1875 / 205 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 01 Sep 1875 18:00:01 GMT) scan diff

stehende, an mih gerihtete Depesche Sr. Kaiserlihen und König- lichen Hoheit des Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen hierdurch zur öffentlihen Kenntniß zu bringen.“

Aus Stuttgart, 309. August, meldet der _„Staats» Anzeiger für Württemberg“ Folgendes : Se. Kaiserliche und Königlihe Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reihs und von Preußen, General - Feldmarschall und General-Jnspecteur der IV. Armee-Inspektion, ist gestern Nacht um 3/4 Uhr behufs Inspizirung des XI11l. (Königlich württembergischen) Armee-Corps hier eingetroffen. Schon Stun- den lang vorher war der Plaß zwischen dem Bahnhof und dem Königlichen Residenzshloß von einer dihten Menge" besetzt, _die, je näher die für die Ankunft festgeseßte Stunde heranrcüdckte, mehr und mehr ans{hwoll, so daß die Schhußmannschaften vollauf zu thun hatten, eine Zufahrtsftraße freizuhalten. Als Se. Kaiserliche Hoheit die von Mannschaften des Grenadier- Regiments Königin Olga gebildeten Spaliere durchschritten hatte und die am: Ausgange der rechtseitigen Bahnhofshalle bereits stehende Königlihe Equipage bestieg, wurde Er von der dicht- gedrängten Menge freudigst willlommen geheißen mit begeisterten Hochrufen, welche \sih bis zum Eingange des S{hloßportals, an dem Se. Kaiserlihe Hoheit abstieg, ununterbrochen _fortseßten. Kurze Zeit nah Ankunft des Kronprinzen wurde ein Zapfen» streih mit Ständchen im Schloßhofe von mehreren vereinigten Militärkapellen ausgeführt. Die trefflihe Musik, die mehrere gediegene Nummern, wie Schuberts „Am Meere*, die Entreakts- musfik zum legten Aft von Wagners „Lohengrin* mit dem Brauts- chor u. A. in mustergültiger Weise zu Gehör brachte, hielt eine zahllose Menschenmenge bis um 11 Uhr auf dem Schloßplaße zusammen, die sih erft verlief, als die Militärmusik mit Zapfen- ftreih wieder abgezogen war.

Heute früh um 7 Uhr fuhr Se. Kaiserliche Hoheit mit einem vierspännigen Hofwagen nach den Höhen der Filder, wo bei Möhringen Uebungen der 51. Infanterie - Brigade (119. und 125. Infanterie-Regiment) stattfanden. Im Ge- folge Sr. Kaiserlichen Hoheit befinden \ich, außer dem persön- lihen Adjutanten Oberst Mischke, der Chef des Stabes der IV. Armee-Inspektion, General-Major v. Gottberg, die Stabs- Offiziere dieser Inspektion, Major v. Unruhe und Hauptmann v. Heydwolff, fowie die ad hoc kommandirten Offiziere, Oberst v. Gottberg, Commandeur des Kurmärkischen Dragoner-Regi- ments Nr. 14 in Colmar, und Major v. d. Knesebeck des 1, Garde-Feld-Artillerie-Regiments. Nach Beendigung der Truppen- übungen trafen um 12 Uhr Se. Kaiserliche Hoheit wieder im Königlichen Refidenzshlo}se ein; zu Höchstihrer Seite im Wagen saß der kommandirende General v. Shwarßzkoppen, mit einem zweiten vierspännigen Zuge fuhren die Stabsoffiziere der Armee- Inspektion.

Se. Hoheit der Herzog Georg von Mecklen- burg-Strelit, Kaiserlih russisher General - Jnspecteur der Artillerie, traf gestern Abend, aus Frankfurt a./M. kommend, hier ein, übernahtete im Hotel Royal und reiste heute früh in Begleitung des Großherzogli mecklenburg-\trelizischén Ober-Jäger- meisters v. Nordenflycht nah St. Petersburg weiter,

Jut -Reichskanzler-Amt find jüngs| die Vorarbeiten vollendet worden, die zu einer Regelung des Hülfskafsen- wesens durh die Reichsgesezgebung führen sollen.

Die Gewerbe-Ordnung vom 21. Juni 1869 enthält keine

rundsäßlihen Vorschriften über den für die gewerblihen Klafsen f wichtigen Gegenftand. Es find ‘in derselben nur die vor- läufigen Bestimmungen getroffen, daß bis zum Erlaß eines Bundesgesezes die Anordnungen der Landesgeseze über ‘die Kranken-, Hülfs- und Sterbekassen in Kraft bleiben, und daß die Verpflihtung der Gesellen, Gehülfen, Lehrlinge und Fabrik- arbeiter, einer bestimmten Kasse beizutreten, für diejenigen in Wegfall kommt, welche nahweisen, daß sie anderen Kranken-, Hülfs- oder Sterbekassen angehören.

Die Entwickelung, welche das gewerblihe Hülfskassenwesen unter dem so geschaffenen * Rehtszuftande nahm, konnte nicht befriedigen. Die Wirksamkeit der auf der Bäitrittspfliht der Arbeiter beruhenden Kassen zeigte sih der „Prov.-Corr.“ zufolge, ge- lähmt, weil die Ungewißheit über die Richtung der künftigen Gesehgebung jede Reform ihrer Verfassun zurückdrängte. An- dererseits hatten die übrigen Kassen nit k dem gehofften Um- fange Freiheit dergBewegung gewonnen, da in dem Landes- rechte einzelner Bundesstaaten ihre geseßli@he Anerkennung un- vorhergeschene Schwierigkeiten fand. Allseitig wird daher die Nothwendigkeit eines Abschlusses der Gesezgebung empfunden.

Nach zwei Richtungen hin erscheint eine geseßliche Regelung erforderlih: es find die Grenzen zu bestimmen, in welchen für die Arbeiter die Pflicht zur Versicherung bei einer Hülfskafse auf- recht erhalten werden foll, und es find die Anforderungen fest- zustellen, welchen diese Kassen in ihrer Einrichtung und m ihren Leistungen zu genügen haben. In ersterer Beziehung be- darf es einer Abänderung der im Art. 141 der Gewerbe- Ordnung enthaltenen vorläufigen Bestimmungen; für die Er- füllung der zweiten Aufgabe is eine Reihe besonderer Vorschrif- ten über die Einrichtung der Hülfskafsen erforderlih. Den ver- schiedenen hier angedeuteten Zwecken entsprechen zwei dem Bundes- rathe vorgelegte Geseßentwürfe.

Die auf Abänderung der Gewerbe-Ordnung hin- zielende Vorlage soll die zuständigen Organe der Gemeinde- und Staatsverwaltung ermächtigen, die gewerblichen Arbeiter dem Versicherungszwange zu unterstellen, aber die auf der Beitritts- pfliht der Arbeiter beruhenden und die sonftigen Hülfskafsen gleihen Anforderungen unterwerfen und mit gleihen Rechten

bedenken. In den einzelnen Bundesstaaten i| die bezüglihe Gesehß- dur diese Mannig-

gebung sehr verschieden; aber nicht nur

faltigfeit des Rechts is die Gestaltung des Hülfskassenwesens beeinflußt worden; au die vershiedenartige thatsählihe Ent- wickelung der Gewerbe hat, selb#| im Bereiche einer und der- selben Gesezgebung, das Hülfskassenwesen sihtlih berührt. Ein Gemish verschiedenartigster Bildungen ist dadur entstanden, Neben den Kassen der Innungen, Zünfte und Aemter stehen andere Kassen, welche sih, von diesen älteren Gebilden un- abhängig, an einzelne Gewerke anges{chlossen haben. Zu den Kassen, die auf Grund eines esehlihen Berfiherungszwanges in das Leben gerufen wurden, find endlih Kassen getreten, die auf völlig freier Betheiligung beruhen, und diese leßteren er- seinen wieder theilweise als ganz unabhängige Verbände, theil- weise sind fie gestüßt dur den Anschluß an andere Organi- sationen, wie namentlih an die Gewerkvereine.

Wäre eine bestizunte Aussicht auf eine kräftige Entwickelung der Sülfskafsen aus freier Betheiligung erfahrungsmäßig gege- ben, fo würde die Gesezgebung von einem Eingreifen absehen können. Allein diese Ausficht fehlt. Obwohl die Kassen des

Verbandes der deutschen Gewerkvereine mit besonderer Enischie- denheit den Grundsaß der Selbsthülfe auf diesem Gebiete ver- treten, ift es ihnen doch bisher nicht gelungen, eine im Verhält niß zu der Grdße der betheiligten Arbeiterkreise ansehnliche Ver- breitung zu erreihen. Von allen übrigen Kafsen beruht die ganz überwiegende Zahl auf einem kräftigen Eingreifen der Be- hörden. Darf man daher behaupten, daß ein Verzicht auf den Versiherungszwang die kräftige Fortentwickelung des Hülsskassen- wesens in Frage ftellen werde, fo ist eben so fiher, daß ein \solher Verzicht an vielen Orten den Bestand der vorhandenen Kassen in bedenkliher Weise ershüttern würde. Aus Diesen Er- wägungen ift der erfterwähnte Gesezentwurf des Reichskanzler- Amtes hervorgegangen. :

Der zweite Entwurf stellt die Anforderungen fest, welchen die Unterftüßungskafsen zu genügen haben, um die ge- \seßlihen Rechte „gegenseitiger Hülfskassen“ zu erlangen. Obwohl das Bedürfniß einer geseßlihen Regelung für alle Kassen an- erkannt werden muß, die dem Schuß der arbeitenden Klassen gegen die durch Krankheit, Alter oder Tod herbeigeführte Noth gewidmet find, \o befaßt der vorliegende Entwurf fsich nur mit den Krankenkassen, und zwar deshalb, weil ihre Verhältnisse bereits genauer, als diejenigen der übrigen Kassen erfors{t find, und daß für keine andere Kassenart das Bedürfniß einer geseß- lihen Regelung fich so dringend herausstellt, wie für die Kran- kenkafsen.

Obwohl das Bedürfniß der in Ausficht genommenen geseß- lihen Regelung vornehmlih den Kreisen des gewerblichen Lebens entsprungen is, so hat der Entwurf dohch niht lediglih die \so- genannten „gewerblihen“ Sülfskafsen, sondern alle auf dem Grundsaße der Gegenseitigkeit beruhenden Kassen gleicher Art, ohne Rücficht auf die Kreise, in welchen sie vorwiegend wirken, zum Gegenftande genommen.

Nach der Anlage des Entwurfs wird keine Kasse genöthigt sein, seinen Bestimmungen s\ih zu unterstellen. Wenn die überwiegende Mehrzahl der größeren Kassen ih zweifellos hierzu ents{ließen wird, um in den Genuß der damit verbundenen Vortheile zu treten, so werden andere Kassen dur ihre gesammte Einrichtung si ver- hindert sehen, den gleihen Schritt zu thun. In den kleineren Städten, wie auf dem platten Lande fristen zahlreihe Kassen ihr Leben, welche bei dem kleinen Umfang des Mitgliederkreises, bei der Geringfügigkeit ihrer Leistungen den Anforderungen des Entwurfs nicht genügen können. Es liegt kein Grund vor, ihre bescheidene Wirksamkeit zu stören, indem man fie unter ein Geseh stellt, welches dur unerfüllbare Anforderungen ihre Auflösung erzwingen würde.

Die Vortheile, durch welche die Kassen bestimmt werden sollen, den Anforderungen des Entwurfes Genüge zu thun, be- stehen einerfeits darin, daß die Verpflihtung zum Eintritt in eine Hülfsfafsse nur mittelst des Eintritts in eine der den An- forderungen des Entwurfes genügenden Kassen erfüllt werden kann, andererseits darin, daß diese Kussen manche Erleichterungen in ihrer Einrichtung und ohne besondere Verleihung die Rechts- fähigkeit gewinnen.

Die Anforderungen des Entwurfes sind auf dasjenige be- \{ränkt, was vom Standpunkte des öffentlichen Interesses un- bedingt nothwendig erscheint; diese Forderungen find wenigér an die erste Einrichtung der Kässen, welhe deren Verhältnisse noch niht mit Sicherheit beurtheilen läßt, als an die laufende Ver- waltung geknüpft, aus welcher die Bedürfnisse der Kassen nach und nah sich ergeben. Die Sicherheit der Kassen wird niht so sehr in der Richtigkeit des ersten Einrihtungsplanes, als in der Vorsicht und Gewissenhaftigkeit der Verwaltung gesucht.

In Ansehung dex Einrichtung/ dér Kassen enthält der Ent- wuxf nur wenige, Bestim#lükgen. *Die Bestimmungen des Ent- wurfs sind von. einem “dreifahen Gesichtspunkte béherrscht. Zunächst war Fürsorge zu treffen, daß die Kassen niht fremd- artigen, ihrer Aufgabe fern liegenden Jnterefsen dienstbar ge- macht, und daß nicht die vom Staate ihnen verliehenen Rehte geradezu gegen die Interessen des Staats verwerthet werden können. Sodann war zu verlángen, daß die Kassen dur die Höhe ihrer Leistungen ihrer Aufgabe wirkli gerecht wer- den, über digse Aufgabe aber auch durch eine zweckwidrige Steigerung d Leistungen nit hinausgreifen. Endlich mußten die Mitglieder der Kassen siher gestellt werden gegen eine ungleihe Behandlung, die den Grundsaß der Gegenseitigkeit verlegen würde; gegen ungerechtfertigte Anforderungen Sei- tens der Verwaltung der Kassen, und, soweit möglich, gegen eine Verkürzung ihrer eigenen Ansprühe in Folge eiuer nicht vorgesehenen Erschöpfung der Kassenmittel. Die Kontrole soll durch eine jährliche Gegenüberstelung der Ein- nahmen und Ausgaben, sowie durch eine in jedem fünften Jahre stattfindende Vergleihung der Verpflihtungen und Mittel der Kassen gegeben werden. Wird diese Kontrole mit Ernst geübt, so wird sie nicht nur den wirklihen Eintritt einer Un- zulänglihkeit der Kassenmittel, sondern auG {on vorher die drohende Gefahr einer solhen erkennen laffen.

Die Verwaltung der Hülfskassen bedingt nur einen ein- fahen Organismus; der Entwurf hat \fich daher auf wenige Bestimmungen in dieser Beziehung b-\{chränken dürfen. Die Verwaltung war nur in einzelnen Beziehungen zu berühren, das Aufsichtsrecht dagegen erschöpfend zu regeln. Nach drei Richtun- gen hin hat der Entwurf ein Eingreifen der Behörden für nothwendig erkannt. Einerseits will er verhüten, daß solche Kassen die geseßlihen Vorrechte genießen, welhe nur dem Schein nah bestehen. Andererseits soll eine ordnungsmäßige Führung der Verwaltungsgeschäfte ficher gestellt und dem Miß brauche der Kassen zu irgend welchen, ihrer Bestimmung fern liegenden Zwecken vorgebeugt werden. Hat in beiden Beziehun- gen die Aufficht nur eine negative Bedeutung, \o ist ihr da- gegen in dem dritten Punkte die wichtige Aufgabe zugetheilt, für die allmählihe Verbesserung der Kafseneinrihtungen die rech- nungsmäßigen Grundlagen zu \{haffen.

Aus diesen Gesichtspunkten find die Bestimmungen des Ent- wurfes hervorgegangen.

Das Kaiserliche s\tatistishe Amt veröffentlicht in dem kürzlih herausgegebenen X1III. Bande der Statistik des Deutschen Reichs u. a. Angaben über die Seereisen deuts\cher Schiffe im Iahre 1873, welche von um so größerem Interesse find, als fie den Umfang der Betheiligung der deutshen Fla ge an dem Verkehr nah außerdeutshen Ländern näher ersehen lassen. Aus der betreffenden Ueberficht ergiebt fich, daß Eng- land und die auswärtigen Häfen der Ostsee bei ' weitem am häufigsten das Reiseziel deutsher Schiffe find, daß OAN Norwegen und die übrigen Küsten der Nordsee folgen, dann die Ostküste Nordamerikas und die Ostküste Südamerikas, Westindien mit Mexiko, die Ostküsten Asiens, die atlantisze Küste Frank- reis, Spaniens und Portugals, die Westküste Amerikas, der Westen des Mittelmeers, ‘die Südküste Asiens mit den invischen Inseln, endlih das westliche Afrika, der Osten des Mittelmeers

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und die Inseln im stillen" Meere. Im Ganzen haben im Jahre 1873: 18,134 deutshe Seeschiffe - mit einer Ladungsfähigkeit von 5,293,929 Register-Tons ihre Reisen nah fremden Häfen bez. Küstenstreden gerihtet, und zwar nah: Norwegen und Rußland am weißen Meere und Ei3meere 1388 Schiffe von 132,102 Reg.-Tons, außerdeutshen Häfen an der: Ostsee 5052 Schiffe von 642,783 Reg.-Tons, außerdeutschen: Häfen an der Nordsee, mit Aus\{chluß der britishen, 1355 Schiffe von 305,029 Reg.-Tons, Großbritannien und Irland 5443 Schiffe von 1,512,967 Reg.-Tons, den übrigen europäischen Häfen. am atlantishen Meere 531 Schiffe von 301,515 Reg.-Tons, Häfen an der westlihen Hälfte des mittelländishen Meeres 294 Schiffe von 82,577 Reg.-Tons, den übrigen Häfen des mittel- ländischen Meeres, eins{ließlich derjenigen am \{chwarzen Meere, 103 Schiffe von 34,425 Reg. - Tons, der Ostküste Nord- amerikas am nördlichen Theil des atlantischen Meeres 989 Schiffe von 880,052 Reg.-Tons, den Häfen am Meerbusen von Mexiko und dem karaibishenMeere, einschließli der westindishen, 624Schiffe von 374,090 Reg.-Tons, der Ostküste Südamerikas am südlichen Theil des atlantishen Meers 845 Schiffe von 398,435 Reg.-Tons, den Pre an der Westküste Amerikas 361 Schiffe von 220,178 Reg.- ons, den Häfen Afrikas, aus\{hließlich der Häfen am mittel- ländischen Meere, 166 Schiffe von 39,151 Reg.-Tons, den Häfen der Südküste Afiens, einschließli der indishen Jnseln, 291 Schiffe von 142,514 Reg.-Tons, den Häfen der Ofiküste Asiens 544 Schiffe von 185,650 Reg.-Tons, Australien mit den Inseln im Stillen Meere 85 Schiffe von 36,940Reg.-Tons, Für die übrigen 63 Schiffe von 5512 Reg.-Tons is das Ziel der Reise nit näher angegeben. Auf grönländische Fischerei gingen 6 deutsche Schiffe von 921 Reg. - Tons, auf Heringsfang 31 von 1910 Reg. - Tons aus. Die durhscnittlihe Größe der Schiffe i für nordamerikanishe Fahrten bei weitem die hôhste (890 Reg.-Tons), dann für die Westküste Amerikas (610 Reg.-Tons) und für Westindien (600- Reg.-Tons), Frank- reih und Spanien (568 Reg.-Tons), Südasien (488 Reg.-Tons), für die Oftküste Südamerikas (471 Reg.-Tons) und die Inseln des stillen Meeres (432 Reg.-Tons). Erheblih kleiner sind die Schiffe, die an der Ostküste Asiens (341 Reg.-Tons), im Osten des Mittelmeeres (331 Reg.-Tons), im Westen des Mittelmeeres (281 Reg.-Tons), Großbritannien und Irland (278 Reg.-Tons), Afrika (235 Reg.-Tons), in der Nordsee (225 Reg.-Tons) und in der Ostsee (127 Reg.-Tons) verkehren; endlih besuchen die kleinsten Schiffe (95 Reg.-Tons) Norwegen und das nördliche Rußland. Die Fahrzeuge, die den Heringsfang betreiben, be- figen durchschnittlih nur etwa 60 Reg.-Tons Raumgehalt.

Der §. 37 der Reihs-Gewerbeordnung bestimmt: „Der Regelung dur die Orts-Polizeibehörde unterliegt die Unterhaltung des öôffentlihen Verkehrs innerhalb der Orte durch Wagen aller Art, Gondeln, Sänften, Pferde und andere Transportmittel u. #. w. Diese Vorschrift umfaßt auch, nach einem Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 12. Zuli d. I, den Güterverkehr und die den Zwecken desselben dienenden Transportmittel.“

Der Kaiserlihe Gesandte in Madrid, Graf von Haß=- feld, ist von dem ihm bewilligt gewesenen längeren Urlaube am 31. August auf seinem Posten wieder eingetroffen.

Der Kaiserlich russishe Militär-Attahé in Paris, Fürst Troubeßzkoi, if nach Paris und Fürs Sergius Obo- lensky nah München abgereist,

Der Kaiserlih russishe Obers und Gouverneur von Kowno, v. Basilewski, is gestern Abend aus Carlsbad hier angekommen.

S. M. S. „Hertha“ hat am 19. Juni cr. den Hafen von Honkong verlassen und i am 3. Juli cr. im Hafen von Sofohama eingetroffen. An Bord Alles wohl,

Kiel, 31. August. (Kieler Ztg.) Die Segelfregatte eNiobe*, welhe am Sonnabend von ihrer Uebungsreise in den hiefigen Hafen zurückgekehrt ist, wird fi zur Abhaltung einer Schießübung in nächster Zeit nah der Wohlenberger Wyk be- geben. Die nächste Poststation für das Kanonenboot „Del phin“ ift Pillau. Mit dem Zuge heute Morgen um 8} Uhr ift die Mannschaft zur Ueberführung der Korvette „Vineta“ von Danzig hierher abgefahren,

Frankfurt a. M., -31. August. Das Sedans-Fefst wird, dem „Fr. I.“ zufolge, durch das Geläute aller Glocken in der Morgenftande von 7 bis 8 Uhr und durch Lösen von Völlersalven auf der Main-Insel eröffnet, In den Gotteshäu- sern wird Vormittags Gottesdienst abgehalten. Nachmittags 4 Uhr findet eine Feier auf dem neuen Friedhof zu Sachsenhausen mit Militärmusik-Begleitung und Chorgesang statt. Abends ift Banket in der Halle-des Zoologischen Gartens, welcher glänzend beleuchtet sein wird.

Bayern. München, 30. August. Se, Königliche Hoheit der Prinz Luitpold von Bayern i heute Morgens mit den Schnellzug in Begleitung seiner beiden Adjutanten zu der In- spektion des I[. Armee-Corps vorläufig nah Ochsenfurt abgereist und wird -bereits den morgen beginnenden Divisionsmanövern anwohnen. Der Königliche Staats-Minister des Innern, v. Pfeufer, tri morgen Abends von dem meistentheils im bayerishen Gebirge zugebrahten Urlaub hier ein und wird als- bald wieder seine Geshäftsthätigkeit aufnehmen, Der neu- gewählte Erzbischof Friedrih Schreiber hat ih heute Morgen von hier aus nach Bamberg begeben. Der Erzbischof v. Scherr wird nästen Sonntag gleihfalls dahin abreisen, da Tags darauf die kirchliche Weihe des Hrn. Schreiber im dortigen Dom vorgênommen wird. Der General der Infanterie z. D., Baptist v. Stephan, ist (wie {hon telegraphish gèmeldet) zu Schlehdorf am Kochelsee gestern Morgen an den Folgen eines Herzleidens gestorben. Der Dahingeschiedene, einer der verdienstvollsten bayerischen Generale, hatte im Kriege 1870/71 die 1. Division kommandirt und war {wer verwundet aus dem Feldzuge zurückgekehrt; er war früher: auch lange Jahre Adjutant und treuer Freund des fürzlih verstorbenen Prinzen Carl, dessen unglücklicher Tod auf ihn den \{chwerften Eindruck machte. General v. Stephan erreichte ein Alter von 67 Jahren. Ebenso meldet man heute das Ableben eines noch anderen verdienstvollen bayerischen Offiziers, des Obersten z. D. Rudolph Frhrn, v. Gumppenberg, der gestern. zu Traunstein in Folge eines Schlaganfalles gestorben ist, Mit dem bayerischen Turntage in Regensburg wird eine Versammlung zur Gründung eines bayerischen Siitnleßtervetelus E sein und am Sonnabend den 11, September statt-

nden.

Sachsen. König find mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen

. UnterrihtS8anstalten beginnen Wormittags 10# Uhr.

Dresden, 31. August. Se, Majestät der

FrieDrich Carl von Preußen und dem Prinzen Georg heute früh 64 Uhr mittelt Extrazuges nach Riesa gereist, haben den Uebungen der Kavallkerie-Divifion daselbst beigewohnt und find mit en Königlichen Hoheiten Mittags 1 Uhr nah Dres- den zurückgekehrt. Nachmittags 47 Uhr findet unter Theilnahme Jhrer Majestät der Könäügin im hiefigen Königlichen Schlosse die Tafel fiatt, zu welWer auch der Königlich preußische Ge- sandte, Graf zu Solms=Sonnenwalde, mit einer Einladung Beehrt wörden ist. Morgen früh merden Ihre Majestäten der König und die Königin mit JIHren Königlichen Hoheiten dem Prinzen Friedrich Carl von Preußen und dem Prinzen Georg mittels Extrazuges wieder in Ntesa eintreffen und den Manövern da- selbst beiwohnen. Ihre Wajestäten werden fich von dort Nach- mittags zu einem mehrtägigen Aufenthalte nah dem Igdshlosse WermsDorf hegeben unD fodann nah einem Besuche in Jahnis- hausen Sonnabend AbenD nah NPillniß zurückfehren. Se. Kö- nigliße Soheit der General-Zeldmarshall und General-Inspecteur der [11 Armee - Inspektion, Prinz Friedrih Carl von Preußen, wird morgen, nach Beendigung der Manöver, von Riesa aus nah Berlin zurückreifer. i

Aus Zittau, 30. August, wird dem „Dr. I.? geschrie- ben: Am heutigen Tage wwourde ‘unsere Stadt dur einen Besuch Sr. Majeftät des Königs beglückt, indem Allerhöchstderselbe mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen Friedrih Carl von Preußen und dem Prinzen Georg Vormittags gegen 84 Uhr mit Extrazug- hier eintrafen. Vom Bahnhof, wo außer den höheren Offizieren auch der Amtshauptmann v. Zahn und unser Bür- germeifter Haberkorn fich zurm Empfang eingefunden hatten, begaben fich die Allerhöhften und HöchstenHerrschaften mit einem glänzenden Gefolge, in welhem auch Se. Excellenz der Kriegs-Minister, General der Kavallerie v. Fabrice und General-Major v. Abendroth (als Divisionär) fih befanden, in bereit stehenden Equipagen auf den Exerzierplaß, wo Dieselben Pferde bestiegen und den- Manövern der 2. Infanterie-Brigade Nr. 46, welcher eine Batterie des Feld- Artillerie- Regiments zugetHeilt i, beiwohnten. Den Schluß des glänzenden militärischen Schauspiels, das eine große Menschen- menge Herbeigeführt Hatte und das vom Wetter ungemein begünstigt war, bildete das Defiliren, ers in Compagnie- front, Dann bataillonsrweise. Nahdem Sr. Majestät ein jubelndes Hoh gebracht worden, begab \ich Allerhöchst- derselbe mit seinen SHoHen Begleitern und Gefolge, sowie dem Offiziercorps zu Den auf dem Exerzierplaÿ aufgestellten Zelten, um daselbs ein Frühstük einzunehmen, während dessen die Regimentskapellen konzertirten, Nah 12 Uhr erfolgte, eben- alls mittelst Extrazugs, Die Abreise und zwar auf der Groß- T Sa raaet Eisenbahn über Bodenbach. Zu Ehren des Hohen Besuchs waren das Rathhaus, das Königliche Gerihtsamt, die Shulhäuser und mehrere Privathäuser in der Bahnhofftraße mit Fahnert geschmüdckt.

—_— Durch VerorD nung des Ministeriums des Innern vom 30. August wird in Folge des Ablebens des Abgeordneten zur Zweiten Kammer der Ständeversammlung für den 4. Wah [- kreis Der Stadt DreSden eine Ergänzungswahl auf den 28. September d. I. festgeseßt. Zum Wahlkommissar if der Ober-Bürgermeifter Pfotenhauer zu Dresden ernannt worden.

In Bezug auf Die Feier des 2. September hat der hiefige Rath unter dem 27. v. M. Folgendes bekannt ge- macht :

Tee dicêmalige Feier Des Nationalfestes ist von erhöhter Wich- tigkeit, weil sih mit demselben ein fünfjähriger Zeitraum seit dem denkwürdigen 2. September 1870 erfüllt.

Die städtishen Kollegien haben die Mittel dargeboten, um hier zu umfassenderer Festfeier anzuregen, dort manchen Ein- zelnen eîne Festfreude zz bereiten Eine allgemeine Theil- nähme fff dadurch ermSsgl[icht worden, daß das Gesammt- Ministerium die Schließung seiner Kanzlei angeordnet und sämmtliche Ministerien eingeladen hat, dasselbe zu thun und die Expeditionen der ihnen untergebenen Behörden, insoweit dies ohne Störung von dringlichen Geschäften thunlich ist, {ließen zu lassen. Auch unfere Verwaltungsstellen bleiben am Festtage ohne Ausnahme geschlossen. Wir Haben die Dekoration des Altstädter Rathhauses, die Beflaggung der öffentlicer Gebäude und für den Abend die Be- leuhtung Der öffentligen Pläße angeordnet und hoffen, daß die Einwohnerschaft auch ihrerseits dazu beitragen werde, die Stadt durch allgemeine Beflaggung im vollen Festshmudck? ersheinen zu lasen,

Vormittags von 9 bis 1O Uhr wird in allen Kirchen Gottesdienst gehalten werden, Rath und Stadtverordnete und die Mitglieder der Bebôrden, die sich anscließen wollen, verjammeln \sich zu gemein- shaftlißem Besuche des Gottesdienstes in der Kreuzkirche Vormittags 8 Uhr in der erften Etage Des Rathhauses, wozu hierdurch einge- laden wird. Festakte finden in den Volkéshulen von Vormittags 8— 9 Uhr statt, wobei an Die würdigsten Schüler und Sch{üle- rinnen der erften Klafsen Feftgeschenke in nationalen und klassischen Werken zur Vertheilung gelangen. Die Festakte in den böheren Nach denselben werden auf den Turnpläßen gymnastishe Spiele gehalten werden. Von 12 bis 1 Uhr ist Musik auf dem Balkon des Altftädter Rath- hauses, Itachmittags von 3Z{ Uhr an werden alle Turnvereine der Stadt unter Mitwirkung der Gesangvereine auf der Wiese unterhalb des Wald\{lößcchens ein Scbartturnen mit Frei- und Geräthübungen, Turnen der Vorturner und Wetitturnen mit Preisvertheilung abhalten und sich im Festzuge 24 Ubr vom Garten des Münchner Be aus auf den Feftplaß begeben. Txuzrnspiele, Gesänge und ein adckelreigen werden diefen Theil des Festes fließen.

Zu einer Feftergößlichkeit für die Invaliden und Wittwen ge- fallener Krieger is eine Summe ausgeseßt worden, deren Vertheilung sih der sächfische LandesmilitärHülféverein freundlichst unterzogen hat. Dem Vorftand des Dresdener Bezirks yon Sachsens Militärvereins- bunde ist ein Beitrag zu den Pon den Militärvereinen der Stadt ab- zuhaltenden Festlichkeiten zugestellt worden.

Am Abend findet Konzert mit Jllumination auf dem Königlichen Belvedere statt. Bei diesem, wie bei den mehrfäahen von Vereinen veranstalteten Konzerten mögen die Eindrücke des Festtages in den Toudihtungen nationalen Auff{wungs ihren Abschluß finden.

Wir fordern alle EinwoHner der Stadt auf, dem Feste ihre lebendige Theilnahme zu schenTen und es mit der vollen Hingabe und edlen Würde “zu feiern, die der Bedeutung des Tages für unser theures Vaterland entsprechen. Dresden, den 25. August 1875.

Der Rath der Königlichen Mesidenz- und Hauptftadt Dresden.

F Pfátenibauec. wDber-Bürgermeister.*

Vaden. Karlsruhe, 30. August. (Karlsr. Ztg.) Ihre Ui E Hoheiten der G roßherzog und die Großhers- zogin haben sich am Donnerstag, den 26., Nachmittags, zum Be- su der Kaiserin Eugenie nach Schloß Arenenberg begeben und kehrten nach einstündigem Nas wieder nah Schloß Mainau zurück. Die vormalige aiserin der Franzosen- lebt auf Arenenberg mit dem Kaiserlichen Prinzen in stiller: Zurückgezogen- heit unter Dem Namen einer Gräfin von Pierrefond und ge- denkt noch einige Zeit dort zu verweilen. Den folgenden Tag gegen Mittag empfingen Ihre Königlihen Hoheiten auf Mainau den Besuch Sr. Königlihen Hoheit des Prinzen von Oranien, Söchstwelher an der großherzoglichen Tafel \peifte und gegen Abend fh nach Schloß Arenenberg begab, Um 97 Uhr Abends erfolgte die Ankunft Sr. Kaiser- lien Hoheit des Kronprinzen des Deutschen Reiches in |

Constanz, von wo Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin ihren Hohen Verwandten sofort nah Schloß Mainau führten. Jeder offizielle Empfang war verbeten, da der Kronprinz im ftrengsten Inkognito reist. Se. Kaiserliche Soheit begab fich Sonntag, den 29. früh, von Mainau zum Besuch der Fürstlih Hohenzollern\chen Familie nah Krauchenwies, verblieb dort bis Abends und reiste mit Extrazug von Sigmariagen aus, wo Höchstdemselben ein begeisterte Empfang zu Theil ward, nach Stuttgart. Der Badishe Militärvereins-Verband wird seine diesjährige . Delegirtenversammlung am 26. September - in Offenburg abhalten, und hat dessen Centralvertretung in der gestrigen Sißung die Tagesordnung für den Delegirtentag und das Programm für die- damit zu verbindenden Festlichkeiten fest- gestellt. Gleichzeitig wurde beshlossen, au die niht zum Ver- bande gehörigen badischen Militärvereine zur Beschikung des Delegirtentages einzuladen. Der Centralvertretung if es gelun- gen, seit dem leßten Delegirtentage zwei Unternehmungen ins Leben zu rufen, welche für die badishen Militärvereine von nicht zu unterschäßender Bedeutung find. Das eine Unternehmen ift die Gründung eines Vereinsorgans, welhes heute bereits

eine kleine Einnahmequelle für den Verband if und so die

Möglichkeit bietet, von Neujahr “an für dieses Blatt - einen geeigneten Redacteur zu gewinnen. Das andere Unternehmen ist die Gründung der Badischen Militär-Versicherung s- anstalt.

Württemberg. Stuttgart, 31. August. Der „St. A. f. W.“ meldet aus Friedrihshafen, 29. August, Folgendes : Ihre Majestät die Kaiserin Eugenie if gestern in Begleitung Ihres Sohnes, des Prinzen Louis Napoleon, und der Prinzessin Mathilde, Kaiserliche Hoheiten, zum Besuche der Königlichen Fa- milie hier eingetroffen; auch Se. Königliche Hoheit der Prinz von Dranien hatte sich der Kaiserin angeshlossen. Nah mehr- ftündigem Aufenthalte find die Höchsten Herrschaften mittelt Extradampfschiffes über Constanz nah Arenenberg zurückgereift. Als Gäste des Hofes weilen gegenwärtig der Fürst Wiasemsky, sowie Frau von Bariatinsky hier. Der Minister der Iustiz und der auswärtigen Angelegenheiten v. Mittnacht ist von einer nah den Festlichkeiten zu Detmold untecnommenen Reise durch Norddeutshland nah Stuttgart zurü&gekehrt.

Sessen. Darmstadt, 31. August. (W. T. B.) Bei der heutigen Wahl eines Abgeordneten zur Zweiten Kammer wurde der Kandidat der Fortschrittspartei , Bankier Otto Wolfskehl, mit 29 gegen 24 Stimmen, welche auf George (Budesheim) fielen, gewählt.

Meelenburg. Schwerin, 31. August. Gestern Vor- mittag 11 Uhr rückte die hier erwartete reitende Batterie des schleswig-holsteinishen Feldartillerie - Regi- ments Nr, 9 in einer Stärke von 3 Offizieren, 69 Mann und 81 Pferden mit 4 Geschüßen hierselb ein. Die Batterie war am 28. in Gadebusch eingetroffen und hat dort am 29. Ruhe- tag gehabt, Den einmarschirenden Truppen waren der Stadt- Kommandant, General - Major Baron v. Langermann- Erlenkamp , der Commandeur des 24. Artillerie - Regiments Oberst v. Lewinsky, sowie der Commandeur der hiesigen Ar- tillerie - Abtheilung, v. Fragstein - Niemstorfff, und mehrere andere hiefige Artillerie-Offiziere nebst dem Trompeter-Corps der hiesigen Abtheilung entgegengeritten, um an der Spitze der frem- den Truppen, die heute srüh bereits ihren Weitermarsch zu den Kavallerie-Brigadeübungen angetreten- haben, mit klingendem Spiel einzurücken. Ferner trafen gestern in einer Stärke von 1 Offizier und 16 Mann die Quartiermacher des 1. Batail- lons vom 2, hanseatischen Infanterie-Regiment, welches heute mit dem Regiments-Stab in einer Stärke von 21 Offizieren, 523 Mann und 14 Pferden hier Marschquartier nehmen wird, hier ein. Am 6. September ift abermalige Ein- quartierung von der 2. Abtheilung des Feld-Artillerie-Regiments Nr. 24 héer zu erwarten.

Sachsen-Weimar-Eisenah. Weimar, 31. August. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin is heute früh gegen 10 Uhr hierselbst eingetroffen. Auf dem festlich geschmüdckten Bahnhof hatten sich die Herren Staats-Minister Dr. Thon, Ge- heime Rath Dr. Stichling, Geheime Staatsrath Dr. v. Groß, Graf Beust, Gräfin Stirum, die Herren Geheime Ober - Regie- rungs-Rath Dr. Schomburg, Präsident Dr. Burckhardt, Bezirks- Direktor Wokenius, Seitets der städtishen Behörde die Herren Bürgermeister Pabst und Finanz-Rath Dr. Schenk, so wie zahl- E andere Beamte und Herren und Damen aus der Stadt versammelt, welche Ihre Königlihe Hohcit mit wiederholten Hochrufen lebhaft begrüßten. Die Großherzogin nahm die ihr dargebrahten Glückwünsche huldvoll dankend entgegen, ebenso die ihr von einigen Damen überreichten Bouquets. Unter dem lauten Zuruf der Versammelten fuhr Ihre Königliche Hoheit

zum Residenzshlosse. Die allgemeine weimarische Leh- |

rerversammlung wird in diesem Iahre zu Sulza den 29. und 30. September abgehalten werden,

Oldenburg. Oldenburg, 830. Auguft. Das Pro- gramm für die Sedanfeier in hiesiger Stadt ift unlängst ver- öffentliht. Um Morgen Gottesdiens| und Feierlichkeiten der Schulen, am Nachmittage ein allgemeiner Festzug und Abends gesellige Vereinigung und Belustigungen in verschiedenen Loka- len. Auch die aus dem Lande einlaufenden Nachrichten weisen darauf hin, daß der Gedenktag des 2. September überall als nationaler Festtag \sich bereits eingebürgert hat. Der Amt- mann von Schrenkh in Vechta is zum Bürgermeister der Stadt Oldenburg gewählt worden,

Elsaß-Lothringen. Met, 28. August. Seit vor- gestern Abend weilt in hiesiger Stadt der kommandirende Ge- neral des XV, Armee-Corps, der General der Infanterie von Fransecki. Nach Besichtigung der hiefigen Garnison im Re: gimentsexerciren wird fih der General zu gleihem Zwecke nah Diedenhofen begeben und von dort zu den Divifionsmanövern hierher zurüdckehren.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 31. August. Se. Kaiser- lihe und Königliche Hoheit Erzherzog Kronprinz Rudolf trifft heute im Brucker Lager ein, um den militärishen Uebun- gen beizuwohnen. Auch Se. Majestät der Kaifer wird nah Eröffnung des ungarischen Reichstages wieder in Bruck zurüdck- erwartet. Der regierende Fürst zur Lippe ist 'am 27. d. M. zur Kur in Karlsbad angekommen. Minister-Präfident Prinz Adolf Auersperg i gestern Abends in Prag angekoms- men und sfogleih nach Dobrish, der Besizung des Ackerbau- Ministers Grafen Mansfeld, weiter gereist. Der nieder- österreihishe Landesaus\chu ß hat beshlofssen, sich an der am 4, Oktober in Czernowigz ttfindenden Feier- lihfeit der hundertjährigen

Landes Bukowina mit dem österreichischen Kaiser- ftaate und der gleichzeitigen Eröffnung der Franz-JIosefs-Univer- sität in offizieller Weise zu betheiligen. Die Parteigruppirung des neuen ungarischen Reichstages is folgende: Von 411 gewählten Abgeordneten gehören 330 der liberalen Partei, 19 der Opposition der Rehten, 37 der Partei der Unabhängigen und 25 der nationalen Partei an. Die Zahl der zum erften Male gewählten Abgeordneten beträgt 197, von welhen 165 der liberalen Partei angehören.

Pest, 29. August. Se. Majestät der Kaiser wird, wie es heißt, diesmal nur zwei Tage hier verweilen, jedoch gegen den 20. September wieder in Gödöllö eintreffen, um bei den Slußmanövern anwesend zu sein. Nach den Manövern wird Ihre Majestät die Kaiserin sammt der Erzherzogin Valerie gleih- falls nah Gödöllö kommen, um dort den Herbftaufenthalt zu nehmen und bis gegen die Weihnachtsfeiertage zu verbleiben.

31. August. (W. T. B.) Der ungarische Reichs- tag ift heute Mittag von Sr. Majestät dem Kaiser und König in Person eröffnet worden. In der Thronrede werden zunähst die Mitglieder des Reichstags begrüßt. Fast auf jedem Gebiete seien tiefeingreifende legislatorishe Ver- fügungen nothwendig, damit Ungarn fich auf jene Höhe des geistigen und materiellen Wohlstandes erhebe, dessen Elemente dasselbe in seinen reihen natürlihen Hülfsquellen be- fiße, und wohin das Land zu bringen, der sehnlihe Wunsch des Königs sei. Als erfte unabweisliche Bedingung hierfür erscheine die Regelung der Landesfinanzen. Das Ansehen, der Kredit und die Sicherung der staatlichen Existenz Ungarns gebieten gleihmäßig die baldmöglihste Herstellung des Gleichgewichts zwischen den Er- fordernissen für den Staatshaushalt und deren Bedeckung. Die übernommenen Verbindlichkeiten, die unabweislihen For- derungen für die Sicherheit der Monarchie, fowie die Erfor- dernisse für die Verwaltung und Entwickelung des Landes ständen dem berehtigten Streben nach möglihster Spar- samkeit gegenüber. Es fei jedo zuversihtlich zu hoffen, daß, wenn auf den Gebieten der Administration und der Rechtspflege zweckmäßige und radikale Reformen voll- zogen würden, wenn die Nation bereitwillig jene Opfer gebraht haben werde, welche das vorgesteckte heilsame Ziel von ihrem Patriotismus fordere, wenn durch die Verbesserung und Regelung der Kreditverhältnisse und dur sonstige zur Hebung der Produktion, des Handels und der Industrie nothwendige Vorkehrungen für die Kräftigung der Steuerfähigkeit und die leichtere Bewältigung der zu übernehmenden Lasten vorgesorgt sein werde dann, aber auch nur dann werde es gelingen, die Schwierigkeiten der gegenwärtigen Lage zu überwinden. Die Regierung werde in ihren Vorlagen keine der auf eine günstige Gestaltung der gesammten Staagts- angelegenheiten bezüglihe Frage außer Acht lasen; dieselben würden die dringendsten Bedürfnisse in jedem Zweige des öffent- lihen Lebens umfassen. Die Thronrede lenkt die Aufmerk- samkeit des Reichstages insbesondere auf diejenigen Vorlagen, welche den Zweck verfolgen, die Wirksamkeit der verschiedenen Verwaltungszweige in Einklang zu bringen und eine Verbesserung der Administration und Rechtspflege, sowie eine Regelung des Kommunikationswesens und der öffentlichen Arbeitspflicht, sowie eine Ergänzung des Eisenbahnnetes herbeizuführen. Erwähnt werden ferner Vorlagen, betreffend eine zeitgemäße Regelung der Verhältnisse des Oberhauses und über eine Lösung der Reli- gions- und Ehefragen in dem durch die Bedürfnisse des Lebens geforderten Maße. Die Regierung fei außerdem eifrigst bestrebt, eine zweckmöäßige Lösung der Bankfrage herbeizuführen; au habe dieselbe bereits Unterhandlungen wegen MWModifizirung einiger Bestimmungen des Geseßes vom Jahre 1867 mit der cisleithanishen Regierung eingeleitet. Endlich follen vor Ablauf der geseßlihen'Dauer des gegenwärtigen Reichstages die zwischen beiden Theilen der Monarchie in den Jahren 1867 und 1868 auf 10 Jahre getroffenen Vereinbarungen zur Verhandlung ge- langen. (Lebhafte Zustimmung.) „In dieser Beziehung wollen Wir der Hoffnung Raum geben, daß die Verhandlungen vom Geiste weselseitiger Billigkeit durchdrungen sein werden, die Zeit, die Lage des Landes und die große Zahl der vorbereiteten Gesezentwürfe mahnt zu energischer eifriger Thätigkeit. Unsere herzlihen Beziehungen zu den auswärtigen Mächten berechtigen uns zu der Hoffnung, daß der Friede troz der in neuester Zeit aufgetauchten Ereignisse aufrech: erhalten werden wird, und daß Sie daher Ihrem legislatorishen Beruf ungestört werden obliegen können.“ Hierauf wird der Reichstag für eröffnet erklärt. (Anhaltende und lebhafte Eljen-Rufe.)

Großbritannien und Frland. London, 31. Augu#|. (W. T. B.) Earl Russel hat den Vorsig bei einem Meeting übernommen, das demnächst stattfinden soll, um für die Auf- ständishen in der Herzegowina seine Theilnahme auszu- \sprehen und zu Zeihnungen zu ihren Gunften anzuregen.

Frankreih. In Bordeaux starb am 27. d. der De- putirte der Gironde, der Advokat Princeteau, im 71. Lebens- jahre. Er gehörte der gemäßigten Rechten an. Nunmehr find in der Nationalversammlung zweiundzwanzig Pläße neu zu besezen.

Spanien. Madrid, 31. August. (W. T. B.) Nah Regierungsmittheilungen foll eine 150 Mann starke K avallerie- abtheilung von Dorregaray abgefallen fein. General Jovellar is in Lerida eingetroffen und wird demnächst hker erwartet.

San Sebastian, 31. August. (W. T. B.) Die Car- li sten find, wie aus den hier vorliegenden Nachrichten zu ent- nehmen ift, mit einer Konzentrirung ihrer sämmtlichen Streit- kräfte in Guipuzcoa beschäftigt. In Navarra sind alle waffenfähigen, verheiratheten oder nit verheiratheten Männer vom 17. bis zum 50. Lebensjahre zu den Waffen gerufen. Es finden in Folge dessen“ zahlreiche Uebertritte nah Frankrei statt.

Barcelona, 31. August, (W. T. B.) General Campos hat dem gefangenen früheren Kommandanten von Seo de Urgel, Lizarraga, gestattet, seinen Aufenthalt hier zu nehmen; der Bischof von Urgel mit den übrigén Kriegsgefangenen wird nah Alikante gebracht.

Italien. Rom, 1. September. (W. T. B.) Einem. von der Insel Maddalena hier eingegangenen Telegra.am zu= folge ist die Nachricht von der Erkrankung Garibaldi's- unbegründet. Garibaldi befindet s{ch wohl und beabsichtigt: am 10. September nach Civitavecchia zu reisen.

Neapel, 1. September. (W. T. B.) Gestern fand in Portici ein großes Banket des landwirthschaftlihen Kongresses ftatt, zu welhem Kronprinz Humbert ge- laden war. Der Präfident der landwirthschaftlihen Ausstellung brate einen Toast auf die Dynastie Savoyen aus, welchen der Kronprinz mit einem Toast auf Jtalien erwiderte,

Türkei. Aus Ragusa, 31. August, Abends, meldet ,W. T.

ereinigung des |

B.“ : Die Insurgenten sind gestern Nachmittag bei dem Klostex