden, wel den E-fordernissen der §F. 2 und 3 nit entsprechen ;“

wurde nach einer kurzen Bemerkung des Abg. v. Mallinckrodt und einer Gegenbemerkung des Abg. Dr. Gneift angenommen.

Ohne Diskusfion wurde angenommen F. 8. „Die Bestimmungen des §. 6 über die Bestellung eines Kom- mifsarius zur Verwaltung des dort bezeichneten Vermögens, sowie über die Beschlagnahme dieses Vermögens finden ferner in allen Fällen Anwendung, wenn ein erledigter bischöflicher Stubl nit innerhalb eines Jahres nah der Erledigung mit einem staatlich anerkannten Bischofe wiederbeseßt ist. Der Minister der geistlichen Angelegenheiten ist ermächtigt, die Frist zu verlängern.“ i

& 9 lautet nach den Beschlüssen der Kommisfion: oDie DawaltDengnile des Bischofs gehen auf den Kommissarius über. Die Kosten der Verwaltung werden aus dem Vermögen vorweg entnommen. Der Kommissarius vertritt den bis{chöflihen Stuhl oder den Bischof als solchen in allen vermögenêrechtlichen Beziehungen nah Außen. Er führt die dem Bischof zustehende obere Verwaliung und Aufficht über das kirchlihe Vermögen in dem bishöflihen Sprengel, eins{ließlich des Pfarr-, Vikarie-, Kaplanei- und Stiftungêvermögens, sowie úber das zu kirchlihen Zwecken be- ftimmte Vermögen aller Art. Der Kommissarius wird Dritten gegenüber dur die mit Siegel und Unterschrift versehene Ernen- nungë-Urkfunde auch in den Fâllen legitimirt, in welchen die Gesetze eine Spezial-Vollmacht oder eine gerichtliche, notarielle oder ander- weit beglaubigte Vollmacht erfordern.“

An der Diskussion über denselben betheilizten fih die Abgg. Dr. Windthorst (Meppen) und Dr. Gneist und der Regiernngs- Kommissar Ministerial-Direktor Dr. Foerster. Der H. 9 wurde angenommen.

8. 10 lautet:

__ eDie Verwaltung des Kommissars endet, sobald ein in Gemäß- beit der Vorschriften dieses Gesetzes gültig bestellter Bisthums- verweier (Kapitelsvikar) die Biêsthuméverwaltung übernimmt, oder sobald die Einseßung eines staatlih anerfaunten Bischofs stattgehabt hat. Der Kommissarius ift für seine Verwaltung nux der vorge- seßten Bebörde verantwortlih, und die von ihm zu legende Rech- nung unterliegt der Revifion der Königlichen Ober-Rehnungskammer R E OarED des §. 10 Nr. 2 des Geseßes vom

. Mâárz . Eine anderweite antwortung oder nun legung findet nicht statt * y E

Nachdem fich die Abgg. v. Mallinckrodt und Dr. Windthorst (Meppen) gegen, die Abgg. Dr. Virchow und Dr. Gneist für den Paragraphen erklärt und der Ministerial-Direktor Dr. Foerster fich gegen ein Amendement des Abg. Dr. Virchow erklärt hatte, wurde der Páragraph angenommen. Desgleichen ohne Diskusfion §. 11:

eDer Ober É ae ms bringt die nah den A dieses

Geseßes erfolgte Bestellung des Biéthumsverwesers, sowie die Er- nennung des Kommissars unter Angabe des Tages, an welchem ihre Amtsthätigkeit begonnen hat, ingleichen das Erlöschen der Amts- thäâtigkeit und den Tag desselben durch den Staats-Anzeiger , sowie durch sämmitlihe Amte- und Kreisblätter, welche in dem bischöf- d L Tes eriheinen, zur öffentlihen Kenntniß.“

Un s ;

Die Anwendung der 88. 6—11 wird dad nicht anusge- lossen, daß das Domkapitel für die Dauer der Erledigung des bishöflihen Stuhles eineu besonderen Vermögenêverwalter (Deko- nomen) beftellt oder selbft die Verwaltung übernommen hat, oder daß eine besondere bischsfliche Behörde für dieselbe besteht. *

In der heutigen (60.) Sißung des Abgeordneten- hauses, welher am Ministertisch der Staats-Minister Dr. Falk mit mehreren Kommissarien beiwohnte, wurde zunächst der Ein» gang zweier Vorlagen mitgetheilt: ein Geseßentwurf, betreffend

ie im Jahre 1875 vor Feststellung des Staatshaushalts-Etats zu leistenden Staatsausgaben, und ein Staatsvertrag mit Meck- lenburg-Schwerin. Dann seßte das Haus die zweite Berathung des Gesezentwurfs, betreffend die Verwaltung erledigter katholischer Bisthümer, fort.

. 13 (nah der Fassung der Regierungsvorlage):

f r in den Fällen der §8. 6 und 7 Thi innerhalb der ge- seßten Frist die Wahl eines. Biêthumsverwesers zu Stande, oder erfolgt nicht binnen weiterer vierzehn Tage die eidlihe Verpflich- tung des Gewählten, so verfügt der Minister der geistlichen Ange- legenheiten die Einbehaltung der zum Unterhalt der Mitglieder des wahlberechtigten Domkapitels bestimmten Staatsmittel, bis ein Bisthumêverwesecr nach den Vorschriften dieses Geseßes gültig be- stellt oder ein staatlich anerkannter neuer Bischof eingeseßt ift.

Dcr Minister ift jedoch befugt, einzelnen Mitgliedern des Dom-

fapitels das Staatêgehalt fortzahlen zu lassen. *

rief eine längere Debatte kbervor, an welcher fich der Staats-Minister Dr. Falk und der Regierungs-Kommissar Appellation3gerihts-Prä- fident Dr. von Schelling, die Abgg. Schröder (Lippstadt), v. Sybel und Dr. Gneist betheiligten. §8. 13- wurde darauf gänzlich gestrihen. Zu den §8. 14 bis 16, die in der Debatte vereinigt wurden, \prach der Abg. Dr. Windthorst (Meppen), dem bei Schluß des Blaties der Regierungs-Kommissar Mi- nisterial-Direktor Dr. Foerster antwortete. ) p

Der General-Lieutenant und Commandeur der 9. Di- vision von Rauh, sowie der General-Lieutenant und Com- mandeur der 17. Divifion, Freiherr von Schlotheim, haben fich in ihre Garnisonen Glogau resp. Schwerin zurückbegeben.

Der General-Major von Kuenski, bisher Comman- deur der 7. Feld-Artillerie-Brigade, welher vor Kurzem unter Verseßung zu den Offizieren à la suite der Armee mit der Uniform des Brandenburgischen Feld-Artillerie-Regiments Nr. 3 (General-Feldzeugmeifter) Corps-Artillcrie, behufs Uebernahme des Kommandos der 13. (Königlich Württembergischen) Artil- lerie-Brigade kommandirt und zum General-Major befördert worden, i| aus diesem Anlaß zur Abftattung persönliher Mel- dungen von Münster hier eingetroffen.

Der General-Major von Biehler, beauftragt mit Wahrnehmung der Geschäfte der General-Inspektion des Ingenieur- Corps und der Festungen, hat fich zur Inspizirung einiger Festungen und Pionier-Bataillone nah außerhalb begeben.

Der General-Arzt des Garde-Corps - und Leibarzt Sr. Majestät des Kaisers und Königs, Professor Dr. von Lauer, hat fich mit einem mehrwöchentlihen Urlaub nah der

Schweiz begeben.

Bayern. München, 4. Mai. Die bayerishen Bevoll- mächtigten beim deutshen Bundesrath, Staats - Minister Dr. von Fäuftle und Ministerial - Räth von Riedel, find heute Vormittags aus Berlin hierher zurüäckgekehrt.

Nach Wiederbeginn der Sißungen der Kammer der Abgeordneten in kommender Woche wird zunächst die vor- läufige Berathung über den vom Abgeordneten von Schlör be- antragten Gesezentwurf bezüglich des Ankaufs der bayeri- schen Oftbahnen auf die Tagesordnung gestellt werden.

Sachsen. Dresden, 5. Mai. Die Zweite Kammer beschäftigte fich gestern in einer Abendfißzung zunächst mit dem Bericht der Finanzdeputation Abtheilung B. über das regel- mäßig in Höhe von 140,000 Thlr. im außerordentlihen Budget wiederkehxende Postulat zur planmäßigen Fortseßung der Elb- \tromkorrektionsbauten. Hierbei rief eine Petition des Vorstands des sächsishen Schiffervereins, welher die Bewilligung einer größeren Summe zur rasheren Förderung jener Korrektions- bauten bezweckt, eine Diskussion hervor. Die Kammer beschloß jedoch die Petition auf fih beruhen zu lassen und die Summe in der postu- [irten Höhe zu bewilligen. Ohne Debatte wurde alsdann der Pensions- und Wartegeldererhöhungen betreffende Geseßentwurf mit den von der Deputation im Einverständniß mit der Regierung bean- tragten Zusäßen angenommen, wonach den Hinterlassenen der vor dem 1. Januar 1874 verstorbenen Staatsdiener die geseß- lihen Penfionen vom 1. Januar 1874 ab mit einem, nach der Höhe der Penfion abgeftuften Zuschlage von 20 bis 10 Prozent gewäßrt werden sollen. Im Anschluß daran wurde der Pen- fionsetai ohne Debatte bewilligt.

In ihrer heutigen Sizung bes{chloß die Kammer auf An- trag derselben Deputationsabtheilung die Regierung zu ermäh- tigen, der Leipziger Handelskammer zu den Kosten der Vorar- beiten für eine Kanalverbindung der Stadt Leipzig mit der Elbe einen Beitrag von 3000 Thlr., dem Elster-Saalekanalver- ein zu Leipzig zu den von ihm vorzunehmenden Vorarbeiten eventuell einen \solchen von 1000 Thlr. zu gewähren. Al3- dann beschäftizte sich die Kammer mit einer längeren Reihe von Petitionen um Errichtung von Güterftiationen, Anlage von Haltestellen 2. Es fand darüber eine mehr als zweistündige Diskussion statt, da fast alle diese Wünsche ihre eingehende Be- fürwortung in der Kammer fanden. i

Württemberg. Stuttgart, 3. Mai Der Prinz Wilhelm von Württemberg is heute zum Besuche der Königlichen Familie hier eingetroffen. Die Großfürstin Con- fiantin von Rußland ist seit zwei Tagen mit ihren beiden Söhnen hier anwesend.

Außer den Kaiserlich russishen Herrschaften und der be- reits vor einiger Zeit hier eingetroffenen Erbgroßherzogin von Sachsen werden zu den bevorstehenden Vermählungsfeierlichkeiten noch folgende Fürstliche Gäfte hier erwartet: Prinz August von Württemberg, der Herzog und die Herzogin Eugen Erd- mann mit ihrer Tohter, der Herzogin Pauline von Württem- berg, der Erbgroßherzog von Sachsen, der Prinz Wilhelm von Baden mit Gemahlin, die Prinzesfin Marie, geb. Prinzesfin von Leuchtenberg, und deren Bruder, der Herzog Sergei von Leuch-

g. 3

Die Reihe der Fesilihkeiten, welhe aus Anlaß der bevorstehenden Vermählung des Herzogs Wilhel Eugen von Württemberg mit der Gro fürftin Vera von Rußland in Ausficht genommen find, foll am Montag den 4. Abends mit einem auf der Königlichen Wilhelma eröffnet werden. Darauf findet am Dienstag Abend dem Hohen Brautpaare zu Ehren im großen Saale des Königsbaues eine dramatische Aufführung mit lebenden Bildern, von Herren und Damen der Hofgesell\ veranstaltet, ftatt. Mittwoch den 6. Mai, erfolgt die Ankunft des Kaisers von Rußland; Abends ist im Königl. Hoftheater Galavorstellung, der die ganze Königl.

Abends 81/, Uhr fuhr Se. Kaiserliche Hoheit zur Verab- scziedung Sr. Majestät des pa Berg men gr és Auher-

Séluß 4j Uhr.

- Familie mit ihren Gästen anwohnen wird, und zu welcher

werden. Am Donnerstag, als ungsfesies, bringen die Mitglieder iefigen Liederkranzes dem Hohen Brautpaare im Séhloß- hofe eine Serenade, Die Trauung selbst ist auf Freitag den §. Mai festgesetzt und wird zuerst nah dem Ritus der griechish- katholishen Kirche in der russishen Kapelle, sodann nach dem der evangelischen Kirche im Weißen Saale des Königlichen Re- fidenzsh'osses vollzogen, worauf die hohen Neuvermählien noch am gleichen Tage sh zunächst nah Friedrichshafen und sodann zum Besuche der Eltern des Herzogs nach Schlefien begeben

werden. S Der König und die Königin haben aus Anlaß der bevorstehenden Vermählung ihrer Nichte, der Großfürstin Vera, Kaiserlihen Hoheit, der Centralleitung des Wohlthätigkeiisvereins die Summe von 2000 fl. aus ihren Privatmitteln zugewiesen. 4. Mai. Der Minister der Familien-Angelegenheiten des Königlichen Hauses, der Justiz und der auswärtigen Angelegen- heiten, v. Mittnacht, ifi nah Abschluß der Berathung der Reichs - Iustizgeseze im Iustizau OuE des Bundesraths, am

sondere Einladungen erge am Vorabend des Verm

9. Mai Nachmittags hierher zurückgekehrt.

Heute is die staatsrechtlihe Kommission der Kam- mer der Abgeordneten zusammengetreten, um den Bericht über die auf die Landess\ynode bezüglichen Königlichen Ver- ordnungen zu berathen. Die Verhandlungen werden mehrere Tage in Anspru nehmen. Auf den 11. d. M. ist die Kom- misfion für außerordentliche Militärbedürfnisse zur Be- rathung der Berichte über die Geseßesentwürfe, betreffend die Ver- willigung der erforderlihen Mittel zu Vollendung des Retablifsements in engerem Sinn und“ den außerordentlichen Bedarf für Bauten und Beschaffungen zu Ergänzung der Garnisonseinrihtungen, einberufen; die Dauer ihrer Sizungen wird fihch gleihfalls auf mehrere Tage erstrecken. Der Wiederzusammentritt der Ständeversammlung, welcher in der Hauptsache nur die Erledigung der bei der Vertagung vom 31. Januar l. I. nicht mehr zum Abschluß gekommenen Gegenstände obliegen wird, kann dem „St. A. f. W.* zufolge niht wohl vor dem 18. d. M. erfolgen; die muthmaßlihe Dauer ihrer Sigzungen ift auf vier bis fünf Wochen zu berechnen. :

Baden. Baden, 3. Mai. Auf der Durchreise von Schloß Ee wo am 28. April ihre Trauung ftattgehabt hatte, befinden fi seit einigen Tagen Herzog Karl Theodor in Bayern, Sohn des Herzogs Max in Bayern, und. seine Gemahlin, Prinzessin Maria Iosepha von Braganza, Tochter des verstorbenen Dom Miguel von Portugal, in hiefiger Stadt. Die Hohen Herrschaften find im englischen Hofe abge- ftiegen. Ihr Besu gilt der Schwester des Herzogs, der hier verweilenden Gräfin Trani.

Meck&lenburg. Schwerin, 5. Mai. Die Groß- herzoglihen Herrschaften werden morgen mit dem Groß- fürsten Wladimir von Rußland gegen 51/4 Uhr Nach- mittags mittelst Extrazuges von Berlin hier eintreffen.

Den „Meckl. Anzeigen* entnehmen wir Folgendes:

„Mit Bezug auf die Nachricht von der Verlobung Ihrer Hoheit der Herzogin Marie mit- Sr. Kaiserlichen Hoheit dem

roßturten Wladimir von Rußland haben verschiedene Blätter die Mittheilung gebracht, die Herzogin habe, als der Großfürst im Jahre 1872 zuerst um si2 geworben, die von russischer Seite, der dortigen Tradition gemäß, zuglei gestellte Anforderung des Ueber- tritts zur griechisheu Kirche abgelehnt, es sei aber aber neuerdings diese Anforderung von russischer Seite aufgegeben, so daß die Herzogin auch als russis&e Großfürstin demnächst bei ihrem evangelish-luthe- rishen Bekenmnisse verbleiben werde. Sicherem Vernehmen nach ist diese erfreulihe Mittheilung begründet, indem es den von Sr. Majestät dem Kaiser Alexander veranlaßten entgegenkommenden Bemühungen auf russischer Seite gelungen ist, in diesem Falle die Schwierigkeiten zu beseitigen, welhe biëher die Tradition der Ver- mählung russischer Großfürsten mit evangelifcen Prinzessinnen entgegen- geftellt hat. Unrichtig ist dagegen die Mittheilung anderer Blätter, es habe die Verlobung durch Prokuration vermittelst einer namhaft gemachten dritten Perjenlichkeit stattgefunden. Vielmehr ift, wie die gestrige amtlihe Bekanntmachung besagt, die Verlobung hier am 2. Mai unmittelbar nach der Ankunft des Großfürsten ges{lofsen, und nur die Proklamation derselben bat erst am folgenden Tage in Berlin in Gegenwart Sr. Majefiät des Kaisers von Rußland statt- gefunden." - Z

Sacyhzen - Weimar - Eisena. Weimar, 2. Mai. (Fr. I.) Aus den beiden leßten Sißungen des Landtags ist als bemerkenswerth Folgendes zu notiren: Die Etatsüber- {üsse sollen von der nächsten Finanzperiode an in Einnahme gestellt werden; das Steuergesez auf die Jahre 1875—77 ward angenommen, der Steuerfuß, wie scither, mit 12 Pfennigen vom Thaler, oder 3,4 von der Mark, genehmigt; für die Staats- diener wurden die höheren Besoldungen {hon mit dem nächsten 1. Juli bewilligt, für die Geisilihen und Lehrer ward jedoch diese Begünstigung abgelehnt; die Wittwenpenfisn \oll künftig nicht unter 100 Mark, \sonsst den fünften Theil der Besol- dung des Verstorbenen, betragen; die begehrten Beiträge zur Unterstühung armer Gemeinden bei Schulbauten wurden bewilligt, eben so 250 Thlr. pro 1874 zur Ausbildung von Lehrerinnen.

Anhalt. Dessau, 4. Mai. Die Herzogin Karoline von Mecklenburg-Streliß wird mit dem heutigen Abend- zuge die Stadt wieder verlassen. Der dritte Sohn des Her- zogs, Prinz Eduard, der vor einigen Tagen von Ballenstädt zum Besuch hier eintraf, hat Krankheitshalber seine Abreise verschoben, befindet sich jedoch in der Besserung.

Am 7. d. M. wird General v. Blumenthal zur In- \pizirung der Truppen hier eintreffen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 4. Mai. Der Kaiser ist gestern Abend nach Budapest abgereist.

Das Reichsgesepblatt veröffentliht die Konzesfions- Urkunde vom 30. Oktober 1873 für die Lokomotiv-Eisenbahn Falkenau-Graßlig. : :

5. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Sihung des Abgeordnetenhauses erklärte in Erwiderung auf die Interpellation betress der finanziellen Krifis der Finanz-Minister, daß es der Regierung willkommen sei, vor der Vertagung des Reichsrathes nochmals ihre Stellung zur Krisis Dare, Die Abnahme der Konsumtion und die damit verbundene Stockung in Sue Produfktions- zweigen seien theils eine natürlihe Rückwirkung der auf dem Effektenmarkt herrschenden Krifis, theils eine Folge wiederholter Mißernten nnd außerdem noch dadurch wesentli verschärft, daß viele auswärtige D das Schickjal gleih ungünstiger Wirthschaftsverhältnisse mit uns t eilten. Cs sei unmögli, daß man mit den Mitteln, welhe einer Staatsgewalt zur Verfügung stehen, einer Krisis Stillstand gebieten könnte, welhe aus dem Zusammentreffen so verschiedenartiger Ursachen hervorging. In- soweit ein Eingreifen des Staates, besonders behufs der Berns rung der Kreditgewährung und Beförderung der Bauthätigkeit,

efunden. Die Regierung sei unablässig bemüht, die geseßlih ge- Akkien Eltcbahabatlen und Staatsbauten möglichst bald auszuführen. Falls gegen Erwarten eine Stockung der Arbeits- thätigfeit größere Dimensionen annehmen sollte, werde die Re- ierung alle durch die Umstände gebotenen Maßregeln einleiten. | enn die Nachfrage nach Salinenscheinen nicht namhaft nah- ließe, würde die Regierung eine weitere Zinsfußermäßigung ein- treten lassen. Auf Grund des Dezembergeseßes seien zunächst 16 Vorshußkafsen mit einer Dotation von 10,600,000 Gulden errihtet worden. Namhafte Beiträge seien dadurch dem Handel und Gewerbe zugeführt, außerdem habe die Regierung auf an- derem Wege noch weit bedeutendere Summen flüsfig gemacht. Die Regierung begreife volllommen den Ernft der wirth\schaft- lichen Situation, könne sich aber au nicht verhehlen, daß, wäh- rend früher durch die Uebershäßung der Kapitalskraft und die Anpreisung aller Werthe auf die Leichtgläubigkeit des Pu- blifums hin gesündigt wurde, nunmehr eine Untershäßung der wirthschaftlichen Kraft und ein ungerechifertigies Miß- trauen in die allgemeine Kreditwürdigkeit eingetreten fei, welches von gewinnsüchtigen Spekulanten ausgebeutet werde. Die Re- gierung werde fernerhin diz Entwickelung der ökonomischen Ver- hältnisse mit offenem Auge und warmem Herzen verfolgen, und wenn fie fich auch nit berufen fühle, die Schäden, welche Ein- zelne dur verfehlte Spekulationen erlitten hätten, auf Kosten der Gesammtheit zu heilen, so werde sie im Sinne des Kaiser- lichen Handschreibens vom 28. Februar d. I. sich möglichst be- streben, die wirthschaftlihen Bedrängnisse zu lindern. Die Ausführungen des Finanz-Ministers wurden beifällig aufgenom- men. Im weiteren Verlaufe der Sizung ward der Antrag des Abg. Dr. v. Plener, über diese Beantwortung der Inter- pellation morgen die Debatte zu eröffnen, mit 126 gegen 70 Stimmen abgelehnt.

Im weiteren Verlaufe der heutigen Sißung des Abgeord- netenhauses stellte der Abg. Dr. Heilsberg den Antrag, daß die Wahl der Mitglieder der Delegation künftig aus dem ganzen Hause statt aus den einzelnen Ländern vorgenommen werden solle.

Pest, 3. Mai. Die Abendausgabe der „Pester Correspon- denz* meldet: Der Marineaus\chuß der ungarischen Dele- gation authenticirte den Bericht, demgemäß der Aus\{huß als unbedecktes Gesammterforderniß der Marine für 1875 10,002,916 Fl. (um 762,144 Fl. weniger als für 1874) zu votiren be- antragt. |

Das Fünfer-Subcomité des Heeresaus\chusses ungari- \chen Delegation beantragte, bei den Titeln 10 bis 16 des Extra- ordinariums zusammen 926,300 Fl. zu ftreichen. :

Der Heeresaus\chuß hielt eine fünfstündige Sizung, erledigte die Titel 3 bis 12 des Extraordinariums und beantragte, im Extraordinarium bisher zusammen 1,644,300 F|. zu streichen.

4. Mai. Das Abgeordnetenhaus verweigerte, dem Antrage des Immunitätsaus\{husses gemäß, die Auslieferung der Abgeordneten Becze und Graf Haller. q

Sodann wurden der Gesehentwurf über Aihung der See- \chifffe unverändert angenommen und die rüéständigen Para- graphe der Notariatsvorlage verhandelt. Bei den 88. 2 und 7, welche die Sprachenfrage bei Notariatsurkunden betreffen, bean- tragte der Centralausshuß die Zulässigkeit auch anderer Landes- \sprahen als der ungarishen. Ein Minoritätsvotum wünschte den aus\chließlihen Gebrauch der ungarischen Sprache. Nah längerer Debatte wurde der Aus\{hußantrag, von Bonds amen- dirt, angenommen.

Im Oberhause wurden Geseßze publicirt.

Schweiz. Bern, 1. Mai. In Esfür starb am 28. v. M. der ehemalige Sonderbunds-General I. U. v. Salis-Soglio im Alter von 84 Jahren. Geboren 16. März 1790, war er zuerst zum Kaufmann bestimmt, entschied fich aber dann für die militärishe-Laufbahn, trat’ in bayerische Dienste und. machte unter Mrede die Feldzüge von 1813 und 1814 mit. Bei Hanau und Brienne zeihnete er fich aus. 1815 trat er als Hauptmann eines Schweizer-Regiments in holländische Dienste, welche er 1840 als Generalmajor verließ. Er wurde hierauf eidgenösfischer Oberst. 1847 übernahm er, obgleih Protestant, den Oberbefehl über die Sonderbunds-Armee. f 14

St. Gallen, 29. April. Das Organisations-Comité des \chweizerishen Schügenfestes sagt, der eKarlsruher Ztg.“ zufolge, in seiner Einladung an die deutschen Schüßen zum eid- genösfishen Schügzenfeste in St. Gallen: E QUEE s

St. Gallen, die Ihren Gauen zunächst gelegene s{chweizerische Stadt, hegt die frch: Hoffnung, am dieëjährigen Schühenfeste eine besonders starke Zahl deutjher Süßen in ihren Mauern begrüßen zu fsanen. Nicht des blos äußerlihen Umstandes nächster Nahbar- ichaft wegen bauen wir zuversichtlich auf zahlreichen Zuzug vom Reiche her, nein, unscre Erwartuna ftüßt sich auf einen tieferen Grund. Bei der hohen Bedeutung des großen Kulturkampfes, welche das in einem ewig denkwürdigen Kriege geshaffene und seither durch weise Bu ndesgeseße Ton- solidirte Deutsh: Reih mit wahrheits- und freiheitssheuen, finsteren Mächten aufgenomm:n hat, und nachdem auch die s{chweizerishe Eidge- nossenschaft berufen erscheint, an diesem Kampfe Theil zu nehmen, ift es zum wahren doppelten Bedürfnisse der deutshen und schweizerischen Schüßen geworden, \sich neuerdings zusammen zu finden und sich zu scharen unter die gemeinsame Fahne. Diese Fahne ist es, deutsche Schütenfreunde, welche wir in St. Gallen aufhifsen. So fommt denn und tauscht ein gegen das ursrige Euer Manneêëwort, das unver- brüchlihe, daß wir zusammenhalten und ausharren wollen wie treue Bundcsgenessen im Kampfe für die Geistesfreihzit und alle \{önen Errungenschaften moderner Kultur!

Niederlande. Haag, 29. April. Im Hafen von Vlissingen langte, von Nicolajeff kommend, am 26. d. die russishe Dampfjaht „Livadia“, an deren Bord der Kaiser von Rußland fich nah England begeben wird, an. Das Kriegs- dampf\hiff „Franklin“ von der Flotte der nordamerikanischen Union wird nebst noch mehreren Kriegsschiffen der Vereinigten Staaten ehester Tage auf der Rhede von Vlissingen erwartet.

Großbritannien und Jriand. London, 4. Mai. Die Königin kam heute in Begleitung ihrer Ee Tochter von Schloß Windsor nach London, wo fie im Buckinghampalast abstieg und bis Mittwoch verweilen wird. i :

Wie der „Morning Post“ aus Dublin mitgetheilt wird, is, nachdem der Herzog und die Herzogin von Edinburgh die Einladung des Herzogs von Abercorn zu einem Besuche Irlands während des kommenden Herbstes an- genommen haben, auch Ihrer Majestät von dem Statthalter eine Einladung zugegangen.

5. Mai. (W. T. B.) Ueber den von Lord Russell \{on vor längerer Zeit angekündigten, in der gestrigen Sißung des Oberhauses verhandelten Antrag betreffs Dorlogaen der diplomatischen Korrespondenz über Verhandlungen der Konti- nentalmähte zur Aufrechterhaltung des europäischen Friedens wird weiter berichtet: Lord Russell wünschte über die Verhältnisse der europäishen Staaten zu einander und die Ab- fihten Englands, namentlich aber darüber unterrichtet zu sein,

eines vorübergegangenen oder als die Vorboten eines neu aufziehenden Sturmes zu betrachten habe. Lord Rufsell nahm Bezug auf die vom Feldmarschall Moltke im Deutschen Reichstage gethane Aeußerung, „dasjenige, was Deutsch- land in einem halben Jahre mit den Waffen errungen habe, das möge es ein halbes Inhrhundert mit den Waffen schüßen, damit es nicht wieder entrissen werde.“ Redner fügte hinzu, daß nah den ihm zugekommenen Mittheilungen die franzöfishe Armee vom höchsten Marschall bis zum niedrigsten Soldaten Revanche für dasjenige wolle, was fie als eine Spo- lîirung des franzöfishen Gebietes betrahte. Seien alle diese Dinge als die Anzeichen eines neu herannahenden Sturmes an- zusehen, so sei es wünschenswerth, zu wissen, ob die englische Regierung bereit sei, Maßregeln zu treffen, durch welche der Frieden erhalten werden könnte. Er (Redner) fei überzeugt, daß der Einfluß Englands im europäischen Rathe \o groß sei, daß es in seiner Macht stehe, den allgemeinen Frieden aufrecht zu erhalten. Er nehme an, daß England bereit sei, alle ver- tragsmäßigen Verpflichtungen seinen Alliüirten gegenüber zu er- füllen, und hoffe, England werde allen ihm zu Gebote stehenden Einfluß zur Erhaltung des Friedens aufbieten , falls die Gefahr einer Störung defselben bestehe. Lord Derby erwiderte, es fei \{chwierig, in allgemeinen Wendungen und Ausdrücken einen so wihtigen Gegenftand zu erörtern. Allein die Verantwortlichkeit seiner Stellung mache es ihm zur Pflicht, nur in sehr allgemeinen Ausdrücken und unter großer Reserve eine Antwort zu geben. Was etwaige politische Verwickelungen in einer weiter hinaus liegenden Zukunft anbe- trifft, so würde es für Ieden in seiner Stellung weder recht, noch ehrenhaft sein, leugnen zu wollen, daß in den gegenwär- tigen Erscheinungen einiger Grund zu Mißverständnissen und Besorgnissen gefunden werden könnte. Diese seine Anficht gründe sh nichi auf offizielle Mittheilungen, er komme zu derselben viel- mehr durch Informationen, die außer ihm auch der ganzen Welt zugänglih seien. In Frankreih herrsche die vielverbreitete An- ficht, daß man das dur Kriegsglück Verlorene wieder ge- winnen müsse, während Deutschland eb:nso fest entshlofsen sei, das Gewonnene zu behalten. Das Alles sei weltbekannt. Wenn in Folge defsen früher oder \päter Krieg entstehen sollte, so hege er den Wunsch und die Hoffnung, daß dies später ge- schehen möge, weil dann wahrscheinlih die jeßt noch herrschende Erregtheit sich gemindert haben werde, und weil in diesem Falle die Wahrscheinlichkeit für eine Erhaltung des Friedens eine grö- here sein werde. Er könne nicht sagen, w=:s in einigen Jahren eiwa geschehen dürfte; aber troß dieses Gefühles der Ungewiß- heit müsse er erklären, daß nach allen Nachrichten zu urtheilen, die ihm geworden, und nach der allgemeinen Bedeutung und dem Sinne der Mittheilungen zu \{chließen, die ihm aus allen Theilen Europas zugegangen, ein Anlaß zu der ernf- lien Besorgniß nicht vorliege, daß irgend eine Störung des europâishen Friedens bevorstehe. Im Falle einer imminenten Kriegsgefahr sei es unzweifelhaft, daß Eng- land kein fich darbietendes Mittel zur Erhaltung des Friedens unversucht lafsen werde, ohne jedoch England selbs in einen Streit zu verwiFeln, an dem es fein Interesse haben würde. Was die internationalen Verträge betreffe, so sei es, falls aus irgend einem Grunde ein Vertrag oder eine Verpflich- tung zeitweilig unanwendbar werden sollte, jedenfalls Englands Pflicht, \olhes den anderen Kontrahenten mitzutheilen. „Aber wenn wir die Verpflihtungen eines Vertrages übernehmen und den anderen Kontrahenten die Berechtigung zu der Annahme geben, daß wir dieselbe als bindend betraten, \o verlangen die Ehre und die Redlichkeit deren Aufrechterhaltung. England if noch in den lezten Jahren Verträge eingegangen ih sage, daß wir dieselben als bindend betrahten.* Lord Derby \{loß darauf mit der Erklärung, daß er die gewünschten Korrespon- denzen aus Rükfiht auf andere Regierungen nicht vorlegen könne; andere Schriftstücke, die ohne Unbequemlichkeit dem Hause ige werden könnten, wolle er demselben gern zugehen sen.

Frankrei. Paris, 5. Mai. Wie das „Journal offi- ziel* meldet, ist der Präsident der Republik in Begleitung des Kriegs-Ministers und eines Adjutanten am 3. Abends nah Tours abgereist, wo er am Montag früh eintraf. Während des Vormittags legte der Marschall den Grundstein zu den neuen Kasernen, besuhte darauf die Kasernen der Kavallerie und die städtishen und militärishen Hospitäler und besichtigte, nachdem er vorher die Civilbehörden und die Geifilihkeit einpfan- gen, die in Tours in Garnison liegenden Truppen. Am Abend begab fih der Marschall nah Saumur, wo er am 4. die Reit- \chule besichtigen wird.

Die Festung Toul, aus der man einen bedeutenden Waffenplaß machen will, soll von vier Forts umgeben werden. Das erste kommt auf den Mont Saint Michel, der 385 Meter hoh ift und 950 Meter nördlich von der Stadt entfernt liegt. Derselbe beherrsht die Landftraßen nah Metz und Verdun. Das zweite Fort wird im Westen auf der äußersten Südspite der Hochebene des Waldes von Pagny errichtet werden. Dieselbe v eine Höhe von 359 Meter, ist 1500 Meter vom Plage ent- ernt und beherrs{cht das Thal des Ingresfinbahes. Die Position von Domgermain, die zwishen Val de Passey und dem Ringe der Mosel liegt und 382 Meter hoch ist (bei St. Maurice), wird durch das dritte Fort befestigt. Dieser Punkt befindet si 310 Meter von Toul entfernt, hat aber den Nachtheil, daß er von gewissen Punkten des Waldes Grand Mont und der Gegend von Charmes behcrrscht wird. Es ist daher möglich, daß man ein weiteres Fort auf der an der Landstraße nach Vaucouleurs und Langres gelegenen Anhöhe von Jacobin (750 Meter) erbaut. Das vierte Fort kommt nah Villey-le-Sec, das 3000 Meter vom Plage entfernt ist und das Moselthal behercsht. Villey hat eine Dle von 333 Meter. Für diese Position ift eine 365 Meter hohe Anhöhe im Walde von Bois l’Evêque gefährlih. Ebenso soll Reims ein wichtiger Waffenpiaß werden. Man will es zum Sit des Ober - Kommandos des V1. Armee-Corps machen und eine Artillerie-Direktion und Schule dort errihten. Diese mili- tärishen Anstalten werden 5 Millionen kosten, welche die Stadt dem Kriegs-Minister vorshießen und von dem Staate später zurückerhalten wird.

Ein weiterer Konflikt ist zwishen dem Rhone- Präfekten Ducros und dem Generalrath seines Departe- ments ausgebrohen. Der Präfekt weigert fi, einem Theile der Mitglieder der von dem Rhone-Departement zur Ausstellung nah Wien gesandten Arbeiterdelegation die ihnen noch zukommende Geldentshädigung auszuzahlen. Wie aus einem Schreiben des Präfekten an eines der Mitglieder der Delegation hervorgeht, ftüßt sich der Präfekt bei seiner Weigerung darauf, daß die be- treffenden Delegirten in ihren Berichten die Politik und die soziale Frage berührt hätten, und daß deshalb weder das Departe- ment noh die Stadt Lyon ihnen Subventionen zukommen lassen

möglihwar, hätte dasselbe unter Mitwirkung des Reichsrathes statt-

ob man die fich zeigenden Symptome als die leßten Spuren

Fönnte.