1874 / 210 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 08 Sep 1874 18:00:01 GMT) scan diff

marsch, Scene in der Kirche und Tanz der Fischer, aus der Oper „Catharina Cornaro“, von F. Lachner; Ouverture zur Oper „Idomeneo“ von Mozart; Krönungshymne von Händel ; Chor der Priesterinnen aus- der Oper „Jphigenie in Tauris“, von Gluck; Frühlingslied, von Gounod; Künstler-Leben, Walzer von Strauß; „Am Abend, bevor ih zur Ruhe geh“, Lied von Abt, und Feftmarsch von I. Be.

Der festgestellten baldigen Abreise der Höchsten und Hohen Herrschaften wegen wurde die Gala-Tafel beschleunigt, so daß Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin bereits um 6 Uhr 30 Minuten wieder auf dem Bahnhof angelangt waren, um die Reise nach Magdeburg resp. Weimar fortzusezen. Wiederum folgte den Allerhöchsten Gästen der jubelnde Zuruf der ge- drängten Zuschauermenge, welche troß des inzwischen eingetretenen Sprühregens unbeirrt Stunden lang die Straßen und Pläße besetzt hielt, um den Kaiserlihen Majestäten den Scheidegruß bringen zu können. Prinz Carl von Preußen reiste mit Sr.

Majestät dem Kaiser ab; Prinz Friedrih der Niederlande mit Seinem Gefolge um 2 Uhr Nachts; Prinz Friedrih Carl war bereits um 5 Ühr 14 Minuten nah Berlin zurückgereift.

Aus folgenden Orten liegen heute noch Berichte über die nationale Feier des 2. September vor, mit deren Verzeichniß wir die Reihe der Festibeshreibungen schließen, aus: Heilsberg, Bütow, Damgardt bei Colberg, Dam- . garten, Dünnow, Gingst, Güßkow, Stolpmünde, Tribsees, Wolgast, Massow, Buk, Karge, Koschmin, Neutomischl, Paradies, Rogasen, Bentschen, Pinne, Murow-Goslin, Schoen ; Peterswaldau bei Reichenbach, Reichenau bei Glaß; Shleswig- Holstein: Kiel, Heide, Hadersleben ; Lilienthal bei Bremen, Bor- um, Hoya; Rüdesheim, Nastätten, Montabaur, Dillenburg, Emmerichenhain; Coblenz; ferner Wismar, Rostock, Laage, Parchim, Malchin; und endlih aus Rom, Amsterdam und Scheveningen, wo die dortigen Deutschen sich zu Festmahlen ver- einigten.

Die Stadt Lauenburg in Pommern hat dem Reichs- fanzler Fürsten von Bismarck das Ehrenbürgerrecht verliehen und Sr. Durchlaucht am 2. September unter Hinweis auf die Bedeutung des Tages den kunstvoll ausgeführten Ehren- bürgerbrief durch den Magistrat überreichen lassen.

Wie man der „Wes. Ztg.“ \{chreibt, wird auf dem inter- nationalen Pofstkongreß, welher am 15. d. M. in Bern seine Berathungen eröffnet, vertreten sein: das Deutsche Reich durch die Herren: General-Post-Direktor Stephan und Geh. Ober- Postrath Guenther ; Oefterreih-Ungarn durch Hrn. Wilhelm Kol- bensteiner, Ober-Post- und Telegraphen-Direktor in Wien, Hrn. Michel Gervaz Gervay, Ober-Post-Direktor in Pest, Hrn. Franz Pilhal, Ministerial-Rath beim Handels-Departemeñt in Wien, und Hrn. Peter Heim, Sektions-Rath beim Handels-Departement in Pest; Belgien dur Hrn. Fassiaux, Chef des Eisenbahn-, Post- und Telegraphenwesens von Belgien, Hrn. Vinchent, General-Inspek- tor, und Hrn. Gifè, Inspektor der gleihen Verwaltung; Däne- mark dur Hrn. C. E. Fenger, Gch. Staatsrath, Dr. med., Ritter des Großkreuzes des Danebrog-Ordens und des Ehrenkreuzes des gleihen Ordens; Spanien durch Hrn. Miguel Maneo, Ober-Post- und Telegraphen-Direktor, und Hrn. Emilio C. de Navasques,. Chef des internationalen Bureaus des Post- und Telegraphen-Departe- ments; die Vereinigten Staaten von Nordamerika durch Hrn. Ioseph Blakfan und Hrn. Ch. Mac-Donald, beide Mitglieder des Post - Departements der Vereinigten Staaten; Frankrei dur Hrn. Le Libou, Ober-Post-Direktor, Hrn. Bernier, Post- Administrator und Hrn. Ansault, Unterhef beim auswärtigen Korrespondenzdienst; Großbritannien durch Hrn. W. F. Page, 9, Hülfssekretär der Ober-Post-Direktion, und Hrn. Alan Maclean, Beamter 1. Klasse des Ober-Postsekretariats ; Griechen- land durch Hrn. Mansolas, Divisionshef im Ministerium des Innern, und Hrn. A. H. Bêtaut, griehischer Konsul in Genfz Italien durch Hrn. Commandeur Tantesio, leitender Divifions-Chef 1. Klasse bei der Ober-Postdirektion ; die Nieder- lande durch Hrn. I. P. Hastede, Poft-Chefdireïtor im Finanz- Ministerium, und Hrn. C. W. Baron Sweerts von Landas- Wyborgh, Post-Bureaudirektor in Rotterdam; Portugal durch Hrn: Rath Eduardo St. Lessa, Ober-Postdirektor ; Rußland durch Hrn. Geheime Rath Baron v. Velho, Direktor des russi- hen Posidepartements; Schweden und Norwegen durch Hrn. W. Roos, Ober-Postdirektor in Schweden, und Hrn. A. C. Oppen, Expeditions-Sekretär im Marine- und Post-Ministeriuum von Norwegen; die Schweiz durh Hrn. Bundesrath Borel, Chef des Post- Departements, Hrn, Bundesrath Näff, Stell- vertreter des Chefs des Post - Departements, und Hrn. Nationalrath . Dr. Heer, Landammann von Glarus, denen als Hülfsbeamte beigegeben : Hr. Ober-Postsekretär Stein- häuslin und Hr. Ober-Pojtcontroleur Fuchs; die Türkei dur Hrn. Fanco Effendi, Chef des Bureaus der auswärtigen Comp- tabilität; Aegypten durch Hrn. Muggi Bey, Ober-Postdirektor ; Rumänien durch Hrn. Georg Lahovari, Dber-Post- und Tele- graphen-Direktor in Bucharest, und Serbien durch Hrn. Mladen Radojkovitsh, Kommissar der Post- und Telegraphen-Sektion in Belgrad. Die Regierung von Luxemburg, der auf nahträg- liches spezielles Gesuch die Theilnahme am Kongresse bewilligt wurde, hat ihre Vertretung noch nicht bezeichnet.

Der Minister des Innern hat in einem Spezialfalle folgenden Bescheid ertheilt :

Der (Tit.) erwidere ih auf den Beriht vom 11. v. M., daß der in dem Erlasse vom 17. Juni 1868 über die kommu- nale Zubehörigkeit der öffentlihen Land- und Wasserstraßen zu den Gemeindebezirken aufgestellte Grundsaß, auf die Dorfauen bezw. Dorfstraßen wegen der Verschiedenartigkeit der hierbei in Betracht kommenden Rechtsverhältnisse nicht in gleiher Weise angewandt werden kann.

Nach §. 18 Titel 7 Theil 1. des Allgemeinen Landrechts sind die Requisite, deren Vorhandensein die Zuvehörigkeit eines Grundstückes zu einem Dorfgemeindebezirke begründen, die Eigen- \haft des Grundstückes als eines bäuerlihen und die Lage desselben in einem Dorfe oder in dessen Feldmark. Als ein bäuerlihes Grundstück kann nur ein solches angesehen werden, dessen jedesmaliger Besißer als solher in einem bâuer- lihen Verhältnisse zu einer Gutsherrshaft ftand. Diese Begriffsbestimmung aber paßt niht auf die im Eigenthum des Gutsherrn stehenden, bezw. seiner Verfügung unterworfenen Dorfauen. Leßtere werden vielmehr als zu dem Gutsbezirke ge- hörig betrachtet werden müssen, welher sämmtlihe dem Guts- herrn gehörige, bezw. seiner Verfügung unterworfenen nicht bäuerlihen Grundstücke umfaßt, es sei denn, daß im einzelnen Falle besondere Verhältnisse vorliegen, welche die Annahme rechtfertigen, daß die Dorfaue bezw. Theile derselben in den Bes- zirt der Dorfgemeinde übergegangen sind, oder daß die Dorfaue

weder dem Bezirke eines Gutes, noch dem einer Gemeinde an- gehört und sonach als ein tommunalfreies Grundstück zu er- achten ift.

Die 2c. wird daher au ferner an dem bisherigen Grund- sagte, daß die Dorfauen als Bestandtheile der betreffenden Guts- bezirke anzusehen sind, festhalten und auf die Befolgung dieses Grundsaßzes auch von Seiten der Kreisaus\hüsse, event. durch Herbeiführung der Entscheidung des Verwaltungsgerichtes, hinzu- wirken haben.

Der frühere Königliche Hellenishe Gesandte, Gregor Ypsilanti hat mit den beiden Gesandtschafts-Sekretären Ar- gyropoulo und Skouses Berlin wieder verlassen und ist nach Wien abgereist.

Der General - Major Graf von Wartenskeben, Chef der kriegsgeschichtlihen Abtheilung im Großen Generalstab, hat sich nach Brandeis bei Prag begeben, um den dortigen Ma- növers der Kaiserlih öfterreihishen Armee beizuwohnen; nah Beendigung dieses Kommandos wird derselbe einen mehrwöchent- lihen Urlaub antreten.

Der Oberst und Inspecteur der Infanterie-Schule, von Kloeden, hat si in dienstlihen Angelegenheiten nah Marien- werder begeben, desgleihen der Oberst - Lieutenant und Abthei- lungs-Chef im Kriegs -}Ministerium, Krause, nach Neisse und Danzig behufs Inspizirung der technischen Institute daselbft.

S. M. Brigg „Rover* ist am 4. d. M. von Ply- mouth nah Kiel in See gegangen.

Posen, 7. September. (W. T. B.) Ueber den neu- ernannten Propst Kubeczak in Xions is gestern vom Dekan Rzeniewski in der Kirhe zu Wlosciejewek bei Xions im Namen des apostolishen Delegaten die große Exkommunikation ausgesprochen worden.

Cöln, 7. September. Heute Vormittag 8 Uhr traf Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrih der Nieder- lande mit dem von Düsseldorf kommenden Courierzuge hier ein und fuhr um 9 Uhr 20 Minuten nach Neuwied.

Bayern. München, 6. Sepcc.nver. Mit dem morgigen Tag haben, wie der „Korr. v. u. f. D.“ mittheilt, die Herbst - manöôver der 1: Armeedivision zum Abschlusse zu gelan- gen, Tags darauf werden die Truppentheile der Münchener Gar- nison hier wieder eintreffen und dann sofort der größere Theil der Mannshaften in Urlaub entlassen werden. Das 2. und 9. Jäger-Bataillon wird nicht wieder über München, sondern auf direktem Wege in ihre Garnisonen Burghausen und Passau zu- rüdfehren. Seit Jahren war, demselben Blatte zufolge, die Witterung den Herbstübungen der Truppen nit so günstig, als diesmal, so daß nicht nur alle vorgeshriebenen Uebungen und Manöver ausgeführt werden konnten, sondern auch der Gesund- heitszustand der Mannschaften ein sehr befriedigender ist.

Sachsen. Dresden, 7. September. Der König wird, einer Einladung des Kaisers von Oesterreich Folge leistend, am Mittwoch, den 9. September, früh über Altbunzlau nah Brand- eis reisen, um den in Böhmen stattfindenden Manövern beizu- wohnen. Die Rückkehr Sr. Majestät von dort, wird am 10. September erfolgen.

Heute Mittag hat der König sih zu den bei Chemniß fstatt- findenden Manövern zunächst nah Frankenberg begeben und wird heute Abend wieder in Pillniß eintreffen.

Der zeitherige zweite Vize-Präsident des Ober-Appellations- Gerichts Karl Otto von Kyaw if zum ersten und der Dber- Appellations-Rath Dr. Georg Siegmann zum zweiten Vize- Präsidenten dieses Gerichtshofs ernannt worden.

Baden. Karlsruhe, 6. September. Bei dem Banket zu Ehren des Tages von Sedan brachte der Ministerial-Präsi- dent v. Freydorf einen Toast auf das Deutsche Heer aus, der mit folgenden Worten \#hloß:

So ist die Einheit und heutige Größe Deutschlands aus der Naterlandsliebe, aus dem begeisterten Muthe, aus den Waffenthaten des Deutschen Heeres hervorgewachsen, wie sie auch im Deutschen Hela zu Versailles am 18. Januar 1871 durch Annahme des

aisertitels Seitens des Ober-Feldherrn besiegelt wurde. Und anderer- seits bot das Deutsche Heer, durch die Verträge von 1866 unter die Führung des Königs von Preußen gestellt, das erste Bild und Bei- spiel der Einigung und ihrer segensrêichen Folgen. i

Wir sind hier, wie das ganze deutsche Volk, Freunde des Frie- dens und friedlichen Beschäftigungen zugewendet, und Sie würden einem chauvinistischen Toaste Jhre Zustimmung versagen. Auch das deutsche Heer ist nah seiner ganzen Verfassung mehr zur Sicherung des Friedens, zur Vertheidigung, als zur Bedrohung und zum An-

riff gegen andere Länder und Völker eingerichtet. Man kann eine Armee, in welcher alle Stände, die besten geistigen Kräfte der Nation vertreten sind, nit zu frivolen, abentenerlichen Kriegszügen in fremde Länder verwenden. Das deutshe Heer hat sein Schwert in der Scheide behalten und wird es in der Scheide behalten, bis ihm frem- des Unrecht, fremde Gewaltthat das Schwert in die Hand zwang und zwingen wird. Dann aber möge es si wieder, wie in den Tagen, deren wir uns heute erinnern, als ein unwiderstehliher Strom von Feuer und Eisen über die muthwilligen Friedensstörer ergießen. Und in diesem Sinne stimmen Sie mit dankbarem Herzen und àus voller Brust ein in den Ruf: Das deutsche Heer lebe hoh! :

Freiburg i. Br., 7. September. (W. T. B.) Heute Vormittag fand die zweite Sihung der Delegirten zum Altkatholiken-Kongresse ftatt. In derselben wurde be- \chlo}sen, zur Ausführung des \{hon' auf dem Cölner Kongresse gefaßten Beschlusses, ein deutsches Centralcomité mit der Auf- gabe zu bilden, die Bedürfnisse für belehrende Vorträge über das Wesen und die Ziele des Altkatholiziómus allerorten wahrzu- nehmen und geeignete Maßnahmen für eine organifirte Mission zu treffen. Ferner wurde beschlossen, daß auch fernerhin Kongresse stattfinden sollen, denen hauptsächlich die Aufgabe zufallen foll, über die Mittel zur Ausbreitung und Befestigung der altkatholishen Be- wegung Beschlüsse zu fassen. Demnächst theilte der Vorsizende, Prof. Schulte, mit, es seien mehrere Zuschriften eingegangen, darunter eine von dem Ausschusse des deutschen Protestanten- vereins mit einer Einladung zu dem in diesem Monat in Wies- baden ftattfindenden Protestantentage und eine andere von dem Bischof von Winchester, in welcher derselbe sein Bedauern aus- drückt, durch Krankheit an der Theilnahme am Kongreß ver- hindert zu sein; er hoffe aber, der Versammlung der Unions- fommission in Bonn beiwohnen zu können. Vor S{chluß der Sitzung hielt noh Marchese Guenzieri di Gonzaga eine warme \ympathishe Ansprahe an den Kongreß, die der Vorsitzende dankend erwiderte. :

Hessen. Darmstadt, 5. September. Der Prinz von Wales ist am 3. d. in Frankfurt eingetroffen. Von Berlin kommend, wurde Se. Königliche Hoheit in Gießen von dem Prin- zen Ludwig begrüßt und bis Nauheim begleitet. Die Prin- zessin Ludwig mit der jüngsten Prinzessin Marie begab fh gestern früh nah Frankfurt zum Prinzen von Wales

und fuhr Nachmittags mit Demselben nah Schloß Runmt- penheim zum Besuch der Prinzessin Louise und der Prinzen “n Hessen, woselb \ich gegenwärtig auch der Gr: erzog und die Großherzogin von Mecklen= burg-Streliß, der Herzog von Cambridge, der Herzog und die Herzogin von Nassau, sowie andere hohe L GeEn be- finden. Die Prinzessin Ludwig kehrte am Abend nah Kranich- stein zurü.

Das heute ausgegebene Regierungsblatt Nr. 43 ent- hält das Gesetz, die für Ertheilung von Grundbuhsauszügen zu entrichtenden Gebühren betreffend, vom 29. August; das Geseg, die Erhebung der direkten Steuern betreffend, vom 29. August; und die Allerhöhste Verordnung, die Einführung der Reichs-

markrechnung betreffend, vom 31. August. Nach der lehteren

wird vom 1. Januar 1875 an für den Verkehr bei den öffentlichen Kassen und für den allgemeinen Verkehr des Großherzogthums die Reichsmarkrechnung eingeführt. Die Umrehnung aus dem Landesmünzfuß (Zwei und Fünfzig und ein halb Guldenfuß) in die Reichswährung erfolgt nah dem Verhältnisse von fieben Gulden zu zwölf Mark. Bei der Umrehnung werden Bruch=- theile von Pfennigen der Reichswährung zu einem Pfennig be- rechnet, wenn sie einen halben Pfennig oder mehr betragen, Bruchtheile unier einem halben Pfennig werden niht berehnet. Friedberg, 6. September. Heute Mittag um 2 Uhr fand im Großherzoglihen Schlosse hierselb| eine Hoftafel statt,

wozu der Erb-Großherzog von Sahsen-Weimar, der Commandeur

des X1. Armee-Corps, General der Infanterie von Bose und die Offiziere des, der Herbftmanöver halber, hier anwesenden Stabes des XI1. Armee-Corps eingeladen waren.

Me@&Elenburg+ Schwerin, 7. September. Die Gro ß- herzogin-Mutter, welhe am 4. d. M. vom Heiligen Damm nah Burg-Schliß gereist is, wird von dort heute Nachmittag hier wieder eintreffen und im Greenhouse Wohnung nchmen. Die jüngeren Kinder werden gleihfalls heute vom Heiligen Damm hierher zurückehren. Die Großherzogin trifst nebst Gefolgevon der St. Petersburger Reise heute Nacht hier wieder ein.

Der Großherzog und die Großherzogin haben am 29. v. M. im Winterpalais zu St. Petersburg eine Deputation der dort lebenden Mecklenburger empfangen und aus den Händen derselben eine mit hundert Unterschriften bëdeckte Adresse ent- gegengenommen.

Sachsen-Weimar-Eisenach. Schloß Wilhelms- thal, 7. September. (Weim. Ztg.) Ihre Majestät die Deutsche Kaiserin traf vergangene Naht, von Hannover über Cassel kommend, um 12 Uhr 35 Minuten in Eisenach ein, von wo Allerhöchstdieselbe sofort nah S{chloß Wilhelmsthal fuhr zu einem mehriägigen Besuch der Großherzoglichen Herrschaften.

Oldenburg. Eutin, 7. September. Der Großherzog und die Großherzogin sind heute von S{hloß Güldenstein, wo sie seit Mitte August verweilt haben, hierher übergesiedelt. Der Aufenthalt des Großherzoglihen Hofes in Eutin wird sich, eten früheren Jahren, vorausfihtliG bis Ende Dktober er=- treden. :

Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 3. September. Der Landtag des hiesigen Herzogthums wird sih zur Wieder- aufnahme seiner Berathungen, befonders über das neue Volks= \chulgeseÿ, Ende September wieder versammeln.

Oesterreich-Ungarn. Prag, 7. September. (W. T. B.) Der Kaiser Franz Ioseph mittag um 3 Uhr hier eingetroffen. - Der wurde an allen “Stationen von einer zahlreich herbei- geströmten Volksmenge auf das Lebhafteste begrüßt und am hiesigen Bahnhofe von den Spigzen der Civil- und Militärbehör- den empfangen. Auf eine Anrede des Bürgermeisters Hulesh, in welcher derselbe der Freude der Bevölkerung über den Kai= serlihen Besuch Ausdruck gab, erwiderte der Kaiser in czeischer und deutscher Sprahe. Vom Bahnhofe begab sich Leßterer zu: Wagen in die Hofburg, wo die Geistlichkeit, die sämmtlihen Be= hörden und der Landesaus\{huß, mit dem Oberst-Landmarschall Carlos Auersperg an der Spitze, zu seinem Empfange versam- melt waren. Bei der Fahrt nach der Hofburg durch die festlih geshmückten Haupistraßen wurde der Kaiser von den Korporatio- nen und Vereinen, welhe dort mit Fahnen und Musik Auf= stellung genommen hatten, und von der übrigen Bevölkerung mit endlosen Slavas und Hochrufen begrüßt. Heute Abend fin=

det eine glänzende Illumination statt.

Schweiz. Bern, 7. September. (W. T. B.) Der Bu n= desrath hat die internationale Kommission für die ver= tragsmäßig alljährlih vorzunehmende Verifizirung der Bau= ten an der Gotthardbahn zum 1. Oktober c. nach Airols einberufen. (

Durch die Schweizer Gesandten in Berlin, Paris, Rom und Wien hat der Bundesrath den Antrag stellen lassen, eine Vereinbarung über die Regelung des internatio- nalen Frachtverkehrs abzuschließen.

Genf, 2. September. Die Mitglieder des „Instituts für internationales Recht“, welhe sh vorgestern auf dem Stadthause zu ihrer Iahresversammlung eingefunden, wurden im Beisein zahlreiher eingeladener Gäste, Herren und Damen, von dem Präsidenten des Genfer Staatsrathes, Hrn. Carteret, auf das Wärmste begrüßt. Derselbe erinnerte an die Berathun= gen des Alabama-Shhiedsgerichts und den Abschluß der Genfer Kon- vention für Verbesserung der Lage der auf den Shlach{feldern ver= wundeten Krieger, welche in dem gleichen Saale, der dem „Institut für internationales Recht“ eingeräumt ist, statigefunden, und für dessen Arbeiten nur von guter Vorbedeutung sein können. Die. moralishen Grundsätze seien in den Beziehungen der Nationen unter sih ebenso wenig anfehtbar wie im Privatleben und man müsse zur Feststellung einer internationalen Moral gelangen, d welher man die Nationen untereinander messen könne, wie man jeßt die einzelnen ehrbaren Menschen mißt, Der seitz herige Präsident des Instituts, Commandeur Mancjni, ehemals italienischer Minister, erwiderte mit einem Danke für die gast= freundlihe Aufnahme, welhe dem Institut in Genf geworden. Auch er hoffe, daß dem Beispiele, welches die Vereiyigten Staaten und England anläßlih der E mit ihrer Unterwerfung, unter ein Schiedsgeriht gegeben, dereinst alley Orten werde Genüge geleistet und Gerechtigkeit und Reht alerwärts an die Stelle der Gewalt getreten sein werden. Bei de: Wahl des Bu= reaus wurde der seitherige Präsident, Commandeur Mancini, und die seitherigen Vize-Präsidenten, Prof. Bluntschli und Hr. de Parieu von Paris, aufs Neue bestätigt. Als wirklihe Mitglie der wurden in der erften Sizung noch a/fgenommen: Prof. Aschehongh in Christiania, Prof. P. Fiore (n Pisa, Graf Ma= miani, italienisher Senator, Prof. Martens in St. Petersburg,

Kaiser

Prof. Marguardsen in Heidelberg, Prof. Dp Neumann in Wien, -

ist heute Nach- -

Travers Twiß in Oxford und Prof. v. Bar in Rostock; H ülfsmitglieder: Prof. Ch. Brocher in Genf, Stabskapitän Beer Portugael in Breda und Prof. Loening in Straßburg. F Das Institut hat zunächst die Berathung eines ements für „Internationale Schiedsgerichte“ begonnen, Entwurf von Dr. Goldschmidt in Leipzig aus- beitet ist. Seine artikelweise Diskussion wurde auf den An- des Präsidenten Mancini verworfen und je nah den im purf enthaltenen Grundsäßen eine Generaldebatte nah Ab- iten beschlossen. Den ersten Abschnitt bilden die fieben ersten el, über welche die Debatte noch nit beendigt ist. Gestern mittag hatten Staatsrath und Verwaltungsrath von Genf hren des Instituts eine Dampfschiffahrt nach Evian veran- t. Unter den Gästen befindet sich auch der japanische Ge- te in Rom, Kawafe nebst Gemahlin.

Belgien. Dem „Frkf. I.“ wird aus Brüssel, 7. Sep- er, telegraphirt: Die Gemeindebehörden von Verviers eigerten die Erlaubniß zur Feier einer öffentlihen Messe bei genheit der für morgen von der Geistlichkeit ins Werk ge- n großen Wallfahrt. Da die Internationalen gleichzeitig | Gegen-Demonstration durch Arbeiter-Gesellshaften mit Musik Fahnen angekündigt haben, so erwägt die Stadtbehörde, ob beides, die WaUfahrt und der Aufzug der Internationa- 1, zu verbieten sei.

8. September. (W. T. B.) Der Kongreß der Se- atisten der Internationale is gestern hier zusammen- ten, Die Betheiligung if eine sehr geringe. Die Versamm-=- 7 zählte kaum 50 Mitglieder. Heute Abend wird eine zweite fammlung stattfinden.

Frankreich, Paris, 5. September. Der Präsident-

r\chall Mac Mahon begiebt sich am 12. oder 13. d. M.

) Bethune im Departement Pas-de-Calais, um dort den

növern des Corps des General Clinhamp beizuwohnen.

Der Kriegs-Minister und Vize-Präsident des Minister-

3, General von Cissey, ist gestern nach Paris zurück-

hrt und hat seine Funktionen aus den Händen des Generals

on Chabaud-Latour, der sie interimistish führte, wieder über- men. Der Minister war am leßten Dienstag in Belfort etroffen und von den militärischen Autoritäten und dem geordneten Keller empfangen worden. Am Mittwoch besih-

e er in Begleiturtg des Herzogs v. Aumale, Befehlshabers V1I, Armee-Corps, die Befestigungsarbeiten in und um fort, sowie die Kasernen und Hospitäler.

Der italienishe Gesandte, Ritter Nigra, if vor eini- | Tagen von Aix-le3-Bains, wo er die Kur gebraucht hatte, êder in Paris eingetroffen.

M Der Deputirte de Pourtalès (Seine et Dise) ist ge- ben. Er war am 2. Iuli 1871 mit de JIouvencel und helonye, die seitdem gestorben find, sowie mit Scherer und pre von den Republikanern gewählt worden.

Die Herzogin von Chartres ist von einem Knaben bunden worden.

Am 31. v. M., Mittags, wurde der leßte Stein an der amehr wieder hergestellten Vjendomesäule eingeseßt, und } Denkmal ist nur noch abzupugzen und zu krönen. In leß-= r Hinsicht ist noch keine Entscheidung getroffen. Einstweilen hen die Ärbeiter auf der Plattform eine dreifarbige Fahne gepflanzt.

M Der „Köln. Ztg.“ wird aus Paris vom 6. geschrieben: Die Unruhen, die am 4. September in einigen Provinzial- ten vorfielen, waren ernster, als man anfänglich glaubte. Sie

rden dadur lbervorgerufen, daß die Polizei keine republikanischen fe duldete und jeve Zusammenrottung auseinander trieb. In Mèze érault) ging es.am schlimmsten zu. Die Volksmenge griff die Gensd'ar-

mit Stêöcken an und warf sie mit Steinen, worauf die Gensd'ar-

n von ihren Feuerwaffen Gebrauch machten und 19 Personen ver- indeten, von denen eine am nächsten Tage starb. 300 Mann In- terie wurden den Gensd’armen zu Hülfe gesandt und cine große An- l Verhaftungen vorgenommen. Leßteres geshah auch in Lyon, wo Arbeiter zu Ehren des 4. September Zusammenrottungen gebildet

ütten, aber von der Polizei auseinandergetrieben wurden. Ein Ver- , einige derer, welchè man festgenommen, zu befreien, gab zu

em Handgemenge Aulaß, wobei ein Polizeidiener durch einen einwurf an der Schulter verwundet wurde. In Perigueux fielen die ruhen des Abends vor. Ein dichter Volkshaufe versammelte si näm-

h um 8 Uhr um den Freiheitsbaum herum und sang die Marseillaise. n er der Aufforderung, si zu zerstreuen, keine Folge leisten wollte, so ielten die Gensd’armerie und eine Abtheilung Infänterie Befehl, einzu- eiten. Dieselben wurden mit Schimpfreden, Pfeifen und zuleßt Steinwürfen empfangen, worauf sie von ihren Waffen Gebrauch ten, die Menge auseinander trieben und ungefähr 60 Verhaftun- vornahmen. Ein Polizeidiener und ein Infanterie-Offizier wurden ht verwundet. In Bordeaux waren die Unru;en ohne Bedeutung, h wurden 19 Personen verhaftet. In Annecy kam es vor einigen gen zu einem Streic zwischen fünf Arbeitern und fünf Soldaten. e leßteren machten von ihren Säbeln Gebrauch; einer der Arbeiter rde shwer und ein zweiter leiht verwundet.

7. September. (W. T. B.) Dem Vernehmen der lgence Havas“ zufolge wird der frühere Botschafter in Lon-

, Graf v. Harcourt, zum Gesandten in Bern er- nt werden.

Der Krankheitszustand von Guizot ist noch immer r bedenklich.

(W. T. B.) Das Journal „Univers“ is wegen ehrfaher, gegen den Marschall Serrano gerichteter Angriffe f 14 Tage suspendirt worden. Das Dekret, welches

Suspension ausfpricht, motivirt dieselbe dadurch, daß s Journal in einem in der Nummer vom 6. d. enthaltenen ikel in maßloser Weise zur Mißachtung der spanischen Regie- ng auffordere und dieselbe mit Shmähungen überhäufe, welche

è Beziehungen Frankreichs zum Auslande nothwendig kompro- ttiren, den öffentlihen Frieden stören und die Würde der sran- ischen Presse beeinträhtigen müßten.

Spanien. Madrid, 7. September. (W. T. B.) Der utische Gesandte Graf v. Haßtfeldt ist heute hier einge- ofen. Die Gesandten Deutschlands und Oefterreihs, Graf aßfeldt und Graf Ludolf erfuhren auf ihrer Reise hierher Sei- s der Bevölkerung vielfache uud lebhafte Sympathiebezeu- ngen. In Valladolid und in Avila wurden sie von den Prä- ¡ten und zahlreichen Korporationen empfangen und nahmen 1s ihnen Seitens der Behörden angebotene Banket an. In bvila brate Graf Haßfeldt einen Toast auf das Gedeihen Spa-

mens qus, den der Präfekt mit einem Toast auf Deutschland

d Oesterreich erwiderte.

Die Ármee, deren Kommando Marschall Serrano

glbstt übernehmen wird, soll ihre Aufstellung im Centrum Spa-

ens nehmen, um die dorthin vorgedrungenen carlistischen Ban- én zurückzuwerfen. Dieselbe wird eine Stärke von 60,000 Mann aben und von der Nordarmee, deren Oberbefehl Serrano nicht dernimmt, vollständig unabhängig sein. Das spanische Ge-

E V der Nordküste wird um zwei weitere Schiffe ver-

artt werden.

Santander, 7. September. Zembs\ch vom deutshen Kanoneiboot „Albatros“ is auf der Neise von St. Sebastian nah Santander von carlifstishen Batterien, welche auf die Stadt Guetaria feuerten, mit Kanonen- \hüssen angegriffen worden. Derselbe erwiderte diesen Angriff aus seinen Geschüßen, erzielte dabei einige Treffer und seßte darauf seine Reise nah Santander fort.

Italien. Rom, 4. September. (It. N.) Vorgestern traf Prinz Humbert in Verona ein und kommandirte an der Spive der ganzen Besaßung der Festung ein Manöver, das cinen Angriff auf das Fort an der Porta Nova vorstellte.

__— Die „Italia militare“ bestätigt, daß der General Pala- vicini vom Militär-Kommando Salerno zu dem von Neapel verseßt worden is; fie bestreitet aber, daß er das Kommando der Truppen übernehmen wird, welche gegen die Briganten in Sieilien zu operiren haben werden.

Am 3. September ift die E isenbahn von Cremona nach Mantua eröffnet worden.

_— Der Kriegs-Minister hat verfügt, daß die Feld- Artillerie-Regimenter im Laufe des bevorstehenden Winters mit den neuen 7 Centimeter-Kanonen versehen werden.

_— Der Minister des Innern hat an die Präfekten nachstehendes Cirkular gerichtet:

„Als die ersten europäischen Auswanderer in Venezuela ankamen, machte das „Diario de Avisos“ von Caracas bekannt, daß die Ein- wanderer mit dem Betreten des Bodens der Republik Venezuela auf ibre ursprüngliche Nationalität Verzicht geleistet und die des Staates, der fie aufgenommen, adoptirt hätten. Die Behörden wurden angewiesen, die. Eingewanderten wvorzuladen und ihnen deutlich zu verstehen zu geben, „daz die Regierung von Venezuela ihnen Gelegenheit giebt, aller Wohl- thaten, welhe die Republik gewährt, theilhaftig zu wer- den, daß sie aber keine Verantwortlichkeit für die Nachtheile über- nimmt, die ihnen aus Ursachen zustoßen, welche von dem Willen der Regierung unabhängig find, daß fie daher förmlich auf das Recht ver- zihten müssen, ihrè Beschwerden den Entscheidungen des diplomati- {hen Corps zu unterbreiten.“

Der- Minister fährt darauf fort:

„Ich habe, gestüßt auf offizielle Berichte, bereiis in meinem Cir- fular vom 5, Juni des laufenden Jahres die Täuschungen auf- gedeckt, die unter den Versprechungen verborgen liegen, die man den Auéwanderungslustigen macht, unr sie nah Venezuela zu locken. Auch habe ich bekannt gemacht, in welcher elenden Lage si die ersten dort- hin ausgewanderten Italiener befunden haben. Die vom „Diario de Apifos" veröffentlichte Bekanntmachung enthüllt die in der That sehr traurige Lage, welche den in Venezuela Einwandernden bereitet wird, ganz ungescheut, indem man jhnen das Bürgerrecht ertheilt , nicht um ihnen gleihe Rechte und Vortheile mit è den Eingeborenen zu geben, sondera ‘um sie dem Schuße ihrer Konsuln zu entziehen und der Willkür preiszugeben.. Machen Sie Jhre- Untergebenen auf die Bedeutung dieser Bedingung aufmérksam und lassen Sie dieselben auch durch die Bürgermeister und die Presse ver- warnen, während die Centralregierung die nöthigen Schritte in einer anderen Sphäre thun wird. Nicht minder wichtig ist es, gleichzeitig bekannt machen, daß die Regierung von Venezuela den Einwanderern (nach offiziellen Berichten) die ungesundesten Ländereien des Staates Bolivar im Bezirke Okumare del Tui anweisen läßt, wo im Durch- schnitt eine Hiße von 26 Grad herrscht.“

Aus Massa (bei Carrara) wird berihtet: Noch wer-

- den hie und da Haussuhungen und auch einzelne Berhaf-

tungen vorgenommen, inzwischen aber leiten Untersuhungs- rihter cinen Monstreprozeß nicht allein gegen die bei den leßten Unruhen Betheiligten ein, sondern auch gegen die bei den frühe- ren Brodkrawallen verhafteten Individuen, welche beinahe alle der Internationale angehören. Aus Reggio in der Emilia wird berichtet, daß in der Nacht -vom 29. auf den 30. v. M. Plakate an allen Siraßenecken angeschlagen worden, welche die Proletarier zum Aufstand auffordern. Die Polizei riß fie ab. Die Ruhe wurde nicht gestört.

Nufland nund Polen. St. Petersburg, 5. Sep- tember. Die Kaiserin ist in Begleitung der Großherzogin von Mecklenburg - Shwerin und der Großfürsten Ss\ergij und Paul Alexandrowitsch am 2. d. M. in Moskau eingetroffen. Der Kaiser hielt am 3. über die bei Moskau versammelten Truppen cine Revue ab. Am 4. Mor- gens wohnte Se. Majestät den Truppenmanövern bei und empfing dann den Gouvernements-Adelsmarschall und die Kreis- Adelsmarschälle des Moskauer Gouvernements. Um 6 Uhr dinirte Se. Majestät bei dem Moskauer General-Gouverneur und trat um 9 Uhr auf der Kursker Eisenbahn die Weiterreise nach Tschugujew an.

Der Fürst Georgi Maximilianowits{ch Roma- nowsfi, Herzog von Leuchtenberg, ist am 3. September ins Ausland abgereist.

Der Minister der Volksaufklärung und Ober- Procureur des Synods i|ff nach St. Petersburg zurückgekehrt und hat seine Funktionen wieder übecnommen.

Die Rückehr des Finanz-Ministers isst nah der russischen „St. P. 3.“ niht vor Dftober zu erwarten.

Durch eine Verfügung des Verwesers des Ministeriums des Innern, vom 2. September d. I., ist der Verkauf einzelner Nummern des „Golos“ verboten worden.

Aus Irkutsk wird der russishen „St. P. Z.* geschrie- ben, daß dort lezthin die Mitglieder einer Expedition einge- troffen find, welhe bis ins Innere von China vorzudringen beabsichtigt. Die Expedition besteht aus den Herren: Ssofs- nowsky, Oberst-Lieutenant im Generalstabe; Unter-Lieutenant Mitussowski (derselbe hat bereits eine Reise nah Kobi und Uliassutaï durch das Stromgebiet des oberen Irtys{ch gemacht) ; aus einem Naturforscher, einem Arzt u. A. Der Zweck dér Ex- pedition is ein doppelter: einerseits um die Centren der Thee- produktion zu studiren, andererseits um den Aufstand der Dun- ganen in seiner ganzen Entwickelung kennen zu lernen. Die Expedition will, Peking passirend, ganz Central-China bis zur nordwestlihen Pforte der großen Mauer durcreisen und sih dann zum Irtysch wenden, über Uliassutaï und Kobi. Die Expedition will auch die Mittel auffinden, um künftig die Thee- farawanen aus den westlihen Plantagen über den Irtysch diri- giren zu können.

Amerika. New-York, 7. September. (W. T. B.) Die republikanische Konvention der südlihen Unions- ftaaten iff zu einer Berathung über die Lage der Südstaaten zusammengerufen. In der Gegend des oberen Mississippi sind feindliche Indianerhaufen in großer Anzahl erschienen.

Neichstags - Angelegenheiten.

Durch Ernennung des bisherigen Regierungs-Affessor Iten Heeremann-Zuydwyk in Münsker zum Regierungs - Rath in Merseburg ist das Mandat vir für den 2. Wahlkreis des Regie- rungsbezirks Münster (Münster-Coesf eld) erloshen und eine Neuwahl nothwendig. Dasselbe gilt für den gleichen Wahlkreis des Hauses der Abgeordneten.

(W. T. B.) Der Kapitän *

Imi 14. Wahlkreis des Königreichs Sachseit (Borna u. \. w.) ist dur Ernennung des bisherigen Mac U Amtshauptimann von Könneriß in Chemniß zum Kreishauptmann in Zwickau eine Nachwahl erferderlich.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der bei Danzig erbeutete Finnfisch ist skekettict und Gerippe am Bleihof für das Museum dasclbst vet worden. e ____— Von Friedrich von Hellwalds „Kulturgeschichte in ihrer natürlichen Entwickelwng bis zur Gegenwart" (Augsburg, Lampart & Co.) sind soeben die 6. und 7. Lieferung ausgegeben worden. Dieselben haben folgenden Inhalt: Chriftenthunx und Heidenthum. Theilung des römis{en Neiches und ihre Folgen. Der Endkampf des Heidenthum3 gege das Christenthum. Die Gothen und Germanen an den &renzen des Reiches. Berüßrunger- der Römer mit den Germanen und Untergang des Westreiches: An-- fänge des Mittelalters : Würdigung des Mittelalters. Oftgothen, Longobarden, Sueven, Vandalen und Weftgothen. Die Frarkéèn in: Gallien und Deutschland, und die Angeln in Britcpnien. Das- Chriftenthum im Orient. Das Christenthum bei den germanischen: Völkern. Mönchthum und Klosterwefen. Ursprung des Feudaliêmus.. Die Leibeigenschaft. Die Kultur des Abendlandes bis auf Kark dew Großen. Der Orient und dec Jslam. Ein Blick auf das vorisla- mitische Vorderafien. Die Ursprünge des Jslam. Entwickelung und Wirkungen des Islam. Auébreitung des Jslam. Die Eroberungen der Araber. Folgen der Eroberung auf Religion und Kriegswejen. Entwickelung der staatlichen Einrichtungen. Die geistige und soziale Entwickelung der islamitischen Völker. Die natürlichen Ursachen der- arabischen Kultur. Neue fremde Einflüsse im Jslam. Der Jslam: in Spanien und Afrika. Fortschritte und Ausbrettung des Jslam iw: Asien. Politishe Entwickelung des Mittelalters: Der Kulturstrom,. ein Rückblick. Ausbildung der cristlih-germanischen Herrschaft im Abend- lande. Der Kämpf gegen das Heidenthum. Kampf der christlichen Welt des Westens gegen den mubaminedanishen Often. Entwickelung und Ausbildung der päpstlihen Macht. Der europäische Osten inx Kampfe gegen die asiatischen Horden.

___— Der König von Württemberg hat dem Bildhauer P: Müller die Gruppe: „Eberhard im Barte im Schooße eines Hirten“ zur Ausführung übertragen, und es soll jeßt zur Herstellung des Modells geschritten werden. Die Gruppe, Müllers eigene Erfin- dung, wird in kolossalem Maßstabe, stark über lebensgvoß, ausgeführt ; als Material dazu ist Tiroler Marmor gewählt. Ueber den Stand- ort ist, der „Carlsr. Ztg.“ zufolge, eine Bestimmung noch nicht ge- troffen. Die Gruppe besteht aus zwei Figuren; auf einer kleinen Ér- ed sigt der Hirte, auf seinem rechten Schenkel liegt Graf Eber-

ard. Es ist dem Künstler gelungen, neben dem \chönen arcitekto- nischen Aufbau auch einen Fluß der Linien zu erreichen, welcher der Gruppe den Ausdruck vollendeter Harmonie verleiht. In weiteren Kreisen bekannt ift desselben Meisters Orestes, von den Furien ver- folgt, nahdem er seine Mutter getödtei. Das Originalzelief, das auf der Wiener Weltausstellung prämiirt worden, ist für die plastische Sammlung des Museums der bildenden Künste in Stuttgart erworben worden. Cine Erklärung der Scene ist, wie bekannt, iw Goethe's Iphigenia enthalten.

Die „Triest. Ztg.“ meldet: Eine mehr als vierzehn Jahr=« hunderte alte Legende erzählt, daß, als es zum Begraben des Hunnen- fönigs Attila kam, die Theiß aus ihrem Bette geleitet, der Sarg in den Boden des Stromes versenkt und dem Flusse wieder sein altes Bett angewiesen wurde. Wie man nun aus Tißa-Roff mittheilt, glaubte man dort die Stelle gefunden zu haben, wo der Sarg verbor- gen liegt. Eine halbe Stunde abwärts von Roff entdeckäten nämlich Fischer in der Theiß eine etwa drei Klafter vom Ufer entfernte Stelle, welche, mit Stöcken L wie Erz tônt. Schwimmer tauchten unter das Wasser, maßen den entdeckten Gegenftand, und die gefundene Länge und Breite desselben bestärkten noch mehr in der Anficht, das man es mit einem versenkten Sarge zu thun habe. Wáärum nicht: Attila’s Sarg? Hat ja das Dorf „Roff* seinen Namen von einem Bruder Attila's. Leider war bis jeßt der Stand der Theisz noch immer viel zu hoh, um Hebeversuche anstellen zu kénnen. Bin= nen drei Wochen dürfte der Wasserstand cin geringerer fein, und dann wird ernstlih an die Untersuchung gegangen werden können.

Jtalien begeht heute den 400. Geburtstag des Dich- ters Lodovico Ariosto, geb. zu Reggio am 8. September 1474.

Linnich,- 6. September. Gestern Abend 9 Uhr 5 Minuten wurde hier wiederum eine Erderschütterung bemerkt.

Am 3. September in den Nachmittagsstunden eutlud sih über der Stadt Zerbst und deren Umgegend ein Unwetter, welches be=- sonders die umliegenden Ortschaften betroffen hat.

Verkehrs-Anstalten.

Plymouth, 7. September. (W. T. B.) Der Hamburger Posta= dampfer „Holsatia* ist hier angekommen.

Southampton, 7. September. (W. T. B.) Der Nord- deutsche Lloyddampfer „Ohio“ ist hier eingetroffen.

Königliche Schauspiele.

Mittwoch, den 9. September. Opernhaus. (164. Vorstel= lung.) Margarethe. Oper in 5 Akten nah Gocthe's Faust. Musik von Gounod. @ Ballet von P. Taglioni. Margarethe: Frau Kupfer-Berger, als Debüt. Siebel: Frl. Horina. Faust :: Hr. Link. Mephiftopheles: Hr. Salomon. Valentin: Hr. Beh. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise. i

Schauspielhaus. (167. Vorstellung.) Er muß aufs Land. Lustspiel im 3 Äbtheilungen von W. Friedrich. Frau von Flor Frl. Sigur, vom Stadttheater in Wien, als Gast. Anfang. 7 Uhr. Mittelpreise.

Donnerstag, den 10. September. Opernhaus. Zam Besten. der Genossenschaft deutsher Bühnen-Angehöriger. Die Huge= notten. Oper in 5 Abtheilungen. Musik von Meyerbeer. Ballet: von Taglioni. Margarethe von Valois: Frl. Lehmann. Va= lentine: Fr. v. Voggenhuber. St. Bris:. Hr. Krolap. Nepers Hr. Beh. Raoul: Hr. Niemann. Marcel: Hr. Fuicke. Anfang halb 7 Uhr. Hohe Preise.

Sämmtliche freie Entréss (mit alleiniger Ausnahme: derer für die Presse) find ungültig, dagegen werden deu Befißern von Dienst- und Freipläßen die betreffenden Billets gegen Zahlung. bia Vormittags 12 Uhr an der Kasse reservirt. Die permanent reservirten Billets haben für diese Vorstellung Gültigkeit.

Schauspielhaus. (268. Vorstellung.) Die Bekenntnisse. Lustspiet in 3 Akten von Bauecnfeld. Vorhe%: Badekuren. Lust=»: spiel in 1 Aft von G. zu Puttlizg. Anfang 7 Uhr. Mittel

Preise.

Es wird ersucht, die Meldekarten {sowohl zu den Dpern= haus-, wie zu den Schauspielhaus-Vorftellungen) in den Brief fasten des Mech auses, welcher fh am Anbau defselben, gegews über der Katholischen Kirche, befindet, zu legen.

Dieser Briefkasten ist täglich für die Vorstellungen des. fol genden Tages nur von 10 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet.

Meldungen um Theatec-Billets im Bureau der Generals Intendantur oder an anderen Orten werden als nit eagegans. gen angesehen und finden keine Beantwortung.