1876 / 43 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 18 Feb 1876 18:00:01 GMT) scan diff

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Türkei. Konstantinopel, 17. Februar. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach ist die Regierung damit beschäftigt, ein Projekt auszuarbeiten, nach welhem gewisse Einkünfte zur Za h- lung aller Coupons der türkischen Anleihen verwendet werden sollen. Eine besondere Kommission soll darüber wachen, daß diese Einkünfte an die. Banque ottomane, welche mit der Auszahlung der Coupons betraut werden soll, abgeführt werden

Nufßland und Polen. St. Petersburg, 17. Fe- bruar. (W. T. B.) Der auf morgen angeseßte Hofball ist aufgesagt worden, da der Gesundheitszustand der Groß- fürftin Marie die größte Gefahr als nahe bevorstehend an- zeigt. Die von mehreren Bläitern gebrachte Nachricht, daß der Papst in der Angelegenheit der Unirten ein Schreiben an den Kaiser gerihtet habe, ist nach Mittheilung von authentischer Seite ohne jede Begründung.

Werlin, den 18. Februar 1876.

Die Einsegnung der Leiche des Geheimen Regie- rungs-Rathes, Professor Dr. Tellkampf, Mitglieds des Horrenhauscs und des Reichstages, fand gestern Nachmittag 4 Uhr in der Trauerwohnung stati. Den reih geshmüdckten Sarg umsftand eine ansehnliche Trauerversammlung, in welcher der Minister der geistlichen 2c. Anlegenheiten Dr. Falf, die Staats-Minister a. D. Graf von Izenplig und von Bernuth, die Präsidenten des Herren- hauses und des Abgeordnetenhauses, Mitglieder der parlamenta- rishen Körperschaften, Offiziere, eine Anzahl Professoren an der hiesigen Univerfität und andere Personen von Ruf fi be- fanden. Die Feier begann mit dem Choral: „Jesus, meine Zuversicht“; die Gedächtnißrede hielt der Prediger Müllensiefen. Nach dem Gesange des Liedes: „Es ist bestimmt in Gottes Rath“ trennte fih die Versammlung. Der Sarg wurde nach der Leichenhalle des Dorotheenstädtischen Kirhhofes überführt, von wo die Beisezung Sonnabend Nachmittag 4 Uhr erfolgt.

Die Stadtverordneten De. Stryk und Gencessen hatten rach- stehende Interpellation eingebrawt: Unter dem 13. Mai vorigen Jahres bishloß die Versammlung den Bau einer städtischen Irrenanstalt auf dem hinter Rummelsburg gelegenen, der Stadt zugehörigen Terrain und ersute den Magistrat um eine Vorlage. Die Interpellanten erlauben sich daher die Anfrage an den Magistcat, wie weit die Angelegenheit geèichen, und ob die Vorlage in kurzer Zeit zu erwarten ist? In Beantwortung dieser Interpellation er- ¿lârte Stadtbaurath Blank:nstein in der gestrigen Sißung der Stad t- verordnetenversammlung: Der Magiitrat habe vom Sanitäts- Rath Welf ein Gutachten, betreffend den Bau eines Irrenhauses bei Dalldorf, eingeferdert, und wenn dasselbe sich auch nicht direkt gegen das Projekt auësprach, so wurden do allerlei Bedenken bezüglich der Nähe der Leimsiederei 2c. erboben, welche den Magistrat bewog:n, davon abzustchen. Jn Folge dessen wurde das Terrain bei Run1unels- burg ins Auge gefaßt, ein Pavillon erbaut, der {hon längst fertig ist; aver im Drange der übrigen Geschäfte Habe die Sache längere Zeit geruht. Mittlerweile habe fich jedoch ein Zwischenfall eingestellt, der auch dieses Projekt ganz in Frage stellen konnte, nämlich die Absicht des Handels-Ministers, hinter RNummeléburg in Verbirdung mit den Bahnhöfen der Nordbahn, der Ostbahn und der Niederschlesisch-Mär- kischen Bahn einen Hafen und Ladebahnbof herzustellen. Der Ma- gistrat habe gegen dieses Projekt Widcrspruch beim Hantels- Minister erhoben, und auf feine Arnfcage vom 1. Dezember v. F. antwortete dec Minister unterm 28. Dezember, daß die Pläne bis jeßt noch nicht fertig gestellt seien. Unterm 14. Januar habe sodann der Magistrat einen vollständigen Situations8plan dec NRummelsburger Ländereien eingesandt, sei bis heut aber noch nit beshieden, îo daß

ie Hoffnung des Baues in Ruúmrwelêburg zwar noch nit g2nz ges{chwunden, wohl aber das Projekt fragli*ß geworden ift, Juzwischen sei das Projekt so weit vorbereitet, daß, s\o- bald die Entscheidung des Ministers eintrifft, sofort mit dem Bau bezornea werden fann. Damit war diese Angelegenheit erledigt. In Betreff der Mittel zur Auëtführung der Erweiterung der städtischen Wasserwerke und ketr. die Erweiterungs- und Ergänzungsbauten der städtischen Gasanstalten pro 1876 beantragte der Ausschvß;, die vorgelegten Projekte, das für die Wasserwerke mit einem Koîstenansc{lage von 14,602,249 M, das für die Gasanstalten mit einem Kostenanschlage von 5,084,000 Æ, zu genehmigen, dabei aber den Magistrat zu ersuchen, über den Fort- gang der Wasserwerkbauten von drei zu drei Monaten der Versamm- ung Bericht zu erstatten, und bezüglich der Bauten für die Gaëanfstalten ie Erwartung auszusprechex, dat die Ausschreibungen zu der Liefe- ung der Materialien und zu der Ausführung der Bauten unter Mit- wirfung des Gaëfuratecriums ftattfinden werdcn. Nawdem der Birichterstatter des Auss{usses, Stadiv. Schmidt IT., die Verhand- lungen des Auss{usses rekapitulirt, beantragte Stadtv. Dr. Stryk, auch für die Wasserwerke die „Bedingung* festzuseßen, nit blos die „Erwartung“ auszusprechen, daß bei den Sukmissionen dasselbe Ver- fahren wie bei den Königlih:n Bebêrden befolgt werde. Die Ver- fammlung bes{loß nab dem Antrage des Stadtv. Dr. Stivk. Der- jelbe Antrag wurde mit Vezug a1 Gasanftalten angenommen,

uf die und im Uebrigen wurden die Anträge des Ausschusses genehmigt.

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Das 2. Magdeburgishe Infanterie - Regiment Ir, 2c il Sriege gegen Frünkreiw 1870-71. Ein Bei- trag zur Geschichte des Regiments. Von v. Lessel I., Premier- Lieutenant im 2. Magdeburgischen Infanterie-Regiment Nr. 27. Berlin 1875. E. S. Mittler und Sohn.

Der Verfasser hat das vorliegende Werk Sr. Königlichen Hoßeit dem Prinzen Albrecht vo: Preußen, unter dessen Kommando das Negiment während eines größzezen Abschnitts des Feldzuges gestanden, gewidmet. Das Regiment kann auf eine 60jährige Geschichte zuzüdblifen. Nah den Jahren 1813 und 14 aus Hellwigschen und Neicheschen Jägern, sowie dem Reserve-Bataillon d-es Elb-Jufanterie- Negiments gebildet, fand es s{chon im ersten Jahre seines Bestehens

i ind Wavre Eelegenheit, durch Ausharren. in gefährlicher Lage fich Ruhm zu erwerbeu und damit mittelbar zu dem Siege von la belle Alliance beizutragen, An den Felsen von Bossin und Musky, im Walde von Benatek und dem Paß von Blumenau haben 1866 seine Bataillone die alte vreußis&e Treue uád Tapferkeit von Neuem F Seine Thätigkeit im letzten Kriege schildert die vorliegende

rbeit,

Das Werk beginnt mit der Darstellung der Mobilmachung von 1879 und der dur dieselbe veranlaßten Veränderungen in den Orga- nisations- und Befehlsverhältnifsen im Regiment und den Stellen der direkten höheren Vorgesetzten. Die erste kciegerishe Aktion, an welder das Regiment Theil nabm, war der Angriff auf die Festung Toul. Das Regiment kann mit Stolz auf den Tag zurückblicken, an welchem es 6 lange heiße Stunden um die alte Stadt warb. Bereits am folgenden Tage seßte das Armee-Corps den Mars fort, um bald fiegreihen Antkeil au der Shlacht von Beaumont zu nehmen. Der Darstellung dieser S{lacht sind beinahe 100 Seiten gewidmet, weil sie die Hauptaktion des Regiments im leßten Kciege enthält. An der Schlacht von Sedan nahm das Regiment nur mit einzelnen Theilen und mit diesen auch nur in rückwärtigen Stellungen Antheil ; eben so wenig bot die Cernirunz von Paris Gelegenheit zu hervor- ragender Thätigkeit. Diese œurde dem Regiment erft wieder durch den fkleinen Krieg an der Oise und Epte, zu welchem e unter der Führung des Prinzen AlbreÂt mit Kavallerie und Artillerie vereinigt aus der, Cernirungs- linie abkommandirt wurde. Monate lang, bis zum 26. November

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des statistishen Bureaus der Stadt Berlin find bei den biesigen Standesämtern in der Woche vom 6. Februar cr. bis incl. 12. Februar cr. zur Anmeldung gekommen: 163 Gbes{ließungen, 865 Lebendgeborene, 31 Todtgeborene, 510 Sterbefälle.

Kunst, Wissenschaft uud Literatur.

Das Februarheft der „Preußischen Jahrbücher * (Berlin, G. Reimer) hat folgenden Inhalt: Entyfründung und Entftaatlichung der Kirche von Cugland. IT. (R. Pauli.) Gußkow's Rückblicke auf sein Leben. (Julian Smidt.) Preußen auf dem Wiener Con- gresse: Il, (Heinrich von Treitshke) Crowe und Cavalcaselle, Alt- niederländische Malerei, deuts von U. Springer. (W. Lübke.) Der Muaterialismus in d¿r Geschichtsfchreibung. (Ernst Zitelmann.) Po- litishe Correspondenz. (W.) Notizen. ; :

Die Jury zur Beurtheilurg der von den Bildhauern Bergslien und Jacobsen eingelieferten Entwürfe für das dem König Christian IV. von Dänemark in Christiania zu errichtende Monument hat mit Majorität sich für die Annahme des Jacobsen- schen Entwurfes erklärt.

bat das Detachement gegen große Ueberzahl erfolgreich und glücklich Stand gehalten und fie vom Vordringen gegen die Cernirung von Paris abgehalten, bis g1ößere Massen (die I. Armee) disponibel und zur Entseidung heran waren. : :

Ende November rückte das Regiment wieder zur Cernirungsarmce na Paris ab, wo es au bis zum Schluß der Campagne verblieb, ohne hier nodck: an einem größzren Gefe&t Theil nehmen zu können.

Das Buch if außerordentlich frisch und anregend gefchrieben. Insbesondere gilt dies von der Darstellung der Schlaht von Beau- mont und des kleinen Krieges an der Oise und Epte.

Beigegeben sind die Gefechtépläne von Toul und Beaumont, eine Uebersichtskarte des Geländes zwishen Paris und Nouen, ein (Croquis von Deuil, der Stellung des Regiments vor Paris, sowie KriegSsranglisten, ordre ds bataille, Mzrschordnungen und Verlust- listen.

Der Verein für die Geschichte Berlins versammelte \ich am Mittwoch Abend, um seinen Mitgliedern ein Bild von den Vergnü- gungen der Berliner Bürger im erzen Viertel dieses Jahrhunderts zu geben, im Café Kreideweiß in Tempelhof. Eine echte „Weiße“, die Aufführung des Volksschau)piels „Der bayerische Hiesel“ auf dem bekannten Linde'shen Puppentheater, eingeleitet dur entsprechenden Prolog, und fpâter ein richtiges Erbsessen nebst Wurstpicknick hielt die nur aus Herren bestehende heitere Gesellshaft nah Art und Weise der Vorfahren bis 11 Uhr zusammen.

Die Typhusepidemie in Frankenheim ist anch den Be- richten der nah Eisexach zurückzekehrten Diakonissin, wie die „Eis. Ztg.* hört, dem Erlöschen nahe. Da die meisten Krauken sh im Stadium der Rekonvaleszenz befinden, genügen die noch befindlihen Pflegekräfte reihlich.

Im Beisein des Vorstandes vem Central-Dombauverein und der Prüfungé-Kommission wurde, wie die „Köln. Ztg.“ mittheilt, am 216. Nachmittags in Cöln nochmals ein Probeläuten mit der Kaiser- glock2 veranstaltet, während gleichzeitig die übrigen Glocken des Domes mitgezogen wurden, Eine Anzahl Artilleristen brate den Grzkoloß wieder in Schwingung. Das Ergebniß darf, dem genannten BVlaite zufolge, infofern als ein günstiges bezeichnet werden, als der neue Klöppel regelmäßig ans{lug und auch die Harmonie des Gesammtgeläutes volikommen befriedigte. Nuc trat das Klirren beim Anschlag noch ftärker hervor, als früher; man hofft jedo, daß es dem Glockengießer Hamm auch noch gelingen wird, diesen Uebel- stand binnen Kurzem zu beseitigen.

Aus Nürnberg, von heute Mittags, meldet W. T. B.: Das Hochwasser hat in der vergangenen Nacht eine Höhe erreicht, wie sie seit dem Jahre 1849 noch nicht wieder erreit war. Der Verkehr zwischen den beiden Ufern des Flufses ift nur an einer Stelle möglich, sämmtliche übrigen Uebergänge sind gesperrt.

Von der Königli@en Wasserbaudirektion in Dresden ist dem „Dr. J." in Bezug auf den bevorstehenden Elbeisgang am 16, Mittags folgende Miitheilung zugegangen: „Die Eisdecke der Elke erftreckt sich 3. Z. von Raudnißz bis an die säcchsis{ch-böh- mische Landesgrenze, von Königstein bis Orervogelgesang, von Meißen bis an die fâchsis@-preußishe Landeëgrenze und von da ab, soweit die Nachrichtez reichen, bis Coëwig (Herzogthum Anhalt). Ju Böhmen, wo allenthalben und noch bis vorgestern ein bedeutender Sneefall stattgefunden hat, ift seit geftern stärkeres Thauwetter mit Regen ein- getreten, Der Eisaufbruch dürfte somit bald zu erwarten scin und Hochwasser im Gefolge haben.

Bom 11. bis 13, Februar fand in Leipzig, wie das „Börsen- blatt für den deutshen Buchhandel“ berichtet, im großen Saale der Buchhändlerbörse die Probeausstellung der für die Welt- ausftellung in Philadelphia bestimmten Produkte des Buchhandels und der Drudckgewerbe statt, soweit dieselben von Leipziger Firmen geliefert werden. Derselbe Pavillon, der, be- trächtlih vergrößert, in Philadelphia die Gesammtausstellung des deutschen Buchhandels in fi aufnehmen foll, leiht und graziss aufstrebend und sftiliftisch wie dekorativ durhaus ges{mackvoll fand hier bereits Verwekdung. In seiner jeßigen verkürzten Aufstellung, die den Saal ziemlich ausfüllte, bildet er cin länglihes Octogon, dessen Länge wohl das Doppelte der Breite beträgt. Die Mitte der Langseiten wird durch zwei sich gegenüberliegende, geräumige Ein- gänge halbiri ; in Philadelphia werden deren vier sein. Jede dieser Hâlften wird aus fünf gleich großen Nischen gebildet, die in stumpfen Winkeln sich aneinander s{ließen; auf darin angebrachten Tafeln liegen die Bücher (von jedem Aussteller beisammen) ansprechend arrangirt, während die Rücfwände zum Theil (6) mit Land- karten, typo- und lithographishen Gegenständen bedeckt sind, zum an- deren Theil und zwar die der vier Ecknischen durch je ein ge- fülltes Büchergestell ausgefüllt werden, das durch eine Büste Sr. Majestät des Kaisers und Königs gekrönt wird, Zwei große Tische, mit Büchern bedeckt und in der Mitte durch ein großes Postament, werauf Globen 2c., geschmüdt, füllten den inneren Raum, bequeme Gänge für das Publikum frei lassend, aus. Die Ausstellung selbst war reichhaltig und glänzend; 51 Firmen hatten zu ihr beigetragen, wovon 9 die Druckgewerbe im weitesten Sinne und 1 die Buchbin- derei ausslilich vertrater. Der Verlag von Pracktwerken war zwar allerdings in vorzüglihffer Weise vertreten; aber auch selbst den wissenschaftlichen Werken fehlte es -niht an einer ges{mackvollen, soliden und, wo am Plat, auch glänzenden Ausstattung.

Nach Meldung des „Badiscen Staats-Anzeigers * hat der Groß- her:og den Dichter Victor Scheffel anläßlich dec vorgestrigen Feier feines 50, Geburtêtags in den erblihen Ädels stand erhoben.

Aus Do ver vom 17, Februar, Abends, meldet „W. T. B.": Heute Nachmittag hat zwischen dem Dampfer „Franco nia“ von der Hamburg-Amerikanishen Compagnie in Fahrt nach Westindien und dem Dampfer „Strathclyde“ von Glasgow ein Zu- sammenstoß stattgefunden, bei welchem der leßtere untergegangen ift. 9 Passagiere von dem „Strathclyde“ wurden gerettet, während 92 um das Leben kamen. Der Dampfer „Franconia“, welcher eben- falls ftarf bes{âdigt ift, ist bei Dover vor Anker gegangen.

Nach weiteren Nactrihten des W. T. B. aus Hamöurg von heute früh fand der Zusammenstoß zwischen der „Franconia“ und dem „Stratbclyde* gestern Nachmittag 43Uhr in Entfernung von etwa einer englishen Meile vom Admiralitätsmolo von Dover ftatt. Der „Strathclyde“ war in Dover eingelaufen, um einen Piloten zu lan- den, Als derselbe in westliher Richtung wieder hinaussteuerte, wurde

Professor Nils Peter Angelin, Jutendant der palaeonto- logischen Samnalungen des s{hwedishen Reihêmuaseums, ist am leßten Sonntag in Stockholm gestorben. Unter seinen Arbeiten find „Pala- eontología Svecica“ und, Palaeontologia Scandinavicc;“ die berühm- testen. Der Verftorbcne war u. A. Chrendoktor der Unirersität Breslau.

Im Septemkter dieses Jahres wird in Philadelphia in Anknüpfung an die Weltausftellung ein medizinicher Kongreß tagen und vorzugsweise internationale Fragen berathen.

Gewerbe und Handel. : Für die Gelsenkirchener Bergwerks - Aktien - Gesell- schaft hat die Direktion in der gestrigen Verwaltungêrathssißzung eine zu vertheilende Dividende pro 1875 in Höhe von 10% nah Abseßung von über 500,060 ( Abschreibungen und Reservevortrag

vorges{lagen. : i i i: Die Grimselstraße in der Sckweiz erhält nach einem im Oberland" mitgetheilten Plan eine ganze Länge von etwa sieten Stunden von Hof bis Gletsch, eine Fahrbahnbreite von 15 Fuß nebst Seitenschale und Schußmauer oder Abweiser von 15 Fuß Breite und ein Marimalgefäll von acht Prozent, Die Kosten wurden 1861 auf zwei Millionen berechnet, eine Summe, die bei den gegenwärtig be- deutend höheren Löhnen wobl um die Hälfte zu erhöhen sein dürfte.

er èurch die starke Fluth süeösttih gedreht. Die „Franconia* raunte sehr heftig an, der Kessel des „Strathclyde* cxplodirte innerhalb 2 Minuten und das Schiff fark sofort.

Am 7. d. M. fand eine erste Versammlung sämmtlicher Comités, die sich mit der Organisation des EidgenössischenFreishießens befassen, im Gemeinderathssaal von Lausanne statt. Wie die „Gaz. de Lausanne“ meldet, theilte Hr. Nationalrath L. Ruchonnet, Präsident des Organisationscomités, mit,” daß von den nothwendigen 3000 Aftien à 100 Fr. 2969 gezeichn-t wurdcn. Da die fehlenden 31 bis zum Beginn des Festes jedenfalls untergebracht werden fönntn, so ift damit die finanzielle Basis vollkommen gelegt. Die Festhütte erhebt sich bereits über der Ecene von Beaulieu. Die Schicßftände werden in der Ponthaise, in geringer Entfernung oterhalb dés Fest- plaßtes errichtet. Der Aufruf zur Dotirung des Gabentempels ist er- gangen und einige Gaben sind {on eingelaufen. Was die Weine anbelangt, fo find die Keller des betreffenden Comités {on reichlich ver]eben. Es wurden mi1 starker Mehrheit die Tage vom 16. bis 27, Juli festgeseßt, worauf die Versammlung auseinander ging. Das Organisation2comité hat kereits unter dem 20. Dezember einen Auf- ruf zur Theilnahme an dem eidgenössischen Freishießen in Lausanne im Jahre 1876 ‘an die Schweizer in der Fremde und an die Schüßen aller Länder ergchen lassen.

Ueber Rom, 10. Februar meldet man der „N. Z. Z*“: Der Vesuv liegt voll Schnee, eine täglich majestätischere Dampfwolke schwebt über seinem glänz-nden Haupte, das Feuer steigt im Krat-r langsam aber ficher und is von der Oberfläche uur noch 250 Meter entfernt, Es gilt hier als Ercfahrungsfaß, daß Eiuptionen, die M, langsam vorbereiten, die größtea und verhecrendsten zu sein pflegen.

Theater.

Um vielfahen Wüns@en tes Publikums nachzukommen, wird die Direktion des Nationaltheaters jet wieder regelmäßig wöchentlich 2 bis 3 Abonnementsvorstellungen geben, und findet das heutige Gastspiel des Hrn. Herrmann Müller bereits im Abonnement statt.

Seit vergangenem Dienstag wird im Belle-Alliagnce- Theater Björnstjerne Björnsous fünfakiizes Schaäspiel „Ein Fallissement* aufgeführt. Dieses neueste Werk des be- gabten norwegischen Dichters ist bereits auf einer Reihe von größeren deutschen Theatern zur Darstellung gekommen und überall mit Bei- fall aufgenommen worden. Die Handlung spielt im Vaterlande des Dichters und wurzelt in der Erschütterung, die feit einigen Jahren auf wirthfcaftlihem Gebiete sich vollzieht. Ein Großhändler, hoch angesehen in seiner Vaterstadt und in weiteren Kreisen der Handels- welt, ijt nah dein wahren Stande seines Geschäftes seit drei Jahren fallit. Durch geschickte Manöver weiß er diese seiue mißliche Lage zu verdecken, so daß sie selbst scinen nächsten Geschäfts- freunden und seiner Familie verborgen bleibt. Das glänzende Leben in seinem Hause wird ununterbrochen fortgeseßt, bis ein Advokat, eine Hauptperson des Stückes, die von dem Dichter besonders ge- lungen gezeibnet ist, im Interesse der Gläubiger sowohl, wie zu dem wahren Besten des Kaufmanns leßterem mit klaren Zahlenreihen dea Nachweis führt, daß er seit langer Zeit insolvent ist, Umsonst erhebt fich der Stolz des verwöhnten Handelsherrn dagegen, vergeblich sind seine Drohungen, vergeblih auch jcin Bitten und Flehen gegenüber den nüchternen Zahlen des unerbittlihen Advokaten. Die Katastrophe brit herein. Der neh immer für reich geltende Greßhändler muß dem Gerichte seine Zahlungsunfähigkeit erklären. Der fünfte Aft spielt zwei und ein halbes Jahr später. Aus tem ftolzen Großhändler ist ein bescheidener Kleinhändler geworden; das stattliche, reihgeschmüdckte Haus in der Stadt ist gegen ein ein- faches Häuschen in einer einsam liegenden Handelsansiedelung an der Küste vertauscht; das üppige, glänzende Leben hat einem mühevollen, arbeitsamen Wirken Plaß machen müssen. Die früher in Sammt und Seide gekleideten Töchter erscheinen jeßt im s{mudcklosen Haus- fleide und walten und schaffen mit Fleiß und Geschick in Küche und Comtoir. Das Haar des Hausherrn ift erbleiht, aber statt der Unwahrheit, auf weer die ganze frühere Existenz beruhte, ist Wahr- heit, statt der fortwährenden, nagendea Sorge um den Ausbruch der Krisis, Ruhe und Zufriedenheit in das kleine Haus eingekehrt.

Die Charaktere find leben8wahr gezeichnet, die ergreifende, \pan- nende Handlung entwickelt sich konsequent und erhält die Aufmerk- samkeit bis zum Schlusse rege. Auch als Humorist zeigt si der Dichter in vortheilhaftem Lichte, der Lraumeister Jacobson und der Lieutenant Hamar sind vollgültige Beweise dafür.

Die Darstellung im Belle-Alliance-Theater, dessen Direktion un- ausgeseßt bestrebt bleibt, weiteren Kreisen gegen sehr mäßige Ein- trittspreise wirklih werthvolle Werke der dramatischen Kunst vorzu- führen, ist recht anerkennenswerth, au die Inscenirung geschick und geschmackvoll ausgeführt.

Die vieraftige Oper von Herrmann Göß: „Die bezähmte Widerspänstige“, ging, wie die „Allg. Ztg.“ meldet, am 13,, Abends, zum ersten Male mit {önem Erfolg über die Hofbühne in München und bewährte sich dabei als ein Werk von entschiedener musikalischer Bedeutsamkeit. Der Hauptvorzug liege ganz entschieden in dem orcestralen Theil, der in seiner vollstimmigen Durxcharbeitung nit selten den vokalcn überwuchere die {chwache Seite bestehe in den Chören und Ensembles, welche nirgends über den Anlauf so recht hinausfommen sollen.

Die erste Aufführung des mit großer Spannung erwarteten neuesten Dramas von Alexander Dumas: „L'Etrangère“ (die Sremde) hat vor einem äußerst glänzenden Zuschauerkreise am 14. Fe- bruar im Théâter français zu Paris stattgefunden. Der Ein- druck des Schauspiels {eint jedoch ein keineswegs günstiger gewesen zu sein, was sih aus den sehr vorsichtig abgefaßten Rezensionen der Pariser Blätter entnehmen läßt.

Hr. Musikdirektor Bilse wiederholti ini S Pon! ee konzert am Sonnabend, den 19. Februar, die symphonische Dichtung „Phaeton“ von Saint-Saens und bringt als Novität eine Suite für Violine und Orchester von A. Reißmann, deren Aus- führung in Händen des Konzertmeifters Felix Meyer liegt.

Redgcteur: F. Prehm. Verlag der Expedition (Kessel), Dra W. Elsner. Drei Beilagen (einschliehlich Börsen-Beilage).

Berlin:

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Köni

M 43.

Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.

Uebersicht des Absaßes an Siedesalz auf den fiékalishen Salz- werken in Preußen *) pro 1875. “ib

Absat in 1875: Summe | In 1875

o, | Vieh- u. in Speijo Gewerbe-] Summe | 1874 | mehr | salz, salz. Ctr. Ctr. Ctr. ‘Ctr. Ctr. | Ctr.

Schönebeck. . 1,284,066] 63,746/1,347,812/1,293,635] 54,177| Dürrenberg . .} 430,001} 54,009| 484/010| 481/159] 2,851| Artern 153,594| 18,951| 172,545] 192,240| | 19,695 Etfurt 25,164} 12,117| 37,2811 21,773| 15,508| Stetten (Hohen- zollern)... | 14428) 8,855] 23,283] 19,692] 3,591| Jnowrazlaw . | 166,253) 49,951] 216,204] 188,854 27,350! Summe: .|2,073,506| 207,629|2,281,135/2,197,393| 83,782

Uebersicht des Absatzes an Steinsalz auf den fiskalishen Salz- werken Preußens in 1875.

Salzwerk.

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Absatz in 187

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Summe in 1874 Ctr.

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Salz- werk.

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Gesammtabsaß an Vichsalz auf den fiskalishen Salzwerken Preußens.

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E In 1875 Bereitet : 1875 1874 mehr weniger Ctr. Ctr. Ctr. Ctr.

: 206,568 | 240,663 | | 34,095 aus Siedesalz . 207,629 | 183,898 23,731 |

Summe: . 114,197 | 221,561 m 10,508

Gesammtabsaß an Staßfurter Kalisalzen. i 1875. 1874, Kalisalze an Fabriken... , , 2,843,780 Ctr. 2,398,901 Ctr. Kalisalze an sonstige Abnehmer . 59,461 ,„ 43,026 , Kalihaltige Abfallsalze . s 126835 ,„ 96812 O e 208 ,„ 24D,

Summe: . . 3,030,284 Ctr. 2,498,464 Ctr. Also in 1875 mehr: 531,820 Ctr.

Von den fiskalishen Salzwerken sind nach Rußland (Polen) ausgeführt: 1875. 1874.

Staßfurter gemahlenes Fabriksalz 71,690 Ctr. 16,115 Ctr. é C. O 41,004 Schönebecker Siedesalz . ... , . 103,731 7 98,456 , JInowrazlawer Siedesalz ...,. 92,85 , 66,472 ,

Summe 284,411 Ctr. 222,047 Ctr. In 1875 mehr: 62,364 Ctr.

Der überseeische Absatz hat betragen: | 1875, 1874. Staßfurter Steinsalz in Stücken . . , 13,000 Ctr. 31,000 Gtr. s Fabrikfalz ¿M eS e « L1UDEOO 231600, SwWhönebeckex Siedesalz-. ...., 48153 ; 18763 Summe: 166,953 Ctr. 81,363 Ctr. In 1875 mehr: 85,590 Ctr.

___*) Die unbedeutende Produktion der Saline Sooden in Hessen ist außer Ansaß geblieben.

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aus Steinsalz .

Landtags- Angelegenheiten.

Berlin, 18. Februar. In der gestrigen Sißzung des Hauses der Abgeordneten erklärte der Abg. Krech in der Berathung über den Etat der Domänenverwaltung, es wäre sehr wünschenswerth, wenn die Regierung, ähnlih wie im vorigen Jahre, eine nähere Auskunft darüber geben wollte, welhe Resultate und praktischen Erfolge die Maßregel der Parzellirung und des Verkaufs von Domänengrundstücken 1m verflossenen Jahre gehabt hat. Hierauf entgegnete der Vize- O des Staats-Ministeriums Finanz-Minister Camp-

ausen:

Meine Herren ! Ueber die Frage, die der Herr Vorredner berührt hat, ist das Haus im Jahre 1874 in eine ausführlihe Berathun eingetreten und es ist in einer Sißung im Januar 1874 dur den Referenten und den Hrn. Abg. von Köller ein [Gr eingehender mündliher Bericht über die Verhandlungen er Kommission dem Hause erstattet worden, Jn diesem Bericht hatte sich die Agrarkommission damals dahin ausgesprochen, daß in Bezug auf den größeren Grundbefiß in unserem Lande das Angebot die Nachfrage _Uberwiege; sie 00e sich ferner dahin ausgesprochen, daß hinfichtlich der äuerlihen Wirthschaf- ten im Ganzen und Großen in unserm Lande ebenfalls das Angebot die Nachfrage überwiege iet es durchaus nit an Gelegenheit fehle, bäuerliche Wirth chaften zu faufen, und daß davon nur eine Ausnahme Neuvorpommern machen würde, auf welches die Staatsregierung, noch bevor dieser Gegenstand im Hause zur Sprache gebracht war, ihre Aufmerksamkeit gerichtet hatte.

Wir haben nun im verflossenen Jahre die Versuche, bäuerliche Wirthschaften zu begründen, im Regierungsbezirk Stralsund erneuert. Es ist ein solher Versuch gemacht worden mit dem Domänenvorwerk Redehass. Bei dem großen Interesse, was dieser Gegenstand findet, halte ich es für rathsam, die Verhältnisse, die fih bei diesein Versuche herausgestellt haben etwas näher darzulegen.

Das Domânenvorwerk Redebass besteht aus 592 Hektaren und war verpachtet für den Pachtzins von 24,519 A Die Re ierung hatte uns aber im Voraus berichtet, bei einer Neuverpachtung sei nicht darauf zu rechnen, daß ein so hoher Pachtzins wiederum aufkommen werde. Sie werden auch «@a3 der Nachweisung, die wir Ihnen vor- gelegt haben über die im Jahre 1875 pachtlos werdenden Domänen- Vorwerke, exsechen haben, daß bei mehreren im Regierungsbezirke Stralsund gelegenen Vorwerken das Pachtquantum hat ermäßigt werden müssen auf Grund der Resultate der Neuverpach-

tung, während wír in anderen Gegenden unseres Landes sehr

Erfte Beilage

Berlin, Freitag, den 18. Februar

A

hohe Mehreinnahmen an Pachtgeldern erzielt haben, nament- lih im Regierungsbezirk Magdeburg. Die Regierung nahm an, daß statt der 24,519 A an Pawtgeldern, die bis dahín aufgekommen waren, nur etwa ein Betrag von 20,090 Æ zu erreichen sein würde. Es sind dann Pläne aufgestellt worden, in welcher Weise die Do- mane parzellirt werden könne. Es ftellte sich gleich heraus, daß mit Rücksicht auf die bedeutenden Wirthschaftsgebäude, die auf dem Domänenvorwerke bestanden, es nöthig sein würde, ein größeres Gut auszusondern und dann den Ueberrest zu 11 Bauerstellen, zu 9 Kossäthenstellen, zu 14 Büdnerstellen einzu- rihten. Das Lizitationsverfahren wegen des Verkaufs hat stattge- funden und anfangs ein überaus ungünstiges Nesultat ergeben, und erst nach mehrfachen Veräußerungsversuchen ist es uns \{ließlich gelungen, einen Gesammtkaufpreis von 399,840 A.'zu erzielen ; dabei wurden noch zwei Kossäthenstellen zurückbehalten, die {chließlich zu 375 4 jährlich haben verpachtet werden müssen. / |

Wenn man nun dieses Kapital zu 4% sich anrechnet und den alten Pachtzins gegenüberstellt, wenn man dann ferner berücksichtigt, daß die Erwerber die Grundsteuer zu zahlen haben, die vom Fiskus früher niht entrichtet wurde und ebensowenig vom Pächter, und 1502 4 dazurechnet : dann stellt sih heraus, daß dem Pachtquantum von etwa 20,000 Æ ein Betrag von 17,710 A. gegenüberstehen würde. Dann tritt noch hinzu, daß nah den Verkaufsbedingungen, die im vorigen Jahre hier dem Hause näher mitgetheilt worden find, und wonach eine Zeitlang dec Kaufyreis unverzinslih stehen bleibt, auch noch nah dieser Richtung hin ein Abzug von dem ermittelten Paht- und Renten- preis zu machen sein würde.

Dieses Resultat, meive Herren, hat nun allerdings für uns eine große Aufmunterung, mit der Bildung bäuerlicher Stellen vorzugehen, nicht gegeben. Defssenungeachtet werden wir uns dadur nicht ein- s{üctern lassen. Wir müssen bedenken, daß das Jahr 1875 in Be- zug auf diese Verhältnisse ein sehr ungünstiges war, und wir müssen allerdings besorgen, daß das Jahr 1876 auch nicht besonders günstige Chancen in dieser Hinsicht bieten wird. In anderen Landestheilen find wir zwar nicht zur Bildung bäuerliher Stellen vorgegangen, wohl aber zur Parzellirung von Domänenvorwerken, und da fehlt es uns nicht an manghen recht günstigen Resulta- n Qt B t Regierungsbezirk Caffel ein Domänen- .vorwer?, das allerdings nicht sehr groß war, von 85 Hektaren ver- äußert worden. Dieses Domänenvorwerk brachte einen Pachtertrag von 1853 1 auf. Wir haben davon 36 Hektare für Zwecke der Forstverwaltung bestimmt, haben zur Veräußerung gebracht 48 Hek- tare, und haben für diese 48 Hektare, die in 28 Parzellen veräußert worden sind, einen Kaufpreis von 65,062 Æ erlangt, also ein äußerst vortheilhaftes, auch finanziell äußerst vortheilhaftes Geschäft. Bei mehreren anderen solcher Komplexe hat {ließli der Veräußerung im Ganzen, während doch WLindereien abgetrennt wurden für Zwecke der Forstverwaltung, der Vorzug gegeben wer- den müssen, Nun hat aber, meine Herren, in dem Berichte, den ih vorher erwähnte, die Agrarkommission und nachher die Majorität dieses Hauses den Hauptaccent darauf ge- legt, daß mit der Veräußerung kleinerer Grundstücke in Fällen, wo fleine Grundstücke in der Nähe von Städten belegen sind, oder wo sich sonst das Bedürfniß nach Erwerb von kleinen Besißungen heraus- gebildet hat, die den Besißer nicht vollständig ernähren, die ihn zwin- gen, eine Nebenbeschäftigung zu suchen, hat, wie ih sage, das hohe Haus mit der Agrarkommisfion den Hauptaccent gelegt, und die Re- gierung maht Tag für Tag die Erfahrung, n nach dieser Richtung hin die größten Wohl:haten zu verbreiten „sind, und daß nah dieser Nichtung hin auch fortwährend günstige finanzielle Vortheile erzielt werden, Gestatten Sie mir, Jhnen ein Bild zu geben von dem, was nach dieser Richtung hin nicht etwa feitdem, seit 2 Jahren, fondern, um irgend einen Abschnitt zu wählen, will ich sagen seit der Dauer meiner Amtsverwaltung, geschehen ist. Jch will noch vorausscicken, daß die Flächengrößen, die ih erwähnen werde, auch die wenigen Domänenvorwerke mit umfassen, die in der Zeit zur Veräußerung und L gelangt find. Da haben wir nun, meine Herren, im Jahre 1870 an Domänengrundstücken 2457 Hefk-« tare, an Forstgrundstücken 141 Hektare veräußert und dafür einen Kauspreis von 985,420 Thaler erlangt. Im Jahre 1871 hat die Veräußerung etwas nachgelassen; Sie wissen, das ist das Jahr, in dem noch der Krieg fortdauerte. Da hat sie sih erftreckt auf 1704 Hektare an Domänengrundstücken, 310 Hek- tare an Forstgrundstücken. Jm Jahre 1872 it fie dagegen gestiegen auf 3661 Hektare an Domänen und auf 610 Hektare an Forft- grundstücen. Im Jahre 1873 ist sie gestiegen auf 4133 Hektaren an Domänengrundstücken und auf 1923 Hektare an Forstgrundstüken. Im Jahre 1874 ist sie um eine Kleinigkeit zurückgegangen und hat sich erstreckt auf 3923 Hektare an Domänengrundstücken und auf 900 Hektaren an Forstgrundstücken. Für diese 5 Jahre stellt si nunmehr heraus, daß 15,858 Hektare an Domänengrundstücken, 3884 an Forstgrundstücken verkauft worden sind, zusammen 19,742 Hektare und daß diese einén Kaufpreis von 30,767,000 X gebracht haben. Meine Herren, neben diesen Veräußerungen von Domänen und Forstgrundstücken fällt noch ganz außerordentlich stark ins Gewicht, was bie Forstverwaltung Jahr für Jahr abtritt zur Ablösung von Forstservituten. Ju. den Jahren 1870, 71, 72, 73 und 74 ih weiß nicht, ob es die Herren ermüden würde, die einzelnen Zahlen zu hôren. (Ruf: Nein! Nein!) im Jahre 1870 sind also zu diesem Zwecke verwendet worden 2249 Hektare, im Jahre 1871 2294 Hektare, im Jahre 1872 2410 Hektare , im Jahre 1873 1934 Hektare, im Jahre 1874 1077 Hektare, in diesen 5 Zahren zusammengenommen 9964 Hektare. Wenn Sie dieses Land, was auch in Privatbesitz übergegangen ist, zusammenstellen mit der Ziffer, die ih vorhin nannte, so kommen Sie dazu, daß theils durch Ver- äußerung, theils durch Abfindung în den 5 Jahren bis Ende 1874 in Privatbesißz übergegangen sind 29,706 Hektare. Meine Herren, das is eine Fläche von mehr als 5 Quadratmeilen, und ich glaube, daß man wird versichern dürfen, ob einzelne Aus- nahmen eintreten, mag ganz dahingestellt bleiben, aber ich glaube, daß man wird recsichern dürfen, daß alles dieses Land in Zukunft besser bebaut werden wird von den Acquirenten desselben, und daß das dazu beitragen wird, die Erwerber dieses Landes an das Land zu fesseln, und daß damit der eigentlihe Weg beschritten ift, den wir zu beschreiten haben, um die Arkbeiterbevö!kerung beiuns seßhafter zu machen, sie mehran das Vaterland zu ketten. Jh könnte nun noch hinzufügen, meine Herren, dieses Bild, was ih Jhnen gegeben habe, ließt mit dem Jahre 1874 ab, aber nur aus dem einzigen Grunde, weil uns in diejem Augenblick die Resultate des Jahres 1875 noch nicht vorliegen, oder wenigstens nur theilweise vorliegen, Jch will aber bemerken, daß die Regierungen im Jahre 1875 an kleineren Parzellen zum Verkauf gestellt habe 5420 Hektare an Forst- und Domänengrundstücken.

„Vielleicht hat es nun noch ein Interesse, wenn ih“ darauf hin- weise, wie sih das Verhältniß zwischen den älteren und neuen Lan-

‘destheilen gestaltet hat. Da fallen denn von der Summe, die ich

vorhin gab, an yeräußerten Domänengrundstücken auf die älteren Lan- destheile 6048 Hektare, es treten hinzu 2877 Hektare an Forstgrund- stücken, während in den neuerworbenen Landestheilen relativ die Do- mänengrundstücke es handelt sich da wesentlich um die Streu- parzellen im agen Königreich Hannover während in den ‘euen B len 9810 Hektare an Domänengrundstücken und 1007 Hektare zur Abfindung von Forstservituten in Privatbesitz gelangt sind.

_ Jch glaube, meine Herren, diese Zahlen werden Ihnen den Nach- weis Prem daß die Domänen- und Forstverwaltung i M darauf Bedacht nimmt, denjenigen Zielen nahzustreben, die Sie in

glich Preußischeu Staats-Anzeiger.

1876,

den Verhandlungen des Jahres 1874 Bde haben, und daß die Erfolge bei Bildung von bäuerlichen Wirthschaften, wie dies uns damals der Referent Ihrer Kommission vorautg-sagt hat, daß die ohne Schuld der Regierung nicht in dea gewünsch{ten Maße ein- getreten sind. t

Die übrigen Reden aus der gestrigen Sigung werden wir morgen mittheilen.

Zum preußischen Staatshaushalts-Etat 1876. L (S. Nr. 42 d. Bl.)

_ DerEtat der Justiz-Verwaltung für das Jahr 1876 {chlicßt in Einnahmen ab mit 42,815,000 (4 (gegen 1875 —+ 139,000.46) ; u. A. stehen Gerichtskosten-Einnahmen einschließlich der von den Ge- rihten zu verrechnenden Stempel und baaren Auslagen in Rehnurg mit 39,000,000 # (geg:zn den Durchschnitt von 1872—1874 1,318,049 Æ, „da für 1876 ein Ausfall an den Kosten in Vor- mundschaftsfachen zu erwarten ist und der Einnahme - Ertrag des Jahres 1872 \chon in beiden folgenden Jahren nicht mehr exreicht ist“); Einnahmen, welche als Emolumente der Beamten zur Ver- wendung kommen 1,915,251 M (diese auf Fraktionsberechnungen be- ruhende Summe wird wiederum unter verschiedenen Titeln der Aus- gaben nahgewieszn); Strafen 1,241,390 4 (gegen 1875 —- 87,650 Æ, der Durchschnitt der Jahre 1872 bis incl. 1874 des an Strafen ein- gekommenen Betrages beläuft sih auf 1,432,059 c); Antheil an dem Arbeitsverdienst der gerihtlihen Gefangenen 445,709 M. (+ 55,100 A. gegen den vorigen Etat); der Gesammtbetrag des Arbeitsverdienstes der Gefangenen stellte fich im Durchschnitt der Jahre 1872 bis incl. 1874 auf 685,814 4, davon betragen die Antheile der Gefangenen 211,423 , von dem Rest von 474,391 A wurden 228,068 /. an die Staats- fasse abgeführt, 246,323 s zu Remunerationen der Gefängnisz- beamten und zur Verstärkung der Unterstüßungsfonds für hülfsbedürf- tige Kinder verstorbener Justizbeamten verwendet. Von den Aus - gaben sind „dauernde“ mit 65,615,000 4 (gegen den 1875er Etat + 1,604,870 c), darunter werden als fünftig wegfallend be- zeichnet 295,725 6, „einmalige und außerordentliche mit 2,600,009 4 An dauerden Ausgaben veraulassen das Ministerium 537,700 M, das Ober-Tribunal 965,910 M, die Justiz-Prüfungskommission 19,800 M, die Gerichte zweiter Instanz in den Landestheilen, in denen die Verordnungen vom 2. Januar 1849 und vom 26. Junt 1867 Geseßesfraft haben, 4,444,940 (, das Appellationszeriht in Celle und Obergerichte des dortigen Departements 1,224,040 (, das Appellationsgeriht in Frankfurt a. M. 101,560 4, der Appellations- gerihtshof in Cöln und Rheinische Landgerichte 1,305 690 M, die Gerichte erster Instanz in den Landestheilen, in denen die Verord- nungen vom 2. Januar 1849 und vom 26. Juni 1867 Geseßeskraft haben, 41,698,411 M, (d. h. gegen den vorigen Etat —- 1,192,212 M; von diesem Posten werden 221,585 # als „künftig wegfallend*® be- zeichnet), die Amtsgerichte im Departement des Appellationsgerichts zu Celle 2,579,308 4, das Stadtgericht und sonstige Gerichtsbehörden erster Instanz in Frankfurt a. M. 308,840 4, die Friedens- und Handels- gerichte des Departements Cöln 1,019,890 6, Kriminalkosten 5,320,33044 (gegen den vorigen Etat 4-476,455 M), baare Auélagen und und andere Ausgaben in Parteisachen 2,586,440 ( (gegen den 1875er Etat 263,637 A), Porto und Auslagen für Postsendungen und Posft- bestellungen 2,281,840 Mé, sonstige Ausgaben 381,400 ( (gegen den vorigen Etat +70,000 (6), Unterhaltung der Justizgebäude mit Aus- {luß der größeren Neubauten und Haupt-Reyaraturen 754,900 6, Just iz-Offizianten-Wittwenkasse 84,000 6. Unter den einmaligen und außerordentlihenAusgaben sind hervorzuheben 500,000 M als fernere Rate zum Neubau eines Gefängnisses für die von dem Stadt- gericht und dem Kreisgericht in Berlin zu vollstreckenden Gefängnifßz- strafen, 470,000 Æ zum Neubau eines Geschäft3hauses des Stadt- gerichts in Berlin für Untersuchungssachen und zum Neubau von Untersuchungsgefängnissen für dasselbe, 420,000 4 zur Erweiterung der Geschäftslokalien des Stadtgerichts zu Breslau 2c. Im Einzelnen sind zu erwähnen unter den „Besoldungen“ beim Stadtgericht zu Berlin Mehrausgabe von 39,000 4 für 10 neue Richterstellen; die Beilage A, des Etats bemerkt erläuternd hierzu: „Ungeachtet dem Stadt- gericht erst durch den Etat für 1875 zu den bis dahin vorhandenen 144 Richterstellen 18 neue Nichterstellen bewilligt find, ist doch das Bedürfniß einer weiterea Verstärkung des richterlihen Personals in- zwischen in so überzeugender Weise hervorgetreten, daß schon für 1876 eine abermalige Stellenvermehrung geboten erscheint. Schon bei Vorderung der 18 Stellen für 1875 wurde bemerkt, daß von dem Präsidenten des Stadtgerichts anstatt dieser 18 Stellen 36 Stellen als erforderlich bezeichnet seien, und es ift Seitens der Staatsregie- rung damals au anerkannt worden, daß eine folhe Vermehrung an sich begründet sein würde. Es wurde aber die Forderung auf 18 Stellen beshränkt, und ift der weitere Bedarf inzwischen für Rechnung des allgemeinen Diätenfonds gedeckt worden. Die Erfahrung hat nun gezeigt, daß, wenngleich durch die neue Vormundschafts- ordnung und vielleiht auch in den Grundbuchangelegenheiten eine mäßige Verminderung des Richterpersonals möglich _werden wird, doch Angesichts der Zunahme der übrigen Geschäfte des Stadtgerichts und bei der fortwährend erheblich wachsenden Bevslkc- rung der Stadt mindestens 10 neue Richterstellen, mithin im Ganzen 172 etatsmäßige Richter, unentbehrlich find. Jusbefondere ist in den Abtheilungen für die wichtigeren Civilprozesse der Mangel an Rich- tern bereits ein so fühlbarer geworden, daß die Termine nicht selten auf viele Monate hinaus angeseßt werden mußten, und es würde ernstlihe Nachtheile zur Folge haben können, wenn ungeachtet der außergewöhnlichen, meist durch ‘die großartigen Bewegungen in den Grundftücks- und Kreditv:rhältnissen entftandenen Geschäfiszunahme dem Gerichte das unbedingt erforderlihe etatêmäßige Personal noch vorenthalten werden sollte. Uebrigens steht mit der Geschäftsvermeh- rung auch die Einnahme an Gerichtskosten im Verhältniß, welche für 1876 auf 4,500,000 Æ hat veranshlagt werden können.“ Weiter- hin wird in derselben Beilage zu der oben erwähnten Mehrausgabe an Kriminalkosten bemerkt: „Die Unzulänglichkeit der bisherigen Kri- minalkostenfonds ist besonders dadur hervorgetreten, daß feit Fest- stellung der leßten Etats für 1873 bis 1875 der Geschäftsverkehr, namentlich auch in Untersuchungssachen, erheblich zugenommen hat; und daß die Verpflegung der Gefangenen jeßt einen weit höheren Kostenaufwand erfordert, als früher. Es kommt außerdem in Betracht, daß das Geseß vom 1. Juli 1875, betreffend die Ge- bühren der Zeugen und Sathverständigen in gerichtlichen Angelegen- heiten, noch eine weitere, nicht unbedeutende „Vermehrung der Aus- gaben veranlassen wird. Im Ganzen ist für die Gerichte, deren Etats jeßt regulirt werden, eine Verstärkung von 510,655 4. erfor- derlich. Dieser Betrag vermindert sich jedoch dadurch, daß von dem Kriminalkostenfonds : 1) auf die sählihen Fonds der Obergerichte des Departements Celle 6000 46, 2) auf die Fonds zu anderen persôn- lihen Ausgaben der Rheinischen Landgerichte 19,200 4, 3) auf die sächlihen Foads derselben Gerichte 9000 6, zusammen 34,200 K übertragen sind, so daß verbleiben 476,455 46,"

Der Etat der Geftüt-Verwaltung für das Jahr 1876 {ließt ab mit Einnahmen im Betrage von 1,695,240 (gegen den vorigen Etat + 313,460 4), und zwar bei den Haupt eftüten (zu welchen seit der Auflösung der Generalverwaltung des Kurfürstlich gesf hen Hausfideikommisses auch das Kurfürftliche Leibgestüt Beber-

eck gehört) mit 553,420 Æ, bei den Landgestüten (inkl. des mit dem Jahre 1876 in Betrieb geseßten Landgestüts für die Provinz Pom- mern) mit 1,138,320 Æ (gegen 1875 + 297,540 4), bei der Central-