1874 / 211 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 09 Sep 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Herstellung weiterer Eisenbahn-Verbindungen zwischen Baden und Elsaß-Lothringen, nämlich der Linien Leopoldshöhe St. Ludwig, Müllheim Mülhausen, Alt- breisah Colmar.

Der Erste Prâäfident des Verbandes der badischen Militär- Vereine, Hauptmann a. D. Schneider in Karlsruhe, hat eine „Einladung an sämmtliche Militär-, Krieger-, Landwehr-, Reser- visten- und Veteranenvereine im Großherzogthum Baden zur Theilnahme an dem am 27. September 1874 in Karlsruhe ftatt- findenden „I. badishen Kriegerfeste“ erlafsen.

Freiburg i. Br., 8. September. (W. T. B.) In der heutigen von 4—5000 Personen besuchten Schlußsibßung des Altkatholiken - Kongresses sprahen Ober - Staatsanwalt Streng, Prof. Meßmer und Bischof Reinkens. Der Ober- Staatsanwalt Streng wandte fich in seiner Rede gegen den den Altkatholiken gemahten Vorwurf, daß fie die von ihnen als nothwendig erkannten Reformen bisher in zu geringem Umfange in Angriff genommen hätten, und hob zu diesem Zwecke die bereits beschlossenen Reformen in Bezug auf die Beichte und die Einführung der Landes\sprache bei dem Gottesdienst hervor. Bischof Reinkens begann seine Rede mit der Erklärung, daß er in Baden landesherrlich anerkannter Bischof sei. Diese seine Stellung lege allen Behörden des Landes die Pflicht auf, Rüfihten des Anstandes gegen ihn zu nehmen, sowie auch er seinerseits gehalten sei, dieselben zu beob- achten. Der Verwalter des erzbishöflihen Stuhles aber, Herr Lothar v. Kuebel, habe diese Pflichten verleßt, indem er unter dem 19. März d. I., noch dazu unbefugter Weise, ein Hirtenshreiben erlassen habe, das die Altkatholiken und ihn (den Redner) vielfah verleumde. Er beschränke fich darauf, nur eine dieser Verleumdungen, betreffend seine Predigt in Constanz, zurückzuweisen und erkläre zu diesem Zwecke öffentlih vor dieser Versammlung, daß jedes Wort der Angaben, welche Herr Lothar v. Kuebel über dieselbe gemacht habe, eine dreiste Lüge sei. Herr Lothar v. Kuebel habe endlich die chrifilihen Pflichten verkannt, da er seine unwahren Aeußerungen nicht widerrufen habe. Prof. Schulte tadelte in seiner Shlußrede das Verhalten der deutschen Bischöfe, welhe zwar auf dem Konzil gegen das Unfehlbarkeits- dogma protestirt, nah ihrer Rückkehr aber behauptet hätten, daß die Unfehlbarkeit des Papstes ein hergebrahter Glaubens\aß sei. Daher treffe fie der Vorwurf der Charakterlofigkeit. Prof. Schulte {loß die Versammlung mit einem Hoh auf den Kaiser und den Großherzog.

Hessen. Darmstadt, 7. September. (Fr. I.) In dem Gesezentwurf über die rechtlihe Stellung der Kirchen- und Religionsgemeinschaften im Staate ist auch_ die Be- ftimmung enthalten, daß öffentlihe Wege und ‘Pläße zu firhlihen oder religiösen Feierlichkeiten nur mit Zustim- mung der Obrigkeit benußt werden dürfen. Die Motive be- merken dazu: ; /

„Es foll durch diese Bestimmung dem Mißverständniß vorgebeugt werden, als ob in dem durch die Art. 1 und 2 gewährten Rechte der ffentlichen Gottesverehrung das Recht enthalten . sei, öffentliche Wege und Plätze zu gottesdienstlichen Landlungen auch dann benußén zu dürfen, wenn einer solchen Benußung politische Rücksichten im Wege stehen. Uebrigens ist es nicht die Absicht, die Einholung einer auêsdrüdcklichen polizeilihen Erlaubniß in jedem einzelnen Falle, soweit dieselbe niht hon nah anderen geseßlich bestehenden Bestimmungen nöthig ist, vorzuschreiben. Vielmehr kann die Zustim- mung der Obrigkeit, von welcher hier die Rede ift, auch stillschweigend erfolgen, und es wird eine solche stillschweigende Zustimmung insbe- sondere dann der Regel nach vorauszuseßzen sein, wenn die Feierlich- keiten, um die es sich handelt, nur einem bisher stets geübten Herkom- men entsprechen.“

Sachsen-Meiningen-Hildburghausfen. Vieiningen, 6. September. Der Herzog Bernhard hat mit der Her- zogin Marie die Refidenz von Altenstein wieder hierher verlegt.

Sachsen - Altenburg. Altenburg, 5. September. Am 3. d. Mits. starb ns im Neustädter Kreise der Wirk- lihe Geh. Rath a. D. Hans Conon v. d. Gabelenz. Im Jahre 1848 wurde er als einer der 17 Vertrauensmänner für die sächsischen Fürstenthümer nah Frankfurt entsendet und fun- girte daselbft dann als Bundestagsgesandter bis zur Auflösung der Bundesversammlung im Juni 1848. Im November des- selben Jahres übernahm er die Leitung des Herzoglichen Mini- fteriums, bat jedoch shon im August 1849 wiederum um seine Entlaffung von diesem Posten, sowie auch mit der veränderten Organisation des weimarishen Landtages seine Amtirung als dortiger Landtagsmarshall fich erledigte. Im Jahre 1850 war er für Altenburg Mitglied des Erfurter Staatenhauses. Seit dem Iahre 1851 fungirte er außerdem bis 1868 fast ununter- brochen als Präsident der altenburgishen Landschaft, deren Verhandlungen er stets mit Takt und Geschick leitete. Der Verstorbene hat fich auch durch seine orientalishen Sprach- studien Ruf erworben, welche ihn mit den Gelehrten aller Län- der auf diesem Gebiete in Verbindung brahten. Mit Vorliebe bebaute er daneben besonders das Gebiet der Geschichte. Seit 1838 stand v. d. Gabeleny der von ihm hauptsählih mit begründeten geshichts- und alterthumsforshenden Gesellschaft des Ofierlandes vor, deren „Mittheilungen“ aus seiner Feder eben- falls eine Reihe der gehaltvollsten Aufsäße enthalten. Eine lange Reihe von Jahren leitete er außerdem als Präfident auch die alljährlihen Generalversammlungen der deutshen Geschichts- und Alterthumsvereine.

Reuß. Gera, 5. September. Dem Fürstlihen Hofe ift die Trauernachriht zugegangen, daß am 3. d. Prinz Adolph Ludwig Albrecht von Bentheim-Tecklenburg-Rheda gestorben ist. Der Verewigte war vermählt \eit dem 7. März 1843 mit Prinzesfin Anna Caroline Louise Adelheid Reuß, Schwester des regierenden Fürften.

LübeŒck, 5. September. Die mit Erläuterungsberiht des Finanzdepartements an den Senat vom 31. v. Mts. begleitete Rechnungsablage der Stadtkasse über das Verwal- tungsjahr 1873 bestätigt Dasjenige, was man über den glän- zenden finanziellen Ausfall dieses Jahres {hon vor mehreren Monaten gesprähsweise vernahm. Nach dem Voranschlage der Einnahmen mit Ct. Mrk. 1,763,027 und die Ausgaben mit Ct. Mrk, 1,662,698, stand ein Ueberihuß von Ct. Mrk. 100,329 in Ausficht. Statt dessen hat bei einer Mehrausgabe von Ct. Mrf. 33,390, die weserttlih in der Aufbesserung der Beamten- gehalte mit Anfang des vorigen Jahres ihren Grund hatte, eine Mehreinnahme von Ct. Mrk. 242,929 ftiattgefunden, so daß der reine Uebershuß mit Ct. Mrk. 209,539 mehr als das Doppelte des Voranschlages betrug. Dieser Uebershuß ist in die Reserve- kasse verfirt worden, welche dadurh am Schlusse des Jahres 1873 auf Ct. Mrk. 678,693 angewachsen war; doch find auf diese Summen mittlerweile {on wieder Ct. Mrk. 398,593 an- gewiesen worden, so daß gegenwärtig nur noch Ct. Mrk. 280,100

verfügbar bleiben, über welche zum Zwecke größerer Bauten, namentlich Hafenbauten, vorausfihtlih bis Schluß dieses Jahres ebenfalls disponirt sein wird.

Oesterreich-Ungarn. Prag, 8. September. Der Kaiser wird am 12. d. M., Nachmittags, mit Separatzug der Nordwestbahn die Rückreise hierher antreten und in Wien um 105 Uhr Nachîs eintreffen.

Der Minister-Präfident Für| Adolf Auersperg begiebt fich morgen, am 8. d. M., zu einer Hofjagd nach Aspern an der Donau.

6. September. Der Erzherzog KronprinzRudolf wird am Sonnabend von I\s{l in Schönbrunn erwartet. Der Erzherzog Karl Ferdinand ift von Gmunden in Wien ein- getroffen.

Die russische Deputation, welche den Manövern bei Brandeis beiwohnen wird, is bereits hier eingetroffen, und zwar der General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers Alexander, General-Lieutenant von Minkwiß, der Kommandant der dritten Garde-Artillerie-Brigade General Ovander, der Regiments-Kom- mandant V. v. Krylor, der Oberst im Generalstab Prinz -Ca- tacuzéne und der Kommandant des Garde-Husaren-Regiments von Grodno, General à la suite Graf von Balmann.

Prag, 8. September. (W. T. B.) Die Reise des Kaisers hierher war von ununterbrochenen Ovationen der Be- völkerung begleitet, die hiefige Stadt hat sich vorwiegend mit Flaggen und Fahnen in den Reichsfarben ges{chmüdckt. Die gestern Abend fiattgehabte Illumination der Stadt war sehr glänzend. An der großen Hoftafel nahmen beide Fürsten Schwarzenberg, Fürst Lippe, viele Mitglieder des böhmischen Landesadels und andere Notabiltäten Theil.

Heute Vormittag hat der Kaiser die Geistlichkeit unter Füh- rung des Kardinal-Erzbishofs Fürsten von Schwarzenberg, fer- ner den Adel, die Militärbehörden, sowie den Landesaus\{huß unter Führung des Fürsten Karl v. Auersperg empfangen. Sodann fand der Empfang des Bürgermeisters Hulesch und der Mitglieder der Stadtvertretung, des Statthalters und der übri- gen Behörden ftatt. Um 12 Uhr begannen die Privataudienzen. Der Kaiser wird bereits morgen früh um 3 Uhr nach Brandeis abreisen.

9. September. (W. T. B.) Die Adreßdeputation des Prager Stadtraths isst gestern, unter Führung von Zeithammer, vom Kaiser empfangen und hat demselben die be- kannte Adresse überreicht. Leßterer beshränkte sih darauf, der De- putation zu erwidern, daß er den ihm dargebrahten Ausdruck der Loyalität mit Dank entgegengenommen habe und daß er an dem Emporblühen der Stadt Prag das lebhafteste Interesse nehme. Die Deputationen der Städte Leitomischl, Policka, Sobotka, welche eine ähnlihe, aber das böhmische Staatsrecht stärker be- tonende Adresse zu überreichen beabsichtigten, wurden vom Kaiser niht empfangen. Gestern Nahmittag besuchte der Kaiser das hier abgehaltene Festschießen, wohnte darauf einer ihm zu Ehren

veranstalteten Regatta bei, und besichtigte mehrere öffentliche Um 6 Uhr fand das Diner ftatt, zu dem 70 Per-

Institute. sonen Einladungen erhalten hatten. Abends wohnte der Kaiser der Vorstellung im deutschen Landestheater bei, wo er vom Publikum mit den ftürmishsten Ovationen empfangen wurde. Die Erzherzoge Albrecht, Wilhelm und Rainer find gestern hier eingetroffen.

Heute Morgen if der Kaiser Franz Ioseph zu den Manö- vern nach Brand eis abgereist, wo auch der König von Sach- sen bereits angekommen ift.

Peft, 5. September. Der Kommunikations-Minister Zi chy begiebt fich Montag früh in Angelegenheit des rumänischen Eisenbahnanshlusses nah Wien.

Agram, 5. September. Der Landtag ift in der Spezial- debatte über den Volks\chulgeseßentwurf bis 8. 85 gelangt, welche größtentheils nach den Ausshußanträgen angenommen wurden. Sämmtliche Amendements bis auf jenes Dr. Spuns, der die zeitweilige Befreiung vom Schulbesuche erzeptionell be- antragt, wurden abgelehnt. Die Spezialdebatte wird Montag fortgeseßt werden.

Schweiz. Genf, 3. September. Das „Institut für internationales Recht“ hat den „Entwurf des Reglements für die internationalen Schiedsgerichte“, dessen erste Redaktion aus der Feder des Dr. Goldschmidt in Leipzig ift, bereits zu Ende berathen. Dafselbe hat mannichfaltige Veränderungen erfahren. Dem Institute liegen noch zwei Arbeiten zur Be- rathung vor, die eine von Prof. Bluntschli „Ueber die drei Re- geln von Washington“, die andere von Commandeur Mancini und Prof. Affer „Ueber die Wünschbarkeit, gewisse Hauptbestim- mungen des internationalen Privatrehtes für alle Staaten in der Form einer oder mehrerer internationaler Verträge obli- gatorisch zu machen.“

Die sogenannten „Drei Regeln von Washington“, welche anläßlih des Vertrags zwischen den Vereinigten Staaten und England, den Alabamakonflikt durch ein Schiedsgericht ent- \cheiden zu lassen, aufgestellt worden find, bestimmen, daß ein neutraler Staat verpflichtet ist:

__‘1) Unter Anwendung s{uldiger Eile (due diligence) im Gebiete seiner Jurisdiktion die Ausrüstung und Bemannung eines Schiffes zu verhindern, von dem man annehmen kann, daß es als Kreazer oder Kriegs\{iff verwendet werden foll; 2) niht zu erlauben, daß eire friegführende Macht \ich seiner Häfen oder Gewässer als Basis für ihre Sciffsoperationen bediene, oder um ihr Kriegsmatecial zu erneuern und zu vermehren, und endlich 3) jeine Hâfen und Gewässer wie alle unter seiner Jurxisdiktion stehenden Personen ftreng zu überwachen, damit feine Ber- lebung dieser Verpflichtungen stattfinde. Ueber dic zweite Traktande erstattete Prof. Bluntshli aus Heidelberg Beriht. Derselbe resu- mirte seine Ansicht wie folgt: 1) die drei Regeln des Vertrages von Washington führen in das internationale Recht keinen neuen Grund- faß ein. Sie find nur die klare Arwendung des anerkannten juristi- schen dia gen, daß der neutrale Staat, welcher wünschr, mit den kriegführenden Mächten in Frieden zu leben und die Rechte der Neu- tralität zu genießen, auch die Pflicht hat, in keiner Weise am Kriege theilzunehmen, indem er einer der friegführenden Mächte oder beiden zuglei militärische Hülfe leistet, je darüber zu wachen, daß sein Gebiet von andern Personen zur Theilnahme am Kriege nicht gemißbraucht werde. 2) Die Verleßung dieser Pflicht des neutralen Staates darf nicht auf bloßer Muthmaßung beruhen; sei cs, daß man dem neutralen Staate eine feindlihe Absicht (dolus) oder nur Nachlässigkeit (culpa) vorwirft, so muß sie, wenn sie niht eingestanden wird oder notorisch ift, bewiesen werden. 3) Die dur eine Verießung der Pflichten der Neuiralität beeinträhtigte Macht hat nur in ernsten Fällen und während der Dauer des Krieges das Recht, die Neutralität als auf- gegeben zu betrahten und sich gegen den seilher neutralen Staat mit den Waffen zu vertheidigen. In weniger ernsten Fällen und nah beendigtem Kriege gehören solche Streitigkeiten vor das Forum des Schiedsgecichtes. 4) Das Schiedsgericht urtheilt ex bono et aequo über die Entshädigung, welche der neutrale Staat in Folge seiner Verantwortlichkeit dem beeinträchtigten Staate zu leisten hat.

Jedenfalls werden diese zwei Thema die Aufmerksamkeit der Mitglieder des Instituts, welche fich sämmilih an der Diskussion sehr lebhaft betheiligen, noch für mehrere Tage in Anspru neh- men. Aus diesem Grunde werden von jezt an täglich zwei Sizungen ftattfinden, Vormittags 81/4 und Nahmittags 2 Uhr. Professor Bluntschli ist in Genf geftern von Brüssel angekom- men, laut Vernehmen mit dem Baron v. JIomini, dem Präfi- denten des fo eben beendigten Brüsseler Kongresses, welcher fih nach Vevey zu dem dort weilenden ruffishen Reichskanzler, Für- ften Gortschakoff, begeben hat.

5. September. Heute hat das „Institut für internatio- nales Recht“ seine Sitzungen geschlossen. Die Mitglieder wur- den von feinem Präsidenten, Commandeur Mancini, mit einer warmen Ansprache entlassen. Ueber das Resultat seiner legten Berathungen verlautet noch nichts Näheres. Laut Vernehmen ift eines seiner Mitglieder, Hr. de Laveleye, mit der Ausarbei- tung eines authentishen Resumés seiner sämmtlichen Arbeiten während seines lezten Beisammenseins beauftragt. Als nächst- jähriger Versammlungsort if vom Instiuut La Haye auser- sehen worden.

Niederlande. Haag, 6. September. Der König hat durch Beschluß vom 2. d. M. den bisherigen päpstlihen Inter- nuntius am niederländischen Hofe, Msgr. Bianchi, zum Ritter- großkreuz des Ordens des niederländischen Löwen ernannt.

Der Prinz Alexander, des Königs jüngerer Sohn, welher gegenwärtig in St. Petersburg zum Besuche am rufssi- \chen Hofe weilt, ist von dem Kaiser von Rußland bei Gelegen- heit seines Geburtstages (25. August) zum Obersten des rusfsi- \chen Regiments „König Wilhelm 111. der Niederlande“ ernannt worden. Der Prinz Heinri, Statthalter von Luxemburg, hat gestern den Haag verlassen, um eine Reise nah Deutschland zu unternehmen.

Gutem Vernehmen nach hat General-Lieutenant van Swieten durh telegraphische Depeshe nah dem Haag gemel- det, er werde am 9. d. M. in Marseille eintreffen. Außer dem bisherigen Kolonien-Minisfter Fransen van de Putte hat fih auch der frühere Minifter Geertsema bereits nah Marseille be- geben, um van Swieten dort zu erwarten.

Der Gemeinderath von Amsterdam hat in einer seiner jüngsten Sißungen die in seiner Sizung vom 27. August be- gonnene Berathung des bürgermeisterlihen Antrages auf Kon- trahirung eines neuen Anlehens im Belaufe von 17 Mill. Gulden, welche auf die Ausführung einer Reihe von Bau-Unter- nehmungen verwendet werden follen, zum Abschlusse gebracht. Ueber Lie verschiedenen Posten, auf welche sich diese Summe ver- theilt, hatten die eingehendsten Verhandlungen statt, besonders über die vorgestern zur «Erörterung gekommenen, nach welchem von diesem Anlehen ein Betrag von 1,800,000 Gulden dem in der Bildung begriffenen „Amsterdamer Vereine für Errichtung von Arbeiter-Wohnungen“ zur Verfügung gestellt werden \soll, und zwar unter denselben Bedingungen, welche die Stadt bezüglih Der Verzinsung und Amortisation des Anlehens zu erfüllen haben wird, gegen eine Garantieleistung im Belaufe von 500,000 Gulden, die der Verein in 21/zproz. inläudishen Staatsobligationen bestellen würde. Die Mehrheit der ¿&inanz- Kommission des Gemeinderathes hatte fih gegen, die Minorität für Bewilligung des zu dem angegebenen Zwecke verlangten Unterstüßungskredites erklärt. Der Gemeinderath hat, wie die übrigen, auch diesen Posten des bürgermeisterlihen Antrages ge- nehmigt. Er sprach sich mit 16 gegen 14 Stimmen für die Ge- währun: des Untérstüßungskredites aus, ebenso dafür, daß dem betreffenden Vereine das erforderliche Terrain, auf welhem er 1200 Arbeiter-Wohnungen unter Kontrole ftädtisher Beamten herzustellen fih verpflihtet, von der Gemeinde unentgeltlich zur Benuzung gegeben werden soll. Der Verein hat es fich zur Aufgabe. gemacht, die Kellerwohnungen durch gesunde Wohn- räume zu erseßen.

Frankreih. Paris, 7. September. Neuesten Bestim- mungen zufolge wird der Marschall Mac Mahon, der heute bei Corbeil auf der Jagd if, am nächsten Freitag aus den Hän- den des spanischen Gesandten, Marquis Vega de Armijo,

dessen Beglaubigungs\czreiben entgegennehmen, an demselben

Tage nach Lille abreisen, dort den Sonnabend verbringen, Sonn- tag und Montag den Manövern im Lager von Bethune bei- wohnen, Dienstag Arras besuchen und des Abends wieder in Paris eintreffen.

Heute begannen in Marseille die krieg sgericht- [lihen Verhandlungen gegen die der Theilnahme an den dortigen revolutionären Vorgängen von 1870—71 angeklagten Individuen. Das erste derselben, Safini, if, wie man soeben telegraphisch meldet, zu fünfjähriger Zwangsarbeit und Stellung unter Polizeiauffiht auf ebenfalls fünf Jahre verurtheilt worden.

8. September. (W. T. B.) Der KriegsckMinifster hat dem Kommandanten der Pyrenäen-Division, General Pourcet, den Befehl zugehen lassen, die Ueberwachung der Py- renäen-Grenze und der Bidassoa-Linie mit größter Strenge zu handhaben.

Die hier verbreitete Nachricht von dem Tode Guizots ist unbegründet.

Spanien. Madrid, 8. September. (W. T. B.) Die amtlihe „Gaceta“ meldet, daß dém General Laserna der Oberbefehl über die Nordarmee übertragen ift. Unter ihm werden Ceballos im Centrum und Loma auf dem linken Flügel ein Kommando führen.

Die „Iberia“ versichert, daß die Einberufung der Cortes niht in Rede stehe.

Santander, 8. September. (W. T. B.) Carlistishe Banden haben am vergangenen Sonntag auf einen Eisen- bahnzug geschossen, auf welhem fih nach einem bei ihnen verbreiteten Gerüchte die Gesandten von Deutschland und Oester- reih befinden jollten. Der Maschinist und der Heizer dieses Zuges wurden- getödtet.

Îtalien. Rom, 4. September. Nach der „Italia“ hat geftern der Ministerrath definitiv die Auflösung der Kam- mer und die Vornahme von Neuwahlen beshlossen. Das E wird dem Vernehmen nach Mitte November eröffnet werden.

Das die Börsengeschäfte betreffende Geseß soll am 1. Januar künftigen Jahres in Kraft treten.

Nath der am 23. Juli zu Rom ausgegebenen Nummer der Zeitschrift „L’Italia militare“ is nunmehr der 3. Theik der Istruzioni per la mobilitazione e la formazione di guerra dell? esercito erschienen. Dieser Theil enthält, dem ,„Mil.-Wochenbl.“ zufolge, die allgemeinen Normen, welche bei einer Mobilmahung des italienischen Heeres zu beahten sind, und namentlih die ver- schiedenen Operationen, welche die Truppen und einzelnen Branthen der Verwaltung durchzumachen haben, um von dem Friedens- auf den Kriegsfuß zu gelangen. Nach diesen Normen

S sollen alle Militär-Behörden spezielle Entwürfe aufstellen, welche alle Einzelheiten für den Fall einer Mobilmachung vorsehen, damit beim Eintritt “dieses Falles sich der Uebergang vom i 17% ls auf den Kriegsfuß mit Ordnung und Schnelligkeit vollziehe.

In Bologna, Venedig, Catanzaro haben einige weitere Verhaftungen stattgefunden. Die „Gazetta dell" Emilia“ berihtet unterm 29. August aus Bologna: Noch jeden Abend durchfireifen Kavallerie- und Infanteriepatrouillen die Umgegend der Stadt, um die öffentlihe Ruhe und Sicherheit aufrecht zu erhalten, und ebenso werden die Thore San Ma- molo und San Michele besezt erhalten. Auch die Forts und Pulvermagazine find mit doppelten Posten beseßt. Und wir glauben, daß das Militär-Kommando von Bologna seine guten Gründe hat, fich \so auf der Hut zu erhalten. Uebrigens ift man hier aus früheren Vorgängen \{chon daran gewöhnt.

NRuߧßland und Polen. St. Petersburg, s. Sep- tember. Der Kaiser, in Begleitung des regierenden Gro ß- herzogs und des Erbgroßherzogs von Mecklenburg- Schwerin und des Prinzen Alexander der Niederlande, sowie gefolgt von einer zahlreihen und glänzenden Suite, begab fich, wie die „Mosk. Ztg.“ meldet, am 3. d. M., Morgens um 10 Uhr, vom Palais in Petrowskoje auf das Manöverfeld von Chodynsfoje, wo alle in Moskau und Umgegend liegenden Truppen in Front standen. Begrüßt durch begeisterte Zurufe des Volks, das an ‘den Eingängen zum Palais wie auf dem Paradeplaßz in gedrängten Hausen ftand, ritt Se. Majestät die Truppenfront im Schritt ab und ließ dann zweimal defiliren. Bei Beginn der Revue traf die Großherzogin von Meck- lenburg-Schwerin nebst Gefolge in Chodynskoje ein und verweilte dort bis zum Schluß der Revue. Abends mar die Hauptstadt illuminirt und dichte Volkshaufen drängten fi in den Straßen, welhe den Kaiser überall mit weithin {hallenden Surrahs begrüßten.

8. September. (W. T. B.) Der Kaiser von Ruß- [land ist heute Morgen in Nicolajeff angekommen.

Dänemark. Kopenhagen, 3. September. Unterm 1. d. M. if vom Finanz-Ministerium folgende Bekannt- machung erlassen worden, wodurch die Bestimmungen des Münzgeseßes hinsichtlih der Einführung der neuen Rehnungs- einheit in Erinnerung gebracht wird:

„Da die dur: das Gefeß vom 23. Mai 18373 für die dänische Monarchie festgestellte Ne Gau e, die „Krone“, eingetheilt in 100 Oere, mit Bezug auf die Allerhöchste Resolution Sr. Majestät des Königs vom 20. Mai d. J. am 1. Januar 1875 eingeführt wer- den soll, hat das Finanz-Ministerium es für richtig gehalten s{on jeßt daran zu erinnern, daß demzufoige vom 1. Januar 1875 an alle Zah!ungsverpflichtungen in Kronenmünze lauten müssen. Von dem- Jelben Datum an soll desgleichen die Krone als Rechnungseinheit in allen Rechnungen und Ausfertigungen des Staates der Nationalbank und der Kommunen angewandt werden; dieser Verpflichtung ift eben- falls jedes Institut oder jede Gesellschaft, welhe von der Regierung fonzessionixt ist oder zufolge Geseß oder Bewilligung Stempel- begünstigung genießt, unterworfen. Ueberiretungen werden mit Geld- strafen voa 10—200 Kronen bestraft. j

Die „Berl. Tid.* enthält heute einen „Offenen Brief“ des Königs, wodurch der Reichstag auf den 5. Oktober ein- berufen wird.

Nr. 18 des „Central-Blatts der Abgaben-, Gewerbe- und Handels-Geießgebung und Verwaltung in den Kö- niglich Preußishen Staaten“ hat folgenden Jnhalt: Ver- fügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Verhütung der miß- bräuclihen Extrahirung von Begleitscheinen IT. betreffend, vom 8. Juli

Die Posthandbücher.

Es ifi eine alte, in der täglichen Praxis fich immer wieder erneuernde Erfahrung, daß, obwohl die für den dienstlihen Ge- brau der Poftanstalten bestimmten offiziellen Sammlungen der geseßlihen und reglementarishen Bestimmungen und der Tarife für den Postverkehr auch an Privatpersonen käuflich abgelassen werden und allen hierin eintretenden wichtigeren Veränderungen dur Veröffentlihung in der Tagespresse die weiteste Verbreitung gegeben wird, das mit den Postanstalten verkehrende Publikum dennoch weder mit den Vorschriften der Postgeseße und den reglementarishen Bestimmungen für die Benußung der Post- anlagen, noch mit den Tarifen, oder selbst den für einzelne Orte bestehenden besonderen Einrichtungen genügend bekannt ift. Aus dieser mangelhaften Kenntniß entstehen bei dem in alle Lebens- beziehungen so tief eingreifenden Einflusse des Verkehrsinstituts der Post, außer sonstigen erhebliten Nachtheilen, welche das Publikum allein tragen muß, auch für den Poftbetrieb selbst zahlreiche Unzuträglichkeiten und Erschwernisse, welche, in ihren Anfängen scheinbar unwesentlih und auf enge Grenzen beshränft, bei der innigen Wechselwirkung der verschiedenen Zweige des großen Organismus do auf weite Kreise einwirken und selb|t bis zu solhen Punkten hin fi erstrecken, die zu der ursprüng- lihen Ursache anscheinend in gar keiner Beziehung stehen.

Die möglichste Beseitigung oder doch Milderung des er- wähnten Uebelstandes läßt ih naturgemäß nur dadur erreichen, daß das Publikum mehr als bisher darauf hingeführt wird, fh die Kenntniß der postalishen Vorschriften, Tarife 2c. anzueignen. Als das beste Mittel hierfür empfiehlt fich die Herausgabe von kleineren Kompendien, Posthandbüchern 2c., welhe aus der Fülle des weitshihtigen Materials das für den täglihen Gebrauch Wissenswerthe ausfondern und es in verständlicher, knapper, alles mühsame Auffuchen aus\{hließender Form dem Publikum darbieten, so daß dasselbe diesem auch für einen billigen Preis zu erlangenden Wegweser für den Postverkehr, als einem ficheren Führer, sich gern anvertraut.

Von diesem Gesichtspunkte aus hatte die Postverwaltung \{chon früher auf die Wichtigkeit solcher, für einzelne größere Orte oder bestimmt abgegrenzte Distrikte berechneten Werke und Ver- öffentlihungen hingewiesen und zur Herausgabe derselben an- geregt. Diese Anregung hat an manchen Orten fruchtbar ge- wirkt, allein bisher noch nicht in dem für die Erreihung des Zweckes wünschenswerthen Umfange, sei es, daß Verleger und Bearbeiter \sih durch die Befürhtung ungünstiger finanzieller Ergebnisse von der Herausgabe ähnlicher Werke hatten abschrecken lassen, sei es, daß niht überall die zur Lösung der Aufgabe ge- eigneten Kräfte vorhanden waren.

Das Beispiel des Auslandes lehrt aber, daß derartige Ver- öffentlihungen, wenn fie in geshickter Art veranstaltet werden, fih durhaus günstigen Erfolges zu erfreuen haben. Hauptbedin-

ungen dafür find: Beschränkung auf den Rahmen lokaler Ver- hältuiffe, gedrängte, überfichtlihe Gruppirung des Inhalts, und ein billiger Preis. Werke, welche diesen Anforderungen ent- \prehen, wie z. B. die „Local Post Guides“ von Liverpool, Manchester, Birmingham 2c. (welche namentlich die für das

1874. Cirkular - Verfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Einstellung der Erhebung des Zeitungs- und Kalenderstempels be- treffend, vom 26. Mai 1874.

Die Nr. 18 der Hydrographishen Mittheilungen, berauêgegeben von dem Hydrographishen Bureau der Kaiserlichen Admiralität, vom 5. September, hat folgenden Jnhalt : Die Kerguelen- und Mac Donald- (Heard-) Inseln nach den neuesten Forshungen von S. M. S. „Arcona* und J. B. M. S. „Challenger*. Be- schreibung und Ansegelung der Südküste von Island. Segelanwei- sung für- die Häfen von Casilda und Tunas an der Südküfte von Cuba, nebst Beschreibung und Lage der Bank Pickle. Beschreibung der Insel Palmyra und Nachforschung nah mehreren Inseln und Untiefen im Nördlichen Stillen Ocean. Navigirung durch die Een Passagen im Rothen Meere. Kleinere hydrographische

otizen.

Statistische Nachrichten.

Der permanente Auss{uß des internationalen statistischen Kongresses in Stockholm hat in der Sißung am 29. August über einen von Keleti (Ungarn) und Engel (Preußen) gestellten Vorschlag, betreffend die Aufnahme einer Frage in das Programm für den nächsten allgemeinen statistischen Kongreß, nämlich die Frage wegen Amwendung der Statistik als Unterrichtsfach in den Schulen, verhandelt. Nach einer lebhaften Diskussion zwischen Engel, Hardeck (Baden), Neßmann (Hamburg) und Kummer (Schweiz) über die besten Mittel zur Durführung der Sache, beschloß die Ver)amm- lung, einstimmig den Wunsch auszusprechen, daß ein leiht verständ- liches, fkurzgefaßtes Handbuch über die elementären Grundsäve der Statistik zur Benußung in den Volksschulen ausgearbeitet und dem in Buda-Pest demnächst zusammentretenden Kongreß vorgelegt werden möge. Am 3. September machten Mitglieder der Kommission, 52 an der Zahl, einen Ausflug nach Upsala.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Berlin, 9. September. Im Königlichen Opernhause findet morgen das der Genossenschaft deutscher Bühnen- Angehöriger von Sr. Majestät dem Kaiser und König Aller- gnädigst bewilligte Benefiz statt. Zur Aufführung gelangt Mozarts Don Juan mit den ersten Kräften der Königlichen Oper in den Haupt- rollen. Die Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger hat die Fort- entwidelung des deutschen Theaters, sowie die Sicherung und Hebung der geistigen und materiellen Interessen der deutschen Bühnenangehöri- gen zum Zwecckte und gewährt den Mitgliedern nah den Bestimmungen des Statuts eine Penfion, um ihnen ein sorgenfreies Alter zu sichern.

Der „St. A. f. Württemberg“ vom 8. d. M. theilt Folgen- des. mit: „Um an die glorreiche Zeit des Jahres 1870/71 und den rubmvollen Antheil der württembergischen Lruppea in dem deutsch- französishen Kriege eine bleibende Erinnerung zu stiften, _haben Se. Königliche Majestät genchmigt, daß für die Königliche Staats-Ge- mäldegalerie ein großes Gemälde gefertigt werde, wofür als Ge- genstand die Schlacht von Champi gny bestimmt wurde. Mit der Ausführung dieses Bildes ift der frühere Rittmeister, Hr. Otto von Faber du Faur, weler seit einigen Jahren sich ganz der Kunst widmet, und von dessen Hand wir dahier in neuerer Zeit wie- derholt sehr tüchtige Kunstwerke geschen haben, beauftragt worden Derselbe wird zunächst an Ort und Stelle die erforderlihen Terrain- und sonstigen Studien machen.“

Die Mitglieder der österreihischen Nordpol- Expedition sind am gestrigen Tage in Tromsoe eingetroffen.

In den Tagen vom 14. bis 22. Auguft wurde in Kiew der unter dem Protektorate des Großfürsten Constantin stehende periodishe Kongreß russischer Alterthumsforscher abge- halten, an dem sich über 300 Gelehrte, darunter zahlreihe Delegirte

aus verschiedenen der russischen Herrschaft nicht untergebenen flawischen 1

Ländern betheiligten. Verkehrs-Anstalten. Am 10. d. M. findet die polizeilihe-. Kbnahme der Sirecke Wattenscheid - Bochum der Rheinischen. Eisenbahn statt, und wird dieselbe bald darauf eröffnet werden. Damit erhalten wieder

Publikum sehr werthvollen Angaben über die lokalen SHhluß- zeiten für die Hauptposten in großer Vollständigkeit enthalten); ferner „le Guide officiel“ und „FIndicateur“ für Belgien, fo- wie die „Postgids voor het Koningrijk der Nederlanden“ x. werden in regelmäßig, zum Theil in \{hneller Folge wiederkehren- den Auflagen abgeseßt, wozu neben der zweckmäßigen Anordnung des Inhalts namentli die Billigkeit des Preises (bei den guides 1 Penny, bei den anderen Werken 30 Centimen und 20—50 Cents) beiträgt; fie sind dem Publikum in jenen Ländern nah und nah für den Verkehr mit der Post unentbehrlih geworden.

Wenn nun auch neuerdings in Deutschland, namentlich nach dem Inkrafttreten der neuen Packetportotaxe, ein Anfang zum Bessern insofern hervorgetreten is, als mehrere Handbücher, Tarife 2c. erschienen find, welche fih die Aufgabe gestellt haben, dem Publikum die Anwendung des neuen Paettarifs zu er- leihtern, so sind dies doŸ nur vereinzelte Versuche, und nohch heute fehlt es selbst an größeren Handelspläßen und wichtigeren Verkehrspunkten, wie Breslau, Bremen, Carlsruhe, Danzig, Hannover, Lübeck, Posen, Stettin 2c. an solchen Hülfsmitteln, welche dem mit der Poft verkehrenden Publikum als zuverlässige Rathgeber für die wichtigsten postalishen Bestimmungen zu dienen geeignet find. 2 7

Wie dringend denn auh jenes Bedürfniß im Geschäftsleben \ich fühlbar macht, und wie dankbar jedes Handbuch, welches diesem Bedürfnisse entgegenzukommen sucht, vom Publikum aufgenom- men wird, ergiebt sich aus vielfachen, den Gegenstand betreffen- den Anfragen bei den Postbehörden. Die Befürchtung, daß auf guten Absaz solcher Werke niht zu rechnen fei, kann als zu- treffend niht anerkannt werden; denn die Erfahrung hat das Gegentheil gezeigt. Der im Auftrage der Kaiserlihen Ober- Postdirektion zu Straßburg herausgegebene „Elsässer Posfttarif“ 3. B. is im Elsaß in 11,000 Exemplaren verbreitet worden und erfüllt dort eine, auch in nationaler Hinficht wichtige Aufgabe, indem er die mit deutschen Einrihtungen niht vertrauten Be- wohner des Elsaß - mit den Vortheilen bekannt mat, welche der umfassende Wirkungskreis der deutschen Post für das Ver- kehrsleben bietet.

Da es von Interesse sein dürfte, den gegenwär- tigen Stand der Posthandbuch - Literatur zu übersehen, so find die bisher erschienenen Werke in der nachfolgenden, nah Ober-Postdirektions-Bezirken geordneten Ueberfiht für das Gebiet der Reichs-Postverwaltung zusammengestellt worden. Da- bei i von solhen Werken abgesehen, welche vorwiegend das Courswesen, Eisenbahnfahrpläne 2c. berückfichtigen ; auch ist nicht besonders derjenigen Packettarife (amtlicher Aushänge) gedacht worden, welche bei einer großen Anzahl von Postanstalten neuer- dings im Druck erschienen sind. Die Veröffentlichung des nah- folgenden Materials möchte aber insofern au von praftischem Nugzen sein, als sie zur Vergleichung der thatsählihen Verhält- nisse in den verschiedenen Theilen Deutshlands auffordert und vielleiht hier und da die Erwägung anregt, in wieweit die Her- ausgabe ähnlicher, dem Interesse des Publikums, wie dem der Postverwaltung gleihmäßig förderlicher Handbücher einem wi-klih vorhandenen Bedürfnisse abhelfen könnte. |

verschiedene Zehen und Etablissements Ans{luß an die Rheinische Bahn. Die Linie Troisdorf-Speldorf soll Ende November cr. dem öffentlichen Verkchr übergeben werden. Dieselbe wird den rehts- rheinijchen Verkehr nach den nafsauischen Stationen und Frankfurt am Main um ein Bedeutendes abkürzen und fo von wesentlihem Ein- fluß auf die Tarifirung sein.

_ Leizig, 7. September. Am gestrigen Sonntag hat, vom s{önsten Wetter begünstigt, die Eröffnung der Leipzig-Gafch- wiß-Meuselwißer Eisenbahn ftattgefunden.

Zu Ende August war der große Gotthardtunnel auf der Nordseite bei Göfchenen auf 1246,2 Meter vorgerückt, im ge- nannten Monat also um 120,4, auf der Südseite bei Airolo auf 1148,6, also ca. 66,6 im August. Im Ganzen find demnach auf bei- den Seiten 2294,8 Meter gebohrt.

London, 8. September. (W. T. B.) Die vier alten trans-

atlantishen Kabel sind durch einen heftigen Orkan, welcher gestern auf Neufundland herrschte, beschädigt worden. Die tele- graphishe Verbindung zwischen hier und New-York ift voll- ständig unterbrochen. _ Valentia, 8. September. (W. T. B.) Die Legung des fünften transatlantischen Kabels is heute früh um 1 Uhr glckiih vollendet worden. Die angestellten Versuche haben die voll- ständige Leitungsfähigkeit deffelben ergeben.

Aus dem Wolff'\chen Telegraphen-Büreau.

Petersburg, Mittwoch, 9. September. Kaiser Alexander hat fih gestern in Nicolajef nach Ialta eingeschifft; die Kaiserin ist bereits vorgestern in Livadia eingetroffen.

Stockholm, Mittwoch, 9. September. Der König hat an den Führer der öfterreihischen Nordpol-Expedition, Payer, durch den öfterreihishen Konsul in Christiania telegraphish die Ein- ladung gelangen lafsen, ihn in Stockholm zu besuchen.

Königliche Schauspiele.

Donnerstag, den 10. September. Opernhaus. Zum Besten der Genossenschaft deutsher Bühnen-Angehöriger. Don Iuan. Oper in 2 Abtheilungen mit Tanz von Mozart. Donna Elvira: Frl. Brand. Donna Anna: Fr. v. Voggenhuber. Zerline: Frl. Lehmann. Don Juan: Hr. Bez. Der Comthur: Hr. SE Léporello: Hr. Salomon. Anfang halb 7 Uhr. Hohe Préíse.

Wegen andauernder Heiserkeit des Hrn. Niemann kann die angekündigte Vorstellung: Die Hugenotten, nicht stattfinden.

Sämmtliche freie Entrées (mit alleiniger Ausnahme derer für die Presse) find ungültig, dagegen werden den Befißern von Dienst- und Freipläßen die betreffenden Billeis gegen Zahlung bis Vormittags 12 Uhr an der Kasse reservirt. Die permanent reservirten Billets haben für diese Vorstellung Gültigkeit.

Schauspielhaus. (168. Vorstellung.) Die Bekenntnisse. Lufispiel in 3 Akten von Bauernfeld. Vorher: Badekuren. Lust- Pie. 1 Af von G. zu Puttliz. Anfang 7 Uhr. Mittel-

reise.

Freitag, den 11. September. Opernhaus. (165. Vorftel- lung.) FliÈ und Flock. Komisches Zauber-Ballet in 3 Akten und 6 Bildern von P. Taglioni. Musik von Hertel. Anfang 7 Uhr.

Mittel-Preise.

Schauspielhaus. (169. Vorftelung.) Das Glas Waffer, oder: Ursachen und Wirkungen, Lustspiel in 5 Abtheilungen von Scribe. Anfang 7 Uhr. Mittelpreise.

Die in den Königlichen Theatern gefundenen Gegenflände können von den Eigenthümern innerhalb 4 Wochen bei den Hauspolizei - Junspekloren Schewe (Operuhaus} und Hoff- meister (Schauspielhaus) in Empfang genommen werden. Erfolgt die Zurüforderung der betreffenden Sachen in der angegebenen Frift nit, so werden dieselben den Findern ohne Weiteres ausgehändigt.

Ober-Posftdirektions-Bezirke :

Berlin: 1) Postbuch für das korrespondirende Publikum in Berlin. Bearbeitet nach amtlichen Materialien. Berlin. Verlag der König- lichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker). Preis 10 Sgr. 2) Postblatt (ersheint am 15. jedes Monats als Beilage zum Deut- schen Reichs- und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger).

Braunschweig: 1) Porto-Tarife , des Deutschen Reiches über Brief- und Fahrpost-Sendungen für Helmftedt, Schöningen, Offleben und Frellstedt nebst Umgegend. Vom Postdirektor Bode in Helm- stedt. Preis 5 Sgr. 2) Winke für das korrespondirende Publikum. Osterode am Harz. Vom Posftsekretär Bethge. Preis 25 Gr.

Breslau: Tabellen zur Berechnung des Portos für gewöhnliche Padckete und für Sendungen mit Werthangabe nach Orten im Deut- jhen Reichs-Postgebiet, in Bayern und Wücttemberg, sowie zur Be- rechnung des Ueberfrachtportes für Paffagiergepäck. Aufgefstellt von Sommer, Postsekretär in Glaß. Preis 14 Sgr.

Cassel: Handbuch über die neue Portotaxe für Packet- und Merthsendungen im Ponverkehr des Deutschen Reichs, enthaltend eine Uebersiht der wichtigsten Versendungsbedingungen für Fahrpost- sendungen, ausgerechnete Portotabellen, ein Ortsverzeihniß mit An- gabe der Zonea 2c. für Cassel (Helsa und Oberkaufungen). Vom Postdirektor Schmitt. Cassel. Preis 10 Sgr.

Coblenz: Post-Handbuch für das korrespondirende Publikum, mit hesonderer Berücfsihtigung der lokalen Posteinrihtungen in Coblenz, Bendorf, Ehrenbreitstein, Engers, -Horhheim, Neuendorf und Vallendar. Vom Postsekretaär Mayer in Coblenz. Coblenz. 1874, Krabbenshe Buchdruckerei. Preis 6 Sgr.

Cöln: 1) Die Post in Cöln. Leitfaden für das Publikum im Verkehre mit den Kaiserlichen Postanstalten in Cöln. Vom Post- kassirsc, Postinspektor Leister in Cöln. Preis 10 Sar. 2) Fahrpoîft- Portotare für Aachen und Umgegend, Aachen Bahnhof, Burtscheidt, Grevenberg, Haaren, Kohlscheidt, Rothe Erde. Vom Postsekretär Cornelius in Aachen. Preis 74 Sgr. 3) Porto-Tarif für Cöln und Umgegend, Deutz, Brauweiler, Ehrenfeld, Gr. Königsdorf, Lengerich, Nippes, Poulheim und Stommeln. Vom Postinspektor Hering und Postsekretär Bachmann in Cöln. Pceis 10 Sgr.

Côslin: Post-Handbuch, enthaltend den Posttarif und reglemen- tarishe Bestimmangen über Versendungébedingungen; lokale Vor- schriften über Schluß- und Bestellzeiten nebst Ortschafts-Verzeichniß der Kreise Stolp, Schlawe, Lauenburg, Bütow 2c. für die Korrefpon- denten Stolps und Umgegend. Vom Postsekretär F. Fuhrmann. Stolp 16874. Preis 5 Sgr. i

Constanz: Post-Handbuch für Lahr und Dinglingen, sowie für Friesenheim, Kürzell, Kippenheim, Kappel und Grafenhaujen bei Orschweier. 2. Auflage. Lahr 1874. (Vom Postpraktikanten Peust). Preis 18 Kreuzer.

Danzig: Anleitung zum Gebrauch des neuen Tarifs zur Be- rechnung der Beträge an Porto bezw. an Versicherungsgebühr für P Briefe mit Werthangabe und Vorschußbriefe, sowie an Per- onengeld und Ueberfrachtporto für Pa fog erne 2. für die Bestell- bezirke der Postanstalten in Danzig, Löblau, Ohra, Praust und Schidliß. anzig. A. W. Kafemann. (Vom Ober-Postsekretär Schück in Danzig). Preis 3 Sgr.

Dresden: Am Postschalter. Wegweiser für den Verkehr mit der Deutschen Reichspost. Jährlich 6 Nummern. Preis 10 Ngr. Verlag von O. Kubel in Dresden. -

Düsseldorf: 1) Post-Handbuch für den Verkehr innerhalb des Deutschen Reichs, sowie für den Wechselverkehr zwischen dem Deut-