1830 / 238 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

1816

__— Hamburg, 24. Aug. Jn Folge später Nach- richten von Paris, die man per Courier- haben wollte, und welche sehr niedrige Course von daher bringen sollen, - wichen ‘die Preise der Fonds auch bei uns sehr bedeutend, und es blieben am Schluß der Börse sämmtliche Effekten zu den früheren Geld - Coursen - angetragen ; proc. und 5proc. Me- talliq. ohne Nehmer ¡Actien à 1250 Fl. gemacht ; Zproc. Dän. à 67 zu haben; Engl. Russische anfänglich. à 101 zu lassen, zulest faum 1007 zu bedingen; Certificate à 98 gemacht; Poln. Part. pr. ult. 115 und pr. Sept. 115* bezahlt und Brief ; Falc., die Anfangs mit 71' bezahlt wurden, blieben à 70 pCt. angetragen; Engl. Neapol. unverkäuflih. Auf London mehr Brief als Geld. Amsterdam und Paris zu lassen. Breslau begehrt. Deutsche Valuten zu haben. Dis- conto 47 à 5 pCt. Ld’or und Gold in Barren zu lassen.

D (errei ch.

Wien, 21. August. Nach dem ärztlichen Berichte vom gestrigen Tage úber den Gesundheits-Zustand Jhrer Kaiserl. Hoheit der. Durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Sophie und des neu gebornen Erzherzogs, ist das Befinden Beider er- wúnscht.

Am 11. d. M. verspúrte man auch in Laibach unge- fähr um 1 Uhr 16 Minuten Nachmittags eine Erderschütte- rung. Der Stoß nahm seine Richtung von Osten nah We- sten und war von einer nicht unbedeutenden oscillirenden Bewegung begleitet. Die Dauer dieses Erdbebens mag un- gefähr 3Z—5 Sekunden gewährt haben.

Jtalien.

Livorno, 11. August. (Aus der Allgemeinen Zei- tung.) Handelsbriefe aus Algier reichen bis zum 26. Juli, aus Tunis und Tripolis bis zum 20sten. Nicht sehr erfreu- lih lauten die ersteren. Der größte Theil der Muselmänner, besonders die wohlhabendern, hatten sih nach Smyrna ein-

geschist, viele haben sich ins Jnnere des Landes, andere nach |

Konstantine zurückgezogen. Die Juden, die im ersten Au- genblicke der Befreiung vom Joche der Türken frohloften, fangen an, für die Zukunft bange zu werden; sie fürchten, die Franzosen möchten einen Vergleich mit den Türken eingehen und das Land unter Bedingungen, die auf sie keinen Bezug hätten, wieder verlassen; also schien sich die Reichsten ebenfalls zur Auswanderung an. Algier bliebe demnach, áller Reichthúmer beraubt, blos von dürftigem Volêe bewohnt, welches sich schon jebt nur fümmerlih durch Kleinhandel mit Lebensmitteln nährt. Zahlreiche Horden von Arabern und Beduinen s{chwär- men in der Nähe Algiers herum, die Französischen Truppen necend und feindselig bedrohend. Diesem Unwesen ein Ende zu machen, wurde ein Corps zu ihrer Verfolgung beordert und drang auch bis Belida , ‘aht Meilen von Algier , vor, mußte aber, durch bedeutende Macht angegriffen, mit cinem Verluste von 300 Mann heimkehren. Uebrigens erfährt man, daß die Reichthúümer an Gold und Juwelen, die im Schaße der Regentschaft gefunden wurden, alle frühern Schäßungen übertreffen. Tahir Pascha ist auf einer Türkischen Fre- gatte in Tunis angelangt, wie man vermuthet, um die be- deutenden Summen, die Tunis an den Dey von Algier schuldet, im Namen des Sultans zu reklamiren. Ob ihm gleich deren Zahlung verweigerr ward, befindet sih der Dey in einer mißlichen Lage, da er täglih eine Abtheilung der Französischen Flotte erwartet, welche dieselben Forderungen machen und außerdem noch" manche Unbilden zu rächen ha- ben möchte. Vor Kurzem war der Ausbruch einer Revolu- tion nahe, die dem Dey wahrscheinlich das Leben gekostet ha- ben würde. Die Verschwornen wollten die Entfernung der Soldaten zur Eintreibung der jährlichen Steuern vom Lande benußen, wurden aber durch eine Frau verrathen. In Tripolis gewärtigt man gleichfalls einen Besuch der Fran- e Auch dieser Staat ist Algier eine ansehnlihe Summe uldig. ; |

i Spanien.

Die Quotidienne meldet in einem Privat-Schreiben aus Madrid vom 10. August: „Alle Minister befinden sich in der Königlichen Residenz San- Jldefonso. Mehrere Miliz- Regimenter in den Provinzen haben Befehl erhalten, - unter

die Waffen zu treten. Es ist von der Bewaffnung sámme- liher Milizen die Rede, die sich auf mehr als 40,000 Mann belaufen. ie Königin ist durch die Ereignisse jenseits der Pes sehr angegriffen. Der König zeigt große Ruhe. Der mít seiner Familie in den Bädern von Cestona befind- lihe Jnfant Don Francisco de Paula is nach der Haupt- stadt Ira worden. Auf den Vorschlag des Herzogs von Alagon, Capitains der Gardes - du - Corps , wird diesen Truppen eine Schwadron reitender Artillerie beigegeben wer- den. Die Geschäfte an unserer Börse stehen in Folge der Ereignisse in Frankreich ganz still ; seit mehreren Tagen ist in consolidirten und nicht consolidirten Vales nichts gemacht worden; nur an der heutigen Börse wurden eine Anzahl Actien der Bank San-Fernando zu 187 Piaster angebracht.‘

Königliche Schauspiele. / Freitag, 27. August. Jm Opernhause. Auf Begehren : Othello, der Mohr von Venedig, Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz; nah dem Jtaliänischen von Grünbaum. Musik von Rossini. (Mlle. Sabine Heinefetter, erste Sängerin der Jtaliänischen Oper zu Paris : Desdemona, als Gastrolle.)

__ Könígstädtisches Theater. Freitag, 27. August. Zum erstenmale: Der schelmische: Freier, Lustspiel in 1 Aft, von Koßebue. Hierauf: Der Müller und sein Kind, Posse mit Gejang in 2 Akten.

Berliner Börse. Den 26. August 1830.

Amt]. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preuss. Cour.)

[Z}. [Drief. Geld | T E Ge.

St. -Schuld-Sch.| 4 | 98 | 97x JOstpr. Pfandbrf. 100% 1007 Pr, Engl. Ánl. 18 5 1012 Pomm, Pfandbrf. 4057

Pr. Engl. Anl. 22: 5 1012 Kur-u.Neum. do. | Ae Pr. Engl. Obl 30/ 4 | 95 Schlesische do. : Kurm.Ob,m.L.C.| 4 | 98 Dom. - Pfandbrf. Neum.Iut Sch.d.! 4 | 98 Rkst. C.d.K.-u.N. Berl. Stadt- Ob.| 4 1602 Z.-Sch. d.K.- u.N.

Königsbg- do. | 4 | 982 /

Elbinger do. | 43 191 Holl. vollw. Duk. Danz. do. in Th.| | 37 _— Neue dito : 19 Westpr. Pfdb. | 4 1005 Gross1z.Fas. do.i 4 [101 [Disconto . .., T £ S SRRIE A A O O O O T T GAR E E T R "S C RNLZck Wechsel-Cours. Dr me

Brief.| Geld. Amsterdam . [Kurz 1387 |. dito . (2M. [1383 |1385 Hamburg k. [Kurz 1493 [1497 Ä . (2M [1485 [1482 L O 1 LSU. [3 Mt 6 2232| 80x

Paris - e T RDE E ¿2 M. 101E2 Augsburg ais D Eb, (— Breslau «: 2 E i Leipzig . |Uso _— Frankturt a. M. WZ 2 Mt. Petersburg BN. ........ 100 Rb]. [3 Woch. 30x; VY arschau Kurz 100

e Börsen.

É. _ Amsterdam, 21. August.

Niederländische wirkl. Schuld 582. Kancbill. 283. Oesterr.. 5proc. Metall. 955.

Auswärti

Hamburg, 24. Augnst. Oesterr. 5proc. Metall. pr. ult. 96 (Brief). Áproc. desgl. 92. Bank-Actien 1250. Russ. Engl. Anl. 1002. Russ. Anl. Hamb. Cert. 98. Poln. 1145. Dän. 67.

St. Petersburg, 17, August. Hamburg 3 Mon. 92. m M

| Wien; 21.- August. 5proc. Metall. 98. 4proc. 935. Bank-Actien 1284.

Berichtigung. Jm gestrigen Blatte der Staats-Zei- tung S. 1803 Sp. 1. Z. 27 v. u. st „wozu“ l. „welche“.

Neueste Börsen-Nachrichten.

Paris, 20. Aug.

5proc. Rente per compt. 102 Fr. 45 C. 5proc. fin cour. 102 Fr. 75 C. Z3proc. per compt..

75 Fr. 35 C. 3proc. fin cour, 75 Fr. 70 C. 9proc. Neap. Falc. per compt. 70 Fr. 75 C. 5proc. fin cour. 71 Fr.

5proc. Span. Rente perp. 412, Z5proc. Cortes-Bons 19.

Frankfurt a. M., 23. August. Oesterr. 5proc. Metall. 965. 96. Aproc. 91x. 912. Loose zu 100 Fl. 173. B. Poln. Loose 583. 582.

Bánk-Actien 1518. 1516. Part.-Obl. 1252. Gedruckt bei A. W. Hayn.

’proc. 55. 1proc. 23. B:

Redacteux Fohn. Mitredacteuy Cottel.

Friedrichsd'’or . 122 E -

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

Me 238.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Befanntmachung. Von 1. September c. ab wird die Schnellpost von Berlin nah Stettin, welche bisher täglih 8 Uhr Abends von hier abgefercigt wurde, eine Stunde früher, also 7

Uhr Abends , abgesendet werden, so daß deren Ankunft in

Stettin fünftig um 102 Uhr Vormittags erfolgt. Von der-

selben Zeit ab wird die Schnellpost von Stettin nah Ber-

lin eine halbe Stunde früher, also um 42 Uhr Nachmitags, abgefertigt werden und mithin in Berlin täglich kurz nach 8x Uhr früh eintreffen. i j Mit der obigen Schnellpost ist am Dienstage -und Frei- tage die Berlin-Königsberger Reitpost per Stettin und Dan- zig combinirt; es gilt also auch sür diese die frühere Abfer- tigung. 4 | Berlin, den 21. August 1830. General-Post-Amt.

Angekommen: Se. Excellenz der General - Lieutenant Krauseneck, Chef des General-Sctabes der Armee, aus dem

Mecklenburgischen. : | Se. Excellenz der Königl. Französische General-Lieutenant,

Gráf von Lobau, von Paris.

Zeitungs-Nachrichten." vi 01:6 n-d.

Franfreich.*)

_ Deputirten-Kammer. Ju der Sißung vom 19. A ugust theilte der Vice-Präsident zuvörderst die Ab- datlad a Scheèin des Herrn von Pignerolles, Deputirten des Depts. der Mayenne, und des Herrn von: Laboulaye, De- putirten des Depts. des Ain, mik. Der Baron Lepelle- tier d’Aulnay stattete hierauf den Kommissions-Bericht über den (in Nr. 233 der St. Z, mitgetheilten) Geseß - Entwurf wegen der Publication, der Wahl- und Geschwornen-Listen im Sobee 1830 ab uñd. stimmte für dessen Annahme. Als der Prâsident die Versammlung befragte, wann sie sih mit diesem Gesez-Entwurf beschäftigen wolle, verlangte Hr. Sal- verte, haß man dem Geseke über die Wiederbesebung der im Schooße der Kammer erledigten Stellen den Vorzug gebe. Hr. Demarçay unterstüßte diesen Antrag, dem indessen feine weitere Folge gegeben wurde. Die Kammer beschloß vielmehr, die Berathungen über den erst erwähnten Entwurf in ihrer Sibung. vom 21sten zu eröffnen. Jebt bestieg der Finanz - Minister die Rednerbühne, um der Versamm- lung den definitiven Rechnungs-Abschluß. für das Etat6-Jahr 1828 vorzulegen. Er äußerte im Eingange seiner Rede, daß er eigentlich außer * diesem Abschlusse zugleih das Geseß we- gen nachträglicher Bewilligung der im Laufe dieses Jahres verausgabten außerordentlichen Summén, so wie das Bud- get für 1831, hätte vorlegen sollen; indessen hätten die lelz- ten Ereignisse ihm solches unmöglih gemacht, und er habe sich daher vorläufig auf die Vorlegung des Ab- \chlusses fúr 1828 beschränken müssen. Der Minister ließ sich hierauf iu eine ausführliche Auseinandersebung der Ausgaben und Einuahmen. des gedachten Jahres ein, worin wir demselben unmöglich folgen können, und deren Haupt-Re-

*) Die parto Blätter sind ‘auf dem gewöhnlichen Wege heute nicht hier eingetroffen.

Berlin, Sonnabend den 2fen August

1830.

sultat sich. im Uebrigen aus dem Geseh - Entwurfe selbst er- giebt. Dieser Entwurf zerfällt in 4 Paragraphen. Jn dem erstern werden die Kredit - Bewilligungen für 1828 um 7,423,724 Fr., die unverausgabt geblieben sind, herabgeseßt. Dagegen wird im §. 2. den verschiedenen Ministerien nach- träglich noch ein außerordentlicher Zuschuß von 14,688,936 Fr. gewährt. Das gane Ausgabe - Budget stellt sich nach §. 3., einschließlich ciner Summe von etwa 505 Millionen für die Expedition nah Morea, auf 1,024,100,637 Fr.

Die Einnahme wird dagegen auf... . 1,032,782,145 Fr.

berechnet, so daß ein Uebershuß von bleibt, wovon 3,913,958 Fr. auf das Budget von 1830 und 4,767,550 Fr. auf das von 1829 übertragen werden. Der äte §. enthält allgemeine Bestimmungen. „Das Budget von 1831//, äußerte der Baron Louis arn Schlusse seines Vortrages, „„roar bereits von dem vorigen Ministerium vorbereitet worden, jedoch auf Grundlagen, die nicht beibehalten werden fonnten. Es müs- sen viélmehr zahlreiche Aenderungen darin vorgenommen wer- den, und hierzu bedarf. es einer reiflichen Ueberlegung. Jm Uebrigen muß die Regierung, bevor sie die wichtige Ar- beit vornimmt, die Wünsche der Municipal-Kollegien einho- len. Was das Budget des Kriegs-Ministeriums, fo wie das des Ministeriums des Jnnern betrift , so lassen sih bei der gegenwärtigen Reorganisation der Armee und bei den überall angeordneten dffentlichen Bauten die Bedürfnisse der gedach- ten beiden Departements unmöglich voraussehen. Der vori en Verwaltungs: Behörde kontté es nicht s{hwer seyn, ihr Budget in Bereitschaft zu halten, da sie dabei die früheren Etats“ zum Maaßstabe annahm... Das jeßige Ministerium aber, “das überall Verbesserungen und Ersparnisse einführen will, bedarf der gehörigen Muße, urn. die Erleichterung der Steuer- pflichtigen mit den Bedürfnissen des Staatsdienstes in Ein- klang zu bringen. Diese Arbeit ist nicht klein, aber das Ver- trauen des Königs und unsre Vaterlandsliebe werden uns- die dazu benöthigte Kraft leihen.“ Nachdem der Geseß - Ent-

wurf den Büreaus zur Prúfung überwiesen worden, wurde

Herr von la Pómmeraye, der Karl X. nah Cherbourg be- gleitet hatte, "vereidigt. e Jars berichtete demnächst über die Wahk des in Hazebrou (Dept. des Norden) zum Deputirten ernannten Grafen von Murat und trug, unge- achtet auch i jenen Kollegium über die Verleßung ‘des Stimm-Geheimnisses Klage geführt worden, auf die Zulassung desselben an, indem er mit großer Stimmen - Mehrheit (196 unter 213) gewählt worden sey. Dieser Antrag, den Herr Augustin Perier unterstüßte, erregte großes Murren auf der linfen Seite. Hr. v. Murat trat selbst zu seiner Verthei- digung auf; er bemerkte, er sey bei seiner Wahl in Haze- brou nichr zugegen gewesen; hätte er in dem Kollegium prä- südirt, so würde auch nicht die mindeste Beschwerde über die Operationen desselben geführt worden seyn; wenn indessen auch wirklich einige Unregelmäßigkeiten dabet statt gefunden hätten, so sey die ihm zu Theil gewordene Majorität doch so groß, daß sie auch ohne dieselben nur unbedeutend verändert worden wäre. „Und welchen Umständen“, fügte der Redner hinzu, „verdanke ich diese große Majorität? Ohne Zweifel weien Ursachen , einmal weil ich mein Mandat gegen das tand und meine -Mitbürger stets redlih und gewissenhaft er- fállt habe, und zweitens weil das Ministerium sich meiñter Wahl bis zum leßten Augenblicke -hartnäkig widersebßte. (Stimme zur Linken: Das ist doch etwas zu stark!) Ja, m. H. , diese Opposition des Ministeriums bestand wirklich, und wenn sie in dem Conseil des Königs besiegt wurde, so geschah es nur durch einen erhabenen Willen, dem jeder an- dre weichen mußte. Diese Thatsache, deren Wahrheit ich betheure, war den Wählern nicht -unbekännt; auch fehlte nicht viel, daß ih einstimmig von ihnen gewählt worden *