1835 / 120 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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der Archive für Jrland und die Pair - Wúrde angeboten habe, und seit den Erklärungen, die Lord Melbourne am Sonnabend im Oberhause abgegeben, spreche der Agitator nun schon ganz schonungslos von dem Undank und der Treulosigkeit des _Pre- mier-Ministers; er. versichere, daß jene Tun ges unwahr seyen, und daß er das Bestehen des vollkommensten Vetständnisses und besten Vernehmens zwischen ihm und den Ministern Sr. Maje- stät als eine ausgemachte Sache betrachtet habe. „, Wie stimmt dies zu dem“, fügt die Morning Post hinzu, „was Viscount Melbourne im“ Oberhause gesagt hat? Vielleicht ist Lord Mel- bourne von einigen seiner Kollegen eben so hintergangen worden, wie früher Graf Grey durch die Unterhandlungen Lord Alt- horp's und Herrn Littleton's mit Herrn O'Connell.// Die Morning - Chronicle dagegen ‘erklärt O’Connell’'s friedliche Stellung zu dem neuen Ministerium nicht aus besonderen Zuge- ständnissen, die ihm gemacht worden, denn Lord Melbourne habe in dieser Hinsicht die lautere Wahrheit gesagt, sondern lediglich aus dem Vertrauen, welches O’Connell zu der allgemeinen Ge- rechtigkeitsliebe des neuen Kabinets hege; die Aufhebung der Union habe derselbe nie unbedingt, sondern nur deshals erstrebt, weil er daran verzweifelt habe, jemals von einem Britischen Parlamente Gerechtigkeit gegen sein Vaterland zu erlangen; jeßt aber hoffe er dies, und die Ernennung eines Katholiken, des Hoff O'Loghlen, zum General-Fiskal für Jrland rechtfertige diese offnung.

U Edward Sugden, der sih bekanntlih in Jrland als Lord-Kanzler die Achtung aller Parteien erworben did hat nun auch sein Siegel abgegeben, und sein Nachfolger, Lord Plunkett, der auch sein Vorgänger im Amte war, ist schon in Dublin ein- getroffen. Der Graf von Haddington aber wird erst am 28sten d. von Dublin abreisen, und bis zur Ankunft des Grafen von Mulgrave wird das Amt des Lord-Lieutenants von Jrland durch eine Kommission verwaltet werden. /

Herr O'Loghlen, der neue General-Fiskal für Jrland, is am Montage in Dublin eingetroffen.

Der Graf Amherst und der Graf von Hilsborough werden sih morgen zu Portsmouth an Bord der Fregatte „Pique‘/ nach Quebek einschiffen. '

Nächst Lord John Russell, zu dessen Gunsten sich nicht nur in London, sondern auch in Edinburg und Manchester Comité's gebildet haben, um durch Penny-Subscriptionen seine Wiederer- wählung in Devonshire kostenfrei für ihn zu sichern, dürfte, al- lem Anschein nah, auch Lord Morpeth in Yorkshire bei der neuen Wahl einen ernstlichen Kampf zu bestehen haben. Lord Morpeth ist bereits dorthin abgereist. Gegen - den neuen Vice-Präsidenten der Handels-Kammer und Münz - Mei- ster, Herr Labouchère, tritt zu Taunton der bekannte Schrift- steller d’Jsraeli (Verfasser des Vivian R als Kandidat der Konservativen auf ; Hr. Labouchère hat sich ebenfalls schon nach Taun- ton begeben, und Herr Poulett Thomson is zu gleichem Zweck nach Manchester abgereist. Jn Schottland wird es dagegen, wie man glaubt, nirgends zu einem Wahlkampfe kommen. Herr Charles Grant reiste vorgestern nah Jnverneßshire ab. _Lord Palmerston, der bekanntlich bei der leßten Wahl in Hampshire durchgefallen ist, will, nah der Behauptung einiger Blätter, in Morpeth als Kant idat auftreten, wenn sih Capitain Howard, der Repräsen- tant dieses Orts, durch seinen Vater, den Grafen von Carlisle, bewegen lasse, seinen Parlamentssig aufzugeben.

, Die verschiedenen an Sir. N. Peel eingegangenen Adressen sollen kfopirt, in mehrere Bände glänzend eingebunden- und in der Bibliothek seines Familiensißes zu Drayton Manor aufge- stelit werden.

Die hiesigen Zeitungen finden die Hast, mit der Donna Maria von den Portugiesishen Kammern zur Wiederver- mählung gedrängt wird, etwas unzart, und meinen, man solle der jungen Königin doch wenigstens etwas Zeit lassen, um ihre Thränen zu troŒnen. E i

Die Times enthält wieder einen langen Artikel über die Moldau und Wallachei und sucht ihre frühere Behauptung zu rechtfertigen, daß die Unabhängigkeit dieser Fürstenthümer von Seiten der Englischen Regierung anerkannt worden sey. Es ergiebt sich Übrigens daraus, daß die Thatsache, aus welcher die- ses Blatt eine solche Anerkennung gefolgert, nichts weiter gewesen zu seyn scheint, als die Anstellung eines Britischen Konsuls in Bucharest, der direkt bei den Fürstenthümern akkreditirt worden war, ohne das exequatur des Sustans zu bedürfen. Die Mol- dau und Wallachei ständen also, der Times zufolge, zu der Pforte ganz in demselben Verhältniß wie Tunis und Tripolis, deren Deys zwar auch dem Sultan ihren Trébut entrichten und dessen Schutderrschaft anerkennen, die aber von dem übrigen Europa als unabhängige Staaten angesehen und behandelt würden.

Niederlande.

Aus dem Pt 25. April. Mit Bedauern vernimmt man, daß sih Jhre Kaiserl. Hoheit die Prinzessin von Oranien etwas unpäßlich befindet. :

Der Contre-Admiral Ziervogel hat, als Befehlshaber des Marinier-Corps, seine Entlassung erhalten, bei welcher Gelegen- heit ihm von Sr. Maj. die Allerhöchste Zufriedenheit mit seinen bisherigen Diensten bezeugt wurde.

_ Amsterdam, 25, April. Man hat sich hier geschmeichelt, Se. Majestär und die Königl. Familie bald hier zu sehen; jeßt wird jedoh versichert, daß der Allerhöchste Besuch bis zum Schlusse der Session der Generalstaaten aufgeschoben bleiben dürfte.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 24. April. Se. Maj. der König, der seit dem Monat September v. J. nicht im Publikum erschienen war, hat“ vorgestern wieder zum ersten Male eine Promenade zu Wagen durch den Thiergarten gemacht. i

Der Graf Woyna hatte gestern die Ehre, dem Könige seine Beglaubigungs-Schreiben als Gesandter Sr. Maj. des Kai- sers Ferdinand 1. abzugeben.

Polen.

Warschau, 2. April. Der General Pencherzewski, der äber drei Jahre Kommandant der Stadt Warschau war, ist am Donnerstag von hier nah St. Petersburg abgereist, um daselbst das Kommando über eine Division der Garde-Kavallerie zu über- nehmen.

| Deutschland.

Altenburg, 22. April. Jn voriger Woche, Dienstags den 14. d. M., ist unsere Landschast, nachdem sie seit dem 2. Fe- brugr wiederum versammelt und mit Abwickelung der dem Land- tage von 1832 gestellten Aufgaben im Fache der Gese6gebung vorzugsweise beschäftigt war, im Namen dés Landesherrn verab- schiedet und dÄnit jener wichtige Landtag endlich geschlossen wor-

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den. Der Gang der Ereignisse, besonders wegen des großen Einflusses, den der neue Zollverband auch in unserm fklei- nen Vaterlande auf die Finanz - Verhältnisse nothwendig äußern mußte, hatte es empfehlenswerth gemacht , und die Nähe der Wohnorte der Abgeordneten erleichterte es jedesmal, die Geschäfte des Landtags in vier Hauptabtheilungen zu erle- digen, deren erste vom 12. Juni bis 21. Juli 1832, die zweite vom 1. Juli bis 6. August 1833, die dritte vom 22. Sept. bis 25. Okt. 1834 und die vierte und lebte also vom 2. Febr, bis 14. April 1835 gedauert hat. Eine natürliche Folge davon ist gewesen, daß über alle Landtags - Erklärungen jedesmal einzelne höchste Entschließungen erlassen wurden, mithin ein ei- gentlicher das Ganze umfassender Landtägs - Abschied entbehrlich ward, zumal da das Land sih schon, zum Theil seit längerer Zeit, im Besiß der Ergebnisse der stattgefundenen Verhandlun- gen befindet. Es isk in den leßten vier Jahren von ‘Seitert der Regierungsbehörden und von der Landschaft ungemein viel gear- beitet worden. Das erfreulichste Einverständniß hat sich zwischen leßterer und der Regierung bis zum Schlusse des Landtags rein und ungetrúbt erhalten.

Hanau, 26. April. Die Gage Zeitung {reibt aus Windecken vom 23. April: „Gestern und in der verflossenen Nacht haben wir unruhige und betrübende Auftritte hier erlebt. Sieben israelitische Einwohner von hier, welche in Folge des Geseßes über die Emancipation der Juden im vorigen Jahre als hiesige Ortsbütger recipirt worden waren, hatten verlangt, nunmehr auch Theil am bürgerlichen Gemeindenubten, so wie solcher jedem andern neu aufgenommenen christlichen Ortsbürger eingeräumt wird, nehmen zu dürfen. Der hiesige Stadtrath war aber keineëweges gewillet, diesem Begehren zu entsprechen, namentlich weigerte er sich, sie am sogenannten VBürgerloosholz Theil nehmen zu lassen, obgleich jeder Ortsbürger davon jährlich ck Klafter erhôlt. Die israelitischen Ortsbürger wendeten fich be- shwerend an die Kurfürstliche Regierung in Hanau und diese wies den hiesigen Stadtrath bei Strafe an, den Reklamanten das ihnen gleich wie allen andern Ortsbärgern gebührende Loos- holz zu verabreichen. Mit dieser Entscheidung war aber so we- nig der Stadtrath als die hiesigen christlihen Bürger zufrieden ;

"man beschloß vielmehr, sich ihrer durch Betretung des Rechts-

wegs zu entledigen zu suchen. Als nun aber inmittelst die Forst- behörde der Verfügung der Kurfürstlichen Regierung gemäß An- stalt machte, den israelitischen Ortsbürgern ihr Bürgerholz anzuwei- sen und gestern Morgern dahier verläutete, daß dieses gerade eben im Walde geschehen solle, da versammelte sih gestern Mit- tag ein großer Theil der hiesigen Bürgerschaft, auf wessen Ver- anstaltung ist noch nicht klar, auf dem Markte und zog in den Wald hinaus, um die Juden und deren Holzhauer gewaltthätig daralis zu verjagen. Glücklicherweise trafen sie aber draußen weder die Juden noch deren Holzhauer; diese waren nämlich, weil die Forstbehörde ausgeblieben war, schon früher nach Hause zu- rückgekehrt. Die hiesigen Bürger kamen daher ebenfalls, ohne daß es zu den soren Gewaltthätigkeiten gekommen wäre, wie- der zurück. Die Aufregung gegen die Jsraeliten war indessen einmal da und machte sih denn auch bald auf eine recht rohe Weise kund. Schon nah 9 Uhr Abends wurden einem am Markt roohnenden Juden einige Steine in die Fenster geworfen, auch fehlte es nicht an mancherlei Drohungen ge- gen die übrigen. Um“ Mitternacht aber endlih, als die ge- ängstigten Juden {hon längst in den Betten lagen und auch sonst Niemand an eine Ruhestôrung mehr dachte, da rückten mit einemmale auf ein gegebenes Zeichen ganze Rotten mit Aexten bewaffneter Frevler vor die Häuser der hiesigen Juden und schlugen mittelst ihrer Aexte an 16 Häusern derselben alle erreich- baren Fenster, Fenster-Läden, auch 4 Hausthüren ein. Man denke sih den Schrecken . und die Todesangst der armen Ju- den, welche für ihr Leben um so mehr besorgt seyn zu müssen glaubten, als aht Tage vorher schon Drohbriefe gefunden waren, wonach eine: Rotte von 48 Leuten es auf die Hälse von sämmtlichen Juden abgesehen haben wollte. Glücklicherweise be- gnügten sich die Verschwornen mit der Zertrümmerung der Fen- ster, Thüren und Fensterläden der Juden, und zogen, nachdem sie lautlos, wie sie gekommen waren, ihr Werk vollendet hatten, wieder ab. Gleich darauf erschienèn denn auch die städtischen Autoritäten und stellten eine Beaugenscheinigung des Schlachtfel- des an. Die sofort eingeleitete Untersuchung dieser bedauerlichen Excesse wird hoffentlih die Schuldigen ans Licht ziehen, damit sie der verdienten Strafe nicht entgehen.“

Darmstadt, 25. April. Jn der heutigen Sigun wurde die zweite Kammer der Stände durch die Einweisungs-Kommis- sion vorläufig konstituirt. Se. Königl. Hoheit der “Großherzog hatte aus den sechs zu den Präsidentenstellen vorgeschlagenen Depu- tirten den Geheimen Staatsrath Eigenbrodt zum ersten und den Geheimen Rath Schenck zum zweiten Präsidenten ernannt. Herr Eigenbrodt nahm sofort den Präsidentenstuhl ein und sprach unter Anderem : E ;

¡¡Hochverehrteste Herren Kollegen ! Ohgleich ih in meinem bereits weit vorgerückten Alter wohl hätte wünschen mögen, daß das die volle Mannsfraft in Anspruch nehmende Amt des ersten

. Präsidenten einem Andern unter uns wäce gegeben worden, so

widme ich dennoch mit Bereitwilligkeit und Freude diesem Berufe auch meine Kräfte. Jn der gegenwärtigen, für mich sehr ernsten und feierlichen Stunde, wo ich dieses Amt antrete, erneuern sich mir Erinnerungen, die meinem Herzen sehr theuer sind. Es if nahe- bei vor 15 Jahren, als ich, zu diesem Amte auf dem ersten Land- tage berufen, hier an dieser Stelle die erste Sihung der zweiten Kammer unter hôchst schwierigen Umständen erdfnete. "Fch sprach in jener ersten Sißung des Jahres 1820 die Hoffnung aus, daß es unserm redlichen Bemühen gelingen werde,“ das gemeinsame Wohl des Landes im größtmöglichen Umfange zu erstreben. I ohne Menschenfurcht, wo es sich davon handelte, den Rechtszustand zu sichern und zu verbessern, oder die Lasten dés Volks so weit zu erleichtern, als es ohne Nachtheil für den richtig gedachten Staats - Zweck möglich" ist, und insbesondere unter derselben Bedingung Ersparnisse an den Kosten der dentlichen Ver- waltung herbeizuführen , diese Freimüthigkeit ohne Men- schenfurcht, sih aber stübßend auf Rechtlichkeit, ahtend die bestehetr- den Rechtsverhältnisse, verbunden mit Mäßigung, einem regen Ei- Fer für Alles, wodurch die intellektuelle, die moralische und physische Kultur Verbesserung erhalten fann, und einem glüclichen Einver- ständniß der ersten Kammer mit der zweiten , führte damals wohl- thätige Erfolge, oder doch die Hoffnung dazu, herbei. Fest in mein Vertrauen, daß wir auch jeßt in dieser Art handeln und uns hier- durch jedenfalls den Beifall derjenigen sichern werden, deren Lob für den rehtlihen/ besonnenen Mann allein Werth hat. Und hier- mit empfehle ih mich Jhnen zum fortdauernden , freundlichen kol- legialischen Verhältniß, womit Verschiedenheit der Ansichten über Einzelnes, auch in sehr wesentlichen Dingen recht gut bestehen kann, und gewiß bestehen wird, wenn“ wir nur, was ih mit Zuversicht hoffe, fest an der Grundlage, an der ersten Bedingung des parla- mentarischen Lebens halten, die Person von der Sache zu trennen und daß Jeder dem Andern zutraue, was er für sich selbs in An- spruch nimmt, Reinheit der Gesinnung. // Die Kammer schritt hierauf zur Wahl ihrer Sccretaire.

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Diese fiel auf die Abgeordneten Hardy als ersten und Hesse als zweiten Secretair. Der Präsident machte der Kammer die Mit- theilung, daß Se. Königl. Hoheit der Großherzog die feierliche Eröffnung der Stände-Versammlung auf Montag den 27sten d

Vormittags halb zwölf Uhr im Großherzogl. Nesidenz-Schlose

bestimmt haben.

Stuttgart, 26. April, Ueber die Meuterei und den Hoch verrath des zum Tode verurtheilten jedoch (wie gestern gemeldet) auf dem Hinrichtungs - Plaße begnadigten Premier - Lieutenant Koseriz und seiner Gefährten giebt der Schwäbische Merkur folgende, - dem Anscheine nah, aus amtlicher Quelle geflossene Auskur;st :

._/eDber-Lieutenant Koseriz huldigte schon in frühen Jahren et nem ungemessenen, Übelverstandenen Liberalismus. Nach den Er- eignissen des Fahres 1830 schloß er sich der. Faction an, welche von der Vorausseßung ausgehend, daß es auch lu Deutschland zu einex allgemeinen Umwälzung kommen müsse, Deutschlands Einheit mit republifanisher Regierun sform auf revolutionnairem Wege herbeizu- führen trachtete. Mit ibr theilte Koseriz oleiche Ansichten, Gesin- nungen. und Bestrebungen. Um in seinem Kreise der Revolution vorzuarbeiten, die durch einen Anstoß von Außen, besonders von Franf- reich her, als unvermeidliches Ereigniß erwartet wurde, stiftete Koseriz einen Klubb in Ludwigsburg, durch welchen er Bürger und Offiziere in politische Verbindung zu bringen und sich eine Macht gegen die Regterung zu verschaffen suchte, z0g Offiziere , deren politische An- sichten entsprechend schienen, in scia Interesse und zettelte durch Auf: wiegelung von Unteroffizieren eine Militair - Meuterei in der Gay: nison Ludwigsburg an. Durch die eifrigen Bemühungen des Feld- webels Lehr, den er sch zum Gehülfen ausersehen hatte, gelang «s ihm, cine Anzahl gedienter und tüchtiger Unterofstziere für sich zu gewinnen, die ihm zusagten, bei dem damals nahe geglaubten Volkz- Aufstande die Fahne des Aufruhrs aufzustecken und sich der Volks- | Partie anzuschließen. Nachdem er ihnen den grauen Abgabendruck in Württemberg und eine beabsichtigte Exleichterung desselben als Zweck des Volís - Aufstandes geschildert, den hochverrä- therischen Endzweck aber, den er mit der Meuterei verband, absichtlich hinterhalten hatte, weil er ihnen die Einsicht nicht zu- traute, forderte er sie auf, in der Stille vertraute Kameraden zu werben, beim Ausbruch aber ihre unt:rhabende Mannschaft der Partie des Aufruhrs zuzuführen, zu welchem Ende er ihnen bereits den Sammelplay bezeichtiete, wo sie seine weiteren Befehle erroarten sollten. Durch etne mehr als ijesuitische Auslegung ihres Dienst Eides suchte er die Unteroffiziere in ihrem vorhabenden Treubruche zu bestärken, machte ihnen Hoffnung auf Offtziersstellen und spies

elte ibnen die Theilnahme hdherer O fiziere vor, um sie seinen ver- fäbrerischen Zuflüsierungen zugänglicher zu machen. Der Verräther wurde mit dem Tode bedroht. Von seinen Umtrieben seßte Koseriz mehrere sciner Kameraden, deren verkehrte politische Richtung ihm zusagte, in Kenntniß, und diese Offiziere warcn psli tvergess fen getug, das Verbrechen ungehindert geschehen zu. lasse, uner- achtet ihnen bekannt war, daß die Meuterei zu revolutionnairen Zwecken eingeleitet sey. Einigen machte Koseriz das nur von Einem derselben abgelehnte Ansinnen, in seinem Geiste auch in ihrem Regiment zu wirken und die Unteroffiziere zum Trevbruch zu verleiten, Andere ließen sich so weit herbei, daß ste, zum Theil mit Mißbrauch ihrer Dienstgewalt, durch Worte oder durch ihr Be- nehmen sträflichen Einfluß auf die bereits verführten Unteroffiziere übten, wodurch diese in dem Entschlusse, threr militairischen Pflicht untreu zu „werden, bestärkt werden mußten. Mehr oder weniger ließen sich diese Offiziere noch andere strafbare Handlungen oder Unterlassungen zu Schulden kommen, die mit der Meuterei und den staatsgefährlichen Umtrieben im Zusammenhange standen. Fn Stutt» gart wurden auf Anñiften des Koseriz vergebliche Versuche gemacht, ie Unteroffiziere aufzuwiegeln ; ob Aehnliches in Heilbronn und Ulm versucht worden, is nicht ermittelt. Indessen wucherte das Verbrechen geraume Zeit in der Garnison Ludwigsburg fort, ohne daß erhoben wäre, wie groß die Zabl der Vecführten gewesen. Nur zehn Unteroffiziere, wovon einer während des Unterschungs - Ar- resis sich selbsi entleibt hat, waren gefiändig, ihre Thetinahme an dem Aufruhr fugelichert zu haben. Koseriz aber hatte durch Feld- wehel Lehr ziemli sihere Kunde erhalten , daß die Zahl der Meu- terer 50 bis 60 betrage, und er glaubte auf zweihundert Unteroffiziere von allen Waffengattungen rechnen zu können. Mit den Unterofsi- zieren, die zum Theil bei den Schüßen kommandirt waren, schien auch die Mannschaft gewonnen, weil auf junge Soldaten nichts mehr zu wirken im Stande is, als das Beispiel ihrer unmittelbaren Führer. Nur in der allgemeinen Aufregung der damaligen Zeit, in der re- volutionnairen Presse, die ihre Wirkungen auf die Unter - Offiziere nicht versehlte, insbesondere aber in der Sympathie für die Polen und für die Flüchtlinge dieser Nation läßt sich der Erklärungsgrund finden, wie es gelingen konnte, die Treue eines Theils des Württem- bergischen Militairs, die seit Menschengedenken nicht erschüttert worden war, wankend zu machen. Mittlerweile waren von andcrer Seite unter Bürgern, Landleuten und Handwerks-Gesellen strâfliche Um- tricbe in Württemberg gemacht worden, die in demallgemcinen Revolu- tions-Plane mit den Bestrebungen des Koseriz zusammenhingen. Er selbst war inder Zwischenzeit mit auswärtigen Revolutions-Männern, insbe- sondere auch mit Polnischen Emissairen, welche durch Württemberg reisten, in Verbindung getreten und in die Geheimnisse der Franzd- sischen Propaganda eingeweiht worden. Aber ers seit der Bekannt- schaft mit einem der zu Hohen - Asberg verhafteten Angeschuldigten vom Civilsiande war von gemeinsamem Handeln mit dem Auslande zu gewaltsamer Realisirung der Deutschen Republik die Rede ge: worden. Durch diesen Mann, der den Verkehr mit dem Auslande unterhielt und zu diesem Ende dftere Reisen machte, wurden die

Frankfurter Revolutionnaire von der Militair-Meuterei in Wörttem-'

berg unterrihtet. Durch" ihn erhielt Koseriz Kenntniß von den Plänen und Mitteln der Frankfurter und von den Umtricben in Nachbarländern. Feßzt fprach man schon von Belziehung der Polen, von der Hülfe Französischer Republikaner , vom Todesstoß, den die Deutsche Bundes-Versamnilung an ihrem Sie erleiden solle u. #st. w. So wie in der beabsichtigten Deutschen Re- publik alle Deutschen Fürsten zu regieren aufhdren sollten, fo lag es auch im Plane, des Königs Majestät vom Throne ihrer Väter zu vertreiben, wenn nicht freiwillige Thron-Entsagung erfolgt wäre, Oer lockere Zusammenhang, der bisher unter der Württembergischen Revolutions-Partie -bestanden hatte, feftigte sich von nun an. Statt der früheren Besprechungen traten Berathungen ein; das. Vorha- hen reifte zum Entschlusse. Bet einer Versamnilung, die um Weih- nachten 1832 in Ludwigsburg ftattfand, erklärten sich Koseriz und einige seiner Genossen vom Civilstande entschlossen, die Republik mit Gewalt einzuführen. Hier wurde verabredet , mit ei- ner Militair-Revolution den Fmpuls zu geben und Koseriz, indem er diese Zusicherung ertheilte, änderte setnen früheren durch einen Volks-Aufstand bedingten Plan. Die Ausführung selbsi aber wärd noch von gewissen Vorausseßungen und Zwischen-Ereignissei, deren Eintritt man übrigens als wahrscheinlich voraussah, abhängig ge- macht. Jnsbesondere wollte man eine größere Aufregting ini Volke abwarten und diese Stimmung benußen: Die Militair-Revolution hätte sodaun das Volk zum wirklichen Aufstande bringen sollen. An einem Tage sollte bier und dort, überall gemeinschaftlich losge- schlagen werden, aber Úber das Wann und Wie war man noch nicht übereingekommen. Uebrigens hatte Koseriz fúr den Hall, daß es beim Eintritt jener Vorausseßungen zum Aus- bruch kommen sollte, für sich einen Plan entworfen, wovon er nur einzelnen Unteroffizieren und einigen andern seiner Genossen bruchstückweije Mittheilungen machte. Auf die Theilnahme von ei- nigen hundert Unteroffizieren und ihrer unterhabenden Mannschaft fest bauend, wollte er vor dem Ausbruch durch einige seiner Ver- trauten auch die Garnisons - Compagnieèn zu Hohen - Asberg guf- wiegeln lassen. Diese hätten sich der dort befindlichen Geschüße und Munition bemächtigen, die Festung sofort verlassen und zwi- schen den beiden Pulverthürmen bei Ludwigsburg Stellung neh-

men müssett. wollte er um ziere aus der

Leonberger - Thor aufstellen, die Thore nen beseßen lassen. ( | terofsizieren und Schüßen sollte in ne zurückbleiben, die Offiziere, welche die auf das Läuten der Sturmglocke und den eilf wären, festnehmen und im F ] Fusbesondere hatte er es auf das Leben seines i E abgesehen. Um die Verbindung mit Stuttgart abzuschneiden, soUte ein Detaschement auf die Stuttgarter Straßé entsendet werden. ‘ort wollte ev das zweite Reiter-Regiment, auf das er sich verlassen a fônnen hofte, satteln und ihre Kaserne durch ein Fnfanterte- Kommando beseßen lassen. Die Kasern

Die- beiden Fnfante durch

Mitternacht Kaserne führen,

Ein Komm

auf das er fein Vertrauen seßte,

mung

wartete, entgegen sehen.

sollen, um sich d

die Bauern mit Waffen zu versehen. Versprechen ertheilen, die Reichen Preis zu geben, Stuttgarter. Die Ludwigsburge

iverden, sh an i plündern und da

siattfinden, die eine zu gemeinschaftlicher Verabredung wärikgen, insbesondere mit den Franfkfurtern , die andere war unter den Würltembergischen Revolutions - Männern nach Stuttgart be= stellt, wozu auch Bauern kommen sollten. cingetretener Verhaftungen, erstere aber, von Kose":iz Ï nes der Angeschuldigten vom Civilstande und eint F fandam3. März 1823 zu Grofgartach und Sch tel zur Aufführung wurden von beiden Seiten dargelegt.

des Gouverneurs aber von œ durch Diensitausch Tages zuvor i u fônnen hoffte, um jeden Preis bewerkstelligt werden. weile wollte er der Ankunft der Bauern, die er in großer Zahl er= Sofort hätten die beiden JFnfanterie-ITe- gimenter zum Leonberger und Solitudethor in Kolonne bereinbrechen

es Arsenals und der Munition zu bemächtigen urrd

Ÿ die eingeleitete Meuterei war auch N die, wenn auch nicht so beträchtlich

D her geschildert w Î Denn wo bewaff

feiner weitern- Mittel.

seßt.

sung im Allgemeinen, Umsturz der insbesondere und zu diesem Ende auch Gefangennehmung Sr. Ma= h am Tage, woo die Residenz nach

Ludwigsburg ver den Koseriz hatte

Tag noch ungewiß war, so blieb auch der Lag der Ausführung vor= läufig noch unbestimmt. Vei dieser Gelegenheit empfing Geld von den Ausländern, das er mit dev Wechsel erhaltenen Geld\umme in die Tasche steckte. Fn der Zwischenzeit gab er den Frankfurter Revolutions= Männern das wiederholte Versprechen, gleichzeitig oder am folgen= den Tage in Ludwigsburg los

triebe später durch

hungen bauend

der Zeitpuntt zum Handeltt heranrückte, desto von der Unzulänglichkeit der Mittel überzeugt haben, die zum Ges lingen des Unternehmens führen dürften. seiner Genossen vom Civilstande nah Frankfurt.

wirklich dahin ging, den Frankfurtern von einem bruch abzurathen und ihnen zu melden, daß Koseriz innerhalb des (sigeseßten Termins in Ludwigslust nicht losschlagen könne -, 0h nicht alle Vorbereitungen getrofen seyen , ernstliher Entschluß des Koseriz scheint aber den Auftrag weder ausgerichtet , orden zu seyn ten Augenblick auf sein Verspre=

Als fester und Ftanffurtecu der

ihnen aufgenommen" w hervor, daß ste sich bis auf den le

1 verließen.

jestät des KdnigÞ®, dessen Person sic

orden tvaren, zum nete Macht zum A

legt würde, versi , als er fich in die

, trafen diefe

Jedenfalls fam

des festgeseßten Termins und wehi

__Y D) t (

eits eingeleiteten Aufstandes. | geleistete Zusage, waren schon zu weit vorangegangen , icht mehr zurückfonnten.

Di

Mich dem Arme der Gerechtigkeit ¡u Mverfen. Der Schlag in Frankfurt Menschen wurden getödtet und 24

brachett in

titeten Bestellung aus ihren Depots in ï Württembergischen Revolutions- und konnten nur durch militairtsche Maßregeln

eutschen und partei anzuscchlie

Gemäßheit der zu Großgartach und Schluchtern einge-

insbesondere der ßen,

Won der Gränze abgehalten werden.

Vio hatte derselbe von

eine Kunde, als cr am Char-Freitag

elitetischen Unteroffiziere an geheimem hrer Gesinnungen versicherte, indem ines Volks - Aufstandes verkündete. jtanffurter Unternehnens lag der Mlhrung seiner Pläne vorläufig verzichtete:

Ütstig gewesen, so hätte ex auch in

elbst nach erhaltener Kunde von

ufitandes

en Entdeckungen Ih selbs nur al

ab er seinen verbrecherischen ndern verschob ihn auf günstigere Zeiten. Koseriz in cinem besondern Vorçalle und Verung schon verrathen zu seyn,

wesentl

( s Mitwisser sträflicher Umtriebe darstellte. ¿n er den Wunsch geäußert hatte, Sr. Majestät dem König selbft

tbfuungen machen zu dürfen, g i kommen zu lassen, und ihm b

sichern, wenn tlennen würd t belog Se. M

M deswürdigen Verbrechen, die

er die Wahrheit in ihrem vollen Umfange

e. Allein Koseriz ajestät den König,

Fe Verschwdrung zu Großfgartach u!

¿neBetheiligung beidem Frankfurter Unternehmen, leitete bis zu seiner [F haftung Collusïonen ein, um dem

"Ung in der Hauptsache tdrend vorzu

au von dem

l, die ihm durch cine a1

f gemacten ies Überhaupt,

Jnhalt jener Unterredung , licß lßergerichtliche Vernehmung zu Erfüllung Bedingung geboten wurde , entshlÜpfen, daß es ihm keineswegs Ern| gewesen war, von der

Ale, der er sich hingegeben hatte

[V9 durch den

Malng ¡u erschleichen daß die Rücksi : én Vaterlandes und die Rückstchten

icht,

dur, das

bt worden ivar,

/ der Gered

Schein einiger Aufrichtigkeit on c. Se. Kdnigl. Majestät ten für das dfentliche Wohl des gemeinsa-

edachte.

Verbrechen des

tigkeit den Lauf u

‘el Instanzen gegen ihn gefällt w

mit zugleich e Psgestellt werde,

n warnettdes Beisp Allein stets gew

alle des fdb Sha niederschieß en.

! Bürgerschaft aber sollte genöthtgt hn anzuschließen, unter der Orohung, daß er son s Arbeitshaus dfnen lasse. Wäre das Unternehmen in Ludwigéburg gelungen, so wollte er auf Stuttgart marschiere tr. Dahin hâtte er Reîterei und Artillerie mit sich er glaubte, sich einzelner Artillerie - Compagnieen sonders des Artillerie-Lrains versichert halten zu dürfen. In Stutt- gart, wo ev auf den Beistand der Unteroffiziere dieser Garnison F zahlte, wollte er dur die Anlagen auf das Schloß los, der Person Sr. Majestät des Kdnigs gârt nicht nehmen können, so wäre es angezündet worden. dem wirklichen Ausbruche sollten noh zwei Haupt-Versammlunge rx

Das Herhbeirufen der aus thren Depots in Frankreich, die Ermordung der Bundestags= Oesandten nebst vielem Anderem ward hier

F das gemeinschaftiiche Losschlagen in Frankfurt und auf Einen Tag längstens binnen vier Wochen,

Vernichtung des Deutschen Bundes

zuschlac en. ihre Anstalten.

Es blieb

dem Erfolge des Frankfurter Unternehmens

Grund,

t y1, Veranlassung, in allgenceinen Rcdensar= gen Uber politische Verbindungen und deren Pläne zu achen, wobei ev aber die

Aufwiegelung der Unteroffiziere und

Hôchstdemselben die

rie- Regimenter zu Ludwigsbrer die meuterischen Untero ffi- zwischen dem Solitude-= und sclb| aver von th- ando aus den túchtigsien I n- der Infanterie -= Kafser- daselbst wohnten, OoDer Allarmschuß herbeëige-

egiments - Obersten S o-

e des erften Reiter-Regiments, sollte angezündet, die Festne H- der Schloß - Wache aus, Die mit Vertrauten bese en Mittler-

Den leßteren wollte er das namentlich Dée

dern

eführt, 2 be-=

und

um fich zu versichern. Hätte er Stutt- Wor

mit den AusS=

Lelztere unterblieb wegen in Gesellschaft et= en Ausländern besuch t uchtern statt. Die Mit= DurcH Koseriz im Besiße von Mitteln, , als sie den Franfkfurtern frü = Losschlagen hinreichend \chienerr- ufruhr bereit is, bedarf es sont Polnischen Flüchtlinge

verabredet und sofort Ludroigsburg j fesige= und seiner Verfas= Württembergischen Verfassung

ert werden sollte, war der Zweck, Verschwörung ecinließ. Da jener

Koseriz5 zur Förderung sétner Um=

Auf diese Verspre= Aber je nâher mehr will sich Koseris

Daher sendete er einer Ob der Auftrag unzeitigen Aus

weil bleibt dahingestellt. noch als solcher von Aus allen Umständen geht.

die Botschaft erst am Ende ge Tage vor dem Ausbruche des e Frankfurter, im Vertrauen auf : daß sie thnen keine andere Wahl, als überliefern oder die Würfel zu erfolgte am 3. April 1833. Neun shwer verwundet. Die Polen

Frankreich, um sich der

Sie waren an Koseriz gewiesen. den 5 April 1833 einen Theil der Ote versammelte und fich er thnen den nahen Ausbruch Nur in dem Mißlingen des daß Koseriz auf die Aus-

Wäre der Erfolg dort Württemberg losgeschiagen. Mißlingen des Frankfurter BVorsaß_ nicht sogleich auf, ?. Bald nachher aber fand in der Besorgniß, der Ne-

dem

ichen Thatsachen hinterhielt und Nach =

eruhten Höchstdieselben ihn vor edingungsweise Begnadigung zu-=

erfüllte diese

i Bedingung nicht. verschwieg und

verleugnete seine id Schluchtern, so wie Überhaupt Gange jeder Eunftigen Untersu- greifen, machte freventlichen Miß- selbs die Gelegen-

kurz er be-

/, zurückzutreten , sondern daß er die Köni liche Begna- mißkannten

für Höchstihr Militair, auf das Tiefste ver= Regentenpflicht aufle= nd das Todes- Urtheil, das în orden war, vollziehen zu lassen, iel für jeßt und für alle Zeiten

Kosertz

angelangt. | j Diesem Zweck angewiesen. Jn Lissabon sind bereits eine pro-

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dem gegebenen Fürstenworte festzuhalten, glaubten Seine Majestät in dem Umstande, daß Höchstdieselben den Verbrecher vor der Unter- suchung Jhres Anbliks gewürdigt und ihm bedingungsweise Begna- tagung zugesichert hatten, auf Hôchstihrem erhabenen Standpunkte elnen Beweggrund zu finden, der nicterfüllten Bedingung von Koseriz Seite ungeahtet, Gnade vor Recht in so weit ergehen zu lassen, daß ihm das Leben geschentt würde Nachdem ihm das T)- des-Urtheil einige Tage zuvor angekündigt und äm Asten dies förmlich erdfnet worden war, is Koseriz nach erfolgter ehrloser Casfa- tion zur Richtstätte geführt, aber daselbst begnadigt worden. Nach dem Willen Seiner Majestät soll er scin Vaterland für immer meiden und das Bewußtseyn seiner Schmach in einen fernen Welttheil hinüber nehmen. „Auch dem Feldwebel Lehr, der gleichfalls zum Erschießen verurtheilt worden war, geruhten Se. Königl. Majestät, nach erfolgter shimpflicher Ausstoßung aus dem Ae die Todesstrafe auf dem Richtplaße in Gnaden ju er- en.

Oesterrei.

Wien, April. Se. Durchl. der Herzog von Nassau hat heute frúh seine Rückreise nach Biberich angetreten.

Der General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers von Ruß? land, Graf Orloff, hatte heute zugleich mit Sr. Königl. Hoheit dem Kronprinzen von Bayern, dem Russischen Botschafter von Tatitscheffz dem Staatskanzler Fürsten Metternich, dem Staats- Minister Grafen v. Kollowrat u. s. w. die Ehre, an der Kaiserl. Familientafel Theil zu nehmen. Se. Durchlaucht der Fürst Metternich und das diplomatische Corps überhaupt, sind sehr be- müht, den in obiger Absicht hier anwesenden Bevollmächtigten der verschiedenen Höfe den hiesigen Aufenthalt angenehm zu machen; beinahe täglich ist aus diesem Grunde bei dem Staats- kanzler und dem einen oder dem anderen der am hiesigen Hofe beglaubigten Gesandten Diner oder Gesellschaft.

_Wien, April. Sir Charles Bagot, Mitglied des Ge- heimen - Rathes Sr. Großbritanischen Majestät, welcher von sei- nem Souverain den Auftrag erhalten hatte, als außerordentlicher Botschafter die Beileids - Bezeigungen über das Ableben Sr. Majestät des Kaisers Franz k, so wie die Glückwünsche zur Thronbesteigung Sr. Jeßt regierenden Majestät des Kaisers und Königs Ferdinand 1. nah Wien zu überbringen, is hier einge- troffen und hat heute die Ehre gehabt, sich seines Auftrags in einer ihm von Sr. Majestät dem Kaiser ertheilten Audienz zu entledigen.

Ihre Durchlauchten die souverainen Fürsten zu Hohenzollern- Hechingen und Sigmaringen haben ‘den Kaiserl. Feldmarschall und Garde- Capitain Prinzen Friedrich Xaver zu Hohenzollern- Hechingen beauftragt, ihre Beileids-Bezeigungs, und Glückwün- shungs- Schreiben Sr. Majestät dem Kaiser und Könige Ferdi- nand l. ehrfurhtsvoll zu überreichen. Der Feldmarschall: Lieutenant und nen Militair-Appellations-Gerichts, zelles, ist zum Feldzeugmeister und der Feldmarschall - Lieutenant, Gustav Prinz zu Hohenlohe-Langenburg, zum Wirklichen Hof- Kriegsrath ernannt worden.

Herr Friedrich Voigtländer, Jnhaber des Dampfwagens, dessen schon im vergangenen Herbst beabsichtigte Reise durch ver- schiedene Umstände verhindert wurde, wird nunmehr dieselbe wirklich antreten und sich nach St. Petersburg begeben, wo er eine praktische Ausübung mit feinem Dampfwagen beabsichtigt, nachdem er einige Éleine Veränderungen an demselben angebracht an Herr Voigtländer wird jedoch vor seiner Abreise noch zwei Fahrten im Prater veranstalten, und dan auf seiner Reise Pest, Prag, Berlin und Hamburg berühren, wo er denselben gleich- falls zu produziren gedenkt.

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und Prôsident des allgemei- Sreiherr von Wacquant-Geo-

J.ta lien.

Rom, 18. April, Der Chevalier von Tallenay hat am 14. d. M. dem Kardinal-Staats-Secretair Bernetti seine Beglaubi- gungs-Schreiben als Geschäftsträger Sr. Maj. des Königs der ranzosen, für die Dauer der Abwesenheit des Botschafters Marquis von Latour-Maubourag, überreicht.

Das Diario di Roma enthält den gewöhnlichen Bericht über ‘die in der Char-Woche von dem Bapste vorgenommenen öf- fentlichen Kirchen-Feierlichkeiten und fügt hinzu: „Bei allen die- sen erhabenen Ceremonien sind Se. Allergetreueste Majestät der Kdnig Dom Miguel 1. und Se. Königl. Hoh. der Prinz von Capua, so wie eine große Anzahl anderer ausgezeichneter N nen, zugegen gewesen.“ Z

S panien.

Der Messager enthält folgendes Schreiben aus Madrid vom 13. April: „Alle von Herrn von Rayneval zu Gunsten der ausgesesten Schuld von 1831 ergriffenen Maßregeln werden Unnüß seyn, wenn nicht der Beschluß des Syndikats der Fonds- Bdrse zu Paris, in Betreff der Zeitkäufe, zurückgenommen wird. Dies if der Wille der Spanischen Regierung, und man glaubt, daß dieser unerwartete Entschluß des Minister- Conseils auf An- rathen der Herren Ardoin und Nothschild gefaßt worden sey, die auf diese Weise Herrn Humann auf indirektem Wege zwingen wollen , die Speculatiotien in Spanischen Renten an der Börse zu Paris zu beshüßen. Leider scheint es gewiß zu seyn, daß, Ungeachtet der guten Absicht Toreno's, die ausgesezte Schuld von 1831 eine passive Schuld bleiben wird. Es heißt, Toreno habe einige Speculationen in diesen Papieren gemacht, in der Hoffnung, einè vortheilhafte Konsolidirung derselben zu erhalten, allein die Majorität des Conseils hat anders entschieden. Man darf nicht vergessen, daß die Spanischen Liberalen der Meinung find, daß die Jnhaber von Cortes-Scheinen, welche sich die Con- vettirung der Schuld von 1831 gefallen ließen, ein Verbrechen begingen, das jene jelzt ohne Gnade bestrafen wollen.“

I O E

Englische Blätter enthalten noch folgende Nachrichten aus Lissabon vom 13, April: „Herr J. A. Magalhaes joll als Gesandter nah Rio Janeiro abgehen, um mit der dortigen Regierung die ndôthigen Unterhandlungen in Betreff der Prin- zessin Donna Januaria anzuknüpfen. Derjenige Artikel des Indemnisations-Geseß-Entwurfs, wonach die Regierung verpflich- Cet sc)n jollte, jeden Verlust zu tagen, der nicht erweislich von Miiguelistischen Behörden ausgegangen, was ihr eite jährliche Ausgabe von 800 Contos de Reis verursacht haben würde, ist n der Deputirten - Kammer mit 57 gegen 40 Stimmen verwor- Fen worden. Das zum Verkauf gestellte National - und Kir- chen - Eigenthum wird in der Provinz Estremadura auf rnehr als 2,600,000 Pfd, Sterl., in den 7 anderen Pro- Vinzen, Algarbien nicht mit eingerehnet, guf 14,500,000 “Pfund veranschlagt. Aus England, Belgien, Frankreich und Den Vereinigten Staaten sind bereits Aufträge zum Ankauf hier Ein Britisches Haus hat allein 125,000 Pfund zu

ohnt, mit ritterlicher Treue an

testantische Kirche und eine jüdische

Synagoge erbaut. Durch

die Abschaffung der Zehnten sind die Steuern in Portugal auf 3 bis 5 pCt. von der Einnahme herabgesezt. Von der inne- reù Schuld waren His zum 31sten v. M. 1,877,000 Pfd. getilgt, doch sind noch 2,975,000 Pfd. davon in Umlauf. Hierzu kom- men freilich noch 1,320,000 Pfd. unverzinsliche Staats- Schuld. Beide Summen werden jedoch vermuthlich noch vor Ablauf von 2 Jahren durch den Verkauf des Kirchen - Eigenthums von dem Budget verschwinden.“

Griechenland.

Die Ep o che muß sich in ihrer Nr. vom 13.

März von neuenr gegen den Sotir und j

gegen die Athene wegen ihrer Mei

über das von Fremden zu bildende Conseil e A ad es, indem sie sagt, es wäre zwar ein Uebel, aber doch kein so großes, als wenn die Freunde des Sotir (Koletti und sein An- hang) die Rathgeber des Königs würden. Sie, die Epoche, sey. keineswegs durch Geschenke der Machthaber bewogen worden, solche Meinung auszusprechen, und theile auch nicht die heuchle- rische Furcht jener Blätter, daß ein so heroisches Volk, wie das Hellenische, von zwei oder drei auf eine Zeit im Rathe des Kd- nigs bethätigten Fremden für seine Freiheit und Rechte etwas zu besorgen habe. Der Oberst-Lieutenant Staikos Staikopulos ist mit Tode abgegangen; er war allgemein geachter. |

Fnland.

__ Berlin, 30. April. Man schreibt aus Breslau untecm 27sten d. M.: „Ueber den auf. hiesiger Sternwarte beobachte- fen neuen Kometen können wir folgendes Weitere berichten Noch an fünf Abenden, welche auf die Auffindung des Kometen folgten, wurde derselbe aufgesucht und mehrmals beobachtet, too- bei der trübe Himmel sich günstiger Weise von Zeit zu Zeit in jener Gegend aufheiterte. Die Lichtstärke des Kometen is nur noch ein Hauch; er is in der gleich Anfangs angegebenen NRich- kung in fünf Tagen über 72 Grad am Himmel fortgerückt, wo- nach er morgen Abend súdöstlih unter 4 Leonis in das Stern- bild des Löwen übertreten wird. Drei Tage vor seiner Auffin- dung muß er ungefähr auf derselben Stelle am Himmel gestan- den haben, an welcher der Biela’sche Komet am 29, Novembec 1832 stand.“

ÎIn Bischwiß bei Ohlau entstand am 23. April auf dem Schüttboden eines Bauers Feuer, wodurch 8 Bauergehöfre, 3 Hâäusslerstellen, die Königl. Försterci und die Schmiedestelle ab- brannten. Der Bauer, bei welchem das Feuer entstand, ist, nebst einem vierjährigen Mädchen ums Leben gekommen. Es konnte nur wenig gerettet werden.

“Tre aae C M E E Zaren namen aa s -- - ern

Königliches C Ce

Wir fahren fort, über die vorübereilenden mimiscchen Darstel= [lungen des Herrn Seydelmann zu berichten Schrdôder’s Luis spiel „die P N Al Ehe aus Delifatesse‘/ war in der alten Zeir, das heißt der Zeit des leßten Fahrzehend des vorigen Fahrhunderts, ein Stück, das immer auf dem Repertoir blieb, das aber dessen ungeachtet nicht ftets- vor einem vollen pause gegeben wurde. Es machte sich nur besonders geltend, wenn sich für die Rolle des Klingsberg ein vorzüglich begabter und gewandtker Schauspieler fand. Aber merfwürdig genug, waren es gerade zwet Schauspieler, die durch ihre Persdnlichkeit keinesweges ¡u Repräsentanten des Klingsberg berufet waren, durch ihre geis- stige Kraft und Bildung aber die treflichsen, und wohl zu bemer- fen, auch von dem Publikum mit dem lebhaftesten Beifall anertanti- ten Meister in der Oarstellung déeser Rolle gewesen find: der Ver= fasser des Lustspiels selbst und ein gewisser Porsch, ein hagerer, tränfklicher Man1 mit einem tiefen und heisevcen Tone, dee aber dur) Talent, Studium und Beobachtung sich die Fertigkeit zur Darstellung eines vollendeten Weltmannes vollsiändig zu et: gemacht hatte Wir führen dies nur darum a!!l, um einen Bewets zu liefern, daß selbs in iener Zeit, wo nicht nur eine ge- wisse Theater-Observanz in Ton, Schritt und Geberden gebietecriich herrschte und zumal in Rollen solcher Urt, wie Klingsberg, zu: Au- torität gediehen war, sondern wo auch talentvolle Virtuosen in die= ser Manier mit der passendsten Persönlichkeit ihr Kredit gaben, den- noch der gesunde Sinn für das unverfälschte Wahre und Schöne, sobald es sih nur zeigte, hervorbrach. Daß nun in der ge genwärtigen Zeit, wo das Publikum solche blendende Exemplare nicht mehr kennt, ein Künstler, wie Herr Seydelmann, durch die Einfachheit seiner Darstellungsweise und ihre Sicherheit sich in der Aufmerksamkcit der Menge erhâlt, wäre nicht zu verwun - dern; aber daß er auch ihren lebhaften Beifall, ia ibr Zujauchze!rt tn solcher Art der Darstellungen ihr abdringt, das ift denn doch etwas Bemerkenswerthes und Etwas, was nicht 1edes Publikum mit dem Berlinischen gemein haben möchte. Der Raum erlaubt nit, aux die übrige zum Theil lobenswerthe Darstellung des Stücks cinzugehen : nur daß Fräulein v. Hagen als Frau v. Holm ganz an ihrer Stcle und stellenweise unübertreflich war, kann Referent nicht mit Stillsch eigen Ubergehen; eben so wenig als das Bedauern, daß man Lustspiele, wie die „unglücklihe Ehe aus Delifatesse‘/, ruhen läßt. Wenn auch, wie oben gesagt, immer nur ein vortreflicher Darsteller des Klingsberg ihr cin volles Haus zuziebt, warum will man denn den Glauben aufgeben, durch solche feine, niemals veralteude Lusl= spiele sh gute Darsteller fér den Klingsberg bilden zu fdnnen- und warum denn unterlassen, den reinen Geschmack am Lustspiel durch solche Lufispiele zu erhalten? Die nôchste Rolle des Gaßs nach diesem Klingsberg war der bekannte Essighändler, oder vielleicht richtiger gesagt, der unbekannt gewordene. Wenigstens if er seit Jffland so gut wie verloren gegangen. Herr Seydelmaun hat ihn wiedergefunden; zivar nicht das nämliche Exemplar : das würde er, wenn er es auch im Leben geschen hätte, nicht genau und vol ständig in scine Fudividualität haben aufuehmen fönneu, vhue ibr Geivalt anzuthun; aber Berg und Thal kommen zusammen, wie viel mehr die Lebenden und Todten im Geiste, wenn nur thr Ta- lent sle niht wie Berg und Thal trennt. Genug, Referent ist bis auf einige kleine Differenzpunkte bei der gegenwärtigen Dar stellung des Herrn Seydelmann gu die Fflandsche vor fast 40 Fah- ren lebhaft ecinnert worden, und bemertt nur noch, was nacigerade Uberslüssig zu seyn scheint, daß auch in dem in Nede siebendcn usi spiele dem Herrn Seydelmann vot dem voli iten Hause abermals dec

lebhafteste Beifall gespendet wurde. San 0E emrn

Auswärtige Börsen,

Amsterdam, 23, April.

Niederl. wirkt Schuld 56re. 32 do. 1027

Kanz-Bill. 26. 475 Amort. 9515. 358 801,

9977. Preuss. Präm, - Scheiue 1152. do, 35 312.

Aus2, Schuld ÎÌ r Rüss. 9923 QOesterc. iy Anl, —, Span. 52 491.

Antwerpen, 2i, April,

Span. 58 493. 38 312. Zinal, 24, Curtes 492

Cou Darmst, 261. P

327. Hamburg, 28 ÁÂprit, Hope in Cert, 99. Preuss. Präm. - Scheina Dän, 75. Port. 947. Wien, 25. April, 47 967. Bank-Actien 13427. Neue Anl, 5982,

Engl. Russ, 1064, 1297. Pola, 1393,

Met. 1021

D C 1 €90 g 15 2s. 25 0 565.