1874 / 128 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 03 Jun 1874 18:00:01 GMT) scan diff

B. E ada Cen U. ) Im steheuden Heer.

Wiesbaden, 21. Mai. v. Basse, Mas. vom Inf. Regt. Nr. 87, als Oberst-Lt. mit Pension und der Regts. Uniform, Mau- rer, Hauptm. und Comp. Chef vom Jnf. Regt. Nr. 118, mit Pen-. sion nebst Ausficht auf Anjtellung im Civildienst und dex Regts. Uniform, der Abschied bewilligt. l M in A i A. 1

Wiesbaden, 23. Mai. i itde- Bat., mit Pension unter dem geseßlihen Vorbehalt ausgeschieden. Grundieß, Sec. Lt. vom Juf. Regt. Nr. 54, mit Pension und der iht unter dem geseßlichen Vorbehalt ausgeschieden.

der Reserve und Landwehr.

Wiesbaden, 21, Mai. Donner, Pr. Lt. von der Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 81, mit der Landw. Armee-Uniform, der Abschied bewilligt. v. Loeper, Pr. Lt. a. D, zuleßt von der Kav. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 42, der Charakter als Rittmstr. verliehen. Weisenberg, Sec. Lt. a. D., bisher von der Reserve des Inf. Regts. Nr. 32, die Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee-Uniform ertheilt. :

Berlin, 28. Mai. Jacobs, Sec. Lt. von der Res. des Juf. Regts. Nr. 75, Fleck, Sec. Lt. von der Juf. des Res. Landw. Bats. Nr. 38, beiden miît Pension und der Landw. Armee-Uniform“ der Ab- schied bewilligt.

Nichhtamklichßes.

Deutsches Ne ich.

Preußen. Berlin, 3. Juni. Se, Majestät der Kaiser und König empfingen heute früh auf dem Anhal- tischen Bahnhof die daselbst 8} Uhr eingetroffenen Großherzog- lih badenschen Herrschaften und begaben Sich unmittelbar darauf mit Löôchstdenselben nah Schloß Babelsberg. Daselbst fand avs Nachmittag ein Diner statt, zu welchem die hier und in

otsdam anwesenden Mitglieder der Königlihen Familie nebst “Gefolge Einladungen erhalten haben.

Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz hat Sich heute früh zur Besichtigung des Pom- merschen Kürassier-Regiments Königin Nr. 2 nah Pasewalk be- geben und wird heute Abend wieder nach "Potsdam zurück- kehren.

869 In ‘der Begleitung Höchstdesselben befinden \sich der General- Major von Albedyll, Chef des Militär-Kabinets, “General-Major

“von Gottberg, Chef des Stabes der 4. Armee-Inspektion, Oberst Mischke, persönlicher Adjutant, und Major von Unruhe vom Generalstabe. - : | «1 Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzessinnen

„Marie, Elisabeth und Luise Margarethe, Töchter Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Fricdrih Carl, sind am 1. d. M. in Wiesbaden angekommen und bei Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Carl im Nassauer Hof abge- stiegen. - :

Die vereinigten Aus\{hü}e des Bundesraths für

Eisenbahnen-, Post- und Telegraphenwesen und für Handel und Verkehr traten heute zu einer Sißung' zusammen.

Der Minister des Innern hat die Landdroftei zu Aurich im. Einverständnisse mit dem. Reichskanzler ermächtigt, einen

aus dem deutschen Reichsgebiete Verwiesenen behufs seiner Fortshaffung nah. Italien einem von. der Ems oder der Weser na - Italien ‘fahrenden Schiffe zur Beförderung in die Pay zu übergeben, ‘und die durch das Verfahren entftehen-

én ‘Kosten auf den Fonds zu allgemeinen polizeilihen Zwecken, Kap. 100 Tit. 3 des Etats für die Verwaltung des Innern, zur Zahlung anzuweisen.

Zugleih hat der Minister gestattet, in künftigen gleih- artigen Fällen, in welchen die Umstände unter Berücksichtigung des Kostenpunktes ein solches Verfahren geeignet erscheinen lassen, die Ausweisung aus dem deutschen Reichsgebiete eben- e s ‘auf dem Wege. des Seetransportes zur Ausführung zu

ngen.

—“ Der Minister des Innern hat \ich_ in einem Bescheide vom 11. v. M. über die Berehnung der im §8. 82 der Rhei- nishen Städte-Ordnung vom 15. Mai 1856 angeordneten präklusivishen: Rekurs frist von vier Wochen dahin ausge- \prochen, daß der Rekurs als. eingelegt erst dann gelten kann, wenn ‘er bei der beireffenden Behörde wirklich eingegangen, nit. aber {on dann, wenn er der Post oder sonst einem Dritten zur Beförderung an die qu. Behörde übergeben worden ist. Weder in der Allerhöhsten Ordre vom 5. Juli 1832, falls diese überhaupt einer. so weit gehenden Ausdehnung fähig ift, noh in der Rheinischen Städte-Ordnung ist über die Berehnung - der Rekursfrist in \tädtishen Kommunalangelegenheiten eine ausdrückliche Bestimmung enthalten, der es bedürfen würde, um die Annahme gerechtfertigt erscheinen zu lassen, daß, bei thatsächlich erfolgter Zustellung und Annahme einer Verfügung, der Tag der Zustellung der Verfügung dann gleihwohl außer Betracht zu lassen sei, wenn derselbe zu den in der Ordre auf- géführten" Fésttägen ‘gehört.

/ _— S. M. S. „Nymphe“--ist_ am 1. Juni in Kiel in Dienst gestellt,

Düsseldorf, 30. Mai. Die 2. Sißung des 22. Rhei- nishen Provinzial-Landtages ist heute Vormittags 11 Uhr in der Aula der hiesigen städtishen Realshule von dem Landtags-Marschalle eröffnet worden. Nach einer kurzen ge- \{äftlichen: Mittheilung des Leßteren wurde dem Ober-Bürger- meister und der Stadt Düsseldorf dér Dank der Versammlüng E e #o bereitwillige Ueberlassung der Räume der Realschule

irt.

““ Nah Eintritt in die Tagesordnung machte der Vorsißende

- pon der erfolgten Verlegung des Siges der Provinzial-Verwal- tung von Coblenz nah Düsseldorf Mittheilung und erbat dazu die nachträgliche Genehmigung der Versammlung, die auch ohne Diskussion einstimmig ‘ertheilt würde. Die verstorbene Frau Dr’ Dávoy“zu Wiesbädén hat vor’ einiger Zeit der Rheinprovinz das Gut Deósdorf bei Bergheim legirt, um auf ‘diesem éine Lckerbauschule für arme Waisenkinder zu errichten. Dieses Vermächtniß wurde vom Landtage acceptirt. Hierauf "wurde der Entwurf des - Reglements wegen des Ueber- ganges- der in der Rheinprovinz ‘vorhandenen vier Taubstummen- Anstalten in -die ständishe Centralbverwaltung diskutirt und mit einer geringen Modifikation angeiommen, aúuh ein Kredit bis zu 15,000 Thlr. zur“ Erbäuung einer Taubstumnièn-Shule in“Neuwied oder zur Erwerbung und Einrichtung eines orie denen Gebäudes zu einer solhen bewilligt. Der vorgelegte CSutwurf ‘zu dem Etat der provinzialständischen Centralverwal- Uñg pro 1874/76 wurde mit der Modifikgtion, daß die Gehalts- Erhöhungen erst vom 1: Julie: ab in- Kraft treten sollen, ge-

È e egenden

N Mas 1 i bd wu E h glieder der rheinis : ô U, de-Zäg. {N ( v. Mack, Sec- L, vom Gäkde-Zäg. #41 Die nächfte

- den - bezüglichen Bahnen

nehmigt uñd“ zur erfolgten Anstellung dés Regierungs-Assessors

A nad 2

Forster als provinzialständisher Ober-Beamter auf Lebenszeit nachträglih die Zustimmung ertheilt. Ï

Hierauf wurden mehrere Neu- resp. Ergänzungswahlen zum Provinzial-Verwaltungsrathe, zur Mitwirkung und Controle in

Deputation für das Heimathwesen vorge- mmen Und" die Sizung um 2-Uhr Nachmittags geschlossen. hung findet am Montag um 11 Uhr Vor-

mittags ftatt.

Bayern. München, 1. Juni. In der heutigen Sizung der Kammer der Abgeordneten hat die Berathung der Budgetvoranschläge des Ministeriums des Innern begonnen. Ein Antrag des Abgeordneten Hafenbrädl auf Auf- hebung der Regierungs-Präsidentenstellen wurde durch Annahme des Aus\hußantrages, darauf fußend, daß diese Frage bei der nahe bevorstehenden Reorganisation des ganzen Verwaltungs-

“wesens nicht für \sih allein “entschieden werden könne, beseitigt.

Im Finanzaus\huß der Kammer der Ab- geordneten hatte Pr. Gerstner als Referent über den Etat des Finanz-Ministeriums den Antrag gestellt, die Kammer möge an Se. Majestät den König die Bitte richten: : j

„Dem nächsten Landtag einen Geseßentwurf über die organische Umgestaltung des obersten Rechnungshofes vorlegen zu „lassen, wonach derselbe eine den Ministern gegenüber selbständige Behörde zu bilden habe, welche die Controle des ganzen Staatshauthalts zu führen und über die Einhaltung der Etatsägesete den Kammern Mittheilung zu machen habe, rnd ‘in welcher zugleih die Berechtigung von UVeber- tragungen und das Verfahren gereg'lt werde, durch welches die ver-

‘Antwortlihen Stande: beamten wegen gescßwidriger Verwendung von

Staatsgeldern dur jede der Kammern allein zur wirksamen Verant- wortung und zum*Ersaßze angehalten werden können.“ | Auf die bestimmte Erkärung des Finanz-Ministers, daß eine Reform des obersten Rechnungshofes bereits in Angriff ge- nommen sei, zog der Referent jedoch seinen Antrag wieder zurü.

Sachsen. Dresden, 2. Iuni. Der Großherzog und die Großherzogin von Baden haben im Laufe des heutigen Tages die hervorragendsten hiesigen Kunstsammlungen besucht. * Das Diner findet wiederum bei Ihren Königlichen Majestäten in Strehlen statt. Nach dem Diner gedenken die Majestäten, wenn das Wetter \{hön bleibt, mit den Hohen Gästen eine Partie nah der Bastei zu unternehmen, in welchem Falle dann die Abreise der Großherzoglichen Herrschaften nah Berlin erst morgen früh stattfinden wird. (vgl. unter Berlin.)

Die Erste Kammer begann und beendigte in ihrer heutigen Sißung die Berathung des vom Kammerherrn v. Erd- mannsdorff für die Finanzdeputation erstatteten Berichts über die Eisenbahnvorlage. Die Kammer beshloß auf Anrathen der Deputation, dem Beschlusse der Zweiten Kammer beizutreten: die Regierung zu ersuchen, bei Ertheilung von Konzessionen zu Pri- vateisenbahnen die zu erlegende Kaution in einer Höhe von min- destens 5 Prozent des Nominalkapitals festzuseßen, - dagegen den Beitritt zu dem fernern Beschlusse der andern Kammer: der Re- gierung zur Erwägung anheim zu geben, ob nicht den Privat- eisenbahnbaugesellshaften in den Konzessionsbedingungen der

Verzicht auf die Befugnisse der Liberirung der Aktienzeihner

nah erfolgter Einzahlung von 40 Prozent vorgeschrieben werde, abzulehnen. Dagegen wurde ein Antrag des Präsidenten v. Zehmen, um welchen sich die allgemeine Debatte hauptsählih bewegte, angenommen: die Regierung zu ersuchen, die verfallenen Kautionen eventuell zur Entschädigung der von _vetroffenen Grundstüsbesizer mit zu verwénden, soweit dieselben zur Befriedigung ihrer Ansprüche dur die betreffenden Bahnunternehmer nicht haben gelangen können. Der von der Zweiten Kainmer beschlossene Antrag be- treffs der Sekundärbahnen wurde in einer von der Deputation vorgeshlagenen . mödifizirten Fassung angenommen: die Regicrung zu ersuchen, \orgfältige Erörterungen über das System der Sekundärbahnen und deren Anwendbarkeit für das Königreih Sachsen anzustellen und das Resultat derselben -seiner Zeit der Ständeversammlung mitzuthei- len. In der Spezialdebatte lehnte die Kammer, allent- halben den Anträgen ihrer Deputation beipflihtend, sämmtliche vorliegende Gesuche um Konzessionirung von Eisenbahnen \o- wohl, ‘als um die Erbauung von Bahnen auf Staatskosten, auh soweit ie von der Zweiten Kammer befürwortet worden sind, ab. Nur betreffs der Kohleneisenbahn Oelsniß - Hohen- stein 2c. wurde zwar auh dem Beschlusse der Zweiten Kammer, über die Ausführung dieser Linie auf Staatskosten dem nächsten Landtage eine Voiulage zu machen, nicht beigetreten, dagegen beschlossen : die Regierung zu ersuchen, Vorarbeiten zur Fest- stellung der zweckmäßigsten, alle Interessen befriedigenden Linie vorzunehmen und darüber der nächsten Ständeversammlung eine Vorlage zu machen.

Die Zweite Kammer berieth über die Aufnahme einer neuen 4¿prozentigen Anleihe bei dem Reichs - Jnvälidenfonds, welche zur Deckung der Bedürfnisse des außerordentlichen Bud- gets sih nöthig macht. Die Staatsregierung hatte um die Ermächtigung nachgesucht, die Summe von 6 Millionen beim Reichs - Invalidenfonds aufzunehmen, die Majorität - der Finanzdeputation schlug jedoch vor, den von der Verwal- tung: des gedahten Fonds dargebotenen Kredit voll auszunugzen und | daher . ein Darlehen von 8 Millionen anzunehmen, um die durch den Verkauf von 4prozentigen Staatspapieren auf- zunehmende Summe im Interesse dcs Staatskredits und der mög- lihsten Aufrechterhaltung des gegenwärtigen Courss\tandes dieser Papiere auf ein möglichst geringes Maß zurückzuführen. Die Minorität der Deputation befürwortete die Annahme der Regie- rungsyorlage und wurde darin auf das Nachdrücklichste durch den Abg. Fahnauer unterstüßt. Die Kammer \{chloß sich nah kurzer Diskussion gegen 11 Stimmen dem Antrage der Majorität an. Hjerauf wurde die Justifikation .der vom Landtagsaus- \husse zur Verwaltung der Staatsschulden „auf das Jahr 1870 E die Rechnungen ausgesprochen. Nächste Sihung Don- nerstag.

Württemberg. Stuttgart, 1. Juni. Die Kam- mér der Standesherren nahm heute das Verfassungsgeseh und den Staatsvertrag zwishen Württemberg und Baden über die Herstellung weiterer Eisenbahnverbindungen in Berathung. Der Bericht über leßteren Vertrag ward von General v. Baur erstattet; die Kommission beantragte Zustimmung.

Dem Vernéhmen nah wird der Landtag am 20. Iuni ges{lö}sen rverden und zwar in féierliher Weise durch den König in Person, da mit der jeßigen Session der erste der beiden Landtage, welche in eine \echsjährige Wahlperiode fallen, zu Ende geht. Die nächste Session beginnt daher einen neuen Landtag, der wieder in formellex Weise: zu eröffnen ist.

Gestern hat die Zweite Kammer in End-Abstimmung

das Gesez über die Errichtung von Handels- und Ge-

werbe-Kammern mit 69 gegen 8 Stimmen genehmigt,

Rentenbank fowie für die fständishen Mit-

Vaden. Karlsruhe, 2. Iuni. (W. T. B.) - Von der Ersten Kammer wurde heute das Geseh, betreffend die Verhältnisse der Altkatholiken, mit allen gegen 3 Stim-

‘men in der Fassung der Zweiten Kammer angenommen,

Hessen. Darmstadt, 1. Iuni. Die Zweite Kammer

der Stände nahm in ihrer heutigen (57.) Sißung zunächst die

Gese6vorlage, betr. das Civildiener-Wittweninstitut, an. Sodann wurde der Antrag der Abgg. Dumont und Oechsner, betr. die Errichtung einer Handelsakademie in Mainz, sowie der Antrag Greim und Genossen, betr. die Gründung einer Unterstüßungs: kasse für verunglückte Feuerwehrleute oder deren Hinterbiiebenen, ablehnend beschieden. Schließlih wurde der Antrag des Abg, Heidenreich, wonach die zur Abgabe aus Gemeindewaldungen bestimmte Streu niht nur nah Haufenloosen, sondern auch in Flächenloosen vergeben werden soll, zustimmend erledigt.

2. Juni. (W. T. B.) Der Aufenthalt der Kai- serin von Rußland in Jugenheim, wo Ihre Majestät, wie bereits gemeldet, am 14. d. M. eintreffen wird, wird gutem Vernehmen nah drei Wochen dauern. Se. Majestät der Kaiser von Rußland wird am 19. d. erwartet. Außerdem stehen die Besuche Sr. Majestät des Deutschen Kaisers, des Herzogs und der Herzogin von Edinburgh, des Großherzogs von Mecklenburg und anderer Fürstlihen Persönlichkeiten bevor.

Sachjen - Weimar - Eisenach. Weimar, 2. Juni. Das „Regierungsblatt für das Großherzogthum Sachsen-Weimar- Eisenach’ enthält in Nr. 14 einen dritten Nachirag zu dem Gesetze vom 17. November 1869 über Errichtung einer Landeskreditkasse im Großherzogthum. :

Neuß j. L. Gera, 1. Juni. Heute reiste der Fürst von hier ab zunähst nah Schloß Ebersdorf, um später dann Aufenthalt in Heinrihsruhe bei Schleiz zu nehmen. ira

Bremen, 1. Juni. In ihrer Sißung vom 30. Mai berieth die Bürgerschaft u. A. die Vorlage, betreffend die Re- organisation des Bauwesens. Der Senat hat sih mit einer Deputationsberathung über diese Angelegenheit einverstan- den erklärt, bemerkte jedoh, daß die jegt erledigte. Stelle eines oberen Baubeamten niht bis zum Abschluß der Berathungen unerledigt bleiben könne. Die Bürgerschaft beshloß, indem fie

‘ihrerseits die Mitglieder der Deputation wählte, den Senat zu

ersuchen, die Stelle noch unerledigt zu lassen, da es gerade darauf ankomme , die künftige Organisation ohne Rücksiht auf bereits im Amte stehende Persönlichkeiten zu ordnen. Darauf wurden die Mitglieder der Deputation erwählt.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 3. Juni. (W. T. B.) Der König von Württemberg ist gestern Nahmittag um 5x Uhr hier cingetroffen und hat im Pariser Hofe Absteigequartier genommen. Heute fand vor Sr. Majestät eine Parade der zur hiefigen Garnison gehörenden württembergishen Truppen statt. Nach der Parade besichtigte der König die Citadelle.

Desfterreich - Ungarn. Wien, 2. Iuni. Das Reich s- gesezblatt enthält das Gescz vom 16. Mai 1874, wodur einige Bestimmungen über das mündlihe, das s\hriftliche und das summarische Verfahren in Civilrechtsstreitigkeiten abgeändert werden, ferner das Geseg vom 19. Mai 1874, betreffend die Anlegung von Eisenbahnbüchern, die Wirkung der an einer Eisenbahn eingeräumten Hypothekarrehte und die bücherliche Sicherung der Pfandrechte der Besizer von Eisenbahn-Prioritäts- Obligationèn.

Pest, 1. Juni. Im Abgeordnetenhause interpellirte Georg Nagy das Gesammt - Ministerium wegen der Oberhaus- reform. Der Handels-Minister legte einen Gesezentwurf über die Kosten der Einführung des Metermaßes vor. §8. 114 der Ad- vofatursvorlage wurde nah lebhafter Debatte nah dem Antrage Varady's dahin abgeändert, daß die gegenwärtigen Hörer der Universität und Recchtsakademien mit vier Jahrgängen blos eine gzweijährige Praxis nachweisen müssen. Hiermit is die Advoka- tursvorlage- erledigt.

Schweiz. Der Bundesrath hat vor einiger Zeit in weiterer ‘Ausführung des Art. 5 des Bundesgeseßes über die Besoldung der eidgenössishen Beamten vom 2. August 1873 folgende Verordnung erlassen:

1) Ein eidgenöjsisher Beamter, welcher zu öffentlichen Funktionen in einer kantonalen Anstellung berufen oder als Mitglied einer politi- schen, administrativen oder richterlichen kantonalen Behörde gewählt

wird, darf eine folhe Stelle nur dann annehmen oder beibehalten,

wenn er vorher die Erlaubniß des Bundesrathes hierzu erhalten hat. 2) Diese Ermächtigung wird nicht ertheilt, wenn davon eine Versäumniß der obliegenden Amtspflichten oder sonst ein Nachtheil für den eid- genössischen Dienst überhaupt zu befürchten. ist. Die Erlaubniß kann jederzeit zurückgezogen werden, wenn ih Uebelstände zeigen. 3) Die Stelle eines Direktors oder Verwaltungs -Rathes einer Erwerbs- (Handels- oder Aktien-) Gesellschaft, sowie die aktive Betheili- gung an einer industriellen Unternehmung überhaupt ist nicht vereinbar mit einer eidgenössischen B.amtung. "Die Beamten dér Central - Verwaltung, sowie diejenigen der Zoll- und Post - Verwaltung überhaupt dürfen “weder sclbst noch durch die mit ihnen in ungetheilter Haushaltung lebenden Familienglieder eine öffentlihe Wirthschaft betreiben. 4) Die Betreibung - anderer Nebenberufe und Geschäfte ist den eidgen. Beamten und Angestellten nur insofern gestattet, als dadurch die Erfüllung ihrer dicnstlicen Verrichtungen nit beeinträchtigt wird, oder es sih nicht um solche Beschäftigungen handelt, die als unzulässig erklärt sind, oder die ihrer Natur nah mit den Interessen der eidgen. Verwaltung sich nicht ver- einbaren lassen. Jeder Beamte oder Angestellte, der einen Neben- beruf oder eine Nebenbeschäftigung betreibt oder in Zukunft betreiben will, hat bei dem betreffenden Departementêvorsteher die hierzu nöthige Bewilligung einzuholen. Eine bereits ‘ertheilte Ermächtigung kann A wieder zurückgezogen werden, wenn sich Uebelstände zeigen ollten, 5) Gegenüber Beamten und Angestellten der eidgen. Verwal- tung, welche nur einen Theil der Zeit den ihnen übertragenen Ver- pflihtungen zu widmen haben, wird der Bundesrath beziehungsweise der betreffende Departementévorsteher geeignete D E der vor- stehenden Bestimmungen eintreten lassen. 6) Diese Verordnung ist den Departements zur Nachachtung und Vollziehung mitzutheilen. Dieselbe tritt mit dem 1. Januar 1875 in Kraft. (

_ Velgien. Brüssel, 30. Mai. Der „Moniteur* “ént- hält heute das Königliche Dekret, das die Session 1873—74 für geschlossen erklärt, In 10 Tagen, am 9. Juni, werden die Kammer- und Senats-Wahlen in der Hälfte des Landes vorgenommen.

Grofßbritännien und Jrlanb. London, 1. Juni. Zur Feier des Geburtstages der Königin gaben am Sonnäbend die Kabinets-Minister und Großwürdenträger des Reiches die üblilen Gala-Bankette und am Abend waren die Hauptstraßen des Westends illuminirt. Im auswärtigen Amt fand ein Empfang statt, bei welchem u. A. der Prinz von Wales, der Herzog von Connaught (Prinz Arthur), der Herzog von

Þ

Cambridge und das diplomatische Corps die Gäste des Grafen

von Derby: waren,

2. Juni, (W. T. B.) Auf den Prinzen Eduard von Sahsen-Weimar, General - Major in der britischen Armee, wurde, als er seine Wohnung verließ, von einem bis jezt niht bekannten Individuum ein Pistolenshuß abgefeuert. Nähere Mittheilungen liegen noh nicht vor.

Frankreich. Paris, 1. Juni. Der Bericht des Gene- rals du Barail, in welhem die Bildung einer Ober- Krieg s- #\chule beantragt wird, und der das Datum vom 19. Mai trägt, lautet in der Uebersezung, wie folgt: :

Herr Präsident! Auf dem Punkte, auf dem unsere Militärreor- ganisation angelangt is, wo der Nationalversammlung nächstens spezielle, u ihrer Vervollständigung bestimmte Geseßentwürfe vorgelegt werden ollen, s{eint mir der Augenblick gekommen, die Armee mit einer Höchsten Unterrichtsanstalt auszustatten, deren Bedürfniß unsere Offi- ziere um so mehr empfinden, als sie ähnliche Anstalten bei dem größ- ten Theil der Militärmächte des Auslandes thätig sehen. Wie groß au der Werth der Spezialschulen der vershiedenen Waffengattungen fein mag, wie glücklich auch die Resultate der tagtäglih \härfer Hervortretenden Lendenz sein mögen, welche die Offiziere zu ernsten Studien hintreibt, die allgemeine wissenschaftlihe -Bil- dung kann sid auf der Höhe der Bedürfnisse wie der Fortschritte nur durch die Gründung einer hohen Schule, eines allen eröffneten Vervollkommnungsmittelpunkts erhalten, der den für fähig erkannten Offizieren aller Waffengattungen einen gründlichen Unterricht in den wichtigsten Zweigen der Kriegskunst geben und auf diese Weise die Elemente für die Nekrutirung der hohen Grade der Armee vorbereiten kann. Das ist in wenigen Worten der Zweck einer folchen Anstalt, die außerdem die Offiziere für die Funktionen des Generalstabs aus- bilden muß. Wenn die Nüßlichkeit dieser Schule festgestellt erscheint, so ist es vortheilhaft, schon jeßt deren Einrichtung zu studiren. Da- mit die auf die Herstellung der Schule Bezug habenden Vor- bereitungen mit aller wünschenswerthen Neife des Urtheils geführt werden können, habe ih die Ehre, Ihnen vorzuschlagen, eine Kom- mission von Generalen zu ernennen, in weicher die verschie- denen Waffengattungen vertreten sein würden. Die Kommission wird die Bedingungen der Zulassung und das Programm der Vor- lesungea studir-n. Sie wird dann die Frage betreffs des Ortes, wo die Schule binkommen sell, ihre Organisation, die den Offizi-ren, welche den Vorlesungen in der Schule mit Erfolg anzewohnt haben, vorbehaltenen Stellen 2c. prüfen. Die Kommission wird sofort ans Werk gehen, und die Schule kann, glaube ih, spätestens Ende 1875 eröffnet werden. Wenn Sie die vorstehenden Auträge billigen, so habe ich die Ehre, Jhnen zur Bildung der Kommission vorzuschlagen den Divisions-General Castelnau als Präsidenten, den Divisions-General de Vassoique, den Divisions- General Susane, den Divisions-General Garnier, den Divisions-General Dureclaine, den Divisions-General de Grammont, den General-Jntendanten Uhrich, den Obersten vom Ge- neralstab Nuques, Sekretär.

l Der Kriegs-Minister General du Bara il. &

Das „Journal officiel“ veröffentliht das Ges\ eh über die Verwaltung der Gestüte. Dieselbe soll aus einem Gencral - Direktor, 6 General - Inspektoren, 22 Depot- Direktoren und 22 Unter-Direktoren bestehen. Abgesehen von der jährlih im Etat festgesezten Summe für Renn-Prämien, Reitschulen u. \, w., soll die für Prämiürung von Pferden be- stimmte Summe, welche jeßt 683,000 Frcs. beträgt, für 1875 auf 800,000 Fres. und dann jährlih um weitere 100,000 Fres. bis auf 1,500,000 Frcs. erhöht werden.

2. Juni. (W. T. B.) Zwischen dem rechten und dem linken Centrum finden unäusgesezt Verhandlungen über einen engeren Anschluß dieser. beiden Fraktionen aneinander statt. In der morgigen Fraktionssizung des rehten Centrums wird ein vom Herzog v. Audiffret, vom Herzog v. Broglie und vom Herrn v. Goulard redigirtes ‘Parteiprogramm zur Bera- thung vorgelegt werden.

Sn Auyxerre hat Gambetta eine Rede zu Gunsten der Republik gehalten. Gambetta hob besonders hervor, daß die republikanische Partei seit drei Jahren mehr und mehr an Boden gewonnen habe, und spra die Ansicht aus, daß der entschei- dende Kampf um die Regierungsgewalt zwischen den beiden Formen der Demokratie, nämlih der Republik und dem Câsa- rismus, stattfinden werde. Die Rede enthielt heftige Angriffe gegen das Kaiferreih und {loß mit einer Aufforderung an alle liberalen Republikaner, \sich zu vereinigen, um das Land in die Lage zu versezen, sih selbst eine definitive Organisation zu geben.

Bei dem Marschall-Präsidenten findet am Don- nerstag zu Ehren des Deutschen Botschafters, Fürsten von Hohenlohe, ein großes Diner statt.

Versailles, 2. Juni. (W. T. B.) Die Natio nal-

versammlung trat heute in die erste Berathung des Gesetzes

über die politishen Wahlen ein, nachdem cin Antrag der äußersten Linken, die Vorlage dur die Vorfrage zu beseitigen, mit 503 gegen 189, und ein Antrag von La Caze (Linke), die Berathung über das Gesey bis nah Erledigung der Diskussion über die fönstitutionellen Geseßentwürse hinauszuschieben, mit 394 gegen 317 Stimmen abgelehnt worden war.

Spanien. Madrid, ‘2. Juni. (W:. T. B.) Der „Im- parcial“ enthält nähere Angaben über die vom Finanz-Minister Comacho zur Regelung der Finanzverhältnis#\e beab- sihtigten Maßregeln. |Hiernah glaubt der Minister auf eine Einnahme von etwa 2000 Millionen Realen, sowie auf eine Reduktion der Zinsen für die innere Schuld auf die Hâlfte rechnen zu durfen. Den Inhabern von Obligationen der äußeren Schuld foll eine Vereinbarung über eine eben solche Reduktion vorgeschlagen werden, und \oll, wenn fie sich damit einverstanden erklären, der mit ihnen über die Zahlung der bereits verfallenen Coupons abgeschlossene Vertrag zur Ausführung gelangen. Forner ist die Wiederherstellung des Oktrois für den Staat und die Wiedereinfü. rung der Tabaksregie, sowie die Erhebung einer Salzstcuer in Ausficht genommen.

___— 3. Juni. Nah in Paris eingetroffenen Nachrichten beginnt die Lage in St. Sebastian eine gefahrvolle zu werden, da die Carlisten ihre Angriffe auf dasselbe mit größerem Nach- druck a.sführen. Tcuppen zur Unterstüßung der Stadt sind bereits abgeshickt. Zum Schutze der in der Stadt befindlichen Einwohner fremder Nationalitäten werden Kriegs\chiffe dieser Nátionen- vor St. Sebastian erwartet. “General Concha befindet fich noch immer in Vitoria.

Italien. Rom, 28. Mai. (It. N) In dér heutigen Senatssizurg ersuhte der Finanz-Minister Minghetti die Versammlung, die Budgetverhandlungen zu beschleunigen und die Berathung aller Geseßeniwürfe, welche, wie dex über die Landesvertheidigung, neue Ausgaben zur Folge hätten, auszu- segen. General Menabrea \prah sein Bedauern über den legten Theil der Rede ‘des Minister - Präsidenten ‘aus und bemerkte, daß der die Landesvertheidigung betreffende Geseßentwurf den Schlußstein ' dér vom * Parlament genehmigten Militärgesege

“machte. Er hätte gewünscht, daß seine Berathung um weni-

ger verzögert würde, als die mit der Berathung desselben be- traute Kommission eine Tagesordnung entworfen, welche dié Re-

gierung ersucht, nicht eher an die Landesvertheidigungsarbeiten 7

Hand anzulegen, als bis ihr die dazu erforderlihen Summen zur Verfügung ständen. Der Minister-Präsident betheuerte, daß er die Verzögerung dieser Berathung niht weniger bedauere, als der Vorredner, daß er sih aber, da die betreffende Vorlage einen Aufwand von 79 Millionen verlange, wovon ein Theil auf das Budget von 1874 kommen würde, in der traurigen Nothwendig- keit befinde, den Aufschub verlangen zu müssen; denn was würde das Land und Europa s\ageñ, wenn es sähe, daß das Par- lament die Mittel zur Vermehrung der Staatseinkünfte versagt, gleichzeitig aber größere Ausgaben zu machen bescließe.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 29. Mai. Der Grundgesezvor\chlag wegen Theilnahme der Staats- räthe an den Verhandlungen des Storthings wurde in der vorgestrigen Sizung aufs Neue von den Herren C. Moh- feldt, Danielssen, Selboe und Sörensen ein ebraht. Es wurde einstimmig beschlossen, den Vorschlag unter der Hand des Präsi- denten in Druck erscheinen zu lassen, damit derselbe nach statt- gefundener Neuwahl im Storthinge zur Behandlung und Er- ledigung kommen faun.-

Amerika. Washington, 2. Juni. (W. T. B.) Das Repräsentantenhaus hat die Zusatzbestimmungen zu dem Zolltarif über Besteuerung des Weines geneh- migt. Darnach unterliegt der moussirende Wein einex Steuer von 50 Cents pr. Gallone im Fasse, einer Steuer von 2 Dol- lars pr. Kiste in Flaschen. Der Zoll für Hopfen is auf 10 Cents pro Pfund festgesezt. Der Zoll für Seide i gleichyeitlich normirt.

Aus Venezuela erhält die „N. A. 3. den Wortlaut der Vollzugsverordnung des Präfidenten der Republik Don Antonio Guzman Blanco in Betreff der Aufhebung der Klöster, Caracas, den 5. Mai 1874:

Der erste Artikel derselben betrifft Einseßung von Spezial-Kom- missionen, behufs sofortiger Mere aon des Eigenthums der Klöster 2c. Nach Artikel 2 sollen oben benannte Kommissäre die Be- fißergreifung und Inventarisirung in Gegenwart des betreffenden Orts- rihters vornehmen. Artikel 5 bestimmt: Die einzelnen Gegenstände sollen in dem Inventar genau aufgeführt werden (speziell sämmtliche Kirchengeräthe und Kunstwerke der betreffenden Klosterkirchen und Ka- pellcn). Artikel 4. Jn den Klöstern 2c, nur deponirte Gegenstände sollen ihren respektiven Eigenthümecn bleiben, soweit das kompetente Tribunal nicht anders bestimmt. Es soll hierbei nur Rüdsicht ge- nommen werden auf vor dem 13. April d, J. datirte Dokumente (an welchem Tage das Dekret gegen den Verkauf der klösterlichen Eigen- thümer erlassen worden ist). Artikel 5. Mit dem Akte der Besitz- nahme und Inventaxisirung werden sämmtliche Kontrakte fuspendirt, in Folge dessen müssen Veiwalter oder Bewohner der Grundstücke auf dem Lande oder in der Stadt solche in Zeit von einem Monate räumen. Artikel 6. Die betreffenden Verwalter sollen ihre Rechnungen, Bücher, Beweisstücke 2c. am Tage der Inventarisirung vorlegen. Ar- tikel 7. Damit die Besißnahme sobald als möglich vor sich gehen kann, sollen alle Diejenigen, welhe im Besiße von Eigenthum oben benann- ter Korporationen sind, oder solches’ v-rwalten, sofort davon Anzeige machen, widrigenfalls ihnen diejenigen Strafen auferlegt werden, welche die Geseße für Verheim!ihung fremden Eigenthums festseßen. Artikel 8 bestimmt Belohnungen für Diejenigen, welche nach Fest- stellung des , Inventars Eigenthum, welches in da}jelbe hätte auf- genommen werden müssen, denunziren. Artikel 9. Eigenthum, wel- ches sich nach Abschließung des Junventars vorfindet, soll als absicht- lih geheim gehalten betrachtet werden (conf. Art. 7 und 8). Artik. 10. Nach Artikel 10 der Konstitution ist die Alta Corte Federal der einzige Gerichtshof, der über Zweifel, ob ein Grundstück u. f. w. National: Eigemhum ist oder nicht, zu entscheiden hat: Artikel 11. Durch S.parat-Defkret follen die weiteren erforderlichen Punkte in dieser Angelegenheit geordnet -werdeit. “Artikel 12. Der Staats-Mi-

nister des Jnnern und der Justiz ift mitder Ausführung dieses De-

krcts beauftragt.

Die Minister des Jnnern und der Justiz haben darauf am 6. rügt: an den Gouverneur des Födecraldistrikts Folgendes verfügt :

„Nachdem die Klöster, Kollegien und sonstigen Genossenschaften er Nonnen, welche inder Republik crist'ren, durch Dekret des Kon-. gresses vom 2. d. M. und durch von der National-Erekutivgewalt gestern erlassenen Ausführungsbefehl desselben, welchen ich Ihnen in beglaubigter Abschrift beifüge, aufgehoben worden sind, bestimmt die Regierung: daß Sie den Kaplanen und Nonnen der Klöster dieser Stadt die Räumung der. respektioen Gebäude, in welchen sich jene Einsiedlerinnen befinden, ankündigen. __ Zu diesem Zwecke is denselben cin kurzer und bestimmter Termin® festzusetzen; auch find zu gleicher Zeit die nöthigen Vorkehrungen be-

| hufs Beau*sfichtigung der Näumung zu treffen, damit aus den Klö-

steru und Häusern, welche die Kaplane bewohncn, nur die zum Pri- vatgebrauche derjelben dienenden Objekte fortgeführt werden und da- mit ‘die Kleinodien, Möbeln, Gemälde, Statuen, Heiligenbilder, ge- Pen Gefäße und sonstigen Dinge an Ort und Stelle fich vor- nden. Sie wollen gefälligst diesem Ministerium zu gelegener Zeit die Folgeleistung dieser Anordnung mittheilen,“

Asien. (A. A. C.) Die japanische Regierung sandte vor Kurzem eine Expedition zur Züchtigung der wilden Stämme am östlichen Gestade der Insel Formosa, die cinige \hiffbrüchige japanishe Seeleute. mißhandelt hatten. Nach einem Telegramm aus Nagasaki vom 30. v. M. soll nun ein unbedeutendes Treffen stattgefunden haben. Man hegte Besorgnisse, daß dieserhalb eine Differenz, zwischen der japanishen und chinesischen Regierung entstehen würde, aber sie \heinen unbegründet zu sein,

Kalkutta, 2. Juni. (W. T. B.) Die Reisernte hat unter der während des vergangenen Monats herrschenden Trocken- heit und Dürre gelitten.

Afrika. Marocco. (A. A. C.) Aus Gibraltar wird unterm 27. v. M. gemeldet: Mohamed Emkischet ist vom Sultan von Marocco zum Pascha des Distrikts Tangier und zugleich zum Gouverneur von Kabila, Zemgarfel und Arzila ernannt worden. Nach Berichten aus Fez vom 17. Mat hatten sih die Geschäftsleute und Handwerker dieser Stadt, wie man sagt etwa 12,000 bewaffnete Männer zählend, erhoben, weil die Regierung versuchte; die Thorsteuer wieder aufzulegen. Gewisse Ulemas, welche die Steuer als dem mohamedanischen Gese zuwider er- klärt hatten, wurden verhaftet, aber der Pbbel befreite fie später. Die Läden und Bazars waren ge\s{lossen; aber es hatte kein Kampf “stattgefunden, und man hoffte, der Sultan werde den Wünschen der Bevölkeruyg nachgeben.

Die Nr. 11 des „Marine - Verordnungs - Blatts“ hat folgenden Jnhalt: Geseh, betreffend einge Abänderungen und Ergän- zungen: des Geseßes vom 27. Juni 1871 über die Pensionirung- und Versorgung der Militärpersonen 2c. vom 4. April 1874. “Abänderung der Vorschrift zur Verwaltung des Uebungsmaterials dét See-Artillerie. Abänderungen einzelner Paragraphen des. Reglements über die Seryis- Kompetenz der Truppen im Fricden. Ausbildung von Krankenträgern in der Marine. Júhalts-Verzeichniß der Schiffsbücherkisten. Reise, kompetenzen “der M i M Bemerkung zum Reglement über die Géeidvérpflégüng der Marinetheile und in Dienst gestellten Schiffe im

ta

Frieden, Geldbeschaffungen in Fayal (Azoren). Absendung der Wechsel-Avisirungen. Jnhaltsverzeichniß der Schiffs-Bücherkisten.

Nr. 45 des Amts -Vlatts der Deutschen Reihs-Post- verwaltung hat folgenden Jnhalt: General-Verfügungen: vom 29. Mai 1874. Behandlung“ der Postvorshüsse. Vom 30. Mai 1874. Eröffnung der Eisenbahn Hattingen, Reg. Bezirk Arnsberg - P Bou Mat 1874, Postbetrieb ‘auf der Eisenbahnstrecke Langen-

reer- Witten.

__— Das Gesetz über die Verwaltung erledigter Bis- thümer vom 20. Mai 1874, und das Geseß wegen Deklara- tion und Ergänzung des Geseßes vom 11. Mai 1873 über die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen, vom 21. Mai 1874, sind soeben in der Königlichen Geheimen Ober-Hof- buhdruckerei (R. v. Deer) ausgegeben. Die Kirchengeseßze von 1873 sind ebendaselbst erschienen.

Landtags- Angelegenheiten.

Am 27. v. M. starb der Hofbesißer Jordan zu Holle bei Wartjenstedt, welcher im Hause der Abgeordneten den 18. hannover- schen Wahlbezirk (Liebenburg) vertrat.

Statistische Nachrichten.

Nach dem Jahresberichte der städtishen Feuersozietät zu Berlin für das Geschäftsjahr vom 1. Oktober 1872 73 wur- den in dem genannten Zeitabschnitte 571 Gebäude mit einem Feuer- fafsenwerthe von 15,900,050 Thlr. neugebaut, und 1267 bestehende Gebäude erhöhten durch Umbau und Ausbau ibren Feuerkassen- werth um 19,739,500 Thlr. Jm Ganzen wurden im vorigen Jahre mithin. für 35,639,550 Thlr. neue Immobilienwerthe Jen. Dazu kommt noch die höhere Taxirung von 1413 älteren Häusern mit 11 514,325 Thlrn., so daß am 1. Oktober v. J. bei der \tädti- schen Fzuersozietät 14,776 Gebäude mit 374,101,125 Thlr. versichert waren. Die 273 Brandschäden des vorigen Jahres erheischten, ‘ein- \chließlich der Kosten des Feuerlöschwefens 2c., einen Gesammtaufwand von 276,947 Thlrn., zu dessen Deckung ein Beitrag von 2 Sgr. 4 Pf. vom Hundert der gesammten Versicherungssumme ausgeschrie- ben wurde.

Kopenhagen, 30. Mai. Nach Mittheilung des statistischen Bureaus betrug die Volksmenge Dänemarks am 1. Februar 1874 1,861,000 Personen; wenn dazu die Volksmenge auf den Färoer- Inseln 10,500, auf Zsland 70,900, in Grönland 9800 und auf den dânish-westindischen Inseln 37,700 hinzutommt, so beträgt die Gesammt-Bevölkerung der dänischen Monarchie augenblicklich 2 Mill. Menschen. Kepenhagens Bevölkerung wird mit 193,000 angegeben ; dazu kommen aber noch die Bewohner der Vorstadt Frederiksborg 20,000, so daß die Gesammtvolksmenge der dänischen Hauptstadt jeßt auf 210,000—220,000 Einwohner geschäßt werden kann. Die erste allgemeine 2 olkszähiung dieses Jahrhunderts fand im Jahre 1801 statt, und vergleicht man die Resultate derselben mit den jeßigen Ver- hältnissen, so stellt sich heraus, daß die Volksmenge im eigentlichen Dänemark fich in den zwischenliegenden 73 Jahren genau verdoppelt hat, indem dieselbe von 929,000 auf 1,861,000 gestiegen ist. Odense hatte im Jahre 1801 nur 5782 und Aarhus 4102 Einwohner. 1870 ¿ählte Odense 16,970 und Aarhus 15,025 Einwohner. Jun den ein- zelnen Aemtern stellt sich die Zahl der Bewohner folgendermaßen: Amt Kopenhagen 111,400 Menschen, Frederiksborg 83,300, Holläk 90,100, Sors 87,200, Prästs 100,100, Bornholm 33,000, Maribo 92,400, Odense 126,700, Svendborg 117,800, Hjörring 95,400, Thisted 63,300, Aaiborg 91,300, Viborg 87,800, Manders 100,300, Aarhus 132,300, Veile 107,400, Ringkjöbing 79,300, Ribe 68/900.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der außerordentliche Piofessor Dr. Johann Tho in Halle ist zum ordentlichen Professor der Mathematik an der Uniaccikt Freiburg ernannt „Worden. Geh, Rath Dr. Bernhard Jof. v. Windscheid in Heidelberg hat den von Leipzig an ihn ergangenen Ruf angenommen und wird zu Michgeli dorthin übersiedeln.

Ani 26. v: M. fand auf dem Kaiserberg bei Herdecke die „Diesterweg-Feier", d. h. die Aufstellung und Enthüllung der Diesterweg-Büste neben dem Denkmal Steins statt. Ueber 500 Lehrer von Rheinland und Westfalen wohnten der erbebenden Feier bei, darunter mehrere Schüler Diesterwegs und dessen Sohn, Ti: Dr. med. Diesterweg aus Wiesbaden, Zahlreiche Telegramme liefen während der Feier ein und gingen vom „Stein-Denkmal“ aus ab, darunter eines an den Staats-Minister Dr. Falk. Emil Rittershaus richtete zur Feier des Tages „An die Lehrer“ eine poetische Ansprache.

Ulrich von Hütten, welcher von seiner Burg Steckelberg aus ‘óôfters in Fulda. zu“ verkehren pflegte, hatte dort den Gasthof zum s{chwarzen Bären (jeßiges W. Höflingsches Haus am Markiplaßze) zu seinem Absteigequartier ausersehen. Hier war es auch, wohin er seinen Freund Luther, welchem er cin Äsyl auf der-Steckelbürg anbot, einlud ihn zu erfragen. An dem noch sehr wohlerhaltenen Haus foll nunmehr eine Votivtafel angebracht werden.

Gera, 31. Mai. Hofrath Grässe aus Dresden, Direktor des „Grüncn Gewölbes““ daselbst, “verweilte “einige Tage hier, um im Auftrage des Fürsten die im Residenzshloß Ofterstein aufgestellten reihen Porzellan-, Glas- und Waffensammlungen zu Be und zu fatalogifiren. Auf Schloß Osterstein befinden sich u.

. auch noch vier prachtvolle Gobelins, die Macedoniershlachten dar- stellend. Dieselben find in der Pariser Gobelinfabrik gearbeitet und bereits zur Zeit Louis: XIV. an ‘die n Fainílie gekomtnen. Sie’ dienen“ gegenwärtig mit zur Dekorirung des Etntréesaalés’ zum Marmorsaale des Ostersteins.

—! Die jüngsten geologischen Forschungen im Westen der Vereinigten Staaten, für die der Kongreß soeben eine Summe von 10,000 Dollars für das laufende-Jahr- votirt kat;| haben zu einigen Entdeckungen von großem Interesse gefübrt. Es fcheint, daß zwischen dem Mississippi und den Felsengebirgen früher eine Reihe bon großen Seen inmitten ciner reihen Fauna und Flora tropischen Charakters existirten. Eine Prüfung ‘der unteren Sträta, die Hier und da zum Voschein kommt, hat ausgedehnte Uebetreste von Hip- perpotami und Titancthemi ein ausgestorbenes Pachyderm, viel größer als der heutige 'Elephant enthüllt. Fössilé Schildktöten aller Größen und: gewisse ursprüngliche Typen: unseres! mddernei Hir- sches Und; Ebers werden. hier in enormer Anzahl gefüñden. Nahebei sind die Ucberreste .von Tigern, Hyänen, Wölfen, Kameelen und ähl- reihen anderen Thieren ans Licht gebracht woroen, während vex chie- dene Gattungen des Rhinozeroës, Nastodons, Elephanten und anderer Pachyderms fich' hier anscheinend in Heerden zu versammeln pflegten.

"— Die Käiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien hielt ‘ani’ 30. y. M. Mittags ihre feierliche Jahréésißung, wel- cher u. A. der Erzherzog Kronprinz Rudolf, der Erzherzog Cati Lud- wig, der Minister-Präsident Fürst Adolf Auërsperg beiwöhnten: “Der Kuratorstellvertreter: dir Akademie Ritter ‘von Schüterlitig *éröfúete die Sißung (mit einer Anspräche: Der General «Sktkrétär Ant. Schröôötter Ritter v. Kristelli berichtete hiérauf- über -die:Wirksarikeit der Gesammt-Akademie „und der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klaffé im abgelaufenen Jahre, [vie über -die in ‘derjelben seit: 30. Mai 1873 vor si{ ‘gegangenen Veränderungen. Der Sekretär der philofophish-histcrishen Klasse, Hofrath Vahlen, exstatteté Bericht über die Wirksamkeit dieser! Klasse und Über “die während desselben Zeitraums in ihr vorgegangenén Veränderungen. - Dék Präsident ‘der Akademie Hofrath Professor Rokitansky verkündigie®" die viert®©*Zu- erkennung des Jg. L. Liebenschen Preises: für! die atigèzeihtietstèe/wäh- rend. der. leßten - ses Jahre » veröffentlichte, Arbeit; îm Gebiete: der Chemie mit Jubegriff der, physiologitchen Chemie; ¿sowie diet Zuerken- nung von vier Preisen für Entdeckungen telesköpi)cher Kometen, - Den S A ras d Kitt D p Qledes der De une

öftáths Péeoféffor *Ferdina ittêr v. Howstettér . über die -Fort- schritte der Geologie. : O S, F IRI