1830 / 205 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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an, wiewohl Wolken sich. bien ließen. Der- Regen -zögerte aber bis zum Nachmittage und währte auch da nur , jedo nicht unausgeseßt, bie. um 7 Uhr Abends. Um 11 Uhr V ormittags wurde zur Begehung des Ge- Hurtsfestes Jhrer Majestät der Kaiserin eine feierliche Messe in der Hoffkirche des Peterhofschen Pallastes vollzogen , bei welcher Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, Jhre Kaiserl. Hoheiten der Thronfolger, der Großfürst Michail Pawlowitsch und die Großfürstin Helena Pawlowna, und Ihre Königl. Hoheiten der Kronprinz von Schweden und Norwegen und der Prinz Karl von Preußen zugegen waren. Dex Feldmarschall Graf Pasfkewitsch-Eriwanski, die Glieder des Reichsraths, die Minister, die Senatoren , der Hof und _alle hosfáhigen Personen beiderlei Geschlechts nahmen an der Ceremonie Theil. Hierauf war Handkuß bei Hofe. Bei der Parade geruhte die Kaiserl. Familie gegenwärtig zu scyn. Se. Kaijerl. Hoheit der Thronfolger, in der Uniform der Chevalier -Garde, ritt an der Spise eines Pelotons dersel- ben. Zu Mittage speisten die Kaiserl. Familie, der Kron- prinz von Schweden und der Prinz Karl von Preußen- im Gemälde - Zimmer an der Familientafel, bestehend aus zehn Gedécken; und an der Hofmarschalls-Tafel im großen Saale saßen 148 Personen. Abends gegen 7 Uhr begann in den Gemächern des Pallastes die öffentliche, Maskerade für den Adel und die Kaufmannschaft. Es waren -dazu 18,977 Vil- lets ausgetheilt worden. Eingestellt hatten fich guf der Maskerade 3391 Personen. Zugleich ertönte das Signal zum Anstecken der Jllumination des Gartens (bei der úber 1500 Arbeiter beschäftigt waren), und in kurzer Zeit strahlten die unabsehbaren Alleen , Terrassen, Teiche , Kaska- den und Gebäude von dem Zaukberlichte, das mehr als 209,000 Lampen hier verbreiteten. Die Beleuchtung der grü- nen Laubgewölde, und der Widerschein in den. großen Bas- sins und den shäumenden Wassersäulen der Fontainen ge- währte cinen feenhaften Anblick, dessen Eindruck noch mehr gesteigert ward durch den Schall der Musik vor Schlosse und aus allen Theilen des weiten Gartens, so wie durch das Schau- spiel der ungeheuren Menschenmasse, die die Gänge füllte und wie ein bunter Strom die hohen Terrassen auf- und ab- wogte. Auf allen Gesichtern malte sih freudiges Staunen und Bewunderung, und vergessen waren dic Anstrengung und Ermüdung, mit der so Mancher dieseu Genuß erkauft haben mochte. Noch lebhafter wurden aber die Bemüther angeregt, “als um 12 Uhr die Kaiserliche Familie neb|t Jhren ‘hohen Gästen auf Linien durch die schummernden Alleen spazieren fuhren. Jhre Kaiserlichen Majestäten. und Jhre Kaisjerli- chen und - Königlichen Hoheiten hatten zuvor an einer

- bastopol

für -dessen vieljährigen und nüslichen Dienst, während déssen

waltung des ihm anvertrauten Wirkur f i s 1gsfreises ausgezei E zum Ritter vom St. Andreas-Orden, und den Militater D von Kiew, General-Lieutenant Knjäshnin, für : E A Ri E t ihm anvertrauten Gouverne: / 2 er vom 0 ¿ f: E t. Alexander-Newsfki Orden zu er- Zu Rittern vom St. Annen - Orden u R 4 / n erster Klasse sür ae Allerhöchste ZU War|chau erlassene É anat A wog a 27sten Juni der Civil-Gouverneue von Kiew, Wirk- K x dae S und der Kommandirende der R ¿Br er Iten Husaren-Divisi / zaj NiEmere ernannt worden. N E er SGeneral-Kriegs-Commissair des Kaiserli i ( chen Gene- ralstabes ‘General-Major Linden 1, hat das Großfreuz wf St. De L 2ter Klasse erhalten." Der zeitherige Befehlshaber der 21sten ßInfanterie-Di 0 i i l 2 nterte-Diz vision, General-Lieutenant Fürst Eristof, is s Sa T nannt und in seiner Befchlshaberstelle durch den General- C “v oaent Nosen 4. erseßt worden : as Fräulein Katharine Tschitscherin i Fräulein Jhrer Kaiserlichen Hohei i H Lana Em: Coiae jerlichen Hoheit der Großfürstin Helena: Wegen des Ablebens Sr. Ma. des Königs Georg IV.

von Engl ; Comli - hartes and hat der Kaiserliche Hof Trauer anf 6 Wochen.

lung: „Jn den ersten Tagen des Juni- Monates rwoar Se- der Schauplaß cines eben so schrecklihen als unerwarteten Ereignisses. Ungeachtet der thätigen Maaß- regeln der Regierung, die Krimm vor der in der Europäi- ¡chen Türkei ausgebrochenen Pestansteéung zu schüßen die bis nah Bessarabien gedrungen war und jogar die Stadr Odessa erreicht hatte, brachte dennoch die Nothwendigkeit un- unterbrochener Communicationen des Sebastopolschen Kriegs- hafens mit den Truppen jenseits der Donau dieses Uebel un- vermerêt nah Scbaitopol. Die entschiedenen Maaßnahmen: der Ortsobrigfeit zur Hemmung und völligen Ausrottung des- selben blieben indessen nicht ohue den erwünschten Erfolg Im ¿lusgange des Mai-Monats waren die Stadt und ciniäs: Vote städte bereits der Quarantaine enthoben , nux in einer der- seiben, der sogenannten „„Korabelnaja Slobodfa“/ hatten die Bewohner, größtentheils verabschiedete Matrosen und Seesol- daten, noch ihren Termin zu beendigen, der nit mehr feën war. Weie heilsam auch im Allgemeinen die Maaßregeln der Qua- rantaine sind, so glaubt dennoch der gemeine Mann nicht

Tafel -von 55 Gedecken soupirt, zu welcher die Staats- | leicht an die Existenz der Pest, wenn er nicht ihre Opfer vor

damen und die Hoffráuleins aus dem Gefolge Jhrer Majest men und / m rer Majestät der Kaiserin , die vornehmsten Mitglieder des Reichsrathes, die ersten Hof-Beamten, die General-Adjutanten, die Gene- rale en Chef, das Gefolge des Kronprinzen - Osfar , der Schwedische außerordentliche Gesaudte, Baron Palrstjerna, und der Königl. Preußische Geschäftsträger , Graf Galen, gezogen zu werden die Ehre hatten. Jn der Gallerie spei- sten die übrigen Mitglieder des diplomatischen Corps und angesehensten Militair- und Civil-Autoritäten, und außerdem waren Tische für den Adel in -dcn untern Sälen und für die Kaufmann\chafr unter den Zelten auf dem Schloßhofe ge- t e f 1 e Wr pte anab kehrten Jhre Majestäten 00 der Promenade zurü, zu welcher Zeit auch die Mas- kerade._ aufhóôrte. gl T att tot So wie in Peterhof, so ward auch in sáramtlichen hie- init feierlichem Gottesdienste begangen. Abends war die Stadt erleuchtet. | T an E Zu dem Peterhofschen Feste waren in dicsem Jahr i: j et ciem Jahre Rei- Le und Familien aus dem Auslande und-aus entferuteren Î egenden des Reiches angelangt und kehren jeßt zufrieden ¡E Zeugen cines Festes gewescu zu seyn, das fo einzig M Anordnung überhaupt ist , als herzerhebend durch | M oe Go eiktarlichen Huld, mit welcher der große 9 -- j er i tp 1 Í ». g + q r Volke dee, eine Familienfreude mit dew Geringsten im Am 15. Juli heiterte fic | m | ch der Himmel, nachdem es ge- gn Sette Vals geregnet hatte, bis 10 Uhr. wieder auf, d u 2 9 ras S begünstigte die Wachtparade auf dem 4 oßp a T Ee Familie geruhete an diesem a rel prt me Alexandria zu speijen, dessen rei- e ch2 des Publi ' offe standen Publ tums aim Nachmittage ___." Se. Majestät der Kaiser haben i h er M aven geruhet, mittelst Aller- höchster in Alexandria b-i Peterhof erlassenen hut eabeiots

sich aufgehäufc sieht, soudern hält die noct j

gehausc sleht de! wendigen - rungen „fär eine überflussige und willführliche Bedräcins, Einige Tage vor Ablauf der Quarantainefrist in der besagten

Vorstadt zeigte sich in derselben eine plôßliche Sterblichkeit,

die man ais eine Folge der Pest erkanute. Auf Verfügung

des einstwociligen Kriegs-Gouverneurs, G j : i / verneurs, General - Stolypin, wurden Í C O tee 09 Es dort verKorbenen Frau igen, von den übrigen anwesenden Wei j en, Übrigen (enden Weibern aber nicht dazu „gelassen. Eine ähnliche Widerseßlihkeit ergab sich E von “ut Sr übrigen Bewohner jener Vorstadt, als ihnen: die Vorschrift erdffner wurde, einige Familien zur völligen.

Aerzte abgeschickt, um den- Leichnam

zu besichtigen und zu becr-

Purification ihrer Wohnungen - das dazu cingerichtete Lager

beziehen zu lasen. Alle Vorstellungen der Obrigkeit , -wie-

sigen Kirchen das Geburtsfest Jhrer Majestät der Kairerin | I fal / Laa U E E gor: i L i /

hôrte man plôöblich-

Sturm läuten, und ein Aufruhr brach: zugleich i

i j I i gier ( 7 Le und p pie in der Stadt aus. DE ta mit lauter Stimme die Aufhebung der Quarantaine u 4 A . E nd p Oeffnung der Kirchea, stürzten sich ergrünmt ins Genie der Stadt, ermordeten den Kriegs - Gouverneur, General Stolypin, den Quarantaine-Juspektor Kollegien-Rath Stullyck den Brigade-Commandeur, Oberst Worobjew, und den Kom- e Ce e iht und pländerten die chuarantaine- und Polizei-Beamten, die nur durch die Fl in die nôrdlicheny Verschanzungen der Stadt und vie Schiffe dem Tode entgingen, und überließe1 sich bis zum: N Morgen antat möglichen Excessen, topol anwesenden Truppen wären wohl im Stande : j ew die Meuterer zu zähmen; da ste aber hierzu nicht die aer gen Ordres erhalten hatten und der größte Theil der erstên Befehlshaber nicht gegenwärtig war, As Unthätigfkeit. Sanitätscordon schon vor diesem Vorfalle so hi

f )inreichend:

verstärft worden, daß man sicher seyn kann, fein Eidulinee

Rebellen forderten

Häuser der:

Die in Sebag-

Es ar, so verblieben sie in Glücklicherweise war noch ber Ge

vom 7ten d, den Jhngez1ieur - Genexal Grafen Oppermaun,

dds Stadt habe sich durchschleichen tönnen. Bei der ersten

der Graf sich stets durch unermüdete Sorgfalt in der Ver-

Die hiesige Zeitung enthält folgende offizielle Mitthei- “aus sehr entfernten Gegenden zur Feier des Tages eingefun-

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Kunde von diesem unglücklichen Ereignisse fam sogleich der eigentliche Kriegs-Gouverneur von Sebastoy daselbst an, und unmittelbar nah ihm der General- Gouverneur von Neu-Reussen, Graf Woronzow. Wiewohl am áten (16ten) die Ruhe wieder hergestellt war, so daß die Hasen-Arbeiter sich wie früher zu ihren Geschäften einfan- den, so ergriffen doch die eben erwähnten Herren Befehlsha- ber die strengsten Maaßregeln, um auch jeden Versuch - zu neuen Unordnungen abzuwenden. Zugleich blieb fein Mittel unangervendet, um den Gesundheits-Zustand der Einwohner sicher zu stellen und die Ausbreitung der Pest in der Halb- 1 insel zu verhindern. Nach erhaltenem Berichte úber das Vorgefallene geruheten Se.“ Majestät dex Kaiser, dem Gene- ral-Gouverneur Neu - Reussens , Grafen Woronzow , aufzu- tragen, die Ursachen des erhobenen Aufstandes zu erforschen, die Schuldigen vor Gericht zu zichen und der geseßlichen Strafe zu unterwerfen. Zu diejem Zwecke ist eine eigene Untersuchungs - Kommission in Sebastopol niederge|eßt , die auch schon_ in Kurzem so glücflich gewesen ist, die Ursachen des Aufruhrs zu entdecken- und einiger Haupt - Râädelsführer habhaft zu werden. 24 j

Jn Kies rwourde am 25sten v. M. das Jubiläum der Uebergabe der Augsburgischen Konfession von der dortigen evangelischen Gemeinde auf das feierlihste begangen. Schon um 10 Uhr Morgens versammelten. sich sowohl die in Kies lebenden - Bekenner des evangelischen Glaubens, als eine Menge anderer, die sich aus der Nachbarschaft und zum Theil

den hatten, in der sorgfältig ausgeschmückten Lutherischen Kirche. Luthers Bildniß sah man wit Lorbeeren umwunden ; mit Rosen war das Gotteshaus wie besäet, und besonders {ôn nahmen si{ch Altar und Kanzel aus. Die fleine Kirche fonnte nichr alle Menschen fassen, so daß viele genöthigt wa- ren, der Feier von außen beizuwohnen. Auch der General- Feldmarschall, Graf von der Osten-Sacken wohnte der

Feier bei. :

Am 9ten d. war im Berg-Kadetten-Corps öffentliche Prü- fung vor einer zahlreichen Versammlung ausgezeichneter Per- | sonen und Freunde der Wisseuschaften. Die sämmtlicheä Anwesenden bemerkten mit Vergnügen die Fortschritte der jungen Leute und freuten sich über das Gedeihen dieses Jn- stituts, welches eine der wichtigsten und besten Lehranstalten dieser Residenz ist.

Einer Verordnung des Finanz-Ministeriums zufolge, soll

-von* den vor einiger Zeit mit Erhöhung oder Erniedrigung der früheren Zölle zur Einfuhr erlaubten Waaren, wenn sie bereits vor Crscheinung des hierauf sih beziehenden Befehles im Zollhause lagen, ‘ohne den Zoll bezahlt zu haben, insofern diè dermalige Zollabgabe höher ist, die frühere niedrigere und dagegen im umgekehrten Falle die dermalige Zollabgabe erho- ben werden.

Odessa, 10. Juli. Dem Handel der Stadt Odessa it von Seiten der Regierung eine neue Gunst zuerkannt worden. Vom Jahre 1831 an is es nämlich erlaubt, in Odessa Araë, Rum und Franzbrandwein nach den für den Hafen von St. Petersburg geltenden Bestimmun- gen einzubringen, und in's Jnunere des Landes zu verführen. Hinsichtlich der übrigen geistigen Getränke deren Einführung nach dem Tarif verboten ist, hat es hierbei scin Verbleiben.

Y olen. | Warschau, 22. Juli, Der Graf Eduard Raczyrski, welcher die Polnische Literatur bereits mit mehrereu schäßlba- ren Werken bercichert hat, hat eine neue Schrift unter dem Titel: „Beiträge zur Geschichte des Königs vou Polen, Ste- phan Batory‘/ herausgegeben. Jun der verflossenen Woche war auch hier, wegen Sin- fens des: Wechsel-Courses in Danzig, der Cours der auswär- tigen Wechsel bedeutend heruntergegangen. Holländische Du- faten und Preußische Friedrichsd'ore sind in großen Partieen offerirt. Jn Pfandbriefen wurde viel gemacht; sie wurden indessen mehr von Privat - Personen als von Kaufleuten ge- sucht. Jn Partial-Obligationen herrscht fortwährend Stille. Wegen eingegangener Nachrichten aus England sind die Wei- zenpreise gestiegen. Jn den Kornpreisen ist feine Verände-

rung vorgegangen. N Das hiesige Handlungshaus Neumark hat seine Zahlun-

gen eingestellt. H

Cours der Pfandbriefe 975. | :

Frankrei.

P aris, 18. Juli. Morgen beginnt hier und in den úbrigen 19 Departements, wo das Wahlgeschäft vertagt wor-

-

Kollegien. pol, Admiral Greigh, | grouen Kollegiums sind die Herren Alex. von Laborde, Jacg.

Die vier Kandidaten der Opposition des hiesigen efebvre, Odier und-Vassal, alle vier Votanten der Adresse.

Die Kandidaten des Ministeriums sind der Advokat Herr Hennequin , der- Banquier Herr Sanlot - Baguenault, der Rath beim Cassationshofe, Herr Bonnet, und der ehemalige Deputirte Herr Leroy. : partements befannt gemachten berihtigten Wahlliste zufolge, hat sich die Anzahl der hiesigen Wähler, seit dem vorigen Zahre, in den Bezirks - Kollegien von 9755 auf 10,021 und

Dex vom Präfekten des Seine-De-

in dem großen Kollegium von 2439 auf 2505 vermehrt. Das Minimum des Steuerbetrags „, den ein Wähler des großen

Kollegiums bezahlen muß, ist von 1129 Fr. auf 1118 Fr. herab-

eseßt. ; M Von den 430 Mitgliedern der Kammer sind bis jeßt 382 gewählt; auf -143 ministerielle Deputirte fommen 239 Mitglieder der Opposition. Von “den noch zu erwählendea 43 Deputirten der großen Kollegien gehörten in der voriger Kammer 16 der linïen Seite und dem linfen Centrum, und 27 der reten Seite und dem rechten Centrum an. Die Gazette glaubt, daß die Opposition in der nächsten Kam- mer eine Majorität von 50 bis 60 Stimmen haben werde. Gestern hatte sich an der Börse das Gerücht verbreitet, daß die Kammer erst den 17. oder 19. August eröf\net werden würde. Die Gazette hält dieses Gerücht für ungegründet. „Wir glauben‘/, äußert dieselbe, „„daß die Kammern, der Verordnung vom 16. Mai gemäß, am 3. Augusk werden er- öffnet werden, und daß noch vor dem 1. Januar die Charte vor jedem Eingriffe von Seiten einer Faction bewahrt seyn wird, die sie während der hundert Tage schon einmal zerri|- sen hatte.‘

In dem Journal des Débats liest man Folgendes: „Die Charte, sagt man, is verleßt. Und wißt Jhr, warum? Weil die Wähler sich herausgenommen haben , die meisten Mitglieder der aufgelösten Majorität wieder zu wählen. Was nubßt das Auflêsen, meint man, wenn die Wähler die- selben Deputirten wieder ernennen? Als das Ministerium die Kammer auflôste, erwartete es, daß man ihm nicht die- selben Männer zurüschiéen werde. Es ließ sich hierüber ziemlich deutlich in seinen Rundschreiben, Proclamationen, Verordnungen u. st. w. aus. Die Wähler aber hielten si die Ohren zu. Also ist die Königliche Prärogative vernich- tet; also ist der 50ste Artikel der Charte verlezt. Deun, wie gesagt, wenn- man eine Kammer auflôst „-so geschieht es, um an deren Stelle eine andere zu erhalten. Dies ist in diesem Augenblicke die Logik der Minister. Es ist: in der hat cine shwierige Aufgabe, eine schlechte Sache zu vertheidigen. Der größte Verstand in der Welt fann es nicht verhindern, daß man úber alle Sophistereien zuleßt ins Absurde geräth. Man wird sodann im größten Ernste behaupten, daß das frühere Leben eines Staatsmannes, sobald derselbe Minister wird, nicht in Betracht kommen dürfe ; ¡man wird der Kam- mer das Recht bestreiten, das Budget zu verwerfen, und dagegen dem Staats - Oberhaupte das Recht zuerkennen, die Geseße durch Verordnungen abzuändern; man wird eine royalistishe Adresse als aufrührerisch schildern, als ob es ein Maje\täts - Verbrechen wäre, dem Könige die Wahrheit zu sagen. Jer kömmt die Reihe an die Wähler. Sie sind Aufrührer und Verschwdrer. Warum? Weil =sie eine Ma- ‘jorität wieder gewählt haben, die das Ministerium für poli- tisch unfähig erflärt hatte. Wie? Weil das Ministerium mit einex Majorität unzufrieden ist , sollte cs das Recht ha- ben, derselben -die shimpflichste aller Strafen, den Verlust ihrer politischen Rechte , aufzulegen! Das Ministerium fönnte einen Deputirten, wie den geringsten seiner Be- amten, absezen! Wozu dann noch mit der Kammer Abrechnung halten und sich um die Majorität bewerben ? Die Minister durften ja nur die Kammer ein-, Zzwei-, drei- inal aufiósen, um auf diese Weise 5 600 ihrer furchtbar- sten Gegner zu entfernen, und es müßte nicht gut seyn, wenn es auf diese Weise ihnen nicht gelänge, zuleßt eine völlig ministerielle Kammer zu erhalten. Man frage ükrigens nicht, in welchem Artikel der Charte ein solches Aus\schließungs- Recht sich findet. Gleichwohl möchte es sich wohl der Mühe geiohnt haben, dasselbe in der Verfassungs-Urkunde ausdrück- lich festzuseßen; denn Ausschließen hieße hier so viel als Wäh- len; wo bliebe aber die Autorität .der Kammern, wenn das Ministerium die eine derselben auflôsen könnte, um nie wies der von ihr sprechen zu hôren. Ein solches Recht findet sich da- her äuch nirgends. Der König lös die Kammer auf; er belegt sie nicht mit dem Jnterdifte. Vielmehr appellirt er an die ler ; was würde aber cine solche Appellation heißen, wenn die W hler sih nicht frei aussprechen dürften? Eben ss gut wäre es

den ist, due Ernennung von 43 Deputirten der großen Wahl-

dann, wenn das Ministerium selbst die neue Kammer zu-

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