1875 / 196 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 21 Aug 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Sonntag, den 12. September, wohnen Se. Majestät in Fürstenstein dem Gottesdienste bei, nehmen um 12 Uhr beim Grafen v. Hochberg auf Rohnstock das Déjeuner und beim Fürsten Pleß wiederum das Diner ein. Abends findet Zapfenstreich statt.

Montag, den 13. September, nehmen . Se. Majeftät früh 11 Uhr die Parade über das V. Armee-Corps bei Haynau ab. Um 1 Uhr 30 Minuten treffen Allerhöchstdieselben in Liegniy ein, wo um 5 Uhr ein großes Diner stattfindet, zu welchem die Gencrale und Stabsoffiziere des V. und VI. Armee-Corps ge- laden find. Abends werden Se. Majestät dem von der Stadt arrangirten Gartenfeste beiwóhnen.

Dienstag, den 14. September, findet um 11 Uhr bei Haynau ein Corps-Manòöver des V. Armee-Corps statt. Das Diner ist bei Sr. Majestät in Liegniß um 5 Uhr angesagt. L

Mittwoch, den 15. September, begeben Sih Se. Majeftät nach Camenz zum Besuche Sr. Königlihen Hoheit des Prinzen Albrecht und kehren von dort nah Liegniy Abends 8 Uhr 15 Min. zurüdck.

Donnerstag, den 16., und Freitag, den 17. September, wer- den früh bei Rothkirh Feldmanöver ausgeführt. An beiden Tagen findet ein kleineres Diner bei Sr. Majestät um 5 Uhr in Liegniy ftatt.

Sonnabend, den 18. September, findet früh bei Brechels- hof noch ein Feldmanöver statt. Se, Majestät werden in Liegniz alsdann noch ein Déjeneur dinatoire einnehmen

und gedenken von dort die Rükfahrt um 4 Uhr 30 Minuten anzutreten. Der Ankunft Sr. Majestät in Berlin wird Abends 9 Uhr 50 Minuten entgegengesehen.

In den deutschen Münzstätten find bis zum 7. August 1875 geprägt: an Goldmünzen: 885,539,460 Doppelkronen , 265,040,560 /4 Kronen; an Silbermünzen : 21,846,715 6 5 - Markstücke, 81,461,950 A 1 - Markstücke, 17,256,357 / 40 20-Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 8,771,535 M 70 S 10 - Rfennigstüde, 4,448,930 f 30. 5 - Pfennigstüle; an Kupfermünzen: 3,467,163 # 26 H 2 -Pfennigstüde; 1,721,531 /6 62 S 1-PRfennigstüde. Gesammt- ausprägung: an Goldmünzen: 1,150,580,020 4; an Silber- münzen: 120,565,022 4 40 „Z; an Nitelmünzen: 13,220,466 6; an Kupfermünzen: 5,188,694 M 88 S.

Am 18. d. M. ist zu Eisenach die Deutsche evan- gelishe Kirhenkonferenz zusammengetreten. Die dies- malige außerordentlihe Versammlung derselben, die auf An- regung der braunshweigischen Kirhenbehörde erfolgt, ist durch das Eintreten der Civilstandsgesezgebung für das Gebiet des Deutschen Reichs veranlaßt; sie bezweckt eine Verständigung der Kirchenbehörden über die für die einzelnen Landeskirhen in Folge dieser Gesezgebung erwahseniden Aufgaben anzubahnen, namentlich die Frage zu erörtern, ob in Rückficht der eintretenden bürgerlichen Eheschließung die Agende hei der kirh- lihen Trauung, und in welcher Gestalt, zu ändern ist. Der hohen praktishen Bedeutung des Berathungsgegenstandes ent- sprechend, ist die Konferenz dieses Mal sehr vollständig beschickt. Es find eingetroffen von Seiten des Evangelischen Ober-Kirchen- raths zu Berlin die Ober - Konsistorial - Räthe Dr. Dorner, Hermes und Dr. Brückner, für die Kirhenbehörde der neuen

andestheile Preußens der Landesbishof Dr. Wilhelmi aus Wiesbaden, General-Superintendent Dr. Godt aus Shles- wig, Prof. Dr. Dove aus Göttingen, die Ober-Konsistorial-Räthe Schmidt aus Caffel und Dr. Uhlhorn aus Hannover; aus Bayern Ober-Konsistorial-Präsident Dr. von Harleß und Ober- Konsistorial - Rath Meyer von München; von der Königlich sächsischen Kirhenbehörde Ober-Hofprediger Dr. Kohlshütter und Ober-Konsistorial-Rath Stelzner aus Dresden; für Württemberg Prälat Dr. von Gerok, sowie die Ober - Konsistorial - Räthe pon Schickhardt und Steinheil aus Stuttgart; für Braun- \chweig Abt und Konsistorialrath Dr. Ernefti zu Wölfenbüttel; aus Mecklenburg-Schwerin Ober-Kirchenrath Direktor Kaysel, Ober - Kirchenrath Dr. Kliefoth zu Schwerin; für das Groß- herzogthum Sachsen Geheimer Justiz - Rath Vollert, ODber-Hof- prediger Dr. Hesse aus Weimar; für Coburg - Gotha General- Superintendent Dr. Petersen, Ober-Hofprediger Dr. Schwarz, für Sachsen-Altenburg General-Superintendent Dr. Braune; für Oldenburg Ober-Kirhenrath Ramsauer; für Mecklenburg-Streliß Konsistorial-Rath Dr. Ohl aus Neu-Strelig ; für Anhalt Kon- \sistorial-Rath Teihmüller aus Dessau; für Shwarzburg-Rudol- ftadt General-Superintendent Leo; für Reuß à. L. Konsistorial- Affe}sor Hoffmann aus Greiz, Reuß j. L. Hofprediger Loße aus Gera - Unternhaus; für Schaumburg - Lippe Konfistorial-Rath Dr. Reiche; für Lippe-Detmold General-Superintendent Koppen aus Detmold.

Die Eröffnung der Konferenz erfolgte in gewohnter Weise durch cinen Gottesdienst in der Kapelle der Wartburg, bei wel- chem Ober-Hofprediger Dr. Kohlshütter die Predigt hielt. Un- mittelbar danah begannen die Verhandlungen in dem großen Saale des Stadischlosses, welher von Sr. Königlichen. Hoheit dem Großherzoge bereitwillig der Versammlung eröffnet war. Das Präsidium führt nach der Wahl der lehten ordent- lihen Konferenz der Abt Dr. Ernesti, dem als Vize- Präses Ober - Konsistorial - Rath Hermes zur Seite steht. Die erste Sizung wurde vollständig durch die _Ver- [Lesung des eingehenden Referats in Anspruch genommen, welches Geh. Justiz-Rath Vollert über das diesmalige Thema der Kon- ferenz ausgearbeitet hatte. In der am folgenden Tage fich an- schließenden zweiten Sißung begannen die Vorträge der -Kor- referenten, General-Superintendent Dr, Brückner und Professor Dr. Dove, alsdann trat die Konferenz in die Debatte über den zunächst wichtigsten Punkt, die Aenderung des Trauformulars betreffend ein, jedoch gelangte die Verhandlung in dieser Sizung noch nicht zum Abschluß.

Der Minister des Innern hat im Einvernehmen mit dem Finanz-Minister genehmigt, daß den nihtständigen Mit- gliedern der D tne de Dea Woindict 4 bis auf Weiteres au für die Geschäfte an ihrem Wohnorte Tagegelder gewährt werden.

Die Strafbarkeit der Eltern und Erzieher wegen der von ihnen veranlaßten Schulversäumnisse ihrer Kin- der oder Pflegebefohlenen hört nah einem Erkenntniß des Ober-Tribunals (Rhein. Strafsenat) vom 17. Juni d. I. mit einem bestimmten Lebensalter (14 Iahr) der Kinder nit auf.

Der Begleiter eines Hausirers, welher zum Transport der Waaren dient und zu diesem Zwecke in dem Ge- werbeschein des Hausirers als „Begleiter“ aufgeführt und fignalisirt ist, macht fich, nach einem Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 7. Juli d. I., strafbar, wenn er für Rechnung feines Herrn das Gewerbe betreibt. Nach den 88. 2, 7, 8 bis 11 des Regula- tivs vom 28. April 1824 bedarf Jeder, der ein Gewerbe umher- giehend betreiben will, eines hierauf lautenden-Gewerbescheines, der

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unter Anderem ein vollständiges Signalement des Inhabers ents 7

halten muß. Nach §. 20 dieses Regulativs gilt dieser Gewerbe- schein nur für die darin genannte Person und darf niemals an einen Dritten verliehen, abgetreten oder auf irgend eine Art über- lassen oder anderer Mißbrauch damit getrieben werden, und eben so wenig darf cine darin nit genannte Person, wäre sie auch von der Familie des Inhabers, von Leyterem mit umhergeführt, oder das Gewerbe für Rechnung des Inhabers von einer dritten, in dem Gewerbescheine nicht genannten Person ausgeübt werden. Unter dem Ausdrucke aber: „eine in dem Gewerbescheine niht genannte Person“ ist aus\{ließlich eine solche zu verstehen, welche in dem Gemwerbesheine nicht als berehtigt bezeihnet ist, für Rechnung des Inhabers das Gewerbe zu betreiben.

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Der Kaiserlihe Botschafter in Paris, J Hohenlohe, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten mehrwöchents lihen Urlaub am 19. d. M. angetreten. Während seiner Ab- wesenheit fungirt der Legations-Rath Graf von Wesdehlen als interimistisher Geschäftsträger.

Der Kaiserlih deutshe Botschafter in London, Graf zu Münster, kehrte heute Mittag nah Derneburg zurü.

Der Königlich preußishe Gesandte in Dresden, Graf zu Solms-Sonnenwalde, ist gestern Nachmittag hier ange- kommen und im-Hotel Royal abgestiegen.

Der zum Kaiserlich deutschen General-Konsul in Belgrad ernannte frühere Sekretär bei der deutschen Gesandtschaft in Madrid, Baron von Saurma, isst auf der Durchreise nah Belgrad hier angekommen.

Der General-Lieutenant von Wartenberg, Comman- deur des Kadetten-Corps is von der Inspizirung der Kadetten- häuser Bensberg und Oranienstein hierher zurückgekehrt; ferner nah beendigtem Urlaub der Kaiserlih österreichische Militärbe- vollmächtigte, Major Prinz zu Liechtenstein, und der Kö- niglih sächsische Militärbevollmähtigte, Major von der Planiß.

Der Oberst-Lieutenant von Xylander vom Königlich bayerischen Kriegs-Ministerium, welcher kürzlich zu den Ver- handlungen über den Evtwurf einer deutschen Wehrordnung ee kommandirt worden war, hat si{ch nach München zurück-

egeben.

da Der Kaiserlich russishe General - Adjutant und Chef des Generalftabes des Garde-Corps, Graf Paul Shumwaloff, ist gestern Abend aus St. Petersburg hier angekommen und heute früh nach Eger weitergereifst.

Die Kaiserlich japanishe Kommission, welhe an der internationalen Telegraphen - Konferenz in St. Petersburg theilgenommen hat, bestehend aus dem Bevollmächtigten Schioda, Telegraphen-Direktor, und Sekretär Osafki, find gestern Abend über Norwegen und Schweden hier eingetroffen und im Hôtel Royal abgestiegen.

Die Uebergangsstraßen für den Verkehr mit steuerpflih= tigen Getränken zwischen Elsaß-Lothringen und Baden beziehungs- weise Bayern (Pfalz) von Fort Louis nah Sollingen und von Nawbsheim nah Hartheim, sowie von Straßburg nach Maxau sind aufgehoben worden.

Dix Einfuhr von Branntwein aus Bayern (Pfalz) nah Elsaß - Lothringen ‘ist für die Folge auch auf der Uebergangs- straße von Neu-Hornb ach nah Wolmünsfter gestattet, und ift der Uebergangsfsteuerstelle Wolmünster die Befugniß zur Eingangsabfertigung von Branntwein ‘beigelegt worden.

Die Straßen von Ellingen nach Mondorf und von Oberettingen nah Oettingen sind zu Uebergangsftraßen für die Einfuhr von Bier und Wein aus dem Großherzogthum Luxemburg nah Elsaß - Lothringen erklärt, und is den Orts- einnehmereien zu Mondorf und Oettingen die Befugniß zur Ein- gangsabfertigung von Bier und Wein bei der Einfuhr auf den gedachten Straßen ertheilt worden.

Die Versezung des Kreisthierarztes Gabbey zu Toft, in den aus den Kreisen Creuzburg und Rosenberg bestehenden kreisthierärztlihen Bezirk, ist zurückgenommen worden.

S. M. S/ „Deutschland“ ankerte am 19. d. Mts. auf der Rhede von Wilhelmshaven.

S. M. Brigg „Undine“ verließ am 20. Iuli cr. den Hafen von Halifax, ankerte am 4. August auf der Rhede von Horta auf Fayal, ging von hier aus am 5. wieder in See und ankerte am 15. in Plymouth.

Stettin, 19. August. Das Königliche Konsistorium der Provinz Pommern hat die ihm unterstehenden Geistlichen er- mächtigt, in den Gemeinden, von welchen die Abhaltung einer firchlichen Feier am 2. September gewünsht werden follte, einen außerordentlihen Gottesdienst zu begehen und den- selben in einer den örtlihen Verhältnissen entsprehenden Weise einzurihten.

Lauenburg, 18. August. Von den im gestrigen Land =- tage zum Abshluß gelangten Verhandlungen verdient zu- nächst die Wahl der Seitens des Landtags zu bestellenden Mitglieder der Grundsteuer - Veranlagungs - Kommission Er- wähnung. Nah dem Geseg ist die Hälfte der Veran- lagungs - Kommission von Riiter- und Landschaft, die an- dere Hälste von der Staatsregierung zu bestellen. Für das in Ausficht gestellte Gesetz, betreffend Aufhebung der Stolgebühren wurde ebenfalls eine Kommission gewählt, desgleichen zur Vor- berathung über das Tableau der demnächstigen Landgemeinde- verbände und zur Berathung über ein Hofegeseß, event. Aus- arbeitung eines dem Ministerium dieserhalb vorzulegenden Geseÿ- entwurfes.

Bayera. München, 19. August. Gestern Abends um 84 Uhr wurden die sterblihen Ueberreste Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Carl, begleitet von einer zahllosen Menschenmenge aus Tegernsee und Umgebung, aus dem Schloß Tegernsee, nahdem zuvor der Sarg von dem Oberst-Hofmeifter Sr. Majestät des Königs, Grafen zu Castell, unter Assistenz des Königlichen Stabsraths Hölzl versiegelt worden war, «nah der Station Schaftlah gebracht und zwar in sechs\spännigem, doch einfahem, mit tief herabhängendem {hwarzen Tuche bedeckten Leichenwagen; derselbe trug oben eine Krone, an den Seiten befanden fih gemalte Königlihe Wappenschilder, auf denen Namen, Geburts- und Sterbetag des erlauchten Verblichenen verzeihnet waren, endlich noch zwei Königliche Wappen en relief. Der Wagen wurde vom Leibkutsher Sr. Königlichen Hoheit ge- fahren, vor und hinter demselben je zwei Reiter mit Fadeln, worauf in einem gzweispännigen Wagen die beiden Adjutanten General-Lieutenant v. Struny und Oberst Freiherr v. Freyberg fich befanden. Von der Station Schaftlah um 12 Uhr 40 Minuten abgefahren, langte der Extra- zug unter Führung: des Oberst -Postmeisters. Grafen v. Reigers- berg Schlag 3 Uhr in Starnberg an, Daselbst standen s{hon

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die nöthigen Pferde bereit, um den Zug nach dem Mausoleum in Söking zu bringen. Kurz vor 4 Uhr langte der Zug an der Gartenpforte zu Söking an, wo Hr. Pfarrer Uhl von Starn=a

berg den Sarg mit dem üblichen kirhlihen Ceremoniell empfing.

Da die bestimmten Träger niht im Stande waren, den {weren eihenen und silberplattirten Sarg die steile Anhöhe hinaufzu= tragen, so wurden in Eile zehn in der Nähe befindliche Arbeiter dazu genommen, dieselben brahten den Sarg nah dem Mausgs leum, wo derselbe in den von Meister Halbig aus Marmor ge=. arbeiteten, großen und prahtvollen Sarkophag zwischen die beiden Särge der Gemahlinnen- Sr. Königlichen Hoheit, Gräfin von Bayrsdorfff und Barönin von Frankenburg, beigeseßzt und. vom Pfarrer Uhk eingesegnet wurde, Unter der Gartenpforte hatte sich dem Trauerzuge Se. Königliche Hoheit der Prinz Luitpold. in einfacher {hwarzer Kleidung angeschlossen, um seinem Erlauch- ten Oheim die legte Ehre zu erweisen. (Se. Königlihe Hoheit war Abends von Lindau in München eingetroffen und hatte fich dann zu Wagen nah Starnberg begeben.) Der feierliche Beisezungsakt war in seiner Einfachheit bald vorüber, worauf Se. Königliche Hoheit Prinz Luitpold nach Leutstetten, die beiden Adjutanten des Prinzen Karl nah Tegernsee zurückfuhren. Ihre Majestät die Königin - Wittwe Josephine von Schweden, geb. Prinzessin von Leuchtenberg, wird aus Berch= tesgaden hier erwartet und im Hotel Bellevue Absteigequartier nehmen. Das 1. Jäger-Bataillon ist aus Burghausen und das 9. Jäger-Bataillon aus Passau heute Mittags hier eingerückt. Dieselben haben zunächst ‘an den in den nächsten Tagen in der Umgegend der Stadt abzuhaltenden Uebungen der ersten Jnfanterie-Brigade Theil zu nehmen. Bis Oktober wird der Bau des neuen Akademiegebäudes am Siegesthor in Angriff genommen werden. Die bereits fertiggestellten Pläne wurden vor Kurzem einer abermaligen Revision unterzogen. “Das zur Zeit in der Pinakothek untergebrachte Kupferstich - Kabinet witd dem Vernehmen nah auch in das neue Akademiegebäude verlegt werden.

Baden. Karlsruhe, 18. August. Der kommandirende General des XlV. Armee-Corps, v. Werder, wird am 15. September d. I. sein 50jähriges Dienstjubiläum bei Gelegenheit der in der Gegend von Achern stattfindenden Herbst - Manöver: im dort gelegenen Erlenbad feiern. Die bisher in den Be- zirksgefängnissen untergebrahten Neu-Priefter werden gegen- wärtig in die Central-Strafanstalten verbraht. In Meers- burg wurde am 15. d. M. das Kriegerdenkmal zum Gedächtniß der in den Jahren 1870/71 gefallenen Angehörigen der Stadt unter Betheiligung auswärtiger Militärvereine in feierlicher Weise eingeweiht.

Heidelberg, 18. Auguft. Den beiden Verurtheilten, Kauf= mann Jakob Lindau von hier und Dekan Benz von Dils- berg, ift der Vollzug des Strafurtheils bereits in Aussicht ge- ftellt, Die Angeklagten hatten um Urlaub gebeten, das Gesuch wurde jedoch verworfen. Der Anwalt des Hrn. Benz, Dr. Kah in Mannheim, hat in einem ausführlihen Gesuch die Wieder- aufnahme des Verfahrens gegen Benz beantragt ; ebenso wird er auch für Hrn. Lindau die Wiederaufnahme des Verfahrens unter Anziehung neuér Entlastungsbeweise beantragen.

Hessen. Darmstadt, 19. August. Der hiesige Krieger- verein beging gestern mit ‘dem Erinnerungstag an die Schlaht von Gravelotte zugleih den ersten Jahrestag seiner Stiftung. Nach dem neuen Schulgeseße erfolgt die An- stellung der Lehrer, wie bisher, durch die Regierung. In den Landgemeinden sollen, sofern nicht besondere Gründe eine Ausnahme rechtfertigen, vorher die Namen der Be- werber um eine Schulftelle dem Gemeinde- und Schulvorstande mitgetheilt werden, um denselben Gelegenheit zu geben, etwaige Bedenken gegen die Konkurrenten oder etwaige besondere Wünsche zu äußern. In den Stadtgemeinden dagegen werden dem Schul- vorstande drei befähigte Lehrer oder Shulamtsaspiranten be- zeichnet, aus denen Ersterer einen zum Lehrer der Regierung vorshlägt, dem dann die Stelle übertragen werden wird. Macht der Schulvorstand binnen bestimmter Frist von diesem Wahlrechte keinen Gebrauch, so erfolgt die Ernennung unmittelbar durch- die Regierung. Die Frage, ob \ich die Erhebung eines- Schulgeldes für den “Elementarunterriht recht- fertige oder nicht, hat mit Rücksicht auf die aus- einandergehenden Ansichten in dem neuen Sulgeseße keine definitive Lösung gefunden. Den Gemeinden if es anheimgestellt, ob sie solches erheben wollen oder nihcht, und fann das Schulgeld in Gemeinden bis zu, 2000 Seelen im Maximum 3 # 43 -Z, in Gemeinden von über- 2000 bis- 6000 Seelen 6 M 86 H §, und in solchen über 6000 Seelen 10 /( 29 S für ein Kind betragen. Wenn mehrere Kinder derselben Eltern die nämlihe Schule besuchen, \o ermäßigt ih das Schulgeld für das zweite Kind auf drei Viertel, für das dritte und jedes folgende auf die Hälfte des für ein einzelnes Kind zu zahlenden Betrags. Sicherem Vernehmen nach liegt es in der Absicht der Regierung, das Reichsgeseß über die Beurkundung des

ersonenstandes und die Eheschließung end des . 79 \chon vor dem 1. Januar nächsten Jahres im Verord- nungswege einzuführen.

Sachsen - Weimar - Eisenach. Weimär, 21. August. Der „Weim. Ztg.“ wird aus Ostende, 17. August, geschrieben: Se. Königliche Hoheit der Großherzog ist seit beinahe 3 Wochen hier, nimmt täglih die Bäder und erfreut sih dabei der besten Gesundheit. Höchstderselbe besuchte bereits einige Mal Ihre Königlichen Hoheiten den-Erbgroßherzog und die Frau Erb- großherzogin, sowie Ihre Hoheiten die Prinzessinnen im Blankenberghe , Höhhstwelhe ih ebenfalls über den Ge- brauh der dortigen Bäder recht , zufrieden aussprechen. Auch trafen die Höchsten Herrschaften einmal in Brügge zusammen, um gemeinschaftlih die Sehenswürdigkeiten der Stadt in Augenschein zu nehmen. Den gestrigen Tag brah- ten Ihre Königlihen Hoheiten und Ihre Hoheiten hier zu und wohnten dem alljährlih zu dieser Zeit stattfindenden Rennen bei. Heute empfing Se. Königliche Hoheit den bisherigen Gesand- ten in Brüssel, Grafen Perponcher; derselbe hatte die Ehre, \pä- ter bei Sr. Königlichen Hoheit zu diniren. Der deutsche Bot- schafter ‘am-xusfishen Hofe, Prinz Reuß, welcher sih augenblick- lih in Blankenberghe aufhält, fand auch Gelegenheit, fich Sr. Königlichen Hoheit zu präsentiren.

Sachsen-Altenburg. Altenburg, 19. August. Nach- dem in den jüngst verflossenen Tagen der Commandeur der 16. Infanteriebrigade, General v. Scheffler, und der Comman- deur der 8. Divifion, General-Lieutenant v. Rothmaler, das in der Nähe hiesiger Stadt zusammengezogene 96. Infanterie- regiment befihtigt hatten, ist zu gleihem Zwecke gestern der Commandeur des IV. Armee-Corps, General der Infanterie v 01 Bl umenthal, hier eingetroffen. Derselbe wird heute nieder:

ab(isen. Das Regiment wird den 23. d. M. nah Querfurt afrücken, um an den größeren Manövern Theil zu nehmen, pelhe in dortiger Gegend stattfinden werden.

Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 19. August. Im legten Regierungsblatt ist eine Ministerial-Bekannt- machung erschienen, welhe zur Ausführung des Art. 84 des Volks\schulgeseyes vom 27. Oktober v. ‘I. bezüglih der Lehrerkonferenzen nähere Bestimmungen enthält, nament- Tih die Landstädte und Landortshaften des Herzogthums in aht Konferenzbezirke eintheilt und änordnet, daß die Konferenz jedes Bezirks jährlih mindestens achtmal zusammenzutreten hat.

__ Lübeck, 20. August. Das reihhaltige Programm für die Sedanfeier wird heute mit allen Einzelnheiten durch eine Beilage im Amtsblatt und im Inseratentheil der „Lübecker Ztg.“ veröffentlicht.

Elsaß-Lothringen. Mez, 18. August. Heute Morgen fand die Feier der Grundsteinlegung der neu zu ers- bauenden evangelischen Garnisonskirhe ftatt, unter der Betheiligung einer zahlreihen Volksmenge, welhe theils die auf dem Bauplagye errichteten Tribünen einnahm, theils auf den Festungswällen, sowie an den Fenstern und auf den Dächern der benachbarten Häuser Aufstellung genommen hatte. Kurz nah 8 Uhr s{lugen die Tambours „zum Gebet“. Nach Gesang zweier geistlihen Lieder hielt Divisionsprediger Kriebiy die Weiherede, an welche sich wiederum ein Gesang anshloß. Nach- dem sodann Divisionsprediger Dr. Tube die Urkunde verlesen hatte, übergab Garnisonsverwaltungs-Direktor Panthen die Schriftstüke, Garnisonsbaumeister Rettig legte dieselben in einen Blechkasten “und senkte den leßteren in den Grund- tein ein, Der Gouverneur General von Schmid gab ie Kalkspeise und that die üblichen drei Hammerscchläge, hierin gefolgt vom Kommandanten, der Geistlichkeit, dem Divisfions-Commandeur, dem Präsidenten von Lothringen, den Generalen, Obersten und selbständigen Commandeurs, den Spitzen der Civilbehörden, dem Garnisonsverwaltungs- Direktor, der Intendantur und den Baumeiftern. Mit Gebet, Segen und dem Gesang des Chorals „Nun danket alle Gott“ \{chloß dieser Haupttheil der Feier. Die Tambours \{chlugen sodann ab, und der Gouverneur brachte ein Hoch auf Se. Majestät den Kaiser aus, welches von den zahlreihen Anwesenden mit hoher Be- geisterung aufgenommen und durch drei Kanonenschüsse und von einem dreimaligen Tush sämmtliher Musik - Corps begleitet wurde. Mit tem Vorbeimarsch der ¿Truppen endete die Feier.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 20. August. Se. Kaiser- liche und Königliche Hoheit der Erzherzog Kronprinz Ru- dolf ift gestern Abends von Laxenburg nah I\chl abgereist. Der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers ift in sämmt- lihen Kronlanden auf das Feierlihste und Herzlihfte begangen worden. Namentlih im Brucker Lager wurde derselbe glän- gend gefeiert. Bei herrlihstem Wetter versammelten fich die Lagertruppen um 8 Uhr früh zur Feldmesse unter dem Kommando des Hrn. General - Majors Grafen Degenfeld. Nach beendetem Hochamte defilirten dieselben und rüdckten nach 91/4, Uhr in das Lager ab. Um 1 Uhr Mittags fanden in den drei Offizierskasinos Festbankette statt, welchen die General - Majore Guran und Degenfeld und Oberst Lafsolay präsidirten und \sämmtlihe Offiziere beiwohnten. Die auf Se. Majestät - den Kaiser ausgebrahten Toaste wurden von Kanonenshüssen und der Volks3hymne der Musikkapellen begleitet und fanden ein begeistertes Eo, das fich dur das ganze Lager fortpflänzte. Die Truppen wurden theils aus Regimentsfonds, theils von ihren Offizieren mit Wein be- theilt. Besonders reihlich bewirthete Se. Kaiserlihe und König- lihe Hoheit der Erzherzog Friedrich das Graf Grünne 1. Ulanenregiment, welchem derselbe als Escadrons-Kommandant zugetheilt ift. Um halb 5 Uhr Nachmittags fand ein Wett- rennen statt, und Abends ließen die Musikkapellen fröhliche Tanz- musik ertönen.

Czernowiß, 7. August. Heute wurde in feierlicher Weise die Grundsteinlegung des Au stria-Denkmals durch den Bürgermeister Dr. Ambros vorgenommen. Der gesammte Ge- meinderath wohnte dem Akte bei.

Spweiz. Bern, 19. August. Die Verhandlungen über einen Freund\chafts-, Handels- und Niederlassung s- vertrag zwishen der Shweiz und dem Königreich der Niederlande sind heute zum Abschlusse gediehen, indem der Vertrag von den beiderseitigen Bevollmächtigten, HH. Bundesrath Cérésole und General - Konsul Suter-Ver- meulen unterzeihnet worden ist. Er fichert den Angehörigen des einen Landes im Gebiete des Andern die Behandlung auf glei- chem Fuße mit der meistbegünstigten Nation. Der Ertrag der eidgenössishen Posten im erften Halbjahr 1875 ergab Fr. 6,611,709. 94. also Fr. 537,781. 54. mehr als im gleihen Zeitraume vorigen Jahres. Ebenso günstig ist das Re- sultat der eidgenösfishen Zollverwaltung, deren Einnahme fi vom 1. Januar bis Ende Juli auf Fr. 9,518,724. 80. beläuft, also Fr. 1,270,611 mehr als im ersten Semester des Vorjahres, Für das eidgenössishe Shüßenfest, welhes im näh- ften Iahre in Lausanne abgehalten werden wird, ift bereits der Bau der Festhütte für die Gesammtsumme. von 125,000 Fr. vergeben, wofür jedoch das Holzwerk nah dem Feste dem Bau- comité verbleibt. In Ausführung des Bundesgeseßes vom 23. Juli 1870, betreffend die amtlichen statistishen Auf- nahmen in \der Schweiz, beantragt der Bundesrath bei der Bundesversamnmilung zu beschließen :

Art. 1, Es ist alljährlich und, soweit es dem Bundesrath nüß- li erscheint, auch in Mit Lcei erb durch das eidgenössische sta- tistishe Bureau eine Zusammenstellung der in der Schweiz vorkom- menden Geburten, Sterbefälle, Trauungen, Scheidungen und Nichtig- erflärungen von Ehen zu publiziren.

Art. 2, Das Material für die Uebersicht der Geburten, Sterbe- fälle und Trauungen wird von den Civilstandsbeamten derjenigen Civilstandskreise, in welchen dieselben vorgekommen sind, nach den vom Bundesrath aufgestellten Formularien und gegen eine von dem- selben’ festgeseßte Entschädigung in den von ihm vorgeschriebenen Ter- minen dem eidgenössischen statistischen Bureau amtlih eingesandt. (Art. 5e. des Ses betreffend Feftftellung und Beurkundung des Civilstandes und die Che.)

as Material für die Uebersicht der Entscheide über die von den \chweizerishen Gerichten erledigten Begehren, betr. Scheidungen oder Nichtigerklärungen von Ehen, -wird vou den Gèrichten, welche nach Fantonalen oder eidgenössishen Geseßen zu solchen Entscheiden kom- petent sind, nach den vom Bundesrath aufgestellten Formularien all- jähclich dem eidgenössischen ftatistisher Bureau ohne Entschädigung amtlich mitgetheilt. i

Frankreich. Paris, 19. August. Der Präsident Marschall Mac Mahon empfing: und erwiderte vorgeftern den Besuch des Prinzén Arthur von-Großbritannien. Des Nachmittags verabschiedete sh von dèêèm Präfidenten der Repu- blik der Großfürst Constantin, welher Abends Paris

verließ. Der Prinz Arthur von England maŸhte Nachmit- tags in Gesellschaft des Herzogs von Coimbra einen Ausflug nah Saint-Germain; der legztere begiebt fich übermorgen nah Belgien an den dortigen Hof. Eine Bekanntmachung des Kriegs-Ministers befiehlt das Einschreiben aller derer, welche in dem Zeitraum von 1835 bis 1846 einschließlich geboren find und die sich lettes Jahr in die Listen der Territorial-Armee, einerlei aus wel- chen Ursachen, nit eintragen ließen, in Ergänzungslisten, die auf den Mairicen aufgelegt worden find. Ein Anschlag des Seine- Präfekten kündigt an, daß auf Beschluß des Kriegs-Ministers vom 11. Juli 1875 eine neue Prüfungssession für diejenigen stattfindet, welche sich zu Offiziersftellen gemeldet haben. Zu dem Examen sind zulässig: Für die Reserve: 1) die ehemaligen Offiziere der Mobilgarde, die wegen ihres Alters toch dem Dienst in der Reserve der aktiven Armee unterworfen sind; 2) die chemaligen Unteroffiziere der aktiven Armee, welhe noch Mitglieder der Reserve sind und die von Corps-Kommandanten als solche bezeichnet werden, die den Offizierrang hätten erlangen können, wenn sie im aktiven Dienst geblieben wären. Für die Territorial-Armee: 1) die Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten der Mobilgarde und der mobilisirten Corps, welche in Folge ihres Alters niht mohr in der aktiven Armee sind; 2) die ehe- maligen Unteroffiziere der aktiven Armee, welche ihre vom Geseh verlangten neun Jahre Dienstzeit haben. Dex Bischof von Angers, Freppel, welcher der neulich in Paris abgehaltenen Prälaten- konferenz niht beigewohnt hat, verkündet jeyt seiner Diözese in einem Hirtenbriefe, daß in Angers unter dem Patronat der Erzbischöfe von Rennes und von Tours und der Bischöfe von Laval und Le Mans eine freie Universität imEntstehen begriffen ist, welche \. Z. auch durch eine Rechtsfakultät verstärkt werden soll. In Marseille haben gestern, telegraphischer Meldung zu- folge, neue polizeilihe Haussuhungen bei eilf Ein- wohnern stattgefunden, von denen drei früher dem Gemeinde- rathe der Stadt angehört haben. Es handelt \sich wieder um Entdeckung eines sogenannten Centralcomités, welhes nah An- gabe der Betheiligten nur in Wahlperioden thätig is, von den Behörden aber einer permanenten Wirksamkeit bezüchtigt wird.

Spänien. Madrid, 21. August. (W. T. B.) Der deutsche Gesandte, Graf v. Haßfeld, is gestern hier wieder eingetroffen. Auf dem Torre de Solsona isst eine neue Batterie errihtet worden, welche ein fortwährendes Feuer auf die Festung Seo de Urgel unterhält und die in die Citadelle ge- legte Bresche erweitert.

Seo de Urgel, 19. August. (W. T. B.) Der Komman- dant der hiesigen Citadelle, Oberst Ripoll, is gestern dur einen Granaishuß getödtet worden, das Castell ist vollständig niedergebrannt, das Feuer der Belagernden is mäßig. Ge- neral Esteban ist zur Unterstüßung des General Campos vor Urgel eingetroffen.

San Sebastian, 20. August. (W. T. B.) General Blanco hat den Oberbefehl über die Truppen in Guipuzcoa niedergelegt.

Türkei. Konstantinopel, 20. August. (W. T. B.) Ein von der Regierung veröffentlihtes- offizielles Com- muniqué führt als Grund ihres bisherigen Schweigens über die Ereignisse in der Herzegowina den Man- gel an wihti,en Thatsahen an. Zugleißh werden die von den auswärtigen Blättern über den Aufstand gebrach- ten Nachrichten theils als übertrieben, theils als unbe- gründet bezeihnet. Es wird s\sodann hervorgehoben , daß, nachdem die Versöhnungsversuche bei den Insurgenten in Neve- finje crfolglos geblieben wären, die bewaffnete Machi aufgeboten worden sei und die Insurgenten zerstreut wurden. Bald seien leßtere aber durch neue Banden Aufständisher aus Dalmatien und Montenegro verstärkt worden. Darauf habe die Regierung beschlossen, da fie in der Herzegowina eine nur geringe Truppen- zahl unterhielt, und da sie die Insurgenten niht durch etwaige Erfolge über eine kleine Truppenanzahl ermuthigen wollte, den Aufstand durch Entfaltung einer großen Truppenmacht mit möglih| geringem Blutvergießen zu ersticken. In dem Commu- niqué wird ferner bemerkt, daß die Regierung bald 25 Bataillone (ungefähr 18,000 Mann) in der Herzegowina Haben werde, und daß Derwish Pascha inzwishen angewiesen worden sei, Offen- fivmaßregeln zu ergreifen. Die Regierung werde von morgen ab Bulletins über die Vorgänge in der Herzegowina veröffent- lihen. Was die aufständishe Bewegung in der Umgegend von Gradiska und Banjaluka betreffe, so seien die Nachrichten über dieselbe übertrieben worden; die ganze dortige Bewegung redu- zire sh auf den Versu einiger Fremden, einen Aufstand zu provoziren. Der Versuch sei indessen erfolglos geblieben. Die Journale veröffentlihen eine offizielle Mittheilung der Re- gierung, nah welcher die Nachricht, daß die Insurgenten von Montenegro und Serbien aus neue Zuzüge erhalten hätten, unbegründet is. Hussein Avni Pascha ist zum Kriegs-Minifter ernannt worden. Dem Vernehmen nah fteht die Ernennung Midhad Paschas zum Justiz- Minifter, und diejenige Mahmud Paschas zum Prâä- sidenten des Staaatsraths unmittelbar bevor; beide haben früher {hon den Posten des Großvezirs innegehabt.

Aus Ragusa, 20. August, Abends, meldet „W. T. B.: Derwish Pascha is mit fünf Redif-Bataillonen und drei Regimentern Infanterie im Vormarsche begriffen, um die Insurgenten aus ihren Stellungen zwischen Klek und Mostar zu véèrtreiben. Bedeutende Proviantvorräthe find hierher ge- haft worden, um die 5000 Mann zu verproviantiren, welche hier auf dem Durchmarsche nah Trebinje erwartet werden.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 16. August. Se. Majestät der König hat unterm 22. Juli den Gcneral- Befehlshaber im 4. Militär-Distrikt, General-Lieutenant Graf S. A. Sandels zum Vorsißenden der am 27. September hier- selbst zusammentretenden Bevollmächtigten der Armee ernannt. In einem Schreiben an den Chef des Departements des Jnnern vom 9. d. M. hat der Staats-Minister für die auswärtigen Angelegenheiten zu erkennen gegeben, daß, nahdem die Königlich norwegishe Regierung in Veran- laffung davon, daß wie die Erfabrung gezeigt hat, der See- hundsfang im Nördlihen Eismeere, insbesondere in der Nähe der Insel Jan Mayn, gegenwärtig auf eine Weise butrieben wird, welche Veranlassung gebe, die Ausrottung der Seehunde in diesen Gegenden und den Verfall des ganzen Erwerbszweiges zu be- fürhten, im Beriht vom 6. Oktober 1874 die Nothwendigkeit hervorgehoben, Verhandlunoen mit den ausländishen Regie- rungen, deren Unterthanen diesen Fang betreiben, zu dem Zwecke einzuleiten, eine gewisse Fangzeit auf diè Art zu bestimmen, daß aller Fang in diesen Gegenden vor einem der ersten Tage im April jeden Jahres verboten werde; und nachdem genannter Staats - Minister den Inhalt des erwähnten Berichts der Königlih großbritannishen Regierung mit dem Verlangen

mitgetheilt Hat, dieselbe wolle die Initiative zum Abschluß einer internationalen Uebereinkunft zwischen den in diea ser Sache interessirten Mächten ergreifen und ebengenannte König=a lihe Regierung, unter Zuerkennengebung ihrer Bereitwilligkeit Unterhandlungen in der Sache mit den vereinigten Reichen, Deutschland und den] Niederlanden einzuleiten, dem Staats= Minister ein vom Parlamente angenommenes Gesey überreicht hat, wodur die großbritannische Regierung autorifirt wird, die Fangzeit für englishe Schiffe zu begrenzen, und dabei zugleich das Wünschenswerthe hervorgehoben hat, daß die nöthigen Geseßzesveränderungen in den vereinigten Reichen gleichfalls in fo guter Zeit angenommen würden, damit der künftige Vertrag vor Beginn der Fangzeit des nächsten Iahres in Kraft treten könne, fo hat die Königlih norwegische Regierung im ferneren Bericht vom 6. Juni d. I. mit= getheilt, daß dieselbe bereit sei, dem Storthinge ein Geseßz von hauptsählich gleihem Inhalt, wie das obengenannte englische Geseß, vorzulegen und einem internationalen Vertrage in der Sache unter folgenden Bedingungen beizutreten, nämlich: daß kein Seehundsfang innerhalb eines gewissen näher angege= benen Gebietes vor dem 3. April jeden Jahres erlaubt wird, daß für die Beendigung des Fanges keine Zeit bestimmt wird, und daß jedem kantrahirenden Staat das Recht vorbehalten bleibt, von dem Vertrage zurückzutreten, wenn niht von allen übrigen Nationen, deren Schiffe künftig in denselben Gewässern Seehunds fang treiben könnten, die gleihen Bestimmungen beobachtet werden ; und hat der Staats-Minister, indem auch von einigen {wedischen Schiffen der Seehundsfang betrieben werden \oll, obgleich diese in norwegischen Häfen ausgerüftek werden, und es in solhem Falle nothwendig sein dürfte, daß der von norwegischer Seite in Frage gestellte Vertrag auch von Seiten Schwedens abge- \{lo}sen wird, verlangt, daß der Chef des Departements des Innern dem Staats-Minister den Beshluß Sr. Majestät des Königs in dieser Beziehung, und im zustimmenden Falle, wie- weit der 3. April als Anfangstag der. Fangzeit zu bestimmen, mittheilen möge. Nachdem diese Angelegen- heit jet Sr. Majestät dem Könige vorgetragen wor- den ist, hat Se. Majestät erklärt, in Betreff Schwedens einem internationalen Vertrage, betreffend den Seehunds- fang innerhalb des in Frage stehenden Gebietes des Nörd- lichen Eismeeres, übereinstimmend mit den von dem Departe=- ment des Innern der Königlih norwegishen Regierung vorge- \chlagenen, und in dem Schreiben des Staats-Ministers aufge=- nommenen, Grundsätzen beitreten zu wollen; in Folge dessen stehen von \{chwedisher Seite keine Hindernisse entgegen, daß der 3. April als der Tag bestimmt wird, an welchem der Seehundsfang innerhalb des erwähnten Gebietes in jedem Jahre beginnen darf. Norwegens Zolleinnahmen bei sämmtlichen Zollstellen des Reiches betrugen im Juli dieses Iahres: Ausfuhrzoll von Holz 12,796 Species (1874 13,853 Sp., 1873 18,223 Sp.), Ausfuhrzoll von anderen Waaren 2808 Sp., Einfuhrzoll 715,553 Sp. (1874 677,217 Sp., 1873 616,800 Sp.), Nieder- lagsabgaben 732 Sp., Last- und Leuchtfeuergeld 28,889 Sp., verschiedene Einnahmen 399 Sp., im Ganzen 761,177 Sp., gegen 723,696 Sp. in 1874 und 671,757 Sp. in 1873. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres betrugen dieselben: Ausfuhrzoll von Holz 83,861 Sp. (1874 112,200 Sp., 1873 120,211 Sp.), Ausfuhrzoll von anderen Waaren 11,296 Sp. (1874 10,034 Sp., 1873 9820 Sp.), Einfuhrzoll 2,436,122 Sp. (1874 2,245,971 Sp., 1873 1,978,556 Sp.), Niederlagsabgaben 5162 Sp. (1874 3812 Sp., 1873 3883 Sp.), Lasft- und Leucht- feuergeld 179,693 Sp. (1874 201,989 Sp., 1873 201,952 Sp.), vershiedene Einnahinen 1756 Sp. (1874 1753 Sp., 1873 1833 Sp.), in Summa 2,717,890 Sp., gegen 2,575,759 Sp. in gleihem Zeitraume 1874 und 2,316,255 Sp. in 1873.

Amerika. New-York, 20. August. (W. T. B.) Nah hier vorliegenden Nachrithten find die Gerüchte von einer Ver- \{chwörung gegen die Weißen übertrieben. In Georgia haben allerdings einige Ruhestörungen stattgefunden, dieselben waren aber durhaus lokaler Natur.

Nr. 34 des „Central-Blatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichskanzler-Amt, hat folgenden Inhalt : 1) Allge- meine Verwaltungssachen: Verweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. 2) Münzwesen: Uebersicht über die Auspräzung von Reichsmünzen. 3) Zell- und Steuerwesen: Nachweisung der Ein- nahmen an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reiche für die Monate Fanuuar bis Juli 1875; Veränderungen bei Steuerstellen. 4) Marine und Schiffahrt: Quarantaine-Vorschrift. 5) Konsulatwesen: Er- mächtigungen zur Beurkundung von Eheschließungen 2c.

Nr. 6 des Ministerxial-Blatts für die gesammte innere Verwaltung in den Königlih Preußischen Staaten, herausgegeben im Bureau des Ministeriums des Junern, hat folgenden Inhalt: Verfügung, die Unzuläsfigkeit der Beränderung der Vornamen in den Standesregistern betreffend, vom 29, Mai 1875. Verfügung, die Form der Abänderungen 2c. in den Standesakten betreffend, vom 4. Juni 1875. Cirkular, die Berechnung der bei Abschluß der Standesregister zu vermerken- den Zahl der Eintragungen betreffend, vom 18. Juni 1875. Cirkular, die Mittheilung von Todesfällen durch die Standesbeamten an die Erbschafts - Steuerverwaltung betreffend, vom 22. Juni 1875. Cickular, die Anzeige amtlih ermittelter Todesfälle Seitens der Polizeibehörde an die Standesbeamten betreffend, vom 4. Juli 1875. Verfügung, wonach den Polizei-Distrikts-Kommissarien ein Ord- nungsstrafrecht gegen untergeordnete Ortsvorstände nicht zufteht, vom 10. Mai 1875. Bescheid, die Berufungen an die Verwaltungsge- ribte gegen Entscheidungen der Kreisausshüsse betreffend, vom 18. Mai 1875. Cirkular, die Mittheilung von der erfolgten Wahl eines Mitgliedes des Hauses der Abgeordneten an die Polizeibehörde des Wohnortes des leßteren betreffend, vom 18. Mai 187d. Er- laß, die Bildung eines Stadtkreises Bromberg betreffend, vom 29. Mai 1875. Verfügung, die Porto- 2c. Auslagen für Bestellung von Verfügungen in Reichsdienstangelegenheiten betreffend, vom 9. Juni 1875. Bestimmungen zur Ausführung der §§. 101——108 des Militär - Penfionsgeseßes vom 27. Juni 1871 und der §§. 15, 16 und 22 der Novelle vom 4. April 1874, Vom 22. Februar 1875, Cirkular, die Anrechnung des Feldzuges 1866 als Kriegsjahr bei derPenfio- nirung betreffend, vom 17, Mai 1875. Cirkular, dieEinführung einer Frrenanstalts-Statistik mittelst Zählkarten betrefseud, vom 13. Juli 1875. Verfügung, betreffend die Frage, welcher Behörde die Auisicht über die Gemeinde-Waldungen gebührt, vom 20. Mai 1875. Cirkular, die Gebühren für Visirung und Legalisirung russischer Pässe betref- fend, vom 17. Juni 1875. Verfügung, die Vollstreckung der Aus- weisuagen aus dem Deutschen Reichsgebiete betreffend, vom 6. Juni 1875. Verfüguna, die Vollstreckung der korrektionellen Nachhaft betreffend, vom 8. Mai 1875. Versügung, betreffend die Frage, wer die durh den Transport eines Gefangenen verursahten Kosten definitiv zu tragen verpflichtet ist, vom 8. März 1875. Verfügung, die Kosten für Detentioi liederliher minorenner Frauenzimmer in Arbeits- und Besserungs-Anstalten betreffend, vom 25. Mai 1875, Cirkular, die Merkmale scharf geladener Geschosse betreffend, vom 25. Mai 1875. Verfügung, den Kleinhandel mit Branntwein und Spiritus betreffend, vom 12, Mai 1875. Verfügung, die Miethuag