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Eintracht zwischen Dynastie und Land als unausbleiblich an- gekündigt haben. Man hat den Prinzen überall, und na- mentlich in Rotterdam, empfangen, wie es sih für den Sohn des geliebten Königs und für einen Fürsten gebührte, wel- cher sich selbst und seine theuersten Gefühle in dem bekann- ten Rettungsversuh zu Gunsten eines undankbaren Volkes hergab, ohne jemals deswegen im Grunde des Herzens auf- gehört zu haben, ein guter Holländer und Sprößling der Ora- nier zu seyn. Man erwartet hier nächstens von Belgien aus die Ankündigung einer Subscription zu Creirung einer Ma- rine, da der dafür ernannte Minister bisher nichts zu thun gehabt hat. Spottweise behauptet man, Herr van de Weyer werde überdies auch noch Kolonial - Minister werden und die Zurechnung wegen des Kumulirens der Stellen“ nicht so streng ch zeigen, als bei- Herrn Gendebien. Während die Klagen üher das allgemeine Elend täglih lauter erschallen, fahren die improvisirten Minister mit Gastmählern und Spazier- fahrten fort, und die Erscheinung mit großen goldenen Epau- letten auf kleinen Schultern in der Königlichen Loge zu Brüs- sel soll das Verschwinden des Goldes aus den Staatskassen vergessen machen. Sicheren Nachrichten «zufolge, soll der Bischof von Lüttich, Herr von Bommel, einer der Urheber des Revolutionswerkes, auf öffentlicher Kanzel empfindliche Zeichen des Mißfallens von' Seiten der Gemeinde zu verneh- mén befommen- haben. Von welcher Stimmung die Belgi- sche Geistlichkeit beseelt und wie sehr sie von Schreck über die Ernte ihrer eignen Aussaat ergriffen sey, lehren deut- lih die lebten Nummern des Courrier“ de lo Meuse, welcher geradezu die Restauration unter Oranien einer

Vereinigung mit Franfkreih vorzieht. Niemals hat ein

\{limmes Spiel mit politischen Grundsäßen und religiösen Gefühlen schneller und empfindlicher sich gerächt , als bei den Männern, deren Devise war: Et dominabitur gen- tium. Ueber die Mißhandlung protestantischer Cinwohner in gemeinsam bewohnten Ortschaften und Úber das Verbren- nen von Bibeln auf öffentlicher Stätte habeiz die Belgischen Journale selbst so viel erzählt, daß jede Anmerkung überflüssig wäre. Während so in Brabant der Fanatismus reiche Nach- lese anstellt, wourzelt ein entgegengeseßktes Element, der St. Simonismus, immer tiefer in Lüttich, wo die dermalige Gei- stesstimmung und Gemüthsverfassung der Jugend trefflich dazu geeignet ist, um jener Lehre zahlreiche ‘Proselyten zu ver- schaffen. Täglich erfährt man von Ausgewanderten und Flüchtlingen empörendere Einzelnheiten über den Zustand der Geseblosigkeit in Gent und die Justizmorde gegen die des Orangismus bezüchtigten Jndividuen, welche auch seit Jn- stallirung des Regenten sich fortseßen. Herr Surlet Cho- kfier, das Defizit seiner geistigen Fähigkeiten wohl erkennend, sucht. durch“ eine fünstlih angeborgte Energie in Ausdrücken und Maaßregeln irgend einen der berúhmten Republikaner des Nachbarlandes zu kopiren; darum ist nun der Lakonis- mus in der neuesten Belgischen Staats-Kanzlei an der Tageësmode. Die Holländer werden jedoch Geiegenheit nehmen, diesem Wallonischen Pseudo-Demectrius zu zeigen, wie sie es in der Schule des Lakonismus noch weiter gebracht haben. Man hált die Verblendung der Machthaber in dem unglücklichen Lande fr ganz unbegreiflih, und ihre Opposition, die sie mit troßziger Beleidigung nicht nur gegen das System des Fran- zösischen Kabinets, sondern selbst gegen die persönliche Gesin- nung des Königs Ludwig Philipp nunmehr auf einmal ent- wickeln, fúr Unsinn, oder sie müssen ihrer Freunde und Hel- fer în gewissen Factionen, die auf Umsturz des Bestehenden innen, ziemlich ficher seyn. Beide jedoch-dürften an der Lage der Zeit, wie an den Kräften ihrer Gegner, bedeutend sich

irren und vor: Allem die Belgier noch einmal und zum Ue-

berfluß den Beweis liefern, daß zu einer zlúcklihen Revolu- tion mehr Verständ gehört, als sie bisher“ entwickelt haben. Die Gerüchte von ‘naher Ankunft einer Englischen Escatre iri der Schelde erneuern sich seit einigen Tagen. Auch über die Tendenz der neuesten Englischen Politik täuschen - die arinen Belgier sich ganz bestimmt. Sic vos nón vobis|

Brüssel, 23. März. Durch eine Verordnung des Re- genten ist sämmtlichen Bürgermeistern, Distrikts-- Kommissa-

rien u. |. w. aufgegeben wörden, ‘die Organisation des ersten

Aufgebots der Bürgergarde binnen 14 Tagen zu bewirken. “‘Veber die Ernennung: der neuen Minister verlautet noch immer nichts. Was die alten betrifft, so scheint “nur das Ausscheiden® des Hrn. Goblet vorläufig entschieden zu seyn. Hé." v. Sauvage, Civil-Gouverneur der Provinz Lüttich, be- ndet sich dermalen hier, und es heißt, daß erin das Mini- stexium eintreten werde.-—- Die Emancipation äußert: ¿„Schou der dritte Tâg ist verflossen, seitdem ‘eine Umschmel- zung des Ministériums beschlossen worden, und noch bis jum firigeu Abénde war nichts darüber entschieten, Die éntge-

gengesebtesten Combinationen werden dargeboten, abgegeben und wieder aufgenommen. Die orangistische Foctlon ist als

_ Medusen-Haupt überall bemerklich. Doch wir wollen offner seyn,

es sind nicht sowohl die Orangisten, deren es zu viele, als die entschlosseneren Männer um den Regènten, deren es vielleicht zu wenige giebt. Vor Allem thut sich das Bedürfniß einer Regierung kund, jedoch einer Regierung, welche sagt, was sie will. Man versichert uns, daß der Minister - Rath nicht wenig erstaunt gewesen ist, durch das gestrige Blatt des Belge *) zu erfahren, daß Hr. Tielemans ein ganz neues System vorgeschlagen, um das Land aus seiner gegenwärti- gen fritischen Lage zu ziehen. Die Verwunderung des Con- eils soll jedoh nit von langer Dauer gewesen seyn, da man Hrn. Tielemans bald zum Geständnisse brachte, daß er selbst zu dem mindestens indiskreten Artikel des Belge die Grundzüge geliefert habe. Das Conseil soll besonders von der Neuigkeit, daß Hr. Tielemans seinen Abschied nicht ge- fordert habe, überrascht gewesen seyn, da doch Hr. T. im Beiseyn sämmtlicher Minister den Segèutéu rüher ersucht hat, ihm das Gouvernement der Provinz Lüttich zu úber- tragen und dafür den Hrn. v. Sauvage zum Minister des Junern zu ernennen.‘

Der Baron von Loe, von der Belgischen Regierung zum Civil-Gouverneur der Previnz Limburg ernannt, bat als solcher feinen Abschied eingereicht.

,, Wir erfahren aus guter Quelle, ‘/ heißt es im Vrai Patriote, „daß einer unserer Administratoren dem Staats- Oberhaupte einen Bericht abgestattet habe, wonach den Re- gierungs-Kommissarien aufgegeben werden soll, alle Journa- listen, welche zu einer Regierungs» Veränderung auffordern, O zu verfolgen und zu diesem Zwecke sich der derma- N Bestimmungen des Napoleonischen Strafgesebbuches zu

edienen.

Die (vorgestern mitgetheilte) Nachricht von mehreren hier anwesenden Französischen Soldaten des 22sten Linien - Regi- ments giebt dem Vrai-Patriote zu folgenden Betrachtun-

gen Stoff: „„Man fragt sich, ob etwa unter dem Vorwande

der Deseëtion oder einer s{öônen Leidenschaft füx unsere Sache eine ziemlih große Anzahl Französischer Militairs , die dazu bestimmt wären, eine Ehren - Garde oder cine Division fär den General Belliard zu bilden, ganz sachte und hinter einan- der hier einpassiren sollen? Vor zwei Tagen. hat man dre Französische Unteroffiziere in einem vortrefflihen Reisewagen von Lille abreisen und die Französisch: Belgischen Zoll - Linien passiren sehen, ohne daß sich Jemand um den Zweck ibrer Reise gekümmert hätte. Es ist dies ein Mittel zur Heeres- Organisation und zugleih ein Mittel für Unteroffiziere, die sich recht bald mit Epauletten sehen wollen. Sollte dics etwa eine Vervollflommnung des Systems seyn, in Folge dessen wir vor einigen Monaten das Glück hatten, die Corps von Pontécoulant und anderen Abenteurern ‘anfommen zu sehen, die mit so vieler Uneigennübigkeit herbeigeeilt sind, um uns eine Unabhängigkeit erobern zu helfen, die uns so theuer ist? Weöon jene Französishen Soldaten Deserteurs sind, warum werden ihnen Einquartierungs-Billets verabreicht, und mit welchem Rechte fügt man diese neue Last zu allen denen,

“die wir schon zu tragen haben? Aber wenn es nun fkeiue

Deserteurs wären, wenn sich darunter vielmehr ein Inva- sions - Plan_versteckte , “mit dessen Hülfe man unter gewissen provozirten Umständen in Besiß unserer festen Pläße käme, von denen, wie es heißt, mehrere, wiewohl sie feine Garnison be- fißen, verproviantirt worden, undzwar von einem andern Franzo- sen, Hrn. Chazal, der sich in unserer glorreichen Revolution so er- kenntlich für die Gastfreundschaft gezeigt hat, die seinem Va- ter und ‘seîner Familie so edelmüthig von einem Barbaren bewilligt wurde? Wenn cinige Verräther unsere Festungen vermittelst einer so groben Täuschung ihrem mächtigen Ver- bündeten ausliefern wollten, glaubt man etwa, daß wir einer solhen Schändlichkeit ruhig zusehen werden ? Glaubt man, daß die auswärtigen Mächte eine solhe Verlebung des Völ- kerrechts gesatien werden?" Versteht und gebraucht man auf diese Weise das so deugsame Princip der Nicht-Jntexvention, kraft dessen man intervenirt, wenn das Juteresse Frank- reichs es erheischt, und fraft dessen man die bewaffnete Jn-

tervention duldet, wenn man fein Mittel beslßt,- um die Un-

glúcklichen, die man selbst verleitet hat, ihrer Strafe zu ent- zehn. Nein! Es is gut, daß man es wisse: wir Sdben uns nicht zur Ausführung eines so abscheulichen Verrathes hergegeben ; nicht unter dem Zujauchzen der Stadt Brüssel soll ein Profonsul oder ein Französischer Präfekt an die

, * Vergl. das gestrige Blatt der St. 3. Beilage

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Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung X 88.

_ Stelle unseres vernichteten Wohlstandes geseßt werden. Nein,

Europa wird nicht diesen Triumph der Treulosigkeit und jenes unersättlichen thörichten Ehrgeizes dulden, der seit 40 Jahren die Existenz und die Sicherheit aller Völker beunru- higt und fompromittirt.‘/

Im Antwerpener Handelsblatte liest man: „„Rei- sende, die fürzlih aus den Gegenden von Doornik, Leuze, Ath u. s. w. fommen, haben dort während ihres Aufenthal-

‘tes ein beständiges Einschleichen Französisher Soldaten be-

merkt, die in Abtheilungen von 15 bis 20 Mann und voll- ständig bewaffnet, ihrer Aussage nach, unserm Regenten ihre Dienste anbieten wollen.‘

Ju der Citadelle von Antwerpen ist dieser Tage das Geburtsfest des General Chassé geseiert worden. Das Kon- zert und das Feuerwerk, das bei dieser Gelegenheit zum Be- sten gegeben wurde, is auch außerhalb der Citadelle gehört und gesehen worden.

In Gent sind zwei junge Leute, welche bei der am 5. Febr. stattgehabten Verwüstung der Druckerei des Messager de Gand besonders infulpirt waren, verhaftet, jedoch bereits am folgenden Tage, auf geschehene Verwendung, wieder frei- gelassen worden. Dies hatte keine andere Folge, als daß noch am Abende ihrer Freilassung die Druckerei des Messa- ger wiederum von einem thätlichen Angriffe bedroht und nur dadurch, daß ein Drucker zwei Pistolen in die Luft ab- feuerte , vor abermaliger Plúnderung geschüßt wurde. Der Messager bemerft hierzu: „¿„„Mögen sih in- zwischen diejenigen, die gekommen waren, um uns zu plün- dern, feine Sorge machen. Die herrschende Faction beschÚßt sie, und das Terroristen-Journal (des Flandres), ihr würdi- ges Organ, geht sogar so weit, in sciner heutigen Nummer zu erklären, daß die Autorität, wenn sie die Urheber solcher Räubereien verfolge, dadurch nur die Ordnung kompromittire ! Also Friede mit allen Schurken, die ehrlichen Leute allein müssen für Leben und Eigenthum besorgt seyn.‘“

Heute fommen die Mitglieder der neuen Association, welche si{ch hier nach dem Muster der Französischen bilden soll, zum erstenmale zusammen.

Der in Namur erscheinende Courrier de la Sambre enthält mehrere Artifel zum Lobe der unwissendeu Brüder- haft (frères ignorantins). Als Verfasser dieser Artikel wird von mehreren Zeitungen der Baron v. Stassart bezeichnet.

Deuts land,

Schwerin, 24. März. JJ. KK. HH. der Erbgroß- herzog und die Erbgroßherzogin sind gestern von Ludwigslust hier eingetroffen. i

Dresden, 24. März. (Leipziger Zeitung) Mit Verwunderung lesen wir in ausländischen Blättern irrige Gerüchte über die angebliche Unruhe und Unsicherheit in Dresden. Die landtäglichen Verhandlungen gehen hier mit der größten Ruhe vor sih, und von irgend einer Störung der öffentlichen Sicherheit ist gar nicht die Rede. Ein Un- gebúhrniß, das in Dresden, wie anderwärts, der Ortspolizei anheimfällrt, oder ein spurlos vorúbergehender Anlaß, wo amsere brave Kommunal - Garde Gelegenheit findet, ihren Dienst zu thun, ist darum noch kein Zeitungs-Artifel. Wel- cher Korrespondent. wird Vorfälle des Augenblicks, die der zweite Tag vergißt, für wichtig genug halten, um damit die Spalten fremder Blätter zu füllen; oder will man etwa leichtgläubige Leser daran gewöhnen, in jeder Schneeflocke tine Lauwine zu sehen ?

Zu Vereinfachung der Formen des Geschäftsganges i eine Abänderung des bisherigen Kurial- und. Reskriptstyls angemessen befunden worden und wird nah den näheren Bestimmungen eines deshalb erlassenen Mandats vom ersten des fommenden Monats April an eintreten.

Hannover, 25. März. Aus dem Kings German Le- gion-Unterstüßungs-Fonds sind in dem Jahre 1830 an 544 verdiente Leute der vormaligen Legion, so wie an 128 Wit- wen und Waisen von solchen, 4035 Rthlr. vertheilt worden. Ueberhaupt hat dieser, größtentheils aus Beiträgen der Offi- ziere der Legion gebildete Fonds, seit seinem Entstehen im Jahre 1819, den hülfsbedürftigen Kriegern und ihren Nach- gebliebenen die ansehnlihe Summe von 49,712 Rthlr. ge- währt, und wénn auch durch den Ausfàll mancher Beiträge in dem lebten Jahre dermalen, statt dex früheren Ueberschüsse, cin Deficit in der Kasse entstanden ist, fo darf (der ‘hiesigen Zeitung zufolge) doch eine unverminderte Wirksamkeit des so

wohlthätigen Vereins für die Zukunft um so zuversichtlicher gehofft werden, da, nach einer demselben gewordenen höôchst- erfreulichen Anzeige, Se. Maj. der König geruht haben, Jh- ren jährlichen Beitrag auf die Summe voa 100 Pfd. Ster- ling zu erhöhen. |

Von dem Waterloo-Subscriptions-Comité zu London sind der hiesigen Wittwen- und Waisen - Gesellschaft im verwiche- nen Jahre 2966 Rthlr. zur Vertheilung von Unterstüßungen an die in der Schlacht von Waterloo verwundeten Soldaten der Königl, Deutschen Legion übersandt worden; die Summe der in den funfzeha Jahren seines Bestehens von gedachtem Comité zu dem, fraglichen Behufe übermachten Gelder be- trägt 117,762 Rthlr.

Kassel, 23. März. Die hiesige Zeitung giebt cine Uebersicht der dem Lande bereits zu Theil gewordene Abgaben- Erleichterungen : 1) Die Landesschulden-Steuer, welche in Ge- mäßheit der Verfassungs-Urkunde, zufolge der, gleih bei Er- öffnung des Landtages, von Sr. Königl. Hoheit dem Kur- fürsten ertheilten Sarg vom 1. Jan. d. J. an weg- gefallen ist, beträgt eine Summe von mehr als 200,000 Rthlrn.; 2) die durch das Geses vom 3. Febr. d. J. ver- ordnete Verminderung der Stempel-Abgaben kann überhaupt auf 60,000 Rthlr , so wie 3) die nach dem Geseße vom 6. Márz 1831 eintretende Herabseßung der Eingangs - Abgabe und Verbrauchs - Steuer ebenfalls auf eine sehr bedeutende Summe angeschlagen werden ; auch ist man L) bereits -mit Bestimmung derjenigen Lasten beschäftigt, welche den Ge- meinden in Gemäßheit der §§. 43 und 44 abgenommen wer- den sollen, und deren Betrag wohl gegen 20,000 Rthlr. aus- machen wird; anderer Erleichterungen und insbesondere der in dem §. 33 der Verfassungs-Urkunde enthaitenen Befreiung nicht zu gedenken.

Franffurt, 24. März. Se. Durchlaucht der Land- graf von Hessen - Homburg reisten am 22sten, von Homburg kommend, durch unsere Stadt, um sich nach Luxemburg zu- rácézubegeben.

D. QWM els

Luzern, 13. März. Die Tagsaßung hat in der Siz- zung vom 8. März von ihrem engern Ausschusse Bericht er- halten über die eventuell und, wofern die Schweiz es gut findet, ihrer Neutralität einzuverleibenden Provinzen Chablais und Faucigny und die Anfrage des Ober - Generals, wie er sich zu verhalten hätte, wofern dort befindlihe Sardinische Truppen den Rückzug durch das Wallis zu nehmen verlan- gen sollten. Es wurde beschlossen, die allgemeine Frage jeßt gar nicht in Erörterung zu nehmen und hinsichtlich der spe- ciellen Anfrage den General an seine Jnstruction zu weisen: in feinem Fall den eidgenössishen Boden durch bewaffnete Truppen des Auslandes betreten zu lassen.

Luzern, 16. März. Am 13ten d. traf der Oesterreichi- sche Gesaûdte, Graf v. Bombelles, hier ein. Vorgestern stattete er dem Präsidenten der Tagsaßung einen Besuch ab und überreichte ihm eine, die Schweizerische Neutralität an- erfennende Antwort des Wiener-Hoses. Leßtere ward gestern der Tagsaßung vorgelegt. Sie spricht, in übrigens höchst wohlwollenden Ausdrücken, einiges Befremden aus über die militairischen Rüstungen , für deren Anorduung fkfaum hin- reichender Grund möchte gefunden werden. Um nun deshalb befriedigende Aufschlüsse zu geben, beauftragte die Tagsaßung ihke Siebaer-Kommission, eine Antwort zu entwerfen.

Jtalien.

Turin, 16. März. Gestern Mittag um 12 Uhr ist folgendes Bulletin bekannt gemacht worden: „„Se. Majestät, noch in der Genesung von der schon gemeldeten Krankheit, hatten sih den Einflüssen abwechselnder Witterung: ausgeseßt und sih dadurch ein neues Entzündungs - Fieber zugezogen. Indessen scheint dasselbe gleichfalls , nah dem Gebrauch an- gemessener Heilmittel, einen glücklihen Ausgang zu ver- prechen. ‘‘

Florenz, 16. März. Der Marchese Chigi l zum Gouverneur von-Siena und Geheimen Finanz- und Kriegs- rath und der Oberst Gianettini zum interimistischen Civil- und Militair-Gouverneur von Elba ernannt worden.

Rom, 12. März. Hier. ist es äußerst rubig, aber auch traurig. Die Fastenzeit schließt alle dffentliche Lustbarkeiten aus; der Vatikan mit seinen großen Kunstschäßen ist ge- schlossen, eine Entbehrung, für die den Kunstfreunden die

O T L E E Nee L B