1830 / 215 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

1638 Jn dem biesjáhrigen 192sten Stäck der Münchener | sollte einer derselben cinmal den Ottomanischen Thron erben,

Zeitschrift, Das Ausland, befindet sich Seite 768, unter der Ucber|scchrift: „Auswärtige Journalistik in Rußland‘, ein Aufsaß , dessen Jnhalt die Preußische Pöst-Verwaltung dem Vorwurfe ausseßt, daß sie an den hohen Preisen der Zeit- schriften, welche durch sie nah Rußland besorgt werden, und namentlich an deren Vertheuerung seit dem Jahre 1819, Schuld sey. Bei den bekannten Grundsäßen der Preußi-

schen Verwaltungs-Behörden mußte eine solche Anschuldigung

sehr befremdlich erscheinen; die deshalb eingezogenen Erkun- digungen haben dieselbe als ganz grundlos gezeigt. Es hat sich dabei aus ganz zuverlässiger Quelle ergeben, daß vor Ul-

lem scit dem Jahre 1819 durchaus feine Preis - Erhöhungen, j

als etwa nur jolche, welche durch Erweiterung einer Zeitschrift und einen gesteigerten Linkaufs - Preis bedingt gewe})en, statt gefunden haben, und daß im Gegentheil seit dem J. 1822, wo ‘der Zeitungs -Debit im Preußischen nach feststehenden mäßigen Tax - Prinzipien auf die Staatskasse übergegan-

gen is, und jedes Privac - Interesse der Beamten da- |

bei völlig aufgehört hat, mehrere schr bedcutende ‘Preis- Ermäßigungen, und zwar ganz vorzüglich bei wissen)chaft- lichen Zeitschriften, namentlich für das Journal d’Educalion, Journal des savans, Journal général de la liltérature und andere mehr, bewilligr worden sind, daß mithin die Preußi- sche Post-Verroaltung in bemerkenswerther Weise, so viel als ihr möglich war, schon vor Jahren den Wänschen zuvorge- fommen is, die jest ôffentlih ausgesprochen werden. Die obgedachte Beschuldigung zeigt daher eine eben so auffallende Unkunde des ivahren Sachverhältnisses, als ta der Auffüh- rung verschiedener im Jahre 1830 (und zum Theil schon seit früherer Zeit) nit mehr existirender Zeitschriften, als: der Neue Rheinische Merkur , das Opposirions-Blatt, das (mit dem Freimüthigen verschmolzene) Berliner Conversations- Blatt, wie nicht weniger einiger Französischer und Englischer Zeitungen, der Beweis liegt, daß der Verfasser zum WMeinde- iten nicht geßdrig unterrichtet gewesen. Dies wird hoffent- lich hinreichend jeyn ,- das. für die Sache interessirte Publi- Fum auf den richtigen Standpunkt zu führen, um jenen Vor- wurf gehörig würdigen zu können. ___—— Die hiesige Bôrse, die heute Anfangs durch die aus Paris gekommenen Nachrichten etwäs beunruhigt worden war, schloß sehr fest und anscheinend mit vieler Kauflust, na- _ mentlich. für Preußische und Russische Effekten. Eritere wa- ren überhaupt den Fluctuationen, die seit einiger Zeit statt- gefunden, verhältnißmäßig weniger als andere Fonds unter- worfen. Ruff. Engl. Anleihe wurde heute von 1033 bis 106 bezahlt, wozu am Ende Geld blieb.

Vermischte Nachrichten.

Der Englische Reisende Webster erzählt Folgendes in seiner Reise nah der Krimm u. \. w. „Jn Sympheropol fandten wir, sobald wir angekommen waren, unsere- Karten ‘an den daselbst wohnenden Sultan Krim Gherri Katti Gherri und ließen um Erlaubniß bitten, ihm unsere Auf- wartung machen und unsere Empfehlungsschreiben abgeben zu dúrfen. Man ließ uns zur Antwort sagen, daß der Sul- tan abwesend sey, die Sultanin jedoch sih freuen würde, uns’ bei sich zu sehen. Die Sultanin, welche die Tochter cines Englischen Obersten und in Edinburg geboren ist, em- pfing uns ungemein freundlich und aufmerksam, ganz in Englischer Weise. Die Geschichte ihrer Vermählung mit dem Sultan isk nicht uninteressant. Dieser, als er ungeföhr 15 Jahre alt war, wurde mit einigen Missionairen bekannt, die ihren Aufenthalt in der Nähe des Kaukasus genommen hatten, nahm den christlichen Glauben an, verließ sein Vaterland und begab sich unter dem Schuße der Missionaire nah St. Pe- tersburg, von wo er bald darauf nach Schottland abreiste, woselbst er mit der Sprache, den Sitten und Gewohtiheiten Englands sich vertrauc machte. Jn Edinburg wurde er mit seiner jeßigen Gemahlin bekannt, mir der er, gegen die Zustimmung

ihrer Familie, sich vermählte. Da er in gerader Linie von -

den alten Khans der Krimm abstammt, so gebührt ihm der Thron des gegenwärtigen Türkischen Sultans Mahmud, falls

diescr keinen legitimen Nachfolger aus der -regierenden Fa-

milie hinterläßt. Sultan Gherri hat. mehrere Söhne, und

" Pr. Eugl. Ani. 22) 5 [103

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| so würde der merkwürdige Umstand eintreten , daß cin Fürst

von Britischer Abkunft und christlichem Glauben das große Reich der Türkischen Ungläubigen beherrschte.“/ :

Königliche Schauspiele.

Mittwoch, 4. August, Jm Schauspielhause: Männer- treue, Lustspiel in 1 Aft. Hierauf: Die Schleichhändler, Possenspiel in 4 Abtheilungen, von E. Raupach.

Donnerstag, 5. August, Jm Schauspielhause: Die junge Pathe, Lustspiel in 1 Aft nah Scribe, von Both. Hierauf: Jojeph in Aegypten, Oper in Z Aufzügen. (Herr Pezolir vom Königl. Hoftheater zu Stuttgart : Jakob, als Gastrolle. Dlle. Ganz: Benjamin.) ;

Freitag, 6. August. Fm Opernhause: Zum erstenmale wiederholt : Fra Diavolo, oder: Das Gasthaus bei Terracina, komische Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz, ‘von Scribe, bearbeitet von C. Blum; Musik von Auber.

Königstädtisches Theater.

Mittwoch, 4. August. Heinrih der V., oder: Falstaf und seine Spießgesellen , Melodrama in 3 Akcen, (Herr Schmelêa : Falstaf}f.)

Donner|tag, 5. August. Fra Diavolo, oder: Das Wirths- ay zu Terracina, komische Oper in-Z Akten; Musik von

uber. i

Preise der Pläße: Ein Plaß in der Logen und im.

Balkon des ersten Ranges 20 Sgr. 2c.

Berltier Bors e Den 3. August 1830,

Amil. Fonds- und Geld-Cours-Zeltel. (Preufss. Cour.) i er. Orea A a T E Gald. St. -Schuld-Sch.j 4 99 f 987 [U stpr. Piandbrl. 1015 f Pr. Engl. Anl. 18] 5 [1023 Ponun. Ptandbr(. {06 Kur- u.Neum. do. 106 Schlesische do. 107 Dom. - Pfandbrt. Rkst. C.d.K-u.N.|— | 74 [Seh d.K.- u N. TAE

Holl. vollw. Duk.| | Neue dito 20

VVestpr. Pldb. Friedrichsed'or . 137

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Auswärtige Börsen. Am sterdam, 29. Juli.

Niederl. wirkl. Schuld 642. Kanz-Bill, 303. Oéstecrr. 5proec.-

Meiall 97. Russ. Erigl. Anl. 104. Russ. Anl. Hamb. Cert. 1034.

Hierbei ein außerordentliches Suppleinent-

zu Nr. 213. der Staats-Zeitung. Das heute ausge-

j gebene Blatt des Allgemeinen Anzeigers Nr. 55- wird unsern auswärtigen Abonnenten durch die

| nächste Fahrpost zugesandt werden.

Neueste Börsen-Nachrichten. Oesterr. 5proc. Metail. 97. 4proc. 92. c. 25. Poln. Loose pr. ult. 59. Brief.

Frankfurt a. M., 31. Juli. Obl. 127. Looje zu 100 Fl. 179, 22proc. Mecall. 5

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Gedruckt bei A. W. Hagn.

8. Lpro

Bank-Actien mit Div. 1545. Part.-

Redacteur Foh n. Mitredacteur Cottel.

Me 215.

_gröblichste verleßt wird. - nung ist sonach vorüber , die Kraft beginnt und der Gehor-

Allgemeine

Preußishe Staats-Zeitung.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Se. Majestät der König haben dem Kohlen - Aufseher Cleemann bei der Saline zu Dürrenberg das Allgemeine

Ehrenzeichen zu verleihen geruhet.

Angefommen. Der Fürst von Pückler-Musfau, von Muskau.

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Frankreich.

P aris, 28. Juli. Der Constitutionnel, derx Courrier français , das Journal du Commerce, der National, der Temps der Globe, das Journal de Paxis, die Tribune des Départemens, der Courrier des électeurs, die Révolucion, der Figaro und der Sylphe ließen gestern früh, ohne sich an

die Verordnungen vom 25sten zu kehren, eine Nummer ihres

Blattes erscheinen , worin sich eine von den Geschäftsführern, Redafktoren und Eigenthümern jener Zeitungen unterzeichnete und Tages zuvor von ihnen verabredere Protestation in Be- zug auf die gedahten Verordnungen befand, Das Jour- nal du Commerce stüßte sih dabèi auf die (bereits gestern erwähnte) Entscheidung des Herrn Debelleyme. Kaum wa- ren aber jene Zeitungs-Blätter herausgekommen, als auch die Pressen durch die Polizei und Gendarmerie in Beschlag genommen wurden. Den größten Widerstand bei diesem: Ge-

_ schäfte leisteten die Herausgeber des Temps und des Figaro.

Die Drucker der verschiedenen Oppositions - Blätter schlossen

hierauf ihre Werkstätten und entließen ihre Arbeiter. Méh-

rere Fabrifkherren thaten desgleichéèn, wodurch sofort viele Tausende von Handwerkern brodlos wurden. Ein Theil der- selben verfügte sich, wie man gestern an der Börse versicherte, nach St. Cloud, um ihre Klagen dem Könige vorzutragen. Bei ‘Herrn Cas. Périer fand gestern eine Versammlung der hier anwesenden Deputirten, etwa 50 ander Zahl, statt, wie man glaubt, in der Absicht, um eine Protestätion gegen die Verordnungen vom 25sten zu unterzeichnen.

Die obgedachte Protestation der Geschäftsführer, Redaf- toren und- Eigenthümer der Zeitungen (deren auch bereits im gestrigen Blatte der St. - Zeit. Erwähnung geschehen) "lautete im Wesentlichen also: „Schon mehr als einmal im Laufe der leßten sechs Monate hatte man uns angekündigt, daß das

"Gese übertreten und irgend ein Staatsstreich ausgeführt werden würde; das Publikum glaubte aber nicht daran, und

das Ministerium selbst wies eine solhe Zumuthung als Ver- leumdung zurück. Dennoch enthält der Moniteur jeßt jene denkwürdigen Verordnungen, wodur die Charte auf das Das Reich. der geseßlichen Ord-

sam hôrt auf, eine Pflicht zu seyn. Die Gegenstände, wor-

“Über die gedachten Verordnungen sich erstrecken, gehdren zu

denen, die nah dem Buchstaben der Verfassung von dem Könige allein nicht entschieden werden konnten. Die Charte sagt im Art. 8. ausdrücklich, daß die Franzosen sich in Preß- Angelegenheiten nach den bestehenden Geseben zu achten hätten: nicht nah Verordnungen. Sie sagt ferner im Art. 35 daß die Organisation der Wahl-Kollegien durch Ge seß e erfolgen solle: nicht durch Verordnungen. Die Krone hatte bis- her diese Artikel selbst aufrecht erhalten; sie hatte niemals daran gedacht, sich gegen dieselben, sey es mit einer vorgeb-

Berlin, Donnerstag den 5tck# August

1830.

lich fonstituirenden Macht, oder einer aus dem t, {4 fälschlich hergeleiteten Gewalt, zu waffnen. Jn R so oft gewichtige Umstände der Regierung eine Modification des Preß-Gesebes oder des Wahl-Systems nöthig zu machen schienen, nahm sie zu den beiden Kammern ihre Zuflucht. Als die Charte verändert wurde, um die Wahl-Kammer im- mer von sieben zu sieben Jahren neu zusammenstellen zu las sen, nahm das Königthum nicht zu sich allein, als Urheber der Charte, sondern zu den Kammern seine Zuflucht. Es hat sonach stets den 8ten und 35sten Art. der Charte selbst beobachtet und sih niemals eine diftatorische Macht - ange- maßt, die ihm nirgends zuerkannt wird. Auch die Gerichts- hôfe, denen das Înterpretations-Recht zusteht , haben feier- lichst dieselben Grundsäße anerkannt. Die Verbreiter des Bretagner Steuer-Verweigerungs-Vereins wurden von dem Pariser und anderen Königl. Gerichtshöfen als -Beleidi- ger der Regierung fondemnirt; ja, der hiesige König- liche Gerichtshof hat sogar die bloße Vorausseßung, daß die Regierung je ein Geses durch eine Verordnung umstoßen könnte, als einen Schimpf betrachtet. Der be- stimmte Înhalt der Charte also, so wie das bisher beobach- tete Verfahren der Krone und die Entscheidungen der Trí- bunale, |prechen in gleichem Maaße dafür, ‘daß in Preß- und Wahl-Angelegenheiten allein die Geseke, d. h. der König und die Kammern, Kraft haben. Jeßt ist das Geseß von strafbaren Ministern übertreten worden, und wir werden da- her, da wir uns des Gehorsams für entbunden halten, unsre Zeitung zu publiziren suchen, ohne dazu die verlangte Auto- rijation einzuholen. Wir werden alle unsere Kräfte aufbieten, daß unser Blatt wenigstens heure noch dem gesammten Frank- reich zukomme. Dies erheischt unsere Bürgerpflicht, und wir werden sie erfüllen. Was die gesezwidrig aufgelöste Kammer betrisst, so haben wir ihr. ihre Pflichten nicht vorzuzeichnen, aber im Namen Frankreichs- bitten wir sie inständigst, sich auf ihr evidentes Recht zu stüßen und der Uebertretung der Geseße nachdrücklich Widerstand zu leisten. Dieses Recht ist eben jo gewiß als das, worauf wir selbst uns stüßen. Die Charte sagt im Artifel 50, daß der . König die Deputirten- Kammer auflösen könne; um aber eine Kammer aufzulösen, muß sie zuvor zujammengetreten und konstituirt seyn und ein System befolgt haben, däs ihre Auflôsung rechtfertigt. Vor der Konstituirung der Kammer giebt es indeß bloße Wahlen. Nirgends aber steht in. der Charte geschrieben ; daß der Kdô- nig die Wahlen annulliren könne. Dies thun die mehr er- wähnten Verordnungen. Sie sind daher gescßwidrig. Die auf den 3. August zusammenberufenen Deputirten sind auf gejeßlichem Wege gewählt; ihr Recht ist noch heute dasselbe, das es gestern war. Frankreich beschwört sie, solches nicht zu vergessen.‘

An dem Tage, wo diese Protestation in den obge- dachten Blättern erschien (also gestern frúh), las man in der Quotidienne über denselben Gegenstand folgenden Artikel : ¡Die Publikation der lezten Verordnungen is eines von den politischen Ereignissen, welche die Aufmerksamkeit des nachdenfenden Mannes auf's höchste in Anspruch neh- men und die Lage eines- ganzen Reiches ändern. Es ist jebt nicht der Augenblick, die Folgen eines Systems näher zu ent- wickeln, das doch so leiht vorauszusehen war. Was man schon jeßt behaupten darf, ist, daß die Revolution ‘allein an dem, was vorgeht, schuld ist. Schon längst trachtete sie zu augenscheinlich danach, die bestehende Regierung umzustoßen, daß diese nicht, wie alle Welt, die Nothwendigkeit hätte fühlen sollen, den feindseligen Absichten derselben entgegen- zutreten. Die Revolution hat zu viel Vertrauen zu sich selbs ge- habt; sie hat allzuleicht geglaubt, daß es in ihrer Macht stehe, eine Autorität zu stürzen, die dur die Tugenden einer glor- reichen Dynastie und dur die Treue ihrer Völker verthei-