1830 / 310 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Uebermorgen beabsichtigen Jhre Majeftäten das Theater von Coventgarden zu besuchen; zu Ihrem Empfange werden dort bereits die größten Vorbereitungen getroffen. i

Ein hiesiges Blatt berichtet Folgendes: „Als der König am leßten Donnerstag nah dem Drurylane - Theater fuhr, drängte sich ein Mann, der, dem Aeußern nach, ein Zimmer- mann zu seyn schien, an den Königl. Wagen. Von Sr. Maj. bemerkt, äußerte er die Hoffnung, die nächste Parla- ments-Sißung würde dem Volke, das seit mehreren Fahren die ihm auferlegten Lasten ohne Murren getragen , Erlcichte- rung verschaffen. Der König hörte ihn an, antwortete auch und reichte dem armen Manne die Hand. Dieser bra, sich in die Masse des Volkes zurücfziehend, in Thränen aus und schien tief gerührt zu seyn. Was Se. Majestät geäußert, is uns bis jebr niht befannt geworden.‘‘

Gestern hatte sich das Ober- und Unterhaus versammelt, um mehrere Mitglieder zu vereidigen; tas Unterhaus ver- tagte sich bis übermorgen. 4 i

Der neulich hier angekommene Tripolitanische Bejandte hatte gestern im Kolonial-Amte. eine Zusammenkunsc mit Sir George Murray.

Niederlande.

Aus dem Haag, den 2. Nov. Die Regierung hät |

den Sectionen der zweiten- Kammer die Gründe mitgetheilt, welche sie verhinderten, dem Verlangen derer zu entsprechen, die in dem jüngst vorgelegten Kriminal - Geselz - Entwurf we- gen Bestrafung von Aufruhr - Versuchen noch, strengere Be- stimmungen, insonderheit was die Zuerkennung der Todes- strafe betrifft, verlangten. Gestern wurde der zweiten Kam- mer ein einstweiliger Fiaanz-Geset- Vorschlag vorgelegt, nach welchem jeder Einwohtüer seine direkten Steuern fü! 1830, die Patentsteuer und alle Zusaß-Centen einbegriffen, noch ein- mal als Darlehn zahlen soll, mir Auenahme von gewissen nur 8 besteuerten Klassen, hingegen mit Erhöhung um ein Vierthei

sollen resp. am 30. Nov. , 31. Dez. d. J. und 31.-Jan. f. F. gegen Empfangscheine geschehen, wofür im April 1831 5proc. Obligationen, im ganzen zum Belaufe von 17 Milio- nen, gegeben werden sollen, einzu!ôösen von 1832 an, mit 100,000 F!. monatlich nach Loosziehung. Ferner sollen für 12 Millionen 6proc. Schaß -Billetts creirt werden, um damit alle Gehalte (außer den militairischen) und ‘Pensionen u. st. w von mehr als 1000 Fl. jährlih und alle andern Forderungen an den Schaß zur Hälfte zu bezahlen.

Es ‘soll sich eine Deputation aus Antwerpen bei Sr. Ma- jestät gemeldet haben, die aber an General Chassé verwie”en worden ist. Ÿ

Se. Majestät haben dem General Cort Heiligers die Auf- sicht úber alle freiwilligen Corps und die Vorsorge zur Auf- munterung der Freiwilligen-Werbung für das Heer aufge- tragen. :

s Ueber frühere Ereignisse in Zeeländisch Flandern enthält die Staats: Courant den nachstehenden Bericht: ¿Da zu erwarten war, daß die herumstreifenden Jnsurgententrupps, wiewohl sie bereits einmal tapfer zurückgeschlagen worden, doch die Bewohner des alten Staats - Flandern aufs neue anfallen und beunruhigen würden, so hat man an dieser Seite ernstlihe Maaßregeln genommen, um sich dage- gen sicher zu stéllen. Unter Anderem hat man, èen lebten Nachrichten zufolge , verschiedene hölzerne Brücken abgebrochen, die einen Uebergang aus Flandern hätten bilden können, und sodann in der Gegend von Oostburg Zu- bereitungen getroffen, um das Land unter Wasser zu seßen. Jnzwischen scheinen aufs neue einige Jnsurgenten-Trupps in jenen Landstrich eingefallen zu seyn. Jn Biervliet hat ein solcher den Gemeindeschreiber gezwungen, eine Summe von 150 Gulden zu erlegen, währekd ein anderer Haufe mit zwei Feldstücken in Sluys eingerückt is, Nach Eingang diejer Nachrichten hat der Oberst - Lieutenant Ledel- eine Truppen- Abtheilung nah Biervliet abgesandt und ist sodann selbs

an der Spihe einer noch ansehnlicérn Macht gegen die Jn-

surgenten aufgebrochen.‘ (Vergl.“-die gestern mitgetheilten Nachrichten aus Brüssel, wonach die Jusurgenten aus Sluys bereits wieder vertrieben worden sind.

Den lebten hier eingegangenen Nachrichten aus Ma- stricht zufolge, trifst der General-Major Dibbets fortwäh- rend die zweckmnäßigsten Maaßregeln zur Vertheidigung der Festung. So hat er unter Aúuderm den Advokaten van Cou-

- bergh und Si!veryzex den schriftlichen Befchl übersandt die

Stadt sogleich zu verlassen; und zwar, nachdem er unterrich- tet worden war, daß“ bcide junge Männer, die früher in Brüssel gewesen waren und dort bei der provisorischen Re- gierung um einen guten Posten angehalten hatten, nach izrer

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l füur andere hdher besteuerte. Die Zahlungen |

Rückkehr alle möglichen Versuche gemacht hatten, die Be- wohner von Mastricht zu einem Aufstande zu bewegen. Man meldet aus Herzogenbusch, daß die Aufrührer ei- nen Theil des herrlichen Kanals Zuid - Willemsvaart vermit- telst Durchstechung des Deiches bei Weert unbrauchbar gemachr, - wodurch die Verbinduyg mit Mastricht sehr ge- hemmt ist. : Nach Herzogenbusch ist cin gewisser Jansen, der mehrere Soldaten in Eindhoven zur Desertion verleiten wollte, ge- fánglich eingebracht worden. Das erste Feld- Bataillon der Amsterdamer Schutterei ist in Herzogenbusch angekommen.

Breda, 1. Nov. General van Geen, der das von Ant- werpen sih zurückziehende Armee - Corps befehligt, das jet die Provinz Nord-Brabant decken soll, befindet sich dermalen in Ginnefen ; seine Vorpesten stehen in Ruysbergen und Ul- venhout.

Die in und vor unserer Stadt befindlichen Truppen hal- ten sich bereit, sich, sobald der Dienst es erfordert, in beweg- liche Kolonne abzutheilen. Ein Regiment Jäger und eine Abrheiiung Uhlanen, welche sich vor Hooghstraten aufgestellt haben , waren bis je6t hinreihend, es dort, so wie in den nahe liegenden Orten, zu verhindern, daß die aufrührerische Fahne aufsgesteckr werde. i

Bei dem Bombardement in Antwerpen sind sehr viele

| Insurgenten, die in das Bau - Magazin gedrungen waren

und sich dort gegen den Kugetregen nicht zu s{hüßen wußten, getdètet und verwundet worden. Mehrere Jnsurgenten woll- ten sich ciniger am Kanal liegender Fähren als Brander bedienen, um an den Kriegsschissen zu entern, sind jedoch bes diesein Versuche mit ihren Fähren in den Grund geböhrt worden. i

Antwerpen, ‘1. Nov. Unser Zustand ist noch derscibe anasivolle und traurige, der er vor einigen Tagen war. Junnerhalb der Stadt nichts als wehklagende Bewoh- ner oder herbeigestrômte Hülfetruppen, die wir jedoch, ihrem ußgern Anschn und ihrem Betragen nach, eher für unsere árasten Feinde halten möchten ; außerhalb aber die drohenden Feuerschlúnde der Citadelle und der Kriegsschiffe, die bei der geringsten diesseitigen Demonstration ihr Verderben bringendes Feuer wieder erdfsnen würden. Seit gestern und veIggren haben die Kriegs]chisse noch einige Verstärkungen erhalten, was darauf hinzudeuten scheint, daß man die Citadelle auch ferner beseßt haïten und vertheidigen wolle. Das ist bestimmt, das der Waffenstillstand bis zum nächsten Donnerstage, den 4. Nov., verlángert worden ist versteht sih unter der Be- dingung, daß von hier aus nicht der geringste Angriff ver-

sucht- wird und ijt namentlich die hiesige “Kaufmannschaft

bemüht, eine Uebereinkunft zu Stande zu bringen, um wo möglich die Stadt und vielleicht auch das Land zu erretten. Mird diese niht ins Werk geseßt, so sind die ersten Kauf- leute des Ortes entschlossen, mit Hinterlassung ihres Vermòd- gens ihren Familien, die bereits früher die Flucht ergriffen

haben, zu folgen. Alle Straßen hier sind durch Wagen, Bals:

fei und abgerissenes Gemäuer verrammelt; das Steinpflaster ist úbexall aufgerissen. Sämmtliche Häuser und Straßen sind vol von bewaffneten Fremdlingen , und wenn man noch- einem der früher wohlhabenden Bewohner-Antwerpens begegs-

net, so ist Kin Aussehen traurig und sein Gesicht voll Schmerz. und Kummet. Noch immer brennt es im hiesigen Entrepct ;.

nur Kleinigkeiten sind gerettet worden, und man {äßt jeßt, nah cinem genauern Ueberschlage, den Werth der dort ver- brannten Waaren auf 18 —20 Millionen Gulden. Mehrere Hundert Häuser sind mehr oder weniger dur den Brand zerstört worden. 7 ;

Die Düsseldorfer Zeitung giebt folgendes durcß- Mittheilung aus einem überrheinishen Fabriforte ihr zuge- fommene Schreiben eines in Antwerpen wohnerden Deut- hen Kaufmanns, welches eine lebendige Darstellung der da- sigen Ercignisse in den leßtvergangenen Tagen enthält.

, i Antwerpen, vom 29. Okt. 1839.

Wénn ich Dir mengen? schreibe, ich fann nicht dafür, dies sind die ersten Zeilen, dic ich scit Sonntag zu Papier bringe. Mein Geist und mein Körper sind in cinem so erschla}- ten Bustande , daß sich meine Fdeen verwirren. Du wirst alle Ercignisse des Landes erfahren haben, ich übergehe sie, um Jur

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_jebigen Katastrophe überzugehen, indem ich Dix bemerke, daß

vor Allem ers wissen mußt, daß Antwerpen im Allgemeinen noch

durch Anwesenheit vieler Truppen und durch den Einfluß der

Kaufleute der Holländischen Dynastie treu geblieben war, obgleich im Allgemeinen der Geist derselbe war, wie er in ganz Brabant sich zeigte. Am Sonntag begann rund um die Stadt, wohin sich cin“ Theil der Holländischen Armec zurückgezogen hatte, eine A lebhafte Attaque, die sich unserer Stadt immer mchr nâ- erte, #0 daß man Montag Abend unter den Wällen kämpfte.

Beilage

e S Oa ieh T E

e T t L U a S L E

2395 Beilage zur Aligemeinen Preußischen Staats-Zeitung Æ 310.

I S I S A C E E D E I I I I E E R I B B H E Os I A E S A0: N S S E E Se I E B I M E A E E L: P S 0 AGEEL A,

Das Feuer war stark, nah dem ungeheuern Kanonieren hätten Tausende von Menschen bleiben müssen ; allein es mögen nur 500 seyn, weil die Gartenhäuser und Bäume gegen dic Kugeln {Üßz- ten. Am Diensiag blieb es still; allein schon am Abend waren hier in der Stadt starke Zusammenrottirungen, und Mitt- woch Morgen war das Volk nicht mchr zu bändigen, ‘und die Wachen und Patrouillen der Bürger und Militairs wurden entwaffnet, und nur noch Bataillonsweise durften die Soldaten die Straßen passiren und mußten sich gegen Mittag schon da- mit begnügen, die großen Pläge, Thore und Wälle zu behaupten. Aus Fenstern, Kellern und von den Dächern wurde nun auf die Holländer geschossen , und man drängte sie so, daß Abends nur noch die Thore von ihnen behauptet werden konnten. Diese Nacht war, obgleich nur cin Vorspiel der folgenden , für mich und alle mcine Nachbarn schon fürchterlih. Meine Wohnung, ein Eckhaus , liegt an ciner Seite am alten Arsenal und hinten am Taubenmarkte, an dessen Ende ein Pukverthurm, nahe am Mechelnschen Thor, von der siebenten Division beseyt war. Von vorn glaubte ih mich sicher und legte mich guf einem Zimmer an dieser Seite zu Bette, in den Kleidern, lesend, erwartete ich, was weiter kommen sollte. Um 11 Uhr hatten die Brüsscler das rothe und Bürgerhoutec Thor angegriffen. Die Militairs, von vorn bedroht, von hinten gemordet, konnten sich nicht mehr hal- ten, {o daß sich Alles von dieser Seite zur siebenten Division hinter mein Haus zurückzog. Nun wurde der Kampf fucchtbar, und um 12 Uhr zersprangen meine Fensicr, und, eine Matraße vor mir haltend, entkam ih meinem Schlafgenrach und dem Hause und ging zum Nachbar, der mir zurief, seine Thür dffnen zu wollen. Knecht und Magd folgten. Erslern traf eine Kugel am Ohr im Bette, und so brachten wir die Nacht beim Nachbar zu, dessen Haus geschüßt lag. Um 6 Uhr mußten die Sölda- ten auch die Position hinter meinem Hause räumen, und Allcs zog sich nun zur Citadelle, von den eindringenden Patrioten ver- folgt. Ueber 390 Kugeln sind in mein Haús geschlagen, ohne fedoch mehr als die Fenster zu beschädigen. Das Schießen hatte auf- gehört, und die in die Stadt eingedrungenen Patrioten so wie der Magistrat schlossen mit dem Kommandanten General Chassé einen Waffenstillstand, dem leider zu bald die Zerstôrung Antwerpens folgte. Dieser Waffenstillstand war der Art, daß man den Hokl- ländern die Citadelle, ungeheuer fest , selbs uncinnehmbar, noch von Alba gebaut, Äberlics, denen zugleich der ruhige Besiß des Arsenals, dicht an der Citadelle gelegen, bleiben soilte. Auch soll ten die auf der Schelde befindlichen Fregatten, drei von 59 und 3 von 24 Kanonen, ungefährdet unter Holländischer Flagge liegen bleiben, roogegen der Kommandant versprach, der Stadt kein Leid uzufügen. Das Volk wogte jubelnd und betrunken durch die Stra- en, die man kaum wegen der aufgeführten Barrikaden passiren konnte, und es schien mir gleich unmöglich, ein solches Vol in Subordination erhalten zu kdnnen. Leider bewies sich dies gar zu bald, denn Betrunkene griffen das Arsenal an und wollten die von Feuerschlünden gaffende Citadelle tichmen, als ob es cine Kleinigkeit sey. Die Offiziere konnten keine Ordnung mehr erhalten, man s{leppte die Artillerie der Brüsseler, nur 4— 6Pfünder, vor das Arsenal und begann die Thore ein- uschiefien und gegen die Citadelle anzumarschiren. Da war ntwerpens Wohlskand dahin, denn um 35 Uhr am 27. Oft. be- gannen 390 Feuerschlünde von der Citadelle und von den Fre- atten Über die frehen Bewohner der a Handelsstadt, die o {chôn Es hatte, auszuspeien. Die Kanonade wurde un- unterbrochen bis halb zwet Uhr Nachks fortgeseßt. Fammer, Elend, Verwüstung ohne Gleichen. Das ganze Quartier das Wasser entlang bis zum Bassin ist zerftört und verbrannt. Keine Straße in der Stadt, worin niht ganze Häuser zerschmettert sind, ohne gebrannt zu haben. Wir waren in eine Kasematte geflüchtet, und o Wunder, um 2 Uhr fanden wir unser Haus und die Nachbarschaft fast unversehrt. „Nur fünf oder sechs falte Bomben sind auf Nachbarhäuser gefallen, ohne zu plaßen. Men- schen sind in unserer Nachbarschaft nicht geblieben. Das Arse- nâl, das Gefangenenhaus (Amigo) sind in Asche, auch das grofe Reichsentrepot mit mehr als zchn Millionen Waaren, die alle hiesigen Fmporteurs gehören, ift mit anderen großen Ma azi- nen rein abgebrannt, und noch in diesem Augenblick if an kcin - Aufhdren der Flammen zu denken. er Wind ist flark und treibt Alles auf die Stadt. Das Elend if gränzecit- los, Verzweiflung auf allen Gesichtern, man verflucht die #0 theuer erkaufte noch nicht cinmal errungene Freiheit. Chassé hat geschworen, es solle kein Stcin auf dem andern bleiben, und er

wolle sich mit der Citadelle in die Luft sprengen , ehe er sich auf

eine niht ganz ehrenvolle Art ergähe; einsiweilen könne n9ch keine Rede davon scyn, man solle beim Kdnige bitteri, und er gebe drei Tage Stillstand, wenn man jeden Schuß auf Citadelle und Schiffe vermeide. Nach dem Haag sînd Deputationen; nur Frauen, keine Männer dürfen die Stadt verlassen, wic müssen also auf Alles gefaßt seyn und haben uns bereits eine bomben- feste Wohnung bereitet, weshalb ich Dir mit Gewißheit jagen kann, daß mein Leben nicht La seyn wird. Vterzig Millioneu werden nicht hinreichen, den bisherigen Schaden zu

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erschen; Handel und Kredit im Auslande ift für Antwerpen ver- loren, und funfzehn Jahre reichen nicht hin, dieses zu erseßen. Die Abhrennung des Entrepots, Alles Waaren für Amerikani- s Osiindische und Englische Rechnung, spricht das Urtheil für

ntwerpens Handel. Mit Angst und Schrcecken erwarten wir Uebermorgen. Alle Straßen wimmeln von Weibern und Kin- dern. Patrouillen durchwandern die Straßen, und alle gemeinen Leute sind entwaffnet um cinen ähnlichen Angriff während des Waffenfstillsiandes zu vermeiden. Sobald ich kann, verlasse ih die Stadt, ich schreibe Dir dann näher; denn brennt und sengt man auch niht mehr, so is die Anarchie doch groß und führt unvermeidlich später andere Unglücksfälle herbei. Lebwohl denn, Antwervyen, Leb wohl ungenúgsames Land, du hafi es selb#| gewollt, die Strafe ist nicht ungerecht! //

Die Achener-Zeitung enthält in Bezug auf die neuesten Begebenheiten in Antwerpen folgende Betrachtung: „Wer träat die Schuld des traurigen Brandes von Antwer- pen, der b!ühenden Stadt. Nach Kriegsgeseß hat der Feind, welcher eine Festung beseßt , volles Recht, auf Häujer uad Volk zu schießen, wenn Leßteres sih erapôrt. Die Truppen in Antwerpen waren Mitbürger, keine Feinde, und als sie gegen Angriff von außen fochten, da überfiel sle Meuchelmorb vom Junern und von Menschen, die bisher ihre Mitbürger gewesen. Ruhiges Abwarten des National - Kongresses und der Begebenheiten, war der Antwerpener Pflicht; sie zogen den mörderischen Ueberfall vor. Aber dennoch {oß die Cita- delle niht auf die Stadt, obschon- der Befehlshaber einige Tage vorher damit gedroht, wenn das Volt einen Aufruhr stifte. Der Befehl des Königs hielt ihn ab, so wie dieser auch allen Befechlshabern der Übrigen Citadellen und Festun- gen vorschrieb, die Städte: zu schonen ; bei Brússel war es derselbe Fall. Aber solche Menschlichkeit kostete ihm feste Plákbe, und die Jusurgenten legten sie als Schwäche aus, suchten das Edle durch Lägen zu entstellen : gewöhnliche Waffe der meisten Revolutionnaire,die nur ihrenZweck, die Anarchie, ver- folgen. Das Kriegsgeseß und Recht unter civilisirten Völkern bestimmte schon seir langer Zeit: Wenn eine Citadelle von der Stadt]eite nicht angegriffen wird, so feuert sie auch nit auf diese; im Gegentheil aber ist es des Befehlshabers Pflicht, um den Feind zurücfzuhalten und, wenn möglich, zu verdräns- gen, Die Jnsurgentenführer Mellinet, Niellon, Nypels, Kessels 2c. haben ehemals im Französischen Heere gedient, ken- nen gewiß dies Kriegsgeseb und führten dennoch in der Stadt Beschüb gegen die Citadelle auf, ließen aus den nächsten Häu- sern auf diese und die Holländischen Schiffe schießen, vers langten sogar die Auslieferung der leßtern und eine s{himpf- liche Capitulation. Was blieb den Befehlshabern nun übrig? Schändliche Feigheit und Verrath gegen ihre Pflicht, oder Feuer auf den Feind in der Stadt. Gewiß waren die revo- lationnairen Führer überzeugt, daß Lebteres geschehe; denn, im frühern Leben über Rücksichten der Menschlichkeit wegzu- spriagen gewohnt, lag ihnen wenig an Antwerpen, ihr Plan war: nehmen wir die Citadelle von der Stadt, gut; wird leßtere zerstört, so werfen wir die Schuld auf die Holländer, das Haus Nassau und den Prinzen von Oranien, und freier ist unser Spiel dann im Kongreß. Wir sagen: Antwerpens A wurde dem Neide Amsterdams geopfert, Trug ist dis Zeele einer Revolution ohne Noth, durch hab- und ehrsüchs tige Factionen hervorgebracht, durch Jafobiner und zum Theil [Ls des Gesindel fortgeführt. —- Antwerpen ist von Revso-

beflagenden Bürger konnte dies verhindern, wenn se, in meinschaft mit der Besaßung, die innere Ruhe erhielten ; thaten es nicht, vereinigten fich zum Theil sogar mit den Ju- surgenten und büßen die eigene Schuld.// f

Deutschland.

_ Dresden, 1. Nov. Der gestrige Tag is hier in der Neise, wie solches die (leßthin erwähnte) Bekanntmachung des Königl. Kommissarius anküùdigte, auf das S bes gangen worden. Mehrfach hatte sich der Wunsch ausgespro- chen, am Abende des Festes eine Erleuchtung der Stadt zu veranstalten. Sie fand statt und zeichnete sich besonders durch Beleuchtungen der schon am Tage wit Laubgewindon und andern Verzierungen dekorirtei Kirchen und Thürme aus, wiewohl diesen Veranstaltungen der am Abende etwas heitige Wind nicht günstig war. Reich und sinnig war die

erzierung des ‘Rathhauses mit dem von einem Regenboger umglänzten Königl. Sächsischen“ Wappen , radienförmig um- geben von 18 goldenen Lanzen, den Sinnbildern unserer

utionnairen der Revolution geopfer. Die Masse der e sie

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