1830 / 356 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 24 Dec 1830 18:00:01 GMT) scan diff

2776

inen Artikel, worin es heißt : „Unaufzörlich spricht man von nserer - glorreichen Revolution und denft gar nicht daran, daß die guten oder s{hlimmen Folgen einer Revolution für die Menschheit unendlich wichtiger sind, als der damir ver- bundene Glanz r.nd Ruhm. Man betrügt die Menschen leicht, indem man ihuen für Ruhm ausgiebt, was gar nicht rúhmlich is; aber man fann sie niemals über ihren materiellen Zustand täuschen, sey diefer gut oder schlecht. Dem Unglücke roider steht fein scheinbares System, und alle Regierungs- Theorieen beshrän- ken sich einfach auf die Frage : sind wir im Wohlstande? oder sind wir schlimm daran? Geht es uns wohl, so wird die Revolution sich ohne allen Zweifel befestigen; geht es uns úbel, so wroird sie nur eine rasch vorübergehende Dauer haben; denn die Mei- nung, von welcher sie begünstigt wurde, wird sih gegen sie wenden: Wie abweichend auch die Meinungen über unser früheres Gouvernement seyn mögen, alle fommen doch darin überein, daß wir unter demselben in stets zunehmendem Wohl- stande lebten. Ueberfluß und Luxus verbreiteten sich bis auf die Volksklassen. Kaum dauert unsere Revolution 4 Monate, und schon erblicken wir úberail Elend, Jammer, Mangel, Un- trôstlichkeit ; wenn die Noth so noch eiuige Zeit fortdauert, wird Niemánd mehr wissen, wovon er leben soil. Eine hôc;st nach- theilige Furcht bemächtigt sich aller Gemüther. Ueberall sagt man :

wir müssen unser Geld sparen, denn wir wissen nicht, was"

aus uns werden soll! Hdrte man dies von alten Royalisten, von ehemaligen Angestellten, so könnte das nicht in Verwun- derung seben; aber die Beamten der neuen Ordnung sagen das Nämliche. Ueberall suchen sie die geprägten Münzen sich zu sichern und verborgen zu halten; und es ist unmöglich, daß Handel und Jndustrie wieder Aufschwung gewinnen fkönn- ten, bevor wir über unser Schifsal gewiß sind. Welche ir- rige Berechnung zeigt sich dem Verstande! unsere Revolution vernichtet Handel und Gewerbfleiß die Mittelklasse, welche “durch dieselbe alle bereits erlangten Vortheile zu sichern wähnte, 7 nur unvorhergesehenes Unheil davon geerntet. Welche ehre für die Menschheit !‘‘

Gent, 16. Dez. Das Journal des Flandres mel- det: „Die Wahl-Operationen zur Erneuerung unseres Mu- nicipal-Rathes haben gestern ein sehr betrübeudes und für die Seite me wir leben, ganz befremdliches Schaujpiel zur

olge gehabt. hnen ins Haus geschickt hatte, zur Erscheinung in den Sec- tionen aufgefordert worden. Eine große Anzahl von Geist- li hen hatte es sh zur Pflicht gemacht, dieser Aufforderung Folge zu leisten und sich zur bezeichneten Stunde auf ihren

osten zu begeben. Wie groß war jedoch ihr Erstaunen, als fie, beim Rathhause angefommen , durch Bajonette sich zu- rückgewiesen sahen. Vergebens beriefen ste sich auf ihr Recht und die Karte, die sie erhalten hatten; man antwortete ih- nen ganz trocken, daß ihnen der Eintritt untersagt wäre. Zwar sind gegen das Ende der Wahlen einige Priester zuge- lassen worden, um ihre“Stimmzettel abzugeben , fast keiner von ihnen hat jedoch der Bildung des Bureaus, von welcher zum großen Theile der Erfolg der Wahlen abhängt, beiwoh- nen können. Unter der vorigen Regierung ist nie ein Ver- fahren ähnlicher Art irgendwo beobachtet worden; niemals wurde daran gedacht, auf die Wahlen durch. eine so dirette Verleßung der Wahlrechte einen Eirfluß zu üben; niemals ist die Gewalt der Waffen angewandt worden, um die Bür- ger zu verhindern, sich nah ihren Versammlungs-Orten be- geben zu dürfen. Wir hoffen, daß die Behörden, welche Zeugen einer eben so- wilikührlihen als unerhörten Handlung waren ihre Pflicht thun, die Schuldigen denunziren und gegen die Ungeseblichkeit der Wahlen, die- nicht frei genug waren, protestiren werden‘

Dás Journal de Gand berichtet dagegen: „„Die gute Sache, die Sache der Ordnung und Freiheit, hat bei den gestrigen Wahlen den Sieg “davon getragen. zwar ‘niè an diesem endlichen Siege Beo es war je- doch zu ‘befürchten, daß viele gute Bürger, durch frühere Wahl - Intriguen ermüdet und unwillig darüber, durch solche Umtriebe das Resultat ihrer Anstrengungen vernichtet zu se-

en, sich entmuthigt dem Kampfe entziehen würden, und daß

gs der Ueberdruß eben so {ädlich einwirken konnte ,„. wie

der Schrecken ; doch, dem Himmel sey Dank, unsere Besorg- niß wax unnúß. Keiner von ihnen hat gefehle, Alle haben das Bedürfniß empfunden, daß, bei unserm gegenwärtigen Mangel an häuslichem Glücke und politischer -Ruhe, der in- nere Friede. der Stadt mindestens erhalten. werden müsse. Eine‘ ganze Klasse gewisser Leute t bei den Wahlen eine wahrhaft traurige Rolle gespielt. Wir wollen inzwischen das Murren und Zischen nicht billigen, mit dem man sie úberall/empfing. Die Lection war etwas hart und i,

5

Die Wöhler waren durch Karten, die man-

Wir haben

dies darf jedoch fein Grund seyn, daß diejenigen, denen sie gegeben wurde, sie nicht sollten benußen fönnen.‘‘

Viele Belgische Matrosen und auch einige von Franzd- sischer. Abkunft, welche von den vor Vließingen unter den Befehlen des Vice - Admiral Gobius befindlichen Fahrzeugen entlassen worden sind, kommen seit einigen Tagen durch un- sere Stadt und begeben sih nah ihrer Heimath. ,

_ Brüssel, 18. Dez. Unter den in der geftrigen Kon- greß-Sißung zur Sprache gekommenen Bittschriften bemerkte man die eines Herrn Diepenbeefk, der darauf anträgt, daß der Kongreß alle Belgier reflamire, die nach den Holländi- schen Kolonieen gesandt worden sind, jo wie die angeblich vou 14,198 Einwohnern des Großherzogthums Luxemburg unter- zeichnete Schrift, in der dieselben erklären, daß sie mit Bel- gien vereinigt bleiben wollen. An der Täges:-Ördnung war die Fortseßung der Diskussion über die Erwählungsweise des Senats. er Vorschla: Mitglieder der ersten Kammer aus allen Provinzen nach ‘dem Verhältnisse ihrer Bevölkerung von den gewödöhnli- chen Wahl - Kollegien der zweiten Kammer ebenfalls erwählt werden sollen, wurde nach langer Difsussion von 136 gegen 40 Stimmen angenommen. Nächstdem wurde von 99 gegen 74 Stimmen beschlossen , daß der Senat eben so ¿fdebar seyn soll, wie die zweite Kammer; jedoch wird die Dauer eines Senatoren - Mandats noch einmal so lang seyn, als die

der Deputirten - Mandate. Als dritte Bestimmung wurde angenommen , daß die Zahl der Senatoren halb so viel als die der Mitglieder der zweiten Kammer betragen soll. Das Alter, dus ein Senator erreicht haben muß, wird auf 40 Jahre festgejstelle; die Steuer-Quote, die er zu zahlen hat, giebt je- doch zu vielen Erörterungen Anlaß. Herr C. von Brouckere will sie auf 1000 Franken jährlich festgestellt wissen, während der Vorschlag der Central -Section 1000 Gulden

verlangt. Der Antrag des Herrn von Brouckere wurde ver- worfen und die Fortseßung der Debatte vertagt. “Au

in dieser Sißung wurde vom Präsidenten Klage darüber ge- führt, daß eine gränzenlose Verwirung herrsche, und daß die Mitglieder oft selbst nicht wüßten, was fie eigentlich wollten.

Nachdem in der vorgestrigen Nachr die provisorische

Regierung dem Londoner Protokoll vom 17. November bei: getreten var, wurden sogleich ‘zwei Couriere von Lord Pon-

sonby und Herrn Bresson nach London und nach dem Haag .

abgejandt.

Die Abreise des Herrn’ van de Weyer ist in der heutí- gen Nacht erfolgt.

Dem Courrier de la Meuse zufolge haben die pro- testantishen Einwohner von O die sich auf 3000 belaufen und in dieser Stadt 3 Kirchen besißen , den König der Niederlande in einer Adresse gebeten , . den Besiß von Mastricht unter keinen Umständen aufzugeben. Ein andee res Lütcicher Blatt äußert jedoch die Muthmaßung , daß

der Courrier durch diese Nachricht nur Mißtrauen gegen die

protestantischen Einwohner von Belgien erwecfen wolle. Der Erzbischof von Mecheln, Fürst von Mean, hat an die Mitglieder des Kongresses ein Schreiben oder eine Art von Bittschrift vertheilen lassen, worin er die völlige Unab- hängigkeir des Katholicismus, vollständige Freiheit des Unter-

richts und eine angemessene Besoldung der Geistlichkeit ver-

langt.

Spanien. /

Madrid, 24. Nov. Der Plan, in dem jeßigen Augenblicke, wo Se. Katholische Majestát auf das vollstän- digste über zwei Factionen den glänzendsten Triumph davon-

etragen haben, eine Amnestie zu ertheilen, ist schon seit ein paar ochen zur Reife gediehen , dieselbe auch bereits, wie man aus glaubwürdigen Quellen vernimmt, von Sr. Katholischen Majestät unterzeichnet worden. Jn einem von dem Ge- neral Llaudér erlassenen Tagesbefehle wird dem Truppen- Corps, welches sih gegen Mina geschlagen hat, bekannt ge- macht „. daß der Orden de Sün Vériauds der ersten Klasse iel wird die unterste Klasse so genannt) allen höheren und ‘subalternen Offizieren, Sergeanten, Unteroffizieren und Sol- daten, welche zu diesem Corps gehdren und an den Gefechten vom 27. Okftober ‘Theil genommen, von Sr. Katholischen Majestät verliehen worden if; zugleich sind die sih in dem

nämlichen Fall befindenden«Königl. Freiwilligen, Milizen und

bewaffneten Jndividuen aus dem Bürger, und Bauernstande der nämlichen Gnaden - Bezeugung thei haftig erflárt worden. Die Witwen und Waisen der gebliebenen

Graden und Klassen erhalten Pensionen. Mina, welcher ‘fich noch in Cambo befindet und sich der dasigen Mineral- Bäder bedient, soll, nah glaubwürdigen Berichten, an der

untern Hälfte seines Körpers" ganz gelähmt seyn. Don“

des Herrn Jottrand, daß die

sehr unwillig gewesen seyn und. dem neuen | rafon sein großes Mißfallen bezeigt haben.

| Waaren verkauft worden. | Realen (4700 Rthlr.) gekostet hatten, sind nur 7000 Realen

rieger von allen

2777 -

Joaquin de Anduaga, Kdnigl. Spanischer Gesandter in den Niederlanden , ist von seinem Posten abberufen und ihm zu seinem Aufenthalt eine fleine Stadt im nördlichen Spanien angewiesen worden. Der Herzog von Almazan (Vicomte de S. Priest) hat sich vor einigen Tagen in Gegenwart des Königs und der Königin von Spanien als Grande bedeckt. Es scheint, daß er nächstens Madrid verlassen und sein Hotel dem neuen Französischen Botschafter, Comte d’Arcourt, uberlassen werde. Jn dem Polizei-Departement hat in dessen Organisation cine Veränderung stattgefunden. Die Alcaldes de Real Casa y Corte sind ihrer, ihnen seit der Abseßung des Har Recacho auferlegten, Amts - Verrichtungen in der

igenschaft als Polizei-Commissairs entbunden worden, und hat man neuerdings fünf Polizei - Commissairs ernannt und jedem derselben zwei Stadt - Quartiere untergeordnet. Die Feierlichkeiten und dffentlichen Feste, welche die Munici- palität von Madrid zu Ehren des ersten Kirchganges Jhrer Majestät der Königin vorbereitet hatte, sind durch die einge- trofsene Nachricht des Todesfalls Sr. Majestät des Königs beider Sicilien in deren Beginnen unterbrochen worden. Am 90sten wohnte der os im Theater de la Cruz der Vorstel- lung eines allegorischen Stückes bei / worauf das beliebte Schauspiel el desden con -el desden von Moreto (Donna Diana) folgte und die Vorstellung mit einem Ballet , worin alle nur mdglichen Spanischen National-Tänze, Musik von Mer- cadante, {!oß. Am Abend vorher war ein prachtvolles Feuer- werk auf dem großen Plake, del Oriente genannt, abge- brannt worden, und war, so wie am 20sten, die ganze Stadt

erleuchtet, worunter sich mehrere Häuser , Paläste und Ho-

tels durch brillante Transparents, welche die Façaden jener Häuser von oben bis unten bedeckten, auf eine magische Weise auszeihneten. Viele Häuser glichen einem Flammenmeere. Die Zwischenräume des Balkons des großen Gebäudes der Königl. Buchdruckerei durch alle Etagen hindur waren mit roßen Medaillons, die Büsten von Cervantes, Garcilaso, Avila, Granada, Fejoo, Saavedra, Huerta, Lopez de Vega, Calderon, Tircço de Molina ,und vieler anderer Spanischen Gelehrten aus allen Jahrhunderten enthaltend (in Haut-Re- lief), verziert. Der Palast des Commissairs de la Cruzada war mit reihen Transparents ausgeschmückt und neben dem- selben in einem rechten Winkel eine 66 Fuß lange Gallerie, 26 Fuß hoch, auf 18 Gothischen Säulen rnhend, erbaut wor- den, worin sich zwei Musif-Chöôre befanden, welche ununter- brochen spielten. Der Zufall wollte, daß der das Saframent zu einem Kranken tragende Pfarrer des Kirchspiels seinen Weg an dem- Hause des Commissairs der Cruzada, Herrn Varela,, vorbeinehmen mußte. Jm Augenbli schwieg die rauschende Musik, welhe die versammelte Menschenmasse von tausend und mehr Personen durch Rossini’'s Semiramis gefesselt hielt, und ließ den Marsch, welcher bei ähnlichen Ge- legenheiten geblasen wird, ertönen, und nur erst, nachdem die Prozession weit entfernt war, begann der Jubel von neuem, und die Musif:Chôre ließen wiederum weltliche Lieder ertônen. Aus den Fonds, welche seiner Verwaltung anver- traut sind, hat der erwähnte Commissair Varela 130 bedürf- tigen Familien 26,000 Realen und in ganz Spanien mehre- ren Klöstern, Hospitälern, verarmten Familien auf dem Lande, milden Stiftungen 2c. 90,000 Piaster als Almosen gesandt. Es siud bei dieser Gelegenheit viele Orden von allen Klas- sen, Kammerherrn-Würden, Titel 2c. verliehen worden. Jn

der Armee und in der Flotte haben viele Avancements statt-

gefunden. - Wegen des eingetretenen Todesfalls des Königs

E von Neapel Majestät stud alle Festlichkeiten, die noch statt © finden sollten, unterblieben. zendes Stiergefeht, ein Ball auf dem Stadthause nebst Sou- per. Lebteres war inklusive der Erfrischungen und der ver-

Hierzu gehören ein großes glän-

schiedenen Weinarten zu 1,500,000 Realen in Entreprise ge-

i geben worden. Die ganze Fete hat dem Ayuntamiento (Käm- Merei) mit Jnbegriff der Construction des Ballsaals 7,500,000

Realen gekostet. Der König soll über diese großen Ausgaben

Da der Ball

und das Souper nicht stattfinden konnten, so sind alle Eß- ür die Braten, welche 65,000

(500 Rthlr.)- gelöst worden. Der vor kurzem verstorbene ehemalige Botschafter am Turiner Hofe und Titulgr-Staats- rath, Don Antonio de Ugarte y Larrazabal, soll ein Vermò-

| gen von 25 Millionen Realen (1,800,000 Rthlr., nach Anderen

jedoch nur halb so viel hinterlassen haben. Türkei.

Gordon, dem

orregidor Bare

Der Oesster r e ichlishe Beobachter enthält Nachstes" _ hendes: 1 H E

“_p1Kóöónstantinopel, 25. Nov. Am [13. Nov. über- reichte der Ae Großbritanische Botschafter , Hr. Robert Sultan in Terapia, in einer Privat-Audienz,

seine neuen seit dem Regierungs - Antritte König Wilhelms IV. erhaltenen Beglaubigungs - Schreiben. Am 23sten ers hielt der Königl. Französishe Botschafter , General Graf Guilleminot, durch den als Courier aus Paris eingetroffenen ersten Botschafts-Secretair, Herrn von Varennes, seine Be- stätigung in dem bisher von ihm befleideten Posten und die Notifications-Schreiben der Thronbesteigung des Königs Lud- wig Philipp für den Sultan.“ Am Z3isten v. M. stattete der Kaiserl. Russische Gesandte, Hr. von Ribeaupierre, dem Tür: fischen Ministerium jeine Abschieds-Besuche ab und stellte den Legations-Rath, Baron von Rückmann, als Geschäftsträger, bis zur Ankun}t seines Nachfolgers im Gesandtschaftsposten, Hrn. von Butktenieff, vor. Herr von Ribeaupierre hat am 9ten d. M. an Bord der Russischen Fregatte „Fürstin Lo- wicz// die Reise nah Neapel angetreten. Jun Besebung der Statthalterschaften und einiger Staats - Aemter sind fol- gende Veränderungen eingetreten: das Paschalik von Erzerum ist dem ehemaligen Gouverneur von Karamanien, Eßaad Pa- scha, das Paschalik von Karamanien, mit den Sandschafen von Akschehir und Afserai, dem vormaligen Kommandanten der Schlösser an der Meerenge der Dardanellen, Elhadsch Ali Pajcha, und das Kommando dieser feften Schlösser, nebst dem Sandschak von Biga, dem vormaligen Statthalter von Erzerum, Salih Pascha, verliehen worden. Der als zweie ter außerordentlicher Bevollmächtigter im vorigen Jahre mit alil- Pascha nach Petersburg gesandte Suleiman Nedschib Éfendi ist zum Topchana-Nasiri oder Jntendanten der Stük- gießerei und Aufseher der Bombardiere, der Bruder des befannten Pertew - Efendi und vormalige Dester- dar des Lagers, Eßeid Emin - Efendi ist zum Djsche- bechane - Nasiri, Pertew - Efendi selbst zum Staats- E mit Sis und Stimme im Conseil und Remsi- Efendi zum Mufettisch oder Untersuchungs - Commissair der frommen Stiftungen ernannt worden. Endlich ist auch der durch seine Gelehrsamkeit und Talente bekannte Kadri Bei; Sohn des berúhmten Groß-Wesirs, Melet Pascha, mittelst Großherrlichen Handschreibens wieder in Gnade aufgenom- men und zum Range eines Kadiasfers erhoben worden. Am 12. Nov. ist der zum Erzbischof der katholischen Arme- nier im Ottomanischen Reiche ernannte Don Antonio Nu- ridshan über Wien, wohin er sich von Rom aus begeben hatte, hier eingêtrofen. Die sehnlichst erwartete Ankunft die- ses Prálatèn hat seine Glaubensgenossen mit neuen Hoffnun-

“gen belebt, ihre füuftigen Verhältnisse und die freie Aus-

übung ihres Gottesdienstes, unter Mitwirkung des von der Pforte zum Nasir der Angelegenheiten der fatholischen Ar- menier ernannten Edhem- Efendi, ehestens auf dauerhafte Weise festgesest zu sehen. Einige Notizen über Edhem- Efendi, der hon in frühester Jugend durch das Vertrauen des Sultans mit wichtigen Aufträgen beehrt wurde, dürf- ten hier an ihrer Stelle seyn. Edhem- Efendi wurde gleich, als Sultan Mahmud zur Regierung gelangte, zum Chod- schagan des Großherrlichen Divans ernannt. Wiewohl er zu jener Zeit kaum das zwanzigste Jahr erreicht hatte, wurde er dennoch furze. Zeit darauf als Muhaßil nach Aidin ge- chickt, wo er diese Stelle einige Jahre hindurch zu großer Zufriedenheit der hohen Pforte bekleidete. Um Gelegenheit zu haben, seine Kenntnisse hinsichtlich der neuen Verwaltun zu erweitern, wurde er mit mehr oder minder wichtigen Auf- trägen in verschiedene Provinzen der Europäischen und Asia- tischen Türkei abgeschickt und erhielt, nachdem er sich der- selben ehrenvoll entledigt hatte, zu Konstantinopel die Stelle eines ersten Secretairs im Kumbarachane oder Bombardier Departement, wo ihm, wie später auch im Tüfenkchane (Gewehr - Fabrik) die Leitung des Kanzlei; und Rechnungs - Wesens übertragèn war. Jn Anerkennung der Redlichkeit und Geschästs-Erfahrung, die er stets an den Tag gelegt hatte, wurde er, als die Stelle eines Ober- Pobeie selbst der Tabak-Mauth erledigt worden war, von Sr.

oheit selbst zu diesem Amte erwählt; wodurch aber der Große herr am meisten seine Zufriedenheit und sein Vertrauen in Edhem-Efendi's weises und gemäßigtes Benehmen bewies, ist sicher dessen Ernennung zum Vorsteher oder Nasiri der fa- tholischen Armenier in Folge der Emancipation derselben von der Autorität des schismatisch-Armenischen Patriarchen. Jun dieser wichtigen Stellung. wußte er den Anforderungen eines treuen Staatsdieners und Proteftors eines bisher gedrückten“ Theils der Türkischen Unterthanen Gen ge u leisten und erwarb sih- Ansprüche nicht nur auf die Zafrie eriheit “des Großherrn und seines Ministeriums, fondern auch auf die, Erkenntlichkeit so vieler katholischer