1874 / 107 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 07 May 1874 18:00:01 GMT) scan diff

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diesem Wege ie betreffenden Bekanntmachungen in kürzester Frist

ur Kenntnif; des Publikums zu bringen. Von mehreren Seiten ist in Folge der Verausgabung eines nur halben Bogens eine Formatver- nderung in Anregung gebracht worden, die ausge- führt wer en wird, sobald fih bei der weiteren Entwickelung des Deutscher Central-Handels-Registers übersehen lassen wird, ob ein halber Logen für die täglihe Nummer ausreicht.

Fit dem 1. April d. I. ist der Jnhalt des Central-Han- dels-Registers durch folgende Rubriken erweitert worden:

1) Aufsäße aus dem Gebiet des Handelsrechts, geseßliche und Vertwaltungsbestimmungen über Handelsangelegenheiten, üb r die Organisation der Handelé behörden, Handelsgerihte und Handelskammern, sowie handelsstatistishe Uebersichten.

2) Prinzipielle Entscheidungen des Reihs-Dber-Handels- gerihts, sowie der Gerichte der deutshen Bundesstaaten ; wichtige Beschlüsse der Handelskammern.

3) Mittheilungen aus der Handelsliteratur.

Jene Aufsäße werden auch noch in weiteren Kreisen ver- breitet, indem dieselben in Separatabdrücken an die Re- daktionen der betreffenden Fachzeitschriften und der größeren Zeitungen mit dem Anheimstellen unentgeltliher Benußung ver- sendet werden.

Von der mit dem 1. April eingetretenen Befugniß, das Central-Handelsblatt auch abgesondert vom Deutschen Reichs- Anzeiger im Wege des Postabonnements oder des Bu ch- handels zu beziehen, haben bereits zahlreihe Interessenten Gebrauch gemacht.

Um das Central-Handelsregister" bei seiner weiteren Entwicke- lung auch den Bedürfnissen des Handelsrechts möglich| anzu- passen, hat der Kurator des Reichs-Anzeigers zahlreihe Aut o- ritäten auf dem Gebiete des Handelsrcchts um Begutachtung des Unternehmens gebeten. Der Plan ist zu diesem Zweck vor-

läufig vorgelegt worden den Herren: Ober- Tribunals - Rath“

Hartmann, Kammergerihts-Räthen Keyßner und Neumann, Justiz-Räthen Dr. Braun und R. Lese in Berlin; Appellations- gerichts-Rath Bauk in Marienwerder; Appellationsgerihts-Rath Voigtel in Magdeburg; Appellationsgeriht3s-Rath v. Kräwell in Naumburg; Appellationsgerichts- Rath Dr. Schütt in Kiel; Dr. Auerbach in Frankfurt a. M.; Rechtsanwalt Dr. Herz in Wiesbaden ; Dr. Bezold, Staatsanwalt Küffner und Ministerial- Rath Dr. Freiherr v. Völderndorf in München ; Rceichs-Ober- Handelsgerihts-Räthen Dr. Hoffmann, Dr. Gallenkamp, Dr. Goldschmidt, Dr. Puchelt und Wiener, Rehtsanwälten Dr. Calm, Illgner und Justiz-Rath Stegemann in Leipzig; Appellations- gerihts-Rath Wengler in Zwickau; Kreisgerihts-Rath Heins- heimer, Rechtsanwalt Dr. Kah und Dr. Ladeberg in Mannheim ; Hofgerihts-Rath Zimmermann in Gießen ; Geh. Justiz-Rath und Ober-Appellationsgerichts - Rath Rebling in Eisenah; Ober- Appellationsgerihts-Rath Professor Dr. Endemann in Jena; Dr. Lamprecht in Lübeck; Dr. K. W. Hardes in Hamburg; Professor Dr. Blodig in Wien; Professor Dr. Fick in Zürich; Professor Dr. Gareis in Bern. Mehrere dieser Herren haben ihre Gutachten bereits eingesendet; sie \sprehen ih fast sämmt- lich im Wesentlichen günstig und ermunternd über das Unter- nehmen aus, zum Theil dahin, daß das Central:Handelsregister rütfihtlich der Wirkung der Publikation eine in der Praxis fühl- bare Lücke, die in Ermangelung cines solhen Central-Publi- kationsorganes im Allgemeinen Deutschen Hantdelsgeseßbuh ge- blieben, auszufüllen geeignet sei. Einzelne dieser Gutachten sind im Central-Handelsregister bereits veröffentliht worden, rücksicht- lih der übrigen wird der Abdruck erfolgen, sobald der betreffende Herr Verfasser seine Einwilligung hierzu ertheilt hat.

Da ferner viele kommerzielle Kapazitäten, die Preußische Bank, der bleibende Aus\huß des deutschen Handels- tages, zahlreihe Handelskammern, die ständige Deputation des volkswirthschaftlihen Kongresses, die freie volkswirthschaftliche Kommission des Deutschen Reichstags u. A. dem Unternehmen ihre Unterstüßung zugesagt haben, so if die Hoffnung begründet, daß dasselbe sich nah allen Richtungen hin zweckentsprehend entwickeln werde. 5

Mit der im Plane liegenden Veröffentlihung periodischer Uebersichten über die Bekanntmachungen des Centralregisters, so geordnet, daß dieselben nicht nur als Inhaltsverzeihniß zu dem Central-Handelsregister dienen, sondern fich auch als regel- mäßige Fortsezungen an die in verschiedenen Staaten bereits bestehenden Firmen- und kaufmännischen Adreßbücher anschließen, wird binnen Kurzem begonnen werden.

Schon bei den Verhandlungen der Kommission für die weitere Ausbildung der Statistik des Zollvereins im Jahre 1870 hatte man die Nothwendigkeit erkannt, die Statistik des Handelsftandes eingehender zu behandeln, und bereits Formulare für die hierzu erforderlichen Erhebungen entworfen. Der Seitens der Kommission damals gegebenen Anregung ist bis jeyt keine Folge gegeben worden. Das Central-Handels- regifter bietet nun dur die darin aufzunehmenden Thatsachen eine neue Grundlage für eine Statistik der Bewegung des Han- delsstandes. Von diesem Gesichtspunkt aus is das Kuratorium

‘des Deutschen Reichs-Anzeigers mit dem Kaiserlihen Statistischen

Amt und den statistischen Centralstellen in den einzelnen Bundes- ftaaten in Verbindung getreten. Sowohl das Erstere als die statistischen Centralstellen von Preußen, Hessen, Oldenburg, Braunschweig und Anhalt, deren Antworten bereits eingegangen find, haben dem Unternehmen ihre Unterstüßung zugesagt und fih ausführlih über dasselbe geäußert. Ihre Anfichten immen im Wesentlichen darin überein, daß das Central-Handelsregister eine geeignete Grundlage für die Statistik des Handelsstandes bilde, wenn sein Geltungsbereih auf das ganze Deutsche Reich ausgedehnt werde, so daß es eine vollständige Uebersicht über alle deutsche Firmen enthalte, und wenn ferner die bekannt zu machenden Thatsachen si nicht blos auf das nah dem Handelsgesezbuh unbedingt Nothwendige beschränken. In leßterer Beziehung \ei hinfichtlich aller Firmen die Veröffentlihung der Geschäftsbranche wünschenswerth; mindestens in Betreff der Aktiengesellshaften und Kommanditgesellschaften auf Aktien aber au die Centrali- firung aller anderen wichtigen gerihtlihen Bekanntmachungen, ¿. B, über Konkurse, im Central-Handelsregister. Wir haben zur Prüfung resp. Ausführung der in diesen Gutachten ent- haltenen Vorschläge bereits die nöthigen Einleitungen getroffen. Wie vorstehend hervorgehoben ist, hängt der kommerzielle und statistishe Werth des Central Handelsregisters hauptsählih davon ab, daß aus demselben auch die Ge\schäftsbranhe der betreffenden Firma ersihtlich ist, wie dies bei allen gerichtlichen Bekanntmachungen über Eintragungen in die österreichischen Handelsregister der Fall ist. Mehrere deutshe Gerichte befolgen im Intereffe der Betheiligten bereits die Praxis, in der Bekannt- machung au die Geschäftsbranche der betreffender Firma kurz

zu erwähnen; es wäre aber sehr wünschenswerth, daß \ich alle Gerichte dieser Praxis anshlössen, und daß Seitens der Hohen Staatsregierungen und von allen einflußreihen Stellen aus mit Nachdruck dahin gewirkt würde.

Im Verfolg der Ordre vom 22. März d. I. haben Se. Majestät der Kaiser und König bestimmt, daß auh die Mannschaften der 4 Garde-Grenadier-Regimenter und des Garde-Shüßen-Bataillons auf den Aermelpatten der Waffenröcke Lißen zu tragen haben.]

In diesem Jahre werden Generalstabs-Uebungs- reisen bei dem Garde-Corps dem II., IV., V.,, ViIIL, XIV. und XY. Armee-Corps stattfinden.

Der General der Kavallerie und General-Inspecteur des Militär- und Erziehungs- und Bildungswesens Baron von Rheinbaben hat fich mit Urlaub nah Carlsbad begeben.

. Der General-Major von Ka2czewski, Direktor des Militär - Oekonomie - Departements im Kriegs-Ministerium hat eine Dienstreise zunächs| nach Darmstadt angetreten.

Der Oberst Heinrich Xli]l, Prinz Reuß, Flügel-Adju- tant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Commandeur des Königs-Husaren-Regiments (1. Rheinisches) Nr. 7, hat \ich nah Bonn zurückbegeben.

Bayern. München, 5. Mai. Der König wird am nächsten Sonntag der Fahnenweihe des Veteranen- und Krieger- vereins München anwohnen und, wie zur Zeit bestimmt, hierauf Abends nah Schloß Berg überfiedeln.

Da gutem Vernehmen nah die Staatsregierung außer den bereits erfolgten Geseßvorlagen an den Landtag noh mehrere weitere vorbereitet, die Durhberathung des Budgets aber, soweit dasselbe nicht bereits erledigt if, allein mindestens sechs Wochen in Anspru nehmen wird, so soll der „A. Abdztg.“ zufolge in Ausficht genommen sein, den Landtag nah Erledigung des Budgets abermals und zwar bis zum Schlusse der Herbst- session des Reichstages zu vertagen.

In Rißtissen starb in der Naht vom 1. zum 2., 66 Jahre alt, der Freiherr Friedrih Schenk v. Stauffen- berg, Vater des Reichstagsabgeordneten und Präsidenten der bayerishen Zweiten Kammer. Der Bruder des Verstorbenen ift der Königlih bayerishe Reihsrath und Präsident des Reichs- raths Graf von Stauffenberg. Der zweite Sohn is Königlich bayerisher Major und Flügel-Adbiutani des Königs von Bayern.

Sachsen. Dresden, 6. Mai. (Dr. I.) Vie Erjte Kammer begann heute die Berathung des Etats des Kultus-Ministeriums. Die allgemeine Debatte bot drei Rednern, Präsident v. Zehmen, Prof. Dr. Frie und Meinhold, Anlaß, die Schatienseiten und Gefahren des Bildungswesens und des ganzen geistigen Lebens der Zeit in lebhaften Farben zu schildern. Kultus-Minister Dr. v. Gerber versagte ih, tiefer auf das von diesen Rednern angeregte, nicht leiht zu erschöpfende Thema einzugehen; er drüte die Hoffnung aus, daß es der Leitung des Schulwesens gelingen werde, den berehtigten Wunsch, nicht durch eine UVeberbürdung der Schule mit Wissenschaft die Charakter- bildung der Jugend zu gefährden, mit der Berücksihtigung der hoh gesteigerten Ansprüche zu vermitteln, welhe das Leben heute an die Schule stelle. In der Spezialdebatte wurde der Etat des neuen Landes - Konsistoriums nur in der von der Zweiten Kammer beschlossenen Höhe bewilligt; ein An- trag des Ober - Hofpredigers Dr. Kohlshütter, das Regierungs- Postulat herzustellen, fand nur 12 Stimmen. Gegen den An- trag der Finanz-Deputation wurde die Forderung“ von 200,000 Thlrn. für die Anlage eines neuen botanishen Gartens an der Universität Leipzig mit 20, 02gen 19 Stimmen bewilligt. Be- willigt wurden auch allé übxigew auf die Universität bezüglichen Postulate des außerordentlichjen- Budgets. Die Berathung wird morgen fortgeseßt. E

Die Zweite Kammer nahm in einer kurzen Sißung zu- nächst den Antrag der Abgg. Schreck und Eysoldt auf Errich- tung einer Weiche beim Haltepunkte Pößsha an .der \ähsish- böhmishen Bahn, über welchen gestern die Abstimmung Stim- mengleihheit ergeben hatte, an und erledigte hierauf eine Anzahl Petitionen.

Württemberg. Stuttgart, 4. Mai. Der Erb- großherzog von Sachsen fowie der Prinz Sergei Ro- manoff ski, Herzog von Leuchtenberg, sind heute aus Anlaß der Vermählungsfeierlihkeiten zum Besuche der Königlichen Familie hier eingetroffen und im Königlichen Residenzshlo}e abgestiegen.

Vermöge Höchster Entschließung vom 3, Mai sind, wie der „St. A. f. W.“ meldet, die Großfürsten Constantin, Dmitri und Wjatsheslaw,- Söhne des Großfürsten Con- stantin von Rußland, unter die Großkreuze des Ordens der Württembergishen Krone aufgenommen worden.

6. Mai. (W. T. B.) Heute Nachmittag 3 Uhr traf der Kaiser von Rußland hier ein. Auf dem Bahnhofe wurde er von dem Könige und der Königin, den Prinzen des Königlichen Hauses, dem Großfürsten Constantin nebst Söhnen, dem Herzog Eugen von Württemberg, der Großfürstin Vera und mehreren a1deren anwesenden deutshen Prinzen empfangen. Nachdem die Begrüßung stattgefunden, fuhren die Hohen Herr- {aften unter stürmishen Hohrufen der Volksmenge nah dem Königlihen Schlosse. Heute Abend werden die Königliche Fa- milie und die Hohen Gäste im Theater der Vorstellung der Oper Lohengrin beiwohnen.

Baden. Karlsruhe, 5. Mai. Am Sonntag, dem 3. Mai, Nachmittags waren der Prinz Wasa und dieHerzogin von Hamilton, Prinzessin Marie von Baden, zum Besuch der Großherzoglihen Familie hier anwesend und kehrten Abends nach Baden zurück. Prinz von Wasa verabschiedete sich von seinen hohen Verwandten vor der Rückreise nah Wien. Heute Nachmittag kamen der Graf und die Gräfin Trani aus Baden hier an, um der Großherzoglihen Familie einen as abzustatten, und begaben sich am Abend dorthin zurück. Au die Königin von Schweden traf heute Nahmittag hier ein und wurde von Ihren Königlichen Hoheiten auf dem Bahnhof begrüßt. Die Königin, welhe sich zu Ihrer Schwester, der Für- stin von Waldeck, nach Baden begiebt, seßte nah kurzem Aufent- halt die Reise dorthin fort.

Sessen. Darmstadt, 6. Mai. (W. T. B.) Der Kai- ser von Rußland ist heute Mittag hier eingetroffen und von dem Großherzoge und den Prinzen Ludwig, Alexander und Wil- helm von Hessen am Bahnhofe empfangen worden. Der Kaiser reiste, nahdem er das Dejeuner im Residenzschlos}se eingenommen hatte, nah Stuttgart weiter.

Sachzen - Weimar - Eisenach. Weimar, 6. Mai, (W. T. B.) Der Landtag des Großherzogthums ist heute in der herkömmlihen Weise geschlossen worden. Der Landtag3abschied zählt 20 Geseße auf, die verab- shiedet worden sind. Es befinden sich darunter “das otses über Einführung von Friedensrichtern, ein neues Volks\hul-

geseß, ein Gese über die Gehalte der Volksschullehrer, die neue Gemeindeordnung. Die Sanktionirung des Wahlgeseßes ist vor- behalten worden, es wird beabfichtigt, den gegenwärtigen Land- tag nochmals einzuberufen. Mit besonderer Befriedigung wird in dem Verabschiedungsdekre‘e der Thätigkeit gedacht, die der Landtag auf dem gesammten Gebiete des öffentlichen Unterrichts- wesens -entwickelt Habe, und der erfolgten namhaften ie der Lehrergehalte. Es wird bedauert, daß in Bezug auf die äußeren Verhältnisse der Kirhe zur Zeit nur die allerdringend- sten Bedürfnisse befriedigt worden find, zugleich wird die Ein- berufung der Landes\synode in nahe Ausficht gestellt.

Bremen, 3. Mai. Die Deputation für Verwaltungs- reform hat einen Geseyentwurf über die Rechtsverhält- nisse der Beamten ausgearbeitet, den der Senat mit seinen Bemerkungen verschen nun der Bürgerschaft zugehen läßt. Es soll dana die Gehaltszahlung der Regel nach monatlich im Voraus erfolgen und mit dem ersten Tage des Kalender-Monats das Gehalt als für den ganzen Monat verdient angesehen wer- den. Alterszulagen treten, wenn nihts anderes bestimmt ift, von fünf zu fünf Jahren, zuleßt fünfzehn Jahre nah dem Dienstantritte ein. Ohne Erlaubniß des Senats darf kein Beamter ein Nebenamt bekleiden, noch eine Nebenbeschäftigung mit fortlaufender Vergütung oder sonst ein Erwerbs3geschäft be- treiben, noch auch dem Vorstande, Verwaltungsrath oder Auf- sihtsrath einer auf Erwerb gerichteten Gesellschaft angehören. Das Ruhegehalt tritt nach zehn Jahren ein und beträgt dann zwei Fünftel des Gehalts, steigt mit jedem weiteren Dienstjahre um ein Fünfzigstel, und zwar bis zu vier Fünfteln des Ganzen nah vollendetem dreißigsten Dienstjahre. Disziplinarish gestraft fann werden durch Ordnungsstrafen und Dienstentlassung, jene in Warnung, Verweis und Geldbuße bestehend. Die Se- nats-Kommissionen an der Spitze der einzelnen Verwaltungs- zweige und der Präsident des Richter-Kollegs find befugt, Geld- strafen bis zu 100 Mark zu verhängen.

Elsaß-Lothringen. Schlettstadt, 1. Mai. In seiner Sitzung vom 25. v. M., welcher der Kreis - Direktor Graf zu Solms, Regierungs-Rath Pietsh, Vertreter des Ober-Präsidiums, und Hauptmann Heyde, Vertreter des Kriegs - Ministeriums, beiwohnten, hat, wie die „Els. Nachr.“ mittheilen, der Gemeinde- rath zu Schlettstadt einstimmig einem die Schleifung der Festung betreffenden Vertrage beigestimmt.

Desterreich-Ungarn. Wien, 6. Mai. Im Herren- hause legte die Regierung gestern ein Börsengeseßz, sowie ein Geseg über die Handelsmakler vor. Das Herrenhaus nahm. in zweiter und dritter Lesung die Geseßentwürfe, betreffend die Eisenbahn Leobersdorf-St. Pôölten, die Gebührenerleihterungen bei Fusionirung yon Aktiengesellschaften, die Einrichtung der Grundbücher in mehreren Kronländern und die Eisenbahn Ra- koniß-Pribram-Protivin, an.

(W. T. B.) In der heutigen Sizung des Herren- hauscs wurde der Gesehentwurf über die staatlihe Anerkennung der Religionsgesellshaften ohne Debatte angenommen.

Im Abgeordnetenhause gelangte das Landwehrge- seß zur Berathung. Nach längerer Debatte und nachdem der Minister für Landesvertheidigung dasselbe auf das Wärmste befürwortet hatte, beschloß das Haus einstimmig, in die Spezial- diskusfion einzutreten.

7. Mai. (W. T. B.) Auf die Interpellation des Ab- geordneten Dr. Ofner, betreffs der Maßregelung von ruthe- nishen geifilihen Deputirten wegen ihrer Abstimmung über die Kirchengeseße, antwortete der Kultus-Minister: Der Erzbischof Sembratowics habe die betreffenden geistlihen De- putirten derjenigen Funktionen enthoben, welhe er ihnen aus eigener Machtvollkommenheit übertragen habe und welche er ihnen daher zu jeder Zeit zu entziehen befugt sei. Der Regierung fehle daher jede Handhabe zum Einschreiten. Dagegen habe dieselbe Vorsorge getroffen, daß die gemaßregelten geistlihen Deputirten an ihren Einnahmen keine Einbuße erleiden würden. Sie habe in diesem Falle alles geseßlih Zulässige ge- than und würde auch künftighin jedem ähnlihen Vorgehen mit allen gesczlihen Mitteln entgegentreten. (Beifall.)

Pest, 5. Mai. Das Abgeordnetenhaus wies §. 54 der Notariatsvorlage, betreffend die Fälle des NotarF. iszwanges, nah langer Debatte abermals an den CentralausfGuß zurü, die übrigen rückständigen Theile der Vorlage wurden nah den Aus\chußanträgen erledigt, und die Gesezentwürfe über die Haft- pfliht der Eisenbahnen und über Wechselfälshungen nah kurzer Debatte angenommen.

7. Mai. (W. T. B.) Sämmtlihe Mitglieder des Subcomités des kirhenpolischen Ausschusses haben in Uebereinstimmung mit dem Kultus-Minister sich im Prinzipe für die Einführung der obligatorishen Civilehe ausge- \sprochen. An den Justiz-Minister wird deshalb der Antrag ge- rihtet, den auf das Ehereht bezüglihen Theil des bürgerlichen Geseybuches noch in diesem Jahre vorzulegen.

Sroßbritannien und Jriand. London, 7. Mai. (W. T. B.) Der „Times“ wird aus Paris gemeldet, daß von Seiten einiger Mitglieder der Nationalversammlung in Be- tre} dex vom Grafen Derby auf die Interpellation Lord Russells in der Unterhaussißzung vom 5. d. abgegebenen Erklärung über die politishe Lage Europas eine An- frage an Mitglieder der Regierung gerichtet worden und von leßteren darauf die formelle Versicherung ertheilt sei, daß fich in der legten Zeit Nichts ereignet habe, was zu dieser Erörterung N englishen Parlamente eine spezielle Veranlaffung habe geben önnen.

Frankreich. Paris, 6. Mai. Der Präsident der Republik kam in Saumur am 4. Abends an ‘und wurde am _Bahnhof von General Thorton, Komman- danten der Kavallerieshule in Saumur, dem Präfekten von Angers und den übrigen Behörden empfangen. Am 9. früh war Parade in der Kavallerieshule. Um 11 Uhr fand der Empfang der Behörden statt, und des Nah- miitags besuchte der Präsident nochmals die Schule. Abends Fon großes Diner, worauf der Präfident nah Paris zurück- ehrte.

(W. T. B.) Der Herzog von Broglie hat bei Gelegenheit eines in Evreux stattgehabten Festmahles, dem er beiwohnte, sich dahin ausgesprochen, daß die Regierung die bestimmte Absicht habe, die konstitutionellen Gesegz- entwürfe der Nationalversammlung vorzulegen, und daß die- selbe es als dringênd nothwendig erachte, daß diese Gesetent- würfe \{leunigst berathen würden, damit den \{chwankenden Zu- ständen der Regierung und der Institutionen, unter deren Herr- \haft Frankreich ‘gegenwärtig stehe, endlih ein Ziel geseht werde.

(W. T. B.) Der Deputirte für das Departement der See-Alpen (Nizza) Bergondi hat sich erschossen.

Spanien. Madrid, 6. Mai. (W. T. B.) Nach hier

eingegangenen Meldungen aus Durango vom 4. d. M. haben sich die carlistishen Truppen, welche vor Bilbao gestanden haben, getheilt. Einige navarresishe Bataillone befinden \ich in Durango bei der Person des Don Carlos, während die bis- cayschen Bataillone unter Valdespina sich nach Biscaya zurück- gezogen haben. Vier castilianishe Bataillone find nach Areta marschirt, vier andere nah Guardjuyela. Die Kavallerie hat sich nah Orduna, die Artillerie in das Thal von Arratio ge- ogen. c Aus Santander wird gemeldet, daß die in Verfol- gung der Carlisten begriffenen Truppen Zornosa passirt haben und ihren Marsh auf Durango rihten. Die Carlisten haben ihren Rückzug nah Estella (in Navarra unweit Pamplona) ge- nommen. -

Der amtlichen „Gaceta“ zufolge if ein Carlistentrupp unter dem Befehle der beiden Cucala (Vater und Sohn) in der Provinz Valencia ge\schlagen worden.“

Dem Marschall Serrano is auf seiner Reise von Santander hierher an allen von ihm passirten Orten ein enthusiastisher Empfang - bereitet worden. Derselbe traf heute Mittag um 1 Uhr hier ein und wurde von den Ministern und Behörden empfangen. Eine gzahlreih versammelte Volks- menge begrüßte den -Marschall mit lautem Jubel.

Ein Telegramm aus Paris, 6. Mai, Abends, meldet: Nach aus Bilbao unterm 3. d. hier eingetroffenen Nachrichten haben die Bewohner der Stadt nur wenig durch die Belagerung gelitten. Die Zahl sämmtlicher durh das Bombardement Ge- tôdteten beträgt etwa 130. Fast alle englishen Unterthanen, welche hier wohnten, hatten die Stadt am 20. April verlassen. Nach dem Einzuge der Regierungstruppen isst von den Freiwil- ligen eine größere Anzahl von Gebäuden, deren Bewohner den Carlisten günstig gefinnt waren, in Brand gesteck worden.

Italien. Rom, 1. Mai. Zu Anfang der gestrigen Sizung der Deputirtenkammer fragte der Abgeordnete Corte den Kriegs-Minister, ob es wahr \ei, daß die Regierung dem Marine-Minister die Küstenvertheidigung anheim stellen wolle. Der Kriegs-Minister erwiderte, daß er und der Marine-Minister, von der Zweckmäßigkeit dieser Maßregel überzeugt, eine Kom- mission von Generalen und höheren Marine-Offizieren ernannt haben, um diese wichtige Frage gründlih zu prüfen. Diese Kommission fei bereits în Rom zusammengetreten und arbeite eifrig an ihrem Werke. Die Regierung behalte sih natürlich vor, ihre Rathfhläge zu befolgen oder sie zu verwerfen und die leßte Entscheidung -der Kammer zu überlassen, ohne deren Einwilli- gung s{chon darum nichts in der Sache geschehen könne, weil im Falle der Ausführung gedachter Maßregel die Budgetziffern bedeutend modifizirt werden müßten. Nachdem sich Herr Corte mit dieser Antwort zufriedengestellt erklärt hatte, seßte die Kam- mer die Verhandlungen über die Abänderungen des Mahlsteuer- gesches fort und nahm den zweiten und dritten Artikel der betreffenden Regierungsvorlage ‘an.

Die zur Prüfung des neuen Strafgesezentwurfes niedergeseßte Senatskommission hat dieser Tage ihr Urtheil über die Todesstrafe gefällt und zwar hat sie sich mit einer Stimme Mehrheit für die Beibehaltung derselben ausgesprochen. Diese einzige Stimme, welche in der Kommission den Ausschlag gab, war die des Senators Giorgini. Hr. Gadda und cinige andereckSenatoren, welche mit ihm stimmten, gaben die Erklärung ab, daß auch fie für die Abschaffung der Todesstrafe gestimmt hätten, wenn ein Ersahmittel, wie-z. B. die Deportation, vor- handen wäre. Der Vorschlag Mirabelli's, die Todesftrafe prin- gipiell aus dem Geseßbuh zu streichen, sie aber durch Spezial- geseß interimistish wieder einzuführen, erlangte die Majorität niht, weil man gelaubie, daß \ich die anderen Provinzen dieses Inferioritätszeugniß Toscana gegenüber niht gefallen lassen würden. Es wurde indeß beschlossen, bei der Berichterstattung an den Senat zu erwähnen. daß der Vorschlag des Senators fa d De Aufmerksamkeit der Kommission im höchsten Grade

efesselt habe. E 2. Mai. Die „Italia militare“ bestätigt heute, daß die vor mehreren Jahren unternommenen Arbeiten zur europäi- \hen Gradmessung von italienishen und österreih-ungari- hen Generalstabs-Dffizieren am 5. Mai von Neuem in Angriff genommen werden sollen. Die Arbeiten bestehen - in der Aus- messung einer geodätischen Basis in der Umgegend von Udine, welche von der im September 1873 in Wien zusammengetretenen permanenten Kommission zur Meridianausmessung beschlossen worden ist.

Griechenland. Athen, 6. Mai. (W. T. B.) Das Ministerium Bulgaris führt, nahdem die Bemühungen Deligeorgis, ein neues Kabinet zu bilden, gescheitert sind, einst- weilen die Geschäfte weiter, Wie es heißt, würde die Deputirten- Kammer vertagt werden.

#Zchweden- und Norwegen. Stockholm, 1. Mai. Der König und die Königin kamen am 27. v. M. Abends um 101/2 Uhr in Gothenburg an. Die Majestäten wurden in der hell erleuchteten Bahnhofshalle von allen Behörden empfan- gen. Der Vorsißende der Bürgerrepräsentantschaft hielt darauf eine Ansprache im Namen sämmtlicher Bürger. Vom Bahnhofe fuhren die Hohen Reisenden durch die außerordentlih reich geschmüdckten, hell erleuhtcten Straßen, umgeben von einer zahlreichen, jubelnden Menschenshaar nah der Wohnung des Amtmannes. Am folgenden Tage besuchte der König die Militär- Anlagen, während die Königin die mildthätigen Stiftungen in Augenschein nahm.

Am 28. April Vormittags kam in den Kammern das sogenannte Decharge-Gutachten des Konstitutionsaus\chu}es zur Verhandlung. Die Erste Kammer \{chloß die Verhandlung Vor- mittags mit Beiseitelegung des Gutachtens; die Zweite Kammer aber, welche ihre Verhandlung ers Abends um 103 Uhr been- det hatte, beschloß in Uebereinstimmung mit dem Vorschlage des Freiherrn Ericson, beim Könige um die Verabschiedung der Siaatsräthe Berg, Wärn und Lejonhufvud anzuhalten. Die- ser Beschluß wurde mit 96 Stimmen gegen 82 angenommen.

2. Mai. Der König und die Königin, zu deren Ehre ‘zahlreiche Festlichkeiten in Gothenburg flattgefunden haben, reisten von dort vorgestern Abend um 11 Uhr mit einander mit einem Extrazuge nah Falköping (10,7 {w. Meilen) ab; hier aber trennten fich Ihre Majestäten, der König um nah Stock- holm zurückzukehren, wo er gestern um Mittag eintraf, und die Königin, um fih mit ihrem zweiten Sohne, dem Herzog von Gotland, der ihr bis dahin entgegengekommen war, auf der fih bei. Falköping -von der westlihen abzweigenden südlihen Stamm- bahn nach Malmö und weiter über Kopenhagen nah Deutsch- land zu begeben und einen Besuch bei ihrer Schwester, der Fürstin von Wied, abzustatten.

Der Reichstag hat in Uebereinstimmung mit der Königlichen Propofition und dem Gutachten des Staatsaus\husses beschlossen, solhe Kronhufen an Zahk 174 für welche die jährlihe Pacht 200 Kronen niht übersteigt, auf öffentlicher Auktion zu verkaufen, das dafür einfließende Geld aber dem Reichs\huldenkontor zur Verwaltung zu übergeben, bis der Reichstag die Verwendung desselben zum Einkauf solcher Län- dereien beschließt, die entweder mit Waldung bestanden oder zum Waldanbau dienlih sind.

4. Mai. Einem Telegramm des „Rigzauschen Bureaus“ zufolge ist Justizrath Carleson, Mitglied des Höchstengerichts, heute zum Justiz-Minister ernannt worden.

Bei der Debatte, welhe im Reichstage über das Dechargegutachten stattgefunden hat, erklärte sh der Minister des Aeußern, Björnstjerna, über die Lootsenfrage. Er stellte die Behauptung in Abrede, daß die Lootsenfrage durh den Traftat von 1857 eine internationale Frage und der Sund ein internationales Fahrwasser geworden sei. Der Titel des Trak- tats: „Traktat über Zollabgaben“, gäbe dessen Inhalt an, welcher nur die Kapitalisirung der Abgaben, die den Schiffen und Waaren beim Pasfiren des Oeresundes auferlegt waren, beträfe und sich in keiner Weise auf die Frage wegen eines freien Meeres oder völkerre,.htlihe Prinzipien einließe. Nachdem der Minister nachgewiesen hatte, daß man alle früheren, von \{chwedisher Seite vorgenommenen Bersuche, das Lootsen im Oere- sund zu besorgen, hätte aufgeben müssen, erklärte derselbe, daß die Dänen mit sehr großer Mäßigung aufgetreten, und daß von ihrer Seite keine Ungeseßlihkeiten vorgenommen worden seien. Schwe- den erkenne selbst keine unbegrenzte Lootsenfreiheit. in seinen Ge- wässern an und könne somit auch nit fordern, daß seine Nach- barn den s{chwedishen Lootsen eine solhe Freiheit in ihren Ge- wässern gestatte. Das Lootsen würde außerdem von den Staaten im Allgemeinen nicht als ein Vortheil betrahtet, denn es folgten damit verschiedene Verpflihtungen, wie z. B. das ganze Jahr hindurch für die Aufrechterhaltung der Seefahrt zu sorgen. Daß das Lootsen unter gewissen Verhältnissen auch vortheilbringend sein könne, sei niht zu leugnen; die oeresundsche Lootsengesellshaft könne als ein Beweis dafür dienen. Diese Gesellschaft wäre jedoch der Meinung gewesen, daß sie nur Rechte, aber keine Verpflichtungen hätte. Die Böte dieser Gesellschaft hâtten fich nur nach eignem Gutdünken hinaus begeben, um größere, tiefgehende Fahrzeuge aufzusuchen, während die dänischen Lootsen in jedem beliebigen Wetter pflihtgemäß in See gehen und lootsen mußten 2c.

Dänemark. Kopenhagen, 2. Mai. Die „Mini- sterialtidn.“ theilt einen, vom Münz-Direktor, Etatsrath Levy, dem Finanz-Ministerium erstatteten Bericht über die in Ver- anlassung der Einführung des Goldmünzfußes statt- gefunden Operationen mit, woraus hervorgeht, daß die Staats- fasse beim Uebergange vom Silber- zum Goldmünzfuß einen Verlust von 185,132 Rdl. erlitten hat, ‘nämlih Verlust bei Ein- ziehung von Reichsmünze, um dafür einen Theil des nöthigen Goldes einzukaufen: 165,550 Rdl., Ausgaben bei Prägung der Goldmünzen 29,222 Rdl., während dagegen beim Einkaufe des Goldes 9640 RNdl. verdient worden sind. Im Ganzen sind jeßt 1,153,124 Zwanzig-Kronenstücke und 368,929 Zehn-Kronenstüe, zum Gesammtwerthe von 13,375,885 Rdl. ausgemünzt worden.

4. Mai. Die Leiche des am 1. Januar d. I. hier verstorbenen Geh. Konferenz-Raths, Kammerherrn ‘und Ordens-Vicckanzlers L. N. v. Scheel e soll am Donnerstag AbendÜbtr Korför und Kiel nah Rellingen bei Pinneberg transportirt und daselbs am Freitag, den 8. d. M., bestattet werden. Die Beerdigung des Kammerherrn, Rittmeisters und Adjutantenckbeim Könige, Bardenfleth, hat heute hier staitgefunden. Vor der Holmenskirche paradirte eine Infantecrie-Abtheilung mit einem Musikcorps. Offiziere des Husaren-Regiments fungirten als Trauermarschälle an der Kir- chenthür und beim Sarge. Der König erwies dem Verstorbenen die Ehre, in eigener Person den Feierlichkeiten in der Kirche beizuwohnen. Auch der Kronprinz und der Bruder des Königs, Prinz Johann, hatten \sich daselbst eingefunden. In dem zahlreichen Gefolge, welhes größtentheils aus Militärpersonen bestand, waren der Konseils-Präsident, der Justiz-Minister, General Scharffenberg, alle höheren Hofchargen u. \. w.

Amerika. Die New-Yorker Zeitungen vom 283. v. M. enthalten ausführlihe Berichte über die furhtbaren Verheerungen, welche die Uebershwemmungen im ganzen Distrikt, durh welchen der Mississippi und seine Nebenflüsse fließen, verursacht haben. Während dieses Jahrhunderts, sagen die Blätter, ist nihts Der- artiges vorgekommen, und der bereits angerichtete Schaden muß die Verheerungen der Brände von Chicago und Boston min- destens zehnmal übersteigen. Hunderte von Quadratmeilen des fruhtbarsten und am besten ultivirten Landes in Amerika werte durch rapide Strömungen wegges{hwemmt; die Städte New- Orleans und Nashville und viele kleinere Städte stehen mehr als halb unter Wasser; Vieh ift zu Hunderten ertrunken, viele Häuser und Farmen sind weggeshwemmt worden und den Dämmen -des Mississippi ist unberehenbarer Schaden: zugefügt worden. In Boston und anderwärts sind Subskriptionen für die Nothleidenden eröffnet worden.

Ferner meldet ein New-Yorker Kabeltelegramm vom 4. ds.: Die durch den Austritt des Viississippi verursahten Uebershwem- mungen gewinnen an Ausdehnung, und einige reihe Baum- wollplantagen in Arkansas sind ruinirt worden. Aufrufe um Unterstüßung finden noch immer statt. Das Hülfs-Comité in Louisiana vertheilt täglih 50,000 Rationen unter die von den &Sluthen heimgesuchten.

Aus Brasilien wird gemeldet, daß \sich anläßlich des von dem Bishof Vital d'Olinda ausgesprochenen Interdikts, welches er gegen die geistlichen Brüderschaften der Provinz Pernambuco verhängte, und Angesihts des Auftretens des Bischofs von Pará innerhalb der liberalen Partei eîne lebhafte, umfassende Agitation geltend macht, um {die Geftaltung einer brafilianishen Nationalkirhe herbeizuführen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Zaum Besten des Liebig-Denkmals ist in München gegenwärtig ein Gemälde von Gabriel Marx ausgestellt, welches die all- gemeine Aufmerksamkeit auf si zieht. Das Motiv ist aus Romeo und Julie entnommen und stellt leßtere auf ihrem Lager in todten- haftem Slafe dar, nachdem sie den Pert naa ees Trank geschlürft neben ihr auf einem Tabouret steht die erloschene herabgeschmolzene Kerze neben Romeo's Ring und dem Gebetbuch; über der Brust hält sie ihren Myrthenkcanz in der Hand; im Hintergrund aber bricht der volle Gíanz des Morgens in das düiter verhangene Gemach; heitere Gespielinnen wollen sie mit Brautgesängen wecken, aber die Freundin hört sie niht mchr. Das Gemälde ist der „Allg. Ztg.“ zufolge in malerisher Hinsicht, was Zeichnung, Komposition und Farbe betrifft nah jeder Beziehung ein Meisterstück, und doch ist das eigentli

fünstlerische Moment, das der Auffassung und Darstellung des Ge- dankens, noch bedeutender. „Es ist unmögli,“ sagt das genannte Blatt, „die ganze ershütternde Tragik des Moments, Vergangenheit und Zukunft, \{öner und wahrer im Augenblicke festzuhalten und ihre Gegensäße zu zerlegen, und doch zu solch inniger Einheit zusammen- zufassen wahrlich, das heißt Shakespeare nahdihten in der ganzen Größe seines Geistes. *

Am 24. d. M. wird in Dresden eine Aus\chußsißung des deutshen Journalistentages stattfinden, auf welcher Zeit, t uus Tagesordnung des IX. Journalistentages festgeseßt wer-

en sollen.

Met, 30. April. Die Restaurationsarbeiten an der Kathedrale schreiten rüstig fort; dieselben sind an dem dem Quer- schiffe zunächst stehenden Strebepfeiler der Nordwestseite des Lang- hauses bereits vollendet, und die neue Kreuzblume prangt auf diesem Pfeiler in herrlicher Schönheit. Gegenwärtig is man mit der Ab- nahme des Gerüstes beschäftigt, um dasselbe an den näâchstgelegenen Pfeiler aufzustellen. Unterdeß nehmen die Arbeiten an den anderen Stellen der Kathedrale, namentlich an der Südostseit-, ihren unge- stôrten Fortgang.

_ Rom, 2. Mai. Vorgestern wurde auf dem protestantischen Kirchhofe in Rom in Gegenwart des deutschen Gesandten von Keudell und vieler deutscher Künstler das Denkmal eingeweiht, welhes dem deutshen Maler Karstens auf dem Wege der Subskription gesetzt worden ift.

In Florenz ist der berühmte Schriftsteller Nicolo Tom- Ae mit Hinterlassung mehrerer noch nicht veröffentlichten Werke gestorben.

Landwirthschaft.

___ Das landwirthschaftliGße Ministerium hat für den zu Trier in Aussicht genommenen pomologishen und önologischen Kongreß zur Beihülfe für die Kosten, welche dur die Abhaltung desselben und den damit verbundenen Ausstellungen entstehen, 500 Thlr. bewilligt. Zu dem Kongresse sind außer den deutscen (einschließli der Elsaß-Lothringer) Pomologen und Oenologen auch diejenigen von Luxemburg, Destecreih-Ungarn, der Schweiz, Fcankreih, Belgien und den Niederlanden, sowie die in Wien Ceres permanenten Kom- missionen zur Regelung der Nomenklatur des Obstes und der Trauben eingeladen. Ins Werk sollen gefeßt werden Ausstellungen: A. des Obstes und zwar: 1) des rohen Obstes; 2) des Dörrobstes, eingemach- ter Früchte 2c. ; B. der Trauben; C. der jungen Obstbäumez D. der möôg- lichst mit reifen Trauben versehenen Reben in Körben namentlich zur Feststellung der Sortennamen; E. Geräthschaften und zwar 1) füc den Obst- und Weinbau, 2) für die Wein- und Mostbereitung sowie für Verwerthung der Rückstände, 3) für die Behandlung der Flaf{en- weine im Keller und für die Champagner-Kabrikation, 4) für Obkst- nußung (Dörren, Mühlen, Keltern 2c.), 5) künilicher Weinbergdünger ; F. der Materialien für Behandlung und Verbesserung des Weins, G literarischer Werke über Obst- und Weinbau, Weinbehandlung, Lehrmittel 2c. Bei derAusstellung des Obstes und derTrauben wird beson- ders Gewicht auf größere, mit dem richtigen Namen bezeichnete Kollektiv- Ausstellungen des allgemein an denStraßen, auf den Baumfeldern und in den Gärten verbreiteten Obstes gelegt. An die Aussteller der vorzüg- lichsten Objekte sollen Prämien vertheilt werden. Das Geschäfts- Comité der Ausstellung hat Aussicht, daß das landwirth\cchaftliche Ministerium Ehrenpreise bewilligen wird, die übrigen Prämien werden von dem Geschäfts-Comité beschafft werden. Zur Beurtheilung des Werthes der ausgestellten Gegenstände werden sechs Jury-Abtheilungen à fünf Personen gebildet werden, und zwar für Obst, Trauben, Flaschenweine, Geräthe und Obstprodukte allec Art, Obstbäume, Weinstôcke 2c. und wissenschaftlihe Gegenstände.

Die „Wiener Abendz.“ veröffentlicht folgenden vorläufigen Saatenstandsbericht für diePeriode von Mitte bis (aen April Obwohl von den zu erwartenden Berichten bisher kaum der dritte Theil eingegangen ist, 1äßt sich do, da der Einlauf si ziemli glei näßig auf alle Theile der westlihen Reichshälf:e mit Ausnahme vou Galizien, der Bukowina und Dalmatien, vertheilt, bereits über die Wirkung des starken Temperaturrückganges in den leßten Tagen des April ein zutreffendes Bild liefern. Das eben erwähnte bedeutende und jähe Fallen der Temperatur war zwar allen Theilen der erwähn- ten Ländergruppe gemeinsam, jedoch kam es nicht übcrall zum Froste, indem entweder umwölkter Hi:1mel mit oder ohne Schneegestöber oder andauernde starke Winde den Eintritt desselben verhinderten. So wird aus Chrudim in Böhmen, aus einigen Stationen in Nieder-Oester- reich, aus Graz und aus Laibach gemeldet, daß dort (mit Ausnahme der benahbarten Berge) kein Frost eingetreten is

In den Nordwestländern (Böhmen, Mähren, Schlesien) richtete der Frost, wo er auftrat, nur wenig oder gar keinen Schaden an, da die Temperatur, so weit die Berichte reichen, nirgends unter —3 Grad sank, während mit Ausnahme des Steinobstes die Vegetation noch bei keiner Kulturpflanze so weit vorgeschritten war, um dur einen mäßigen Frost viel zu leiden.

Dort beschränkt sih also der Schaden auf einen Theil der Gersten- felder, wo die Spißen der noch ehr jungen Saat versengt wurden, ein Schaden, der eine vollkommene Erholung zuläßt, und auf Nußbäume, Kirschen und zum Theil auch auf Pflaumen.

_In den Alpen und deren Vorländern hingegen \chadete der Frost un noch mehr der demselben vorangegangene beträchtliche SHneefall stre cnweise auch dem Korn sehr bedeutend, weil dieses zum Theil bereits in die Aehren geschossen war und durch den stellenweise be- deutenden Schneefall geknickt wurde.

Solche Schäden werden gemeldet aus Ober-Oesterreih und Steier- mark, und mußten in ersterem Lande vie'e Kornfelder abgemäht wer- den; auch dürfte viel Lagerfruht beim Korne voraussichtlich in beiden Ländern die Folge sein, wenn auch günstige Witterung noch Vieles wieder -gutmachen kann.

Nüsse und Steinobst wurden in den meisten Gegenden versengt, besonders erstere; das Kernobst aber blieb auch hier unversehrt.

Der Wein litt nur in den höheren, dann in den von Winden ge- shüßten Lagen bedeutend, in den meisten Lagen aber wenig und in manchen garnicht. G

Aus den Ländern der südlichen Zone liegen nur sehr wenige Be- richte vor; aber, so weit dies der Fall ist, wird kein irgendwie beträcht- licher Schaden gemeldet. i

Wien, 6. Mai. (W. T. B.) Der dritte offizielle Bericht über den Stand der Saaten in Oesterreich-Ungarn in der zwei- ten Hälfte des Monats April bestätizt die Angaben des jüagst gemel- deten vorläufigen Berichts. Auß-rdem sind aus den nördlichen Län- dern des Reichs ziemlich beruhigende, aus Ungarn dagegen zum größz- ten Theil ungünstige Nachrichten über Frostschaden eingelaufen,

Gewerbe und Handel.

Stettin, 6. Mai. Von Mittwoch den 27. bis Sonnabend den 30. dieses Monats findet hier die Generalversammlung des „Vereins für die Rübenzucker-Industrie des Deutschen Reichs“ statt, Jm Anschluß an die fahmännishen Verhandlungen ist ein reihhaltiges Festprogramm aufgestellt, bei welhem auch auf die Be- theiligung Seitens des größeren Publikums gerechnet wird. Auf den 28. (Donnerstag) ist eine Dampf\chiffahrt nah Frauendorf bei Be- leuchtung der Oderufer aaf der Nückehr 4

Düsseldorf, 2. Mai. Gestern fand hier]elbst eine außerordent- liche Generalversammlung des Vereins zur Wahrung der ge- meinsamen wirthshaftlihen Interessen in Rheinland und Westfalen statt, welcher, außer den Vertretern der bedeu- tendsten wirthschaftlihen Vereine des westlichen Deutschlands, der Re- gierungs-Präsident von Ende, der vortragende Rath im Reichs-Eisen- bahn-Amte, Geh. Regierungs - Rath Kraefft und der Ober - Bürger- meister Hammers bewohnten. i N |

Auf der Tagesordnung stand erstens die Eisenbahn - Tariffrage, rücksihtlich welcher nach eingehender Debatte mit allen gegen eine Stimme folgende Resolution angenommen wurde: „Generalversamm- lung verlangt : E N

I. daß Konjuxkturshwankungen, wie überhaupt vorübergehende Zustände, namentlih aber die in den anormalen leßten Fahren ge-

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