1831 / 60 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

(S i A Or -3 Z e ria E I P E E me S S On R TSE

R E Ee Tr O E O

| j

A@ 60.

Amtlihe Nachrichten. Kronik des Tages

Abgereist: Der Kaiserlich Russische Capitain Pes trowsfi, als Courier nah St. Petersburg

r: v1 H T Zeitungs-Nachrichten.

Ausland-

0:60:06 u L 41:M7:--

Deputirten-Kammer. Sißung vom 20sten Februar. *) Sowohl vor als nach der A»lesung des Pro- torolls der vorigen Sißung herrswte un Saale eine unge: meine Bewegung. Hr. Barthe mischte sich . unter die De- putirten der beiden Centra uud unterhielt kh mir mehreren derselben auf das lebhafteste; endltch nam er jenen gewöhn- lichen Pläß auf der Mintite: bank, wo auch baid darauf «ie übrigen Minister sich zu thm geselllen.- Uin 2 Uhr wurte die Sißuna erdfffner. Nachòcm der Prásident der Versamm- lung die Kduigl. Verorènung mitgetheilt hatte, wodur der Paix Graf Mollicn zum Präsidenten ‘und die D.putirten

“_ Odier und Louts ‘zu Mitgkedern dec Kommijsion zur

Beaussichtizung des Til„ungs Fonds ernannt werdet, Wurde |

die vou Hen. Délesse t angeregte Debatte über die leßten, in der Hauptjiadt stattgefundenen Excesse fortzeschr. An der Rethe war dec Graf Aicxander v. Lavorde. Vor ihm aber verlangte der Prásident des Minister - Rathes das *: ort und äußerte sih folgendermaßen : :

„Fch sagte gestern, m. H./ daß der leßte Redner, den wir vernommen (Hr: Guizot), allein die eigentliche Frage berührt, daß er fic aber nicht geld| have. Nur ihm gilt meine heutige Antwort. Jch halte es fúr úberflússiig, Sie an den Antheil, den ich an der Tebten Revolution genommen, oder an jene 15jährige Opposition zu erinnern, in der ih mich ununterbrochen gegen die Regierung befunden habe, und die metnem Privat-Jnteresse so nachtheilig gewesen is. Wenn meine Mitbürger mtr die Eigen- schäften cines Staatsmannes absprechen können, so werden ste mir mindestens nicht die cines aufrichtigen- und unwandelbaren Freun- des der Revolution streitig machen. Jm Uebrigen handelt es sich bier nicht um Personen; ich bekleide ein Amt, und der Redner, dem ich antworte, bekleidete früher cin solches, wo persönliche Ansichten höheren Betrachtungen weichen müssen. Es handelt sich um die Lage unsers Vaterlandes; um den Zustand, worcin wir Alle das- selbe durch unsere Maaßregeln verseht haben; es handelt sich dar- um, den Grad des Uebels und die Frage zu untersuchen, ob die Einen wirklich ein Heilmittel entdeckr haben, das die Andern ver- werfen. Hr Guizot ‘hat von unserer gegenwärtigen Lage ein entsezliches Bild entworfen. Nach seiner Ansicht giebt es bei uns weder Ordnung, noch Freiheit ; die Ven C R Einen Ge- walten sind im Kampfe mit einander begriffen: in der Verwal- tung herrscht Uneinigkeit; die persdnliche Freiheit ist gefährdet, die Meinungs-Freiheit bedroht, die Religions-Freiheit angefoch- ten; die Unordnung nimmt täglich zu, weil die Regierung nicht

ern mißfallen will, weil sie nicht hinlänglich Überzeugt if, daß si ih über die Popularität hinwegseßen muß. Von Männern, ie thx ganzes Leben hindurch in den Reihen der Opposition gesessen und die traurige Erfahrung des Regierens niemals selbst gemacht ha- ben, läßt es sich erklären, wenn sie auf solche Weise die Gefahren über-

‘treiben, um sie demnächst der Verwaltun N à R diet 4a eines Lebens in der

cin Mann thun kann, der nur einen Thei Opposition zugebracht , der unlängst ers| das Staatsruder selbs esührt, das Schwierige dabei kennen gelernt und sich, ohne die chwierigkeiten besiegt zu haben, zurückgezogen hat, dics ist mir unbegreiflich. Ohne Zweifel ist der Zustand Frankreichs von ernsier Art; eine gewisse Unbehaglichkeit und ein Mißtrauen iu

_») Eincn Nachtrag zu der Sihung vom 19ten \. in der zwci-

ten Beilage.

Allge

Preußische St

würde alsdann seine jehigen

meine

aats- Zeitung.

A A E E R L G E MME T 2AM L E Pt A M

arr ier R _————————

Berlin, Dienstag den 1sen März

1831.

die Zukunft sind unverkennbar. Am Tage nach ciner Revolution aber, bei der Ungewißheit, ob es Fricde bleiben oder Krieg geben werde, und bei der Existenz zweier sich cinander gegenüber |e- hender Partcien, wovon die cine schwach, aber thätig, ränfevoll und unversdhnlich, die andere stark, siegreich und ungeduldig if, ist ein solcher Zusiand der Beängstigung nicht zu verwundern. - Bei cinem Kriegeoder cinem inneren Parteienkampfe wücden jo viele Fnteressen verlcit werden, daß das Land nothwendig darüber besorgt seyn muß. Dock sollten wir als gute Bürger auch das Uebel nicht Übertreiben. Selb während der beklagenswerthen Scene, wozu die Feier in der Kirche St: Germain l’Auxerrois Anlaß gab, war die Haupt=

ftadt eigentlich ruhig, denn man überließ fich mit voller Sicher-

heit den Vergnügungen des Karnevals, und das durch eine troßige Herausforderung crbiïterte Volk zerstreute fich bei der bloßen An- näherung der National - Garde. Gleichwohl stelle ih nicht in Avrede, aß, obgleich die Ruhe ießt vollkommen wieder hergestellt is, unsere Lage oiel zu wünschen übrig läßt. Es fragt sich nun: ist die Regierung oder die Gewalt der Umstände hieran Schuld? Fm críeren Falle müßte das Heilmittel in einer sofortigeu BVer- änderung des Ministeriums gesucht werden, im leßteren aber müßte man vorzüglich durch ein enges Aneinanderhalten das Un- gewitter zu beschwören suchen und namentlih nicht die Gefahr Übertreiben, damit die guten Bürger nicht entmuthigt werden. Hâtte die Regiecung gefehlt, so würde ich den Redner, dem ih antworte - fragen, ob er es nah der von ihm selose geznachten Ecfahrung für möglich halte, in einer |urm- bewegten Zeit cinen Aufstande immer zur gelegenen Stunde vorjuveugen. Er war im Oktober inister des Jnnern- hatte die Polizei und die National-Garde zu seiner Disposition nd- doch ronrede in ciner Nacht der Palast des Königs vou wU- thendem Volke umgeben. Jh will ihm daraus keinen Vorwurf machen, denn dicser würde mich mit treffen , da ich gleichzeitig auch Mitglied- des Conseils war; ih frage ihn bloß, ob er da- mals cin Mittel kannte, dem Aufstande zuvorzukommen. Um dieselbe Zeit herrschte zwischen dem Minister des Fnnern und dem Präfekten der Seinc eine Verschiedenheit in der Sprache; ich wende mich daher nochmals an Herrn Guizot und frage thn, ob er glaubt , daß die Abjeßung derer, die, wenn gleich die Ver- waltung untersiüßend , doch nicht ganz dieselbe Sprache wie se führen, ein geeignetes Mittel ift, der Regierung mehr Energie zu verleihen. Gewiß nicht; denn nicht wegen seiner Zwistiakci= ten mit dem Präfekten der Seine ist Hr. Guizot aus dem Miniîz= sterium ausgeschieden. - (Hr. Guizot verlangt das Wort.) Nach den A, eren sagte man, wie jet, daß die Regierung nicht selbs gehandelt , sondern daß sie die National - Garde für sich habe handeln lassen, und daß Anarchie in der Verwaltung sey. Damals, wie jeßt, war man zu prenae und nahm auf. die Lage der Regieruñg gar keine Rücksicht. Glaubte Herr Guizot zu je- ner Zeit, daß er die Vorwürfe , die man ihm machte, verdtent habe? Und wenn er je für ungerecht hielt, wic kann er dann jeßt mit ähnlichen Beschuldigungen gegen seine Nachfolger auf= treten? Damals, wie jeßt, war entweder die, Regierung an den Unruhen Schuld, oder die Gewalt der Umstände war stärker als sie. Allerdings \chicd Herr Guizot aus dem Minister-Rathe aus; weshalb aber? Hatte er ein Mittel ersonnen, künftigen Unru hen vorzubeugen? Hatte er cin solches Mittel vorgeschlagen, und es war verworfen worden? Sagte er uns damals, daß die pularität cin ohnmächtiges, ephemeres Mittel zum Regieren jey? Bezeichnete ex uns die Gewalt als den einzigen Auswe Ruhe wieder herzustellen, wo die Uecberredungs-Kunst scheitere? Sagte er uns, man müsse die Anserdumnen es Volkes verwei=- gern und ihnen mit dem Bajonette widerstehen, da sonst des For- derns kein Ende seyn würde? Schlug er uns ein soches Mitel mit der Erklärung vor, daß er sich im Falle der Nicht-Annahme zurüd- zichen würde? Hätte Hr. Guizot cinen solchen Vorschlag ge- macht G würde ih ihn für meinen Theil nicht angenommet - haben; doch wäre es immer ein Vorschla f pad und mat? Vorwürfe leichter begreifen kôn= nen, Gerade im Gegentheil aber verwarf er jede gewaltsame Maaßregel, als man ste ihm und seinen Freunden vor chlug, und erklärte, daß er cin solches System für unausführbar halte; die Regierung, fügte er hinzu, bedürfe des Vertrauens, das popalä- rere Männer, als er, besser cinfldßen würden. Also nicht

mit Baijonetten, sondern mit der Popularität sollte ein Vertre de

macht werden; und doch war der Prozeß der vorigen M im Anzuge. Der Ron hatte keine Minisier; wir übernahmen