1830 / 189 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Biographische Notizen aus demLeben Geor g's [IV. (Nach dem Englischen Courier.) [ Fortseßung und Schluß. ] |

Die Krönung des Königs fand am 19. Juli 1821 satt. Jn demselben Jahr nach der Krönung besuchte Se.-Majestät Frland und Hannover und im folgenden Schottland. Es ist faum nöthig, zu bemerken, daß der Monarch allenthalben, wo er hinfam, mit lautem und allgemeinem Beifall empfangen wurde; sein persönliches Benehmen war jederzeit dazu geeig- net , die innige Anhänglichkeit seiner Unterthanen sich zu er- werben und zu sichern, Ueberflüssig wäre es, der öffentlichen Begebenheiten in den leßten wenigen Lebensjahren Sr. Ma- jestät zu erwähnen, da sie der Geschichte des Reiches ange- hôren und, obgleich in sein Privatleben eingreifend, nicht in eine biographische Skizze gehören. Es genügt, zu bemerfen, daß der Verewigte seinen Scharfblick als Prinz Regent se-

wohl, wie als wirfklih regierender Souverain, in der Wahl |

seiner Minktister, so wie auch in der allgemeinen Leitung der öffentlichen Angelegenheiten des Reiches, auf das glänzendste dargethan hat, während die Privat - Handlungen Sr. Maj., in Erleichterung des Elendes, in Beschüßung von Talenten, Kunst und Geschmack, und in mannigfachen Beweisen von Güte und Wohlwollen gegen eine zahilose Menge von Per- sonen, seinen Privat - Charakter in das schönste Licht stellen. Etfreulih mußte es seyn, zu schen, wie alle diese Gefühle mit zunehmendem Alter stärker wurden und zunahmen , weil daraus hervorgeht, daß sie ihr Daseyn höheren, als blos weltlichen Rúcksichten, verdanken.

Jeßt sind wir genöthigt, uns mit den shmerzlichsten Gefählen der lebten Lebens]cene des verewigten Monarchen zu nähern. Die Constitution Sr. Majestät war von Natur stark und schien ein langes Leben iu versprechen. Jm lebten März - Monat befanden sich Se. Majestät etwas un- päßlich; man gab aber damals einer leichten Erkältung die Schuld, und gégen das' Ende des nämlichen Monates schien der König wieder ganz hergestellt und fuhr aus, wie gewöhnlich. Einige Tage später indessen ging in der Gesundheit Sr. Maj, eine ungänstige Veränderung vor, die-man der ungewöhnlich rau- hen Witterung zuschrieb; Anfangs April schien man jedoch feine Gefahr mehr zu befürchten, obgleich sich verschiedene Gerüchte

entgegeéngesebter Natur verbreiteten, und am Ostersonntag (den

11. April) glaubte man auf’s Neue an die Genesung des Königs.

Aber auch diesesmal sah man sich in seinen Hoffnungen ge- |

täuscht; die Krankheit kehrte am nächsten Montage ‘wieder, nahm dén darauf folgenden Tag zu, und da sie nicht aúfhsô- ren wollte, beschlossen die Aerzte Sr. Majestät, Sir H. Hal- ford und Sir M. J. Tiertncy, am 15ten ein Bülletin zu erlassen, in welchem es hieß, der König habe einen gallichten Aufall gehabt, verbunden tnit ershwertem Athemholen. Die Gebuxtstaägs-Feier des Königs und das Lever bei Hofe wur- den in Folge dessen auf 14 Tage aufgeschoben, ohne daß man jedoch im Publikum im Allgemeinen des Königs eigentliches Uebel geargwöhnt hätte. Jn der nächsten Woche wurde es für nöthig gehalten, drei Bülletins auszugeben, von denen das leßte sich wieder etwas günstiger aussprach. Die Aerzte Sr. Majestät waren jedoch nicht im Stande, das Daseyn mancher ungünstigen Symptome abzuleugnen , obgleich, wie es in solchen Fällen üblich zu seyn pflegt, des Königs eigent- liches Uebel dem Publikum nicht bekannt gemacht wurde. Man lieh der Krankheit einen spasmodischen Charakter, wo- nach sie zu heilen gewesen wäre, auf die Länge wies es sich aber aus, daß ‘eine vollständige Wassersucht vorhanden war, derén unvermeidliches leßtes Resultat bei Sr. Ma- jestät vorgerücktem Alter durch ärztlihe Hülfe wohl R T aber niht gänz verhindert werden konnte. End- lih beschloß man, regelmäßig jeden Tag ein Bülletin aus- ugeben; diese Büllétins waren bis zum 16. Mai bald beru- igender, bald béunruhigender Natur , ließen jedoh im All- N die Krankheit Sr. Majestät in einem Per gún- igen: Lichte erscheinen und erinnerten an die Krankheit des verstorbenen Herzogs von York, die einen ähnlichen Gang

nommen hatte. Auch der Leßtere hatte eine Zeit lang an ine Genesung geglaubt, so wie es bei Sr. Majestät der Fall war. Doch von nun an wurde man mit dem wahren Zustande des Königs immer mehr bekanit, und als nan er- fuhr, daß seine Beine wiederholentlich angezapft worden wa- ren, so hôrte natürlih alle Hoffnung einer völligen Wie- derherstellung auf, obgleich sih das Ende der Leiden Sr. Majestät nicht ‘voraus - bestimmen ließ; auch den Kö- nig“ verließ das bisherige Vertrauen; Seine Botschaft an beide Häuser des Parlaments, in welher Er sich für zu s{hwach ‘erklärte, künftig eigenhändig die Staats-

Dokumente zu unterzeichnen , zeigte den wahren Zustand der | l. „29. e AOCOO O T C MTARE

Gedruckt bei A. W. Hayn.

Gröoiïshz.DPos. do.

Krankheit, von welchem auch der König, wiewohl mit völli- ger Beibehaltung seines Gleichmuths, sich immer mehr über- zeugte. Am 5. Juni und ‘den darauf folgendèn Sonntag verschlimrnerte- die Krankheit sich auf einé auffällende Weise. Dennoch trat acht Tage später ein so“ unerwartetes Besser- befinden ein, daß selbst die Aerzte irre gemacht wurden. Lei- der aber stellten fich am 19. Juni wieder Symptome anderer Art ein. _ Ein angreifender“ Husten mit beträchtlichen! Aus- wurf erschôpften die schon sehr geschwächten Kräfte des Kö- niglichen Patienten , den endlich am 26sten Juni! die kalte Hand des Todes erfaßte. Der König endete ‘plôblich-am Morgen des genannten Tages um 3 Uhr 15 Minuten ohne Kampf und Schmerz; mit ruhiger Entsagung seine Seele dem Schöpfer der Welten empfehlend, verließ er den Schau- plaß feines Lebens in Frieden mit Jedermann und in Liebe und Wohlwollen gegen die ganze Menschheit.

_ Königliche Schauspiele. f ___ Freitag, 9. Juli. Fm Opernhause: Der Maurer, Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz; Musik von Auber. (Herr Hoffmann : Leon.) j In Charlottenburg: Scherz und Ernst, Spiel in Ver- sen in 1 Aft, vom Pr. Stoll. Und: Das Testament des Onkels, Lustspiel in 3 Abtheilungen, von Römer.

_ Königstädtisches Theater. Freitag, 9. Juli. Der Alpenkônig und der Menschén- feind, Zauberspiel in 2 Akten.

Berliner Börse. Den 8. Juli 1830.

Amit]. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preuss. Cour.) : F,

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Kkur- u. Neum. do. Schlesische do. Pomm. Dom. do. Märk. do. - do. Ostpr. do. do. 1 IRkst.C.dK u.N. TZ.-Sch. d: K. u. N.

Holl. vollvwe. Duc. Neue - dito Friedrichsd'’or .

Disconto! .

St.-Schutd-Sch. Pr. Engi. Anl 18 Pr Engl. Anl. 22 Kurm Ob. z.1.C. Neum.Int.Sch.d. Berl. Stadt-Gb. Königsbg. do.

Elbinger do.

Danz. do. in TH. Wesip;. Pidbrf.

Ostpr. Ptandbrf. Pomm. Pfandbr.

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Amsierdanm tes 4 . [Kurz dito ¿‘ca A Dk Kurz 2 Mt. 3 It. ' 212 Mt, Wien is 20 Xr L 2M. Augsburg 50 FL [2 At. Breslau ._|2 Rit. Leipzig « |Uso Frankfurt a, M. +7 a Mt. Petersburg BN. . 3 Woch. Warschau . “|Kuéz

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Auswärtige Börsen, | : Amaterdaio, 3 Juli ; Niederl. wirkl. Schuld 651. Kanzbill. 314. Oesterr. 5proc.

Metall. 963.

Dambuúrg, 6. Juli. d Oesterr. 5proc. Metall. 100 Brief. 4proc. pr. ult. 136i- Geld. Part.-Oblig. desgl. 1364. Bank-Actien desgl. 1357. Russ. Engl. Anl. 1073. Russ Aúl. Hamb. Cert. 1022. Poln. 1273-

Dän. T15.-

St. Petersburg, 29: Juni. _ Hamburg 3 Mon. f, Silber-Rube! 366 Kop. 6G6proc. Insc. in Bank-Áss. 139; désgl. in Silber 1265. S5proc. Insc. in Bank-

Ass. 1077.

Wien, 3. Juli. _5proc. Metall. 100. Aproc. 9545. Bank-Actien 133275-

Berichtigung. Jm gestrigen Blatte d. St.-Z. S. 1425, Sp. 1, 3. 8 uni‘ st. /,,30. Juni‘. 2 Redaëeteur John. Mitredacteur Cottel.

Ne 189.

Allgemeine

Preußishe Staats-Zeitung.

Din

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

‘Der Königl. Hof legt morgen, den 10. Juli, die Trauer auf drei Wochen an, für Se. Majestät den König von

Großbritanien. Die Damen erscheinen die ersten acht Tage mit s{chwar-

Jen Kopfzeugen , Handschuhen und Evantaillen , die beiden |

eßtern Wochen mit Blonden, weißen Kopfzeugen, Handschu- hen und Evantaillen.

Die Herren, insofern sie feine Uniform tragen, die er-

sten aht Tage mit angelaufenen Degen und Schnallen , die beiden leßteren Wochen weiße Degen und Schnallen.

Berlin, den 9. Juli 1830. i J v. Buch, Ober-Ceremonienmeister.

Heute wird das dreizehnte Stück der Geseßsammlung ausgegeben, welches enthält : unter Nr. 1252. den Vertrag mit Jhren Durchlauchten den Für- sten von Reuß-Schleiß und Reuß-Lobenstein und Ebersdorf, den Beitritt zum Zoll-Verbande be- treffend. Vom 9. Dez. v. J-; j Nr. 1253. die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 27. Mai d. ., wodurch der §. 2. der Strafbestimmung zum hausseegeld-Tarif , vom 28. April 1828, ergänzt wird, und y Nr. 1254. die Gebühren-Taxe für die Lehnskurien im Her- “zogthume Sachsen. Vom 28. Mai d. J. Berlin, den 10. Juli 1830. i Debits-Comtoir.

Dèm 2c. Johann Joseph Baudevin zu Köln is ein Patent auf fe von ihm durch Zeichnung und Beschreibung dargestellten drei Arten von Nivellir - Jnstrumenten mit hohler Vertikal- Achse, Behuss der Umdrehung bei der Rectificirung, und auf die Anwendung der Achse der zweiten Art bei ‘andern geometrischen In- strumenten, ohne daß Andere dadurch gehindert wer- den, das bekannte Prinzip des Umdrehens bei we- sentlih veränderter Art der- Construction an Nivel-

i lir-Jnstrumenten in Anwendung zu seben,

fár den Zeitraum von sechs nach einander folgenden Jahren, vom 8. Juni c. an gerehnet, und im ganzen Umfange der

Monarchie gültig, ertheilt worden.

Abgereist: Se. Mens der General-Lieutenant, au- ßerordentlihe Gesandte und be Kaiserl. Russischen Hofe, von Schöler, nach Angermünde. Se. Excellenz der Königl. Hanndöversche Staats - und Kabinets-Minister, Freiherr von Ompteda, nach Hannover. Der Kammerherr, außerordentliche Gesandte und bevoll- mächtigte Minister am Kaiserl. Oesterreichischen Hofe, Frei- herr Boguslaw

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

R ußland.

__St. Petersber g, 30. Juni. Nach Jnhalt des Berichts der Kaiserl. ôfonomischen Gesellschaft über ihre Thätigkeit im Jahre 1829, hat dieselbe auch im verflossenen Jahre, sowohl durch Be- fanntmachung nüßlicher -Jnstructionen, als auch auf man-

_cherlei andere Weise, für die Verbesserung der Landwirthschaft und verschiedener mit derselben in Verbindung stehender Jn-

Berlin, Sonnabend den 10m Juli

vollmächtigte Minister am

Hellmuth von Malhzahn, nach Templin.

1830.

dustriezweige sih nüßlich bewiesen. Durch ihre thätige Mit- wirkung verbreitet sich die Kuhpoen-Jmypfung immer weiter und weiter; die Zahl der -im Jahre 1829 bewerkstelligten Impfungen belief sich auf 635,296, und 1035 Personen sind in verschiedenen Gouvernements in der Kunst, zu vac-inis reu, unterrichtet worden. Vom August 1824 bis zum lau- fenden Jahre 1830 hat die ökonomische Gesellschaft in den Gouvernements des Reichs niht weniger als 812,067 zur Smpfung nothwendige Jnstrumente mit gehöriger Lymphe, und 213,579 Junstructionen in neun verschiedenen Sprachen, unentgeltlich vertheile. Zum Besten der Verbreitung der Kuhpocken - Impfung sind durch freiwillige Beiträge 45,000 Rubel eingegangen. Herr Vassal, ein im Taurischen Gou- vernement ansässiger Franzose, der eine Heerde pon 60,000 Stück ächter Merinos-Schafe besißt, hat in Cherson im Jahr 1823 an der Kotschewaja eine Woll-Wäsche errichtet, die besonders in den leßten Jahren einen hohen Grad von Vollkommen- heit erreiht hat. Die Wolle wird daselbst in 16 Sorten getheilt und nach geschehener Sortirung zu sehr vortheilhaf- ten Preisen verfaust. Fm Jahr 1828 waren einige Par- tieen davon nach Paris gesendet und daselbst das Pud zu 350 Rubel verkauft worden. Die Transport-Kosten beliefen 4 auf 20 Rubel für das Pud. Der Anstalt des Herrn

assal ähnlich , sind in seiner Nachbarschaft im Jahr 1829 noch zwei andere Woll - Wäschen errichtet worden, von wel- chen eine dem Grafen von St. Priest, die andere einem Fran- zosen, Herrn Plan, gehört. Jn der Wäsche des Leßtern' wird die Wolle aller Schafzüchter angenommen und für den

reis von 5 Rubeln für das Pud daselbst gewaschen und sortir. Im Jahr 1829 wurden in diesem Etablissement

1 4300 Pud 16 Pfd. ungewaschener Wolle empfangen, welche

1946 Pud 39 Pfd. gewaschener und sortirter Wolle lieferten. Versuche, die in verschiedenen Gouvernements des Reichs mit dem Bau des Amerikanischen Tabacks angestellt worden, haben erwiesen, daß alle Sorten desselben in den im Innern und im Süden gelegenen Gouvernements gedeihen. Die Versuche wurden namentlich jenseits des Kaukasus in der Provinz Karabagh, in den Deutschen Kolonieen des Gou- vernements Woronesch, Räsan und Jrkußk (zu Werchneu- dinsf) und im Lande der Donischen Kosaken angestellt.

Der Kaiserl. Russische Vice-Kanzler, Graf von Nesselrode, ist nicht, wie gestern aus Warschau mitgetheilt worden, von dort nah St. Petersburg, sondern, der bereits früher (in Nr. 174 dieser Zeitung) gemeldeten Absicht gemäß, nah Karlsbad gereist. i :

Franfkreicdcch.

Paris, 2. Juli. Gestern arbeiteten Se. Majestät mix

dem A des Minister-Rathes.

ie Herzogin von Berry hat vorgestern ihren erlauchten Aeltern das Geleit bis Fontainebleau gegeben. Auf dem Wege dorthin nahmen Jhre Majestäten das Kdnigl. Garten- bau Ge u Fromont in Augenschein.

“Der Aufenthalt dér Dauphine in Vichy wird 14 Tage, vom 10. bis zum 24. Juli, dauern. Der Herzog-von Luxem- burg: ist Ln dorthin abgegangen.

Der Moniteur enthält vier Königliche Verordnungen, vom 13ten, 16ten, 23sten und 26sten v. M. Durch die eine derselben wird der. Sold der Subaltern-Offiziere und Ge- meinen der Sedentar - Compagnieen der Gendarmerie in fol- gender Weise festgestellt: Ein Capitain erster Klasse erhält 2230 Fr., ein Capitain zweiter Klasse 1825 Fr., ein Premier- Lieutenant 1419 Fr., ein Seconde - Lieutenant 1216 Fr. , ein Sergeant - major 609 -Fr., ein Sergeant oder ein Fourier 390 Fr., ein Korporal 273 Fr., ein Tambour 233 Fr. und ein Gendarm 178 Fr. Gleichzeitig wird die Bekleidung und Bewaffnung der gedachten Compagnieen festgestellt.