1876 / 46 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 22 Feb 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Der Abg. Knebel betonte die mangelhafte Qualifikation der Thierärzte und die Abgg. v. Donath, Seydel und Frengtel wünschten eine Erhöhung des Dienstemntommens der Thierärzte, worauf der Staats-Minister Dr. Friedenthal entgegnete, daß er den Wünschen der Vorredner entsprechen werde, sobald ihm die nöthigen Mittel zu Gebote ständen.

Bei Kapitel 110 (Förderung der Fischerei) wünschte der Abg. Shmidè (Stettin), daf die Ausführungsbestimmungen zu dem neuen Fischereigeseze durch Königlihe Verordnung bald er- Iafsen würden, welche der Regierungskommifsar Ministerial- Direktor Macard auch baldigst in Ausficht stellte.

Nath einigen Bemerkungen des Abg. Wisselinck beschwerte fich der Abg. v. Czarlinski darüber, daß “den landwirthshastlihen Vereinen der polnischen Grundbefizer nicht die Unterstüßungen

ie anderen landwirthschaftlihen Vereinen zu Theil würden, wel{e der Staats-Minister Dr. Friedenthal aber versprah, \o- bald die in Rede stehenden Vereine ihre politishen Tendenzen aufgeben würden. (Schluß dées Blattes.)

Das Haus der Abgeordneten hat am 23. Februar 1875 beschlossen: Die Königliche Staatsregierung aufzufordern, 1) in dem Lehrplan der neuen landwirthshaftlihen Mittelschulen eine Aenderung zu treffen, daß neben der deutshen nicht zwei fremde Sprachen gelehrt werden, sondern nur die englische oder frayzösische ; 2) bei dem Reichskanzler-Amte die Berehtigung zur Ertheilung der Qualifikation für den ein- jährigen Dienst den landwirthschaftliGzen Mittelshulen auch nach der obigen Aenderung des Lehrplans zu sihern. Auf eine Anfrage des Abg. Parisius zu dem Etat der landwirth\schaftlihen Ver- waltung, was auf diese Aufforderung geschehen sei, ist die Beantwortung erfolgt: „Im Sinne des Beschlusses sind An- träge an das Reichskanzler-Amt gerihtet worden. Dasselte hat fich indessen bestimmt ablehnend dahin geäußert, daß, wie die mit der Wehrordnung vom 28. September 1875 erlassene Prüfungsordnung für den einjährig-freiwilligen Militärdienst von den Examinanden ein bestimmtes Maß von Kenntnissen in zwei fremden Sprahen fordere, keine Lehranftali die Befugniß zur Ausftellung wifsenschaftlicher Befähigungszeugn'}e für den ein- jährig-freiwilligen Militärdienst erhalten könne, welche ihre Zög- linge niht mindestens in zwei fremden Sprachen unterrihte. Unter solhen Umständen können von den preußishen Ressort- Ministern Aenderungen in dem von ihnen mit dem Reichskanzler- Amte vereinbarten Lehrplan nicht veranlaßt werden, ohne die Verleihung des sogenannten Einjährig-Freiwilligenrehts, welche vom Reichskanzler-Amte nur auf Grundlage dieses Lehrplans gewährt ift, preis zu geben. Dies aber würde den Wünschen und Interessen gedahter Anstalten durhzus zuwiderlaufen.“ Nath einem anderen Bescheide haben die Verhandlungen mit dem Reichskanzler-Amte noch zu keiner Entsheidung geführt. (S. auch den Bericht über die heutige Sizung des Hauses der Abgeordneten.)

Aus Veranlassung von Petitionen des landwirth\caft- lihen Kreisvereins zu Chodziesen hatte das Haus der Übgeord- neten in der Sesfion 1875 beschlofsen, die Königlihe Staats- régierung aufzufordern, sobald wie möglich dem Landtage eine Gesezvorlage bezüglih der Bildung von Landeskultur- Rentenbanken zur Förderung der Entwässerung mittelst Drai- nage oder offenen Gräben zugehen zu laffen. Nah den dem Ab- geordnetenhause jeßt zugegangenen Entshließungen und Be- merkungen der Königlichen Staatsregierung ist die Errichtung von Landeskulturrentenbanten im Wege der Geseßgebung Gegen- ftand sorgfältiger Erwägungen und Vorarbeiten, welhe noh nicht zum Abschluß gelangt find.

Aus Veranlassung einer Petition von Einwohnern der chingen hatte das Haus der Abgeordneten in der

8 An die Königlihe Staatsregierung ingende Aufforderung zu richten, dem Bescblusse des Ab- netenhauses vom 21. Februac 1873, die geseßlihe Ordnung meindeverfassung in den Hohenzollernshen theilen betreffend, baldigfi Folge zu geben. Wie dem

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letenhause jegt mitgeiheilt ift, finden zur Zeit kommisa-

rungen behufs Vorbereitung einer Gemeindeordnung Doßenzollernshen Landestheile ßatt.

ur Regelung eines gleichmäßigen Verfahrens der

ezirfksverwaltungsgerihte und Krei3aus-

i Einreihung der zur Entscheidung des Königlichen

ungégerichts gelangenden Geshäftssahen hat

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L unterm 31. Dezember v. J. in Erc und Kreisauss\chi Folgendes beftimmt : m Ober-Verwaltungsgeriht eingesandt [i it einem vorzußeftenden vollständigen zeihnisse zu versehen und mittelst besonderen Begleit- berichtes einzureichen ; 2) in ¿iesem Beri Art des Verfahrens, Verwaltungsgeriies anc Revifion); b. § des Beshwerdeführers, event. oder des Vorfizenden des

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l Parteien, refp. Regierungs-Präfident velcher die Be- lien Interesses gt hat (88. 53, 63 und 83 des Gesegzes vom 3. Juli 1875 S. 375); c. der Gegenstand des Rechtsstreites; d. der Streitgegenftandes, falls ein Endurtheil ergangen ift ; enfolien, welche das angegrifene Endurtheil, bezügli tene Verfügung, die Berufungs- resp. Revisionse- rift, die etwaigen Gegenerkflärungen und die Biandatare enthalten ; durch cine Verfügung des Ober-Berwaltungs- nlaßt:n Berihien ift auf diese Verfügung, unter urnalnummer, Bezug zu nehmen. der Minifier bestimmt, daß bei Einsendung des vom 29. Dezember 1873 und

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tfeldorfer Anzeiger“ vom 19. d. Mts. Nr. 50 fielit i : nter der ersrift „Der Staat und die heimi dufirie* neben anderen als Thatsache hin, daß „das Hand-ls-Minifterium mit öfterreizishzen Éijenbahn- bedarfs-FAabriten wegen ciner Li l Staatsbaßnen in Unterhandlung fte Wir find in den Stand gesest, diese Behauptung als völlig unzutreffend nnd jeder Begrün èung entbehrend bczeihnen zu können. Wenn das dusland in den Vorjahren an den sehr erhzeb- lichen Lieferungen 1/0n Beiricbsmaterial Eisenbahnen in Etwas betheiligt wurde, so gesch0h dies ledigli,

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für die preußischen | Ì nur

weil die einheimishen Fabriken zur Zeit der Bestellung überseßt waren und die Forderungen derselben eine enorme Höhe erreicht hatten. An Lokomotiven und Wagen für sämmtliche preußi- \{e Staats- und Privatbahnen wurden im Jahre 1874 für 120 Millionen, im Jahre 1875 für etwa 50 Millionen Ma: k beshafft. Soweit bekannt, beliefen fich am JIahres\{hluß die Bestellungen für das Iahr 1876, in Folge der gedrütten Verkehrsverhältnisse und der für einen besseren Verkehre- umsaß berechneten Mehrbeschaffung an Lokomotiven und Wagen in den Vorjahren nur auf 17 Millionen Mark, und betrug für 1875 und 1876 die Betheiligung des Auslandes ca. 34 Millionen Mark, wovon 320,009 Mark auf die preußischen Staatsbahnen entfallen. Uebrigens wird vorauss\ihtlich noch im Laufe dieses Jahres mit der Bestellung von Betriebsmitteln für die im Bau befindlidzjen Staatsbahnsireen vorgegangen werden, auc beab- sichtigt die Verwaltung der Oberschlesishen Bahn, alsbald den Verding der Lieferung von 50 Lokomotiven auszusreiben.

Wie bereiis amilih gemeldet, ift dem Kaiserlichen Konsul in Sourabaya von Bülßzingslöwen von des Kaisers und Königs Majestät der Königliche Kronen-Orden 3. Klasse am weißen Bande mit \chwarzer Einfassung verlichen worden. Diese in Friedenszeiten kaum jemals zur Verleihung gelangte Auszeichnung verdanft der Genannte den hervorragens den Leistungen, die er während des Feldzuges in Atichin auf dem Gebiete der freiwilligen Krankenpflege bethätigt hat. Von den niederländischen Blättern aller Parteien ist die Wirksamkeit in rühwender Weise hervorgehoben worden, welche Herr von Vülzingslöwen als Pfleger von Cholerakcanken in den Hospitälern der niederländishen Armee in Indien und als unershrockener Retter zahlreiGer Verwundeten, die er in den Kämpfen um Atschin mit eigener Lebensgefahr aus dem feind- lihen Feuer getragen, an den Tag gelegt hat. Herrn von Bülgings- lôwen, der sich seit einigen Monaten in Europa befindet, wad bei seiner Anwesenheit in Haag von cinem zu dicsem Zivecke zusammengetretenen Comité ein Festmahl veranstaltet, an welchem u, A. mehrere niederiändishe Minister Theil nahmen, und auf Anrecung der niederländishen Kolonial-Armee von Sr. Majestät dem Könige der Niederlande ihm als tapferem Mitgliede der Gesellschaft des rothen Kreuzes der Militär-Wilhelms-Orden dritter Klasse eine für Nichtkombattanten höchst seltene Aus- zeihnung verliehen. Bei seiner hiesigen Anwesenheit hat der Genannt: si der Ehre des Empfanges bei Ihren Kaiserlichen und Königlichen Majestäten und einer Einladung zur Feier des Krönungs- und Ordensfefies am 23. v. Mts. zu erfreuen gehabt.

Der Provinzial-Aus\chuß der Provinz Bran- denburg trat am 15. und 16. d. M. hier zu zwei ersten Sizungen zusammen. Am 15. vollzog er die Wahlen für Provinzialrath und Bezirksrath. Der Provinzials rath fezt sich danach zusammen aus den Bürgermeistern Ger- hardt. Frankfurt a. O., Meidam, Landsberg a. W., den Groß- grundbesizern v. Benda und v. Gerlah und dem Wirklichen Geheimen Rath C. v. Manteuffel; den Bezirksrath für den Regierungsbezirk Potsdam bilden Ober-Bürgermeifter Reuscher- Brandenburg, die Großgrundbesizer v. Knesebeck-Iähnsdorf, v. Tettenborn und Lambrecht-Kl. Muß; den Bezirksrath für den Regierungsbezirk Frankfurt a. O. die Großgrundbcsiter v. Pfubl-Jahnsfelde, v. Rosenstiel-Marienwalde, v. Buddenbrock- Kl. Kölzig und Landesbestallter Große-Lübben.

Der Eenera. Serte as Rauch, Commandeux der 9. Division, ist mit UrläubPon Glogau hier eingetroffen.

Der Großberzoglih luxemburgische General-Direktor der Bauten, der Telegraphen und Poften, v. Röbe, welcher einige Tage hier verweilte, ist wieder nah Luxemburg zurügekehrt.

Das Lehr-Infanterie-Bataillon tritt in diesem Jahce am 20. April zusammen. Die Etatsstärke ift auf 20

fiziere, 40 Unteroffiziere, 16 Spielleute und 528 Gemeine

: estimmt.

Baden. der Zweiten Kammer, welche heute ihre Sizungen wieder aufgenommen hat, wurden von der ultramontanen Partei meh- rere Interpellationen eingebracht, darunter cine über die Stellung der Regierung zu der beabfihtigten Erwerbung der

Karlsruhe, 21: Februar. (W. S. B). Ïa

Eisenbahnen dur das Reih und eine andere, betreffend das Petitionsrecht der unteren Beamten. Der Finanz-Minister legte den Entwurf für das außerordentliche Budget vor.

Meckcklenburg-Scchwerin. Sch{chwerin, 20. Februar. Sicherem Vernehmen der „M. A.“ nach wird am 27, d. M. zur Vorfeier des Geburtstages des Groß- herzogs eine Festvorstelung im Großherzoglichen Hof- theater, am 28. d. M. nach stattgehabier Familientafel Cour und Gala - Ball bei den Allerhöhsten Herrschaften und am 29. d. M. ein größeres Hoffonzert stattfinden.

Sternberg, 17. Februar. (H. N.) In der heutigen Landtagssizung waren 60 Ständemitglieder anwesend. Es wurden die Propoñtionen zu Ende verlesen und Landrath v. Oergzen - Woltow zum Protokollführer, Kammerßerr v. Oergzen-Kotelow zum Substituten gewählt, Darauf erfolgie die Wahl der Comités. Der heraus- gegebene Etat der Landes - Rezepturkasse weist eine Einnahme pro Juli 1876—77 von 2,145,700 A4 nah. Davon follen die Zushüfse zu den Matrifularbeiträgen entnom- men und Landés\{chulden abgetragen werden. Für den Sund- zoll find 61,470 etatifirt, womit der ganze Sundzoll abgetragen if. Für einen Brand im Rettungshause zu Gehlsdorf fordert die Regierung 4000 {& Aus Streliz geht ebenfalls der Etat der Central- Steuerkfasse pro Sulí 1876—/7 ‘ein. Dée Gesammt- einnahme beläuft fich auf 296,247 \/( Davon follen Schulden im Betrage von 81,000 Æ abgetragen, das andere Geld zu Landeszwecken verwendet werden. Nah dem streliz\hen Reskript, betreffend Verwendung der Kriegs- tostenentshädigungsgelder will die Regierung die Summe in drei Theile zerlegen. Einen Theil sollen die Groß- herzoglichen Kassen, einen anderen soll die Central-Steuerkafse er- halten und der dritte Theil zu gemeinnüßigen Zwecken verwen- det werden. Ursprünglich verlangten die ftreliß\hen Stände die ganze Summe zum Abtrag der Landes\schulden, find davon aber zurückgekommen. Die Regierung will jeßt auh nicht mehr auf einer bestimmten Summe bestehen, fordert aber denselben Be- trag, wie ihn die Central-Steuerkasse erhält, Die Ablösung der Stolgebühren wird aufs Neue beantragt unter Borbehalt von Modififationen. In dieser Beziehung wird in dem Re- ffripie bemerkt, wenn die Stände der Meinung sein sollten, daß auf eine Ablösung der Proklamations- und Kopu- lationsgebühr nit einzugehen, \ontern vorzuziehen sei, den be- trejjenden Geistlichen c. für Ausfälle an solchen Gebühren eine Entschädigung zukommen zu lassen, die

Regierung auch s\olche Vorshläge entgegennehmen würde. Sämmtlihe Eingänge wurden an die Comités gegeben. Von den mehr als 121 Propofitionen, welche der engere Aus\{huß von Ritter- und Landschaft für den Landtag zu- \sammengestellt hat, ist zu erwähnen, daß, vie aus einem An- trage der ftrelißishen Regierung zu ersehen ift, Verkandlungen wegen einer Lotteriegemeinshaft zwishen Schwerin und Neu- strelis \chweben. Gegen eine an Streliß zu zahlende JIahresrente von 3000 F will die ftrelizishe Regierung ihr Land dem Ab- saße von Loosen der Shweriner Landeslotterie eröffnen und den Absag der Schweriner Loose dur ein ähnliches Verbot des De- bits auswärtiger Loose schüßen, wie solches in Mecklenburg- SŸhwerin bestcht. Der Großherzog von Mecklenburg- Strelip fordert nun die Stände zu einer Er- fläru-g Über diesen Plan auf, indem er zugleih das Anerbieten macht, daß die Einnahme aus der offerirten Jahresrente zur Hälfte in die Großherzogliche Renteikaf}se, zur anderen Hälfte in die, gemeinnüßigen Zwecken dienende Central- Steuerkasse fließen \olle. Auf dem vorigjährigen Landtage wurde auf Antrag des Hrn. von der Kettenburg von der Ritter- haft beschlossen, durch den engeren Aus\{chuß von der Ritter- haft an beide Großherzoge den Antrag zu rihien, „dem etwanigen Versuche einer durch die Reichsverfassung nit ge- rcchtfertigten Einwirkung auf die Modifikation der Landes- E Q E mit Bestimmtheit entgegentreten zu wollen.“ Das mit der Ausführung beauftragte Kollegium hat, wie es dem Landtage berichtet, die Schreiben an die beiden Großherzoge unter dem 8. November v. I. abgehen lassen.

Oldenburg. Oldenburg, 17. Februar. Gestern ist folgendes Schreiben der Staatsregierung an den Landtag gelangt: „Da die Staatsregierung glaubt, im Jnteresse des Landes wie der Beamten nihts unversuht lassen zu dürfen, um zu einem Ausgleich über die Regulativvorlagen zu gelangen, so beantragt dieselbe das Zusammentreten einer Konferenz. Regie- rungssfeitig find zu Mitgliedern der Konferenz der Staats-Minister v. Berg, die Geh. Staatsräthe Ruhstrat und Mugzenbccher, der Geh. Ober-Regierungs-Rath Hofmeister, die Ober-Kammer-Räthe Dr. Janssen und Heumann, sowie der Ministerial-Rath Wesche bestimmt, und ersucht das Staats-Ministerium den geehrten Landtag, seiner- seits Konferenzmitglieder wählen zu wollen.“ In Folge dieses Schreibens hat, wie die „Wes. Ztg.“ mittheilt, der Land- tag zur Wahl von Konferenzmitgliedern noch geftern Abend eine Sigzung gehalten, und is die Wahl gefallen auf die Abgeord- neten Ahlhorn, Borgmann, Gräpel Müller, Nathan, Tanten und Windmüller.

Die Geschäftsordnung des Landtags bestimmt in Betreff der Konferenzen, daß solhe zur Ausgleihung von Meinungs- verschiedenheiten zwishen der Staatsregierung und dem Land- tage für bestimmte Fragen auf Antrag des einen oder anderen Theiles zu bilden sind. Nah beendigten Konferenzverhandlungen ist dem Landtage das Ergebniß mit den daran geknüpften Ver- mittlungsvorshlägen durch einen Berichterstatter vorzutragen, welchen die zur Konferenz gewählten Äbgeordneten aus ihrer Mitte ernennen. Durch Annahme eines Vermittlungsvorshlages werden die entgegenstehenden Beschlüsse des Landtags wieder aufgetoben. Mit Rücsiht auf die bevorstehenden Konferenz- verhandlungen ist die Dauer des Landtags bis zum 26. d. M. veklängert.

Schaumburg-Lipve. Bückeburg, 19. Februar. Di: Landesverordnungen enthalten: Gesetz, betreffend die Ge- bühren der Zeugen und Sachverständigen in gerihtlihen Ange- legenheiten, Vom 5. Februar 1876. Geseh über die Todes- erflärung verschollener Personen. Vom 6. Februar 1876. Ge- se, betreffend diejenigen öffentlihen Lehranstalten. außer dem Gymnafium, welche weitere Lehrziele, als die erweiterten Volks- \{ulen, verfolgen. Vom 7. Februar 1876. Gesetz, betreffend die Feststellung des Landeskassen-Etats pro 1876. Vom 8. Februar 1876.

Bremen, 17. Februar. (H. N.) In der Vürgerschaft wurde gestern über die Steuererhöhung weitecberathe1. Die Vorschläge der Budgetkommission fanden Annahme. Die Ein- kommensteuer wurde als Regelfsaß von 2 auf 3 Proz. gefeßt, niht auf 32 Proz., wie ein Mitglied im Interesse der Ableh- nung der Grundsteuererhebung, und niht auf 4 Proz, wie cin Anderes im Interesse der Vermeidung des BVermögens\ho}es vorshlug. Diesen lehteren stellte man sodann auf ein Ahtel Proz. fest; ein Zehntel oder ein Zwölftel Proz. zu nehmen, wurde abgelehnt, ebenso die Vermögen bis zu 10,000 M (statt derjenigen bis zu 5000 Æ) freizulassen. Üeber die Erhöhung der Grundsteuer von anderthalb auf zwei pro Mille fand namentlihe Abstimmung statt, die mit 65 gegen 61 Stimmen Annahme ergab. Vorher war der Reihe nah abgelehnt worden, die ländlihen Grundstücke, oder die landwirth\{chaftlih benußten Grundstüde im Stadtgebiet, oder die noch niht bewohnten ftädtishen Neubauten von den Grundsteuern auszunehmen. Es wurde dann noch die Erleuchtungssteuer für Eigenthümer von è auf 1 pro Mille, für Miethe von 4 auf 5 Proz. erhöht. Da- mit sind die fehlenden 17 Millionen Mark für den Haushalt des Jahres 1876 gedeckt.

ODesterrci&-Ungara. Wien, 19. Februar. (W.T, B.) In der Sibßung des Abgeordnetenhauses brachte der Finanz-Minifter den Geseßentwurf, betreffend die von den Aktiengesellshaften und Kreditvereinen zu leistenden Beiträge zum Wiener Börsenfonds (Kotirungsfteuer), ein.

2 B E 2) Mi E heutigen Sizung des Abgeordnetenhauses brachte der Abg. Fux eine Resolution ein, dahin gehend, das Haus s\olle die Nothwendig- teit einer Heeresreduktion anerkennen und die Regierung er- fuchen, entsprehende Maßnahmen zu ergreifen und die Resolution dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten mitzutheilen, Im weiteren Verlaufe der Sizung wurde das Klostergesez nah [längerer Debatte in der vom Herrenhause vorgeschlagenen Fafsung angenommen; ebenso wurden die Gesezentwürfe, be- treffend den Bau einer Eisenbahn von Muerzzushlag nah Neuberg und von Bozen nah Meran, genehmigt.

(W. T. B.) Der hiesige türkishe Botschafter hat, wie von gut unterrihteter Seite gemeldet wird, Ab- schrift des Cirfularshreibens Rashid Paschas vom 13. d., in welchem die Durchführung der in der Note Andrassy's vorgeschlagenen Reformen zugesichert wird, hier übergeben.

22. Februar, (W. T, B.) Der Budgetaus\{chuß des Abgeordnetenhauses hat die Vorlage über Aufnahme der öôfterreihischen Goldanleißhe und zur Beseitigung des Noth- standes in Galizien genehmigt. Kardinal Ledochowski ist auf der Reise nach Rom geftern hier eingetroffen,

Prag, 21. Februar. Bei den heute in den Landgemeinden stattgehabten Landtagswahlen gewann die verfassungstreue

Partei

nur in dem Wahlbezirke Königinhof, wo der Kandidat

derselben mit 67 gegen 59 auf den Kandidaten der altczechishen

Partei entfallende Stiamen gewählt wurde, den Sieg. In

allen übrigen Wahlbezirken wurden die Kandidaten der alt-

czehishen Partei gewählt; in vielen derselben blieben die ver-

en Ua und die jung-czehische Partei in bedeutender inorität.

Großbritannien und Jrland. London, 21. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sißung des Unter- hauses erfläârte der Unterstaats-Sefretär im Departes ment des Aeußern, Bourke, auf eine Anfrage Ritchie's, die niederländische Regierung habe die internationale Zuter- konvention wegen des Seitens der Raffinerien dagegen erho- benen Widerspruchs noch nit ratifizirt. Er hoffe indeß, daß dies noch geshehen werde. Der Premier Disracli erwiderte Macarthur auf dessen bezüglihe Anfrage, er werde die Ver- weisung der Frage betreffs Abtretung des Gebietes am Gambiaflusse an ein Spezialcomité beantragen. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde die Debatte über den Ankauf der Suezkanal-A ktien wieder aufge- nommen. Lowe und Gladstone \prahen \ich mit großer Entschiedenheit gegen die einzelnen Bestimmungen der Verein- barung aus und hoben insbesondere hervor, daß die Bedin- gungen, unter denen dem Hause Rothschild die Zahlung des Kaufpreises übertragen worden, ganz exorbitante seien, und daß England dur den Vertrag einen nur so geringen Einfluß bei der Administration des Kanalunternehmens gewinne. Disrageli vertheidigte dic Regierung und wies naméentlih darauf hin, daß der Ankauf der Aktien niht als eine finanzielle Operation, \on- dern als eine politishe Maßregel, die zur Befestügung der eng- lischen Matht dienen folle, beurtheilt werden dürfe, Der gefor- derte Kredit wurde darauf, ohne daß es zu einer förmlichen Abstimmung kam, bewilligt.

Frankreich. Ueber die Deputirtenwahlen liegen beute folgende telegraphische Nachrichten des „W. T. B.“ vor:

Paris, 21. Februar, Abends. Der Minister des Innern, Buffet, hat, wie die „Agence Havas“ meldet, bei dem Mar- shall-Präsidenten sein Entlassungsgesuch eingereiht. Man glaubt indessen in polit:shen Kreisen, daß der Marschall-Prâäsident Buffet ersuchen werde, bis nach dem bevorstehenden Zusammen- tritt der Kammern auf seinem Posten zu bleiben.

21. Februar, Nachmittags. Nach dem bisherigen Re- sultat der gestrigen Wahlen befinden \ch die Republikaner in der Mehrheit, Bekannt sind bis jezt 324 Wakßlresultate, darunter 11 Konservative, 12 Konservativ-Konstitutionelle, 48 konservative Republikaner, 15 Legitimisten, 39 Bonapartisten, 124 Republi- kaner, 14 Nadikale; in 61 Wahlbezirken sind Stihwahlen noth- wendig. Unter den Bonapartisten befinden ih der Herzog von Feltre, Murat und Levert; unter den Republikanern Jules Ferry, Bethmont, Barni und Bert. Der ehemalige Polizei- präfekt von Paris, Renault, wurde in Corbeil gewäßlt; der Prediger Pressensé unterlag in Pontoise gegen den Bonapar- tiften Rendu.

21. Februar, Nachmittags. Es licgt jeßt das Wahl- ergebniß aus 253 Wahlbezirken vor. Nah demselben sind ge- wählt 7 Konservative, 7 Konservativ-Konftitutionelle, 36 konser- vative Republikaner, 8 Legitimisten, 34 Bonapartisten, 101 Re- publifaner, 12 Radikale; in 48 Wahlbezirken sind engere Wahlen nothwendig. Der Minister des“ Innern, Buffet, ist in dem Wahlbezirke Castel Sarrasfin unterlegen, der Justiz-Minister Du- faure wurde in Marennes gewählt.

21. Februar, Abends. Von den 532 für die neue Deputirtenkammer vorzunehmenden Wahlen find bis jegt 452 Resultate bekannt. Unter den Gewählten befinden sch 17 Konservative, 17 Konservativ-Konstitutionelle, 62 konfer- vative Republikaner, 19 Legitimisten, 56 Bonapartisten, 171 Re- publifaner, 16 Radikale; in 94 Wakhlbezirken find Stichwahlen erforderlih. Die Haup führer der bonapartistishen Partei find meistens gewählt worden. Der Minifter der auswärtigen An- gelegenheiten, Herzog Decazes, ist in Aveyron unterlegen, ebenso Ricard (von der Linken) in Niort.

21. Februar, Abends. Es ist nunmehr das Wahl- ergebniß aus 499 Wahlbezirken bekannt. Es find gewählt 20 Konservative, 18 Konstitutionell-Konservative, 71 konservative Republikaner, 23 Legitimisten, 59 Bonapartisten, 187 Republi- kaner, 17 Radikale. Die Zahl der erforderlichez engeren Wahlen hat fich auf 104 evhößt.

‘22. Februar, früh. Es liegen nunmehr noch, von 4 Wahl- bezirken abgesehen, sämmtlihe Wahlergebnisse vor und stellt sh danach die Zahl der gewählten Konservativen auf 28, der Kon- seroativ-Konstitutionellen auf 20, der konservativen Republikaner

Berlin, den 22. Februar 1876.

Die „Nalional- Zeitung“ enthält in ihrer Nr. 56 vom 3, Fe- bruar d. I. einen Artikel, betitelt: „Das neue brasilianische Gesetz, betreffend die Gründung einer Boden-Creditbank in Rio de Janeiro wit europäischem Kapital.“

Der Artikel nimmt auf einen Bericht Bezug, welcher von der Seitens der brasilianishen Deputirtenkammer eingesetzten Temes zur Berathung über die Ursachen der mißlichen

age des Ackerbaus in Brasilien und über die geeigneten Äb- hülfemittel im Juli v. I. erstattet worden ist,

Da dieser Bericht, und namentlih der auf die ländlichen Arbeiterverhältnisse Brasiliens bezüglihe Abschnitt desselben, auch abgesehen von seiner Beziehung zu dem gedachten Bankprojekte, ein allgemeinercs Interesse bietet, so lassen wir den betreffenden Abschnitt des uns in einem Abdrucke des „Jornal do Commercio“ vorliegenden Kommissionsberihts nachstehend in deutscher Uebersezung folgen :

„Das s{werste und furteinflößende Problem“ \o lautet der Bericht „welches si gegenwärtig in Brasilien dem Studium des Staatétmannes tarbictet, ist die LTransformation des êkoncmischen Ark eitsverhältnisses (der Urbeitecfrage).

„, Die allmählihe Emanzipation ter Sklaven, welche in kurzer geit “* waleas: sein wird, hat die Produktion ihres Hauptinstruments raubt,

Es fann keinen Augenblick gezögert werden, die Substitution der arbeitenden Hände zu betreiben, welche in fortschreitender Weise zu mangeln beginnen, das Aufgeben der Kultur, das Verlassen der

flanzungen und Etablissements hervorbringen und den Pflanzern Schwierigkeiten und Opfer gegenüber stellen, welche in kurzer Zeit nicht Vsiegt und kompensirt werden können.

Der Aufschub in der Ergreifung von Mitteln, um Arbeitskräfte heranzuziehen, wird das Uebel vér lmen: und größere Anstrea- Bangen erforbern, die {limmen Folgen zu bekämpfen.

Auf welhe Weise werden aber dem Ackerbau schon jet und

vortheilhaft die sich vearmindernden Arbeitskräfte beschafft werden Tönncn ?

j Wir lesißen im Land: 1) Indianer, Wilde;

. Lootsenwesen, in dritter Lesung an.

auf 75, der Legitimisten auf 25, der Bonapartisten auf 62, der Radikalen auf 17, Wahlbezirke, in denen eine engere Wahl ftaitzufinden hat, be- trägt 108.

22. Sebruar, Vormittags. In Ajaccio erhielt Rouber 96953, Prinz Ierome Napoleon 4498 Stimmen; zwischen beiden findet eine engere Wahl statt.

Das „Iournal ' officiel“ vom 20. d. M. veröffentlicht das Deïret über Errichtung einer Sh ul e, in der die Offiziere der verschiedenen Waffengattungen zu Generalstabs-Offizieren ausgebildet werden sollen. Die Hauptbeftimmungen lauten: Es werden in Paris spezielle militärische Vorlesungen auf je eine Dauer von zwei Jahren eröffnet; sie beginnen am 1. Januar und endigen am 31. Dezember des nächsten Jahres. Aus- nahmsweise beginnen fie für dieses Jahr im Monat Mai. Die Offiziere, welche denselben anwohnen wollen, müssen eine Prü- fung ablegen, und die, in die Shule zugelassen, Lieutenants bis zum 28., Hauptleute bis zum 32. Jahre. Sce-Offiziere können unter den nämlichen Bedingungen wie die Land-Offiziere zugelassen werden. Jedes Jahr finden Prüfungen statt, und die Offiziere, welche dieselben niht genügend bestehen, werden in ihre Corps zurückgesandt. Die Offiziere, welhe nah dem zweiten Jahre ihre Prüfung be- stehen, erhalten ein Zeugniß der: Befähigung und genießen die Vortheile, welche ein Gesetz feststellen wird.

Spaniew. Aus Bayonne, 22. Februar, meldet „W. D. B‘: König Alfons ist gesiern mit General Quesada in Tolosa eingerückt. General Loma hat Santiago de Mendi und Andoagin besetzt.

Die „Agence Havas“ meldet aus Paris, 22. Februar : Der carlistishe General Dorregaray sei auf franzöfishes Ge- biet geflohen, die Sache der Carlisten \cheine nach den von der Grenz? vorliegenden Nachrichten vollständig verloren.

Numänien. Bukarest, 21. Februar. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat pro 1876 cin R ekruten-Kontin- gent von 15,000 Mann bewilligt. Der bei Gelegenheit eivecr Interpellation von einigen Deputirten gestellte Antrag auf Er- theilung eines Mißtrauensvotums an das Ministerium wurde mit 64 gegen 25 Stimmen abgelehn t.

Dänentark. Kopenhagen, 21. Februar. Das Land s- thing nahm in seiner Sizung am Sonnabend den Geseßz- entwurf, beireffend die Staatsunterstüzung für die Insel St. Croix, in zweiter Lesung und die Geseßentivürfe, betreffend das Lettere geßen jezt zum Folkethinge. Die Verhandlungen über den Gesezentwurf, be- treffend die Organisation der Seewehx, welhe am Freitag im Folkethiage begannen, wurden am Sonnabend fortgesetzt, ohne beendet zu werden.

Die Nr. 18 des „Amtsblatts der Deutschen Neichs- Post- und Telegraphen-Verwaltung* hat folgenden Inhalt: Berfügungen: vom 15 Februar 1876: Telegraphen-Ücbercinkommen mit Belgien; vom 16. Februar: Anfertigung der \chriftlichen Prüfungs- arbeiten; vom 14. Februar: Secpostverbindung mit Norwegen auf der Linie Hamburg-Drontheim ; vom 16. Februar: Vorsicht bei Aufs be:vahrnng von Ablieferungsscheinea; vom 16. Februar: Verhütung von Unfällen bei den Posten auf gewhnlien Straßen; vom 18. Fe- bruar: Ausgabe des neuen Gebührenta:ifs.

Kunst, Wissenschaft und Literatur. Der ara 19. Februar gestorbcne lebenslängliche Sekretär der

franzöfischen Akademie, Patin, war 83 Jahre alt. Ec wurke .

den 21, August 1793 zu Paris geboren, war ein BDögling der Norma!- s{ule und lehrte in decsclben im Alter ven 22 Jahren alte und moderne L.teratur. Zum Professor der Rhéetorik im Kellegium Henri IV. im Jahre 1818 ernannt, verfolgte ec mit Eifer seine Éri- tischen und historishen Studien; dies bracte ihm die Ehre cin, an Stelle von Hrn. Villemain in die Sorbonne berufen zu werden und später den Lehritabl der lateinischen Poesie zu übernehmen. Zu die- ser Zeit übers-ßte er Horaz und shriev fein Hauptwerk: „Studien über die guiehishen LTragiker.“ Im Jahre 1815 ernannte ihn die franzésishe Akademie an Stelle von Hen. Victor Leclerk zum lebens- länglihen Sekretär der Akademie. Außer Patin ist auch Brogniart, der Akademiker, Professor der Pflanzengärten und ciner der bedeutendsten Naturforscher Fraufreichs, gestorben.

Professor Max Müller hat, der „E.C.“ zufolge, an den Vize- kanzler der Universität Oxford folgendes Schreiben gerichtet: „Lieber Herr Vizekanzler! Nichts hätte mir willkommenec scin können als die Mittheilung, welche Sie mir in Ihrem gütigen Schreiben von gestern machen, daß ich durch Beschluß des Universitätsrathes der Pflicht enthoben worden sei, als Professor der vergleichenden Sprach- wisfenshaft Vorlesungen zu halten. Nur um mir die zur Vollendung meiner auf altindische Literatur bezüglichen Arbeiten nothwendige Muß? zu fichern, faßte ich den Entschluß, meine Professur niederzu-

2) frei gewordene Sklaven, und die freien, weil nab dem Erlaß des Geseßes vom 283. September 1871 geborenen, Sflavenkinder ;

3) Nattonale (Brasilianer). l Von erwachsenen Indianern, Wilden, welche an ein Nomadenlebea gewöhnt und von tiefem Abscheu und instinktivem Widerwillen gegen den civilisfirten Menschen erfüllt find, wird nur hin und wieder Einer fich in das civilisicte Leben fügen, von dieser Seite also wird der Arbeitsreorganisation nuc ein kleines Kontingent zugeführt werden. Nur Kinder würden in Schulcn erzogen werden können. Man sieht, daß nicht in der Gegenwart mit diesem Element gezählt werdcn darf.

Von frei gewordenen Sklaven darf in den erften Jzhren nicht viel erwartet werden. Ungeduldig, die Freiheit zu genießen, werden ste die Pflanzungen 2c. verlassen, die Einen, um mit irgend welcher Habe, die sie erwerben, selbst Besitzer zu werden, die Andern, um sich in die Wälder zurüzuziehen, wo sie, in Jadolenz vegetirend, fich leiht vom Fischfang und der Jagd erhalten können. Die Generation der freien Kinder, von Sklaven seit dem 28, September 1871 geboren, wird erst, wenn sie theoretish und praktish in der Agrikultur und der Industrie belehrt ist, wenn sie eine Profession gelernt, wun sie Vollständigkeit ihrer pbysishen Organisation erlangt hat, als Arbeits- kraft verwendet werden können; si2 sind also einz Hoffnung für die Zukunft, aber keine Hülféquelle für die Gegenwart.

Das nationale Arbeitselement, hauptsächlich jenes der Mischlings- rocen, durch Kreuzung in physisher und intellektueller Hinsicht gestärkt, vildet ein werthvolles Kontingent zur Bodenkultur, hauptsächlich für die Urbarmachung des Bodens. :

Ja Norden Cea:ás wird der Niederschlag des Urwaldes, das Einxichten und die Kultur des Bodens dur brasilianische Arbeitec besorgt; in St. Catharina und Sao Panlo existiren bedeutende An fiedelungen brasilianischer Ackerbauer, die sich täglich verdichten und ausdehnen,

Dem Brasilianer fehlt jedoch im Allgemeinen die Gewohnheit der Handarbeit, welche der Sklave entehrt hat; ihn schredt der Dienst in der Anuee und Marine ab, Da er seinen Sporn in der Lohn- arbeit oder im Halbparisystem in den größeren Pflanzungen findet, wo er als Aggregirter oder Kamarad (eine Art Diener für Alles) dient, so ist es s{wer, ihn zum Ackerbau zu benußen. Ändrerseits vermeint der Pflanzer, falshen Vorstellungen folgend, daß Reichthum im Besitze dret Strecken bestehe, wenn au der größte Theil der- selben wegen Mangel an Arbeitökräften unbebaut bleibe. Deshalb weigern sie sich, den Arbeitern Land zu verkaufen oder u verpachten.

der Republikaner auf 198. Die Zahl der

welche fie am besten bestanden, werten |

| Tegen. Nun, da Sie mir die Muße in so Hocherziger Weise ge- währt haben, gedenke ih die übrigen Jahre meines Lebens recht gerne in Oxford zu verbringen, und wenn mic meine Gesundheit erhalten | bleibt, so hoffe ih noch im Stande zu sein, den Mitaliedern der Unis versität zu beweisen, daß sie dieses Privilegium Einem gewährt haben, | der ihres Vertrauens nit ganz unwürdig ift.“ : | In der Notiz über die Ecnennung eines cofessors der te- | nischen Chemie 2c. am eidgenössischen Polytechnikum zu Zürich in | Nr. 42 d, Vl., ist der Name dés Ecnaunnten Dr. Géorg Lunge stati | Lange zu kefen. | Die Reise im Kaukasus,

in Persien und der

j aliatischen Türkei von Baron Mar Thielmann ift in der

eben bei Murray erschienenen englischen Neberseßzung von Charles Heucage beifällig aufgenommen worden.

„_.…— Nr. 4 des 11. Jahrganges der Zeitschrift „Der Bär“, Ber- linishe Blätter für vaterländishe Ge\Hichte und Alterthumsküände, herausgegeben von Georg Hiltl und öerdinand Meyer, hat folgenden Inhait: Das Königliche Zeughaus zu Berlin, voa George Hiltl. I. (Mit Abbildang.) Johann Carl vou Edenberg, der sta:ke Mann, von L. Stneider. (Fortsetzung.) Kleement, Erzäblung vox Ludovica Hefekiel. (Feortseßurg.), Briefkaiten. as

E Düsleldorf, 19 Feliritar. wirb des „Köln. Ztg." ge- schrieben: Der zu Pola entdeckte Planet 156 hat dog Namen Xan- thippe und der !u Par!s entdeckte Pianet 159 den Namen Aemilia erhalten. Außer dem seit 1868 vermißten Planeten Frigga bedücfen leßt nech 26 Planeten der Wiederauffuchung, von welchen Maja feit 1551 nicht beobachtet ift. :

Gets3crbe und Handel.

Cottbus, 22. Februar. (W. T. B.) In der beutigen Sitzung des Verwaltungérathes dec Niederlausißer Bank wurde bes schlossen, der bevorstehenden Generalversammlung nah farker Deti- rung des Refervefonds die Auszahlung einer Dividende von 62% iür das Geschäftsjahr 1875 vorzuschlagen. i __— Nath einer vom italienisen Ministerium der éfenilien Arbeiten zufamniengestellten, vergleichenden Uebersicht beliefen sih die Eisenbahneinnahmen im November 1875 guf 12,385,853 Fr. (gegen 1874 —+ 285,474 Fr.). Im Ganzen betrugen die Eisenbahncinnahmen vom 1, Jauuar bis 30, November : :

1874

12,085,218 Fr. 12903344, 23,341,018 , 19037822 817,678 85,875 817,289 i 115,865 111,465 133,312,839 Fr. 129,259,689 Fr.

Zum Mehrertrag ven 4,953,150 Fr. zu Gunstea der betreffenden Periode im Jahre 1275 haben alle Linien mit Auënabme der obcr- italienischen und meridionalen beigetrageu. Die oberitalienishen hat- ten einen Minderertrag von 186,554 Fr. und die meridionalen von 143,139 Fr. Vom 1, Januzr bis 30. November 311 Kil. ncuer Eisenbahnen dem Verkehr übergeben.

Verkehrs-Anstalten.

Zu der am 3. März in Bern stattfindenden Versammlung der BVerwaliungsräthe der Gotthardbahn-Gesellschaft hat die Direktion dcn Entwurf eirer Einzabe an den schweizer Bundesrath vorbereitet, die eine Darstellungder finanziellen Lag e der Gesellschaft enthält. Dieselbe weist folgende Ziffern und Dat:n auf: Das von der internationalen Konferenz fixirte uud in den internationalen Vertrag voi 28. Oftober 1871 aufgenommene Gesammt-Baukapital betrug, wie bekannt, inkl. Geldbeschafung und Interkalarzinsen 187,000,000 &18. Dieses Kapital sollte dadurch beschafft werden, daß die drei Staaten: Deutschland, Schweiz und Italien eine Subvention à fond perdu von 85,000,000 Frs, beitragen, der Rest von 102,000,000 Fre. durch Beth: iligurg des Privatkapitals aufgetracßt werde. Obige Ge- fammtkosten-Summe zergliederte sich nach dem Koftenvoranschlage der intexaationalen Konferenz in runden Zahlen wie folgt: T. für die Gett- bardtahn, exflusive Gotthardtunuel und teffinishe Babnen, 108,8€0,000 818, IL für dan Gotthardtunnel 59,600,000 Fro, L füt die tessinischen Bahnen 18,639,009 Frs., in Summa 187,000,000 Frs. Laut dem vom jeßigen Ober-Ingenieur Hellwag aufgestellten Keiten- Boranschiage beznffert sih jedoch das Erforderniß zum vollständi- gen Ausbau der im internationalen Vertcage vorgce'ehenen Linieu der Gotthardbahn, inkl. G.ldbeschaffung und Interkalarzinsen, auf rund 239,400,000 Frs. und zwar: I. Für die noch zu baucuden Linien der Gotthardbahn, exkl. Gotthardtunnel und tesfinish? Linien 198,95 Kitom. ang rund: 174,400,000 Frs, Il, für den Gotthardtunnel 14,95 Kilom. lang 63,100,000 Frs, 1III, für die bereits erbauten tesfti- hen Linien inkl. noch ausstehender Vollendungsarbeites 66a Kilom. lang, 51,600,000 Frs, Summa 289,400000 Frs. Ad I. Die Differenz zwischen dem Kostenanschlage der internationalen Konfereaz und jenem Hellwags für die noch zu erbauenden neuen Linien der Gotthardbahn beträgt 65,600,000 Fs. Ad II. Die Dife- renz der bciderscits präliminirten Koften für den großzn Tunnel be- trägt 3,800,000 Frs. Ad IIL. Die Differenz des Kostenvorans{!l2g8 der international:n Konferenz gegen die faktischen Ausgaben für den Bau der tessioisen Linien beträgt 33,000,000 Frs. Summa des Defizits 102,400,000 Frs.

Staatseiseabahzen Okeritaltickniscch? Romisch E Meridionale Sardinische ; Cremona-Manktug, Turin-(Sirie Turin-Rivoli .

19,389,683 933,411 442,196 320,205

1875 wurden

A

In der Regel sicht der Pflanzer in dem Kolonisten oder Aggregirten, dem er einige Fuß Land verkauft oder verpzchtiet, eiuen Anfang der Gegncrfchaft, einen Feind, der sein Eigenthum zu erlangen sucht, der Streit und Prozesse anspinnt, der ihm seine Sklaven verführt. Der Aggredado befißt die Unwissenheit des Sklaven, und auch die kleineren Landbefiber ron Brasilien sind ebenso unwissend; fie leben meistens in großer Armuth in leichten Hütten, kaum den nöth'gen Lebenêunterlalt gewinneud, ohne Hoffuung auf die Zukunft; außerdem ist ein anderes Hindernis vorhanden, um nationale Arbeiter zu gewinnen, der bohe Tageloßn ; der Ackerbauer, Sklave des Herkommens, dur keine yrofessienclle Erziehung gebessert, ist nicht im Stande, deu nöthigen Nutzen zu er- zielen, um jolhen Tagelohn zu gewähren. Daher zichen die indu- \tri:llen Unternehmen, namentlih Eisenbahnbauten, die meisten braf- lianis{en Arbeiter an.

Cs ist nun noch erforderlich, die Elemente zu betrachien, welche fih den fremden Kolonisten eztgegenstell:n. Der Kolonist fkznn Asiate oder Europäer scin, der asiatische Arbeiter i E theuer; es fann jedoch nicht übersehen werden, daß der Kooli (Chinese) den besten Uebergang von den Sklaven zur freien Arbeit bildet. Bei der Unmöglichkeit, andere Industrie und Agrikultur- arbeiter zu bekommen, können sie als Gelcgenheitsnothwendigkeit Bra- filien nüßlich werden, indem fie hindern, daß die Produktion wegen Mangel an Händen abnimmt. Die strengste Auswahl muß bei Ein- fuhr von Asiaten angewandt werden, * E

Die Kommission geht nun dazu über, vom europäischen Kolonisten zu reden.

Dex Widerwille des Brasilianers ge;en Handarbeit becinflußt auch den industriellen und ackerbauenden Fremden, der nach Bra- filien auswandert, besonders im Süden, wo sih die meisten Sklaven befinden. Der Emigrant oder Kolonist will nicht zu dieser, sowobl physish wie moralisch, verlorenen Race hinabsteigen. Die durch das Klima hervocgebrahte Indolenz ändert nah und -ah scinen Charakter und, da das Beispiel großen Einfluß bat, verl ert er die angeborene Energie und nimmt bald na ciner Ankunft die Gewohuheit der ihn Umgcbenden an. Und ferner, dec Kolonist ver- läßt sein Vaierland, um ein günstigeres Looz zu suchen; er fordert böheron Lohn, als er ihn zu Hause hatte, und da in Brasilien der Preis der Lebensbedürfuisse sehr hoch ist, so begnügt er si uicht mit dem hier gewöhnlichen Leben. Darum sehen wir täglih in den Zei- tungen Angebote von Hunderten von Kolonisten. Der Judustrielle und

Akerbauer, deren Umstände jolchen außerordentlichen Anforderun,en