1874 / 244 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 17 Oct 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Die Kunstausstellung der Königlihen Akademie der Künste. VII. Ideales Genre. Kostümbilder. (Vergl. Nr. 238 d. Bl.)

Von den in den beiden leßten Aufsäßen besprohenen Ge- mälden gehört die größere Mehrzahl derjenigen, die allegorische, mythologishe und sagenhafte Stoffe behandeln, dem Gebiet der sogenannten „idealen Malerei“ an, die in erster Linie auf die Schilderung der von den mehr oder minder äußerlihen Bedin- gungen der zufälligen zeitlihen und örtlihen Erscheinung unab- hängigen, unverhüllten oder ideal gewandeten {hönen mens{h- lichen Gestalt ausgeht, deshalb stets mit besonderer Vorliebe ihre Motive aus der idealen Welt der klassishen Mythe entlehnen wird. Wie der Maler aber den mythologishen Namen oft gewissermaßen nur als Vorwand braucht, um ein Bild. idealer körperliher Schön- heit zu zeigen, so darf er auch mit vollem Recht auf diese sehr häufig doch nur äußerlihe Benennung verzichten und den nackten menschlihen Körper, dessen Darstellung unbedingt als eine der höchsten Aufgaben der bildeuden Kunst gelten muß, um seiner selbs willen dem Beschauer vorführen. Diese Gattung der Malerei, die sich in der französishen Kunst übrigens einer viel ausge- dehnteren Pflege erfreut, als es bei uns der Fall ist, wird auf der diesmaligen Ausstellung außer dur die bereits erwähnten mythologishen Gemälde noch dur drei weibliche Einzelfiguren verireten, bei denen sämmilih die Nacktheit in der {hon in der griechishen Kunft bei der Darstellung der Venus beliebten Weise dur cine Beziehung auf das Bad molivirt erscheint.

Rumplers Bild: „Vor dem Bade“ zeigt cine entkleidete, jugendlihe Mädchengestalt von noch nicht zu voller Reife ent- wickelten Formen, die, einen Fächer in der gesenkten Hand hal- tend, ein bräunlih goldig getöntes Gewand um die Hüften ge- \chlagen, lässig träumerish dasteht und sich in feiner und war- mer Carnation von dem nur leiht angedeuteten dunklen Ge- büsch des Hintergrundes abhebt. Pikant im Ausdruck wie in der Formengebung, is das Bildchen in seiner harmonish ge- tönten, satten und wohligen Farbe von nicht geringem kolo- ristishen Reiz, dabei aber in den Accessoires doch einer ein- gehenderen Durchführung ermangelnd. Auf Hildebrands „Am Meceresstrand“ wendet die dargestellte Figur, die, mit dem linken Fuße bereits das Wasser berührend, über dem ausgestreckten rechten Arme das eben abgelegte \{hwere Brokat- gewand hält, dem Beschauer das Hinterprofil des zarten blonden Kopfes und den zum großen Theil in feinem Schatten modellirten Rücken zu. Auch hieë is es die rein malerische Wirkung des Tons, auf die es dem Künstler zunächst ankam, während die Gewandung und die Attitüde der lebensgroßen Ge- stalt kaum recht motivirt erscheinen und die Stellung des reten gebogenen Beins \{chwerlich {chön genannt werden kann. In dem Bilde von E. Hübner steht eine anmuthig bewegte weibliche Figur vor einer bräunlih grauen Felswand diht am Wasser, das ihre Gestalt wiederspiegelt, und löst mit den emporgehobenen Händen die Flehten ihres röthlih blonden Haars. Die ge- \chlo}sene malerishe Haltung des kleinen Bildes if ebenso zu loben, wie die gute Zeihnung und Modellirung der nackten Mädchengestalt und ihr völliges Aufgehen in die dargestellte Situation.

Zwei andere Bilder desselben Malers, die Gestalten des heutigen italienishen Volkes zeigen, wollen wir gleich an dieser Stelle erwähnen. Die „Capresishen Frauen bei der Toilette“, die sizende Herrin, der eine Dienerin im Vorraum des Hauses die Haare ordnet, während eine dritte, gefällig bewegte Mädchen- gestalt, an der Thür lehnend, sie betrachtet, heben \sih in hellem Licht charakteristish von der scharf beleuhteten weißen Mauer und der klaren blauen südlihen Luft - ab, find aber für die Größe der Figuren etwas leer im Ausdruck. Viel ansprehender und ausdrucksvoller if die in gleihem \sonnigen Licht gemalte und in glücklih geshlo}ener Linie komponirte kräftige Figur einer „\pinnenden Frau“, gegen deren Schooß \ich ihr nackter Bube lehnt. Noch cin kleines mythologishes Bildhen von Schobekt, ein unter Blumen shlafender „Amor“, der in der Farbe kräftiger und ansprechender ist als desselben Malers bereits besprochener „Tauschhandel“," möge zugleich an dieser Stelle nach- getragen sein. i:

In seiner Gattung auf der Ausfiellung ganz allein da- stehend is Krohns Genrebild „Jn den Rosen.“ Es zeigt in einem idyllishen Paar, einem Knaben und einem blonden Mädchen, die in langen weißen Kleidern nebeneinander dur das helle Grün: dihter blühender Rosenhecken daherschreiten, zwei große Figuren in antikisirender Formengebung und Gewandung, die aber nihts mit der akademischen Tradition gemein haben, sondern durchaus modern genrehaft und eigenartig empfunden find. Beide Figuren erscheinen, wenn auch ihr Ausdruck psycho- logish interessanter sein könnte, doch lebendig individualisirt und in den Formen keineswegs unedel. Dazu ist Zeihnung und Modellirung von nit geringer Tüchtigkeit und vor Allem hat der Maler in dem fein und zart getönten Bilde ein selbstgestelltes \hwieriges koloristisches Problem zu lösen verstanden.

Zwei kleine Genrebilder von Mariani (in Rom) schildern das antike Leben in seiner charakteristishen echten Erscheinungsweise. Das eine derselben stellt ein junges Mädhen am Brunnen und eine Alte dar, die ihr mit verführerisher Rede eine Halskette darbietet, während ein junger Römer, hinter dem Vorhang einer blumenumwundenen Thür hervorshauend, auf den Erfolg seiner häßlihen Vermittlerin wartet. Das -Bildchen verbindet aus- drucksvolle Charakteristik mit gefälliger Zeihnung und Farben- gebung und if ebenso sorgfältig ausgeführt wie das andere, das in einem zierlihen pompejanishen Interieuxr eine grazióse, von einem großen Hunde begleitete Mädchengestalt zeigt, die aus einem Käfig eine Brieftaube genommen hat und mit dieser ko- send davongeht. Dieselbe treffliche perspektivishe Zeihnung des Raumes, in welchem die Figur in plastisher Rundung dasteht, ist auh-einem dritten Bilde des Malers eigen, dem durch eine elegante Frauengestalt belebten Interieur der sala dei Specchi in der Gallerie Borghese zu Rom, das die reiche plastishe De- foration dieses Raumes geschickt, nur etwas trocken in der Farbe, wiedergiebt und gleih hier mitgenannt sein möge.

In reichster malerischer-Schönheit wird endlich noch die antike Welt vor dem Beschauer in den beiden großen, der Kollektion des Palazzo Palmieri in Nizza angehörigen Ge- mälden lebendig, die Alma Tadema ausgestellt hat und die zu den bewundernswerthesten Schöpfungen der modernen Malerei gezählt werden müssen; das eine derselben schildert ein antikes Gemäldekabinet, das andere ein römishes Sculpturenmagazin, die - Figuren beider Bilder find Portraitgestalten in antikem Kostüm, die auf dem ersteren Bilde die Familie des Besizers der beiden Bilder, auf dem anderen diejenige des Malers dar- stellen. In unübertreffliher Weise wußte dieser jedoch jeden stôrenden Kontrast zwishen dem modernen .Typus der Köpfe und der antiken Gewandung zu überwinden; nirgends tritt

Salonmalerei.

störend ein fremdartiger Zug Hervor, der die beiden Werken eigenthümliche überzeugende Echtheit der gesammten Erscheinung und den vollen Einklang zwischen der äußeren Form und dem mb Wesen zu verwishen oder auch nur zu trüben ver- möchte.

Das Gemäldekabinet zeigt einen hohen Raum, in den von oben her durch ein hochangebrahtes halbverhangenes Fenster ein mildes Licht eindringt. Durch eine gewölbte Thür blickt man links in ein \sonnendurchleuhtetes Nebengemah. Ganz im Vordergrunde is eine Staffelei aufgerichtet, vor der einige Be- auer \sich auf ein gelbes Polster niedergelassen haben. Vor- übergebeugt betrachtet, ganz versunken in den Anblick, ein junger Mann in dunfklem Kleide und darüber geschlagenen hellen Man- tel das aufgestellte Bild; an seiner Rehten fißt ein älterer Mann, von dem nur ein Theil des Profils und die unterhalb des Knies zusammengefalteten Hände fihtbar werden, doch genug, um den Mann lebendig und vollständig zu arakte- risiren. Auf der anderen Seite neigt eine jugendliche Frauengestalt, deren Füße auf einem gestickten Kissen ruhen, während die Hand einen Fächer hält, den Ober: körper und das anmuthige, zarte Antliß zu dem Bilde hinüber. Hinter diesen sizenden Figuren, ein wenig zurück, steht mit geist- reihen Zügen und ausdrucksvoll \prechender Geberde ein älterer Mann, wohl der Besißer des von den Uebrigen gemusterten Bildes. Etwas abgesondert sig noch ein bärtiger Mann, dem Beschauer das Profil zukehrend, rückwärts auf der Polsterbank, während zwei jüngere Leute den die hintere Wand bedeckenden Gemälden fih zugewendet haben.

Dem gedämpften warmen und tiefen Ton dieses Bildes steht das volle helle Licht des anderen gegenüber. Hier ist die Lokalität ein geräumiges Magazin, dessen Wände eben- so wie die Fliesen des Fußbodens aus - weißem Mar- mor bestehen. Dazu ift der ganze Raum mit Marmorarbeiten verschiedenster Art, mit Büsten und Statuen gefüllt. Vorn auf einer Tischplatte, deren Fußgestell in flahem Relief ornamentirt ist, steht eine reihvergoldete silberne Schale, in Form und Zier- rath der Minervaschale des Hildesheimer Silberfundes gleich, weiter zurück auf einem runden Sockel eine große flache Vase aus spiegelndem {hwarzen Marmor mit figürlih gearbeitetem Fuß, die ein halbnacktec Sklave herumdreht, um sie dem Käufer von allen Seiten sihtbar zu machen. Dieser, ein bärtiger Mann von energischer Bildung der Züge, hat sih neben einer Frau auf einer Bank niedergelassen, und Beide betrahten prüfend, mit carakteristisch vershiedenem Ausdruck, das vor ihnen stehende Meifterwerk, der Mann, indem er mit dem linken Arme einer Frauengestalt und zwei Kindern wehrt, die neugierig sih vordrängen. Durch eine hohe und weite Thür blickt man durch den nah außen {ih döffnenden Verkaufsraum des Magazins, der mit kleineren Gegenständen, hängenden Lampen und anderen Ge- räthen, angefüllt ist, auf die grell von der Sonne beleuhteten und mit Inschristen bemalten Mauern der gegenüberliegendM Häuser, und dieser Durhblick auf den vollen Sonnenschein der offenen Straße steigert noch die Helligkeit des Raumes, in dessen gleihmäßigem Licht die Gestalten der Menschen wie die Statuen und Geräthe in wunderbarer plastisher Körperlichkeit hin- gestellt sind.

Die malerishe Aufgabe, hier noch \{chwieriger, als in dem anderen Bilde erscheint in jeder Hinficht mit erstaunlihstem Können gelöst. Nirgends isstff auch nur der geringste Rest von der Mühe des Schaffens bemerklih geblieben. Der Marmor, das Sil- ber, die Stoffe der Kostüme, die nackten- Theile der Figuren stehen in voller täuschender Wahrheit und Echtheit ihrer charakteristischen Erscheinung dem Beschauer gegenüber. Damit verbindet sich hier wie in dem „Gemäldekabinet“. eine seltene archäologishe Treue und Gewissenhaftigkeit des Kostüms im weitesten Sinne des Worts und der sämmtlichen in den beiden Bildern dargestellten Gegenstände, die Kunst und Leben der antiken Welt in leben- digster Weise dem Auge vorführen. Ueber das Alles aber breitet s{ch in Form und Farbe wie in der durh- weg volles und gesundes, vergeistigtes Leben ‘athmen- den Charakteristik der dargestellien Personen der fesselnde Zauber reiner Schönheit, deren ungetrübtem Genuß der

. Beschauer \ich hingeben kann, ohne irgendwo, weder vor dem in

zartem Halbliht entzückend modellirten, in feinstem Ton aus der rosafarbenen Umhüllung Hhervorshauenden holden, \seelenvollen Frauenantliy in dem „Gemäldekabinet“, noch etwa vor der in überraschender Plastik dastchenden Silbershale des anderen Bildes, noch vor irgend einem anderen Theile der beiden Ge- mälde dur einen renommirenden Hinweis auf die überwundene Schwierigkeit gestört zu werden. Unvergleihlih in ihrer abso- [uten malerishen Vollendung und in der Bewältigung der schwierigsten Probleme tragen beide Arbeiten eben das Gepräge jener siher und anspruhslos auftretenden eten, allseitigen Ge- diegenheit, die allein dem wahren Meisterwerk eigenthümlich ift, weil nur dieses keine Shwäche zu bemänteln, keinen prunkenden Vorzug zur Schau zu stellen und durch ihn die Aufmerksamkeit herauszufordern brauht.

Wie die Gestalten und Formen der antiken Welt vornehm- lih um der idealen Schönheit willen, die sih in ihnen frei zu offenbaren vermag, von der Kunst immer wieder aufgesucht werden, \o wendet ih erklärliher Weise die Malerei nicht blos da, wo sie eine wirklich historishe Schilderung anstrebt, gern einer Vergangenheit zu, deren Kostüm iv Stoff und Farbe eine freiere Entfaltung malerisher Schönheit gestattet als die Gegen- wart. Bilder, in denen das Motiv aus diesem Grunde gewählt oder aber in die farbenfreudigere äußere Erscheinung einer ver- gangenen Periode gekleidet wurde, sind auf der diesmaligen Ausstellung ziemlich zahlreih vorhanden. Wir reihen ihnen in unserer Besprehung. gleich die modernen sogenannten Salonbilder an, mit denen fie in ihrer Mehrzahl insofern zu vergleichen find, als es ihnen eben in erster Linie meist nur um den Reiz der malerishen Erscheinung und eines gefälligen Ar- rangements ohne bedeutenderen Inhalt zu thun ift. Nur wenige dieser Bilder gehen darüber hinaus und suchen mit der äußeren Erscheinung zugleih eine dieser und der dargestellten Periode entsprechende Charakteristik zu verbinden. Nicht ohne Erfolg ist eine solche in H. Kaulbachs Bild „Aus dem gelobten Lande“ angestrebt. Ein prächtiger graubärtiger Tempelritter in seiner langen weißen Ordenstracht erzählt drei jüngeren Genossen und einem gespannt laushenden Knaben, die mit ihm in einem alter- thümlihen Gemah am wohlbeseßten Tische sißen, von seinen Friegerishen Abenteuern. Seine Arme bewegen si, als ob fie mit nerviger Kraft den Bogen \pannten und den Shuß wie- derholten, von dem er eben, ganz hingerissen vom Eifer der Rede, mit wild funkelnden Augen seinen Zuhörern berihtet. Auch diese sind, wenngleich nicht ebenso bedeutend, doch auch charakteristish aufgefaßte und trefflih gemalte Gestalten.

Einé ganz eigenthümlihe Erscheinung is der „Märztag“ von E. te Peerdt, von dem wir früher ein Paar Bilder ge- sehen haben, die einen Einfluß Munkaczy's verwuthen ließen,

der aber jeßt ganz andere Wege geht. Seine Familiengruppe, ein alter, zwei jüngere Männer und drei jugendlihe Frauen- gestalten, die an einem klaren \sonnigen Märztage im Freien in- miiten der noch dürren Stämme eines Parks beisammensißen und \sich an dem Flötenspiel eines neben ihnen fiehenden Jüng- lings ergögzen, zeigt Figuren, die mit dem bis auf seine abson- derlihsten Einzelheiten getreu beibehaltenen Kostüm des fünf- zehnten Jahrhunderts zugleih in ihren Formen und Bewegun- gen an gleichzeitige alte Bilder erinnern, und diese künstlih ge-, machte Naivetät, die hier freilich ziemlich glücklich ihre Unnatur zu verbergen weiß und recht zierlich wirkt, erstreckt \sich zuglei auch auf die malerishe Behandlung. Die Figuren ftehen, kräftig und energisch in Zeihnung und Farbe, scharf beleuhtet, wie im l[uftleeren Raume da; aber dabei ver- lengnet sih das Besserwissen des modernen Malers nicht so vollständig, daß nicht immerhin noch ein zwiespältiger Eindruck her- auskfäme, der das Experiment verräth. Dasselbe gilt von einem ganz ähnlih behandelten Bilde des Künstlers, das einen Garten mit Bäumen und Blumenbeeten und moderner Staffage in scharfer Beleuchtung darstellt. Jn gewissem Sinne geht Gauls „Decamerone“ noch weiter, als es te Peerdt thut, indem der Maler hier mit dem Kostüm zugleih die fertigen Typen der italtenishen Kunst entlehnt hat. Dagegen wußte Schick in feinem „Genuesischen Bruunenhof“ ein anziehendes, von roman- tischer Poesie erfülltes Bildchen aus der geheimnißvollen Mond- nacht, den dichten rothblühenden Büschen, der prächtigen Archi- teftur und der rosenumrankten Treppe zu gestalten, die ein Page lesend hinansteigt,- während oben am offenen Fenster ein Edelfräulein lauscht.

Diesem Bilde reihen wir Brausewetters „Herbstinorgen“ an, die Gestalt eines Ritters, der, von seinem Pferde abge- sessen, diht am Rande des Wassers stehend, hinter dem, halb vom Nebel verhüllt, fich die Thürme einer Burg erheben, fein Horn ertönen läßt. Von einer gewissen Trockenheit der Farbe, die sih hier bemerklich macht, erscheint desselben Malers „Er- wartung zum Fest,“ eine Mädchengestalt in efffektvoller rother, goldgestickter Kleidung, die mit lächelndem Blick spähend aus der Thür eines Festsaales heraustritt und sich von dem Hell- dunkel des offenen Raumes abhebt, in keiner Weise beein- trächtigt, vielmehr bei sorgfältiger Ausführung frisch und leben- dig in der malerischen Wirkung.

Jn seinem „Tantalizing,“ einer jungen, elegant gekleideten Frau, die das auf ihrem Schooße sißende Töchterhen lachend mit einer emporgehaltenen Weintraube neckt, nah der die Kleine, mit Armen und Beinen zappelnd, zu hashen sucht, hat Schade den dekorativen Reichthum der Renaissance in der malerisch prächtigen Ausstattung des FJnterieurs und in den glänzenden Stofsen der vornehmen Klei- dung geschickt zu benußen und durh die feine Zusammenstim- mung der warmen und leuchtendèn Farbe eine reiche foloristishe Wirkung zu erzielen gewußt , während die Durch- bildung des Accessoires, besonders der Architektur des hohen Kamins, noch zu wünschen läßt. Die gefällig charakterifirten beiden Figuren der dargestellten Scene sind übrigens von durch- aus modernem Gepräge, wissen aber in dem ihnen angelegten Kostüm fich natürlichund ohne Zwang zu bewegen. Eine Mutter, die, an der Wiege stehend, ihr shlafendes Kind auf dem Arme hält, zeigt auch Ernst Hildebrand im Kostüm der deutschen Renaissance. Die große, jugendlihe, blonde Gestalt Hebt sich in heller Kleidung fein von der dunklen Wand mit ihrem bunten Glas- fenster ab, und bei trefffllicher Zeichnung erzielt das Bild durch diese Farben ebung, in der noch die tiefrothe Decke des Bettes bedeutend mitspricht, die koloristische Wirkung, auf die es dem Maler in erster Linie ankam. Noch bedeutender aber ist ein fleineres Bild desselben Malers, ein „Tusch“, den drei Musi- fanten im Kostüm der Renaissance von einem Marmorbalkon herab ertönen lassen, cs sind prächtig erfundene und nobel ge- zeichnete, kräftige, interessante und carakteristische Gestalten, namentlich die beiden vorderen, die sih plastish von der fein- getönten grauen Wand abheben. Vor allem aber bekundet das Bild in feiner reichen, harmonisch gestimmten Farbe das feinste fAloristishe Gefühl des Malers und eine außerordentliche tech- nische Meisterschast,

Von Franz Meyerheim ist ein „Trio“ im Kostüm des fiebzehnten Jahrhunderts ausgestellt. Cine junge Dame spielt das Klavier, ein alter Herr das Violoncell, und Beide richten mit charafteristisch verschiedenem -Ausdruck, die Dame lächelnd, der Alte mit hochgezogenen Brauen, ihre Blicke erwartend auf einen Knaben, der offenbar fals gespielt hat und jeßt auf sei- ner Geige mißmuthig den rehten Ton zu treffen suht. Das Bild is gediegen gearbeitet, in der Farbe aber nicht frei von einer gewissen Schwere; die Gestalt des Knaben würde dur eine anregendere Charakteristik an Jnteresse gewinnen, während der Ausdruck der beiden anderen Personen von feiner Beobach- tung zeugt. : 2

Berichtigung. Jm vorigen Aufsaß (Nr. 238 d. Bl.) sind einige Druckfehler zu berichtigen. Es ist zu lesen Spalte 2 3. 13 v. o. „daß die hier beliebte“ stait „hier die“, Z. 1 v. u. „ganz das der“ „statt „ganz der“; Sp. 3 Z. 19 v. o. „ccht“ ftatt „wohl“, Z. 18 v. u. „dumpfen“ statt „dumpfigen“, Z. 2 v. u. „gemalter“ statt „geltender“.

Ueber eine Besteigung der Zwölferspiße in Tirol berichtet man den „Tiroler Stimmen“ aus Sexten : Die Zwölferspiße war bis zum 928. September d. J. noch von keines Menschen Fuß betreten. Zwei Brüder, die Gemsenjäger Michael und Johann JInnerkofler, wollten sich am 27. September persönlih überzeugen, ob die von Holzmann, Grohmann 2c. niht bewältigten Schwierigkeiten wirklich unüberwind- lih seien. Sie machten sich daher am 27. September auf den Weg und überschritten - glücklich die steile Felsplatte, welche die früheren Ansteiger nit zu betreten wagten, dadur kamen fie in eine Klamm, wo die Ersteigung der Spiße möglich schien. Allein da sie in dieser \chauerhaften Schlucht die Naht nicht zubringen wollten, kehrten sie um und übernachteten in Oberbachern, um folgenden Tages das ‘er- sehnte Ziel zu erreichen. i: ;

Frühzeitig waren sie am 28. September wieder in der genannten Klamm, welche, beiderseitig von senkrehten Felswänden eingeschlossen, im Grunde in einer Länge von etwa 300 Schritten eine spiegelglatte Eisfläche darbot. Augenblicklich gings ans Stufenhauen und Schritt für Schritt wurde in der steilen Schlucht emporgedrungen, mit dem Bewußksein, daß ein etwa von oben abgelöster Stein beide unfehlbar in unabsehbare Abgründe stürzen müsse, da weder rechts noch links ein Felsvorsprung oder eine Spanne Raum zum Ausweichen fich fin- den licß. Um 10 Uhr war der höchste Punkt glücklich und über dem Eisftrange ohne besondere Schwierigkeit erreicht. Eine Pyramide t 7 bis 8 Fuß Höhe verkündet das Gelingen des kühnen Unter- nehmens. j

Bérligit Redacteur: F. Prehm. * Verlag der-Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Vier Beilagen (eins{hließlich Börsen- und Handelsregister-Beilage.)

loóofung des zur lichen a von Anleihesheinen und Einlöfung derselben“ züm

Beilage

zum Deulscheu Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staals-Anzeiger.

Königreich Preußen.

Privilegium wegen eventueller Ausgabe auf jeden Inhaber lauten- der Obligationen der Stadt Lissa zum Betrage von 150,000 Mark Reichs8münze.

Vom 19. September 1874.

Wir MiLhe lm von Goties Gnaden König von Preußen 2c.

Nachdem der Magistrat der Stadt Lissa im Einverständnisse mit der Stadtverordnetenversammlung daselbst darauf angetragen hat, der Stadt zu gestatten, über ein zur Ausführung des Baues eines Massen-

La und zur Reorganisation des. Schulwesens, von dem Reichs-

nvalidenfonds aufgenommenes Darlehn im Betrage von Ein Hundert und Fünfzig Tausend Mark Reichsmünze, auf Verlangen des Dar- [eihers auf jeden Jruhaber lautende Stadtobligationen nah Maßgabe der anliegenden Bedingungen ausgeben zu dürfen, ertheilen Wir in Gemäßheit des §. 2 des Geseßes vom 17. Juni 1833 (Geseß- Sammlung Seite 75) durch gegenwärtiges Privilegium der Stadt Lissa zur Ausgabe von auf jeden Inhaber lautenden Stadt- obligationen bis zum Betrage von Ein Hundert und Fünfzig Tausend Mark Neichsmünze, -welhe nach dem anliegenden Schema in Abschnitten von 3000, 1500, 600 und Mark Reichswährung auszufertigen, mit vier und einem halben Prozent jährli zu verzinsen, und, von Seiten der Gläubiger unkünd- bar, nah dem festgestellten Tilgungsplane durch Ausloosung bis \pä- testens im Jahre: 1911 zu amortifiren sind, mit Vorbehalt der Rechte Dritter, Unsere landesherrliche ‘Genehmigung, ohne jedoch dadur den Inhaber der Obligationen in Ansehung ihrer Befriedigung eine Ge- währleistung Seitens des Staates zu bewilligen,

__ Urkundlich unter e Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.

Gegeben Hannover, den 19. September 1874. Wilhelm. Gr. Eulenburg. Dr. Achenba ch. Regierungsbezirk Posen.

Obligation Pal

der Stadt Lissa E Reichswährung.

F (Ausgefertigt in Gemäßheit des landesherrlichen zPnviigiuma vom 19. September 1874. Amtsblatt der Königlichen Regierung in Posen - von 1874, S

Wir Magistrat der Stadt Lissa urkunden und bekennen hierdurch, daß der Inhaber dieser Obligation die Summe von Mark Reichswährung, deren Empfang wir bescheinigen, als einen Theil der auf Grund_ des Allerhöchsten Privilegiums vom 19. Sep- lember 1874 aufgenommenen Anleihe von 150,000 Mark von der Stadt Lissa zu fordern hat. Die auf vier einhalb Prozent P festgeseßten Zinsen find am 1. April und am . Oktober jeden Jahres fällig, und werden vom Tage der Fälligkeit ab, so lange sie nicht verjährt sind, bei der Stadt-Hauptkasse zu Lissa, owie in Berlin und Posen bei den von uns zu bestimmenden und cffentlich befannt zu machenden Stellen, gegen Rückgabe der ausge- fertigten halbjährlichen Zinscoupons gezahlt.

Die näheren Bedingungen der Anleihe sind umstehend abgedrudckt. Das Anleihekapital. wird binnen längstens 37 Jahren amortisirt.

Lissa, den .. ten 1874. s

7 Vex: Magistrat, (Unterschrift des Dirigenten und zweier anderer Magistratêmitglieder ; _ unter Beifügung der Amtstitel.) Eingetragen in die Kassen-Controle Fol... Ausgefertigt

: : __ Stadt-Haupikassea-Rendant.… Beigefügt sind die Coupons Serie I. Nr. 1 bis 10 nebst Talon.

Camphausen. Provinz Posen.

Bedingungen zu einer von der Stadt Lissa aufzunehmenden An- leihe von 50,000 Thalern Preußisch Courant oder 150,000 Mark : Reichswährung.

Von dem Magistrate und der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Lissa ist beschlossen worden, zur Bestreitung der Kosten des Baues eines Masffenquartiers und zur Reorganisation des Schulwesens 150,000 Mark Reichöwährung durch eine aus dem Reichs-Jnvaliten- fonds zu entnehmende Anleihe der Stadtgemeinde Lissa zu beschaffen, welche, mit 44% jährlih verzinslih, von Seiten des Gläubigers wie der Schuldnerin unkündbar ist Und vom Jahre 1874 ab einer regelmäßigen Amortisation mit jährlich Eins vom Hundert des ur- sprünglichen nominellen Schuldkapitals unter -Hinzurehnung der ersparten Zinsen unterliegt, so daß die Tilgung spätestens im Jahre 1911 beéndet ist. - /

Ueber diese Anl-ihe soll eine auf den Reichs-Invalidenfonds lau- tende Schuldverschreibung ausgefertigt werden, in welcher dem Gläu- biger, beziehungsweise dessen Rechtsnachfolger, das Recht eingeräumt wird, diese Schuldverschreibung jederzeit ganz oder theilweise gegen auf den Inhaber lautende, mit Zinsscheinen versehene Anleihescheine der Stadt Lissa von einem Gefsammt-Nominalbetrage, welcher dem noch nicht A Betrage der Schuld gleichkommt, umzutauschen.

Für diese eventuell auszufertigenden, auf den Inhaber lautenden Stadtanuleihescheine gelten die nachfolgenden Bestimmungen:

1) Die Stadtanleihesheine werden je nach Verlangen des Dar- leihers, resp. dessen Rechtônachfolgers, in Abschnitten von 3000, 1500, 600 und 300 Mark Reichswährung ausgefertigt. Der Darleiher, resp. dessen Rechtsnachfolger, bestimmt, wie groß die Zahl der Anleihe- scheine jeder dieser Gattungen sein soll.

2) Die Zinsen werden mit sährlich vier einhalb vom pn am 1. April und 1, Oktober gegen Rückgabe der ausgefertigten L Be Zinsscheine durch die Stadt-Hanptkasse in Lissa, owie in Berlin und Posen bei den vom Magistrate der Stadt Lifsa zu bestimmenden und öffentlich bekannt zu machenden Stelle ge- zahlt. Den Anleihescheinen werden Zinsscheine für einen fünfjäh- rigen Zeitraum und eine Anweisung zur Erneuerung der Zinsscheine beigegeben. Die Ausgabe neuer Zinsscheine erfolgt bei den mit der Aue g betrauten Stellen gegen Ablieferung der den älteren

insscheinen beigefügten Anweisung. Beim Verluste der Anweisung erfolgt die Aushändigung der neuen Zinsscheine auf rechtzeitige Vor- zeigung an den Juhaber des Anleihescheines. ;

3) Durch den Umtäusch der auf den Reihs-Jnvalidenfonds lau- tenden Schuldverschreibung gegen auf den Jnhaber lauteide Stadt- Anleihescheine wird die gegenseitige Unkündbarkeit der Anleihe und der Tilgungsplan nicht berührt. Die. Tilgung geschieht duch | Aus- Erfüllung der jährlichen “Tilgungëquote erforder-

Nominalwerthe.

Der Schuldnerin bleibt das Recht vorbehalten, den Tilgungs- fonds um höcchftens fünf Prozent des ursprünglihen nominellen Schuldkapitals für jedes Jahr zu verstärken. Die dur solche“ ver-

ärkte Amortisation. ersparten Zinsen wachsen dem Tilgungsfonds zu. Die Ausloosung erfolgt im Mónat Juni jeden Jahres in öffent- licher Magistratsfißung.

Die Bekanntmachung der durch das Loos gezogenen Anleihescheine eshieht mindestens drei Monate vor dem Auszahlungstermine. Die uszahlung des Nominalwerthes der ausgeloosten Anleihescheine er-

folgt an dem auf die Ausloosung folgenden 1. Oktober bei der Stadt-

Berlin, Sonnabend, den 17. Oktober

Hauptkasse in Lifsa und bei den durch den Magistrat der Stadt ‘iffa, in Berlin und Posen zu bestimmenden Stellen gegen Aus- lieferung des Anleihescheines und der niht verfallenen Zinsscheine. In Ermangelung der leßteren wird der Werth derselben vom Kapital- betrage einbehalten. Mit dem Einlöfungstermine hört die Verzinsung der ausgeloosten Anleihescheine auf.

4) Kapitalbeträge, welche innerhalb 30 Jahren nach dem Rück- zahlungstermine nit erhoben werden, sowie die innerhalb 4 Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres , in welchen fie fällig geworden, nicht erhobenen Zinsen verjähren zu Gunsten der Stadt.

5) Beim Verluste von Anleihesheinen kommen die Vorschriften der Verordnung vom 16. Juni 1819, betreffend das Aufgebot und die Amortisation verlorener oder vernichteter Staatspapiere, §8. 1 bis 12, mit nachstehenden näheren Bestimmungen in Anwendung:

a. die im S. 1 jener Verordnung vorgeschriebene Anzeige nus dem. Magistrate zu Lissa gemaht werden, und werden diesem alle diejeni- gen Geschäfte und Befugnisse beigelegt, welhe nach der ange- führten Verordnung dem Schaß-Minifterium zukommen, während gegen seine: Verfügungen der Rekurs an die Königliche Regierung zu Posen stattfindet ;

b, das im §. 5 der Verordnung gedahte Aufgebot erfolgt beim Königlichen Kreisgerichte zu Lissa;

c, die in den SS. 6, 9 und -12 vorgeschriebenen Bekanntmachungen sollen dur die unter 6 angeführten Blätter geschehen.

insscheine können weder aufgeboten noch amortisirt werden; doch soll für den Fall, daß der Verlust der Zinsscheine vor Ablauf der vierjährigen Verjährungsfrist beim Magistrate angemeldet und der {tatt- gehabte Besiß der Zinsscheine durch Vorzeigung der Anleihescheine oder sonst in laubpater Weise dargethan wird, nach Ablauf der Verjäh- rungsfrist. der Betrag der angemeldeten und bis dahin niht vorgekom- menen Zinsscheine gegen Quittung ausgezahlt werden.

6) Sämmtliché diese Anleihe betreffenden Bekanntmachungen er- folgen durch den in Berlin erscheinenden Reihs-Anzeiger, oder das an dessen Stelle tretende Organ, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Posen, oder das an dessen Stelle tretende Organ,- und dur mindestens je ein in Berlin und Posen erscheinendes öffent- liches Blatt. Die leßteren Blätter: wählr der Magistrat der Stadt Lissa und macht die Namen der gewählten Blätter, sowie etwaige Aenderungen derselben im „Reichs-Anzeiger“ bekannt.

7) Für die Sicherheit der Anleihescheine, fowie für -die pünktliche und unverkürzte Zahlung der Zinsen haftet die Stadtgemeinde Lissa mit ihrem ganzen gegenwärtigen und zukünftigen Vermögen und ihrer Steuerkraft. .

Lissa, den . ..

Der Magistrat.

L Regierungsbezirk Posen. Ao e n Nr

über Zinf zu der Obligation der Stadt Lissa E Litt. 4. Nr... ck Inhaber dieses Coupons ‘empfängt gegen dessen Rückgabe am 1. April 18. die halbjährlihen Zinsen der Stadt-Obligation

1. Oftober i

I Ne, i. Dit schreibe . …. .… . aus der Stadt- Hauptkasse zu Lissa, sowie in Berlin und Posen bei den von dem Magistrat der Stadt Lissa zu bestimmenden und öffentlich bekannt zu machenden Stellen.

Lissa, den . . ten ; i Der Magistrat. (Facsimile der Unterschrift?des Magistrats-Dirigenten und zweier anderer Magistratsmitglieder.)

Dieser Zinscoupon wird ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht innerhalb vier Fahren nach Ablauf des Kalénderjahres der Fälligkeit

abgehoben wird. Provinz Pofen.

Provinz Posen.

Talon

zu der Obligation der Stadt Lissa

Litt. ., . Nr Mark Reichswährung zu viereinhalb Prozent verzinslich. i Inhaber | dieses Talons empfängt gegen dessen Rückgabe zu der vorbezeichneten Obligation die . . ,te Serie Zinscoupons für die fünf Jahre 18 . . bis 18 . . . bei den Stadt-Hauptkasse zu Lissa, sowie in Berlin und Posen hei der mit der Zinszahlung betrauten Stellen, sofern von dem Inhaber der Obligation gegen diese Aushändigung

nicht rechtzeitig protestirt worden L en

Lissa, den . t I. : - Der‘ Magistrat.

(Facsimile der Unterschrift des Magistrats-Dirigenten und zweier

anderer Magistrats-Mitglieder.)

Anmerkung zu den Schemas für die Coupons und Talons.

__ Die Namens-Unterschriften des Magistrats-Dirigenten und der beiden -anderen Magistrats-Mitglieder können mit Lettern oder Facsi- milestempeln gedruck werden, doch muß jeder Coupon und Talon mit der URSE Namensunterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.

Personal-Veränderungen,

Königlich Preußische Armee, Offiziere, Portepee-Fähnriche 2. Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. i Im stehenden Heere.

Baden-Baden, 8. Oktober. Greifenhagen, Zeug-Pr. Lt. vom Artill. Depot zu Stralsund, Schneider, Zeug-Pr. Lt. vom Art. Depot zu Cosel, zu Zeug-Hauptleuten, Klawitter, “Zeug-Lt. vom Art. Depot zu Danzig, Kuhnen, FeuarTt: vom Art. Depot zu Côln, Daußt, Zéug-Lt. von der Gewehrfabrik in Erfurt, Böhm,

eug-Lt. vom Art. Depot in Meß, zu Zeug-Pr. Lts., Meier, Zeug-

eldw. vom Art. Depot in Mainz und kommandirt bei der Art.

erkfstatt in Spandau, Laehn, Zeug-Fedlw. vom Stabe des Fuß-Art. Regts. Nr. 15, Lindcke, Zeug-Feldw. vom Art. Depot in Swine- müde, Münch, Zeug-Feldw, vom Art. Depot in Coblenz, zu Zeug- Lts., befördert.

Abschiedsbewilligungen. Im stehende Heere.

Baden-Baden, 8. Oktober. Krieg, Mafor und Zeug-Offiz. vom Stabe des Garde-Fuß-Art. Regts., in Genehmigung seines Ab- \schiedsaesuhes mit Pension und seiner bisherigen Uniform zur Dis- osition gestellt. “Schreibér, Zeug-Hauptm. . vom Art. Depot zu

islau, mit Fensiqu nebst Ausficht auf Civilversorgung und seiner- isherigen Uniform, Binseel, Zeug-Hauptm. vom Artill. Depot zu Thorn, mit Pension nebst Ausficht auf Civilversorgung und seiner bisherigen Uniform, der Abschied bewilligt.

Regierungsbezirk Posen,

Note

187%.

XITIL. (Königlich Württembergishes) Armee-Corps,

Offiziere, Portepee-Fähnriche 2. Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. m stehenden Heere. z Stuttgart, 7. Oktober. Bockshammer, Port. Fähnr. vom JInf. Regt. Nr. 125, Mennel, Port. Fähnr. vom Feld-Art. Regt. Nr. 13, zu Sec. Lts., Breymann, Port. Fähnr. vom Inf. Regt. Nr. 119, zum Sec. - Lt. im Inf. Regt. Nr. 126, Oßwald, Port. Fähr. vom Inf. Regt. Nr. 125, Tognarelli, Port. Fähnr. vom Feld-Art. Regt. Nr. 29, Krauß, Port. Fähnr. vom Inf. Regt. Nr. 119, Fritsch, Port. Wynn, vom Feld-Art. Regt. Rr. 29, Brand, Port. Fähnr. vom Inf. Regt. Nr.-119, Wiest, Port. Fähnr. vom Inf. Regt. Nr. 120, Schäfer, Port. Fähnr. vom Inf. Regt. Nr. 122, Breuning, Port. Baue. vom Feld-Art. Regt. Nr. 13, Reichmann, Eisele, Port, Fähnrs. vom Juf. Regt. Nr. 126, Schwab, Port. Fähnr. vom Inf. Regt. Nr. 124, Hetzel, Port. Fähnr. vom Inf. Regt. Nr. 121, Fink, Port. Fähnr. vom Inf. Regt. Nr. 122, Ai ch, Port. ähnr. vom Inf. Regt. Nr. 126, Miller, Port. Fähnr. vom Inf. egt. Nr. 123, Gottschalk, Port. Fähnr. vom Juf. Regt. Nr. 125, Wundt, Port. Fähnr. vom Feld-Art. Regt. Nr. 29, Dörr, Port. Fähnr. vom Inf. Regt. Nr. 126, Rühle, Port. Fähnr. vom Pion. Bat. Nr. 13, Frhr. v. Palm, Port. Fähnr. vom Ulan. Regt. Nr. 19, Werner, Port. Fähnr. vom f. Regt. Nr. 122, Bernhardt, ort. ähn. vom Inf. Regt. Nr. 124, zu Sec. Li3,, Jitschin,. ort. Fähnr. vom Inf. Regt. Nr. 123, zum Sec. Lt. im Inf. Regt. r. 126 ernannt. Busse, Port. Fähnr. vom Inf. Regt. Nr. 125, in das Inf. Regt. Nr. 124 verseßt. Inu der Neserve und- Landweßr. Stuttgart, 7. Oktober. Dobel, Ehmann, Sec. Lts. von der Inf. des Reserve-Landw. Bats. Nr. 127, zu Pr. Lts. befördert.

Abschiedsbewilligungen.

i Im siehenden Heere. Stuttgart, 7. Oktober. v. Lepel, Port. Fähnr. vom Inf. Regt. Nx. 119, wegen zeitiger Dienstunbrauhbarkeit zur Disposition der Ersaßbehörden entlassen.

Im Hanitäts-Corps. Stuttgart, 7. Oktober. H ueber, Unterarzt im Fuß-Art. Bat. Nr. 13, Dr. Roth, Unterarzt im Inf. Regt. Nr. 123 zu Assistenz- Aerzten 2, Kl. ernannt.

eamte der Militär-Verwaltung. Durch Verfügung ‘des Kriegs-Ministeriums. Stuttgart, 7. Oktober. Nuber, Lt. a. D., Zahlm. vom Inf. Regt. Nr. 122, zum Inf. Regt. Nr. 119, Maier, Zahlm. vom Inf. Regt. Nr. 121, zum Train-Bat. Nr. 13 verseßt.

Nichtamtliches.

Spanien. Madrid, 14. Oktober. Die diplomatische Note, welhe der spanische Botschafter in Paris, Marquis de la Vega de Armijo de Mos, am 8. d. M. dem französischen Minister der Auswärtigen Angelegenheiten übermittelt hat, ist vom 4. Oktober datirt und nah der „Nat. Ztg.“ folgenden Inhalts :

Die Note konstatirt. zuvörderst, daß nach erfolgter Anerkennung der Regierung durch Frankreih das Madrider Kabinet iegt zwei Mo- nate auf die Erfüllung der wiederholten Versprechen Seitens des französishen Gouvernements, die Grenze zu überwachen, die Kriegs- kontrebande zu verhindern und die Carlisten zu interniren, vergebens- gewartet hat. Diese Hoffnungen sind getäuscht worden; einige Deyar- tements sind fortwährend der Zufluchtsort der Insurgenten, die sichere rb 1 Operationen und die Residenz des Hofes der Donna

argarita.

er-Botschafter Spaniens is durchaus von den guten Absichten des französischen Ministers des Auswärtigen überzeugt, aber die Be- amten der betreffenden Departements verkennen dieselben vollständig. Vielleicht find die Instruktionen nit hinreichend, welche den Beamten ertheilt wurden, die ohnehin wenig geeignet sind, die Absichten der französischen Regierung hinsihtlichß der \panischen Angelegenheiten zu unterstüßen; jedenfalls “ist es Thatsache, daß dieselben müßige Zu- {auer der mit der Organisation der Jnsurgenten und deren Aus- rüstung beauftragten Comités find, daß fie troß wiederholter Denun- ziationen die Kriegskontrebande unbestraft lassen und daß fie, wenn einmal subalterne Beamte eine Konfiskation ausführen, nicht verhin- dern, daß die konfiszirten Gegenstände, wie das Geseß es vorschreibt, versteigert werden, wodurch möglicherweise erreiht wird, daß die Sa- hen doch noch ihre erste Bestimmung ‘erreichen.

Die Note beantwortet dann eine Stelle der leßten Depesche des Herzogs Decazes, in welcher gesagt war, . daß die Kriegskontrebande niht über die französishe Grenze eingeführt werde, sondern über die Bidassoa und die jpanische Küste; auf Schiffen, die niht die fran- lle Flagge führen. Der Botschafter Spaniens läugnet nicht die

jatsahe der Einführungen zur See; aber er konstatirt den Unter- schied, welcher zwischen solhen Expeditionen, die den Zufällen einer langen Schiffahrt ausgeseßt sind, und denjenigen, welche von Frank- reich aus auf den zahlreichen zu der Grenze führenden Wegen unter- nommen werden, o sind die Carliften beinahe aus\ch{ließlich mit fran- gien Gewehren bewaffnet und tragen die-Uniformen der französischen obilgarde, an denen man niht einmal die Knöpfe gewechselt hat. Der ganze Rest der Uniformen des deutsch-französischen Krieges hat ur Bekleidung der Insurgenten gedient. Die Note konstatirt, daß die rotektion, welche die Carlisten in Frankreich finden, bereits von Oro- üieta her datirt, d. h. vor dem Beginn der jeßigen carlistischen Sthilderhebung. Dank dieser Protektion konnte Don Carlos ein anzes Jahr sich an der Grenze in Frankreich aufhalten, um den Bürger- rieg gehörig vorzubereiten. Die französishen Behörden behaupteten damals, nicht im Stande zu sein, den o liteiie des Prätendenten zu entdeden, aber sie-lehnten" den“ ihnen zu diejem Zwecke angebotenen Beistand der Ge Agenten ab, Auf alle Reklamationen der spanischen Konsuln antworteten die Präfekten, daß sie dieselben au a en Wege anbringen müßten; dadurch wurden sie natürli illusorisch. ;

_ Der Botschafter gelangt dann zun der Anklage der „Unbestimmt- heit*, welche der Herzog Decazes in seiner leßten De esche gegen die erste Pan Note gerichtet hat. Herr de la Vega sagt, daß diese

\te keine Zusammenstellung: der spanischen Reklamationen mit Bes weisstücken war, sondern eine Beschwerde über bestimmte und erheh- lihe Thatsachen, auf welche der Minister des Auswêrtigen nicht in einer fategorischen Weise geantwortet hat. So giebt der Herzog Decazes ‘an, daß Lizarraga die Grenze mit i

asse versehen Uberschritten habe; aber der Botschafter muß ezweifeln, daß dieser angebliche Paß auch auf die 29 Per- onen und 15 Pferde “lautete, welche das Gefolge diefes Ca- cillas bildeten. Uebrigens l es: do wohl selbstverständlich, daß

die Polizei nicht unbedingt ihre Aktion einstellen darf, weil die Per- sonen, mit deren Verhaftung fie beauftragt if irgend einen Paß be-

en. Die Note eig s aufs Neue ‘den Aufenthalt der Prinzessin

argarita im. Süden Frankreihs Angesichts der Erschießungen von Abarzuza, der Mordthaten von Cuenca und der Hekatombe von Olot,

einem spanischen

und fie konstatirt die fortwährende Weigerung des Präfekten, die